Dr. Ing. Mark Winkler GF Sextner Dolomiten AG – „Weg vom Kirchturmdenken!“

In den Sextner Dolomiten/Pustertal hat man in der Wintersaison 2014/15 mit der Verbindung der Skiareale Helm-Rotwand aufhorchen lassen. Der MOUNTAIN MANAGER hat das zum Anlass genommen, Dr. Ing. Mark Winkler, GF der Sextner Dolomiten AG, nach seinen Erfahrungen und den künftigen Zielen zu befragen.

Dr. Ing. Mark Winkler, GF Sextner Dolomiten AG

MM: „Wie waren Sie mit der Wintersaison 2014/15 zufrieden?“Dr. Ing. Mark Winkler: „Wir waren sehr zufrieden. Es war zwar witterungsbedingt ein schwieriger Beginn – das hat aber alle Südtiroler Skigebietsbetreiber betroffen, die mit ihren Liften nicht auf Gletscherhöhe hinaufreichen. Deshalb ist der erste Höhepunkt der Saison, der üblicherweise vom 6. bis 8. Dezember wäre, komplett ausgefallen. Der restliche Winter war dann durch viele Sonnentage und relativ milde Temperaturen gekennzeichnet. Davon haben wir in unserer Höhe extrem profitiert.“MM: „Neu war für diese Saison die Verbindung Helm-Rotwand, wie hat sie sich bewährt?“Winkler: „Wir haben für die Wintersaison 2014/15 die beiden größten Areale Helm-Rotwand durch zwei 8er-Kabinenbahnen skitechnisch verbunden. Dieses Angebot ist sehr gut angekommen und hat unsere Erwartungen weit übertroffen. Es ist gelungen, allein bei den Bahnen ein Plus von 25 % zu erzielen. Insgesamt konnten wir mit allen Neuigkeiten ein Plus von 32 % einfahren. Wir haben allerdings auch für unsere Verhältnisse eine Jahrhundertinvestition getätigt, nämlich 38 Mio. Euro.“MM: „Der Weg zur Realisierung war nicht leicht, nennen Sie bitte Eckdaten.“Winkler: „Der Weg war wirklich nicht leicht. Ich denke aber, es wäre eine Illusion zu glauben, dass ein solches Projekt nur bei uns schwierig ist. Nach den Schwierigkeiten und vielen Diskussionen im Vorfeld ist es mir deshalb jetzt eine Genugtuung von vielen zu hören, dass das Projekt sehr gut und umweltschonend umgesetzt worden ist.Begonnen habe ich im Herbst 2008 mit den Gesprächen mit den 67 betroffenen Grundbesitzern. Den Konsens hatten wir relativ schnell. Dann kamen die Planung und das Einreichverfahren, wobei die Umweltverträglichkeitsprüfung im Anschluss negativ ausgefallen ist. In der Folge wurde die strategische Entscheidung getroffen, das ganze Projekt zurückzuziehen und ein gänzlich neues Projekt auszuarbeiten. Dabei wurde jeder der in der vorhergehenden UVP negativ bewerteten Punkte aufgearbeitet und eliminiert. Dieses Projekt wurde wieder eingereicht, hat anschließend sämtliche Genehmigungsverfahren inklusive Umweltverträglichkeitsprüfung positiv durchlaufen und 2013 wurde dann wirklich die Baukonzession ausgestellt, sodass wir mit den Baumschlägerungen begonnen haben. Zu diesem Zeitpunkt gab es dann einen Rekurs, ein Baustopp wurde verfügt. Alles wurde nochmals überprüft und gemessen und im Endeffekt für rechtskonform -befunden. Letztlich konnten wir dann 2014 mit den Bauarbeiten weitermachen. Diese Verfahren haben uns insgesamt aber rund 1 Mio. Euro gekostet.Umso mehr freut es uns jetzt, dass alles so gut läuft und wir als Skidestination wirklich einen Quantensprung hingelegt haben. Nach der ersten Saison sind wir sehr zufrieden.“MM: „Wie lange sind Sie Geschäftsführer der Sextner Bergbahnen und wie war Ihr Zugang zur Branche?“Winkler: „Ich bin seit Herbst 2008 Geschäftsführer der Sextner Dolomiten AG, damals noch als ‚Generaldirektor‘. Ein Jahr später wurde ich in den Verwaltungsrat aufgenommen und habe dort dann die Berufung zum delegierten Geschäftsführer erhalten. Zu den Bergbahnen bin ich als Quereinsteiger gekommen. Hauptberuflich bin ich freiberuflicher Bauingenieur mit eigenem Ingenieurbüro. 2007 war ich z. B. Projektant und Bauleiter für eine der letzten Aufstiegsanlagen, die hier gebaut wurden. Vor diesem Hintergrund kannte ich das Umfeld schon ganz gut. Dazu habe ich während meiner Studienzeit als staatlich geprüfter Skilehrer gearbeitet, das Skifahren war und ist meine Passion. Es war immer ein Wunsch von mir, in diesem Sektor tätig zu sein, Entscheidungen zu treffen und umsetzen zu können.“

2014 wurde die Skiverbindung Helm-Rotwand umgesetzt.

MM: „Was ist Ihnen in Ihrer Funktion wichtig, worauf legen Sie Wert?“Winkler: „Wichtig ist ein super Team zu haben und eine gute Verteilung der Zuständigkeitsbereiche, damit alle Arbeiten gut delegiert und bewältigt werden können. Die einzelnen Mitarbeiter sollen dabei so selbstständig wie möglich arbeiten können. Natürlich ist es auch wichtig, dass sich alle Mitarbeiter mit dem Unternehmen identifizieren und stolz sind, Teil der Mannschaft zu sein. Das soll auch so gelebt werden. Unsere Mitarbeiter sind nahezu ausschließlich aus der Umgebung. Wir sind mit 240 Mitarbeitern in der Hochsaison der größte Arbeitgeber in Sexten. Uns ist es deshalb auch ein Anliegen, Arbeitsplätze in der Region zu schaffen und zu halten, und das wird auch gut angenommen. Wir werden in der Region als verlässlicher Arbeitgeber geschätzt.“MM: „Stellen Sie das Skigebiet bitte kurz vor.“Winkler: „Die Sextner Dolomiten AG betreibt 4 Skigebiete, das sind der „Haunold“ in Innichen, die Skidestination „Helm“, die „Rote Wand“ und in der Provinz Belluno das Skiareal „Val Comelico“. Wir führen selbst 23 Aufstiegsanlagen, mit denen rund 93 km Pisten erschlossen werden. Dazu betreiben wir  5 Gastronomiebetriebe und sind am Dienstleistungssektor u. a. mit Skidepots oder Skiverleih aktiv. Mit dem neu eröffneten Bahnhof in Vierschach und dem Ski Pustertal Express sind wir im Halbstundentakt direkt mit dem Nachbarskigebiet Kronplatz verbunden, sodass dadurch den Gästen des Pustertales über 200 km Pisten zur Verfügung stehen. Da beide Skigebiete zum Konsortium Dolomiti Superski gehören, gibt es für dieses Großraumskigebiet „Sextner Dolomiten – Kronplatz“ auch einen gemeinsamen Skipass. Dabei sind wir sehr unterschiedlich ausgerichtet. Der Kronplatz spricht den sportlich ambitionierten Skifahrer an, wir haben uns dem Naturerlebnis-Skifahren verschrieben. Ein besonderes Angebot haben wir mit dem „Giro delle Cime“, einer 32 km langen Ganztages-Skirunde von Vierschach über Sexten, den Stiergarten, die Rotwand und den Kreuzpass bis in die Nachbarprovinz Belluno in die „Skiarea Val Comelico“. Dabei ist die Natur ein Highlight, aber auch die kulturelle Vielfalt der einzelnen Gebiete.Grundsätzlich ist es uns ein Anliegen, den Gästen eine Vielzahl an Produkten anzubieten, sodass sie ihre Wahl treffen können und begeistert nach Hause fahren und wieder kommen. Aus diesem Grund ist unser Angebot auch nicht nur auf Ski Alpin ausgerichtet, wir bieten z. B. drei Rodelbahnen und mehrere Winterwanderwege und auch Loipen. Ich denke, es ist eine Illusion zu glauben, dass sich der Gast heute damit zufrieden gibt, sich in einer einzigen Ferienregion aufzuhalten. Der Gast möchte immer wieder Neues erleben und diese Möglichkeit bieten wir ihm mit dem Ski Pustertal Express.“MM: „Wie sieht die Gästestruktur im Winter aus?“Winkler: „Unsere Gäste sind bisher hauptsächlich aus Italien und Deutschland gekommen. Die vielen Gäste aus Italien lassen sich u. a. aus der Präsenz von Kasernen in Innichen erklären, wo viele junge Leute ihren Militärdienst ableisten und dann natürlich immer wieder, auch in späteren Jahren, zum Skifahren kommen. Dazu haben wir in den letzten Jahren immer mehr polnische, tschechische und Schweizer Gäste, durch die räumliche Nähe auch Österreicher, Slowenen und Kroaten. Uns freut es, wenn wir so breiten Zulauf finden, weil uns das auch in Krisenzeiten hilft. Was den soziodemographischen Hintergrund betrifft, kommen viele Familien und Best Agers zu uns. Bei den jungen Gästen haben wir Handlungsbedarf, da fehlt auch die Struktur bei den Beherbergungsbetrieben. Da möchten wir uns in Zukunft aber auch vermehrt bemühen, damit wir Schüler und Jugendgruppen zu uns bekommen.“

Nachtskilauf in Innichen.

MM:“Gibt es im Sommer im Vergleich mit dem Winter Unterschiede?“Winkler: „Im Prinzip gibt es im Sommer die gleiche Gästestruktur wie im Winter, wobei im Sommer traditionell der Wandergast im Fokus steht. Im Sommer sind die deutschen Gäste eher noch stärker vertreten, aber auch Gäste aus Italien sind viele hier. Auch bei den Osteuropäern stellen wir fest, dass Wandern glücklicherweise immer beliebter wird. Wir haben z. B. Aufstiegsanlagen wie die Bahn in die „Rote Wand“ oder „Haunold“, welche im Sommer rund 120 000 Fahrten machen.“MM:“Welche Bedeutung hat der Sommer für die Region Sexten?“Winkler: „Unser Ziel ist die Ganzjahresdestination. Der Sommer ist bei uns schon heute sehr wichtig. Allein im Bereich der Bergbahnen erwirtschaften wir rund 20 % des Gesamtjahresumsatzes im Sommer. Unsere Zielsetzung geht grundsätzlich in Richtung Ressort mit einem entsprechend umfangreichen Angebot zu den unterschiedlichen Jahreszeiten.Das Nächtigungsverhältnis beträgt in der Ferienregion Hochpustertal über 60 % im Sommer und lediglich 40 % im Winter. Das sind für unsere Bahnen natürlich die besten Voraussetzungen, noch stärker zu werden. Unser Ziel ist es, durch entsprechende Investitionen ein ausgewogenes Nächtigungsverhältnis von 50:50 zu schaffen. Das werden wir auch erreichen. Wir haben es auch geschafft, die Saisonen nach vorne und nach hinten zu verlängern, seit 2008 um jeweils ca. 3 Wochen. Dabei steht nicht nur der Gewinn im Fokus, wir wollen ganz bewusst Wirtschaftsmotor der Region sein.“MM: „Sind Neuerungen für diesen Sommer geplant?“Winkler: „Diesen Sommer wollen wir entsprechend bewerben, dass wir mit der Verbindung Helm-Rotwand einen Berg dazugewonnen haben. Von den zwei neuen 8er-Kabinenbahnen wird die ,Drei Zinnen-Bahn‘ im Sommer von Ende Mai bis Ende Oktober in Betrieb sein. Dort werden die Almen für leichte Wanderungen erschlossen. Als besonderes Highlight kann hier der Blick auf die ,Sextner Sonnenuhr‘ und die weltbekannten ,Drei Zinnen‘ erwähnt werden. Ein weiteres Highlight ist dann auch die Giro Bike-Tour. Da werden unsere Gäste durch Bikeguides begleitet und im Rahmen einer Ganztagestour auf einer gesamten Länge von 62 km durch die Sextner Dolomiten geführt. Kleine Steigungen sind integriert, die großen werden mit Hilfe unserer Bergbahnen bewältigt. Neu sein wird auch die Sommervariante des ‚Ski Pustertal Express‘ rund um die Ferienregion Kronplatz. Durch einen Beitrag aus der Kurtaxe soll für den Gast die Benutzung aller öffentlichen Verkehrsmittel in Südtirol ohne Kosten möglich werden. Das finde ich eine ganz tolle Sache – zum einen fördern wir die ‚green mobility‘, zum anderen ermöglichen wir dem Gast eine große Bandbreite an verschiedenen Möglichkeiten, die er ganz bequem erreichen und nutzen kann, so auch unsere Bergerlebnisangebote in den Sextner Dolomiten.“MM: „Wie sieht das Angebot im Sommer aus?“Winkler: „Mit dem Sommerangebot starten wir bereits Ende Mai (bis Ende Oktober) und bieten vier Berge, die eine unterschiedliche Ausrichtung haben. Das reicht vom ,Haunold‘, dem Familienberg, über den Aussichts- & Wanderberg ,Helm‘, den ,Stiergarten‘, wo tolle Almwanderungen erschlossen werden mit gleichzeitiger Sicht auf die weltbekannten ,Drei Zinnen‘ bis zum Dolomi-tenerlebnis auf der ,Rotwand‘. Somit betreiben wir im Sommer insgesamt 5 Aufstiegsanlagen, 4 Gastronomiebetriebe und eine 1,75 km lange Sommerrodelbahn. Im Sinne des Ressortgedankens haben wir für die Gäste jeden Tag ein neues Angebot wie z. B. den Techniktag, geführte Wanderungen, Rentierfütterungen, Sonnenaufgangsfahrten und Kinderfeste. Darüber hinaus gibt es eine enorm attraktive Sommerrodelbahn bis ins Tal, eine Tubing Bahn, den Kinder-Kletter-Parcours, Riesenhüpfburg, Relaxzone mit Fußabdruckseen, Freilichtmuseum des 1. Weltkrieges, Almdorfspielplatz oder wie schon erwähnt die Giro Bike-Tour. Dazu bieten wir unseren Gästen als Pendant zur Dolomiti Super Ski Card die Dolomiti Super Summer Card, mit der man mit einem Ticket rund 100 Bergbahnen des Verbundes nutzen kann.“

Mit dem Bahnhof Vierschach wurde die Anbindung an die Ski-Bahn-Verbindung „Ski Pustertal Express“ realisiert.

MM: „Die Region gehört zum UNESCO Weltnaturerbe, welche Anforderungen/Verpflichtungen ergeben sich daraus?“Winkler: „Wir kommen mit Ausnahme eines Skiweges, der 1976 gebaut wurde, also noch bevor die Region als Naturpark ausgewiesen wurde, nicht in das geschützte Areal. Deshalb haben wir keine direkten Auflagen zu erfüllen. Wir sind uns aber unseres Vorbildcharakters als Grenzregion bewusst, ein Umgang mit dem Weltnaturerbe muss vorgelebt werden. Deshalb setzen wir Akzente im nachhaltigen Wirtschaften. Wir verwenden zu 100 % grünen Strom aus der Wasserkraft. Die Beschneiung wurde so ausgelegt, dass wir mit Nachtstrom große Wassermengen auf den Berg pumpen können, um diese dann am Tage mit geringerem energetischem Aufwand verteilen bzw. beschneien zu können. Wir haben 2011 den ersten Prinoth Leitwolf Italiens angekauft, der die Abgaswerte IIIB 4i erfüllt hat. Im Moment arbeiten wir außerdem mit dem TIS Bozen an einem Pilotprojekt, um die Energieflüsse im Skigebiet zu analysieren, die ‚Energiefresser‘ zu eliminieren und effizienter mit dieser kostbaren Ressource haushalten zu können.“MM: „In der Region gibt es seit der letzten Wintersaison die Anbindung des Skigebietes an die Bahn, der Bahnhof Vierschach wurde in Betrieb genommen. Wie wird das Angebot angenommen?“Winkler: „Durch den Bahnhof Vierschach sind wir Teil der Ski-Bahn-Verbindung ,Ski Pustertal Express‘ geworden und damit z. B. auch direkt mit dem Kronplatz verbunden. Das hat wirklich eingeschlagen, unsere Erwartungen sind bei weitem übertroffen worden. Der Gast weiß es zu schätzen, dass er viele Ziele erreichen kann, ohne im Stau zu stehen oder das Auto benutzen zu müssen.“MM: „Wo sehen Sie die größten Herausforderungen der nächsten Jahre?“Winkler: „Die größte Herausforderung wird es sein, die fiktiven Grenzen der Tourismusregionen abzubauen und vom Kirchturmdenken wegzukommen, den Gast für sich behalten zu wollen. Man muss dem Gast größtmögliche Mobilität ermöglichen und ein entsprechendes Angebot in Form von exzellenten Produkten anbieten, dann wird er wiederkommen. Mitbewerber ist nicht das Skigebiet nebenan, sondern der Anbieter von Kreuzfahrten oder der Ferntourismus. Eine weitere Herausforderung für uns wird es auch sein, den Ressortgedanken voranzutreiben und die Abgrenzungen Sommer und Winter aufzuheben bzw. die Entwicklung eines stimmigen Ganzjahresangebots voranzutreiben. Da muss man bereit sein, Änderungen im Denken zuzulassen, damit man handeln kann. Für unser Unternehmen wird es außerdem wichtig sein, unsere Visionen voranzubringen. Eine Vision, die 2017 Wirklichkeit werden kann, ist die skitechnische Anbindung unseres Skigebietes ,Val Comelico‘, das heute über eine Busverbindung erreichbar ist. Hier sollen rund 45 Mio. Euro investiert werden und zwei 8er- oder 10er-Kabinenbahnen und die entsprechenden Pisten samt Beschneiungsanlage gebaut werden. Eine weitere Vision ist die Verbindung mit Österreich/Sillian, sodass sich eine 3er-Schiene Pustertal-Belluno-Österreich ergibt. Das würde die Attraktivität des Angebotes enorm erhöhen.“ dwl

„Nur gemeinsam können wir die Herausforderungen angehen!“

2014 wurde in Annaberg nach zähem Ringen die neue Donnerkogelbahn gebaut. Der MOUNTAIN MANAGER hat Barbara Kronreif, GF der Dachstein West GmbH, über das Angebot in der Region und die Ziele der neuen Gesellschaft befragt.

