Christine Kury

Christine Kury

Christine Kury, 2. stellv. VDS Vorstand und kaufmännische Leiterin der Schauinslandbahn – Zukunftsweisende Themen für die Branche aufbereiten

Nach 10 Jahren Öffentlichkeitsarbeit für den Verband Deutscher Seilbahnen (VDS) ist Christine Kury kürzlich zum 2. stellvertr. Vorstand aufgestiegen. Hauptberuflich ist die Freiburgerin kaufmännische Leiterin der Schauinslandbahn und für den ÖPNV bei der städtischen Verkehrs AG zuständig. Dem MM verriet sie ihre Motive, Ziele und Einschätzungen.

Frau Kury zunächst zu Ihrer Person. Wie war eigentlich Ihr Werdegang in die Seilbahnbranche?

Ich bin Betriebswirtin mit Masterabschluss und habe lange im Marketing in der Textilbranche in leitender Funktion gearbeitet. 2008 habe ich mich für einen Branchenwechsel entschieden und bin bei der Freiburger Verkehrs AG gelandet (Bereich ÖPNV). So kam ich dann auch zur Schauinslandbahn, weil diese seit den 80er Jahren zur Freiburger Verkehrs AG gehört. Hier übe ich seit 2009 die kaufmännische Leitung aus. Der Technische Betriebsleiter Günter Voigt bildet mit mir gemeinsam das Führungsduo. Ich habe nebenher  immer den Unternehmensbereich Betriebswirtschaft in der VAG geleitet, seit 2018 leite ich jedoch den Bereich Personal und Verwaltung. Ich habe also zwei Hüte – wobei mir die Seilbahn sehr ans Herz gewachsen ist.

Beschreiben Sie bitte die 2S Schauinslandbahn auf den Freiburger Hausberg näher. Sie hat ja einige Besonderheiten.

Wir liegen nahe an der Stadt und führen auf den 1.284 m hohen Schauinsland. Die Seilbahn wurde 1930 erbaut und war die erste weltweit mit Personenbeförderung nach dem Umlaufprinzip und ist noch heute mit 3.600 m Streckenlänge Deutschlands längste Umlaufseilbahn. Prinzipiell handelt es sich um eine Zweiseilumlaufbahn, allerdings mit der Besonderheit, dass die Bahn zwar auf jeder Fahrspur ein Tragseil hat, die Kabinen aber von zwei umlaufenden, endlos gespleißten Zugseilen bewegt werden. 2009 wurde die Bahn als „technisches Kulturdenkmal“ unter Denkmalschutz gestellt. Das spricht u. a. zusätzlich ein spezielles Publikum an. Bei allen Umbauten stimmen wir uns natürlich mit dem Denkmalschutz ab – bis hin zu den Farben der Markisen…–  erhalten aber auch Fördermittel. Eine weitere Besonderheit ist die solarbetriebene Lüftung der 37 Kabinen (11 Personen, Kapazität 700 p/h).

Die Schauinslandbahn erschließt den Freiburger Hausberg und ist mit 3.600 m Strecke Deutschlands längste Umlaufseilbahn. Eine Fahrt dauert fast 20 Minuten

Die Schauinslandbahn erschließt den Freiburger Hausberg und ist mit 3.600 m Strecke Deutschlands längste Umlaufseilbahn. Eine Fahrt dauert fast 20 Minuten

Wie hat sich die Bahn seit 2013 bei den Fahrgastzahlen & Umsätzen entwickelt? Wodurch wurde der Aufwärtstrend möglich?

Wir haben 2012/13 eine umfangreiche Modernisierung vorgenommen, Elektrik, Antrieb und Bremsen erneuert, Lichtwellenleiter aufgelegt und den Einstiegskomfort für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste erhöht. Das heißt wir halten die Kabinen an, so dass man – ohne die Geschwindigkeit auf der Strecke zu reduzieren – in aller Ruhe einsteigen kann. In diesem Zug wurde auch das Restaurant neu positioniert bzw. saniert sowie die Stationsgebäude. Das ganze Ambiente wurde sozusagen verbessert, was uns in Summe letztlich einen Super Erfolg beschert hat. Im Vergleich zum Jahr 2011 haben wir bei den Fahrgästen ein Plus von 60 % und bei den Umsätzen liegen wir bei + 64 %. Der Aufschwung ist sicher eine Konsequenz der o. e. Maßnahmen.

Wer ist heute der typische Fahrgast – hat sich das Publikum verändert?

Unsere Gäste schätzen die Seilbahnfahrt an sich als Erlebnis! Man könnte nämlich auch mit dem Auto auf den Berg kommen – wer die Seilbahn wählt, tut dies bewusst. Auf der Bergfahrt kann man sich eine gratis Audio-Tour über die Geschichte der Bahn etc. anhören.

Wir fahren seit 2009 mit Öko-Strom, sind also ein bisschen „gelebte Elektro-Mobilität“.

Die Gastronomie am Berg wurde neu ausgerichtet, bietet frische regionale Spezialitäten – der absolute Renner ist derzeit das Frühstücksangebot. Das ist immer vorausgebucht.

Dazu kommt noch das Wanderangebot, so dass man sagen kann, der Gast such die Seilbahnfahrt samt Aussicht etc.als zentrales Erlebnis, dazu die gute Einkehr / Geselligkeit und ein bisschen Bewegung am Berg.

Die Hälfte unserer Fahrgäste sind Einheimische, viele davon mit Jahreskarte.. Es kommen Senioren mit Enkel genauso wie die Studenten der Stadt. Für viele ist es ein ganz schneller Weg zur Luftveränderung. Die andere Hälfte sind Touristen. Da profitieren wir einserseits vom Städteurlauber, auch vom Schwarzwald, der im Moment recht populär ist.

Beliebt bei Einheimischen (50 %) und Touristen sind Spezialangebote wie Nachtfahrten oder Bergfrühstücks-Arrangements.

Beliebt bei Einheimischen (50 %) und Touristen sind Spezialangebote wie Nachtfahrten oder Bergfrühstücks-Arrangements.

Handelt es sich vor allem um eine Ausflugsbahn oder spielt auch (Winter)Sport eine Rolle?

Wir sind zwar eine Ganzjahresbahn, aber bei uns machen die Leute das ganze Jahr das Gleiche! Im Winter macht man dann eben Winterwanderungen. Ein echtes Wintersportangebot haben wir nicht. Es gibt jedoch in unmittelbarer Nähe ein paar Lifte, u. a. auch zum Schlittenfahren, diese werden aber nicht von uns betrieben. Ist aber nicht mit einem echten Skigebiet zu vergleichen.

Unsere USPS sind sehr angenehme Fahreigenschaften, schöne Aussicht, eine interessante Technik sowie einen persönlichen Charakter im Umgang. Wir erschließen außerdem den Hausberg und leisten einen Beitrag zum Umweltschutz.

Ein interessantes Angebot ist auch der Mystery Walk. Was kann man sich darunter vorstellen?

Das ist eigentlich eine Outdoor-Variante vom bekannten „Escape Room“. Der Gast erhält am Berg einen Rucksack zum Wandern und kann sich durch das Lösen von Rätseln das Ticket für die Talfahrt erspielen. Damit sind die Leute 1,5 bis 2 Stunden beschäftigt und man erreicht auf diese Weise vor allem auch jüngeres Publikum.

Die Berggastronomie mit frischen regionalen Produkten spielt eine große Rolle bei den Gästen der Schauinslandbahn.

Die Berggastronomie mit frischen regionalen Produkten spielt eine große Rolle bei den Gästen der Schauinslandbahn.

Welche Zukunftsperspektiven habt Ihr, gibt es derzeit oder bald Neuheiten?

Barrierefreiheit ist ein großes Thema bei uns. Deshalb errichten wir derzeit eine barrierefreie Aussichtsplattform an der Bergstation mit einladendem Außenbereich und komfortablen Sitzgelegenheiten sowie Baumhäusern für die Kinder. WIr glauben vor dem Hintergrund des demografischen Wandels ist das für viele Menschen von Bedeutung – nicht nur für mobilitätseingeschränkte Personen. Ja selbst für Familien mit Kinderwagen…

Der zweite Schwerpunkt ist Geschichtsvermittlung. Wir werden nächstes Jahr 90 Jahre alt und die Stadt Freiburg 900 Jahre. Zu den Jubiläumsfeiern wird es u. a. Städteführungen mit Schauspielern geben und unser Beitrag dazu wird ein Schaffner von 1930 sein, der Führungen zur Seilbahngeschichte macht.

Seit kurzem haben Sie im VDS die Funktion des 2. Stellvertretenden Vorstands angenommen. Was hat Sie dazu bewogen und was möchten Sie hier einbringen?

Ich hatte mich schon zuvor 10 Jahre lang im VDS im Arbeitskreis Öffentlichkeitsarbeit eingebracht. Ich stehe als Person für ein paar Themen, die für den Verband künftig immer wichtiger werden wie z. B. Personalfindung und -entwicklung, Nachhaltigkeit, Ganzjahresbetrieb und Barrierefreiheit. Hier kann ich überall aufgrund meiner Tätigkeiten bei der VAG viel Erfahrung einbringen. Durch die kürzliche Neuwahl im VDS-Vorstand hat es sich angeboten, das Führungsteam mit meinem Know-how zu ergänzen. Davon abgesehen, finde ich ehrenamtliches Engagement sehr wichtig – sonst würde unsere Gesellschaft eigentlich ja gar nicht funktionieren…Die Arbeit im Verband empfinde ich als sehr qualitätsvoll und bringe mich daher gerne ein. Auch mein Arbeitgeber VAG findet Verbandsarbeit wichtig.

Gibt es neue Ideen, die Sie beim Verband auf dem Weg in die Zukunft umsetzen wollen?

Ganz vorne steht da Personalgewinnung und -entwicklung. Das ist derzeit eine Herausforderung für alle in der Branche, die dringend Antworten braucht. Auch bei „Nachhaltigkeit“ will ich mich engagieren – da haben die Seilbahnen ja sogar einige Vorteile zu bieten. Und da ich mit ÖPNV auskenne, bin ich natürlich auch für das Thema Urbane Mobilität und Seilbahnen. Schließlich gilt es auch, über geeignete Angebote / Integration für die immer größer werdende Gruppe der Älteren nachzudenken.

Was soll/kann überhaupt beim Thema Nachhaltigkeit von den Seilbahnen künftig getan werden?

Ich glaube, dass die Seilbahnen bereits ein sehr nachhaltiges Produkt anbieten. Im Gegensatz dazu, wird man Flugreisen künftig vermutlich kritischer sehen. Es geht auch um die umweltfreundliche Anreise zu einem Urlaubs-/Freizeitvergnügen. Bei uns ist man in 20 Minuten vom Hauptbahnhof mit den Öffis an der Talstation und fährt dann mit Öko-Strom auf den Berg rauf!

Letzte Frage: Wie kann die Personalproblematik am besten angegangen werden?

Die Seilbahnen müssen vor allem das Image als Arbeitgeber aufpolieren. Wir bieten ein spannendes Arbeitsumfeld in wunderschönen Regionen. Wir müssen uns aber als Unternehmen auch auf die nächste Generation einstellen, die durchaus begeisterungsfähig ist, wenn wir ihnen unsere spannenden Aufgaben vermitteln können! Ein Ganzjahresbetrieb ist ebenfalls wichtig als Chance für ein langfristiges Arbeitsverhältnis. Und last but not least das Thema Ausbildung – hier seid Ihr in Österreich mit der Seilbahn- Berufsschule in Hallein ja Vorreiter.

Mag. Karl Weber

Mag. Karl Weber

Mag. Karl Weber, GF Annaberger Lifte – Wir haben unsere Nische gefunden

Mag.Karl Weber hat als Quereinsteiger 2012 die Geschäftsführung der Annaberger Lifte in Niederösterreich übernommen. Seither hat sich eine beeindruckende Entwicklung vollzogen, die nun im Ausbau zur Ganzjahresdestination gipfelt.

Herr Mag. Weber, wie war Ihr Werdegang in die Seilbahnbranche, seit wann sind Sie GF und welche Funktionen bekleiden Sie eventuell sonst noch?

Weber: Seilbahntechnisch war ich eigentlich ein Quereinsteiger, als ich 2012 die Geschäftsführung der Annaberger Lifte übernommen habe. Meine Voraussetzungen waren ein abgeschlossenes Studium der Betriebswirtschaft, dreizehnjährige Selbstständigkeit in einer Tourismusgastronomie, jahrelange Erfahrung als staatlich geprüfter Skilehrer, sehr gute Vernetzung in und die Verbundenheit zur Region.

Zur Vertiefung in die Materie Seilbahn habe ich das fünfsemestrige, berufsbegleitende Masterstudium „Seilbahnen – Engineering & Management“ an der FH Vorarlberg besucht und heuer erfolgreich abgeschlossen.

Neben meiner Tätigkeit als GF der Annaberger Lifte bin ich Sprecher der ARGE Tourismusentwicklung Annaberg, BIN-Koordinator für das Bergerlebniszentrum Annaberg (BIN = Bergerlebnis in Niederösterreich), Mitglied des Projektentscheidungsgremiums der Leader Region Mostviertel-Mitte, Vorstandsmitglied im Naturpark Ötscher-Tormäuer und Ausbildungsleiter der Bergrettung Mitterbach.

Seit Ihrem Engagement hat sich die Destination gut entwickelt. Schildern Sie die wichtigsten Stationen, Herausforderungen und die wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung.“

Weber: Als ich im September 2012 zu den Annaberger Lifte gekommen bin, begann gerade die Umsetzung des ersten massiven Ausbaues der Beschneiung, mit der es erstmals möglich war, binnen 72 Stunden einen Großteil des Skigebietes mit Maschinenschnee zu beschneien. Die Pumpleistung wurde von 30l/s auf 120l/s erhöht. Im darauffolgenden Winter gab es dann auch erstmals eine Ski- und Boardercross-Strecke, den „Anna-Park“ am Annaberg. Ebenso haben wir zu dieser Zeit das Kinderland, unser sogenanntes „Anna-Land“ neu aufgestellt und um eine lustige und gemütliche Pausenhütte erweitert.

2014 wurde von meinen Eigentümervertretern ein neues JUFA-Hotel entwickelt und als Ski-in/Ski-out Hotel mit 208 Betten direkt im Einstiegsbereich in unser Skigebiet gebaut. Dies ermöglichte eine gewisse Grundauslastung der Lifte auch in den ruhigeren Zeiten.

Eine der tiefgreifendsten Entscheidungen war die Restrukturierung der Annaberger Lifte im Jahr 2016. Der Skigebietsteil „Pfarrboden“ war nicht mehr wirtschaftlich zu führen und musste daher stillgelegt werden, wodurch das Skigebiet auch den direkten Anschluss an den Ortskern Annaberg verloren hatte. Im Gegenzug wurde der Skigebietsteil „Reidl“ um die „Mathias-Zdarsky-Piste“ erweitert und für den Rennlauf optimiert.

In den Jahren 2017/18 haben wir auf 1.300m Seehöhe im Bereich Hennesteck einen neuen Beschneiungsteich mit einem Volumen von 50.000m³ errichtet. Somit stehen nun in Summe rund 70.000m³ an Speichervolumen zur Verfügung. Im Zuge dessen wurde auch das Schnei-Leitsystem verbessert, zusätzliche Schneekanonen angeschafft und die Pumpleistung auf 240l/s verdoppelt, was eine massive Verbesserung der Beschneiungssituation bedeutet. Der Beschneiungsteich Hennesteck wurde so angelegt, dass er auch für einen Sommerbetrieb genutzt werden kann.

Ebenfalls 2017 haben wir mit der ARGE Tourismusentwicklung Annaberg den Mini-Bikepark im Bereich des Liftareals gebaut und eröffnet. Dieser ist ein frei zugängliches Mountainbike-Trainingsareal mit Pumptrack, Skillstrack, Flowline und Skillsline. Die Anlage ist für alle Könnensstufen gedacht, für Kinder und Erwachsene, vom Laufrad bis zum Profibike, um Fahrgefühl, Gleichgewicht und das Mountainbiken im Gelände zu trainieren.

Der 2017/18 angelegte Speicherteich Hennesteck kann auch für den Sommerbetrieb genutzt werden. ©Fred Lindmoser

Der 2017/18 angelegte Speicherteich Hennesteck kann auch für den Sommerbetrieb genutzt werden. ©Fred Lindmoser

Welches Ergebnis brachte die letzte Wintersaison? Haben sich die Investitionen gelohnt?

Weber: Die letzte Wintersaison brachte ein Rekordergebnis für die Annaberger Lifte mit rund 100.000 Ersteintritten. Daraus ist eindeutig ersichtlich, dass sich die Investitionen und Bemühungen gelohnt haben. Speziell der in den letzten Wintern immer weiter entwickelte „Anna-Park“ hat mittlerweile drei Areale und wurde zum wahren Publikumsmagneten.

Welche Pläne zum Ausbau der Infrastruktur gibt es noch?

Weber: Aktuell setzen wir als erstes Skigebiet in Österreich das visionäre System eines Self-Service-Stores für Ticketverkauf und Kundenbindung um, welches auch für CRM und Dynamic Pricing genutzt wird. Der Winterbetrieb läuft sehr gut. Hier ist es unser Ziel, die vorhandenen Attraktionen bestmöglich und in bewährter Qualität dem Gast zur Verfügung zu stellen.

