MMag. Thomas Maierhofer, Vorstand Gletscherbahnen Kaprun AG. ©Kitzsteinhorn

MMag. Thomas Maierhofer, Vorstand Gletscherbahnen Kaprun AG. ©Kitzsteinhorn

MMag.Thomas Maierhofer, Vorstand Gletscherbahnen Kaprun AG – Vorreiter bei ökologischen Maßnahmen

Im ältesten Gletscherskigebiet Österreichs, dem Kitzsteinhorn, kam es nach 17 Jahren zu einem Vorstandswechsel. Der MOUNTAIN MANAGER hat die Gelegenheit wahrgenommen, den neuen Vorstandsdirektor, MMag. Thomas Maierhofer, zur Zukunft des Schneesports im hochalpinen Gebiet zu Wort kommen zu lassen.

Herr Maierhofer, Sie sind seit sechs Jahren bei der Gletscherbahnen Kaprun AG, dem Pionier des Gletscherskilaufs, als kaufmännischer Prokurist tätig und haben am 1. August den langjährigen Vorstand Norbert Karlsböck als Alleinvorstand abgelöst. Wollen Sie sich den MM-Lesern vorstellen?

Ich bin als gebürtiger Mittersiller vor sechs Jahren sozusagen in meine engere Heimat zurückgekehrt. Nach dem Studium in Innsbruck betreute ich elf Jahre lang im Raiffeisenverband Salzburg die Kommerzkunden mit Schwerpunkt Seilbahnwirtschaft. Somit kam ich in dieser Zeit bereits mit dem Großteil der Salzburger Bergbahnunternehmen in Berührung. Vor sechs Jahren ergab sich die Chance, bei den Gletscherbahnen Kaprun die Aufgaben des kaufmännischen Prokuristen zu übernehmen und am 1.8. dieses Jahres durfte ich die Nachfolge von Norbert Karlsböck antreten, der nach 17 Jahren Vorstandstätigkeit in den Ruhestand wechselte. Neben mir als Alleinvorstand werden in der Geschäftsleitung des Unternehmens weiterhin Günther Brennsteiner den technischen Bereich des Kitzsteinhorns und Albin Rattensberger den technischen Bereich des Maiskogels verantworten.

Kitzsteinhorn, Ansicht bis Landwiedboden. ©Kitzsteinhorn

Kitzsteinhorn, Ansicht bis Landwiedboden. ©Kitzsteinhorn

Mit dem nicht mehr weg zu leugnenden Klimawandel kommen große Herausforderungen vor allen Dingen auf Gletscherskigebiete zu. Wie begegnen Sie denen?

Wollen wir uns einmal zurückerinnern? Der Hauptzweck der Erschließung des Schmiedinger Kees am Kitzsteinhorn war im Jahre 1995 der Sommerskilauf. Durch die dramatischen Klimaveränderungen der letzten Jahrzehnte war eine umfangreiche und ausgewogene Anpassungsstrategie unsererseits notwendig. In den letzten Jahren und vor allem im Sommer 2022 waren die Einflüsse auf den Gletscher besonders spürbar. Der Rückgang des Gletschers von 1995 bis heute ist mit 66 Prozent zu beziffern.

Daher haben wir uns im letzten Jahr dazu entschlossen, mit 29. Mai den Skibetrieb einzustellen. Einerseits um dem Gletscher Ruhe zu geben und die Schneedepots vorbereiten zu können und andererseits, weil wir nicht mehr garantieren konnten, dass wir den Gästen und den Skilehrer-Sommerausbildungskursen, die immer zu Ferienbeginn stattfanden, qualitativ gute Bedingungen herzustellen. Wir wollten diese Bilder nicht produzieren, da dies auch in der öffentlichen Diskussion kontraproduktiv ist. Grundsätzlich haben wir auch festgestellt, dass seit vielen Jahren das Interesse von touristischen Skisportlern am Sommerskilauf ohnehin stark abgenommen hat. Wir hatten zu diesen Zeiten ein Vielfaches an Ausflugsgästen gegenüber Skisportlern. Da war es auch unsere unternehmerische Verpflichtung, die wirtschaftliche Frage zu stellen. Wir mussten energieeffizienter werden, konnten somit Diesel und Strom einsparen. Der Hauptgrund der Maßnahmen sind aber nach wie vor die klimatischen Veränderungen.

Wie bekannt, begleiten wir auf dem Kitzsteinhorn ein wissenschaftliches Projekt, das diese Veränderungen genau nachvollzieht. So sind wir auch in der Lage, den Rückgang des Gletschereises ständig exakt zu vermessen.

 

Sie sprechen von Anpassungsstrategien. Was stellt man sich darunter technisch vor?

Grundsätzlich starteten wir eine Vielzahl von Maßnahmen, um den Gletscher zu schonen. Eine davon ist Snowfarming. Schneedepots werden angelegt, in denen der Altschnee des Winters über den Sommer gebracht wird, um einerseits den Gletscher zu schützen, weil Schnee darauf liegt und andererseits Schnee für den nächsten Skistart wieder zur Verfügung zu haben. Dieser Schnee muss nicht neu produziert werden. Im Gletscher werden Rillen gemacht und Schneefangzäune aufgestellt, damit der Wind den „gefarmten“ Schnee nicht abblasen kann.