Barbara Kronreif, GF Dachstein West GmbH. Foto: dwl

MM: „Wie lange gibt es die Dachstein West GmbH und mit welchem Ziel wurde sie gegründet?“Barbara Kronreif: „Die Dachstein West GmbH gibt es seit 2013. Die Gründung dieser Gesellschaft war deshalb notwendig, weil für ein Investitionspaket in Höhe von 26 Mio. Euro die Gewährung einer Landesförderung und -beteiligung in Höhe von insgesamt 7 Mio. Euro davon abhängig gemacht wurde. Die Betriebe Russbacher Skilift GesmbH & Co KG und Annaberger Zwieselalmbahnen GesmbH & Co KG mussten also fusioniert werden. Diese Fusion ist mittlerweile auch zur Gänze abgeschlossen.“MM: „Wie sieht die Struktur der neuen Gesellschaft aus?“Kronreif: „Die Geschäftsführung der Dachstein West GmbH wurde mir anvertraut. Im Gegensatz zu den früheren Bergbahnbetrieben gibt es in der neuen Gesellschaft nur noch wenige Gesellschafter. Das sind die Russbacher Skilift Gesellschaft, die Gemeinde Annaberg und der Tourismusverband Annaberg. Die Fusion der früheren Bergbahnunternehmen vorzubereiten, war nicht einfach. Da hat es eine Menge Überzeugungsarbeit gebraucht, weil die Gesellschaften und ihre Gesellschafter sehr unterschiedlich aufgestellt waren. Wir hoffen jetzt aber alle, dass wir die Herausforderungen meistern werden, die auf uns zukommen.“MM: „Wie lange sind Sie in der Bergbahnbranche und was hat Sie veranlasst, in diesem Bereich aktiv zu sein?“Kronreif: „In der Branche bin ich wirklich lange. Mein Vater gehörte zu den Gründern der Russbacher Skilifte und war vor mir dort Geschäftsführer. Wenn ich nachrechne, bin ich sicher seit 35 Jahren in der Branche, früher allerdings nicht hauptberuflich. Seit 1980 gibt es die Skiregion Dachstein West, zuerst mit Russbach und Gosau, 1982 ist Annaberg dazu gestoßen. Im Laufe der Zeit wurden die Aufgaben immer mehr, ich bin in die Funktion hineingewachsen. Ich war auch immer sehr technisch interessiert, wahrscheinlich auch deshalb, weil mein Vater eine Autowerkstatt hatte und ich mich sehr früh mit Technik beschäftigt habe. Deshalb waren die technischen Anforderungen in meinem Beruf auch kein Problem.“

Die neue Donnerkogelbahn in Annaberg. Foto: Dachstein West GmbH

„Jeder Mitarbeiter soll wissen, wie wichtig sein Beitrag ist“MM: „Was ist Ihnen in Ihrer Funktion besonders wichtig, worauf legen Sie Wert?“Kronreif: „Ich lege großen Wert darauf, dass wir unter den Skiregionspartnern ein gutes Gesprächs- und Arbeitsklima haben. Nur gemeinsam können wir die heutigen und künftigen Herausforderungen erfolgreich angehen. Innerbetrieblich ist es mir auch wichtig, dass ein gutes Betriebsklima herrscht und jeder Mitarbeiter weiß, wie wichtig sein Beitrag ist. Nur wenn es einem Mitarbeiter bewusst ist, dass er ein wichtiger Teil des gesamten Unternehmens ist, ist er motiviert und identifiziert sich zu 100?% mit seiner Arbeit. Das heißt auch, dass man bei Problemen unserer Mitarbeiter weiterhilft. Es gibt bei uns übrigens auch einen Kinderclub, den unsere Mitarbeiter in der Saison für ihre Kinder gratis nutzen können. Das gibt es zwar nur im Winter, aber trotzdem ist das eine gute Sache, die wir schon lange anbieten.“MM: „Neu für diese Wintersaison ist die Donnerkogelbahn. Stellen Sie das Projekt bitte kurz vor.“Kronreif: „Die Konzession für den früheren Doppelsessellift ist im Frühjahr abgelaufen. Wir hätten massiv investieren müssen, um eine neue Bewilligung für diesen Lift zu bekommen. Natürlich hat es dazu Überlegungen gegeben, es wäre aber trotz allem ein Doppelsessellift geblieben. Und ein solcher ist heute als Einstieg in ein Skigebiet nicht mehr zeitgemäß. Da es in Annaberg viele Gästebetten und auch ein hohes Gästeaufkommen gibt, waren andere Überlegungen erforderlich. Deshalb haben wir uns für eine 8er-Kabinenbahn entschieden. Der Auftrag für die Bahn ging an Doppelmayr, die Kabinen hat Carvatech geliefert.“ (vgl. S. 42 f.)

Die Skiregion Dachstein West wurde für ihr Angebot rund um Familien ausgezeichnet. OÖ Tourismus/Erber

MM: „Was bedeuten der Bau der Mittelstation beim Panoramajet auf Gosauer Seite und der Bau der Donnerkogelbahn in Annaberg für die Region, gibt es weitere Pläne?“Kronreif: „Die beiden Doppelsessellifte, die in Gosau durch den 8er Ponoramajet ersetzt wurden, hatten eine Mittelstation. Der Panoramajet später nicht mehr. Es hat sich dann herausgestellt, dass eine solche aber wirklich wichtig wäre. Deshalb sind wir jetzt sehr froh, dass es nach den Bauarbeiten 2014 wieder eine Zwischenstation gibt. Das ist eine deutliche Komfortverbesserung für den Gast. Und auch unsere neue Donnerkogelbahn bietet mehr Komfort und macht den Einstieg ins Skigebiet einfacher und leichter.Natürlich gibt es auch schon weitere Ideen. Als nächstes planen wir mit unserem oberösterreichischen Partner den Bau eines Speicherteiches, da laufen im Moment die Planungsarbeiten und Genehmigungsverfahren. Wir wollen im Bereich der Beschneiung einfach noch besser werden. Dazu planen wir eine 6er-Sesselbahn, mit der wir einen bestehenden 35 Jahre alten Schlepplift ersetzen wollen. Das soll einen weiteren Schub in Richtung Komfort bringen.“MM: „2014 wurde die Skiregion Dachstein West vom Testportal skiresort.de ausgezeichnet. In welchen Bereichen konnte man punkten?“Kronreif: „Wir wurden von skiresort.de getestet und haben in den Bereichen ‚Familien‘ und ‚Hütten‘ die Höchstpunkte bekommen. Wir sind auch sehr stolz auf unsere besonderen Hütten, weil es sich dabei um kleine, urige Hütten handelt. In anderen Destinationen wurde sehr viel einheitlich gemacht und in Selbstbedienung umgestaltet. Unsere 16 Hütten sind nicht so groß, dafür aber ursprünglich.Was die Familien betrifft, so gibt es bei uns in jedem Ort im Skigebiet auch Angebote für Kinder. Außerdem sind wir aufgrund unserer Topografie mit Pisten bis zu einer Höhenlage von 1?500 m sicher prädestiniert für Familien und Kinder. Unser Areal ist nicht schroff und nicht felsig, unsere Pisten sind breit und bieten Familien viel Komfort.“MM: „Welche Rolle spielen Events im Angebot?“Kronreif: „Wir diskutieren viel über Events, die es bei uns eher im Sommer gibt als im Winter. Da wir im Winter viele Familien bei uns zu Gast haben, wären ausgefallene Musikdarbietungen oder Konzerte eher unpassend. Wir setzen auf Kinder- und Familienevents, bei denen jeder mitmachen kann. Wir haben z.?B. zweimal in der Saison eine Woche, in der Kinder einen Gratis-Skikurs besuchen können, die Kinder-Liftkarte kostenlos ist oder auch das Bett für die Kleinen. Das kommt sehr gut an, da kann man in unserem Fall sicher besser punkten.“

Auch im Sommer ist das Angebot am Hornspitz auf Familien ausgerichtet. Foto: Dachstein West GmbH

„Es wäre wichtig, eine bessere Bettenstruktur zu bekommen“MM: „Wie sieht Ihre Gästestruktur aus, aus welchen Regionen kommen die Besucher?“Kronreif: „Die Skiregion Dachstein West hat traditionell viele Österreicher, z. B. aus Nieder- und Oberösterreich, aber natürlich auch aus Salzburg. An der zweiten Stelle sind Gäste aus Deutschland, dann folgen Gäste aus Tschechien und den Niederlanden. Damit Urlauber aus Tschechien kommen, haben wir von Anfang an viel investiert und uns z. B. in Prag sehr stark präsentiert. Das hat sich wirklich bezahlt gemacht. Dazu kommt, dass man in Teilen Tschechiens den Dachstein sieht, also gibt es eine direkte Verbindung zu uns her. Deshalb haben wir uns dort wirklich gut positionieren können. Dass viele Niederländer zu uns kommen, liegt sicher an der Bettenstruktur. Es gibt z.?B. ein großes Urlauberdorf in Obertraun und Annaberg, das von holländischen Investoren gebaut und auch von Holländern betrieben wird. Das ist sehr gut für uns.“MM: „Wie sind Sie mit der Entwicklung der Besucherfrequenz zufrieden?“Kronreif: „Da muss man zwischen dem Tages- und dem Wochengast unterscheiden. Tagesgäste kommen aus Salzburg, Oberösterreich und Bayern. Die Anzahl der Tagesgäste ist rückläufig, da ist man natürlich sehr stark vom Wetter abhängig. Es gibt auch einen verstärkten Trend zum Tourengehen auf den Pisten. Da sind wir bemüht, Lösungen zu finden, die allen Anliegen gerecht werden. Aber das ist naturgemäß schwierig. Bei den Wochengästen wäre es für uns wichtig, in der Region eine bessere Bettenstruktur zu bekommen.“

Für Wanderer gibt es Routen in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Foto: Dachstein West GmbH

MM: „Welche Angebote gibt es im Sommer?“Kronreif: „Wir haben in den letzten Jahren stetig investiert, um auch hier ein gutes Angebot zu haben. Es zeigt sich in der letzten Zeit vermehrt, dass der Berg im Sommer wieder attraktiver wird. Es gibt Zuwächse, aber man muss auch etwas bieten können. Wie im Winter haben wir uns auch im Sommer auf Kinder spezialisiert. Wir haben am Berg z.?B. den so genannten, Ameisensee‘, und die Thematik ,Ameisen‘ haben wir dann auch für Kinder aufbereitet. Das kommt sehr gut an. Zuviel Animation am Berg lehnen wir aber ab. Der Berg soll schon Berg bleiben.“MM: „Sind für den Sommer 2015 Neuerungen geplant?“Kronreif: „Für den Sommer 2015 müssen wir in ?Annaberg die Donnerkogelbahn natürlich etwas in Szene setzen. Dabei ist es uns ein Anliegen, das Angebot etwas anders zu gestalten als in Russbach. Es soll eine Ergänzung werden, keine Konkurrenz. Durch die unterschiedliche Topografie ergeben sich auch bei den Wanderwegen in Annaberg andere Ansätze als in Russbach. Das wollen wir herausarbeiten. Dazu gibt es an der Bergstation der Donnerkogelbahn eine ausgesprochen attraktive, neue Hütte. Da wollen wir ein stimmiges Angebot herausarbeiten.“MM: „Wo sehen Sie für die Region Dachstein West die größten Herausforderungen für die Zukunft?“Kronreif: „Die größten Herausforderungen sehe ich in der Gästestruktur. Die Anzahl der Tagesgäste ist, wie schon erwähnt, rückläufig, bei den Gästebetten sind wir noch nicht da, wo wir sein wollen. Die Infrastruktur könnte gut mehr Gäste vertragen. Wir bemühen uns deshalb sehr, weitere Gästebetten zu bekommen. In Gosau entsteht im Moment ein sehr schönes Projekt, das weitere 500 Betten bringt. Wir stehen in Russbach bei mehreren Projekten am Anfang. Das wird aber noch dauern. Das ist sicher die größte Herausforderung der Zukunft. Wir wollen und können beim Standard der Bergbahnen im Vergleich mit anderen Gebieten mithalten und wollen unsere Wirtschaftlichkeit mit Hilfe einer entsprechenden Bettenstruktur verbessern.“ dwl

Der perfekte Familien-Abenteuerberg lockt neue Gäste an

Die Muttereralm ist das bekannteste Familien-Naherholungsgebiet direkt vor den Toren Innsbrucks. Mit dem Relaunch 2006 entstand hier eine Erlebniswelt mit Tipidorf, Zauberwasser, Abenteuerspielplatz und Bäumelhäusern in luftiger Höhe. Heuer folgten Moutain Carts, Pistenbock® und Snowpark, was in Summe zur Auszeichnung „Erlebnisberg 2014“ führte. Unter dem neuen GF Werner Millinger, der zuvor als Projektant beim Planungsbüro ILF und noch früher in der Betriebsleitung der Bergbahnen Gerlos tätig war, kam es zu spürbaren Ergebnisverbesserungen und Innovationen. Inkognito unter die Gäste gemischt, erfährt er deren Bedürfnisse und leitet daraus Strategien ab!

Werner Millinger, GF Muttereralm Bergbahnen Errichtungs GmbH

MM: „In der Wintersaison 2013/14 wurde die Muttereralmbahn 60 Jahre alt. Skizzieren Sie kurz die Geschichte bis zum Neustart 2006.“Werner Millinger: „Die 1953 gegründete Muttereralmbahn erschloss mit dem ersten kuppelbaren Sessellift Österreichs ein eher gemütliches Hausskigebiet südlich von Innsbruck. Mit bunten Sonnenschirmchen ausgestattet, transportierten die von den Innsbrucker Verkehrsbetrieben gefertigten Sessel jeweils zwei Besucher auf den Berg. Hier erlebten viele Innsbrucker und die Bewohner der umliegenden Orte ihre ersten Stemmbogen und Schwünge. Die Zweiersessel-Bahn wurde dann Ende der 1960er Jahre auf damals wohl höchst moderne rundliche Kabinen aus glasfaserverstärktem Polyester umgebaut. In den 90er Jahren wurde diese Gondelbahn (und damit leider auch das Skigebiet) vorübergehend stillgelegt. Die bunten „Eiergondeln der Muttereralm“ wurden nach der Betriebseinstellung versteigert und finden sich heute in zahlreichen Gärten der umliegenden Orte als nostalgische Botschaft wieder. 2006 schließlich ging die neuerbaute, mit hochmodernen 8er Gondeln ausgestattete Muttereralm Berg bahn und die ebenfalls dazugehörende Götznerbahn in Betrieb. Haupteigentümer ist mit 64,74 % Innsbruck Tourismus, weitere Gesellschafter sind die Gemeinden Mutters und Natters.“

Die Muttereralm ist das wohl bekannteste Wintersportgebiet für Familien direkt vor den Toren Innsbrucks.

MM: „Die Muttereralm ist ein beliebter Hausberg der Innsbrucker mit einem Einzugsgebiet von 300 000 Leuten. Für welchen Weg habt ihr Euch bei der Positionierung entschieden“?Millinger: „Man hatte sich seit Anbeginn immer als Familienskigebiet definiert – daran hat sich auch mit dem Neustart 2006 nichts geändert – und bereits 2007 die ersten Attraktionen für den Sommertourismus (Zauberwasser und Bäumelhäuser) umgesetzt. In letzter Zeit wurde der Ansatz, wirklich für die ganze Familie etwas zu bieten, forciert. Wir haben uns inzwischen zum Abenteuerberg mit vielen Erlebnis-Möglichkeiten vom Mountain Cart bis hin zum Geo-Caching und vom Pistenbock® bis zum Snowpark entwickelt.“MM: „Eure ständigen Bemühungen um Weiterentwicklung wurden bereits belohnt: beim Internationalen Skiarea Sommertest wurdet Ihr Testsieger in der Kategorie ,Erlebnisberg 2014‘. Welche Bedeutung hat dieser Preis für Sie und wie wurde er von der Jury begründet?“Millinger: „Der Preis bedeutet uns sehr viel, weil er uns bestätigt, dass der eingeschlagene Weg richtig ist, und dadurch werden für ein öffentliches Unternehmen, wie wir es sind, auch künftige Investitionen leichter möglich. Die Begründung von der Jury war, dass die Muttereralm Bergbahnen sukzessive mit vielen attraktiven Bausteinen ihr Angebot als Familien- Abenteuerberg perfekt ausgebaut haben – und zwar an den Berg individuell angepasst, ohne dabei etwas anderes zu kopieren. Im beliebten Naherholungsgebiet von Innsbruck entstand so eine Erlebniswelt mit Tipidorf, Zauberwasser, Abenteuerspielplatz und Bäumelhäusern in luftiger Höhe. Alle Attraktionen sind kostenlos zugänglich, durch großteils rollstuhltaugliche Barfußwanderwege miteinander verbunden und ein Paradies für Kinder allen Alters. Ende Mai sind als Erweiterung die Mountain Carts dazugekommen – sichere Dreiradflitzer, mit denen Erwachsene und Kinder zu Tal sausen können. Die Jury hat auch die Tarifstruktur und die Freundlichkeit des Bahnpersonals sowie die dazugehörige Infrastruktur wie z. B. unsere Berggastronomie begutachtet und als optimal für Familien eingestuft.“

40 Mountain Carts waren erstmals im Sommer auf einer 5 km langen Strecke im Einsatz und bescherten einen unglaublichen Hype: 14 600 Fahrten!

MM: „Beschreiben Sie Euer aktuelles Angebot als Familien-Abenteuerberg, was ist besonders gut angekommen und wie ist es zum jüngsten Highlight ‚Mountain Carts‘ gekommen?“Millinger: „Wir haben im letzten Winter das erste Mal begonnen, ein Familienprogramm einzuführen. Konkret haben wir zwei Mal im Monat einen Familientag veranstaltet, wo am Nachmittag ein Programm mit Herbert und Mimi, einem bekannten Clownduo aus Innsbruck, angebunden war. Dazu kam dann im Juli und August noch jeden Donnerstag ein Bewegungsprogramm für Kinder ‚Dance in The Alp‘. Das wurde alles sehr gut angenommen, speziell bei schlechtem Wetter wurden dadurch viele Leute auf den Berg gelockt. Die Bäumelhäuser wurden heuer wieder reaktiviert, beim Speicherteich wurde ein Platz der Ruhe und Kraft angelegt – mit toller Aussicht über das ganze Inntal. Auch dies hat sich, neben dem Zauberwasser, gut bewährt. Zusätzlich haben wir immer wieder Aktionen für Senioren gemacht und mit unserem Waldaufseher Nature-Watch-Wanderungen für Kinder sowie erstmals auch Geo-Caching angeboten.Die Entscheidung für Mountain Carts fiel vor dem Hintergrund, dass für Kinder mittleren Alters noch eine Attraktion fehlt. Ich kannte das Konzept der Mountain Carts noch von meiner Projektanten-Zeit er, habe es auch in Savognin und Schladming gesehen, und mir gedacht: das könnte für uns auch etwas sein! Wir haben ja letztes Jahr eine neue anspruchsvolle Sport- Rodelstrecke von der Bergstation bis zur Talstation der Muttererbahn errichtet. Diese Strecke bot sich auch für die Mountain Carts an. Wie sich inzwischen herausgestellt hat, ist sie mit 4,9 km Länge die längste derzeit existierende Mountain Cart-Strecke überhaupt!“

Der „Abenteuerberg“ war 2007 die erste Attraktion der Muttereralm. Im Bild: Das Zauberwasser.

MM: „Eure Mountain Carts sind anscheinend eine große Erfolgsgeschichte. Worauf führen Sie den Hype zurück und was besagt der Slogan „all you can drive?“Millinger: „Ja wir haben bis zum Finale Ende Oktober 14 600 Fahrten registrieren können. Mit dieser Größenordnung haben wir eigentlich nicht gerechnet und mussten schon nach drei Betriebswochen aufrüsten auf nunmehr 40 Stück! Das Erfolgsgeheimnis liegt meiner Meinung nach u. a. darin begründet, dass jeder die Strecke nach seinem Geschmack oder Bedürfnissen individuell fahren kann. Ein Vater mit Kind auf dem Schoss (bis 10 J) wählt eine andere Geschwindigkeit als z. B. Leute auf Betriebsausflug oder von Vereinen, überholen ist fast überall auf der Strecke möglich. Das ist ein Riesenvorteil gegenüber einer Sommerrodelbahn, wo man vom Vordermann ‚abhängig‘ ist. Wir haben hier sowohl Genussfahrer als auch sportliche Fahrer.Die Idee „all you can drive” entwickelte sich aus der Anfrage nach einer Tages- oder Mehrpunktekarte. Dies umzusetzen kam uns wegen der relativ langen Wartezeiten nicht sinnvoll vor bzw. war nicht handlebar. Dann bot sich die Möglichkeit an, bei schlechtem Wetter Tageskarten auszugeben! Denn dann gibt es fast keine Wartezeiten, es sind vielleicht 50 Leute unterwegs, die ein Mountain Cart haben wollen. Der Betriebsleiter legt um 9:30 Uhr fest, ob Schlechtwetter ist. Wenn ja, dann kann man mit dem Erwerb einer Tageskarte so oft fahren, wie man will. Der Rekord liegt derzeit bei 9 Abfahrten von einer Motorradgruppe aus Axam! Also eine echte Schlechtwetter-Alternative…“ MM: „Habt Ihr in punkto Abenteuerberg noch weitere Perspektiven, welche wären mittelfristig erreichbar?“ Millinger: „Für nächstes Jahr ist ein Generationen-Bewegungspark im Bereich der Bäumelhäuser geplant (Umsetzung Pronatour) – für Kinder bis Senioren. Es wird dazu auch regelmäßig einen Bewegungstag für Kinder mit ausgebildeten Trainern geben und für die Senioren extra einen Bereich mit Physiotherapeuten sowie Trainern. Da hilft auch die Gruppen – dynamik mit, um Hemmungen zu überwinden.Weiters wird ein familientauglicher Single-Trail für Mountainbikes von der Berg- bis zur Talstation umgesetzt. Ziel ist, dass eine komplette Familie mit eigenen MTBs diese Strecke bewältigen kann. Dazu können sie sich bei uns eine Schutzausrüstung ausleihen, die Hauptrichtung vom Trail sollte jedoch so einfach sein, dass jeder mit einem Kind ab 10 Jahren fahren kann. Abweichend von der Hauptroute wird es gewisse Sprünge und Steilkurven geben, auf welche der bessere Fahrer ausweichen kann. Die Planung wurde an Tommy Marsh von Mellow Constructions übergeben. Unsere große Vision für die nächsten Jahre ist es, direkt von der Muttereralm in die Stadt Innsbruck mit dem Rad fahren zu können. Diese Möglichkeit hat es früher einmal für die Skifahrer über die Ferrari-Wiese nach Stift Wilten gegeben! Der Gast käme also über die Stubaitalbahn zur Muttereralm, würde mit der Gondelbahn hochfahren, dann mit dem MTB über die Trails nach unten und in Folge zurück in die Stadt.“ MM: „Auch für die Wintersaison sorgt schon im Vorfeld eine Neuheit für Furore: der Pistenbock® (MM hat in 4/2014 berichtet). Warum habt Ihr Euch für diesen neuen Rodelspaß entschieden, welche Erwartungen knüpft Ihr daran und wo verläuft die Strecke?“ Millinger: „Ich glaube, das könnte im Winter der gleiche Hype werden wie im Sommer das Mountain Cart.Unsere Absicht auf der Muttereralm ist ja nicht, anderen Skigebieten sportliche Skifahrer wegzulocken – da sind wir vom Angebot her viel zu beschränkt. Mein Ziel lautet vielmehr, Leute auf den Berg zu bringen, die nicht mehr skifahren oder noch nicht skifahren, sich aber trotzdem in der Natur ein paar Stunden frei bewegen wollen – ohne großen Aufwand und viel Ausrüstung. Das funktioniert z. B. optimal mit dem Pistenbock ®. Die Faszination an diesem Sportgerät ergibt sich daraus, dass es lenkbar und bremsbar ist und man ohne Vorkenntnisse starten kann. Man ‚murkst‘ nicht um die Kurve, sondern carvt richtig! Die Füße hat man dabei immer auf dem Bock, nicht wie sonst beim Rodeln auf dem Boden. Außerdem dämpfen Stahlfedern die Stöße von der Piste auf die Bandscheiben, was ein wesentlicher Komfortfaktor ist.Wir haben also nach einem Sporterlebnis mit hohem Fun-Faktor und ebensolcher Sicherheit für den Winter gesucht und mit dem Pistenbock® tatsächlich gefunden. Wir beginnen heuer mit 30 Sportgeräten, für Kinder steht eine eigene Variante zur Verfügung. Dieses vollkommen neue Rodelgefühl wird den Leuten sicher Spaß machen, wodurch für uns u. a. eine gute Mundpropaganda entsteht. Das österreichische Rodel-Nationalteam war jedenfalls beim ‚Praxistest‘ begeistert, die Doppelolympiasieger Andreas und Wolfgang Linger aus Absam waren sogar bei der Entwicklung dabei und fungieren jetzt quasi als Markenbotschafter für den Pistenbock®!Die Brüder helfen uns auch beim Anlegen der Pistenbock ®-Strecke: es entsteht extra entlang der Familien-Abfahrt bis zur Mittelstation ein Pistenbock®-Funpark mit Steilkurven, Parallelabschnitten etc. Auf diese Art wurde das Thema bisher noch nicht angegangen – wir sehen aber auf jeden Fall einen Markt für unsere Ausrichtung. Und es soll ja nicht jede Bergbahn das Gleiche anbieten! Übrigens kann der Pistenbock® auch auf unseren zwei Rodel-Strecken eingesetzt werden (3 km und 5 km = Mountain Cart Strecke).“

Visualisierung Snowpark.

