In Ellmau wird diesen Sommer auf Hochtouren gebaut. Die Standseilbahn „Hartkaiser“ wird ??durch eine 10er-Kabinenbahn ersetzt. Der MOUNTAIN MANAGER hat das zum Anlass genommen, ?um mit Bergbahnchef Klaus Exenberger über seine Pläne und Erwartungen zu sprechen.

Winterpanorama Hartkaiserbahn.

MM: „Diesen Sommer wird die Standseilbahn Hartkaiser durch eine moderne 10er-Kabinenbahn ersetzt. Warum hat man sich für einen Systemwechsel entschieden?“Klaus Exenberger: „Wir haben uns im Vorfeld genau damit beschäftigt, wie man bei unserer Standseilbahn die Frequenz erhöhen bzw. die Wartezeit für unsere Besucher reduzieren könnte. Dafür haben wir verschiedene Expertisen eingeholt und bei verschiedenen Firmen angefragt. Schließlich sind wir zum Schluss gekommen, dass bei dieser Technik der Spielraum beschränkt ist. Deshalb haben wir begonnen, uns neu zu orientieren und nach modernen Alternativen zu suchen. Dabei haben wir festgestellt, dass für unsere Zwecke eine 10er-Kabinenbahn generell besser geeignet ist, um sowohl hinsichtlich Qualität als auch Quantität entsprechende Verbesserungen zu erreichen. Eine solche Entscheidung war letztendlich nötig, um den Anforderungen des Marktes, also den Kundenwünschen Rechnung zu tragen.“MM: „Was erwarten Sie sich von der neuen Bahn?Exenberger: „Wir erwarten uns von der Bahn natürlich Impulse für unser Skigebiet. Mit der neuen 10er-Kabinenbahn möchten wir dem Gast einfach mehr Komfort bieten, also genau das, was heute erwartet wird. Dazu haben wir hier eine sehr schöne Talabfahrt, die nicht mehr so viel benutzt worden ist, weil es bei der Standseilbahn immer wieder zu Wartezeiten gekommen ist. Wir hoffen deshalb, dass unsere Talabfahrt mit der neuen 10er-Kabinenbahn für Wiederholungsfahrten wieder besser angenommen wird und für unsere Gäste ein Mehrwert entsteht.“MM: „Es soll bei dieser Bahn auch eine Mittelstation gebaut werden. Worin liegen die Vorteile?“Exenberger: „Für uns ist die Mittelstation in rund 1?000 m Seehöhe sehr wichtig. Uns steht damit quasi eine ‚zweite Bahn‘ zur Verfügung. Durch die Platzierung der Mittelstation in dieser Höhe können wir die Talabfahrt im Winter bzw. die Wanderwege im Sommer sehr gut ins Konzept einbinden. Wer im Winter nicht jedes Mal ins Tal fahren möchte, kann in der Mittelstation zusteigen und gleich wieder auf den Berg hinauf. Wir haben in den letzten Jahren außerdem ?gesehen, dass die Schneequalität in Lagen ab 900 ?bis 1?000 m meistens wesentlich besser ist als im Tal, sodass wir unseren Gästen hier beste Bedingungen bieten können. Die Kabinenbahn ist auch hinsichtlich unseres Zwei-Saisonen-Betriebes wichtig, weil wir sie natürlich auch für den Sommer nutzen. Wenn Wanderer, speziell unsere älteren Gäste, nicht mehr den ganzen Weg zu Fuß zurücklegen möchten, hat man mit der Mittelstation eine gute Gelegenheit, einen Teil der Strecke oder auch den ganzen Weg kraftsparend zurückzulegen.“