Der Sommerbetrieb ist eine neue Herausforderung für uns. Hier gibt es aber auch bereits Pläne in den Schubladen, die nur mehr darauf warten, umgesetzt zu werden. Die Hauptzielgruppe wird hier, ebenso wie im Winter, auf Familien gerichtet sein. Mit der neuen 1,3 km langen ‚Zipline Annaberg‘ wollen wir als Ganzjahresdestination reüssieren. Im Oktober findet dazu ein Soft-Opening mit „Probebetrieb“ statt, richtig durchstarten werden wir ab Mai 2020 mit einer großen Eröffnungsfeier.

Der Funpark „Anna Park“ mit den Bereichen „Family“, „Waveride“und „Funcross“ hat das Gebiet stark aufgewertet. ©Annaberger Lifte

Der Funpark „Anna Park“ mit den Bereichen „Family“, „Waveride“und „Funcross“ hat das Gebiet stark aufgewertet. ©Annaberger Lifte

Was sind Eure Stärken? Wie können / sollen sich kleinere Bergbahnunternehmen in niedrigeren Lagen angesichts der Klimaänderung positionieren?

Weber: Winterurlaub mit der Familie in Niederösterreich verbringen heißt kleiner Preis, aber großer Komfort, was Angebot und Leistung angehen. Auch unser Skigebiet Annaberg bietet beste Familien-Infrastruktur: Kinderskikurse, acht Lifte, auf denen Kinder bis sechs Jahre gratis fahren, Anna-Park, sowie Anna-Land und nicht zuletzt faire Urlaubsangebote. Und abseits der Piste sorgen die Winterwanderwege und Pferdekutschenfahrten für unvergessliche Erlebnisse.

Annaberg ist ein klassisches Familienskigebiet und sieht sich neben der Ferienregion vor allem auch als „Nahversorger“ für den Großraum Bratislava/Wien/St. Pölten – nah genug für einen Tagesausflug.

Winter heißt in Zukunft nicht mehr automatisch, dass der Gast jeden Tag auf der Piste zu finden ist. Der Klimawandel ist unbestritten und fordert von den Bergbahnen Anpassungsstrategien. Diese können technischer und nicht-technischer Natur sein. Schneesicherheit (mittels technischer Beschneiung) wird mittlerweile vorausgesetzt. Mit Diversifikation im Wintertourismus und zusätzlicher Ausrichtung auf vier-saisonalen Tourismus können bzw. müssen von den Bergbahnen neue Geschäftsfelder besetzt werden. Speziell die kleineren Skigebiete können hier Nischen finden, die außerdem ihren familiären und damit übersichtlichen Charakter ebenso betonen müssen, wie die besondere Freundlichkeit ihrer Mitarbeiter.

Wesentlich für einen wirtschaftlich nachhaltigen Betrieb eines Skigebietes ist die Ausrichtung auf ein wettbewerbsfähiges Angebot. Für Anpassungen müssen vielfach völlig neue Wege eingeschlagen werden. Es bedarf individueller und maßgeschneiderter Alternativkonzepte. Welche Anpassungsstrategien erfolgversprechend sind, kann pauschal nicht festgestellt werden. Diese sind individuell für jede Destination zu definieren. Eine echte Alternative zum Massenphänomen Skifahren konnte allerdings bis dato noch nicht gefunden werden.

Die Konkurrenz der Skigebiete und des Skifahrens liegt per se nicht im Alpenraum, sondern in den Fern-, Städte- und Thermendestinationen.

Ebenfalls sehr gut angenommen wird der Mini-Bikepark.

Ebenfalls sehr gut angenommen wird der Mini-Bikepark.

Was können  Sie uns zu den Attraktionen „Anna-Park Familiy“ und „Anna-Park Cross“ sagen. Die sind ja noch relativ jung. Wie wurden sie angenommen?

Weber: Der „Anna-Park Family“ ist der Funpark für die ersten Freestyle-Versuche, optimal auf kleine Freestyler und jeden abgestimmt, der seine ersten Slides und Jumps wagen möchte. Der „Anna-Park FunCross“ sorgt für Action mit Steilkurven, Schneewellen und Sprüngen. Auf einer Länge von 800 Metern finden Anfänger und Profis zwei verschiedenen Lines: nach einem gemeinsamen Startbereich und einigen Schneewellen und zwei Steilkurven teilt sich die Strecke in eine „Easyline“ und eine „Sportline“. Die blaue Easyline geht über Wellen und Steilkurven, einen Boost Kicker und einen kleinen Sprung über eine Funbox. Am Ende wartet „Slopy“, eine gepolsterte Figur der man vor dem Abschwingen ein „High Five“ geben kann. Die rote Sportline geht rasanter über größere Schneewellen und Steilkurven zu zwei 6 Meter-Kickern und einen 8 Meter-Zielsprung. Diese Strecke wird auch für Skicross- und Snowboardcross-Rennen genutzt und kann zu diesem Zweck verlängert werden. Durch die geteilte Streckenführung bleibt auch bei Rennbetrieb die Easyline für den Tagesgast befahrbar. Neu hinzu gekommen ist im Winter 2018/19 der „Anna-Park Waveride“ im Bereich des Tellerliftes, eine riesige Wellenbahn, bei der Tempo und Geschicklichkeit geschult werden können.

Die neue 4er ZIP-Line leitet mit Probebetrieb im Oktober den Weg zur Ganzjahresdestination in Annaberg ein. © ecoplus

Die neue 4er ZIP-Line leitet mit Probebetrieb im Oktober den Weg zur Ganzjahresdestination in Annaberg ein. © ecoplus

Wo soll die Reise Eures Natur- & Erlebnisberges künftig hingehen?

Weber: Die Herausforderungen für die Zukunft kleiner Skigebiete sind mannigfaltig. Für Annaberg wird es heißen, den hohen Qualitätsstandard des Winterbetriebes erhalten und den Ganzjahresbetrieb auf- bzw. auszubauen. Die Eröffnung der neuen Zipline fordert naturgemäß auch entsprechende Infrastrukturadaptierungen.

Das Bergerlebnis soll für den Gast noch intensiver erlebbar werden, wozu es bereits einige neue Konzepte gibt. Ein respektvoller Umgang mit der Natur kann hier spielend erlebt und erlernt werden. Die Fahrt mit der neuen Zipline bildet den actionreichen Abschluss eines gemeinsamen Familienausfluges.

TR DI Michael Manhart

TR DI Michael Manhart

TR DI Michael Manhart – Skilifte Lech am Arlberg

Ein Menschenleben reicht nicht für alle Ideen

Kaum jemand hat die Seilbahnbranche in den letzten 50 Jahren so geprägt wie TR DI Michi Manhart aus Lech. Manhart, der „Schneipapst“ war und ist ein technischer Visionär, hat viel Pionierarbeit geleistet – vor allem im Bereich Umwelt und Beschneiung sowie Lawinenschutz. Seine Expertisen sind nach wie vor unverzichtbar und er ist auch mit 77 noch aktiv, sei es in Ausschüssen der OITAF oder bei den Skiliften Lech!

Im Gründungsjahr unserer Vorgänger-Zeitschrift (Motor im Schnee) 1969 warst Du 27 Jahre alt. Warst Du damals schon mit der Seilbahnbranche in Kontakt – 1972 bist Du ja bereits bei den Skiliften Lech angestellt worden…

Michael Manhart: Ich bin ab 1945 in Lech in der Familie meines Großvaters und Skiliftpioniers Dipl. Ing. Sepp Bildstein und meiner Mutter Adelheid Schneider-Bildstein, seiner Nachfolgerin als Skigebietschefin und Schöpferin des Arlberg-Skipasses (übrigens auch stv. Vorsteherin des österr. Seilbahnverbandes), aufgewachsen. Skilifte und Skigelände waren ständige Themen. Sepp Bildstein, bis zum Kriegsende technischer Leiter von Daimler Benz Mannheim hatte schon ab 1938 „so nebenbei“ die ersten Schlepplifte in Lech und Zürs erbaut. Mit Chefredakteur Hans Dieter Schmoll von MiS hat mich eine jahrelange Freundschaft verbunden.

Wie hast Du die Zeit damals als Skifahrer erlebt? Gab es eine Aufbruchs- und Pionierstimmung?

Zur Schule bin ich im Winter mit Ski gefahren, nach Hause zurück über den Schlegelkopflift. In Lech gab es betreffend Wintertourismus nach dem Krieg mit sanierten Liftanlagen und in rascher Folge neuen Schlepp- und Sesselliften eine steile Aufwärtsentwicklung.

Beim Thema Beschneiung war Lech früh dran. Wie waren die Anfänge? Du hast dann 1983 den Arlberg Jet erfunden? Was war der Grund dafür und was kann dieses Gerät?

Ab 1973 habe ich mich intensiv mit Beschneiung befasst, nachdem ich im Winter 1972 / 1973 in Kanada und den USA Schneeanlagen gesehen hatte. Die Realisierung der ersten kleinen Schneeanlage am unteren Schlegelkopfhang wurde von der Lecher und Vorarlberger Politik nach Kräften, aber erfolglos, behindert und von den österreichischen Seilbahnkollegen belächelt, „Das ist ja ganz nett, aber Beschneiung wird man sich nie leisten können!“ – Mein erstes Test- Beschneiungsgerät war eine amerikanische SMI 320 Propellermaschine. Eine große Wasseruhr und meine Stoppuhr waren der Beginn des Prüfstandes für Beschneiungsgeräte in Lech. – Ich habe den Arlberg Jet Ende der 1970er Jahre erfunden, weil die Leistungen der Druckluftgeräte aus den USA nicht zufriedenstellend waren. Der Arlberg Jet ist leicht, mobil, kann wegen der Entspannungskälte der Druckluft bei Umgebungslufttemperaturen nahe 0 Grad C beschneien und wird von wechselnden Winden kaum beeinträchtigt.

Bereits 1982 hast Du eine Großbeschneiungsanlage gebaut. Was war das Besondere im Vergleich zu den Anlagen der Seilbahn-Kollegen?

Wir haben die Schneeanlage Lech von vorne herein hybrid konzipiert, mit Versorgungsleitungen für Wasser, Druckluft und Strom. Wasserfassungen im Lechfluss. Vorbild für die Druckluftbeschneiung war die Schneeanlage in Savognin. Propellergeräte wurden wegen gewisser Vorteile parallel eingesetzt. Meine Kollegen haben die Vorteile der Druckluftbeschneiung erst mit dem Aufkommen der Beschneiungslanzen verstanden.

Blumenwiese im Skigebeit Lech – der Beweis für eine üppige Vegetation. © Skilifte Lech

Blumenwiese im Skigebeit Lech – der Beweis für eine üppige Vegetation. © Skilifte Lech

Wie groß ist die Schneeanlage in Lech heute, dargestellt anhand eingesetztem Gerät, Sekundenliter-Leistung, erzeugter Schneemenge pro Saison und Anteil an der gesamten Pistenfläche?

Wir haben mit allen 5 Schneeanlagen in Lech-Oberlech-Zürs zusammen 508 Schneeerzeuger, davon 146 Druckluftkanonen, 141 Propellermaschinen und 221 Lanzen. Die maximale Schneikapazität beträgt 825 Sekundenliter, die erzeugte Schneemenge pro Saison 1.192.000 m3. Die beschneite Pistenfläche umfasst 148,33 ha – das sind 60 % der gesamen Pistenfläche – ausgedrückt in Länge sind es 41.486 Meter.

Etwas später hast Du den nach wie vor weltweit einzigartigen Schneekanonen-Prüfstand entwickelt. Was war dafür ausschlaggebend?

Getestet habe ich Beschneiungsgeräte schon 1973 mit der besagten Wasseruhr in Verbindung mit einer Stoppuhr. Die Schneequalität wurde über das Schneegewicht und hinsichtlich der Schneestruktur beurteilt. Ich habe Anfang der 1980er Jahre bereits einen Arlberg Jet vollautomatisiert. Aus den dabei verwendeten Messfühlern habe ich dann gemeinsam mit Siemens einen vollelektronischen Prüfstand zur Messung aller relevanten Parameter entwickelt, der ständig auf dem neuesten Stand gehalten wird. Wir messen in Lech fast alle weltweit verfügbaren Beschneiungsgeräte, um immer up to date zu sein, was die Entwicklung der Beschneiungsgeräte anbelangt.

Auch beim Lawinenschutz hast Du Deine Spuren hinterlassen – Stichwort Lawinenorgel, die 1995 zusammen mit Doppelmayr entwickelt wurde. Was hat Dich dazu motiviert? Auch hier war Lech beim Einsatz 1997 weltweit Pionier.

Die immer noch aktuellen Sprengstoffwerfer „Lawinenorgeln“ bzw. „Lawinenwächter“ habe ich gemeinsam mit Dipl. Ing. Bernd Doppler und der Electronic-Firma Sommer entwickelt, um zu jeder Tageszeit und bei jeder Wetterlage ferngesteuert Lawinen auslösen zu können, mit im Gegensatz zur Gazex deutlich größerer Breitenwirkung und gleichzeitig mehreren Auslösepunkten von einem Standort aus. Parallel wurden auch Sprengmasten für die Detonation der Sprengladung über der Schneedecke entwickelt. Aktueller Hersteller dieser Geräte ist die Firma Inauen-Schätti, Schweiz. Ich war übrigens auch an der Lockerung des Lawinerlasses 2010 beteiligt…

Die Skigebietsverbindung Lech-Schröcken ist nach 40 Jahren mit dem 10 EUB Auenfeldjet (endlich) gelungen.

Die Skigebietsverbindung Lech-Schröcken ist nach 40 Jahren mit dem 10 EUB Auenfeldjet (endlich) gelungen.

Weitere Pioniertaten findet man bei Dir im Umweltbereich. Warum hast Du hier die Vorreiterrolle eingenommen? War Umweltschutz immer schon Teil Deiner Geschäftspolitik? Hängt das mit Deinem Verständnis von Qualitätstourismus zusammen?

1996 wurden die Skilifte Lech nach ISO 9001 zertifiziert, sodann auch nach ISO 14001 und 1999 nach EMAS. Umweltschutz im Seilbahnbereich war schon beim Skiliftpionier Sepp Bildstein oberste Maxime, in der Folge auch bei mir. Mein Umwelt-Engagement hat sich in vielen Funktionen niedergeschlagen.

Einige Beispiele:

  • Vorsitzender des Umweltforums des Fachverbandes der Seilbahnen in der WKÖ von 1989 bis 2000..
  • Meine Tätigkeit im ÖWAV (Österreichischer Abfall- und Wasserwirtschaftsverband) begann 1995 mit dem „Regelblatt Beschneiungsanlagen“, 1999 fortgesetzt mit „Regelblatt Skipisten“
  • Dem Österreichischen Normungsausschuss für Leitsysteme in Skigebieten gehörte ich direkt von 1983 bis zum Jahr 2000 und wieder seit 2018 an.
  • Dem Umweltforum der O.I.T.A.F., dem Internationalen Seilbahnverband, Studienausschuss VII, gehöre ich seit Anbeginn im Jahre 1992 bis heute an.
  • Die Internationalen Hochlagen-Umwelttagungen der Wirtschaftskammer Vorarlberg, Fachgruppe der Seilbahnen, habe ich im zweijährigen Rhythmus von 1978 bis 2000 organisiert und geleitet. Zweck dieser 12 internationalen, von renommierten Wissenschaftlern und Praktikern beschickten Umwelttagungen war, das Wissen der Theoretiker bzw. Wissenschaftler mit demjenigen der Praktiker zusammen zu führen, gemeinsam Problembereiche und Lösungen aufzuzeigen und betreffend die Hochlagenvegetation und den Erosionsschutz diese vor allem hier in Lech auf vielen Versuchsflächen zu demonstrieren bzw. auf Praxistauglichkeit zu testen. Das Echo in der Wissenschaft, bei den Behörden und den Anwendern von den Skigebieten über Gebirgsgemeinden bis zum Straßenbau war enorm, auch in den Medien.
  • Dem Umweltschutzbeirat des Landes Vorarlberg habe ich als Umweltexperte der Seilbahnwirtschaft nach meiner Erinnerung von 1998 bis zum Jahre 2008 angehört.
  • Von 2001 bis 2008 war ich Naturschutzrat der Vorarlberger Landesregierung.
  • 2009 wurde mein Einsatz für die Hochlagen-Renaturierung und zielgerichtetes Öko-Audit für Skigebiete durch die erstmalige Verleihung des Preises „pro Natura- pro Ski AWARD09“ anlässlich der Alpenkonferenz unter Teilnahme Österreichs in Evian/Frankreich prämiert.
  • 2012 Verleihung des Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich durch Bundespräsident Dr. Heinz Fischer, überreicht durch Bundesminister Dipl. Ing. Niki Berlakovich, für langjährigen Einsatz im Dienste der Umwelt.
  • Es gibt zahlreiche von mir initiierte wissenschaftliche Studien in den genannten Bereichen, zuletzt 2010 hinsichtlich der Auswirkungen von Beschneiung und Massenskilauf auf die alpine Vegetation im Kontext mit deren landwirtschaftlicher Pflege.

Stichwort „pflanzensoziologisches Gutachten“ 2010. Worum ging es hier und welches Ergebnis ist herausgekommen? Wurden deswegen die Vorarlberger Beschneiungsrichtlinien gelockert? Gibt es noch Konfliktpotenzial?