MM: „Ihr tut auch etwas für den (urbanen) Nachwuchs: ein neuer Snowpark wird angelegt. Was darf man sich darunter vorstellen und braucht es heutzutage solche Angebote, um bei den Jungen attraktiv zu sein?“Millinger: „Man muss sich die Frage stellen: ab wann ist man ein Familienskigebiet? Nur wenn man allen Generationen gleichzeitig etwas Attraktives bietet. Die Gruppe teilt sich dann am Berg je nach Interessenslage auf und findet z. B. zu Mittag im Bergrestaurant wieder zusammen. Außerdem wohnen in Innsbruck ca. 30 000 Studenten, die u. a. wegen des Sportangebotes hier studieren und von denen viele gerne so ein schnell erreichbares Angebot mit Fun- Faktor nutzen (halbe Stunde bis zum Snowpark!). Wir als Betreiber versuchen, uns immer wieder in die Bedürfnisse des Tagesgastes hineinzuversetzen, die Erkenntnisse führen dann zu den speziellen Projekten wie eben zu diesem 3,2 km langen Snowpark. Ein für maximal 10-Jährige extra angelegter ,Kiddies Snowpark’ mit 4 Hindernissen führt rund um den Speichersee. Da wir ‚nur‘ über 12 Pistenkilometer verfügen (darunter aber eine FIS-Abfahrt), wollen wir mit möglichst viel Abwechslung aufwarten!“

Im Winter erwartet die Besucher die Neuheit „Pistenbock“: eine Rodel-Revolution der besonderen Art.

MM: „Letzte Frage: Wie stehen Sie zum Projekt ,Brückenschlag‘ mit Axamer Lizum und Schlick 2000 und wie stehen die Chancen zur Umsetzung?“Millinger: „Der Schlussbericht der Bergbahnenstudie von Grisch Consulta zeigt mit der vorgeschlagenen Variante ,Brückenschlag‘ – also der Verbindung der Skigebiete Muttereralm, Axamer Lizum , Schlick 2000 und Anbindung Neustift- einen Weg auf, der wohl der nachhaltigste und mittelfristig auch wirtschaftlich der einzig erfolgreiche ist.Bei der vorgeschlagenen Variante würde eine Einmaligkeit geschaffen mit der Verbindung der Olympiastadt Innsbruck und Ihren Angeboten sowie dem bekannten Stubaital als Urlaubsdestination, was nicht nur für Touristen auf beiden Seiten sondern auch für die einheimische Bevölkerung des Großraumes Innsbruck und des Stubaitales einen Quantensprung an Angebotsvielfalt bedeuten würde. Es ist möglich, mit drei Verbindungsbahnen drei Skigebiete zu verbinden, und ohne Errichtung neuer Pistenflächen steht dann ein Großraumskigebiet mit 83 Pistenkilometern zur Verfügung mit der Möglichkeit, allen Gruppen von Familien bis Könnern, Genussfahren und Freeridern alle Optionen anzubieten, und das vor den Toren des Ballungsraumes Innsbruck mit ca. 300 000 Einwohnern.Momentan prüft der Tiroler Landtag das Projekt in allen Teilbereichen, angefangen von Thema Naturschutz Alpenkonvention, Finanzierung , Verkehr, Wirtschaftlichkeit bis zur Konzessionsmöglichkeit und wird im Märzlandtag darüber entscheiden. Die Bergbahnen Muttereralm und auch ich persönlich stehen hinter dem Projekt Brückenschlag und ich werde auch in Zukunft im Rahmen der ARGE-Brückenschlag weiter an der Realisierung des Projektes mitarbeiten.“

Aletsch Arena – Das befreiendste Naturerlebnis der Alpen

Die autofreie Aletsch Arena im Schweizer Wallis, angesiedelt auf 1 925 m Höhe beim längsten Gletscher der Alpen (23 km), umfasst die Skigebiete Riederalp, Bettmeralp und Fiesch-Eggishorn. Dieses Trio rund um das UNESCO Welterbe „Großer Aletschgletscher“ hat 2012 zusammen mit den drei Tourismusverbänden die Vermarktungsorganisation „Aletsch Arena AG“ gegründet, um ihre Kräfte beim Marktauftritt zu bündeln, und einen Markenprozess gestartet. Seither geht es steil bergauf, wie u. a. ein 3. Platz bei der internationalen Studie „Best Ski 2012“ dokumentiert. Valentin König und Heinz Imhasly gaben dem MM dazu ein Hintergrundinterview.

Valentin König, Aletschbahnen

MM: „Wie lange gibt es den Markennamen Aletsch Arena AG, was war der Hintergrund für die Neupositionierung und wodurch charakterisiert sich diese Destination speziell?“
König: „Die Aletsch Arena wurde auf Initiative der drei Bergbahnen im Aletschgebiet (Aletsch Riederalp Bahnen AG, Bettmeralp Bahnen AG und Luftseilbahnen Fiesch Eggishorn AG) unter Beiziehung der drei Tourismusvereine 2009 gegründet. Zu dieser Zeit funktionierte die Aletsch Arena unter der Leitung von Monika Gottsponer im Rahmen einer Projektorganisation (Rechtsform einfache Gesellschaft). Im Sommer 2012 wurde die Aletsch Arena in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und Frau Gottsponer zur Geschäftsführerin gewählt und daselbst angestellt. Mit der Aletsch Arena AG wollen die Tourismusvereine und v.a. die Bergbahnen ihre Mittel bündeln, Synergien nutzen und gemeinsam auf dem Markt auftreten. Jede der drei Stationen wäre für sich zu klein, um ein sinnvolles Marketing zu betreiben und um schließlich wahrgenommen zu werden. Unsere Aletsch Arena steht im Winter für Schneegenuss in Form von 104 km präparierten Pisten und über 70 km gepfadete, traumhafte Winterwanderwege. Absolut konkurrenzlos ist unser Ski-in und Ski-out auf dem Aletschplateau. Im Sommer laden Wanderwege rund um den Aletschgletscher zu schönen Touren ein. Alle drei Bergbahngesellschaften bedienen einen Aussichtspunkt mit Blick auf den Aletschgletscher (Moosfluh, Bettmerhorn und Eggishorn).“
Imhasly: „Die Initiative der Bergbahnen beruht auf der Erfahrung der in den letzten 15 Jahren gescheiterten Destinationsprojekte, nämlich dass ein klarer Lead von Nöten ist – weshalb die Bergbahnen auch in der Folge die Aktienmehrheit beanspruchen, mit dem Auftrag, auch die Führungsverantwortung wahr zu nehmen.“
MM: „Welche Rolle hat MM Consulting beim Markenprozess gespielt, nach welchen Kriterien wurde das Logo bzw. die Werbemittel entwickelt und wie wurde die Umsetzung vom Publikum aufgenommen?“
König: „Die Aletsch Arena hat mit der renommierten Fa. BrandTrust einen Markenprozess gestartet. Als Resultat dieses Positionierungsprozesses kann die Markenbotschaft zusammenfassend mit dem Slogan „Das befreiendste Naturerlebnis der Alpen“ beschrieben werden. Gleichzeitig wollten wir unseren visuellen Auftritt verbessern und den Gästebedürfnissen anpassen. MM Consulting aus Ruggell (FL) hat den Wettbewerb der verschiedenen Agenturen um den visuellen Auftritt gewonnen. Anschließend begleitete uns Mike Partel von MM Consulting bei der Umsetzung dieses Prozesses. Das neue Logo symbolisiert die drei Ausflugsberge Moosfluh, Bettmerhorn und Eggishorn und damit die drei zugehörigen Stationen. Unser USP der Aletschgletscher wird nun in Szene gesetzt. Nach einer Angewöhnungsphase wurde das neue Logo und der entsprechend angepasste Auftritt von Einheimischen und Gästen sehr gelobt.“
Imhasly: „Wie bei der organisatorischen Destinationsentwicklung haben wir die Erfahrungen der Vergangenheit mit einbezogen und uns in erster Phase auf interne Qualitäten, Kompetenzen und Kommunikationsinstrumente konzentriert. Anstelle der Vereinheitlichung unter einem gemeinsamen CD/CI, standen die Qualitäten der einzelnen Orte der Destination im Vordergrund. Nicht Angleichung, sondern Differenzierung waren die Zielsetzung. Die voraufgeführte brand:trust aus Nürnberg waren uns da eine sehr große Unterstützung und begleiteten uns in die „Dritte-Generation-von Destinationsbildungen“. Nach den Auskunftsbüros (70/80er), den Organisationsentwicklungen (90/00er) steht der Markenaufbau und Positionierungen im Vordergrund. Auskunft und die Organisation setzten wir voraus. Die gemeinsam entwickelten Markenkernwerte, welche auf der Positionierung basieren, sind die zukünftigen Leitplanken der operativen Arbeit.“

Der Große Aletschgletscher ist mit 23 km der längste Gletscher der Alpen und ein UNESCO Welterbe. Fotos: Aletsch Arena

MM: „Wie ist nun nach der Fixierung ‚Markenkern‘ die Umsetzung angelaufen? Ebene Bergbahnen / Tourismusverbände etc.“
König: „Unser Marketingteam orientiert sich bei seiner täglichen Arbeit an den Markenkernwerten. Dabei helfen die formulierten Markenregeln als Orientierung. Im Sinne der Umsetzungsorientierung führt die Aletsch Arena periodisch wiederkehrende Informations- und Leistungsträgeranlässe durch. Gleichzeitig hat die Aletsch Arena mit Blick auf ihre Positionierung und die entsprechenden Markenkernwerte Leuchtturmprojekte gestartet. Dabei werden die interessierten Leistungsträger in der Aletsch Arena bei der Umsetzung ihres individuellen Leuchtturmprojekts unterstützt. Selbstverständlich müssen die Bergbahnen und die Tourismusvereine hier mit gutem Beispiel vorangehen und eine Leaderrolle bei der Umsetzung des Markenprozesses sowie den Leuchtturmprojekten einnehmen.“
MM: „Welche neuen Projekte sind derzeit am Laufen? Z. B. ‚First Impression‘ und die Planung einer neuen Bahn auf die Moosfluh?“
König: „Derzeit wollen die drei Bergbahnen den Ankunftsbereich bei den verschiedenen Talstationen im Sinne der ‚First Impression‘ umgestalten. Dabei sollen die Talstationen unter anderem auch „aufgeräumt“ werden. Aufgrund von geologischen Verschiebungen bei der Bergstation ist die Aletsch Riederalp Bahnen AG gegenwärtig an der Projektierung einer neuen Bahn auf die Moosfluh. Die neue Bahn soll, falls das Plangenehmigungsverfahren normal verläuft, im Sommer 2015 realisiert werden. Diese neue Bahn bietet sich selbstverständlich als Gelegenheit an, den neuen Auftritt der Aletsch Arena und die Markenkernwerte umzusetzen und nach außen zu tragen. Die Bergstation Moosfluh mit ihrem herrlichen Blick auf den Aletschgletscher soll unter dem Markenkernwert ‚Natur und Erholung‘ gestaltet werden.“
Imhasly: „Die Luftseilbahn Fiesch-Eggishorn wird unter diesem Kontext als erstes im Herbst 2014 die Talstation, wie erwähnt, aufräumen und die gesamte Kommunikation den neuen Markenregeln unterstellen.“
MM: „Werden mittelfristig auch neue Produkte am Berg angestrebt? Sollen auch die drei View Points ausgebaut werden?“
König: „Im Zuge dieser Neupositionierung wollen die drei Bergbahnen ihre Peaks entsprechend der Markenkernwerte neu gestalten. Den Gästen soll auf allen drei Berggipfeln ein besserer ,Rahmen‘ geboten werden, um den Gletscher zu bewundern. Dies wollen wir entsprechend inszenieren. Auf dem Bettmerhorn ist geplant, die bald 10-jährige ‚Eiswelt‘ aufzupeppen. Es ist auch angedacht, mit verschiedenen Features den Gletscher besser erfahrbar zu machen. So soll u.a. hier auch echtes Eis von unseren Gästen „ertastet“ werden können.“
Imhasly: „Ergänzend zu dem Bettmerhorn und Moosfluh hat die LFE den Masterplan Eggishorn entwickelt resp. den Plan 2006 überarbeitet. Die Realisierung des ersten Projektes ist auf 2014 geplant, was aber aufgrund des Bewilligungsverfahrens auf den Sommer 2015 verschoben werden muss. Es geht darum, in erster Linie dem Aussichtsgast, welcher weniger mobil ist, ein erweitertes Angebot zu präsentieren und die Aufenthaltsdauer auf dem Eggishorn zu verlängern. Besucherlenkung mit Erlebnisstationen sind der Projektinhalt. Dem Gletscher zuhören und reizvolle Ausblicke und Erlebnisse überzeichnen oder einfach nur eine Ruhezone genießen und ein Selfie (Fotopoint) schießen, sind die Schwerpunkte. Mitte Sommer 2015 wollen wir den Rundweg Eggishorn in Betrieb nehmen. Wichtig scheint mir in der aktuellen Phase, dass wir unter den Bergbahnen – wie zuvor beschrieben – keine Angleichung auslösen, sondern wie die Differenzierung im Mittelpunkt steht. In einer Destination, wo alle auf den Aletschgletscher losgehen, keine einfache Herausforderung. Meines Erachtens wäre ein gemeinsamer Masterplan ,Aletsch Peaks‘ dringend gefordert.“

Heinz Imhasly, Fiesch-Eggishorn

MM: „Die Aletsch Arena hat bei der Studie ,Best Ski­resort 2012‘ den 3. Platz in den Alpen erreicht. Worauf führt Ihr diesen Erfolg zurück?“
König: „Die Aletsch Arena hat zweimal hintereinander den 3. Gesamtrang bei der Studie ,Best Ski Resort 2012‘ erreicht. Dieses Resultat führe ich auf die gute Arbeit der verschiedenen Leistungsträger in der Aletsch Arena zurück. Neben den Bergbahnen sind dabei vor allem die Skischulen, die Sportgeschäfte und die Hotellerie zu nennen. Die Aletsch Arena verfügt seit Generationen über eine sehr treue Stammkundschaft. Unter dieser Stammkundschaft gibt es teilweise einen regelrechten ,Fankult‘. Dies heißt, dass Großväter mit ihren Kindern und Enkelkindern schon in dritter Generation zu uns in die Ferien kommen. In diesem Sinn gilt die Aletsch Arena bei diesen treuen Gästen als Geheimtipp.“
MM: „In den Kategorien ,Naturerlebnis‘, ,Ruhe und Erholung‘ sowie ,Skischule‘ seid ihr auf Rang 1 gelandet, beim ,Preis-Leistungsverhältnis‘ und ,Rent-/Ski-service‘ sowie ,Schneesicherheit‘ auf Rang 2. Wie differenziert Ihr Euch in diesen Bereichen von den Mitbewerbern?“
König: „Naturerlebnis – Ruhe und Erholung sind übrigens auch Markenkernwerte der Aletsch Arena. Wenn man auf einem der drei Gipfel der Aletsch Arena ist, kann man diese Markenwerte richtiggehend ,erfahren‘. Selbstverständlich hilft hier die Autofreiheit auf dem Plateau zur Entspannung mit. Das sogenannte Ski-in und Ski-out ist das i-Tüpfchen. Was gibt es Schöneres und Entspannenderes, als am Morgen nach dem Frühstück direkt von der Haustüre auf die Piste gehen zu können! Übrigens dauert bei uns das Schneesportvergnügen länger als in anderen Stationen. Dies aus dem Grund, da man morgens nicht wie bei anderen Stationen erst irgendwo hin- und anschließend hochfahren muss. Zu den Schneesportschulen: Die machen einen hervorragenden Job gerade und vor allem im Kinderbereich. Wenn man die Skikindergärten auf der Riederalp, Bettmeralp und Fiescheralp sieht, kann man diese Resultate einordnen. Bei den Sportgeschäften funktionieren wir in der Aletsch Arena ausnahmslos über Familienbetriebe, welche eine starke Verwurzelung zum Schneesport und zu unserer Region haben. Dementsprechend bedienen Sie unsere Gäste. Die super Ergebnisse bestätigen dies.“
Imhasly: „Das Ski-In und Ski-Out ist in der Tat ein sehr großer Trumpf und nach dem Aletschgletscher das wichtigste Differenzierungsmerkmal. Die LFE (Fiesch, Unnergoms) und die ARBAG (Mörel, Oestlich Raron) hat die zusätzliche Aufgabe, auch das Tal zu bedienen, was eine relativ große Herausforderung darstellt. Insbesondere in Fiesch müssen an Spitzentage bis zu 4500 Personen ins Gebiet transportiert werden. Gäste, die selbstverständlich als Potenzial auch die Bettmer-und Riederalp bedienen. Wir arbeiten aktuell daran dieses Problem zu entschärfen und haben einen Projektierungsauftrag erteilt, einen öV-Hub Fiesch zu entwickeln um die Anbindung an den öV zu optimieren. Matterhorn-Gotthard Bahn (MGB), Gemeinden Fiesch/Bellwald, Postauto Wallis und die LFE versuchen hier ein gemeinsam sehr großes Projekt zu stemmen.“

Luftseilbahn Fiesch-Eggishorn AG (Bild) initiierte mit der Aletsch Riederalp Bahnen AG und der Bettmeralp Bahnen AG die Aletsch Arena AG.