Fotos: Bergbahnen Ellmau-Going

MM: „Wie sieht der Bauplan aus?“Exenberger: „Wir haben am 7. April mit den Abbrucharbeiten begonnen. Natürlich war es eine logistische Herausforderung 960 t Stahl abzutransportieren und einer Wiederverwertung zuzuführen. Auch die Gebäude der Tal-, Mittel- und der Bergstation wurden zur Gänze abgerissen und das Material, wo möglich, recycelt. Derzeit sind die neue Mittelstation und die Strecke baumeisterseitig fertig, die Stützen werden in der KW 26 mit Helikopterunterstützung aufgestellt. Die Bergstation ist im Moment von den Bauarbeiten gesehen zur Hälfte und die Talstation zu einem Drittel fertig. Wir liegen mit den Arbeiten gut in der Zeit, die Firmen arbeiten sehr fleißig und engagiert. Unser Ziel ist es dann, in der KW 46 bzw. 47 die seilbahnrechtliche Abnahme durchzuführen und Ende November den Betrieb aufzunehmen, wenn es die Schneelage erlaubt.“MM: „Die frühere Hartkaiserbahn hat die Abwärme im Triebwerksraum für die Beheizung der Bergstation genützt, wird es bei der neuen Bahn Ähnliches geben?“Exenberger: „Wir haben wieder etwas Ähnliches geplant, genau gleich wird es nicht sein. Bei der alten Bahn war der Antrieb in einem kleinen geschlossenen Raum platziert, sodass wir relativ viel Abwärme nutzen konnten. Jetzt sind die Räumlichkeiten größer und offener. Dazu kommt, dass die modernen Motoren nicht mehr so viel Wärme abgeben wie früher. Trotzdem werden wir die anfallende Abwärme auch in Zukunft wieder nutzen und in den Kreislauf einbringen. Wir rechnen aber damit, dass wir rund ein Drittel weniger Abwärme zur Verfügung haben werden als bisher.“

6er-Sessel „Almbahn“.

„Ohne ,Ellmis Zauberwelt‘ wäre der Sommerbetrieb so nicht möglich“MM: „Wie lange sind Sie Geschäftsführer der Bergbahnen Ellmau-Going, was ist Ihnen in Ihrer Position wichtig?“Exenberger: „Ich bin Quereinsteiger in diese Branche und jetzt seit 10 Jahren dabei. Bergbahnunternehmen sind Dienstleister und mir ist es wichtig, dass sich das Unternehmen auch so präsentiert. Der Gast soll merken, dass wir uns um ihn bemühen. Natürlich wollen wir in allen Bereichen Top-Qualität bieten und mit Freundlichkeit überzeugen. Wir sehen uns als Bergbahnunternehmen aber auch als Motor in der Region, um Impulse und Akzente zu setzten und bei vielen Dingen eine Vorreiterrolle zu übernehmen.“MM: „Woher kommen Ihre Gäste im Sommer bzw. Winter, wie sieht die Gästestruktur aus?“Exenberger: „Im Sommer kommen unsere Gäste zu 70?% aus Deutschland, dann natürlich aus der Schweiz, den Benelux-Ländern, Großbritannien und in letzter Zeit vermehrt aus Österreich. Was das Wandern betrifft, haben wir in der Region Möglichkeiten zum Klettern genauso wie sehr schöne Wanderwege in rund 1.500 m Seehöhe. Wie man weiß, ist die Bewegung gerade in dieser Höhe stressfrei und sehr gesund. Vom Mai bis Juli kommen bei uns viele Gäste aus der Altersstufe 60+, in der Ferienzeit sind es dann viele Familien. Im Herbst verschiebt sich die Gästestruktur bei den Wanderern wieder in Richtung Singles, Sportler und ältere Gäste.Im Winter kommt der Großteil unserer Gäste, also sicher 75?% aus Deutschland, gefolgt von den Benelux-Ländern, der Schweiz und Großbritannien. Der österreichische Gast kommt auch im Winter zu uns, aber nicht in dem Ausmaß, wie wir es gerne hätten. Wir sind in Ellmau bekannt als Drehort für den ,Bergdoktor‘ und haben eine gute Hotellerie. Vor diesem Hintergrund kommen im Winter nur rund 65 bis 68?% der Gäste zum Skifahren. Ansonsten wird z.?B. gewandert oder es werden die Möglichkeiten zum Ski-Langlaufen genutzt.“MM: „Welche Erwartungen haben Sie in die diesjährige Sommersaison?“Exenberger: „Unsere Erwartungen an den Sommer sind dieses Jahr nicht hoch, weil uns durch die Bauarbeiten keine Bahn zur Verfügung steht. Wir werden aber sehr wohl ‚Ellmis Zauberwelt‘ offen halten und auch das Bergrestaurant ist für die Wanderer offen. Auf diese Weise wollen wir die Kontinuität im Angebot sicherstellen. Wir erzielen normalerweise rund 25?% unseres Umsatzes im Sommer, das wird dieses Jahr natürlich nicht der Fall sein.“MM: „Gibt es Neuerungen/Ergänzungen im Angebot für die nächsten Saisonen?“Exenberger: „Dieses Jahr haben wir im Sommer nichts Neues geplant, nächstes Jahr wird es aber sicher wieder Neuerungen geben. Für ‚Ellmis Zauberwelt‘ bringen wir schrittweise immer wieder Neues ein, weil wir den Berg einfach interessant halten wollen. An den Winter haben wir für die Saison 2015/16 natürlich schon entsprechende Erwartungen durch unsere neue Bahn. In der Talstation wird es einen modernen Shop mit einer Fläche von 1?200 m2 geben, dazu ein Ski-Depot. Dieses Angebot ist meiner Meinung nach ein wichtiger Aspekt, um dem Gast größtmöglichen Komfort zu bieten, alles so einfach wie möglich zu haben und ihn dadurch in der Region zu halten. Wichtig ist uns auch eine Ganztagesbetreuung für Kleinkinder, wo sich die Kleinen so richtig wohl fühlen und die Eltern zwischendurch mal reinsehen können. Am Berg wird es in diesem Zusammenhang z.?B. auch ein Kinderrestaurant geben. Dieser Bereich ist mir auch deshalb sehr wichtig, weil Kinder die Gäste von morgen sind. Wo es dem Kind gefallen hat, fährt es auch als Erwachsener wieder hin. Ähnlich wie ‚Ellmis Zauberwelt‘ im Sommer möchten wir die Figur in Zukunft auch für den Winter weiterentwickeln, sodass wir am Berg ein zusätzliches Angebot bekommen. In der Bergstation wird es außerdem ein weiteres Ski-Depot geben und eine Infozentrale für den Gast.“