Das von uns in Auftrag gegebene pflanzensoziologische Gutachten untersuchte u. a. die möglichen Auswirkungen einer Vorverlegung des Beschneiungsbeginns auf den 1. 10. (bislang 1. 11..) hinsichtlich der vorkommenden Pflanzen- und Tierarten. Das Ergebnis war, dass Vegetation und Tierwelt durch frühzeitige Beschneiung keinen Schaden nehmen und die gleichmäßige Schneebedeckung sogar ein Schutz für die Wiesen bietet, die im Sommer eine artenreiche Blütenvielfalt zum Vorschein bringen.

Die Vorarlberger Beschneiungsrichtlinien wurden im Laufe der Jahre „gelockert“ und werden zwischenzeitlich ignoriert. Jeder, der es wissen will, hat inzwischen kapiert, dass Beschneiung für den Wintertourismus ein Muss ist und auch aus Sicht der Ökologie nur Vorteile hat, jedoch ein teurer „Spaß“ ist. Die Grasgrünen behaupten wider besseres Wissen immer noch, dass Beschneiung z.B. für die Vegetation schädlich sei.

Der Arlberg Jet, eine Erfindung von Michi Manhart

Der Arlberg Jet, eine Erfindung von Michi Manhart

Eines der Ergebnisse war, dass weniger die Beschneiung für den Zustand der Vegetation verantwortlich ist, sondern die späte Mahd und frühes Ausapern. Hier kommen ab 2008 Deine Hochlandrinder ins Spiel – wie stehen die damit im Zusammenhang?

Der Schutz der Vegetation und des Oberbodens bei rechtzeitiger und ausreichender Beschneiung vor Frost und Wechselfrost bewirkt wüchsige, artenreiche Blumenwiesen und schützt vor Bodenkriechen und damit Erosion. Eine späte erste Mahd erlaubt Versämung und bewirkt damit artenreiche Wiesen.

Die Skilifte Lech züchten Schottische Hochlandrinder, um Steilflächen zu beweiden, was Schneekriechen und damit Lawinenabgänge reduziert. Wir haben den höchstgelegenen Landwirtschaftsbetrieb „Schottenhof“ (1.760 m) und aktuell ca. 35 Schotten, die 8 Monate des Jahres „zuhause“ sind, und 4 Monate auf der Weide. So sind die Skilifte Lech auch aktive Landwirte durch Bewirtschaftung von ca. 48 ha Eigenflächen und zugepachteten, nicht mehr bewirtschafteten „Problemflächen“. Der innovative Schottenhof wird von vielen Landwirten, Gästen und auch Behördenleuten aus ganz Österreich besichtigt.

Wer mehr darüber wissen will kann nachlesen unter:

http://derzottl.at/oesterreichs-topmodernster-hochlandrinderbetrieb-in-vorarlberg-lech-am-arlbergoberlech/

Themenwechsel: Was hat es mit der 1991 eingeführten freiwilligen Selbstbeschränkung der Skifahrerzahl in Lech auf sich? Wie klappt das? Macht das eigentlich sonst noch jemand?

Wir wurden in Lech im Zuge des Baus der 4 KSB Schlegelkopf von der Vorarlberger Landesregierung gezwungen, Maßnahmen gegen den von Tagesgästen verursachten Straßenverkehr zu treffen. Ergebnis war eine Limitierung der Tageskarten. Dies ist erfahrungsgemäß nur ca. 5 bis 8 mal pro Wintersaison nötig. Tatsächlich ist es heute eher ein Werbegag und bei den Seilbahnerkollegen nicht geschätzt.

Die Skilifte Lech sind auch aktive Landwirte durch den „Schottenhof“ auf 1.760 m Höhe und verhindern durch Beweidung der Steil - flächen Schneekriechen, was wiederum Lawinenabgänge reduziert.

Die Skilifte Lech sind auch aktive Landwirte durch den „Schottenhof“ auf 1.760 m Höhe und verhindern durch Beweidung der Steil – flächen Schneekriechen, was wiederum Lawinenabgänge reduziert.

Was sind Deiner Meinung nach die gravierendsten Unterschiede in der Bergbahnbranche gegenüber früher? Und wie ist Lech z. B. da mitgezogen?

In meinen 47 Seilbahner-Jahren habe ich klarerweise alle Entwicklungen miterlebt. GF der Skilifte Lech wurde ich 1984. Die Skigebiete weltweit entwickeln sich ständig weiter. Skigebiets-Zusammenschlüsse mehren sich. Uns ist 2013 die Skigebietsverbindung Lech-Schröcken mit dem 10 EUB Auenfeldjet (endlich) gelungen.

Auch die Technik der Seilbahnen und der Pistenpräparierung werden laufend verbessert. 2011 realisierten wir z. B. die innovative Kombibahn „Weibermahd“ mit 10er Gondeln und 8er Sesseln, mit Kindersicherung und natürlich Sitzheizung. 2016 erfolgte der Neubau der Bergbahn Oberlech.

Themenweg „Arlenzauberweg“

Themenweg „Arlenzauberweg“

Du hast als technischer Visionär viel bewegt und auch Einfluss auf die Branche genommen. Bist Du rundum mit dem Ergebnis zufrieden?

Ich hätte noch einige gute Ideen, zu deren Realisierung angesichts der auf allen Ebenen verzögerten Verfahren leider ein Menschenleben nicht ausreicht. Alleine für die Realisierung der Skigebietsverbindung Lech – Warth / Schröcken brauchte ich genau 40 Jahre! Zufrieden bin ich nie, weil noch viel zu entwickeln ist bzw. wäre.

Hast Du noch Visionen, was Du gerne umsetzen würdest? Und wohin soll sich Deiner Meinung nach unsere Branche am besten bewegen – zu möglichst großen Einheiten oder weg vom Massentourismus oder…?

Ja manchmal träume ich von anderen Transportsystemen, die nicht mehr seilabhängig oder schienenabhängig sind! Ein bißchen Science Fiction sozusagen. Realistischer war da schon ein von mir angedachtes Kuppelsesselsystem, bei dem die Sessel in der Station nicht stehen bleiben, also langsam durchfahren. Ursprünglich gab es ja einen Stopp an gewisser Position (Patent POMA), von wo sie dann abgerufen wurden – was aber eine viel geringere Förderleistung ergibt. Nach wie vor träume ich von dem Projekt, dem Boden Wärme zu entziehen und sie zu nutzen. Wäre ökologisch perfekt, weil man weniger schneien muss, wenn man die Bodenoberfläche gleich auf 0° C hält und die Mikrolebewesen schlafen ohnehin. Dann habe ich eine sehr haltbare Piste und verwende die Abwärme z. B. zum Straßen Heizen, um sie eisfrei zu halten Ich würde es gerne mal auf einer Fläche von 1 ha ausprobieren! Zum Thema Tourismus: wir brauchen beides – eine gewisse Masse und natürlich auch eine gewisse Limitierung, die noch Qualität garantiert. Also eine vernünftige Lenkung der Massen in den Skigebieten durch Bahnförderleistungen, Preispolitik und auch Gastronomie.

Michi, wir danken für das Gespräch

Matthias In-Albon, CEO Bergbahnen Destination Gstaad AG: Nach gelungenem Turnaround Vorwärtsstrategie eingeleitet

Die Bergbahnen Destination Gstaad AG (200 Pistenkilometer, 31 Anlagen) im Berner Oberland erlebt nach einer dreijährigen, herausfordernden Sanierungsphase einen klaren Aufwärtstrend: + 18 % bei Ersteintritten und Umsatz, + 39% beim Cashflow. Somit konnte CEO Matthias In-Albon ruhigen Gewissens Stufe Zwei zünden: Die Vorwärtsstrategie, verbunden mit vielen Investitionen vor allem aber mit dem klaren Bekenntnis zur größtmglichen Convenience für den Gast. Die Destination Gstaad zielt nämlich darauf ab, sich als die führende alpine Genussdestination zu positionieren!

Matthias In-Albon, CEO Bergbahnen Destination Gstaad AG

MM: „Wie war Ihr Werdegang und wie sind sie in die Seilbahnbranche gekommen? Seit wann sind Sie CEO bei der Bergbahnen Destination Gstaad AG und welche Stationen hatten Sie zuvor?“ Matthias In-Albon: „Ich bin studierter Wirtschaftsingenieur der Hochschule für Technik Nordwestschweiz und habe im Weiteren an der Hochschule Luzern ein Wirtschaftstudium mit Vertiefung Unternehmensentwicklung und -vermarktung abgeschlossen. Hierauf war ich beim Konzern Lonza AG (Prozessindustrie-Unternehmen) fr die Reorganisation der weltweiten Supply Chain verantwortlich. Als leidenschaftlicher Skifahrer war es aber eigentlich von jeher mein Traum, in einer Bergbahn zu arbeiten. Diese Gelegenheit ergab sich 2011 mehr oder weniger zufllig in Saas-Fee, wo ich mit dem damaligen CEO zusammentraf. Mir wurde ein Job als COO und stv. CEO der Saastal Bergbahnen AG angeboten, mit dem Zustndigkeitsbereich Technik und Betrieb. In Saas Fee habe ich 4 Jahre lang sehr lehrreiche Erfahrungen in der Seilbahnbranche gemacht‘. Es war spannend zu sehen, dass man bei jedem Rdchen, das man dreht, direkt den Output sehen konnte – im Gegensatz zu einem Grokonzern. Zuletzt habe ich hier die Fusionierung der Bergbahnen Saas-Fee und Saas-Almagell wesentlich mitgetragen.
Im August 2015 wurde ich im Rahmen des Sanierungsprozesses von der Bergbahnen Destination Gstaad AG zum neuen Geschftsfhrer bestellt. Dass ich nicht von jeher aus der Bergbahn-/Tourismusbranche komme, hat sich immer wieder als enormer Vorteil herausgestellt, einerseits das Konzeptionelle andererseits auch die Reorganisation betreffend. Es geht vor allem ums Umsetzen und nicht lange Diskutieren – eine Schwche im ganzen Tourismus. Motto: Nicht im Konjunktiv reden, sondern anpacken!“ MM: „Die BDG stand bei Ihrem Eintritt 2015 vor groen Herausforderungen. Es ging um Sanierung und Restrukturierung. Welche Situation haben Sie vorgefunden und mit welchen Manahmen haben Sie darauf reagiert?“ In-Albon: „Im Sommer 2015 habe ich mich auf einen Sprung ins kalte Wasser eingelassen, dessen Ausgang damals noch ungewiss war. Obwohl ich sehr daran glaubte, dass das Konzept von grischconsulta so umgesetzt werden kann.
Die notwendigen Restrukturierungsmanahmen waren klar, praktisch habe ich sie identisch in Saas-Fee durchgefhrt. Da ich nicht aus der Region komme, konnte ich unbefangen und sachlich an die ganze Sache herangehen. Ich habe eine politische, nach Beamten-Mentalitt gefhrte, marode Bergbahn vorgefunden, die 2004 aus einer Fusion von einem Dutzend Unternehmen zustande gekommen war. Jedoch wurde damals nur die Administration zentralisiert, die einzelnen Bergbahnen existierten betrieblich weiter und jeder Berg hatte praktisch einen Mini-Direktor. Der Reiz daran war, dass man viele alte Gewohnheiten hinterfragen konnte / sollte und viel Neues gestalten konnte. 2016 war dann das Jahr der Sanierung (40 Mio. Schulden reduziert, Aktienkapitalaufstockung von 25.2 Mio. CHF), 2017 das Jahr der Restrukturierung und 2018 konnten wir die Vorwrtsstrategie (Investitionen) mit der neuen Saanerslochbahn einleiten. Diese gibt uns letztlich wieder eine Berechtigung am Markt sowie einen Komfortstandard, der den heutigen Gsteerwartungen entspricht. Also zuerst sanieren, dann restrukturieren und hierauf erst investieren.“

Die Destination Gstaad-Saanen im Berner Oberland will sich als fhrende alpine Genussdestination positionieren. Fotos: BDG

MM: „Wre es Ihrer Meinung nach ohne einen Mediator wie die Beratungsfirma grischconsulta berhaupt mglich gewesen, eine praktikable Sanierungslsung zu finden?“ In-Albon: „Nein, das wre ohne Sanierungsplan von grischconsulta nie gegangen. Eine externe professionelle Sichtweise und auch Hartnckigkeit ist unabdingbar. Das Wichtige war die Entpolitisierung der Gesellschaft, daran sind die Vorsanierungen alle gescheitert. Sonst wird von auen, je nach politischer Richtung, bestimmt, was die Bahn machen muss.Zum einen brauchte es schmerzhafte Eingriffe, es gab Zeitdruck und Demotivation der Mitarbeiter – andererseits musste man berzeugend kommunizieren, neu ausrichten und die ganze Fhrungsmanschaft umstrukturieren. Das war eine Herkulesarbeit.“ MM: „Was hat sich seit Ihrem Engagement als Geschftsfhrer konkret entwickelt bzw. verndert und welche Investitionen wurden gettigt?“ In-Albon: „Zunchst die Restrukturierung und der Abbau von ca. 50 berflssigen Saisonstellen, die wir fast ohne Kndigung vornehmen konnten. Wir haben grundstzlich zu viele Bahnen im Verhltnis zu den 200 Pistenkilomern, Darum wurde im Frhling ein peripheres Einstiegsportal mit einer alten Sesselbahn bereits stillgelegt. Weiters werden wir einen Einzelberg mit einer Gondelbahn und 3 Skiliften den Betrieb per Jahresendeeinstellen. Das Motto lautet: Lieber kleiner werden, aber dafr feiner! Wir sind immer noch eine der grten Bergbahnen im Berner Oberland.
Im Bereich Beschneiung haben wir in den letzten zwei Jahren 10 Mio. CHF investiert (u.a. 100 Schneemaschinen von TechnoAlpin angeschafft). Dieses Jahr bauten wir die 10 EUB-Ersatzbahn auf das Saanersloch fr 29 Mio. CHF, die Mitte Dezember erffnet wird. Nchstes Jahr folgt die 10 EUB Gondelbahn-Eggli fr 12 MCHF und im Folgejahr das neue Berghaus auf dem Eggli,Weitere Investitionen in den Ausbau der Beschneiung sowie fr Ersatzbahnen (2022/2023) und die Sommerinszenierung werden folgen. Das ist sicherlich eine Herausforderung fr ein Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 27 Mio. CHF! Nicht zu vergessen ist die Sanierung von 6 unserer 10 Bergrestaurants, die meist in Eigenregie umgebaut wurden. Das ist ein wesentlicher Punkt: man spart Kosten und kann die Belegschaft ganzjhrig beschftigen – hier packten sogar die Kche handwerklich an! Schlielich wurde 2017 noch das Berghotel Rinderberg an der Mittelstation angekauft und zur „Swiss Alpine Lodge“ umgebaut. “

Im Rahmen der Sanierung bzw. Neuausrichtung wurden in Gstaad 4 Storichtungen beschlossen.

MM: „Wurde die Positionierung der BDG bzw. der ganzen Destination hinsichtlich Wintersport aber auch Sommererlebnisse neu definiert? Wie sieht sie heute aus?“ In-Albon: „Ja so ist es. 2016 wurden smtliche Vermarktungen (Hotellerie, Tourismus, Bergbahnen, Tarifverbund) in eine Gesellschaft gebracht, um die Schlagkraft zu bndeln. Seither treten wir mit einem gemeinsamen Brand auf. Dabei haben wir uns auf drei Produktlinien geeinigt:
1) Bergerlebnis Weiss
2) Bergerlebnis Grn
3) Lifestyle und Reputation
Die VISION lautete: Gstaad ist die fhrende alpine Genuss-Destination! Und die Mission ist: Wir machen die Destination persnlich erlebbar! Gstaad Saanenland steht fr alpine Echtheit und Lifestyle.
Die dahinter stehenden Werte sind: vielfltig, genussorientiert, kundenfreundlich und authentisch. Dies ist die bergreifende Destinationsstrategie, an welche die Bergbahn anknpft.
Wir selbst verfgen ber zwei grere zusammenhngende Skigebiete. Ersteres (Zweisimmen-Saanenmser-Schnried) positionieren wir, indem wir es sehr offen gestalten mchten fr die sportlichen Tagesgste – u. a. auch mit einem direkten Bahnanschluss aus Bern. Das zweite Skigebiet Gstaad-Saanen-Rougemont, das hauptschlich von den Hotelgsten und wohlhabenden Chaletbesitzern genutzt wird, positionieren wir mit dem Produktmerkmal Genuss, Boutique und Lifestyle.
Im Sommer wollen wir die zwei Einzelberge Rinderberg und Wispile mglichst authentisch inszenieren. Rinderberg ist interessant fr Tagesgste im Bereich Familien und Senioren, wo wir auf das Thema „Rind“ setzen. Der Gstaader-Hausberg Wispile zielt auf die Feriengste mit Familien und Wanderer ab und hier werden wir versuchen, die Gste mit einem Spielplatz sowie einem Streichelzoo auf dem Plateau zu halten. Bei der Angebotsentwicklung fr Wispile haben wir mit Pronatour zusammengearbeitet, die Inszenierung vom Rinderberg (Indoor und Outdoor) fhren wir mit Erlebnisplan durch. Weitere Ideen wie z. B. ein Pumptrack auf dem Berg sind momentan noch in der Pipeline,

Am 15. Dezember 2018 wird die besonders komfortable und leise 10 EUB Saanerslochbahn erffnet – die erste D-Line von Doppelmayr weltweit mit Glaspanorama-Dach Kabinen von CWA.