MM: „Wie kann man authentische Ruhewelten und coole Erlebniswelten miteinander in Einklang bringen?“
König: „Dies ist in der Tat nicht ganz einfach. Klar ist für uns aber, dass wir keine ausgesprochene Partydestination sein wollen. Dies heißt aber nicht, dass wir jungen und flippigen Jugendlichen nicht auch etwas bieten wollen. Wir wollen selbstverständlich die Jugendlichen bei ihrem Familienurlaub auch ihren Bedürfnissen entsprechend bedienen. Coole Erlebniswelten wollen wir vor allem im Rahmen unseres Sommergeschäftes weiter aufbauen, damit unseren Gästen unsere Natur besser erfahrbar gemacht werden kann.“

Beim Award „Best Skiresort 2012“ belegte die Aletsch Arena den 3. Platz unter 55 top-Skigebieten aus dem Alpenraum. Im Bild (v. l. n. r.): Mike Partel (GF Mountain Management Consulting MMC und Studienleiter ), Valentin König, Monika Gottsponer (GF Aletsch Arena AG) und Heinz Imhasly. Foto: MMC

MM: „Der Große Aletschgletscher – mit 23 km der längste im Alpenraum – gehört seit 2001 zum UNESCO Welterbe. Ist der Gletscher mehr Segen oder mehr Fluch – bereitet er Sorgen? Gelingt die Symbiose Tourismus und Ökologie?“
König: „Der Gletscher ist definitiv mehr Segen als Fluch. Auch die Zugehörigkeit zum UNESCO-Weltnaturerbe birgt noch ungenütztes touristisches Potenzial –gerade auch mit Blick auf die Ökologie. Wichtig für uns ist jedoch die stetige Möglichkeit trotz der Nähe zum UNESCO-Perimeter, dass uns eine sinnvolle und ausgewogene Weiterentwicklung im Tourismus möglich bleibt. Wir und unsere Region leben ja auch mit dem Tourismus sowie mit und von der Natur.“
MM: „Welche Rolle spielt der höchstgelegene Golfplatz Europas auf der Riederalp in Eurem Konzept?“
König: „Der Golfplatz auf der Riederalp passt perfekt in unser Markenkonzept. Hier kann man entschleunigen, die Natur und den Ausblick auf das Matterhorn und die Mischabelgruppe genießen. Für mich gibt es nichts Entspannenderes als eine Runde auf dem Golfplatz Riederalp. Im Sommer ist der Golfplatz natürlich ein Superangebot, welches heutzutage quasi zum Standard einer größeren Destination gehört.“

Das neue Logo der Aletsch Arena hat ein positives Echo ausgelöst und wurde so wie alle Kommunikationsmittel von Mountain Management Consulting entwickelt.

MM: „Welche Auszeichnungen und Preise habt Ihr erhalten und wofür? Die jüngste war der Innovationspreis 2014 von der DSQ für ‚Barrierefrei im ewigen Eis‘. Was hat es damit auf sich?“
Imhasly: „Seit Jahren dürfen wir regelmäßig Preise entgegennehmen. Nach Bozen (2010) und Innsbruck (2012) war 2014 München mit einer völlig unterschiedlichen Zielsetzung an der Reihe. Welche Wertschätzung auch immer den ,Preisen‘ zugestanden wird, der Innovationspreis des DSQ, welchen ich in München entgegennehmen durfte, war ein sehr spezieller und basiert auf einem Reisebericht des Reise-Journalisten J.N. Kreiter, welcher die Destination Aletsch mit dem Rollstuhl bereiste und es dann nicht glauben konnte, dass man die Aussichtsberge Bettmerhorn und Eggishorn vom Parkplatz, respektive von seinem Rollstuhl-konformen Auto bis zu den Aussichtspunkten ohne Hindernisse erreichen und wie jeder andere Gast den Ausblick auf den Aletschgletscher und das Erlebnis Aletsch unvermindert genießen konnte. Das hatte er an anderen Orten anders erlebt. Eine Jury des DSQ hat den Artikel gelesen und ist zum Schluss gekommen, dass diese Bemühungen ausgezeichnet gehören. An einer schönen Veranstaltung in München durfte ich dann für die Aletsch Arena den Preis entgegen nehmen und mich bei dem Deutschen Gast für die Treue und Auszeichnung bedanken. Ob die große Masse oder Experten – die Aletsch Arena ist auf dem Weg.“

Der Golfplatz Riederalp ist der höchstgelegene Europas und mit der einzigartigen Naturlandschaft im Blickfeld sicher auch einer der attraktivsten.

MM: „Welche Zukunft sehen Sie für die Bergtourismus-Branche in der Schweiz generell? Wird es Strukturbereinigungen geben? Wie steht Ihr im Wettbewerb da?“

„Sommer am Eismeer“ ist auch für Familien mit Kindern eine willkommene Abwechslung an heißen Tagen. 300 km Wanderwege bieten freie Sicht auf die schönsten Viertausender der Schweiz.

König: „Die Skierdays sind stagnierend. Wir bewegen uns im Schneesportmarkt in einem Verdrängungswettbewerb, der seit mehr als 10 Jahren beobachtet werden kann. Diese Situation wird sicherlich eine Strukturbereinigung hervorrufen. Schließlich spielt auch die Schneesicherheit bei dieser Bereinigung eine wichtige Rolle. Langfristig können nur Skigebiete mit einer gewissen Höhe überleben. In diesem Zusammenhang habe ich in Bezug auf die Aletsch Arena eine optimistische Sichtweise. Wir sind schon jetzt im Oberwallis nach Zermatt die zweitgrößte Destination. Wir müssen aber tagtäglich an uns arbeiten, um uns weiterzuentwickeln und um besser zu werden. Wenn wir keine Weiterentwicklung vorantreiben, werden wir auch wieder in Schwierigkeiten geraten.“

Die Aletsch Arena bedient die typischen Erwartungen an ein Schweizer Skigebiet auf höchstem Niveau: Naturerlebnis, Authentizität und Gemütlichkeit gepaart mit einem hohen Grad an Schneesicherheit und Top-Pistenqualität.

Imhasly: „…und die Zukunft des Tourismus wird in 10 Jahren wohl nicht mehr so aussehen, wie wir Tourismus in den letzten 40 Jahren betrieben haben. Nicht weil das falsch war – es entsprach den Anforderungen – sondern weil der Markt, die Umwelt und nicht zuletzt die Ansprüche des Gastes sich in den letzten Jahren bedeutend verändert haben. An allen Fronten sind neue und meistens ungewohnte Herausforderungen zu meistern, was den Tourismus auf eine sehr anspruchsvolle Stufe stellt, welche zu bedienen ist. Die Bergbahnen im Speziellen sind gefordert, die Service-Public-Lasten neu zu verteilen und sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren. Die Aletsch Arena hat die Voraussetzungen, nutzen müssen wir sie allerdings selbst.“

Tirols höchster Gletscher investiert in die Zukunft

Der Pitztaler Gletscher gilt seit vielen Jahren als innovativ und umweltbewusst. Im Herbst 2009 hat man den ersten „All Weather Snowmaker“ von IDE installiert, um bereits ab Mitte September gesichertes Training garantieren zu können. 2012 wurde mit der spektakulären 8 EUB Wildspitzbahn  die höchste Seilbahn Österreichs samt höchstem Café der Ostalpen auf 3 440 m errichtet. Nach dem Bau des Passivhauses „Sunna Alm“ beschreitet die Pitztaler Gletscherbahn unter der Führung von Dr. Hans Rubatscher mit ihrem neuesten Projekt einer Photovoltaikanlage auf 2.800 m Seehöhe wieder zukunftsweisende Pfade: 2 500 PV-Module werden auf Drahtseile gespannt! Marketingleiter Mag. Marcus Herovitsch informierte den MM.

Dr. Hans Rubatscher, GF Pitztaler Gletscherbahnen – Fotos: Pitztaler GLB (5)

MM: „Seit wann kann man von visionärem Handeln am Pitztaler Gletscher sprechen?“Herovitsch: „Schon vor 30 Jahren haben die Gesellschafter der Pitztaler Gletscherbahnen die Herausforderung angenommen und mit einer Stollenbahn die Erschließung der Gletscherwelt am Hinteren Brunnenkogel und am Mittelbergferner in Angriff genommen. Nur wenige Experten gaben dem Projekt eine Chance. Für die Entwicklung des Pitztales war es aber ein wesentlicher Faktor und die Funktion als Zugpferdes der Region besteht bis heute. Dies zeigte sich etwa beim Bau der Wildspitzbahn im Jahr 2012. Innovative Technik gepaart mit moderner Architektur und Komfort für die Benützer gehen dabei Hand in Hand. Eine 8er Gondel ohne Gedränge beim Ein- oder Ausstieg, denn man muss die Ski nicht in der Halterung an der Außenseite der Gondel mühsam ,einfädeln‘. Hier steigt man einfach in die Bahn und steckt die Ski bequem in die Vorrichtung im Boden. Am Ziel dieser stressfreien Gondelfahrt erwartet den Gast das ,Café 3 440′: Preisgekrönte Architektur, die gefühlvoll in die Landschaft integriert wurde. Mit der visionären Formgebung wurde eine wunderschöne Bauskulptur unter schwierigsten äußeren Bedingungen geschaffen. Unter naturgegebenem Zeitdruck und unberechenbaren Witterungsschwankungen entstand Österreichs höchste Seilbahnstation mit dem integrierten Café 3 440: Kaffeehauskultur auf höchster Ebene!“

Das Café 3 440 – das höchste Kaffeehaus der Ostalpen auf 3 440 m Höhe – hat u. a. mit seiner Architektur 2012 für Furore gesorgt.

MM: „Welche Rolle spielt bei euch das Umweltbewusstsein generell? Ist das Passivhaus „Sunna Alm“ als Öko-Signal zu verstehen, das jetzt durch die Errichtung einer Photovoltaik-Anlage auf 2 800 m noch verstärkt wird?“Herovitsch: „Breite Naturschneepisten von Oktober bis Mai, dafür sind Gletscherkigebiete bekannt. Gerade in schneearmen Saisonen findet der Wintersportler dort jene Bedingungen, die man auch von Postkartenmotiven und Werbeprospekten kennt. Viel moderne Technik steckt allerdings hinter den Fassaden der Bergbahngebäude, um dieses Erlebnis bieten zu können. Am Pitztaler Gletscher denkt man dabei meist einen Schritt voraus, um eine ideale Verbindung von Natur und Technik zu gewährleisten. Der nächste Schritt ist jetzt die Nutzung der Sonnen-Energie!Energie spielt nicht nur bei der Produktion von Schnee mit dem israelischen Snowmaker eine Rolle. Für Bergbahnbetreiber stellt sie den wichtigsten Rohstoff dar, um die Anlagen in Bewegung zu halten. Bereits beim Bau der Rifflseebahn nahm man auch darauf Rücksicht, um möglichst energieeffizient zu agieren. Die Bergstation mit dem Restaurant Sunna Alm wurde daher als Passivhaus errichtet. Die großen Glasfronten dienen nicht nur, um die herrliche Aussicht auf die faszinierende Berglandschaft zu genießen, sondern lassen auch die Sonnenstrahlen ihren Beitrag zur Erwärmung der Gasträume beitragen. Eine entsprechende Belüftung gekoppelt mit Erdwärme tragen zu wohliger Atmosphäre bei, auch wenn einmal der Schneesturm noch so stark um die Sunna Alm pfeift.“

Die Bergstation der Rifflseebahn mit dem Restaurant Sunna Alm wurde 2007 als Passivhaus errichtet.

MM: „Welche Größe und Leistung wird die PV-Anlage aufweisen und wo wird sie installiert werden?Herovitsch: „2 500 Module mit einer Gesamtfläche von über 400m² auf Drahtseilen gespannt sollen in der Endausbauphase dieser Anlage rund 850 000 kWh/Jahr liefern. Den Vorteil einer solchen Anlage findet man vor allem auch in ihrer Lage. Auf einer Seehöhe von ca. 2 900 Metern sind wir europaweit ganz oben! Dementsprechend hoch fällt der Nutzungsgrad unserer Anlage aus. Aufgrund der extremen Höhe ist die Stromgewinnung um 40 Prozent höher als im Tal. Ein weiterer Vorteil ist, dass sich die Betriebszeit im Skigebiet genau mit den Ertragszeiten der Anlage decken. Der Gletscher ist für eine Photovoltaikanlage geradezu prädestiniert. Ergänzt muss hier noch werden, dass der meiste Energieverlust auf den Transportwegen erfolgt. Ein weiterer Grund für effizientes Energiemanagement, die Energieerzeugung möglichst in Nähe des Verbrauchers zu realisieren.Mit diesem rund 2,5 Millionen Euro teuren Projekt verfolgen wir zusätzlich noch das Ziel, einen Beitrag für nachhaltige Wirtschaft und Umweltschutz im Alpenraum zu leisten. Als einer der größten Arbeitgeber in der Region, wollen wir mit gutem Beispiel vorangehen und einen neuen und vor allem ökologischen Weg im Wintertourismus einschlagen.“

Die neue Photovoltaik-Anlage am Pitztaler Gletscher wird 2 500 PV-Module umfassen und ca. 850 000 kWh Strom pro Jahr liefern.

MM: „Erfüllt man damit einen Tribut an das steigende Umweltbewusstsein der heutigen Gäste? Wie sieht das die Landesumweltanwaltschaft?“Herovitsch: „Auch die Landesumweltanwaltschaft steht dem Projekt am Pitztaler Gletscher sehr positiv gegenüber und beurteilte das Vorhaben in einer ersten Stellungnahme als ,lobenswertes Vorzeigeprojekt‘, zumal die Eingriffe in die Natur marginal ausfallen und der Strom unmittelbar am Ort gewonnen wird, ohne das Landschaftsbild zu verändern. Der eingesparte Co2 -Ausstoß liegt bei 510 000 kg pro Jahr.Mit der Photovoltaik-Anlage am Pitztaler Gletscher geht man nicht nur den Weg eines nachhaltigen Tourismus, dem die Schönheit der Bergwelt als Kapital durchaus bewusst ist, sondern bleibt auch seiner Vorreiterrolle, innovative Maßnahmen zu setzen, treu. Dass moderne Technik auch Ästhetik ausstrahlen kann und sich zusätzlich noch in die natürliche Landschaft integriert, dafür steht ebenfalls im Pitztal ein herausragendes Beispiel: Österreichs höchstes Kaffeehaus, das Café 3 440.“

Auch Österreichs höchste Seilbahn verkehrt am Pitztaler Gletscher: die gefühlvoll in die Landschaft integrierte Wildspitzbahn.

MM: „Warum habt Ihr Euch 2009 als erstes Skigebiet im Alpenraum entschieden, das temperaturunabhängige aber kostenintensive Schneeproduktionssystem IDE zu installieren?“Herovitsch: „Gletscherregionen sind nach wie vor die Regionen des ewigen Eises und bedürfen nur wenig Unterstützung durch technische Schneeproduktion. Mit dem Rückgang der Gletscher gestaltete sich die Pistenpräparierung allerdings schwieriger vor allem zum Start in den Gletscherherbst schwieriger. Mit der Entwicklung von Schneekanonen konnte hier natürlich nachgeholfen werden. Doch herkömmliche Geräte benötigen dazu Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Eine Tatsache, die selbst auf 3 000 m Seehöhe Anfang September nicht selbstverständlich ist. Daher ging die Pitztaler Gletscherbahn auf die Suche nach alternativen Methoden zur Schneeerzeugung und wurde in Israel fündig. Dort entwickelte man Anlagen, die Schnee und Eis für die Kühlung von Bohrmaschinen produzieren. Dabei wird – sehr vereinfacht ausgedrückt – mittels Unterdruck dem Wasser Energie entzogen. Somit wandelt sich der Aggregatzustand vom flüssigen in den festen, was beim Wasser bedeutet, dass Schnee und Eis entstehen. Während in Südafrikas Diamantenminen diese Kristalle die Bohrköpfe kühlen, transportiert man im Pitztal den Schnee über ein Förderband direkt auf die Piste.“

Der wetterunabhängige IDE Snowmaker direkt neben dem Talstationsgebäude der Pitz Panoramabahn war Europas erste Schneeanlage nach dem Vakuumprinzip. Foto: mak

MM: „Ihr propagiert verantwortlichen und intelligenten Umgang mit der Ressource Schnee. Was kann man sich darunter vorstellen?“Herovitsch: „Die künstliche Produktion von Schnee stellt nur einen kleinen Teil der Aufwendungen dar, um die Pisten auch trotz Rückgangs der Gletscher in optimalem Zustand zu halten. Mit einem ausgeklügelten Schneemanagement versucht man am Pitztaler Gletscher den Schnee dort zu halten, wo man ihn benötigt, nämlich auf dem Gletscher selbst. So werden etwa je nach Wetterlagen und geografischer Ausrichtung des Hanges Schneewälle aufgeschoben, um die Windverfrachtung einzudämmen. Ein solcher Wall bildet dann, ähnlich einem Bergkamm, ein Hindernis, an dessen Rückseite der Wind Schnee ablagert. So wie während der Niederschlagsperiode versucht, wird die Schneeflocken am Gletscher zu halten, so probiert man dies auch in den Sommermonaten, indem große Schneedepots angelegt werden. Mit einer Folie abgedeckt, kann so der Schnee vom letzten Winter zu Beginn der darauffolgenden Skisaison wieder zur Pistenpräparierung verwendet werden. Damit bleibt der Schnee dort, wo er für den Gletscher wichtig ist – in der Nährzone. Gletscherskigebiete tragen daher nicht zum Rückgang der Eismassen bei, sondern versuchen schon aus Eigeninteresse heraus, genau das Gegenteil zu erzielen.“

Statt mehr Pisten höhere Wertschöpfung als Premium-Marke

Mag. Michael Rothleitner gestaltete jahrelang als Vizepräsident des Aufsichtsrates die strategische Ausrichtung der Mayrhofner Bergbahnen AG mit, ehe er in den Vorstand an die Seite von Josef Reiter wechselte.

Mag. Michael Rothleitner, Vorstand Mayrhofner Bergbahnen AG

Der Jurist wurde hier vor allem zur wirtschaftlichen Absicherung der geplanten Erneuerung der wichtigsten Zubringerbahn, der Penkenbahn, benötigt. Diese bedingt nämlich u. a. ein neues Verkehrskonzept in der gesamten Ferienregion Mayrhofen-Hippach. Rothleitner agiert im Stil moderner Unternehmensführung – das bedeutet Öffnung und neudeutsch „Collaboration und Knowledgemanagement“.MM: „Herr Mag. Rothleitner, würden Sie sich als erfolgreicher Quereinsteiger in die Bergbahnbranche bezeichnen?“Michael Rothleitner: „So ganz Quereinsteiger bin ich ja nicht. Ich habe nach dem Abschluss meines Jus-Studiums bereits nach kurzer Einarbeitungszeit die Rechtsabteilung einer der erfolgreichsten Österreichischen Regionalbanken geleitet. Wenig später wurde mir dann auch noch die Leitung des Beteiligungsmanagements übertragen, in dem sich auch einige Bergbahnen-Beteiligungen in Tirol und Vorarlberg befanden. Zudem leitete ich in diesem Zusammenhang als Vorstand und Geschäftsführer verschiedener Unternehmen auch deren Beteiligungen an Seilbahnunternehmen. Die Mayrhofner Bergbahnen waren mir bestens vertraut, weil ich vor meinem Wechsel in den Vorstand schon Jahre als Vizepräsident des Aufsichtsrats deren strategische Ausrichtung mitgestalten durfte.“

Rendering der neuen Penkenbahn in Mayrhofen, Typ 3 S-Bahn.