Die neue Hartkaiserbahn wird eine 10er-Kabinenbahn.

„Der Gast soll merken, dass wir uns um ?ihn bemühen“MM: „Wie bewährt sich ‚Ellmis Zauberwelt‘ generell?“Exenberger: „Ellmis Zauberwelt ist ein Top-Thema für die ganze Region geworden. Auch im Vergleich mit dem Top-Player, dem ‚Hexenwasser Söll“ können wir gut mithalten. Wichtig ist es natürlich, immer wieder Neues zu bieten, damit man für die Gäste interessant bleibt. Ohne ‚Ellmis Zauberwelt‘ wäre der Sommerbetrieb in der jetzigen Weise sicher nicht möglich.“MM: „Die Bergbahn Ellmau-Going ist eine ,Ausgezeichnete Österr. Sommerbahn‘. Wie lange sind Sie dabei, wie sind Ihre Erfahrungen mit dieser Angebotsschiene?“Exenberger: „Wir sind seit 2007 eine ‚Ausgezeichnete Österreichische Sommerbahn‘. Das ist sicher eine sehr gute Einrichtung, die sich für uns sehr gut bewährt hat. Die Vermarktung funktioniert ausgezeichnet, weil man auch in den Medien immer wieder entsprechend präsent ist. Und durch die Qualitätskriterien ist man auch immer wieder angehalten, aktiv zu sein und sein Angebot zu pflegen und zu erneuern.“

Mit Ellmis Zauberwelt wird der Sommer für die Gäste attraktiv.

MM: „Welchen Stellenwert haben Events und das kulinarische Angebot?“Exenberger: „Events sind für uns nicht so wichtig. Wir haben keine großen Veranstaltungssäle – wenn wir Events planen würden, müsste das in der freien Natur sein. Und da ist unser Wetter nicht so stabil, dass man langfristig planen könnte. Außerdem fehlen uns für große Events schlicht die finanziellen Mittel. Umso wichtiger ist uns aber das kulinarische Angebot, und das sowohl im Sommer als auch im Winter. Hier hat sich in den letzten Jahren auch sehr viel getan, hinsichtlich der Quantität der Gäste und natürlich auch der Qualität im Angebot.“MM: „Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für Ihr Unternehmen?“Exenberger: „Die größte Herausforderung der nächsten Jahre wird sicherlich darin bestehen, uns zu einem Drei-Saisonen-Betrieb zu entwickeln. Neben dem Winter wollen wir im Sommer noch stärker werden und auch im Herbst sehe ich noch großes Potenzial, das wir für uns gewinnen möchten. Den Anteil der Skifahrer im Winter generell zu steigern, ist meiner Meinung nach nicht möglich. Der Kuchen wird nicht größer werden. Unser Anliegen ist es aber, unseren Anteil noch etwas auszubauen. Das wollen wir durch ein entsprechendes Angebot, Qualität, Freundlichkeit und Sauberkeit erreichen – und natürlich durch ein stimmiges Preis-/Leistungsverhältnis, auch dieser Bereich muss passen.“?dwl