MM: „Ist das Sommergeschft bei Euch eigentlich rentabel?“ In-Albon: „Das Sommergeschft macht genau genommen rein betriebswirtschaftlich keinen Sinn (zu viele Anlagen im Verhltnis zu den Gsten), ist aber von einer groen volkswirtschaftlichen Relevanz. Die Situation kann ein mehrheitlich privates Unternehmen nicht positiv stemmen. Daher hat sich die ffentliche Hand nach langen Verhandlungen im Frhjahr 2018 bereit erklrt, einen finanziellen Beitrag fr die gewnschten Betriebe zu leisten. Man erkannte, dass unser Sommerbetrieb letztlich ein service public ist wie etwa ein Freibad, welcher nun im Rahmen eines Leistungsauftrages abgegolten wird.“ MM: „Was wrden Sie als Euer Alleinstellungsmerkmal bezeichnen?“ In-Albon: „Das ergibt sich aus der Vision, Gstaad als die fhrende alpine Genussdestination anzulegen. Fr die Bergbahn heit das, dass wir die ganze Angebotsgestaltung genussorientierter fokussieren und berall bei der Realisierung auf das Authentische achten. Zum Beispiel auch beim Buchungsprozess, der mglichst automatisiert und digitalisiert erfolgen muss, bis der Gast auf der Piste ist, dann aber soll er das Handy weglegen und sich vom Alltagsstress erholen.
Dass die Gste Authentizitt schtzen, wurde uns bei der aktuellen Studie „Best Ski Resort“ besttigt. Wir haben auch in diesen Punkten wie z. B. dem Naturerlebnis, , Exklusivitt, Authentizitt, Gemtlichkeit, Wellness (Platz 1 in der Gesamtwertung) sowie Ruhe und Erholung berdurchschnittlich gute Platzierungen erreicht..“

Talstation Saanerslochbahn mit unterirdischer Garagierung im Bau. Sie fgt sich nach den Plnen vom Architekturbro Jaggi & Partner gut ins Ortsbild ein. Auf dem Dach wurden Photovoltaik-Module platziert.

MM: „Im Sommer konntet Ihr die Meldung verbreiten, dass der Turnaround gelungen sei und eine Vorwrtsstrategie eingeleitet wurde. Was kann man sich darunter genau vorstellen?“ In-Albon: „Das Signal lautet: Wir sind wieder auf dem Markt – mit dem Fokus auf Convenience. Dabei verfolgen wir verschiedene Storichtungen wie z. B. die Verbesserung des Fahrkomforts bzw. das ganze Erlebnis rund um die Bahnfahrt, wo wir uns klar zum Dienstleistungsunternehmen hin entwickeln wollen. Diesbezglich werden die nchsten zwei Jahre noch viele Projekte umgesetzt. Bereits auf diesen Winter kommen ein neues Pistenleitsystem und Liftinfosystem. Denn der Kunde entscheidet letztlich emotional, nicht rational, ob das Gesamterlebnis stimmt.“

In die Beschneiung wurden allein in den letzten zwei Jahren 10 Mio. CHF investiert. Viel wird in Gstaad in Eigenregiegeleistet, um Jahresstellen zu schaffen. Im Bild 2.v.l CEO Matthias In-Albon, daneben rechts Verwaltungsratsprsident Heinz Brand.

MM: „Das jngste Projekt ist die Modernisierung der Bergbahn Saanersloch –eine Weltneuheit. Was soll sie bewirken und was erwartet die Gste?“ In-Albon: „Ja in der Schweiz wurde die D-Line von Doppelmayr jetzt das erste Mal bei uns gebaut, weltweit ist es die erste mit Glaspanorama-Dach. Unsere berlegungen dabei waren einerseits die Einsparungen bei jhrlichen Betriebskosten / Wartung gegenber einer konventionellen Bahn, sowie die Minimierung der notwendigen Mehrkosten fr den Lrmschutz, diebei der„leisen“ D-Line entfllt. Andererseits passt dieser Premium-Bahntyp mit hchstem Fahrkomfort und attraktivem Design genau zu unserer Fokussierung . Wir mchten sozusagen mit diesem Genussprodukt der o. e. Destinations-Strategie gerecht werden. Wir haben kein Matterhorn und keinen Ausflugsberg. Daher wollen wir uns ber die Convenience und Architektur differenzieren, die sich perfekt ins Landschaftsbild fgen – aber auch etwas darstellen soll! Eben passend zu unserer Gstestruktur.“ MM: „Das Dach der Talstation wurde mit hocheffizienten Photovoltaik-Elementen ausgestattet. Wollt Ihr damit kobewusstsein signalisieren, oder geht es um Stromsparen – oder ums Image bei den Jungen?“ In-Albon: „Diese Manahme hat mit unserer Unternehmensstrategie zu tun, die besagt, dass wir nachhaltig wirtschaften mchten. Also Profit, aber mit Rcksicht auf die Gesellschaft und die Umwelt. Diesbezglich haben wir bereits verschiedene Aktionen durchgefhrt, etwa die Ausrstung aller Pistenfahrzeuge mit einer Schneehhenmessung (SNOWsat), was markante Einsparungen bei den Ressourcen bewirkte sowie die Planbarkeit optimierte. Wir wissen, dass wir sehr viele Ressourcen brauchen, versuchen den Verbrauch mglichst gering zu halten. Weiter beziehen wir bereits Strom zu 100 % aus erneuerbarer Energie und haben auf den Bahnen ein Leitsystem installiert, das automatisch eine Geschwindigkeitssteuerung betreibt. Dazu kommt jetzt noch die vermehrte Nutzung der Sonnenenergie. Sicherlich bringt es auch frs Image etwas, allerdings mssen wir die diesbezgliche Kommunikation knftig noch verbessern.“

Die BDG hat bereits 6 ihrer 10 Bergrestaurants modernisiert, damit sie zum Gesamt- erlebnis passen. Im Bild das neue Restaurant Saanerslochgrat auf 1.937 m.

MM: „Blick in die Zukunft: Was halten Sie fr die grten Herausforderungen fr Seilbahnunternehmen Eurer Gre? Und welche Trends werden Ihrer Meinung nach mittelfristig schlagend?“ In-Albon: „Unsere groen Herausforderungen sehe ich rund ums Thema Klimawandel, dann die Winter- /Sommerpositionierung und den Fachkrftemangel in den Bergregionen. Auf der anderen Seite fordert uns die Digitalisierung heraus. Last but not least ist es die emotionale Abholung des Gastes, wovon Convenience nur ein Teil ist. Das Ziel muss sein, dem Gast perfekte Tage auf unseren Bergen zu ermglichen. Der Gast wird
kurzfristiger buchen und nur noch bei Schnwetter kommen, weil die Alternativen und die Mobilitt immer grer werden. Diesem Wandel mssen wir uns stellen und das knnen wir nur, indem wir u. a. die Convenience nach oben schrauben, weil alle Konkurrenten – die Bade- und Golfurlaube etc. – machen das lngst. Das ganze Produkt Skifahren ist einfach noch sehr kompliziert. Also die Herausforderungen, die wir zu meistern haben, sind gro – und das in einer sehr klein fragmentierten Struktur, wie wir sie hier in der Schweiz haben.“ MM: „Herr In-Albon, wir danken fr das Gesprch.“,

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Klaus Nussbaumer, CEO Pizolbahnen AG – „Die Natur ist unsere Bühne“

Seit 2010 lenkt Klaus Nussbaumer als CEO die Geschicke der Pizolbahnen AG im Schweizer Bad Ragaz. Unter seiner kompetenten Federführung hat sich das Bergbahnunternehmen im berühmten „Heidi-Land“ (7,3 Mio. CHF Umsatz) bemerkenswert weiterentwickelt – vor allem das Sommerangebot wurde intensiv ausgebaut. Die Pizolbahnen lassen aber auch durch progressive Ideen wie ein wetterabhängiges Pricing aufhorchen.

Foto: Fetzer

MM: „Zunächst zu Ihrer Person: Wie war Ihr Werdegang in die Seilbahnbranche, seit wann sind Sie GF der Pizolbahnen AG und welche Funktionen bekleiden Sie eventuell sonst noch?“ Klaus Nussbaumer: „Ich durfte im Jahr 1995 in den Dienst der Bergbahnen Brandnertal, damals einer Tochter der Pfänderbahn AG eintreten, um nach der Ausbildung zum Betriebsleiter diese Funktion zu übernehmen. Nach zwei Jahren wurden die Bahnen verkauft und ich wechselte 1997 zur Pfänderbahn nach Bregenz. In diesen Jahren hat mich die Persönlichkeit des damaligen Vorstands DDr. Hubert Kinz stark geprägt. Dort entwickelte ich mich auch vom Techniker zum Touristiker. Nach dem Abschluss des Studiums zum Tourismusmanager an der Uni Innsbruck, führte der Weg 2001 zur Silvretta Nova. Hier durfte ich als Geschäftsleiter der Bergbahnen Diedamskopf, damals Teil der Nova-Gruppe, die Geschicke leiten. 2010 folgte dann der Wechsel zu den Pizolbahnen in Bad Ragaz-Wangs (11 Aufstiegsanalgen, 43 km Pisten). Neben der Tätigkeit als CEO der Pizolbahnen bin ich noch Verwaltungsrat der Pool Alpin Schweiz AG.“

Genuss-Skifahren: Die Pizolbahnen in Bad Ragaz bieten 43 km Pisten und 11 Aufstiegshilfen, darunter zwei moderne Gondelbahnen. Fotos: Pizolbahnen AG

MM: „Was hat sich seit Ihrem Engagement (2010) als Geschäftsführer der Pizolbahnen in Bad Ragaz entwickelt, welche Investitionen wurden getätigt?“ Nussbaumer: „Im Winter 2009/10 ging die neue 8er-Gondelbahn Wangs in Betrieb. Dies ist der zweite Zubringer ins Gebiet, nach dem im Winter 2007/08 die 8er-Gondelbahn Bad Ragaz eröffnet wurde. Im Folgejahr wurden für den Sommer und Winter Masterpläne für die zukünftige Entwicklung des Pizol erstellt. Neben den bekannten Angeboten wie z. B. der 5-Seen Wanderung, welche weitgehend im Perimeter des UNESCO Naturwelterbe Sardona liegt, konnten für das Sommergeschäft Projekte wie der Heidipfad, der Wasserspielplatz Wasserwald, der Swiss MovePark oder auch der Pizol Panorama Höhenweg umgesetzt werden. Alles immer im Credo: „Die Natur ist unsere Bühne“. Dies zeigt sich auch wieder im neuen „Edelweiss Weg“ der zum Suntigweidsee und die Bergstation Schwamm führt.
Im Winter lag der Fokus zuerst darauf, das Angebot am Berg zu optimieren und auszubauen. Daraus entstanden der Riderpark Pizol die Funslope, der Airboardweg sowie der permanente „Vreni Schneider Run“ – ein permanenter Torlauf mit Zeitnehmung. Dazu zusätzliche Winterwanderwege und Schneeschuhrouten.
Großen Fokus haben wir auf den Ausbau der Beschneiung gelegt. So wurde das Leitungsnetz vervierfacht und das Wasserdargebot durch ein Speicherbecken und einen See erweitert. Mit dem Winter 16/17 konnten wir die alte SL-Anlage Schwamm, durch die 6er-Sesselbahn Schwamm-Wissi Stei, eine Anlage von Bartholet mit Sesseln „Design by Porsche Designstudio“, verwirklichen. Damit erfüllten wir unseren Gästen einen langen Wunsch und erschließen eine der schönsten Pisten am Pizol noch besser.
In diesen 8 Jahren konnten zudem zwei Gastronomiebetriebe erworben werden, die derzeit verpachtet sind.

Die Pizolbahnen planen die Erweiterung ihrer Gastronomie und wollen das Panorama-Restaurant ‚Aurea‘ auf Pardiel erwerben. • Der SwissMovePark – ein Bewegungspark mit verschiedenen Elementen – ergibt ein völlig anderes Entspannen in einer eindrucksvollen Bergwelt mit Aussicht.

MM: „Wie ist die Positionierung der Pizolbahnen AG, hat sich diese verändert oder wurden Konturen geschärft? Welche Herausforderungen hat es gegeben?“ Nussbaumer:  „Wir haben uns zu Beginn angesehen, wo die natürlichen Stärken der beiden Bergseiten sind. Die Ragazer Seite haben wir dann als sportlich-familiär und die Wangser Seite sportlich-alpin definiert. Der gesamte Berg ist sportlich. Beginnend bei den Pisten bis hin zu den alpinen Wanderungen. Dies ist das verbindende Element. Die Seite Bad Ragaz wird zudem mit dem Thema Heidi bespielt. Die Geschichte von Johanna Spyri spielt ja im nahen Maienfeld und Ragaz.
Die Seite Wangs besticht durch seine alpinen Wanderungen auf den Pizolgipfel (2.844 m), die 5-Seen Wanderung oder auch den Aussichtspunkt Garmil. Das UNESCO Weltnaturerbe ist zudem auf dem Pizol Panorama Höhenweg erlebbar.“ MM: „Das Sommergeschäft spielt bei Euch keine unwichtige Rolle. 2011 habt Ihr Euch von „Erlebnisplan“ ein Masterkonzept erstellen lassen. Wie sieht dieses aus, was wurde umgesetzt und was ist in peto?“ Nussbaumer: „Wir haben schon recht viel vom damaligen Masterplan ‚Erlebnisreich Pizol‘ umgesetzt. Auch Neues ist im Rahmen der ständigen Evaluierung dazu gekommen. Derzeit sind wir in der Konzeptionierung von weiteren Angeboten, die ab dem Sommer 2019 umgesetzt werden.
Eines davon soll ein Leuchtturmprojekt werden, welches aber noch von Bewilligungen abhängt. Wir werden sehen, ob wir alle Beteiligten überzeugen können. Daher möchte ich dies derzeit nicht weiter ausführen.“ MM: „Was war der wirtschaftliche Effekt der Inszenierung des Sommerangebotes?“ Nussbaumer: „Mit den gesetzten Maßnahmen konnte der Sommerumsatz in den letzten 8 Jahren verdoppelt werden. Dies unter Einbezug von Erhöhungen der Ticketpreise von ca. 15 %.“ MM: „Voriges Jahr wurde der SwissMovePark an der Bergstation der 8er Gondelbahn Bad Ragaz, im Wandergebiet Pardiel eingeweiht. Was war die Zielsetzung mit dieser Attraktion, wie wurde sie angenommen?“ Nussbaumer: „Wir konnten mit dem auf Bewegung spezialisierten Schuhherstellern „kybun“ (Luftkissen-Sohle) und dem Trampolin Hersteller „bellicon“ eine tolle Kooperation abschließen und den Swiss Move Park entwickeln. Dies ergibt ein völlig anderes Entspannen und Schwingen in einer eindrucksvollen Bergwelt mit Aussicht. Gepaart ist der Swiss Move Park mit dem Balancierpfad für Kinder. Der Bewegungspark mit verschiedenen Elementen wird daher von allen Generationen angenommen und hat sich etabliert.“

Die Pizolbahnen planen die Erweiterung ihrer Gastronomie und wollen das Panorama-Restaurant ‚Aurea‘ auf Pardiel erwerben. • Der SwissMovePark – ein Bewegungspark mit verschiedenen Elementen – ergibt ein völlig anderes Entspannen in einer eindrucksvollen Bergwelt mit Aussicht.

MM: „Soll sich der Pizol sukzessive in Richtung ‚Gesundheitsberg‘ weiter entwickeln? Woher kommt die Idee und welche Schritte sollen noch folgen?“
Nussbaumer: „Bad Ragaz hat eine jahrhundertlange Thermal- und Kurgeschichte, welche vor allem durch die Tamina Therme und das Grand Resort Bad Ragaz mit seinem Gesundheitszentrum erlebbar ist. Dazu passt der Swiss Move Park oder auch die 1. Schweizer Saunagondel mit Hotpot im Wellnessdörfli. Dies ist eine schöne Sache, die gut zu Bad Ragaz passt. Vorab ist es aber kein Ziel, ausschließlich „Gesundheitsberg“ zu werden. Wie wir alle wissen, ist das Erlebnis am Berg Sommer wie Winter für den Körper und die Seele gesund. Wir müssen es nur erlebbar machen. Z. B. über Wanderungen, den Swiss Move Park oder wie auch immer.“ MM: „Derzeit plant Ihr eine Erweiterung der Gastronomie und wollt das Restaurant AUREA erwerben. Was steckt hinter diesem strategischen Schritt, was erwartet Ihr Euch davon?“ Nussbaumer: „Wir haben uns im Verwaltungsrat schon länger mit dem Zukunftspotenzial am Pizol auseinandergesetzt. Schlußendlich müssen wir die Dienstleistungskette am Berg im Griff haben bzw. derart beeinflussen können, dass wir die Gäste mit dem Gesamtangebot begeistern können. Derzeit stehen auf Pardiel 3 Gastronomiebetriebe zum Verkauf, weshalb wir uns hier engagieren.“ MM: „Ist auch ein Engagement im Übernachtungsbereich eine Option für Euch? Wie sieht es generell hier mit der Bettensituation aus?“ Nussbaumer: „Ja, auch in diesem Bereich machen wir uns Gedanken. Immer mehr Hotels in der Region werden geschlossen oder zu Wohnungen umgebaut. Auch am Berg selber ist diese Tendenz ersichtlich. Daher sind wir aktiv daran, uns diesem Geschäftsfeld zu widmen. Wir benötigen, wie alle Destinationen, warme und keine kalten Betten.“

Die Pizolbahnen haben zur Wintersaison 2016/2017 ein ‚meteo-dynamisches Pricing‘ eingeführt. • Auch die 1. Saunagondel der Schweiz findet man am Pizol im ‚Wellnessdörfli‘.