MM: „Schildern Sie die wesentlichen Entwicklungsschritte der letzten 5 Jahre, welche Akzente konnten in Mayrhofen gesetzt werden?“Rothleitner: „Die letzten 5 Jahre waren vor allem von drei Faktoren geprägt: Verbesserung der Qualität, Verbesserung der Dienstleistung und Ausbau des Sommerbetriebes. Die Qualitätsverbesserungen werden im Pistenbau, der Verkürzung der Beschneiungsdauer und der Umsetzung von Weltneuheiten, wie z. B. der erstenKombibahn mit getrennten Bahnsteigen augenscheinlich. Unsere Dienstleistung haben wir wesentlich durch die Neugestaltung unserer Talstationen mit integrierten Serviceeinrichtungen verbessert, wobei der Zusammenarbeit mit unseren Partnern im Verleih und Depotgeschäft besondere Aufmerksamkeit zukommt. Ein wesentlicher Schritt ist dazu noch im Zuge des Neubaus unserer Penkenbahn zu tun. Für den Sommerbetrieb haben wir zum Beispiel mit Singletrails und dem Ausbau der Paragleiterstartplätze Extremsportlern ein attraktives Angebot gestaltet. Mit der Funsportstation am Penken haben wir einerseits gänzlich Neuland betreten, weil wir auf unserem Speicherteich mit ,Funballz‘ eine All-Wetter-Wassersportart anbieten können. Andererseits bieten wir mit unserem Bergrollerverleih auch den ruhigeren Bergbegeisterten Möglichkeiten, die Weite des Wegenetzes zu erkunden. Das alles war aber auch nur möglich, weil unsere Mitarbeiter sehr engagiert an den notwendigen internen Veränderungsprozessen mitarbeiten. Sichtbar wird das aber auch an unserem neuen Firmensitz!“MM: „Wie fällt Ihre Bilanz bisher aus, konnten Sie mit einer unvoreingenommenen Sicht auf die Bergbahnrealität reüssieren?“Rothleitner: „Wir – die Mayrhofner Bergbahnen gemeinsam – sind die letzten fünf Jahre sehr erfolgreich gewesen. Unsere Bilanzen zeigen eine stabile Position unter den Topseilbahnbetrieben im Alpenraum. Besonders unsere verstärkte Fokussierung auf das Sommergeschäft stellt uns auf stabile Beine. Die nächsten fünf bis zehn Jahre sind geprägt von der weitergehenden Erneuerung unserer Anlagen. Dies immer unter den Aspekten eines Ganzjahresbetriebes, der konsequenten Umsetzung von Managementprogrammen, um vor allem ,kostenfit‘ zu sein, und dem kontinuierlichen Ausbau des Sommerbetriebes.“

Die Funsportstation am Penken beim Speicherteich – im Bild die Funballz – trug u. a. dazu bei, das Sommergeschäft sehr erfolgreich zu steigern. Fotos: Mayrhofner BB AG

MM: „Welchen Hintergrund hat der Neubau der Penkenbahn, wie weit ist der Prozess fortgeschritten?“Rothleitner: „Die Penkenbahn ist in die Jahre gekommen und bietet schon lange nicht mehr den Komfort, den sich ein Gast in Mayrhofen jedenfalls erwarten kann. Die Erneuerung dieser um die Kurve fahrenden Zweiseilumlaufbahn in eine moderne Dreiseilumlaufbahn war aber ganz wesentlich von der Erarbeitung eines Verkehrskonzeptes abhängig, das im Ort die schneller ankommenden Schifahrer bewältigen kann. Wenn im Zentrum eines doch eher kleinräumigen Tourismusortes statt 2 000 Talfahrern mit der Penkenbahn zukünftig knapp 4 000 Talfahrer pro Stunde aus der Station strömen, ist das eine Aufgabe, die nicht leicht zu lösen ist. Wir haben dazu bereits 2011 ein Gesamtkonzept mit Verkehrsplanern erarbeitet, das aber nicht gerade auf Gegenliebe in der Gemeindestube gestoßen ist. Heute, drei Jahre später, gibt es aber Einigkeit. Der Architekturwettbewerb dazu wurde bereits im letzten Sommer erfolgreich abgewickelt. Im Jänner 2014 konnten wir bereits das naturschutzrechtliche Verfahren einleiten und hoffen auf die Baubewilligung unseres Projektes im heurigen Sommer.“MM: „Sie sind ein Verfechter des Qualitätsausbaus am Berg und nicht unbedingt der Erhöhung der Frequenzen. An welchen Beispielen wird diese Strategie greifbar?“Rothleitner: „Damit Sie mich nicht falsch verstehen, die Frequenzen möchte ich schon erhöhen! Bei den Wintergästezahlen bin ich hingegen eher zurückhaltend. Wir kennen alle die leidige Diskussion, wie viel Landesfläche der Pistenausbau in Anspruch nimmt. Auch wenn die Zahlen beweisen, dass es ein geringer Anteil ist, muss man erkennen, dass die Diskussion im Kern berechtigt ist. Welche Verantwortung tragen wir für künftige Generationen und gegenüber der Natur, in der wir unser Angebot gestalten? Unser Ansatz dazu ist: statt mehr Fläche, also Pisten für mehr Wintergäste, mehr Tage an denen wir profitabel wirtschaften! Das heißt, wir müssen im Winter bei gleichbleibenden Gästezahlen eine höhere Wertschöpfung erzielen. Das geht aber nur mit Topqualität. Neben den Werten ,vital‘ und ,authentisch‘ steckt daher ,premium‘ in unserem Markenkern, also das klare Ziel, den Gast durch das Übertreffen seiner Erwartungen zu begeistern. Es bedeutet aber auch, dass wir das ganze Jahr unseren Gästen ein Angebot machen müssen, das sie begeistert. Wir haben daher beispielsweise mit unserer Greifvogelstation ,Adlerbühne‘ am Ahorn oder unserer ,Funsportstation‘ am Penken das Sommergeschäft sehr erfolgreich steigern können. Immerhin gibt es kein Monat im Jahr, in dem wir nicht zumindest eine unserer Bahnen in Betrieb haben.“

Die Kombibahn auf dem Actionberg Penken – übrigens die weltweit erste mit getrennten Bahnsteigen – dient auch dem Transport der Mountainbikes auf 2 000 m.

MM: „Sie haben einmal unter dem Titel ,Der Mountain Manager 2020′ zu Trends im Management von Bergbahnen Stellung genommen. Worauf wird es hier in Zukunft ankommen, worauf muss man sich einstellen?“Rothleitner: „Meinem beruflichen Werdegang verdanke ich den Kontakt zu nahezu allen Branchen in vielen Ländern. Mir fällt auf, dass sich die Bergbahnen in einem ganz wesentlich unterscheiden. Obwohl sie Mitbewerber oder ehrlicher gesagt sogar Konkurrenten sind, begegnen sich die ,Seilbahner‘ wie die Mitglieder einer Familie. Ein riesiger Vorteil, der uns aber nicht so bewusst ist, dass wir ihn auch entsprechend nutzen würden. In Branchen, wie der Telekommunikation oder der Autoindustrie, haben die stärksten Konkurrenten Wege gefunden, wie sie sich Kosten in der Forschung und Entwicklung teilen.Die Seilbahner kommen nicht einmal auf die Idee! Wir bei den Mayrhofner Bergbahnen haben gemeinsam mit den Firmen PowerGIS, einem Anbieter für Schneehöhenmessung, und MDS Network, einem Wissensberater, ein Kompetenzzentrum ,Pistenmanagement‘ ins Leben gerufen. Ziel ist es gemeinsam mit Herstellern von Schneeerzeugern oder dem SLF (Institut für Schnee- und Lawinenforschung in Davos) an der Verbesserung des Schneemanagements zu arbeiten. Das Schneemanagement – also die Steuerung der Schneeproduktion nach Menge und Qualität in Abhängigkeit von Gelände, Wind, Wetter, Saisonzeiten…etc. – ist ein ganz wesentlicher Teil des Kostenmanagements von Seilbahnunternehmen. In diesem Bereich ist noch einiges an Forschung und Projektsteuerungs-Knowhow in unserer Branche zu verankern, was zweifellos gemeinsam am schnellsten, günstigsten und effizientesten erfolgen könnte. Besonders freue ich mich daher darauf, dass wir am 18. September 2014 die erste Veranstaltung des „Kompetenzzentrum Pistenmanagement“ in unserem Stammhaus ausrichten werden.“MM: „Auf dem 24. TFA haben Sie über ,Stabiles Investment – verdammt zu Wachstum und Gewinn! Wer finanziert noch Bergbahnen?‘ gesprochen. Was war die Quintessenz?“Rothleitner: „Ja, vielleicht bin ich zur Quintessenz so etwas wie ein Wanderprediger. Ähnlich meinen Ausführungen im Rahmen der Innovation Days in München kam ich auch in Arosa zum Ergebnis: Wir müssen intensiver zusammenarbeiten – und zwar dort, wo wir nicht Konkurrenten sondern Partner sind. Wir müssen das allein schon wegen den sich ändernden Rahmenbedingungen tun und das sind: weniger Skifahrer und geringere Sparraten im Euroraum. Die Gewinnspanne hängt nun mal nicht nur am Umsatz sondern auch an den Kosten. Aber auch bei der Erschließung neuer Geschäftsfelder müssen wir mit unseren Partnern besser zusammenarbeiten. Ich verstehe nicht, warum wir Seilbahnunternehmen nicht schon längst gemeinsam von unseren Lieferanten für Zutrittssysteme Funktionen verlangen, die über die Öffnung der Drehkreuze hinausgehen. Warum öffnen die Skipässe nicht auch die Türen zum Hotelzimmer oder liefern die nötigen Daten im Schiverleih? Aber auch hier konnten wir mit Partnern wie den Cube Hotels, der Fa. CSA und der Skidata erste Schritte setzen – ich hoffe, dass die Entwicklungen noch heuer im Herbst der breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden können.“

Das Schneemanagement ist ein ganz wesentlicher Teil des Kostenmanagements von Seilbahnunternehmen. Rothleitner hält 30 % Einsparungspotenzial für möglich.

MM: „Das Kostenmanagement ist in Ihren Augen ein (unterschätzter?) Schlüsselfaktor und hier wiederum das Schneemanagement. Welches Potenzial steckt in diesem Bereich?“Rothleitner: „Wie schon erwähnt, Kostenmanagement ist sicher eine zentrale Aufgabe sorgsamer Unternehmensführung. Ich bin überzeugt, dass ein Einsparungspotenzial von 30 % der Kosten für Schneeproduktion und Präparation nicht utopisch ist. Die angemessene Vorgangsweise wird wahrscheinlich in den einzelnen Unternehmen sehr unterschiedlich sein. Wirhaben ein eigenes Projekt mit externer Begleitung durch MDS Network begonnen und am Praxisbeispiel ,Schneemanagement‘ auch gleich Projektmanagement und erste Schritte zum Wissensmanagement im Unternehmen implementiert. Die Erfahrungen zeigen, dass dieser Weg sehr erfolgreich ist.“MM: „Die Bergbahnen Mayrhofen haben aufgrund der Erfahrungen mit dem ARENA PistenManagement einen ,Beschneiungsleitfaden 1.0′ aufgelegt. Könnte damit ein Nutzen für die ganze Branche verbunden sein?“Rothleitner: „Unser Projekt ,Schneemanagement‘ hatten wir mit der Messung von Schneehöhen auf den Pisten begonnen. Die Abtaubilder nach der Saison und die Sorge während der Saison, mit dem Schild der Pistengeräte in den Untergrund zu geraten, waren die wesentlichen Motive. Nachdem wir einige Maschinen mit der ARENA Schneehöhenmessung der Fa. PowerGIS ausgestattet hatten, lernten wir aber schnell, dass damit mehr als nur die Messung der Schneedecke möglich war. Bald wurde die Vision geboren, für definierte Pistenabschnitte ,Sollschneehöhen‘ festzulegen, die auf die besonderen lokalen Umweltfaktoren Rücksicht nehmen. Ein Südhang braucht nun mal mehr Schnee als ein Nordhang oder eine Kammlage mehr als eine Waldschneise. Wir haben uns daher entschlossen, die gesamte Pistengeräteflotte mit dem ARENA Schneehöhenmesssystem auszustatten und uns mit den relevanten Umweltfaktoren intensiv zu beschäftigen. Ohne begleitendes professionelles Projektmanagement wäre das aber nicht möglich gewesen.Die Ergebnisse dieses Prozesses finden sich im ,Beschneiungsleitfaden 1.0′, den wir auch gerne zur Verfügung stellen. Er ermöglicht einem Skigebietsbetreiber einen sehr schnellen Zugang zur Methodik und damit zur eigenen Strategie, wie mit dem Kostenfaktor Schnee umgegangen werden soll. Wir stellen sogar – allerdings nicht kostenlos- auch die von uns erarbeiteten Werkzeuge zur Steuerung eines solchen Projektes zur Verfügung. „MM: „Wie sehen Sie die Zukunft des Skifahrens – dazu existieren ja widersprüchliche Positionen? Welche Möglichkeiten für neue Dienstleistungen ergeben sich durch neue Produkte?“Rothleitner: „Diesbezüglich erlaube ich mir aus einer Studie der SportKreativWerkstatt München aus dem Jahre 2008 zu zitieren, mit der die Zukunft des Skilaufs untersucht und mit zahlreichen Expertengesprächen abgesichert wurde. Skifahren wird in mehreren Ausprägungen existieren. Als Teil urbanen Erlebnisses (Skihallen), als virtuelles Erlebnis (wii), als Naturerlebnis (Tourengeher) und als Teil eines ganzjährigen Bergerlebnisses. Dort sind wir angesiedelt. Wir bauen daher unser Angebot auch mit der Ausrichtung auf einen Ganzjahresbetrieb weiter aus. Wichtig ist dabei aber sicherlich, dass wir die Zutrittsbarrieren zum Skisport möglichst minimieren. Allein der Aufwand, die richtige Ausrüstung für beispielsweise zehn Tage Skiurlaub zu bekommen, hat nichts mit einem Urlaubserlebnis zu tun. Z. B. muss jeder Urlauber bei der Skischuhanprobe und dem Skitausch jedes Mal den linken Schuh ausziehen, weil auch die Bindungseinstellung gemacht werden muss. Das darf einfach nicht mehr sein. Warum sind Schuhgröße und Bindungseinstellung nicht so aufeinander abgestimmt, dass ich allein aus den EDV-Daten des Kunden blitzschnell das richtige Material ausgeben kann? Hier wartet noch jede Menge Arbeit!“

„Wir sind vor allem ein Dienstleistungsunternehmen!“ – Dir. Georg Bliem, Geschäftsführer/CEO Planai-Hochwurzen-Bahnen GmbH

Nach 10 Jahren als Landestourismus-Direktor der Steiermark konzentriert sich Dir. Georg Bliem nun seit Anfang des Jahres auf die Geschäftsführung der Planai-Bahnen. Der Mountain Manager hat ihn zu seinen Plänen befragt.

Foto: Planai-Bahnen

MM: „Was hat Sie veranlasst, die Geschäftsführung der Steirischen Tourismus GmbH mit jener der Planai-Hochwurzen-Bahnen GmbH zu tauschen?“Dir. Georg Bliem: „Ich war 10 Jahre Landestourismus-Direktor für die Steiermark. Im Sommer 2012 haben aktuelle Ereignisse dazu geführt, dass ich einspringen und neben meiner Tätigkeit in der Steirischen Tourismus GmbH die Geschäftsführung der Planai-Hochwurzen-Bahnen übernehmen musste. Ich habe das mit immer größerer Freude an der Aufgabe gemacht. Schließlich musste eine Entscheidung getroffen werden. Nach 10 schönen Jahren in Graz habe ich die Funktion im Landestourismus zurückgelegt und bin jetzt seit 1. Januar 2014 mit voller Kraft für die Geschäftsführung der Planai-Hochwurzen-Bahnen zuständig. Ich habe die neue Herausforderung gerne angenommen, möchte aber auch erwähnen, dass ich in der Vergangenheit immer einen guten Bezug zu den Bahnen hatte und auch in der Region beheimatet bin.“MM: „Wie sehen Sie die Position/das Image der Planai-Bahnen im regionalen Bereich und international?“Bliem: „Wir haben im Unternehmen gerade einen intensiven Strategie- und Positionierungsprozess abgeschlossen. Dabei hat sich gezeigt, dass die Planai- Hochwurzen-Bahnen eine Leadership- Funktion haben und ein Motor für die gesamte Region sind, etwa durch die großen Investitionen der letzten Jahre. Dazu haben wir aber auch eine große Verantwortung für die touristische Entwicklung. Man sieht das an den Projekten, die wir gerade umsetzen, z. B. beim Kinderland auf der Planai, der Gokart-Bahn im Stadion oder der Finalisierung Dachstein. Als Seilbahnunternehmen können wir sehr intensiv in die Produktentwicklung eingreifen. Wir haben ein sehr gutes Netzwerk und kooperieren mit den Gemeinden, den touristischen Institutionen oder der Hotellerie. Wir legen großen Wert darauf, mit allen unseren Partnern auf Augenhöhe zu arbeiten und bringen uns stark in die Gremien der Region ein, damit es keine Leerläufe gibt.“MM: „Was ist Ihnen in Ihrer Position wichtig, welche Aufgaben haben für Sie Priorität?“Bliem: „Die Planai-Hochwurzen-Bahnen sind mit 380 Mitarbeitern ein großes Unternehmen. Da liegt mir das Thema Personal- bzw. Mitarbeiterentwicklung sehr am Herzen. Wir haben in letzdiesem Bereich ein eigenes Programm gestartet, das über 2 Jahre hinweg durchgezogen wird. Wichtig war auch, den 6-monatigen Strategie- und Positionierungsprozess durchzuführen. Die Planai-Bahnen sind de facto ein Mischkonzern mit Bergbahnen, Gastronomieunternehmen, Busbetrieb und Beteiligungen. Es war wichtig, unsere Position nach innen für unsere Mitarbeiter, aber natürlich auch nach außen zu definieren. Wir wollen für alle, die bei uns und mit uns arbeiten, ein kalkulierbarer Partner sein. Das Strategiepapier gilt für die nächsten 5 Jahre.“

Zielstadion Planai/Alpine Ski-WM 2013. Foto: Planai-Bahnen

„Wir sind am richtigen Weg“MM: „Die Alpine Ski-WM 2013 hat den Planai-Bahnen große mediale Aufmerksamkeit beschert, wie können die Planai-Bahnen weiterhin davon profitieren?“Bliem: „Die Ski-WM war ein Turbo für die Region und die Planai-Bahnen. Man muss sich nur die umfangreichen Investitionen in Erinnerung rufen, die Komfortverbesserungen, die Garagen, Skygate ‚Planet-Planai‘ etc. Die aktuellen Aufgaben gehen jetzt natürlich sehr stark ins Marketing, damit man die Ski- WM weiterhin spürbar machen kann. Da haben wir eine ganze Reihe an Maßnahmen, die wir umsetzen. Es werden die einzelnen Starts der Rennen plakativ in Erinnerung gerufen, im Sommer hatten wir schon eine kleine Ausstellung im Freien und im Frühsommer 2014 werden wir dann das ‚Planaium‘ eröffnen. Das ist eine Ausstellungswelt im Stadion der Planai-Bahn, mit der wir die Skigeschichte, die Entwicklung über die Jahre bis jetzt und natürlich auch die Ski-WM ins Blickfeld rücken. Mit dieser Strategie sind wir am richtigen Weg. Wir haben uns dazu im Januar die aktuellen Zahlen zur Gästeentwicklung angesehen, da können wir einen klaren Trend nach oben verzeichnen.“MM: „Was gibt es im Winter 2013/14 Neues bei den Planai- und Hochwurzen-Bahnen?“Bliem: „Die herausragende Investition war sicherlich die neue 10er Kabinenbahn auf die Hochwurzen, dazu die nötigen Pistenanpassungen. Die neue Seilbahn punktet neben der modernen Technik mit einer herausragenden Architektur. So haben wir etwa eine unterirdische Bergstation gebaut und ein modernes Talstationsgebäude mit allem Komfort. Dazu haben wir rund um den Dachstein investiert, weil wir uns stärker der Ski-Alpin-Verantwortung des Dachsteins stellen wollen. Hängebrücke, Eispalast oder ‚Stiege ins Nichts‘ sind die Attraktionen, die wir nicht nur im Sommer, sondern verstärkt auch im Winter in den Fokus rücken möchten. Auf der Galsterbergalm konzentrieren wir unsere Aktivitäten und Investitionen auf den Kleinkinderbereich. Auf der Planai haben wir diese Saison alles belassen, weil in den letzten Jahren schon viel investiert worden ist. Neu ist allerdings unser Winterwanderticket für all jene, die nicht Skifahren ollen. Das hat sich sehr gut bewährt und das wollen wir noch fördern.“

Die neue Hochwurzenbahn ist eine 10er Kabinenbahn von Leitner mit DirectDrive. Foto: Martin Huber

MM: „Wie sind Sie mit der laufenden Saison zufrieden?“Bliem: „Wir sind sehr zufrieden. Die Vorsaison hat sich sehr gut entwickelt, die Weihnachtszeit war ebenfalls gut. Wir sind auch mit dem Januar zufrieden, weil wir trotz der Witterung eine positive Entwicklung hatten. Deshalb sind wir für den Februar zuversichtlich. Man muss allerdings auch bedenken, dass wir in den letzten 1,5 Jahren allein im Einzugsbereich der Planai-Bahnen rund 1 300 Betten dazu bekommen haben. Die Kombination aus der neuen Bettensituation und den Folgen der Ski-WM ist ein Glücksfall für uns. Wir müssen die Entwicklung aber auch kritisch im Auge behalten. 2015 und 2016 werden wir deshalb eine Evaluierung durchführen und die Zufriedenheit der Gäste in Erfahrung bringen. Dabei ist es besonders wichtig, ob unsere Standards den internationalen Gästeerwartungen entsprechen, weil die Internationalität unserer Gäste wirklich enorm zugenommen hat. Es kommen Skandinavier genauso wie Franzosen, russische Gäste und sogar Chinesen. Wenn es uns gelingt, diese Gäste auch weiterhin zu begeistern, können wir zuversichtlich in die Zukunft sehen.“MM: „Sie legen besonderen Wert auf gut ausgebildete und motivierte Mitarbeiter und haben dafür das Top-Job-Zertifikat erhalten. Wie wählen Sie Ihre Mitarbeiter aus, wie werden sie gefördert?“Bliem: „Mitarbeiterförderung ist den Planai-Bahnen schon immer ein Anliegen gewesen. Wir haben z. B. ein eigenes Personalentwicklungsprogramm, damit wir aus unseren Mitarbeitern auch unsere Führungskräfte rekrutieren bzw. neue Mitarbeiter entsprechend aufbauen. Insgesamt gibt es eine breite Palette an Weiterbildungsmaßnahmen, von Sprachkursen angefangen bis zur Dienstleistung. Dazu ist uns natürlich die Gesundheit unserer Mitarbeiter wichtig. Unter dem Motto ‚Gesunde lanai‘ bieten wir ein umfangreiches Programm, das auf die Bedürfnisse und Anforderungen unseres Teams ausgerichtet ist. Wichtig ist natürlich die stimmige Auswahl der Mitarbeiter, wobei ich sagen muss, dass wir keine Probleme haben, gute Leute zu bekommen. Hier profitieren wir sicher davon, dass wir in der Region einen sehr guten Ruf haben, sodass man gerne bei uns arbeiten möchte. Es hat sich herumgesprochen, dass unser Betriebsklima und die Arbeitsbedingungen passen.“MM: „Sie veröffentlichen eine eigene Zeitschrift für Mitarbeiter und Freunde, welche Auflage hat sie und welche Ziele verfolgen Sie damit?“Bliem: „Wir sind gerade dabei, das Planai-Journal zu überarbeiten und den Empfängerkreis zu erweitern. Bisher ist das Journal primär für die Mitarbeiter des Unternehmens und einige Gremien gemacht worden. Jetzt wollen wir das Planai-Journal auch für die Hotellerie, die Skischulen, den Skiverleih sowie für Freunde und Partner zugänglich machen. Das soll sich dann auch im redaktionellen Konzept spiegeln. So wollen wir natürlich wie bisher unternehmensrelevante Themen behandeln, aber auch Dinge kritisch hinterfragen. Das erste Exemplar unseres neuen Planai- Journals, das insgesamt dreimal jährlich erscheinen soll, wird im Frühjahr veröffentlicht werden. Die Auflage wird zwischen 6 000 und 7 000 Stück betragen.“

Blick auf die Hängebrücke am Dachstein. Foto: Dachstein Gletscherbahn Ramsau

„Nachhaltiges Wirtschaften hat bei uns schon Tradition“MM: „Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit im Unternehmen, Stichwort ‚Grüne Seilbahn’?“Bliem: „Nachhaltiges Wirtschaften hat bei uns schon Tradition. Das Motto ‚Grüne Seilbahn‘ steht für eine umfassende, nachhaltige, ressourcenschonende und umweltorientierte Unternehmenspolitik. Wir nutzen das zwar nicht direkt als Werbeargument – aber die Dinge, die wir umsetzen, kommunizieren wir auch. Als Beispiel möchte ich die neue Hochwurzen-Bahn erwähnen. Wir haben die Bergstation in den Berg hineingesetzt, um den engen Raum nicht durch einen Stationsbau zusätzlich zu belasten. Die 10er Kabinenbahn verfügt außerdem über den DirectDrive. Er hilft uns, rund 10 % an Energie einzusparen und ist ausgesprochen ruhig im Betrieb.“ MM: „Denken Sie, dass nachhaltiges Wirtschaften in der Branche schon den Stellenwert hat, der ihm zukommt, oder gibt es Handlungsbedarf?“Bliem: „Ich denke, dass die Bahnen sich ihrer Verantwortung sehr bewusst sind und dass hier auch schon sehr viel gemacht wird. Ich bin allerdings der Meinung, dass es zu früh ist, nachhaltiges Wirtschaften in die Werbung einzubeziehen, weil man hier Diskussionen auslösen kann, die dann kontraproduktiv sind. Für die Unternehmen ist es aber natürlich wichtig, Zeichen zu setzen. Alle Forderungen werden wir nicht erfüllen können, wir müssen mit den Bahnen auf den Berg, wir brauchen die Pisten und das Wasser für die Beschneiung. Aber natürlich ist es uns ein Anliegen verantwortungsbewusst und gleichzeitig wirtschaftlich zu handeln.“MM: „Welchen Einfluss haben die Ergebnisse des Projekts ,STRATEGIE‘ auf die Entwicklung der Planai-Hochwurzen-Bahnen?“Bliem: „Jedes Unternehmen braucht eine Strategie, wobei es uns wichtig ist, ein ‚living-paper‘ zu haben. Das heißt, wir werden unsere Strategie jedes Jahr evaluieren und vor der Entwicklung des Marktes kritisch hinterfragen. Dieser Prozess erfolgt auf einer breiten Basis, weil rund 60 Mitarbeiter involviert sind. Grundsätzlich braucht es einen ‚Fahrplan‘, weil wir die Werte des Unternehmens im Blick behalten wollen und natürlich auch die Visionen und Ziele. Im Projekt ‚STRATEGIE‘ stehen derzeit ca. 80 Maßnahmen, die uns wichtig sind und die es abzuarbeiten gilt. Unsere Mitarbeiter wurden bei der Erstellung der Maßnahmen einbezogen und befragt, deshalb sind sie auch mit großer Begeisterung bei der Sache.“

Die 8er Sesselbahn „Märchenwiese“ eröffnet eine traumhafte Winterlandschaft.

„Der Sommer 2013 war ausgesprochen erfolgreich“MM: „Welche Bedeutung hat der Sommer bei den Planai-Hochwurzen-Bahnen, wie sehen Sie das Entwicklungspotenzial?“ Bliem: „Wir haben im Sommer sicher das größte Entwicklungspotenzial. Mit den Bahnen, die wir im Sommer betreiben, haben wir überall einen zweistelligen Anteil am Gesamtumsatz. Erfolgreich sind auch unsere Busse und unser Gastronomiebereich. 2013 war für uns ein ausgesprochen gutes Jahr. Deshalb ist es uns auch wichtig, uns hier ganz eindeutig zu positionieren, wobei es im Vergleich zum Winter durchaus Unterschiede gibt. Der Dachstein steht im Sommer etwa für den Bergsport, das Abenteuer und das Panorama. Auf der Planai richten wir uns im Sommer ganz bewusst auf das Segment ‚Familie‘ aus, uf der Hochwurzen steht die Natur im Fokus.“MM: „Gibt es Neues für den Sommer 2014?“Bliem: „Wir planen eine Gokart-Bahn, die im Stadion platziert werden soll. Bei schönem Wetter möchten wir im Freien fahren, bei Schlechtwetter in der Tiefgarage. Viel investiert haben wir auch in den Ausbau unserer Wanderwege und die Neugestaltung des Eispalastes. Hier gehen wir bei den Figuren weg von den ‚alten ‚Ägyptern‘ und den ‚Simpsons‘ und konzentrieren uns auf regionale Themen und Mythen. Schon letztes Jahr haben wir mit dem Skywalk für Aufsehen gesorgt, da waren Medien aus ganz Europa zur Berichterstattung vor Ort. Jetzt wollen wir z. B. mit einer Platzreservierung in der Pendelbahn die Besucherströme so entflechten, dass möglichst keine Wartezeiten entstehen. Wichtig für den Sommer ist auch unser Angebot an Bussen. Da haben wir letztes Jahr die Erfahrung gemacht, dass es sinnvoll ist, einige Linien zu verstärken, weil das Angebot sehr gut angenommen wird. Seilbahn- und Busunternehmer zu sein, schafft bei uns sehr gute Synergien, die es zu nutzen gilt. Wir haben sicher noch einige Ideen, die wir umsetzen wollen, man darf nicht stehen bleiben in der Entwicklung.“MM: „Wo sehen Sie in den nächsten Jahren die größten Herausforderungen für das Unternehmen?“Bliem: „Wir stehen alle im Wettbewerb, den Gast zu überzeugen und gleichzeitig positiv zu wirtschaften. Da wird in Zukunft sicher die Positionierung immer wichtiger und die Markendefinition. Es ist essentiell zu hinterfragen, was der Gast tatsächlich braucht. Hier wird die Marktforschung noch stärker einzubinden sein. Und man muss sicher noch mehr darauf achten, dass der Berg in seiner ganzen Vielfalt und den unterschiedlichsten Freizeitaktivitäten präsentiert wird. Als Seilbahnunternehmen sind wir zwar sehr technisch orientiert, letztlich aber vor allem ein Dienstleistungsbetrieb.“dwl

    
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Dr. Erich Egger, Vorstand Schmittenhöhebahn AG – Wir begrüßen den Wandel nicht nur, wir führen ihn aktiv herbei

Die Schmittenhöhebahn AG in Zell/See feiert heuer ihr 85-jähriges Gründungsjubiläum und mit ca. 1 Mio. Gästen am Berg und über 30 Mio. Umsatz ein Top-Geschäftsjahr. Unermüdlichkeit, Pioniergeist und nachhaltiges Denken zeichnen das Pinzgauer Bergbahnunternehmen aus, auch zur Saison 2013/14 wurden wieder rund 12,4 Millionen Euro in Neuheiten und Optimierungen investiert. Vorstand Dr. Erich Egger hat seit Juli 2008 erfolgreich an der Positionierung gearbeitet und kämpft für seine Erweiterungspläne.

Fotos: Schmittenhöhebahn AG (5)

MM: „Herr Dr. Egger, schildern Sie bitte zunächst Ihren Werdegang in die Seilbahnbranche bis zur jetzigen Position sowie weitere relevante Funktionen im touristischen Bereich.“Egger: „Nachdem ich mein Studium der Betriebswirtschaft abgeschlossen hatte, war ich von 1985 – 1988 bereits bei der Schmittenhöhebahn AG als Assistent des damaligen Vorstandes, Ing. Josef Hasenauer, tätig. Ich konnte erste Erfahrungen in verschiedenen Bereichen sammeln und war unter anderem im Marketing, in der Gastronomie sowie mit Rechtsangelegenheiten beschäftigt. Im Jahr 1989 wechselte ich zur Porsche Holding GmbH., wo ich bis 2008 verschiedene Funktionen bekleidete. Seit Juli 2008 bin ich Alleinvorstand der Schmittenhöhebahn AG. Vor vier Jahren wurde ich auch Vorstandsmitglied im Tourismusverband Zell/See – Kaprun, was wichtig ist für die Integration unserer Anliegen in der Region.“MM: „Man hat den Eindruck, dass Sie mit Ihrem Eintritt einen neuen Schwung und eine unvoreingenommene Sicht einbringen konnten. Viele Akzente bei der Positionierung der Schmittenhöhebahn wurden gesetzt – von der Porsche Gondel bis zu den Öko-Maßnahmen und Sommerangeboten. Wie fällt Ihre persönliche Bilanz aus?“Egger: „Als ich 2008 die Vorstandsfunktion übernahm, konnte ich dies sicher mit dem unvoreingenommenen Blick „von außen“ tun. Neue Sichtweisen sorgen in jedem Unternehmen für frischen Wind und verhindern eine gewisse Betriebsblindheit, die sich mit den Jahren natürlich einstellen kann. Um die gestellten Aufgaben bestmöglich lösen zu können, durfte ich aber auch auf die große Erfahrung unserer langjährigen Mitarbeiter zurückgreifen. Ein kooperatives Team zu bilden, das Neues mit Sachkenntnis und Weitblick umsetzt, war die Herausforderung. Gemeinsam arbeiten wir daran, optimale Ergebnisse in allen Bereichen zu erzielen. Die Mitarbeiter sind das „Gesicht“ der Schmitten und ihre Botschafter beim Gästekontakt, sie entscheiden letztlich über unseren Erfolg. Da sich die Branche vom reinen Transporteur zum Winter/Sommer-Erlebnisanbieter gewandelt hat, ist es wichtig, die Mitarbeiter bis zum Liftpersonal hin mit kontinuierlichen Schulungsmaßnahmen bzw. Quality Circles „mit auf die Reise zu nehmen“.Eine persönliche Bilanz nach meiner bisherigen Tätigkeit kann ich nicht ziehen, dies werden unsere Gäste, die Eigentümer der Schmittenhöhebahn AG und unsere Mitarbeiter tun.Enttäuscht bin ich nach wie vor über die negative Entscheidung des Umweltsenates bezüglich der Erweiterung in Richtung Piesendorf (Projekt Hochsonnberg), weil ich nach wie vor überzeugt bin, dass es eine Fehlentscheidung war.“

Die im Jahr 2009 erneuerten 40er Kabinen der Schmittenhöhebahn im Porsche Design (Carvatech) gelten inzwischen als „Wahrzeichen“ von Zell/See. Foto: Johannes Felsch

MM: „Kommt bei einer endgültigen Ablehnung des Projektes Hochsonnberg vom Verwaltungsgerichtshof die Alternative nach Viehhofen ins Glemmtal zum Tragen? Warum ist eine Ausdehnung eine grundsätzliche Vision von Euch?“Egger: „Größe ist wesentlich für die Kaufentscheidung der Gäste. Auch deshalb wollen wir das Projekt Hochsonnberg auf keinen Fall aufgeben. Selbst wenn wir vom Verwaltungsgerichtshof eine negative Entscheidung bekommen, werden wir versuchen, im Höhenbereich Flächen dazuzugewinnen und hier unser Pistenangebot zu erweitern, damit die Schmitten auch noch in Jahrzehnten attraktiv für den Gast ist. Unter Umständen muss man das Projekt in abgespeckter Form neu aufsetzen, so dass wir zumindest den einen oder anderen Lift im Höhenbereich errichten können, ohne in eine neue Erschließungsdiskussion hineinzuschlittern.Bezüglich der Anbindung in das Glemmtal haben wir bereits eine Planung bezüglich einer 10er Einseilumlaufbahn, die sich im Genehmigungsprozess befindet. Die erste Antwort von der Behörde war schon einmal beruhigend: wir benötigen keine Umweltverträglichkeitsprüfung! Vor 2016 ist ein Baubeginn kaum realistisch.“

Eine Neuheit 2013 ist die kindersichere 8er Sesselbahn „Glocknerbahn“ mit gebäudeintegrierten Photovoltaik-Paneelen. Das Konzept stammt vom Architekturbüro Hasenauer aus Saalfelden. Foto: HASENAUER.ARCHITEKTEN

MM: „Die Schmittenhöhebahn AG investierte zur Wintersaison 2013/2014 wieder rund 12,4 Mio. Euro. Um welche Projekte handelt es sich konkret und welche Motivation steht jeweils dahinter?“Egger: „Wir investieren jährlich in Qualität- und Komfortverbesserungen für unsere Gäste. Die größte Einzelinvestition im heurigen Jahr ist die neue Glocknerbahn (Doppelmayr), eine kindersichere 8er-Sesselbahn mit Komfortpolsterung, höhenverstellbarem Förderbandeinstieg von Chairkid und verriegelbaren Schließbügeln. Die Einhausung der Stationen sind aus Holz beschindelt und in die Glasflächen der Talstation sind Photovoltaik-Paneele integriert, um auch Licht hineinzubekommen. Die attraktive Konzeption stammt wieder von unserem ,Hausarchitekten‘ Hasenauer aus Saalfelden und es würde mich nicht wundern, wenn er dafür neuerlich einen Architekturpreis erhält!Weiteres wird es ein neues Kinderland bei der Glocknerbahn geben, die Funslope XXL auf der Sonnenalm sowie die Schmitten Nightslope. Viele Investitionen sind für den Kunden nicht direkt sichtbar, wie technische Adaptierungen bei der Schmittenhöhebahn, Ankauf von Schneilanzen und Pistengeräten oder Pistenadaptierungen.“MM: „Sollen künftig bei Euch noch weitere Seilbahnstationen mit Photovoltaik bestückt werden?“Egger: „Im Rahmen unseres Projektes ,Sonnenstrom auf den Bergen‘, das bislang 2 300 m2 installierte Modulfläche für 300 000 kWh Jahresstromproduktion hervorgebracht hat, wollten wir keinesfalls Photovoltaikpaneele auf die grüne Wiese stellen. Denn wir sind als Branche immer wieder konfrontiert mit dem Thema Landschaftsbild – u. a. auch bei Naturschutz-Genehmigungsverfahren. Daher sollte man als Bergbahnunternehmen von Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes möglichst absehen und Module nur auf Dächern oder Fassaden anbringen. Die Resonanz auf diesen Ansatz ist sehr gut. Auf der Südseite haben wir noch eine ganze Ausbauschiene vor uns (Sonnenalm-Gruppe) und auch die Bergstation der Schmittenhöhebahn wird dafür in Betracht gezogen. Man kann sich also auf diesem Sektor noch einiges von uns erwarten: bei jeder Bahn, die gebaut wird, muss dies ein integraler Bestandteil sein! Wir müssen ja davon ausgehen, dass unsere Gäste durchwegs natur- und umweltbewusste Menschen sind, daher muss man in diese Richtung ein Signal geben – auch wenn wir nicht den ganzen Strom selbst erzeugen können. Den Beitrag, den wir leisten können, den müssen wir einfach leisten.“

Ein weiteres Highlight auf der Schmitten ist heuer die mit 1300 m längste „Funslope“ der Welt mit spaßigen Elementen wie Schnecken, Tunnels oder Steilkurven.

MM: „Mit dem o. e. Projekt ,Solarstrom am Berg‘ und anderen Initiativen gehört Ihr zu den Pionieren beim Thema Energieeffizienz im Tourismus. Bringt das auch ökonomisch etwas – oder genügt es bereits, einfach ein „grünes“ Image für das Publikum aufzubauen?“Egger: „Wir sind ein Unternehmen, das Energieeffizienz lebt. Es ist definitiv mehr als eine Good-Will-Aktion, es ist uns ein persönliches Anliegen in eine nachhaltige Zukunft zu investieren und die Belastungen durch unser Unternehmen für die Natur so gering wie möglich zu halten. Für die Umsetzung des PV-Projektes waren sowohl ökologische als auch ökonomische und soziale Faktoren ausschlaggebend. Innerhalb von 10 Jahren amortisiert/rechnet sich die Photovoltaikanlage und wir können mit dem produzierten Strom dann 8 % des Bedarfs der Seilbahn- und Liftanlagen aus erneuerbaren Quellen abdecken.Wäre es möglich noch mehr Energie aus eigenen Ressourcen zu lukrieren, wäre uns das sehr Recht und wir werden unsere Photovoltaik-Anlage noch weiter ausbauen. Gleichzeitig lässt sich bei vielen Kunden ein verändertes Bewusstsein und eine stärkere Sensibilität für Nachhaltigkeit feststellen. Durch die PV-Anlage können wir uns am Markt neu positionieren und gesellschaftliche Akzeptanz erhöhen.“MM: „Wie kann man bei allgemein sinkenden Margen in der Seilbahnbranche das regelmäßige Investieren verkraften, ohne das Produkt Skifahren übermäßig zu verteuern – was ja nicht geschieht. Müssen mit jedem Bahnneubau nicht auch die Frequenzen wachsen, um das Geld zurückzuspielen?“Egger: „Natürlich darf man den Überblick über das Kostenmanagement nicht verlieren, aber es müssen auch entsprechende Umsätze erreicht werden. Die Forderungen und Ansprüche der heutigen Gäste machen ständige Investitionen in Komfort, Qualität, Service und Schneesicherheit notwendig – diese werden über einen höheren Preis herein gespielt, weshalb moderate Preisanpassungen durchgeführt werden müssen. Wichtig ist, dass das Preis-/Leistungsverhältnis immer passt. Was die Gästefrequenzen betrifft, gilt es das jetzige Niveau zu halten. Wenn das möglich ist, sehen wir keine Verschlechterung unserer wirtschaftlichen Situation.“

Das Projekt „Solarstrom am Berg“ umfasst derzeit 2318 m2 Modulfläche, mit denen 300.000 kWh Strom erzeugt werden können. Im Bild das Dach der Areitbahn-Talstation.