MM: „Das Testportal Skiresort.de hat Euch für den Winter 2017/18 erneut ausgezeichnet. Auf welche davon seid Ihr besonders stolz und worauf führt Ihr diesen Erfolg zurück?“ Nussbaumer: „Es hat uns sehr gefreut, dass wir von Skiresort.de und anderen Bewertungsplattformen ausgezeichnet wurden. Besonders die Freundlichkeit & die Serviceorientierung der Mitarbeitenden stechen hier hervor. Dies führen wir auf die wiederkehrenden internen und externen Schulungen zurück, die wir seit Jahren umsetzen. Das Thema ist definitiv bei den Mitarbeitenden angekommen. Dazu haben wir unser Programm „Helping Hand Pizol“ entwickelt. Durch einfache Hilfsmittel und einer eigenen Mitarbeiter-App wird immer wieder auf den Mitarbeitenden eingegangen bzw. er kann mit dem Kader einfach und jederzeit in Kontakt treten.“ MM: „Stichwort Meteo-dynamisches Pricing. Warum habt Ihr wetterabhängige Tageskarten eingeführt – als Vorreiter!? Wie ist die Reaktion darauf?“ Nussbaumer: „Wir denken, dass sich die Branche in punkto Angebot und Tarife bewegen muss, um nicht im globalen Tourismus unterzugehen. Die Pizolbahnen haben sich daher schon länger mit dem Pricing auseinandergesetzt und Verschiedenes ausprobiert. Als die FH St. Gallen auf uns zugekommen ist, ob wir nicht bereit wären ein zweijähriges Projekt zu lancieren, haben wir sofort zugesagt. Als Tagesgast-Skigebiet sind wir v. a. vom Wetter abhängig. Daher war der Ansatz, über Wetterprognosen den Onlinepreis zu beeinflussen, spannend. Mit den Projektpartnern der Belalpbahnen und tipo-Ticketing konnten wir sehr gute Gespräche führen und Erfahrungen austauschen. Dies wissenschaftlich begleitet. Das Ergebnis war für uns überraschend positiv. Bei einem Umsatz von knapp TCHF 200 lag die Kannibalisierungsrate bei niedrigen 16 %. Somit konnten 84 % dieser Gäste, trotz unbeständigen Wetters, zusätzlich für einen Skitag gewonnen werden. Diese Gäste waren mit dem Angebot sehr zufrieden, da die Erwartungen auch geringer waren als an einem goldschönen Wintertag. Dadurch ist die Weiterempfehlungsrate sehr hoch. Nebeneffekt dabei war auch, dass die Onlinebuchungen enorm zugenommen haben – auch bei Sonnenschein und normalen Onlinetarifen. Insgesamt denken wir, dass dieses System für uns passt und weitergeführt werden wird. Wie bei allen anderen Systemen auch, ist es keines, welches über jedes Skigebiet gestülpt werden kann.“

Die Pizolbahnen haben zur Wintersaison 2016/2017 ein ‚meteo-dynamisches Pricing‘ eingeführt. • Auch die 1. Saunagondel der Schweiz findet man am Pizol im ‚Wellnessdörfli‘.

MM: „Abschließende Frage: Welche Trends erkennen Sie generell in unserer Branche und wie wollen Sie darauf reagieren?“ Nussbaumer: „Ich denke, jede Bergbahn Gesellschaft muss ihre Stärken und Schwächen kennen und diese individuellen Lösungen finden.
Die großen Investitionssummen lassen es aber kaum zu, die notwendigen Umsätze nur noch in wenigen Monaten verdienen zu können. Daher ist die Entwicklung zur Winter- und Sommer – oder noch besser Jahresdestination wichtig. Die Pizolbahnen haben hier schon reagiert und die Betriebstage von bisher 240 auf 300 Tage erhöht. Damit entsteht ein Mehrwert für den Gast und die Wetterabhängigkeit wird auf mehr Tage verteilt. Damit dann auch noch die Wertschöpfung im Unternehmen bleibt, ist das Engagement in der gesamten Dienstleistungskette notwendig. Daran arbeiten wir jetzt auch.“ MM: „Herr Nussbaumer, wir danken für das Gespräch!“

Benjamin Müller Marketing Kampenwandbahn – „Ansprüche an die eilbahnen steigen“

Mit welchem Angebot gelingt es kleinen Bergbahnbetrieben, Gäste auf den Berg zu bringen? Und welche Wege werden eingeschlagen, um sich optimal zu präsentieren? Der MOUNTAIN MANAGER hat bei der Kampenwandseilbahn GmbH nachgefragt.

Benjamin Müller Marketing Kampenwandbahn

MM: „Wie lange gibt es die Kampenwandbahn?“Benjamin Müller: „Die Kampenwandbahn ist 2017 60 Jahre alt geworden, das heißt sie ist 1957 in Betrieb gegangen. Bei der Kampenwandbahn handelt es sich um eine Zweiseil-Umlaufbahn, die von Aschau im Chiemgau auf 1.461 m Seehöhe führt. In den Kabinen finden jeweils 4 Personen Platz, die Beförderungskapazität liegt bei 400 P/h. In Betrieb ist nach wie vor eine Bahn, die sich rein äußerlich kaum verändert hat. Natürlich gab und gibt es sicherheitstechnisch entsprechende Anpassungen, d. h. die Bahn ist am neuesten Stand der Technik.“MM: „Wie sehen die Betriebszeiten aus, gibt es Sommer– und Winterbetrieb, wo liegt der Schwerpunkt?“Müller: „Wir haben grundsätzlich ganzjährig geöffnet, also jeden Tag im Sommer und im Winter. Nur für die Revisionen gibt es im Herbst und im Frühjahr ein Zeitfenster von wenigen Wochen, in denen wir geschlossen haben. Am meisten Gäste hat die Kampenwandbahn im Sommer zu verzeichnen, da sind wir am besten aufgestellt. Im Winter ist die Schneesicherheit nicht so hoch, dass das Skigebiet mit anderen Destinationen, vor allem in Österreich, in Konkurrenz treten könnte.“MM: „Was sind die Besonderheiten der Bahn generell, wie ist das Angebot positioniert?“Müller: „Die Kampenwandbahn spricht generell ein breites Publikum an. Wir haben am Berg eine ganze Reihe an Möglichkeiten für den Gast, das betrifft das Wandern ebenso wie das Gleitschirmfliegen oder die Kletterei. Natürlich ist das Gebiet auch ideal für Familien, die hier mit den Kindern schöne Spaziergänge unternehmen können und z. B. den Panoramaweg nutzen, der schön flach geführt wird. Es gibt viele Einkehrmöglichkeiten, sodass auch für das leibliche Wohl bestens gesorgt ist.“

Die Kampenwandbahn wurde 1957 in Betrieb gestellt. Fotos: Kampenwandseilbahn GmbH

„Wenn man erst einmal mit der Seilbahn gefahren ist, wird man schnell feststellen, dass es Spaß macht!“MM: „Was erwarten Sie sich von der Bergbahn-Kooperation im Chiemgau?“Müller: „Wir erwarten uns von der Kooperation, dass sie Lust macht aufs Seilbahn-Fahren. Wir haben dadurch die Möglichkeit, noch mehr zu werben – und das überregional. Durch die Kooperation wird besser wahrgenommen, dass es zwischen Wendelstein und Berchtesgaden eine ganze Anzahl an Bergbahnen gibt, die für sich besonders und einzigartig sind. Wenn man erst einmal mit einer Seilbahn gefahren ist, wird man schnell feststellen, dass es Spaß macht. Wir hoffen, dass man dann auf den Geschmack kommt, noch andere Bahnen nutzt und Seilbahnen noch beliebter werden. Seilbahnen bieten Vorteile für jüngere Leute, die am Berg aktiv sein wollen, genauso wie für Gäste, die Erholung suchen und die Ruhe genießen wollen. Deswegen ist es wichtig, dass man diese Kooperation vorantreibt.“

Im Winter erschließt die Bahn ein kleines, feines Skigebiet.

„Die Kampenwandbahn erschließt eines der letzten Naturschneeparadiese in den Alpen“MM: „Was bieten Sie Ihren Gästen im Sommer?“Müller: „Wir haben unterschiedliche Angebote im Sommer. Das Gebiet eignet sich etwa hervorragend zum Wandern, Klettern, Gleitschirmfliegen oder Mountainbiken. Seit einigen Jahren gibt es auch die Bergblumen-Wanderungen, die sehr beliebt sind und im Sommer täglich bei jeder Witterung angeboten werden. Geführt werden die Wanderungen von Bauernlandlerinnen aus der Region Aschau, die den Gästen die Bergwelt und die Alpenflora mit lustigen Geschichten präsentieren. Die Wanderung ist leicht und gemütlich. Das ist ein wichtiger Baustein, der sich sehr gut entwickelt hat und den wir sicher noch ausbauen wollen. Wir verleihen am Berg auch Wanderschuhe von LOWA. Mit LOWA gibt es eine Kooperation, durch die es möglich ist, LOWA-Modelle ausgiebig und kostenlos zu testen. Wenn ein Wanderer also nicht die richtigen Schuhe dabei hat oder LOWA einfach kennenlernen möchte, hat er in den Sommermonaten die Möglichkeit, das kostenlos zu tun.“MM: „Gab es für 2017 Neues oder sind Neuerungen für die nächsten Jahre geplant?“Müller: „Das Thema der geführten Wanderungen wird in Zukunft sicher noch weiter ausgebaut werden. Für diesen Sommer haben wir zusätzlich das Klettern stärker als bisher in den Fokus gerückt. Dazu hat es durch die Kooperation mit einer örtlichen Bergschule zu unterschiedlichen Terminen die Möglichkeit gegeben, alpines Klettern kennenzulernen. Die Kampenwand ist bei Kletterfans bekannt und bietet Anfängern und Geübten optimale Voraussetzungen. Dieses Thema soll auch noch weiter ausgebaut werden.“MM: „Woher kommen die Gäste im Sommer?“Müller: „Wir haben Gäste aus der ganzen Welt. Der Großteil kommt natürlich aus Deutschland, dazu gibt es aber auch Gäste aus den Niederlanden, Großbritannien oder den USA. Bei den Tagesgästen reicht das Einzugsgebiet bis nach Nürnberg hinauf, bei den Urlaubern haben wir Gäste aus München und der ganzen Chiemsee-Region, die von dort aus Tagesausflüge zur Kampenwand starten.“

Gipfel der Kampenwand.

MM: „Was bieten Sie den Besuchern im Winter?“Müller: „Im Winter verwandelt sich die Kampenwand in ein kleines, feines Winterparadies. Wir haben ein Skigebiet mit ca. 12 km leichten bis schweren Pisten. Dazu gibt es mit 5 km eine relativ lange Talabfahrt. Wir haben dazu 3 präparierte Winterwanderwege, die super Möglichkeiten für all diejenigen bieten, die keine Bretter an den Füßen haben und sich trotzdem im Schnee bewegen möchten. Für Kinder haben wir eine Snowtubing-Bahn, die kostenlos zu benutzen ist. Das hängt aber natürlich von der Schneelage ab. Die Kampenwand erschließt nämlich eines der letzten Naturschneeparadiese in den Alpen, wir verzichten gänzlich auf technische Beschneiung.“MM: „Ist das Einzugsgebiet der Gäste im Winter anders als im Sommer?“Müller: „Die Struktur ist etwas anders. Im Winter ist der Anteil an einheimischen Gästen oder Besuchern aus der Region höher als im Sommer. Grundsätzlich spielt hier der Tagesgast eine große Rolle, der bei Schönwetter und bei entsprechender Schneelage das Angebot der Kampenwand nutzt.“MM: „Welche Rolle spielt das kulinarische Angebot?“Müller: „Das Gebiet um die Kampenwand zeichnet das umfangreiche kulinarische Angebot aus. Wir  haben hier einige Hütten im gesamten Gebiet verteilt. Direkt 100 m von der Bergstation entfernt liegt z. B. die SonnenAlm mit einer ausgezeichneten bayerischen Küche, mit Übernachtungsmöglichkeiten und Räumlichkeiten für Veranstaltungen wie Tagungen und Hochzeiten. Die Hütten rundherum haben ganz unterschiedliche Angebote mit Schmankerln, zum Teil auch aus eigener Produktion. Eine solche Vielfalt ist sicher außergewöhnlich und eine Besonderheit der Region um die Kampenwand.“MM: „Gibt es besondere Veranstaltungen, welchen Stellenwert haben sie?“Müller: „Wir haben Veranstaltungen, die sich seit Jahren etabliert haben. Allen voran ist hier die Sonnwendfeier zu nennen, die wir jedes Jahr im Juni veranstalten. Diese Feier ist nicht nur in der Region bekannt und beliebt. Der Platz ist ideal, weil der wunderschöne Ausblick die Veranstaltung zu etwas ganz Besonderem macht. Dazu gibt es eine Reihe an Bergmessen, die von den Gemeinden der Region abgehalten werden. Der spirituelle oder geistliche Aspekt war bei der Kampenwand schon immer ein wichtiges Thema. Sehr beliebt ist zu Ostern das Ostereiersuchen mit den Kindern, wobei vom Osterhasen kleine Geschenke versteckt werden, die dann gesucht werden. Das ist nicht nur für die Kinder eine große Freude und hat sich sehr gut etabliert.“

„Liegende“ Stefanie von Quast am Kunstwanderweg am Blomberg.

MM: „Wo sehen Sie die Herausforderungen der Zukunft?“Müller: „Die Ansprüche an die Seilbahnen werden steigen und damit auch die Ansprüche an uns. Gäste wollen nicht mehr nur eine Seilbahn, die sie nach oben bringt – Gäste wollen auch ein Angebot am Berg. Die Herausforderung besteht sicherlich darin, bei allen möglichen Angebotserweiterungen die Naturschönheit und Naturbelassenheit nicht zu gefährden und dennoch möglichst vielen Leuten, ihr persönliches Bergerlebnis zu ermöglichen.“MM: „Es gibt Gerüchte, dass eine neue Bahn gebaut werden soll. Ist da etwas dran?“Müller: Es gibt schon längere Zeit die Überlegung, die bestehende Bahn durch eine neue Bahn zu ersetzen. Es existiert aber noch kein konkretes Vorhaben. Mit einer Entscheidung für oder gegen eine neue Bahn ist vor 2018 auch nicht zu rechnen.“ dwl

„Produkte anbieten, die nicht jeder hat!“

Die Blombergbahn Bad Tölz wurde 1971 in Betrieb genommen und erschließt ihren Gästen ein gut durchdachtes Sommer- und Winterangebot für die ganze Familie. Der MOUNTAIN MANAGER hat mit Hans Zintel, dem geschäftsführenden Gesellschafter, über die Herausforderungen und Ziele seines Unternehmens gesprochen.

Hans Zintel, geschäftsführender Gesellschafter Blombergbahn. Fotos: Eberhard Franke

MM: „Wie lange gibt es die Blombergbahn und wie hat sie sich entwickelt?“Hans Zintel: „Die Blombergbahn gibt es seit 1971, die touristische Entwicklung hier in Bad Tölz reicht aber bis ins Jahr 1906 zurück. Das ganze Gebiet gehört der Stadt Bad Tölz, liegt aber auf der Flur der Gemeinde Wackersberg bzw. vor der Gebietsreform auch Oberfischbach. 1906 gab es im Sommer schon einen stabilen Sommer- bzw. Gesundheitstourismus. Um auch den Winter für Touristen attraktiv zu machen, wurde eine Winterrodelbahn gebaut mit einer entsprechenden Gastronomie im Tal und am Berg. Schon damals war der Wunsch nach einer Seilbahn vorhanden.Letztendlich dauerte es bis in die Mitte der 60er-Jahre, bis man zwei Investoren für die Seilbahn gefunden hatte. Einer war mein Vater, der zweite war Franz Josef Koch. Meine Familie kommt aus der Schausteller-¬Branche, sodass wir von Anfang an viel Erfahrung mit dem Unterhaltungsbereich hatten. 1971 wurde der Doppelsessellift eröffnet, der damals als leistungsstärkster seiner Art galt – die Finanzierung war alles andere als einfach. Bereits 1974 stand die Bahn dann schon vor dem Konkurs, weil man mit viel höheren Beförderungszahlen gerechnet hatte. Auch der Winterbetrieb, für den dieses Areal angedacht war, und für den man noch 2 Schlepplifte gebaut hatte, entwickelte sich nicht so, wie gedacht.Mein Vater hat dann die Anteile von Franz Josef Koch übernommen und sich Attraktionen für die Gäste einfallen lassen, um das Angebot attraktiv zu machen. 1976 wurde nach einer 18-monatigen Genehmigungsphase eine Sommerrodelbahn gebaut, die zweite in Deutschland und die längste Sommerrodelbahn weltweit, was uns einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde eingebracht hat. Wir waren überall in den Medien, der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Dazu wurde bereits 1976 eine Beschneiungsanlage gebaut. Das Angebot am Blomberg war also ursprünglich als Attraktion für den Sommer und den Winter gedacht.“

Blick auf die Talstation und den Doppelsessellift.