MM: „Warum hat sich die Schmittenhöhebahn für die Errichtung der größten Funslope der Welt mit 1 300 m Länge entschieden? Muss man jetzt die ,Piste neu erfinden‘, um die heutigen Skifahrer bei Laune halten zu können. Ist die reine ,Pistenautobahn‘ ein Auslaufmodell?“Egger: „Die Funslope ist ein Angebot, das perfekt zu unserem Berg und unseren Pistenflächen passt. Wir haben am Berg keinen Platz für riesige Parks und eine Funslope ist das perfekte Angebot für Skifahrer, die Action und Abwechslung suchen, sie macht das Skifahren und die Pisten interessant. Man kann sagen, eine Funslope ist eine Mischung zwischen Piste, Snowpark und Skicross und für alle Gäste geeignet und ist absolut anfängertauglich. Es ist tatsächlich so, dass der Skifahrer von heute von Wellenbahnen und Steilkurven angezogen wird, deshalb glauben wir, dass die Funslope ein echtes Highlight für unsere Gäste werden wird. Ausschlaggebend bzw. Entscheidend für den fun ist natürlich die Länge, deshalb freuen wir uns, dass wir jetzt die längste Funslope der Welt haben! Dennoch glaube ich nicht, dass die reine ,Pistenautobahn‘ aus der Mode kommt. Breite und gut präparierte Pisten sind das Basisangebot für unsere Gäste.“MM: „Thema Kinder und Jugendliche: Hier nimmt die Schmitten – gemeinsam mit dem Kitzsteinhorn und dem Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang – österreichweit eine Vorreiterrolle bei den Angeboten und der Preisgestaltung ein. Beschreiben Sie die Komponenten wie ,Power of Zehn‘ und Eure Schmidolin-Kinderwelt.“Egger: „Mit der Aktion ,Power of Zehn‘ bieten wir auch preislich ein unschlagbares Angebot. Jeden Samstag erhalten Kinder und Jugendliche unter 19 Jahren den Tagesskipass bei uns um nur 10 Euro. Letzte Saison wurden 25 800 Tickets verkauft , davon 5 400 von der Schmittenhöhebahn. Der Preis ist nunmehr in der 4. Saison unverändert und nicht einmal um die Inflation erhöht worden – die Tickets sind also genau genommen sogar billiger geworden… Schmidolins Kinderwelt wird jedes Jahr etwas größer, so haben wir letztes Jahr Schmidolins Drachentunnel gebaut. Diesen Winter wartet auf der Glocknerwiese Schmidolins Drachenpark auf die kleinen Wintergäste. Auch bei den Veranstaltungen ist für die Kids was dabei, wie Schmidolins Skitag am 25. Jänner oder die Schmidolin Olympiade am 23. März. Alle Kinder bis 12 Jahre können sich für den Schmidolin Club anmelden und erhalten zwei Mal jährlich die Kinderpost mit allen Neuigkeiten rund um Schmidolin und exklusive Einladungen zu diesen Veranstaltungen. Auch im Sommer wird das Schmidolin-Angebot ständig erweitert. Von Schmidolins Feuerstuhl bis zu Schmidolins Feuertaufe, vom Schmidolin Comic bis zum Schmidolin Buch haben wir hier alles zu bieten. Es gibt Ausbaupläne für das Schmidolin Kinderland, sowohl im Winter als auch im Sommer – etwa bei der Kindergastronomie.“

Schmidolins Feuerstuhl, ein innovativer E-Motocross-Parcours für Kids, erregte viel Aufsehen als „Öko-Sport“.

MM: „Ihr habt mit dem E-Freeride Center in der Branche (wieder einmal) für Aufsehen gesorgt. Welches Signal soll hier transportiert werden – Öko-Sport? Gelingt dadurch die Ansprache einer speziellen Zielgruppe?“Egger: „Die Freeride E und OSET Bikes sind der richtige und einzige Ansatz, um Motocross-Sport auf unserem Berg bei atemberaubender Naturkulisse auszuüben. Nur ohne Lärm, ohne Benzin und ohne heißen Auspuff und ohne Abgase können wir den Sport auf unserem Berg akzeptieren und so passt er sehr gut zum restlichen Angebot der Schmitten. Zudem lässt sich Elektro-Mobilität sehr gut mit dem Projekt ,Solarstrom am Berg‘ verbinden. Öko-Sport könnte man es natürlich auch nennen. Wir sprechen dabei nicht nur Öko-Sportler an, sondern allgemein Motocross begeisterte Besucher mit dem positiven Nebeneffekt, dass die Umwelt nicht belastet wird. Der Elektro-Motocross Park hat auch einen pädagogischen Ansatz: Wir wollen den Kindern zeigen, dass man diesen Sport auch ohne Abgase, ohne Lärm und mit sauberem Öko-Strom ausüben kann. Unser Ziel ist es, die erzeugte Energie direkt am Berg einzuspeisen und damit die E-Bikes aufzuladen.“MM: „Welche Rolle spielt das Sommergeschäft für die Schmittenhöhebahn, gibt es Gäste-Zuwachszahlen, speziell aus exotischen Märkten? Welche Zukunfts-Perspektiven sieht man noch in Richtung Ganzjahresbetrieb?“Egger: „Das Sommergeschäft wird bei uns immer wichtiger, seit 2008 konnten wir jedes Jahr Zuwächse an den Besucherzahlen im Sommer verzeichnen (nun (10 % Umsatzanteil). In den letzten fünf Jahren haben wir die Sommer-Zutritte von 88 000 auf 160 000 verdoppelt – auch mit Hilfe der Zell am See – Kaprun Karte. Der letzte Sommer war mit 160 000 Gästen am Berg ein Rekordsommer, der diesen Sommer wieder erreicht wurde. Es gibt in der Region Zuwächse aus exotischen Märkten, speziell im arabischen Raum ist die Destination Zell am See – Kaprun sehr beliebt. Aber wir haben auch Zuwachsraten aus dem asiatischen Raum und freuen uns, wenn wir diese Gäste bei uns am Berg begrüßen dürfen. Auch unsere Schifffahrt am Zeller See profitiert von dieser Entwicklung, zuletzt konnten wir 134 000 Fahrgäste zählen. Bei allen Bemühungen in Richtung Saisonverlängerung muss auch die Hotellerie mitspielen. Und Anfang Juni ist es halt schwer, die Betten zu füllen, da sperren dann viele lieber nicht auf.“

Das Angebot für die Kleinstenunter den Wintergästen wurde mit dem neuen Kinderland ‚Schmidolins Drachenpark‘ bei der Glocknerbahn-Bergstationerweitert.

MM: „Auf dem 22. TFA in Zell/See haben Sie einen Vortrag mit dem Titel: ,Skiiifoaan – die Schmittenhöhe als Gourmet- & Genuss-Skiberg‘ gehalten. Was war die Quintessenz Ihrer Ausführungen?“Egger: „Die Quintessenz war: zu einem attraktiven Skigebiet gehört ein ansprechendes Gourmet-Angebot dazu. Die Gäste suchen neben dem Skierlebnis am Berg auch die Erholung und Entspannung und sind auch was die Skihütten betrifft anspruchsvoller geworden. Für viele Gäste gehört zum perfektenSkitag ein feines Mittagessen mit einem guten Glas Wein. Trotzdem ist und bleibt das Wienerschnitzel ein Klassiker auf den Skihütten, auch bei uns. Die Areitalm ist unser Aushängeschild am Berg und wir wollen uns in diese Richtung weiter verbessern und investieren.“MM: „Laut Studien spielt der Preis bei der Entscheidung pro/kontra Skifahren angeblich eine sekundäre Rolle. In der Praxis erzählen einem viele Leute jedoch etwas anderes! Was halten Sie nun von der neuen ÖW-Kampagne ,Wieder Skifahren – Willkommen zurück!‘? Ist das aktivierbare Potenzial Ihrer Meinung nach tatsächlich so hoch?“Egger: „Es gibt unterschiedliche Einschätzungen; ob diese Studien Recht haben, kann ich nicht sagen. Fakt ist, dass der Wiedereinstieg tatsächlich noch nie so günstig war wie jetzt und Umfragen in Deutschland ergaben eine extrem hohe Resonanz auf die Kampagne. Auch ich sehe ein sehr großes Potenzial in diesem Angebot. Vor allem in Deutschland suchen die Leute nach Bergerlebnissen und guter Betreuung. Da sind sie bei uns in Österreich genau richtig. Es ist auch die Aufgabe der Seilbahnen, den Menschen Zutritt in die Berge zu geben und ihnen die Schönheit der Alpen näher zu bringen.“

Stefan Mangott, Seilbahn Komperdell- „We are family“ – mit klarer Positionierung zum Erfolg

Die Destination Serfaus-Fiss-Ladis steht seit Jahren als Synonym für Familien-Skiurlaub. Die Erfolgsgeschichte mit den kleinen Gästen auf dem Sonnenplateau im hinteren Tiroler Inntal hat ihre Wurzeln bereits in den 70er Jahren, als die Skischulen diese Positionierung professionell aufgegriffen haben. Heute hat man einen Zusammenschluss, einen intensiven Markenbildungsprozess und viele Prämierungen hinter sich – zuletzt den Titel „Best Ski Resort 2012“ in Europa. Die derzeitigen Geschäftsführer Stefan Mangott und Benny Pregenzer weihten das Fachpublikum am TFA-Forum sowie 9. MM-Symposium in ihre Strategie ein. Wir geben hier einige Fragestellungen wider.

Stefan Mangott, Seilbahn Komperdell, Foto: mak

MM: „Wie lautet der Markenkern in Serfaus-Fiss-Ladis?“Mangott: „Unsere Destination steht (eindeutig und unverwechselbar) für Eltern mit Kindern, Großfamilien und Genießer. Motto: ,We are family‘. Innerhalb der Hauptzielgruppe hat jedes Segment (Kinder, Teenager, Erwachsene, Senioren) eigene Bedürfnisse, die es optimal zu erfüllen gilt. Es ist natürlich in so einem Markenentwicklungsprozess wichtig, dass man die eigenen Stärken definiert. Unsere sind: eine enge Zusammenarbeit mit den touristischen Partnern, was kurze Wege, schnelle Entscheidungen und eine strategische Ausrichtung in der gesamten Region ermöglicht. Daraus entstand eine innovative und erfolgreiche Eigendynamik – und zwar bei allen Dienstleistern.“MM: „Wie passt die Positionierung Familie und Genießer zusammen?“Mangott: „Wenn die Kinder entsprechend versorgt sind, werden die Eltern zu wahrlichen Genießern. Alles natürlich unter dem Aspekt größtmöglicher Qualität und bestmöglicher Dienstleistung am Gast.Bei den Kindern geht es hauptsächlich um den Spaß, das Eintauchen in eine Traumwelt. Und sie wollen den Bergerlebnispark entdecken und damit ihre Neugierde stillen. Das Ganze wollen die Kinder entweder in der Familie oder in der Gruppe der Gleichaltrigen.Die Teenager wollen auch Spaß, jedoch zusätzlich Action. Sie wollen vor allem weg von ihren Eltern und begleitete Erlebnisse in der Gruppe bzw. so viele Aktivitäten wie möglich ausprobieren.Erwachsene und Senioren: Wollen natürlich ebenfalls Spaß im Bergerlebnispark haben. Sie nutzen aber auch die Genussangebote. Wichtig ist ihnen eine komfortable Möglichkeit zum Beobachten der Kinder. Sie genießen die Ruhezonen und vor allem auch die Zeit für sich selbst – auch einmal ohne Kinder. Das Thema Sicherheit ist für die Erwachsenen und Senioren ganz wichtig. Zum einen das Vertrauen in die Sicherheit der Attraktionen am Berg und zum anderen, dass die Kinder eine gute, spannende und sichere Kinderbetreuung erfahren.“

In Serfaus-Fiss-Ladis hat man bereits 1998 als erste Destination aktiv Maskottchen wie die Kuh Berta eingesetzt. Foto: Müller

MM: „Welche Rolle spielt Ihr in Eurer Destination als Bergbahn?“Mangott: „Wir sehen uns zugleich als Zugpferd, aber auch als Diener der Region. Als Zugpferd, weil wir der größte Arbeitgeber sind, zuständig für die gesamte Entwicklung des Bergerlebnisses und somit größter Investor und Innovator der Region. Als Diener, weil wir uns dem Gesamtinteresse der Region unterordnen. Außerdem: Beide Bergbahnen gehören mehrheitlich den Gemeinden. Damit können wir auch Projekte realisieren, die es nicht unbedingt immer gleich in der Bergbahnkasse klingeln lassen. Sondern, wenn daraus eine Wertschöpfung für die ganze Region entsteht, ist das ebenfalls in Ordnung. Weiters verstehen wir uns als Diener im Sinne von Dienstleistung am Gast. Hier kommen unsere Mitarbeiter ins Spiel. Sie sind der wichtigste Erfolgsfaktor in der Dienstleistungskette! Wir brauchen nicht nur den Spitzentechniker, sondern auch den Bezugspunkt zum Gast. Deshalb haben wir vor Jahren diesbezüglich eigene Schulungen ins Leben gerufen. Das Allerwichtigste daran ist jedoch, dass man die Philosophie als Chef tagtäglich selber vorlebt. Sonst nimmt der Mitarbeiter die Schulung nicht auf.Eine weitere Tatsache besteht darin, dass man heute als Bergbahn über die als selbstverständlich angenommenen Basisangebote hinaus Zusatzangebote schaffen muss, mit denen der Gast nicht rechnet und die ihn begeistern. Motto: ,Von den Basics hin zur Begeisterung. Was einmal Begeisterung auslöste, ist heute in renommierten Skigebieten oft schon Basisangebot (z. B. kuppelbare Systeme, Zauberteppiche, Sitzheizungen etc.)‘.“

Benny Pregenzer, GF Fisser Bergbahnen, Foto: mak

MM: „Wie gelingt es am besten, über das Basisangebot hinaus Angebote bzw. Dienstleistungen zu schaffen, die den Gast begeistern?“Mangott: „Hierzu nenne ich einmal zwei Beispiele: Bei uns in der Region verletzen sich im Jahr 1 000 Wintersportler. Nach ca. 3 Wochen schicken wir ihnen einen süßen Gruß nach Hause – konkret ein Päckchen mit heimischen Produkten und einem Begleitschreiben, in dem wir als Destination die besten Genesungswünsche ausrichten. Zu diesen 1 000 Sendungen bekommen wir über 400 schriftliche Rückmeldungen! Kostet nur 5 000 Euro, löst aber eine ungeheure Begeisterung bei den Gästen aus.Oder das exklusive Zusatzangebot ,Die erste Spur‘. Hier fahren die Geschäftsführer und Skischulleiter gemeinsam mit maximal 50 Gästen auf den ,erwachenden‘ Berg und ziehen die erste Spur. Anschließend geht man noch gemeinsam frühstücken. Die direkten Rückmeldungen von den teilnehmenden Gästen sind einzigartig!Wir haben intern einen Leitsatz: Wir Bergbahnen bewegen Menschen in zweierlei Hinsicht: zum einen von A nach B und zum anderen bewegen wir Menschen emotional – Beispiele dafür wären die Kulinarik auf hohem Niveau, die Ski Shows (Adventure Night in Serfaus, Nightflow in Fiss), die Kinderspielplätze und Funparks, der Crystal Cube etc.“

Ein Trumpf der Region ist die Skischule – sie gilt als Innovationsschmiede unter den Skischulen. Neu ist das weltweit einzigartige Programm „Snowstar Serfaus“ für 6 – 12Jährige. Foto: Maro & Partner

MM: „Worauf ist bei der Produktentwicklung in der Destination zu achten?“Pregenzer: „Wir haben relativ viele Player in unseren Destinationen, die mitbestimmen und von denen jeder andere Interessen hat. Diese Interessen zu kombinieren, zu sammeln und eine einzige Ausrichtung zu schaffen, war der Grundstein für die Entwicklung in unserer Destination. Wir haben früh erkannt, dass es nicht um die einzelnen Leistungen eines Anbieters im Ort geht, sondern in Wahrheit um die Destination. Wir entwickeln bewusst und spezifisch, also organisiert und strukturiert – immer abgestimmt auf unseren Markenkern. D. h. wenn wir etwas tun, dann denken wir immer an die Familie. So haben wir z. B. heuer für die Skikurskinder zwei neue Kinderrestaurants am Komperdell gebaut („Murmlirest“ und „Starrest“), die bisher einzigartig in den Skigebieten der Alpen sind. Sie berücksichtigen die unterschiedlichen Altersinteressen von Kindern und verbinden kindgerechte Gastronomie sowie Unterhaltung miteinander in verschieden gestalteten Erlebnisräumen. Sie folgen einem neuen gastronomischen Konzept, das auf die übliche 3-Gänge-Logik verzichtet. Alle Menüs wurden von Spezialisten für die Kinderküche zusammengestellt, geboten werden gesunde und altersgerechte Speisen, die Kinder lieben und auch von Eltern empfohlen werden.Natürlich müssen wir die Anforderungen unserer Gäste kennen. Um das zu erfahren, führen wir kurze face-to-face Interviews. Das Gleiche tun wir mit unseren Mitarbeitern und unseren Partnern. Weiters führen wir Fachexkursionen mit unseren Vertretern der verschiedenen Gremien durch, damit wir uns selber auch immer wieder die Augen öffnen und inspirieren lassen.Und schließlich pflegen wir einen behutsamen Umgang mit der Natur – wie viele andere auch. Wir Bergbahnen haben es geschafft, die Natur mit unseren Inszenierungen attraktiver gemacht zu haben. Wir haben sie wesentlich zugänglicher gemacht für viele Menschen, die vielleicht sonst gar nicht in den Genuss gekommen wären.“

Bei allen Innovationen wird darauf geachtet, dass sie ganzjahrestauglich sind und zum Markenkern passen. Im Bild der Fisser Flieger. Foto: Andreas Kirschner

MM: „Gibt es noch weitere Beispiele für Innovationen, die den Markenkern stärken?“Pregenzer: „Weitere Innovationen, die unseren Markenkern stärken, kommen aus den Bereichen Sicherheit und Convenience – etwa der Einsatz der 1. kindersicheren Sesselbahn oder 1996 die Entwicklung der Förderbänder für Kinder gemeinsam mit der Firma Sunkid! Das Angebot wurde im Laufe der Zeit sowohl breiter als auch spezifischer, wie o. e. angepasst an die Bedürfnisse und die Altersgruppen. Nicht unwesentlich ist das übergeordnete Ziel, aus allen Leistungen, die wir entwickeln, auch eine hohe Wertschöpfung daraus zu erzielen. Selbst bei den All-inclusive-Cards, von denen viele glauben, hier werde Leistung verschenkt, stimmt das. Denn wir haben dadurch eine wesentlich höhere Frequenz erzeugt und verkaufen all die „side-products“ und Zusatzleistungen viel stärker. Schließlich berücksichtigen wir bei der Produktentwicklung auch, dass die Angebote ganzjahrestauglich sein müssen.“MM: „Bei Erfolg können hohe Frequenzen auch kontraproduktiv werden. Wie geht Ihr mit den Massen um?“Pregenzer: „Durch die Ferienregelungen tummeln sich zu gewissen Zeiten sehr viele Gäste im Gebiet. Daher haben wir uns Maßnahmen überlegt, wie man solche Massierungen entzerren kann und der Gast dies als weniger dominant wahrnimmt. Zum einen praktizieren wir seit 1985 u. a. durch die Dorf ,U-Bahn‘ eine Verkehrsberuhigung, zum anderen haben wir Dienstleistungen für persönliche Ansprüche eingerichtet wie z. B. die ,Helping Hands‘. Unsere Mitarbeiter sind mittlerweile verpflichtet, an den Bahnen mitzuhelfen, besonders Damen und Kindern beim Einsteigen in die Gondelbahn. Wir wissen, wie stressig es für die Gäste sein kann, wenn Massen anstehen und alle 8 Leute wollen gleichzeitig in die Gondel. Außerdem gibt es eigene Kindereingänge, Skidepots an der Talstation oder Info-Men, die den ankommenden Gästen bei der Orientierung helfen. Erwähnenswert ist hier auch die Zusammenarbeit mit der Skischule: gemeinsam wurden zwei Beginnzeiten für alle Leistungsgruppen entwickelt, außerdem gibt es längere Öffnungszeiten bei den Bahnen und Vergünstigungen in den Restaurants nach 13:30 Uhr. Zusätzlich bieten wir eine eigene App an, damit der Gast am Handy die neuralgischen Punkte mit hoher Frequenz erkennen kann.Davon abgesehen geben einige Highlights das Gefühl der Exklusivität und persönlichen Ansprache wie z. B. Genussstationen abseits der Piste, kulinarische Genussgondel und die bereits erwähnte ,1. Spur‘ etc. So gehen wir mit der Masse um und haben dazu den Slogan kreiert: Wir begeistern Gäste massenhaft!“

Mit speziellen Dienstleistungen wie der „Genussgondel“ vermittelt man das Gefühl der Exklusivität und persönlichen Ansprache. Foto: Müller

MM: „Für eine langfristige Top-Performance müsst Ihr auch Eure Nachwuchs-Touristiker begeistern. Wie könnt Ihr Euer Erbe übergeben?“Pregenzer: „Zu diesem Thema wurde eine eigene Strategiegruppe gebildet, die sich u. a. der Frage widmet: Wie können wir Serfaus-Fiss-Ladis so gestalten, dass die Region auch noch im Jahr 2025 lebensbegehrlich für unsere Jungen und engagierten Einheimischen ist. Herausgekommen sind viele Beiträge, von denen wir die unserer Meinung nach wichtigsten angepackt haben.Es beginnt damit, dass wir die Produkte und Leistungen, die wir verkaufen, unseren jungen Leuten zur Verfügung stellen, d. h. jeder bis 14 Jahre erhält eine gratis Skikarte, kann am Skitraining kostenlos teilnehmen, jederzeit in die Skischule gehen und der Sportfachhandel stellt die Ausrüstung zur Verfügung. Wenn Volks- oder Hauptschulen zum Skifahren kommen, wird selbstverständlich auch ein Skilehrer abgestellt. Weiters bieten wir kostenlose Schulskikurse für alle Tiroler Schulen – wir wollen nämlich die positive Stimmung im ganzen Land aufrechterhalten. Dafür steckten wir anfangs viel Kritik von den Mitbewerbern ein! Mittlerweile machen das aber alle so, denn jeder weiß, dass wir die Begeisterung der jungen Leute brauchen, um das Erbe weiterzutragen.Wir haben uns in Serfaus-Fiss-Ladis stark eingesetzt, dass wir eine eigene Hauptschule erhalten, die unserer spezifischen Situation am Berg entspricht. Die Leute im Tal haben nämlich andere Interessen als eine Tourismusdestination. Das Unterfangen ist letztlich gelungen und heute verfügen wir über eine touristisch ausgerichtete Hauptschule. Von den Bahnen, TVB, Skischule und Gemeinde wurden drei Personen angestellt, die das Training und den Sportunterricht durchführen.Zuguterletzt ermöglichen wir großzügigen Zugang zu all unseren Attraktionen (Fisser Flieger, Skywing, Bagjump etc.) und binden die Jugendclubs in unsere Veranstaltungen wie z. B. die Adventure Night ein. Abschließend möchte ich erwähnen, dass wir auch der größte Lehrlingsausbilder des Bezirkes sind: 17 Jugendliche absolvieren derzeit bei uns ihre Lehre vom Koch bis zum Mechaniker und zum Seilbahnfachmann/frau.“

Ing. Helmut Holzinger (li.), Vorstandsdirektor Hinterstoder-Wurzeralm Bergbahnen AG – Wenn wir unsere Chancen nützen, können wir noch viel leisten!