MM: „Wo liegt heute der Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit – im Sommer oder im Winter?“Zintel: „Schon in den 70er-Jahren ist der Sommer immer besser gelaufen als der Winter, das hat sich in den folgenden Jahren verstärkt. Schließlich sind wir hier vor der Entscheidung gestanden, wie es in Zukunft weitergehen soll. Es ist mir dann gelungen, in den Gemeinderäten Wackersberg-Oberfischbach, Bad Heilbrunn sowie im Stadtrat Bad Tölz einen Konsens für die Umsetzung eines Masterplanes zu erreichen, der in der Folge auch in die Tat umgesetzt wurde. Im Plan wurde der Schwerpunkt auf den Sommer gelegt, wobei der Winter nicht vernachlässigt wurde. Insgesamt wurden für eine ganze Reihe an Attraktionen wie z. B. den Blomberg-Blitz, einen Spielbereich oder den Kinderfreizeitpark rund 2,4 Mio. Euro investiert. Mittlerweile ist es allerdings so, dass rund 3 Viertel des Umsatzes im Sommer erwirtschaftet werden, ein Viertel im Winter.“MM: „Wie lange sind Sie Geschäftsführer der Bergbahn – was hat Sie veranlasst, in diesem Bereich aktiv zu sein?“Zintel: „Ich bin hier aufgewachsen, mein Elternhaus steht hier an der Talstation. Ich war also von klein auf dabei und habe mir schon mit 12 Jahren Taschengeld mit kleineren Arbeiten verdient. Nach der Schule habe ich eine Ausbildung zum Elektriker gemacht, aber immer in den Ferien oder am Wochenende hier mitgearbeitet. Dann habe ich am WIFI in Innsbruck die Seilbahnakademie besucht, die Maschinisten- und Betriebsleiterkurse gemacht und bei anderen Seilbahnunternehmen entsprechende Praktika absolviert. 2001 wurde ich Betriebsleiter, 2007 Geschäftsführer und 2013 habe ich dann die Anteile meiner Eltern übernommen, sodass ich jetzt geschäftsführender Gesellschafter bin.Rückblickend muss ich sagen, dass ich mir nie eine Arbeit hätte vorstellen können, wo es ständig gleiche Abläufe gibt oder man nur nach Anweisung arbeitet. Ich wusste, dass man bei meiner jetzigen Tätigkeit immer vor neue Herausforderungen gestellt wird. Und diese Herausforderungen nehme ich auch ganz bewusst an.“

Die Klassik-Rodelbahn …

„Die klassische Vorstellung über eine Bergbahn gilt für uns nicht mehr“MM: „Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie im Sommer/Winter?“Zintel: „Was die Mitarbeiter betrifft, arbeiten wir nicht nur mit Angestellten, sondern auch mit Aushilfen. Wir haben also eine Stammmannschaft und Aushilfen, die nur dann eingesetzt werden, wenn man sie wirklich braucht. Das gibt uns die Flexibilität, die für uns wichtig ist, weil wir natürlich stark vom Wetter abhängig sind. In Zahlen ausgedrückt sind Mitarbeiter zu einem Drittel angestellt, alle anderen werden bei Bedarf geholt. 2016 sind so 49 Mitarbeiter für uns tätig gewesen. Aufgewachsen bin ich hier in einem Familienbetrieb, in dem zum Großteil wirklich Familienangehörige beschäftigt waren. Das hat sich in den letzten Jahren also stark verändert.“MM: „Was ist Ihnen in Ihrer Funktion wichtig, wo ¬sehen Sie die Herausforderungen einer kleinen Destination?“Zintel: „Die Herausforderung liegt sicher in der klassischen Vorstellung über eine Bergbahn, die so für uns nicht mehr gilt. Bei uns heißt es nicht im Winter Ski fahren und im Sommer Wandern, wir haben unser Angebot auf spezielle Nischen ausgerichtet, die nicht alle andern auch bedienen. Trotzdem ist es auch hier enger geworden, weil viele Bergbahnen zusätzliche Angebote für ihre Gäste erarbeiten müssen. Der  Kuchen wird ja grundsätzlich nicht größer, es ändert sich nur die Verteilung. Seit rund 10 Jahren haben viele Bergbahnen mit schneearmen Wintern zu kämpfen und sind auf der Suche nach Zusatzangeboten. Da ist es natürlich eine Riesenherausforderung, Produkte anbieten zu können, die nicht jeder hat. Dazu kommt aber, dass wir nicht die Riesenumsätze erzielen – da heißt es sehr genau abzuwägen und Entscheidungen gut zu überlegen, damit wir interessante Angebote haben und dazu den technischen Standard aufrechterhalten können.Eine weitere Herausforderung ist für uns das Lohnniveau. Wir haben in Deutschland jetzt Mindestlöhne, die gezahlt werden müssen. Dazu kommt, dass wir in Bayern Vollbeschäftigung haben. Die Lohnausgaben sind für uns also ein großes Kriterium, wobei es für einen kleinen Betrieb vor dem jetzigen wirtschaftlichen Hintergrund in Bayern gar nicht so einfach ist, entsprechend gute Mitarbeiter zu finden. Aber ich hatte auch Glück, dass ich gute Leute mit Liebe zum Berg gefunden habe.“

und der Blomberg-Blitz.

MM: „Wie sieht das Winterangebot aus?“Zintel: „Wir haben vor einigen Jahren das Ski fahren zurückgestellt, weil die Winter immer weniger Schnee und auch weniger Frost haben. Da war auch die Grundbeschneiung schwierig zu machen. Deshalb haben wir uns entschlossen, andere Wege zu gehen. Die vorhandene Skiabfahrt haben wir zwar behalten, wir präparieren sie aber nicht mehr. Wir bieten aber  einen Aufstieg für Skitourengeher, den so genannten Gamssteig, an. In einer Zeit, in der andere Betriebe mit Problemen zu kämpfen haben, weil etwa Skitourengeher unterwegs sind, wenn die Pisten präpariert werden, haben wir ein spezielles Angebot geschaffen. So ist bei uns auch der Berggasthof länger offen,  damit man einkehren kann. Das bringt uns zwar keinen zusätzlichen Umsatz, weil uns der Gasthof nicht gehört, macht aber die Destination attraktiv.Wir konzentrieren uns jetzt im Winter auf das Winterrodeln. Dazu haben wir im Vorfeld genau analysiert, wo wir stehen. Beim Winterrodeln waren wir in Deutschland unter den Top-Ten, beim Skifahren nicht so gut positioniert. Deshalb gibt es bei uns den Schwerpunkt Rodeln. Wir haben den früheren Schlepplift in einen Rodellift umgebaut, in die Sicherheit investiert und den Rodelverleih gestärkt. Dazu haben wir unterschiedliche Schwierigkeitsstufen beim Rodeln, damit man für Familien und Könner gleichermaßen ein stimmiges Angebot hat. Am Samstag gibt es die Möglichkeit zum Nachtrodeln. Da freut es uns besonders, dass wir bei diesen Gelegenheiten oft bis zu 600 Leute bei uns begrüßen können. Auch der Blomberg-Blitz ist in Betrieb. Und natürlich spielt auch das gastronomische Angebot eine Rolle, damit unsere Gäste gut versorgt sind. Die Winterwanderwege werden gut präpariert,  sodass man sich in der winterlichen Natur bewegen kann. Dazu legen wir Wert darauf, dass alle unsere  Angebote erschwinglich bleiben, damit die Gäste möglichst oft wiederkommen.“MM: „Was bietet die Blombergbahn im Sommer, gibt es Neuerungen für 2017?“Zintel: „Im Sommer haben wir die Klassik-Rodelbahn, die nach all den Jahren immer noch sehr gut nachgefragt wird. 2008 wurde der Blomberg-Blitz gebaut. Er wurde damals aus Kostengründen nur in  einer Länge von 600 m/Wegstrecke rauf und runter realisiert. Diese Strecke wurde jetzt auf 1,2 km, also aufs Doppelte verlängert. Das war eine Investition von fast 1 Mio. Euro, fertig geworden ist alles im letzten Herbst. Waren früher drei Viertel der Fahrten auf der klassischen Rodelstrecke und ein Viertel am Blomberg-Blitz, so hat sich das Nutzungsverhältnis jetzt auf 50:50 verändert, ein schöner Erfolg. Auch im Sommer bieten wir am Samstag das Nachtrodeln an.Am Blomberg gibt es außerdem ein schönes Wandergebiet und ein umfassendes Angebot für Kinder im Kindererlebnispark. An der Bergstation befindet sich der höchst gelegene Kletterwald Deutschlands, der Kunstwanderweg „Sinneswandel“ und der Trainingsparcours „Gipfeltrimm“. An der Tal- und in der Nähe der Bergstation finden unsere Gäste gemütliche Einkehrmöglichkeiten.“

„Liegende“ Stefanie von Quast am Kunstwanderweg am Blomberg.

„Neues bringen, damit es keinen Stillstand gibt“MM: „Wie lange gibt es den Kunstwanderweg „Sinneswandel“ und was bietet er den Besuchern?“Zintel: „In unserem Masterplan 2004 hatten wir erste Ideen dazu, aber kein Geld zur Gestaltung. Dann habe ich in der Vorsitzenden vom Kunstverein Tölzer Land eine Verbündete gefunden, um Kunst dorthin zu bringen, wo man Zeit und Muße hat. 2008 wurde dann Deutschlands höchst gelegener Kunstwanderweg eröffnet. Beteiligt war neben der Blombergbahn und den Gemeinden Bad Tölz und Wackersberg auch der Kulturfonds Oberbayern. Das Projekt hat sich sehr positiv entwickelt und kommt sehr gut an. Man hat dort oben auch immer wieder Symposien veranstaltet und so die Aufmerksamkeit auf das Kunsthandwerk gelegt. Natürlich muss man auch hier immer wieder etwas Neues bringen, damit es zu keinem Stillstand kommt. Damit haben wir auch wieder eine neue Zielgruppe angesprochen und unsere Nischen weiter ausgebaut.“MM: „Der Übungsparcours „Gipfeltrimm“ beruht auf Erkenntnissen der traditionellen Chinesischen Medizin. Wie hat sich das Angebot entwickelt, wie wird es angenommen?“Zintel: „Ich hatte mit 27 einen Bandscheibenvorfall und bin bei Dr. Werner Klingelhöffer gelandet. Er hat mir dann von der Kinsporth-Trainingsmethode (Sportkinesiologie nach Dr. Klingelhöffer) erzählt. Das war der Beginn, oben am Berg einen Übungsparcours anzulegen und ein Angebot zu schaffen. Gebaut und unterstützt wurde das Projekt dann von der Stadt Bad Tölz und wir hatten wieder eine Attraktion mehr. Bad Tölz hat eine lange Tradition im Gesundheitstourismus, da passt das Angebot am Berg ganz ausgezeichnet.“MM: „Wie sieht das Einzugsgebiet Ihrer Besucher aus, gibt es Unterschiede Sommer/Winter?“

Wackersberger Alm im Winter.

Zintel: „Unser Einzugsgebiet ist im Sommer und im Winter identisch. Es erstreckt sich v-förmig in Richtung Norden und reicht im Westen von der bayerischen Landesgrenze bis nach Rosenheim und ¬München weiter östlich, rauf nach Ingolstadt, Augsburg, Fürstenfeld und Dachau. München liegt gerade mal 48 km Luftlinie weg, da kommen viele Gäste zu uns nach Bad Tölz. Außerdem haben wir Besucher aus Österreich, aber auch Amerikaner, Franzosen und Japaner, sogar arabische Gäste kommen zu uns. Viele Besucher machen in der Region Urlaub und statten uns dabei einen Besuch ab. Rund 90 % unserer Gäste sind Tagesgäste.“MM: „Wie sehen Sie die künftige Entwicklung der Blombergbahn, was steht am Programm?“Zintel: „Rechtzeitig zu unserem 50. Geburtstag ist ein neuer Masterplan im Entstehen. 2 Vorschläge wurden eingereicht, wir haben uns dann für das Projekt der idee Concept & Exhibition Engineering GmbH entschieden. Das sieht u. a. die Realisierung von Themenwanderungen vor, den Ausbau bzw. ein Update der Wanderwege mit Unterstellmöglichkeiten, die Präsentation der Geschichte des Blombergs oder die Stärkung der CI. Wir haben die Aktivitäten am Berg auch klar getrennt. Von der Mittelstation ins Tal ist Spaß angesagt, da darf es auch lauter werden. Von der Mittelstation nach oben steht die Natur im Fokus und der Sport am Berg. Damit wollen wir den unterschiedlichen Interessen unserer Gäste Rechnung ¬tragen.Vom Zeitrahmen her befinden wir uns im Moment in der 2. Workshop-Runde. Erfahrungsgemäß werden wir noch 6 bis 9 Monate brauchen, bis wir eine endgültige Entscheidung getroffen haben. Schließlich müssen wir die Interessen aller, also der Gemeinden Wackersberg-Oberfischbach, Bad Heilbrunn und der Stadt Bad Tölz, des Gastronomiebetreibers und der Almbewirtschafter unter einen Hut bringen. Und dann beginnt das Genehmigungsverfahren, wir haben also noch viel zu tun. dwl

Mag. Franz Schafflinger, Vorstand Gasteiner Bergbahnen AG: Mut zu Neuem – von Crowdfunding über Schlossalm NEU bis Alpin Ice

SkiGastein hat sich unter dem Vorstand der Gasteiner Bergbahnen AG Mag. Franz Schafflinger seit 2003/04 beeindruckend weiterentwickelt. Aufsehen erregte vor Kurzem das – finanziell und emotional –erfolgreiche Crowdfunding für das Generationen-Projekt „Schlossalm NEU“. Ebenso mutig und überraschend ist die Entscheidung für eine neue Attraktion am Berg: Alpin Ice!

Mag. Franz Schafflinger, Vorstand Gasteiner Bergbahnen AG

MM: „Herr Schafflinger, seit unserem
letzten MM-Interview sind 12 Jahre vergangen. Fassen Sie bitte in groben Zügen
zusammen, was sich seither in SkiGastein getan hat.“
Franz Schafflinger: „Wir haben uns auf Qualitäts- und
Produktverbesserungen konzentriert. Im langjährigen Schnitt investierten wir
jedes Jahr rund 10 Millionen Euro, da konnten wir sehr viel umsetzen: Die
Schlagkraft der Schneeanlagen wurde massiv verbessert. Neue Seilbahnen auf dem
Stubnerkogel sorgen für einen optimalen Zusammenschluss des Kernski­gebietes
Schlossalm – Angertal – Stubnerkogel. Das Angebot für die Freerider wurde
erweitert (Infopoints, Piepscheck, Lawinensuchfeld, Skirouten, …) und die
Positionierung des Sommerangebotes vorangetrieben. Es wurden nicht nur Schwächen
ausgemerzt. Im Bereich der Erlebnisinszenierung waren wir unter den Vorreitern.
Und dann hat uns auch noch eine ­umfangreiche Umweltverträglichkeitsprüfung für
das „Generationenprojekt Schlossalm NEU“ auf Trab ­gehalten.“

Die neue 10 EUB Schlossalmbahn wird die Förderkapazität von bisher 1400 P/h auf 3000 P/h mehr als verdoppeln und im Dezember 2018 in Betrieb gehen. Fotos: Gasteiner Bergbahnen AG

MM: „Wofür steht SkiGastein heute,
welche Rolle spielt die Kombination mit den Thermen – gibt es ­generell heute
ein differenzierteres Angebot bei Euch als früher?“
Schafflinger: „Gastein hat eine sehr lange
touristische Tradition sowohl im Sommer als auch im Winter. Daher auch ein
breites Angebot, wo für jeden etwas dabei ist. Mit Ausnahme der Gletscher ist
Sportgastein das höchstgelegene Skigebiet im Bundesland Salzburg und bietet
allein aufgrund der Höhenlage oberhalb der Waldgrenze umfangreiche Möglichkeiten
für Freerider, die sich abseits der präparierten Pisten viel wohler fühlen.
Mit den Open Faces hatten wir heuer
erstmals eine eigene Veranstaltung für diese Zielgruppe. Spaß-Elemente wie
Funslope, SkiMovie oder Snowpark sind heute aus dem Skigebiet nicht mehr
wegzudenken. Daneben gibt es aber auch kunstvolle Schneeskulpturen,
Schneeschuhwanderungen im Zirbenwald oder einen frühmorgendlichen Gipfelsieg
mit anschließendem Gourmetfrühstück. Gastein bietet neben dem Ski fahren auch
viele andere touristische Angebote. Einzigartig sind die beiden Thermalwasser
Badeseen, die im Sommer 2017 in der Alpentherme eröffnet werden. Es will nicht
jeder alles, aber alle wollen etwas Besonderes! Die Kombination von Ski, Bergen
& Thermen, die unglaubliche Angebotsvielfalt und –dichte auf einem sehr überschaubaren
Raum. Die Wahlmöglichkeit zwischen drei Orten mit sehr unterschiedlichen
Charakteren, die einander nicht widersprechen sondern sich sinnvoll ergänzen,
machen Gastein zu etwas Besonderem.“
MM: „Euer größtes Projekt derzeit ist „Schlossalm
NEU“. Was kann man sich darunter konkret vorstellen und worauf zielt es
vorrangig ab? Geht es hier um mehr als nur einen Bahn-Neubau?“
Schafflinger: „Das „Generationenprojekt
Schlossalm NEU“ sieht die Errichtung einer Einseilumlaufbahn (10er-Kabinen) in
zwei Sektionen hinauf auf die Schlossalm vor. Die neue multifunktionale
Talstation – die auf die andere Seite der Bundesstraße verlegt wird – erlaubt
einen stressfreien Einstieg in das Skigebiet. Umsteigen bei der Bergfahrt erübrigt
sich künftig. Die Förderkapazität verdoppelt sich von 1.400 auf 3.000 Personen
pro Stunde. Die neue Bergstation liegt ­etwas höher, sodass sie an einem
idealen Verteilpunkt situiert ist, von dem aus der Skigast gleich zwischen drei
Abfahrtsmöglichkeiten (Schlossalm, Kleine ­Scharte und Haitzingalm) mit jeweils
mehr als 1.200 m Höhendifferenz wählen kann. Der Neubau ersetzt die
Standseilbahn, außerdem werden auch noch die Doppelsesselbahn Haitzingalm und
die fix geklemmte Vierersesselbahn Kleine Scharte abgetragen. Die kuppelbare
Vierersesselbahn Sendleiten wird ebenfalls abgetragen und im Rahmen des
Projektes – auf genau der gleichen Trasse – durch eine kuppelbare
Achtersesselbahn mit einer Kapazität von rund 4.000 P/h ersetzt. Die Seilbahnen
sind so positioniert, dass je nach Wetter- und Schneelage das Skigebiet in
unterschiedlichen Höhenlagen genutzt werden kann. Insgesamt werden 20 ha
Pistenfläche im Skigebiet Schlossalm neu gestaltet. Für die Beschneiung neuer
sowie bestehender Pistenflächen wird ein Speicherteich mit 150.000 m3
Wasservolumen errichtet. Hier geht es um wesentlich mehr als um den Bau einer
neuen Seilbahn. Es ist zwar eine klassische Ersatzinvestition, aber durch eine
leichte Änderung in der Trassenführung, die höhere Lage der Bergstation und die
Öffnung der Mittelflanke durch eine attraktive Ski­abfahrt bis ins Tal erfährt
der gesamte Berg eine ganz andere Wirkung. Zudem kann eine Bahn eingespart
werden, was nicht nur ökologisch sondern auch ökonomisch Sinn ergibt. Und
trotzdem hat der Gast ein größeres Angebot, mehr Komfort und mehr Wahlmöglichkeiten.“

Im Rahmen des ¬Umbaus bleiben vier Bahnen (blau) ¬bestehen, drei ¬werden abgetragen (rot) und zwei ¬Bahnen werden neu errichtet (grün).