1999 wurden die Landesbetriebe Hinterstoder Bergbahnen GmbH und Wurzeralmseilbahn GmbH privatisiert. Die Hinterstoder-Wurzeralm Bergbahnen AG hat seitdem viel investiert und noch große Pläne. Vorstandsdirektor Ing. Helmut Holzinger hat dem Mountain Manager Einblick in die Entwicklung gegeben.

Foto: Mandl Hinterstoder

MM: „Wie lange sind Sie Vorstandsdirektor der BB Hinterstoder-Wurzeralm und was ist Ihnen in dieser Funktion wichtig?Holzinger: „Ich bin mit Mai 2013 25 Jahre in Hinterstoder tätig und seit 15 Jahren im Vorstand der Hinterstoder-Wurzeralm Bergbahnen AG. Im Jahr 1999 ist die Privatisierung der damaligen Landesbetriebe Hinterstoder Bergbahnen GmbH und Wurzeralmseilbahn GmbH über die Bühne gegangen, seit dieser Zeit bin ich gemeinsam mit meinem Kollegen Rainer Rohregger (B. o. re.) MBA im Vorstand. Wir beide haben die Verantwortung für die Skiregionen Hinterstoder-Wurzeralm, das Tochterunternehmen Ötscherlifte/Lackenhof, das Hochkar und die Kasbergbahnen/Grünau.Wichtig war mir in all‘ den Jahren beste Qualität und das Arbeiten in einem guten Team. Wir sind eines der größten Seilbahnunternehmungen in Oberösterreich und stellen den Anspruch als Nr. 1 Skiort auch in punkto Qualität und Service, verbunden mit einer sehr guten Erreichbarkeit aus dem Zentralraum Oberösterreichs. Als Leitbetrieb der Pyhrn-Priel-Region sind in unserem Unternehmen 45 Stamm-Mitarbeiter und rund 150 Aushilfen beschäftigt.“MM: „Was charakterisiert die Entwicklung der BB HIWU in den letzten Jahren?“Holzinger: „Die Privatisierung im Jahre 1999 und die damit verbundene gute Eigentümerstruktur haben wesentlich dazu beigetragen, dass wichtige Investitionen auch verwirklicht werden konnten. So wurden in den letzten 15 Jahren rund 50 Millionen Euro in die Infrastruktur, in Komfort- und Qualitätsverbesserungen bei den Liftanlagen sowie in die Bereiche Beschneiung, Pisten und Pistenfahrzeuge sowie Gastronomiebetriebe investiert. Damit haben wir für unsere Zielgruppen in Hinterstoder und auf der Wurzeralm ein sehr gutes Angebot entwickelt, was sich in der Kundenzufriedenheit und der Entwicklung der Stammgästezahlen wiederspiegelt. Auch unsere dritte Destination innerhalb der Hinterstoder-Wurzeralm Bergbahnen AG, der Erlebnisberg Wurbauerkogel, trägt mit seinem Sommerangebot sehr wesentlich zum Unternehmenserfolg bei.“MM: „In der Studie „Skigebiete in Österreich 2012“ hat die Region sehr gut abgeschnitten, was waren die wesentlichen Punkte?“Holzinger: „Wir waren überrascht und haben uns sehr gefreut, dass wir in dieser Studie in einigen Bereichen sehr gut abgeschnitten haben. Die beiden Herren-Weltcuprennen 2010 haben dazu sicherlich beigetragen, welche bei Super-Wetter und Top-Bedingungen durchgeführt werden konnten und medial gut angekommen sind. Die Studie zeigt, dass wir mit Skidestinationen wie Schladming, Flachau oder Zell am See auf einer Ebene liegen und dass ist wirklich sehr erfreulich. Im Vergleich mit früheren Ergebnissen haben wir da in der Kunden-Einschätzung sehr stark aufgeholt.Deutlich geworden ist in den Ergebnissen der Studie auch, dass wir beim Preis-/Leistungsverhältnis unseres Angebots und im Servicebereich sehr gut abgeschnitten haben. Was Service, Dienstleistung und Freundlichkeit betrifft, haben wir uns wirklich sehr bemüht und auch investiert, um den Gästen z. B. mit Förderbändern, Rolltreppen oder Skiwegen den Zutritt ins Skigebiet so angenehm wie möglich zu machen. Und das wurde von den Gästen auch gut angenommen. In Summe sind wir sehr stolz, dass wir in manchen Bereichen der Studie in den oberen 20 % gelandet sind.“

Familien und sportliche Gäste finden bei den HIWU Bergbahnen das passende Angebot. Foto: Hinterstoder-Wurzeralm Bergbahnen AG

„Wir haben im Preis-/Leistungsverhältnis und im Servicebereich sehr gut abgeschnitten“MM: „Welche Schlüsse ziehen Sie daraus für Ihre Arbeit?“Holzinger: „Wir haben die Mittel, die uns zur Verfügung gestanden sind und stehen, sehr gut eingesetzt und damit die Kundennachfrage wirklich steigern können. Als Leitbetrieb der Pyhrn-Priel-Region haben wir auch volkswirtschaftlich eine große Verantwortung, der wir uns stellen. Wir wissen, das zwei Drittel der Bevölkerung hier vom Tourismus lebt und dass viel von uns von einer positiven Weiterentwicklung abhängt. Vor allem die Jugend braucht wieder Zukunftsperspektiven. Wir haben wirklich gute Chancen mit unserer geografischen Lage zum Zentralraum OÖ, NÖ und dem riesigen Markt im Osten. Wir sind auf einem guten Weg und wenn wir unsere Chancen nützen, dann können wir noch viel leisten und unsere Region gemäß unseres Masterplanes zur touristischen Standortsicherung gestalten und vorwärts bringen.“MM: „Welche Vorteile/Zusatznutzen bietet die Präsenz im Ski-Weltcup?“Holzinger: „Mit dem Weltcup ist es gelungen, bekannt zu werden und ein positives, sportliches Image zu bekommen und zu transportieren. Die Bilder, die hinausgegangen sind, waren spektakulär – blauer Himmel, die Rennstrecke, die Zuschauer – das passt sehr gut zu unserer Sportregion. Ich sehe das als Wettbewerbsvorteil, da viele Gäste und Familien natürlich auch die weltcup-erprobten Pisten einmal ausprobieren möchten. Der mediale Wert einer solchen Veranstaltung ist beträchtlich. Seit wenigen Tagen wissen wir übrigens, dass der Weltcup im März 2016 wieder bei uns Station machen wird!“

Eröffnung der 10er Kabinenbahn „Hirschkogel“ im Januar 2013. Foto: Haijes

MM: „Wie sind Sie mit der letzten Wintersaison zufrieden?“Holzinger: „Die Bilanz für das letzte Wirtschaftsjahr ist noch nicht fertig. Soweit kann man aber sagen, dass wir einen sehr, sehr guten Winter mit einem ausgezeichneten Start gehabt haben. Wir hatten eine kurze Schneiphase und dann einen sehr kalten und schneereichen Winter. Ab Anfang Dezember konnten wir bereits bei hervorragenden Bedingungen starten. Der Winter selbst hatte wenig Stillstandstage, wenig Wetterkapriolen und war stabil von den Temperaturen her gesehen. Wir hatten eine gute Schneelage, leider weniger Sonnentage, aber in Summe war die Saison verbunden mit dem frühen Ostertermin sehr erfolgreich. Die Gäste sind temperaturbedingt bis Ende März sehr gerne Ski fahren gegangen. In Summe liegen wir bei 10 % Plus an Skierdays zum Vorjahr!“MM: „Sie sind auch Vorsitzender der Fachvertretung der Seilbahnen Oberösterreichs, wie sieht die Sache in Oberösterreich aus?“Holzinger: „Die Rückmeldungen vieler Kollegen haben gezeigt, dass wir in Oberösterreich im Durchschnitt auch von einem Plus von 10 % sprechen können. Natürlich gibt es Ausreißer – im negativen, aber auch positiven Sinn. Am Hochkar konnte sogar ein Plus von 15 % verzeichnet werden. Grundsätzlich hatten wir in Oberösterreich eine wirklich gute Saison.“MM: „Wie hat sich die neue ,Hirschkogelbahn‘ entwickelt?“Holzinger: „Die Investition in die 10 EUB Hirschkogelbahn war wichtig und die Bahn wurde von den Gästen sehr gut angenommen. Für mich war einer der schönsten Tage die Eröffnung im Januar. Wir haben mit dem Bau frühzeitig begonnen, der Bauverlauf war positiv, das Wetter im Herbst war gut und Ende November konnte die Bahn abgenommen werden. Die neue Qualität, die wir mit der Bahn für unsere Gäste geschaffen haben, die Sicherheit und das Plus an Komfort haben sich sehr positiv bemerkbar gemacht. Dazu konnte der Höss-Express, so wie geplant, gut entlastet werden – das war auch ein großes Ziel, das wir mit der 10 EUB erreichen wollten. Auch die anfänglichen Bedenken hinsichtlich einer Kabinenbahn mitten im Skigebiet und Thematik des Abschnallens der Ski haben sich nicht bestätigt. Die Rückmeldungen waren durchwegs positiv. Ich möchte mich in diesem Zusammenhang auch bei unseren Eigentümern bedanken, dass wir diese Investition von rund 8,5 Mio. Euro im letzten Jahr tätigen konnten.“

Der Speicherteich auf der Höss zieht im Sommer viele Besucher an. Foto: Hinterstoder-Wurzeralm Bergbahnen AG

„Sicherheit und das Plus an Komfort haben sich sehr positiv bemerkbar gemacht“MM: „Die BB HIWU haben in der letzten Saison Tickets über ausgewählte BP-Tankstellen und Mobi-Tick verkauft. Wie hat sich das bewährt, welche Erfahrungen haben Sie gemacht?“Holzinger: „Diese Aktionen sind Bestandteil unseres Serviceangebots und tragen zur Kundenzufriedenheit bei. Jeder Kunde konnte bei den entsprechenden BP-Tankstellen im Vorfeld Karten kaufen. Wir haben das jetzt das 3. Mal gemacht und deutlich gesehen, wie die Nachfrage nach oben geht und wie gut es angenommen wird. An starken Tagen mit 5 000 oder 6 000 Tagesgästen ist das wirklich eine Entlastung. Unsere zweite Idee ,Mobi-Tick‘, bei der Mitarbeiterinnen mit einer Art ‚Bauchladen‘ direkt beim Auto schon den Erwerb von Karten anbieten und den Gästen Wege und Wartezeiten ersparen, hat uns gute Rückmeldungen gebracht. Weiters haben wir uns heuer entschlossen, auch einen Ticketautomat anzuschaffen, der im Verlauf der Saison immer häufiger genutzt wurde. Wir denken, dass wir damit auf einem guten Weg sind, Wartezeiten bei Kassen zu vermeiden. Wir sind sicher einen guten Schritt weitergekommen.“MM: „Wird es für den Winter 2013/14 auch Neuerungen geben?“Holzinger: „Da wir im letzten Jahr 8,5 Mio. Euro investiert haben, werden wir die Investitionstätigkeit für die kommende Saison etwas zurücknehmen müssen. Langfristig haben wir noch größere Pläne im Auge, im Moment sind die üblichen Ersatzinvestitionen, etwa ein bis zwei neue Pistengeräte oder ein größeres Skidepot in Hinterstoder in der Talstation vorrangig.“MM: „Wie steht es um das Projekt einer Verbindung Höss – Wurzeralm?“Holzinger: „Vor 5 Jahren hat man ein solches Projekt nicht mehr für möglich gehalten, ein schneereicher Winter hat uns dann aber gezeigt, dass es eine Variante gäbe, mit der man aber viel zu früh in die Medien gegangen ist. Aus der folgenden Diskussion hat sich dann ein Masterplan für die Pyhrn-Priel-Region entwickelt, an dem die Gemeinden, alpinen Vereine, Skiclubs und Touristiker mitgearbeitet haben. Wir haben uns dafür fast ein Jahr Zeit genommen und Ideen  ausgearbeitet, wie man touristisch im Sommer und Winter vorankommen könnte. Im Masterplan zur touristischen Standortsicherung unserer Region wurden 6 Starterprojekte definiert und an deren Abarbeitung arbeiten wir zurzeit. Ein Starterprojekt hat die Verbindung Vorderstoder nach Hinterstoder zum Inhalt, das zweite Starterprojekt ist die Absicherung der Wurzer-alm. Man kann die Wurzeralm nicht für sich allein stehen lassen. Wir wissen, dass Skigebietszusammenschlüsse eine Region enorm voranbringen. Wenn wir also Vorderstoder mit Hinterstoder verbinden, ist auch eine Lösung für das nur wenige Kilometer entfernte Skigebiet Wurzeralm notwendig. Daher war es für uns wichtig, mit allen in der Region zu sprechen und gemeinsam nach einer für alle tragbaren Lösung zu suchen. Die Starterprojekte 1 und 2 sind jetzt in einer Machbarkeitsstudie gelandet, in der alle relevanten Fragen zum Naturschutz, Verkehr, Lärm, Forst, Jagd, Grundeigentümer etc. von Experten beurteilt werden und am Ende eine ,Stop‘ oder ,Go‘-Entscheidung vorliegen soll. Wir sind zuversichtlich, dass diese Prüfungen bis Ende 2013 abgeschlossen sind.“MM: „Wie sieht Ihr Sommerprogramm aus und welche Rolle spielt dabei der Wurbauerkogel?“Holzinger: „Der Sommer ist mittlerweile ein wichtiger Umsatzbringer. Wir haben im Sommer 3 Standorte in Betrieb. Die größten Bereiche sind der Wurbauerkogel als Erlebnisberg und die Wurzeralm als Wandergebiet. In Hinterstoder gibt es die Möglichkeit, mit 2 Bahnen bequem bis auf 2 000 m Höhe zu gelangen. Insgesamt haben wir im Sommer 5 Aufstiegsanlagen in Betrieb, wobei wir im Sommer rund 10 % unseres Gesamtumsatzes machen. Mit der Pyhrn-Priel-Erlebniscard haben wir ebenfalls einen wichtigen Schritt für die Belebung des Bergsommers gesetzt. So konnten wir die Frequenzen fast verdreifachen, seit wir diese Card eingeführt haben.Neu inszenierte Wanderwege, wie der Rundwanderweg auf der Wurzeralm ,2 Millionen Jahre in 2 Stunden‘ oder die Wanderwege in Hinterstoder rund um unseren Speicherteich mit herrlichen Aussichtspunkten auf 2 000 m werden von den Gästen sehr gut angenommen. Dazu kommt, wie bereits geschildert, unserer Erlebnisberg Wurbauerkogel mit Sommerrodelbahn, Alpine Coaster, Panoramaturm, Downhill-Strecke und einem Bogen-Parcours mit vielen Stationen, die einen Besuch für Familien, Vereine oder Schulklassen zum Erlebnis machen.“

Wandern ist auf der Wurzeralm sehr beliebt. Foto: OÖT/Erber

„Der Sommer ist ein wichtiger Umsatzbringer“MM: „Gibt es Neuerungen für den Sommer 2013?“Holzinger: „Unser Highlight ist natürlich immer die Nacht der Bergfeuer am 29. Juni. Da konnten wir im letzten Jahr schon über 1 600 Besucher begrüßen. Um 22 Uhr werden die Bergfeuer entzündet, vorher gibt es ein abwechslungsreiches Abendprogramm mit Musikgruppen aus der Region. Große Neuerungen sind für 2013/2014 nicht geplant, da wir im Winter 2012/13 sehr viel investiert haben.“MM: „Was sehen Sie in den kommenden Jahren als die größten Herausforderungen für Ihre Skidestinationen?“Holzinger: „Die Umsetzung unseres Masterplans steht im Mittelpunkt. Als Leitbetrieb haben wir die Verantwortung für die positive Entwicklung in der Region, wobei wir der demografischen Entwicklung (Landflucht) entgegenwirken müssen. Es ist ein Ziel, die Jugend in der Region zu halten und jeder sollte die Chance erkennen, etwa im Beherbergungs- und Hotelbereich, dass sich Investitionen rechnen. Die Wertschöpfung ist bei Dauergästen etwa doppelt so hoch wie beim Tagesgast. Wir haben rund 5 000 Gästebetten und wollen mit unserem Masterplan wieder bis 7 000 Betten erreichen.Chancen sehe ich auch in unserer ,Vereinigten Bergbahnengruppe‘ selbst, in der mittlerweile 10 Unternehmen zusammengeschlossen sind. Mit der Familie Schröcksnadel haben wir eine Eigentümerfamilie, die sehr innovativ denkt und seit Jahren in verschiedene Destinationen mit Entwicklungschancen investiert. Dabei haben wir die Möglichkeit, Synergien zu nutzen und eine positive Entwicklung in den Regionen zu erwirken.“MM: „Betrachten wir die Situation in Oberösterreich generell, welche Herausforderungen sehen Sie da?“Holzinger: „Wir haben in Oberösterreich 15 größere Seilbahnunternehmen und 20 kleinere Unternehmen, die ihren Weg sehr erfolgreich gehen und auch investiert haben. Dazu gibt es 30 bis 40 Schleppliftbetreiber, die als Nahversorger über ganz Oberösterreich verteilt sind. Dabei sind 3 bis 4 Betriebe, bei denen Übergaben bevorstehen, Nachfolgefragen zu klären sind oder man viel investieren müsste, damit sie weiterbestehen können. Hier könnte es zu Betriebsstilllegungen kommen. Im Großen und Ganzen hat sich die Situation aber gut und stabil entwickelt, so dass wir zuversichtlich sind. Ich bin auch sehr stolz auf meine Plattform ,Schule & Schneesport‘, auf der ich ein Netzwerk zwischen Seilbahnwirtschaft, Landesschulrat, Schulen und dem Tourismus ins Leben gerufen habe, damit es leistbare Skikurse für einen Tag oder auch eine Woche gibt. Ein Ziel dabei ist auch, Schüler mit Migrationshintergrund zum Skifahren zu bringen. Unsere Jugend soll wieder Spaß am Wintersport haben!“ dwl

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