MM: „Ihr habt einen
Investitionshorizont von 131 Mio. € in den nächsten 10 Jahren. Diesbezüglich
habt Ihr Euch eine spezielle Strategie einfallen lassen. Schildern Sie diese
und welche Rolle spielt dabei das Bürgerbeteiligungsmodell?“
Schafflinger: „Jährliche Investitionen in Höhe
von 10 Millionen Euro sind für uns „normal“. Das Besondere beim Projekt
Schlossalm ist die Konzentration der Investitionen auf drei Jahre. Für uns war
es daher wichtig, das Investitionsvolumen für den Zeitraum von 2016 – 2020 mit
rund 84,8 Mio. Euro sicherzustellen. Etwa ein Viertel (21,3 Mio. Euro) stemmen
wir aus dem frei verfügbaren Cashflow, 48 Mio. über ­Leasing und Kredite von
Banken und 15 Mio. über ein Beteiligungsdarlehen der Aktionäre. Bei den sehr
gut besuchten öffentlichen Präsentationen des Generationenprojektes „Schlossalm
NEU“ wurde rasch klar, dass großes Interesse in der Bevölkerung an einer ­Beteiligungsmöglichkeit
besteht. Der bei den Beteiligungsdarlehen vorgesehene Mindestbetrag von 10.000
Euro war allerdings vielen Kleinaktionären zu hoch. Um diese mit an Bord zu
holen, wurde eine Bürgerbeteiligung nach dem Alternativfinanzierungs­gesetz
gestartet, das die Möglichkeit bot, sich in Form eines nachrangigen Darlehens –
ab 100 € und bis ­maximal 10.000 € pro Person – zu beteiligen.“

Eine neue Piste ¬(Mitte) wird vom Brandbichl bis zur Mittelstation bzw. zur Talstation der Schlossalmbahn ¬entstehen.

MM: „Man hört, dass sich das Gasteiner
Crowdfunding zur Erfolgsgeschichte gemausert hat. Was ist bisher geschehen und
worauf führen Sie den positiven Verlauf zurück?“
Schafflinger: „Die bei unserer Bürgerbeteiligung
angebotenen 3 Varianten mit Verzinsungen zwischen 4 – 7 % entpuppten sich als
ein ausgesprochenes Erfolgsmodell. Offensichtlich ist es gelungen, Investoren
wie Sportbegeisterte mit einer Kombination aus Darlehensmodell (Zinsen und
Tilgung in Cash) und Belohnungsmodell (Zinsen in Gutscheinen und Tilgung in
Cash) zu überzeugen. Gleich nach Zeichnungsbeginn startete der Run auf die
attraktiv verzinsten Modelle. Die Plattform 1000×1000.at musste nach weniger
als 72 Stunden geschlossen werden, weil die nach dem
Alternativfinanzierungsgesetz maximale Summe von 1,5 Millionen Euro überschritten
wurde. Damit wurden alle Erwartungen bei weitem übertroffen, denn ursprünglich
rechneten wir nur mit 500.000 €. Im Schnitt investierten die 310 Anleger rund
4.800 Euro. Um der Vielzahl der Interessenten, die in der „ersten Runde“ zu spät
gekommen sind, doch noch eine Möglichkeit für eine Beteiligung zu bieten, wurde
eine „zweite Runde“ nach dem Fern- und Auswärtsgeschäftegesetz entwickelt.
Dabei handelt es sich im Wesentlichen um ein Vorverkaufsmodell, wo – wegen der
zeitlich verzögerten Einlösungsmöglichkeit – der Wert der Gutscheine deutlich über
dem einmalig eingezahlten Betrag liegt. Oder anders ausgedrückt: Alle, die bei
diesem Modell mitmachen, können sich über einen Stammkundenrabatt in Höhe von
rund 7 % freuen. Auch dieses Modell hat vorzeitig die von uns gesetzte
Obergrenze von 1,6 Millionen Euro erreicht! Der durchschnittliche
Beteiligungsbetrag lag nicht bei den angenommenen 1.000 € pro Person, sondern über
3.000 €. Abgewickelt wurden beide Modelle über die Plattform 1000×1000.at.
Innerhalb weniger Monate haben sich damit Einheimische und Stammgäste mit einer
in Österreich noch nie dagewesenen Rekordsumme in Höhe von rund 3,1 Millionen €
an der Finanzierung dieses Generationenprojektes beteiligt. Die Gasteiner
Bergbahnen sind das erste Unternehmen mit einem etablierten Geschäftsmodell,
dem über diesen Weg Geld in dieser Größenordnung zur Verfügung gestellt wurde.
Das innovative Finanzierungsmodell hat bereits in eines der Standardwerke der
Fachliteratur Aufnahme gefunden. Im Buch „Finanzmanagement im Tourismus:
Grundlagen und Praxis der Tourismusfinanzierung“ von Manuela Wiesinger und
Martin Schumacher ist es als Praxisbeispiel zu finden.“
MM: „Sehen Sie das Crowdfunding als
taugliche Möglichkeit der Kundenbindung bzw. für Imagesteigerung?“
Schafflinger: „Die neue Bahn wird erst im
Dezember 2018 den Betrieb aufnehmen, aber alle reden jetzt schon sehr positiv
darüber und tragen die Botschaft weiter. Besonders hier und bei den vielen
Medienberichten sieht man den Mehrwert von Crowdfunding für Kommunikation,
Innovation und Kundenbindung. Gerade die Einheimischen und die Stammkunden, die
einen Bezug zur Region, zum Angebot haben, nutzten die Möglichkeit, sich an der
Investition mit attraktiven Zinsen zu beteiligen. Sie sind nicht nur
Investoren, sondern auch Botschafter für das Projekt.“

Die Gasteiner Bergbahnen haben schon mehrmals bewiesen, dass sie innovativ sind: die Hängebrücke am Stubnerkogel war die 1. touristisch inszenierte Brücke.

MM: „Glauben Sie, dass solche Modelle
in der Bergbahnbranche künftig verstärkt aufgegriffen werden?“
Schafflinger: „Ich bin davon überzeugt, dass es für
viele eine sehr gute Möglichkeit wäre, Einheimische und Stammkunden emotional
bei großen Projekten zu beteiligen und damit auch an das Unternehmen zu binden.
Entscheidend ist aber eine passende „Geschichte“ und der richtige Zeitpunkt in
der Kommunikation.“
MM: „Kürzlich habt Ihr die nächste
aufsehenerregende Innovation namens ‚Alpin Ice‘ mit einer Machbarkeitsstudie
eingeleitet. Worum handelt es sich und warum haben Sie sich für diese Idee
entschieden?“
Schafflinger: „Neben der neuen Seilbahn haben wir
auch mögliche Attraktionen am Berg mitüberlegt, um das Bergerlebnis für
Nicht-Skifahrer im unmittelbaren Nahbereich der Bergstation wesentlich zu
verbessern. In den letzten Monaten und Wochen haben sich unsere Überlegungen
auf das Thema „Eislaufen am Berg“ zugespitzt. Eislaufen ist nach dem Skifahren
mit großem Abstand die beliebteste Wintersportart der ­Österreicher. Große Städte
haben das Eislaufen auf temporären Eisbahnen längst entdeckt und erfolgreich
vermarktet. Mit Eiswegen in Panoramalage rund um die Bergstation planen wir ein
neues Bergerlebnis. Eislaufwege mit max. 3 % Steigung sind schneeunabhängig und
auch für Nicht-Skifahrer geeignet. Geplant ist kein klassischer Eislaufplatz,
sondern Eiswege mit Ziel- und Ausgangspunkt bei der Bergstation, die
schrittweise erweiterbar wären und im Endausbau ­eine Länge von bis zu 1,5 km
erreichen könnten.
Mit Nordic Ice Skating gibt es auch
eine neue alpine Bewegungsform. Ähnlich dem Langlauf gleitet der Sportler auf
Kufen mit Stöcken über das Eis. Diese Sportart – in Österreich fast unbekannt –
hat sich in Skandinavien, USA und Kanada längst als kultige Sportart etabliert
und könnte mit dem ALPINE ICE Konzept auch bei uns Fuß fassen. Für Spaziergänger
wäre ein begleitender Winterwanderweg mit herrlichem Bergpanorama oder auch
eine Eisstockbahn vorgesehen. Phantasie birgt diese Idee auch für den
Saisonstart. In Kombination mit der schnellen Beschneibarkeit einer Skiabfahrt
von der Berg- bis zur Talstation könnten wir mit nur einer Seilbahn neben einem
Angebot für Skifahrer auch ein attraktives Angebot für Nicht-Skifahrer bieten.
Auch die gastronomische Versorgung wäre am Berg gesichert. In Verbindung mit
den Thermen und dem Advent sehen wir damit ein Potenzial für die Belebung der
Vorsaison. Wir wollen diese Idee vorantreiben und werden uns bemühen, alle
erforderlichen Bewilligungen zu erreichen.“

Die neue Attraktion „Alpin Ice“ – Panorama-Eislaufen in der Höhe – soll rund um die Bergstation ein einzigartiges Erlebnis auch für Nicht-Skifahrer ermöglichen. Foto: Alpin Ice

MM: „Welche Rolle spielen
Nichtskifahrer in Gastein und wie geht Ihr als Bergbahnen mit diesem Phänomen
konstruktiv um?“
Schafflinger: „Wegen des klassischen Kur- und
Gesundheitsangebotes haben wir auch im Winter rund 30 % Nichtskifahrer im Tal.
Mit entsprechenden Angeboten am Berg können wir auch mit ihnen ein Geschäft
machen. Wir setzen nicht voraus, dass jemand Ski fahren kann, wenn er unsere
Leistungen in Anspruch nehmen will. Viele Gäste nutzen in den Bergen die Möglichkeit
zum Abschalten, zum Entschleunigen, zum Auftanken und zum Kraftholen. Kurz: Zum
Aufladen der eigenen Energie. Sie wollen sich selbst „etwas Gutes“ tun, auch
das Gesundheitsangebot nutzen. Und nebenbei gönnt man sich eben sportliche,
kulinarische und kulturelle Genüsse. Die Seilbahn ist Mittel zum Zweck. Wir
bieten Angebote am Berg und die entsprechende Kulisse: Berge voll schöner
Augenblicke – egal ob Skifahrer oder Nichtskifahrer.“
MM: „Glauben Sie, dass man künftig das
sogenannte Bergerlebnis noch mit weiteren Aspekten anreichern kann und hier
noch Spielraum – im wahrsten Sinne des Wortes – hat?“
Schafflinger: „Das Ende der Fahnenstange ist mit ­Sicherheit
noch nicht erreicht. Wir sind ständig bemüht, die Erwartungen unserer Gäste zu
erfahren und zu verstehen, damit wir auch passende Produkte entwickeln oder
verbessern können. Die Komfortansprüche der Skigäste haben sich grundlegend geändert.
Keiner will heute noch zweimal anstehen und umsteigen, um bis auf den Gipfel zu
kommen. „Non stop to the top“ ist die neue Zielrichtung. Es hat sich viel ­getan
in der Angebotsentwicklung, vor allem in Richtung Erlebnisinszenierung.
Skifahren alleine ist heute zu wenig. Die Kunden sind anspruchsvoller geworden
und erwarten für ihr Geld ein entsprechendes Angebot. Es liegt an uns, Mut für
Neues zu haben und innovative Angebote zu entwickeln. Wer immer nur nachmacht,
was andere vorzeigen, wird nie ganz vorne sein.“
MM: „Welche Bedeutung hat das
Sommergeschäft inzwischen bei Euch? Sind auch hier Erweiterungen geplant?“
Schafflinger: „Der Winter ist und bleibt das
Hauptgeschäft. Der Berg im Sommer gewinnt aber wieder an Attraktivität. Mit der
gezielten Angebotsentwicklung und der unterschiedlichen Positionierung unserer
drei Sommerberge haben wir es in den letzten Jahren geschafft, die
Gasteintritte mehr als zu verdoppeln. Umsatzmäßig liegen wir jetzt bei einem
Anteil des Sommergeschäfts in der Nähe von 10 %. Mittelfristig erscheint uns
ein Anteil von 15 % durchaus realistisch. Das Angebot werden wir schrittweise
erweitern, dabei aber unserer Positionierung treu bleiben.“
MM: „Herr Mag. Schafflinger, wir danken
für das ­Gespräch.“

    
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Christoph Engl, GF BrandTrust: „Vielfalt ist der Tod der Klarheit!“

Wie kann man sich in einem gesättigten Markt behaupten und seine Destination als Marke etablieren? Christoph Engl, GF BrandTrust, geht diesen und anderen Fragen in seinem Buch „Destination Branding: Von der Geografie zur Bedeutung“ auf den Grund und hat dem Mountain Manager wesentliche Aspekte verraten.

Christoph Engl, GF BrandTrust, Foto: BrandTrust

MM: „Der Wettbewerb im Tourismus ist
gerade in den letzten Jahren immer härter geworden, das Angebot immer größer –
wie kann es gelingen, sich in einem solchen Umfeld erfolgreich zu
positionieren?“
Christoph Engl: „Der Tourismus erlebt im Moment
etwas, was schon in vielen Branchen vor sich geht, und zwar den Übergang von
ungesättigten in gesättigte Märkte. Das ist eine neue Situation, mit der wir im
Tourismus noch nicht viel Erfahrung gemacht haben. Wir kommen aus einer
Wirtschaftssituation, wo quantitatives Wachstum nötig war, weil die Nachfrage
immer größer war als das Angebot. In letzter Zeit erleben wir aber immer
deutlicher, dass das Angebot schneller wächst als die Nachfrage. Wir müssen
also dringend lernen, wie man in gesättigten Märkten agiert. Letztlich gibt es
nur eine Möglichkeit, wie man mit den Anforderungen umgeht: Wir müssen in der
Bedeutung wachsen und nicht in der Quantität. Menschen werden in Zukunft verstärkt
zu Produkten und Dienstleistungen greifen, die im Wettbewerb für sie eine höhere
Bedeutung haben. Es geht nicht um die schönere Oberfläche oder ein neues
Produkt, sondern um die höhere Bedeutung, weil sie mehr Sinn macht und besser
auf die eigenen Bedürfnisse abgestimmt ist.“
MM: „Was ist der Unterschied zwischen
einem Produkt und einer Marke?“
Engl: „Ein Produkt oder eine
Dienstleistung stiftet primär Kundennutzen. Man muss erkennen, wie das Produkt
hilft oder ein Problem löst. Nehmen wir als Beispiel eine Papiertüte und eine
Tasche von Louis Vuitton. Beide haben zwei Henkel und das gleiche Fassungsvermögen,
ihr Nutzen ist also identisch. Die Tasche von Louis Vuitton hat aber eine gänzlich
andere Bedeutung, sie steht nämlich nicht nur für den Nutzen, sondern auch für
einen ganz bestimmten Wert. Genauso ist es mit einer Marke. Hier geht es um die
Bedeutung und danach wird der Wert bemessen.
Wenn man das auf Destinationen
umlegt, so bedeutet das, dass alle einen geographischen Namen haben, durch den
sie gefunden werden können. Zur Marke wird man aber erst dann, wenn man in den
Köpfen der Kunden eine emotionale Bedeutung erreicht. Die Geographie steht dann
nicht mehr im Fokus. Es spielt keine Rolle, wo die Destination exakt ist, weil
für den Kunden nur wichtig ist, dass er genau dahin will.“
MM: „Ein wesentlicher Faktor sind
demnach Emotionen, die man mit einer Marke verbindet?“
Engl: „Emotionen sind oft nur die Oberfläche.
Die eigentliche Frage ist aber, was die Marke an Ursache oder Sinn bedient.
Wenn man sich einen Eisberg vorstellt, sind 3/10 über Wasser und 7/10 unter
Wasser. Der Eisberg ist zwar sichtbar, aber sein größter Teil ist es nicht. Ähnlich
ist es bei Marken. Emotionen sind jene Elemente, die man sieht – die Grundlage
bilden allerdings die Werte, welche eine Marke bedient und denen man glaubt.
Daraus entsteht Identifikation.
Im Tourismus genügt es nicht,
einfach nur große Werbebudgets einzusetzen, um bekannt zu sein. Niemand wählt
eine Destination, nur weil sie bekannt ist. Jemand wählt eine Destination, weil
ihre Bedeutung über Spitzenleistungen hinter einer Marke definiert sind, weil
man sich fokussiert hat und die Botschaft so verdichtet ist, dass sie schnell
als relevant erfasst werden kann.“
MM: „Wie hat sich das Wertesystem der
Kunden verändert, wodurch ist es heute gekennzeichnet?“
Engl: „In der Maslowschen Bedürfnispyramide
ist verdeutlicht, dass nach der Befriedigung der Grundbedürfnisse die Frage
nach der Sinnstiftung des eigenen Tuns immer wichtiger wird. Unternehmen, Orte
oder Destinationen, die nicht verdeutlichen können, warum sie das tun, was sie
tun – die nur an der Oberfläche informieren und nicht in die Tiefe gehen,
werden diesem Bedürfnis nicht gerecht werden können. Es geht also nicht primär
darum, wie in einem Hotel die Zimmer ausgestattet sind oder wie groß der
Wellnessbereich ist, sondern um die Fragen, warum passt das Hotel zu mir. Damit
erreicht man beim Kunden Identifikation. Es wird also nicht mehr die Leistung
abgerufen, sondern Identifikation, die Bedeutung dahinter. Ich behaupte in
meinem Buch und beweise das auch, dass sich Reiseziele zu Reisemotiven wandeln.
Man fährt nicht in eine Region der Region wegen, sondern weil man dafür ein
Motiv hat. Kein Mensch braucht in einer Welt der überbordenden Informationen
noch mehr Informationen über einen Tourismusort. Gebraucht wird hingegen eine
Selektion der Information, idealerweise mit Empfehlungscharakter.“
MM: „Wie kann es gelingen, die
Aufmerksamkeit der Kunden für eine Marke zu erregen?“
Engl: „Jede Destination muss eine ­Antwort
auf die Frage suchen, welche Motivation man mit ihrem Angebot ­bedient. Was ist
das Reisemotiv für die Region, für das Hotel etc.? Es geht nicht darum
aufzuzeigen, was man alles hat oder besser macht als andere Anbieter. Man muss
sich überlegen, welche Motivation, welche Sinnerfahrung man bei den Gästen
bedienen will.“

Kinderschneealm in Serfaus, Foto: Tirol Werbung/Robert Pupeter

MM: „Ist es möglich, die Wahrnehmung zu
steuern?“
Engl: „Die Steuerung der Wahrnehmung ist möglich
und nötig. Dies beginnt mit der Antwort auf die Frage nach dem Reisemotiv.
Warum kommen die Gäste und wofür steht die Destina­tion? Genau diese Aspekte müssen
durch Leistungen dargestellt und in den Fokus der Wahrnehmung gerückt werden.
Dabei geht es nicht nur um visuelles ‚Oberflächenmanagement’, sondern darum
Strategien zu finden, mit denen der zentrale Wert, den eine Destination oder
ein Hotel ausmacht, so verdichtet werden kann, dass er von anderen eindeutig
wahrgenommen wird. Und wo sich Kunden und Gäste mit den Werten einer
Destination oder eines Hotels identifizieren, entsteht Anziehungskraft. So wird
nicht der Preis zum alleinigen Entscheidungskriterium. Preiskampf ade!“
MM: „Wie vielfältig muss ein Angebot
sein, um für Kunden interessant zu sein?“
Engl: „Vielfalt ist der Tod der Klarheit.
Viele Destinationen versuchen, auf das ohnehin schon breit gefächerte Angebot
noch viele zusätzliche Angebotselemente draufzupacken, um dann endgültig in der
Mittelmäßigkeit zu landen. Marken sind dann in ihrem Angebot wertvoll, wenn es
gelingt, den Moment der Kaufentscheidung über Verdichtung, Reduktion und
Konzentration zu definieren. Es geht darum, sich auf die Elemente zu
fokussieren, die helfen, als Reisemotiv erkannt zu werden. Je vielfältiger sich
eine Destination präsentiert, desto undeutlicher wird sie wahrgenommen. Nehmen
wir das Beispiel Serfaus-Fiss-Ladis. Das Motiv, dorthin zu fahren, ist
eindeutig jenes, das Beste für seine Familie zu finden. Das schließt natürlich
nicht aus, dass es dann vor Ort auch eine schöne Modeboutique für Frauen und Männer
gibt oder beste Restaurants für einen wunderbaren Abend zu zweit. Allerdings
sind diese Angebote nicht die Attraktivitätstreiber für diese Region, die sich
mutig an ihrer Familienkompetenz erkennen lässt.“
MM: „Wie kommt man über das Mittelmaß
hinaus?“
Engl: „Über das Mittelmaß kommt man hinaus, wenn man die DNA seiner ­Marke kennt. Auf den Mensch bezogen geht es
darum, das zu tun, womit man sich identifizieren kann und was man mit
Leidenschaft macht. Die beste Schulbildung und Ausbildung nutzt nichts, wenn
man nicht hinter dem steht, was man macht. Und genauso ist es im Tourismus. Es
geht darum, sich auf das zu fokussieren, was man kann und wofür man steht und
nicht alles anzubieten, nur weil es gerade modern oder neu ist. Tut man das
nicht, dann entstehen zu viele ‚Auch-Produkte’ (haben wir auch!) und zu wenige ‚Nur-Produkte’
(haben nur wir!). Deswegen wird man gekauft. Niemand will mehr Durchschnitt.“
MM: „Welche Anforderungen werden bei
der Etablierung und der Pflege einer Marke an die Organisation gestellt?“
Engl: „Es braucht Lust auf neues Denken,
es braucht den Mut, eingefahrene Wege im Marketing zu verlassen – Wege, die
viele Jahre erfolgreich waren, aber jetzt durch die Veränderungen in der
Gesellschaft nicht mehr zielführend sind. Entscheidend ist weniger, was man neu
oder anders machen soll, sondern wie man das ‚next level’, die nächste
Entwicklungsstufe, erreicht. Als Marke zu denken heißt, sich zu überlegen, was
Kunden für das, was man bietet, bezahlen würden. Es geht nicht darum, alles
billiger zu machen, weil man glaubt, dann wird man für Kunden attraktiv.
BrandTrust gibt seinen Kunden häufig den Rat, ihr Unternehmen einmal mit
anderen Augen anzusehen, um das ­Level zu erreichen, in dem sich die Kunden
oftmals schon befinden. Es gilt für eine Destination, für ein Hotel, für ein
Unternehmen, für sein Angebot die richtigen Kunden zu finden, die für den Wert
der Marke auch bereit sind, den richtigen Preis zu zahlen. Und es geht um die
richtigen Mitarbeiter, die genau zum Unternehmen passen, um diesen Wert auch
vermitteln zu können.“ dwl

Foto: BrandTrust

„Es wird nicht mehr die Leistung abgerufen, sondern die Bedeutung dahinter!“ÜBER CHRISTOPH ENGLChristoph Engl ist Rechtswissenschaftler mit ungewöhnlicher Laufbahn: zunächst Mitarbeiter bei verschiedenen Arbeitgeberverbänden Südtirols, dann Direktor des 5.000 Mitglieder starken Hoteliers- und Gastwirteverbandes der Region. Von 2001 bis 2013 war er als Direktor der Südtirol Marketing AG aktiv. Hier war er maßgeblich für die Entwicklung der Dachmarke Südtirol verantwortlich. Heute ist Christoph Engl Geschäftsführer bei BrandTrust (www.brand-trust.de), einem führenden Managementberatungsunternehmen für wirksame Marken, gefragter Referent und Kolumnist.Sein Buch „Destination Branding: Von der Geografie zur Bedeutung“ ist in der UVK Verlagsgesellschaft ¬erschienen. ISBN 978–3867647250, 312 Seiten, Preis EUR 44,00.

Igor Marzola, GF Skigebiet Piz Sella-Val Gardena: „Wir müssen darauf achten, unseren Kunden immer etwas Neues zu bieten!“

Am Piz Sella wird auch dieses Jahr wieder in die Modernisierung der Infrastruktur investiert. Igor Marzola, Vizepräsident des Verwaltungsrates der Piz Sella AG, hat dem MOUNTAIN MANAGER über seine Pläne erzählt.

Foto: dwl

MM: „Seit wann gibt es das Skigebiet Piz Sella, wie hat es sich entwickelt?“Marzola: „Das Skigebiet Piz Sella gibt es seit den 50er-Jahren. Zuerst war da nur ein Einzelsessellift. Das Angebot ist gut angenommen worden, der Skihang hat in den folgenden Jahren immer mehr Gäste angezogen. Das Skigebiet hat sich dann langsam weiterentwickelt, sodass 1963 eine weitere Seilbahn gebaut wurde. 1970 wurde dann in Gröden die Alpine Skiweltmeisterschaft ausgetragen, und das war der Startschuss für den folgenden raschen Ausbau des Skigebietes.“MM: „Welche Rolle spielt die Comici-Hütte?“Marzola: „Für unser Skigebiet spielt die Comici-Hütte auf 2.154 m Seehöhe natürlich eine wichtige Rolle. Eröffnet wurde der Hüttenbetrieb 1955 von meinem Vater. Zum Wintersport gehört es einfach dazu, einzukehren und gut zu essen. Viele Gäste planen ihre Runden heute auch so, dass sie zu Mittag bei uns hier sein können. Die Comici-Hütte ist bekannt für ihren Wein und den guten Fisch aus der eigenen Fischzucht. Das ist ein auffälliger Kontrast zum übrigen Angebot, und das zieht Gäste an.“

Die Comici Hütte einst…

MM: „War es für Sie immer klar, im Bergbahnbereich arbeiten zu wollen?Marzola: „Es war eigentlich klar, dass ich hier arbeiten werde. Man wächst mit dem Betrieb auf und ist von Anfang an dabei, das hat mir immer gefallen. Deshalb habe ich nach der Matura auch gleich hier zu arbeiten begonnen.“MM: „Was ist Ihnen in Ihrer Funktion/Arbeit wichtig?Marzola: „Es ist wichtig, dass die Arbeit Spaß macht. Man muss einfach mit Leidenschaft dabei sein. Natürlich braucht es auch Mitarbeiter, auf die man sich verlassen kann. Gerade im Winter muss man Vollgas geben und das klappt nur, wenn man Freude hat an dem, was man tut. Dann schaut man auch nicht auf die Zeit, die man dafür einsetzt.“

… und jetzt.

MM: „Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie im Winter/im Sommer?“Marzola: „Im Winter sind alle Lifte in Betrieb, da haben wir zwischen 40 und 45 Mitarbeiter. Die gleiche Anzahl an Mitarbeitern haben wir dann insgesamt auch bei den Hütten bzw. den 2 Restaurants und unserem Hotel. Im Sommer haben wir nur einen Lift geöffnet, da beschäftigen wir dann natürlich weniger Leute. Im Sommer kommen wir so auf 15 Mitarbeiter.“MM: „Wie sieht das Angebot im Skigebiet Piz Sella im Winter aus, welche Besonderheiten gibt es?“Marzola: „Im Winter ist das ganze Angebot aufs Skifahren ausgerichtet. Das möchten wir unseren Gästen mit den Liften, den bestens präparierten Pisten und gemütlichen Hütten zum Erlebnis machen. Das Besondere an unserem Angebot ist sicher, dass es bei uns viele einfache und breite Pisten für Familien und Anfänger gibt. Dazu haben wir einen Snow- und Funpark, der direkt am Fuß des Langkofels, also direkt an der Sellaronda, liegt.“MM: „Welche Bedeutung haben die Weltcup-Rennen für Ihr Skigebiet, wie wichtig sind Events generell?“Marzola: „Wir haben das Glück, dass das Weltcuprennen in Gröden immer zum Beginn der Saison stattfindet, und das ist immer um den 20. Dezember herum. Hier ist das Interesse vieler Fernsehstationen auf uns gerichtet, es gibt viele Bilder und viele Zuseher. Das ist für uns natürlich sehr gut, weil die Medien eine Menge an Informationen transportieren. Man weiß dann, dass man hier als Skigast willkommen ist.Events sind bei uns aber generell wichtig, weil sie uns helfen, unsere Botschaften zu transportieren und weil sie natürlich Aufmerksamkeit erregen. Sie sind damit ein wichtiger Teil unserer Marketingstrategie.“

Für die Wintersaison 2015/16 wurde eine moderne 6er-Sesselbahn errichtet.

„Es ist wichtig, dass die Arbeit Spaß macht!“MM: „Welche Gäste sprechen Sie an, aus welchen Regionen kommen die Gäste?“Marzola: „Gröden ist ein großes Gebiet, das eigentlich alle Anforderungen abdeckt. So spricht die Sellaronda etwa sportliche Gäste an. Unsere Gäste am Piz Sella sind 90 % Touristen und 10 % Einheimische. Unter den Touristen sind viele Familien und Kinder und auch die sportlichen Skifahrer. Auch junge sportliche Freaks sind hier zahlreich vertreten. Wenn man sich das Einzugsgebiet ansieht, kommen unsere Gäste zu 60 % aus Italien, 30 % aus Deutschland und 10 % aus dem Osten, also Polen, Russen etc. Der österreichische Gast ist hier nicht so zahlreich vertreten, hat eher marginale Bedeutung.“MM: „Was ist neu für die kommende Wintersaison?“Marzola: „Wir bauen gerade an einer neuen 8er-Sesselbahn. Die ‚Gran Paradiso’ am Piz Sella wird als erste 8er-Sesselbahn Italiens über eine Sitzheizung verfügen. Da die Trasse der neuen Bahn ¬etwas länger sein wird als die des Vorgängerlifts hat man ab dem heurigen Winter auch eine direkte Anbindung an die Sellaronda. Außerdem hat die neue Bahn auch optisch etwas zu bieten. Die Sitze werden eine blau-schwarze Lederpolsterung haben, die Wetterschutzhauben sind blau eingefärbt. Das wird natürlich ein besonderes Highlight im Angebot werden.“

Das Skigebiet Piz Sella bietet bestens präparierte Pisten vor einem beeindruckenden Panorama.

„Gröden ist ein großes Gebiet, das alle Anforderungen abdeckt!“MM: „Im Skigebiet Piz Sella arbeitet man von Beginn an mit LEITNER ¬ropeways, warum ist das so? Welche Erfahrungen verbinden?“Marzola: „Wir arbeiten seit Anfang an mit LEITNER, weil es sich um ein einheimisches Unternehmen handelt. Es ist uns wichtig, einheimische Unternehmen zu unterstützen, auch weil dort viele Freunde beschäftigt sind. Es gibt nur mehr zwei große Anbieter, bei denen die Qualität aber gleichermaßen sehr gut ist. Die Zusammenarbeit mit -LEITNER hat in all den Jahren auch wirklich gut funktioniert, wir sind sehr zufrieden.“MM: „Wie sieht das Angebot im Sommer aus?“Marzola: „Im Sommer war bisher hauptsächlich das Wandern Thema. Deshalb hatten wir auch immer nur einen Lift offen. Die neue 8er-Sesselbahn, die wir gerade bauen, wollen wir künftig auch im Sommer offen haben. Wir werden in Zukunft auch auf den neuen Trend Mountainbiking setzen und planen dazu einen Bikepark. Am Parkplatz im Tal soll die Basis angelegt werden, vom Berg führen dann die einzelnen Trails ins Tal. Wir wollen damit unseren Gästen auch im Sommer mehr bieten als bisher. Die Gäste können heute aus einem großen Angebot in den einzelnen Gebieten wählen, da darf man nicht zurückfallen.“MM: „Gibt es Unterschiede in der Gästestruktur im Sommer und im Winter?“Marzola: „Es gibt sehr wohl Unterschiede im Sommer und im Winter. Im Winter bewegen wir uns mit unserem Angebot im gehobenen Preissegment, wir ziehen damit zahlungskräftiges Publikum an. Im Sommer ist unser Angebot noch nicht im Premiumsektor angesiedelt, deshalb sind auch unsere Preise moderater. Wir sprechen also im Sommer sicher ein breiteres Gästesegment an als im Winter.“MM: „Worin sehen Sie die größten ¬Herausforderungen für die nächsten ¬Jahre?“Marzola: „Wir müssen darauf achten, unseren Kunden immer wieder etwas Neues zu bieten. Da dürfen wir in unserem Bemühen nicht nachlassen. Die Gäste sind verwöhnt und fragen auch genau nach, ob es etwas Neues gibt. Natürlich können wir nicht jedes Jahr große Summen investieren, deshalb müssen wir sehr genau überlegen, was wir anbieten und wie wir unser Angebot auch mit kleineren Schritten interessant halten. Dazu müssen wir natürlich autentisch bleiben, wir müssen im Einklang mit der Natur arbeiten und dürfen andere Ideen nicht kopieren.“dwl

    
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Über MOUNTAINMANAGER

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