Unsere Beschneiungs-Infrastruktur wurde bis an den oberen Gletscherrand ausgebaut und so kann auch im Nährgebiet des Gletschers Schnee erzeugt werden. Das tut dem Gletscher sehr gut. In diesem Bereich kann effizient bei niedrigsten Temperaturen und wenig Wind effizient beschneit werden. Und das dient natürlich auch als Gletscherschutz.

Wir werden uns damit abfinden müssen, dass der Gletscher weiter zurückgeht oder vielleicht eines Tages sogar vollkommen verschwindet. Wir können durch unser gut ausgebautes Beschneiungssystem und durch die extreme Hochlage aber auch in Zukunft einen sicheren Schneesportbetrieb über einen großen Teil des Jahres garantieren. Geht die Beschneiung bis zum Gletscherjet 4, also den höchsten Punkt des Skigebiets, projektieren wir sogar noch eine intensivere Beschneiung im zentralen Schmiedingerbereich. Dadurch ermöglichen wir eine durchgehende Schneedecke bis zum Alpinzentrum. Wir entwickeln uns gerade vom Gletscherskigebiet zum schneesicheren Höhenskigebiet.

3 K K-onnection. ©Kitzsteinhorn

3 K K-onnection. ©Kitzsteinhorn

In der öffentlichen Meinung werden Seilbahnunternehmen verstärkt als Energiefresser dargestellt. Nachhaltig hergestellte Energie ist ein zentrales Thema für die Gletscherbahn AG?

Unser Gletscherskigebiet ist einer der Vorreiter bei ökologischen Maßnahmen. Nachhaltige Energieerzeugung haben wir mit dem Betrieb eines Kleinwasserkraftwerkes umgesetzt, in das wir im letzten Sommer eine dritte Turbine eingesetzt haben. Das ermöglicht uns, das Schmelzwasser, das vom Berg ins Tal fließt, auch energetisch zu nutzen.

Unser jüngstes Projekt ist eine starke Initiative in Photovoltaik. Wir haben diesen Sommer auf den eigenen Gebäudeflächen PV in Größenordnung von 360 kW Peak installiert. Das ist eine ordentliche Größe. Mit diesen beiden Produktionsformen haben wir eine Jahresproduktion, die etwa 60 Prozent unseres Energiebedarfs bei der Beschneiung abdeckt.

Mittelfristig wollen wir bei allen unseren Gebäuden in PV Ausbau investieren, da nehmen wir auch richtig Geld in die Hand, da wir möglichst energieunabhängig sein wollen. Dieser PV-Ausbau geschieht in enger Zusammenarbeit mit der Salzburg AG und vor allen Dingen mit örtlichen Elektrounternehmen. Denn Nachhaltigkeit hat für uns auch eine wirtschaftliche und soziale Komponente, sodass bei uns immer Unternehmen aus der Region zum Zug kommen.

Zu betonen ist in diesem Zusammenhang, dass wir ausschließlich zertifizierten Strom aus erneuerbarer Energie verbrauchen, was ja ohnehin in der Branche seit vielen Jahren üblich ist. Daher ist es auch unser Bestreben, den Anteil der Eigenproduktion ständig zu erhöhen.

Ab dem Winter 2023/24 werden alle Pistenfahrzeuge am Maiskogel und am Kitzsteinhorn mit HVO100 betankt. ©Edith Danzer

Ab dem Winter 2023/24 werden alle Pistenfahrzeuge am Maiskogel und am Kitzsteinhorn mit HVO100 betankt. ©Edith Danzer

Welche weiteren ökologisch basierten Maßnahmen werden gesetzt?

Wir evaluieren unsere Prozesse zur Erhöhung der Energieeffizienz ständig, ohne allerdings dabei unsere Qualität für die Gäste zu beeinträchtigen. Wir haben mittlerweile alle unsere Gebäude zu 100 Prozent de-karbonisiert.

Den größten Problemkreis stellen natürlich die Pistenfahrzeuge dar. Hier haben wir im vergangenen Jahr begonnen, die Geräte am Maiskogel mit HVO Treibstoff zu betreiben. Der erfolgreiche Einsatz und der Nachweis einer 90-prozentigen Einsparung an CO2-Ausstoß haben uns überzeugt, unseren gesamten Fuhrpark auch auf dem Gletscher auf diesen Treibstoff umzustellen. Das ist mit erheblichen Mehrkosten verbunden – HVO ist um 50 bis 60 Cent teurer als fossiler Brennstoff – diese Kosten nehmen wir aber bewusst in Kauf, denn wir werden künftig an die 1.100 Tonnen CO2 einsparen.

Aktuell gibt es keine Alternative zur CO2-Reduzierung. Wir beobachten den Markt für elektrobetriebene Fahrzeuge, diese sind aber heute noch nicht weit genug entwickelt, um marktreif zu sein. Die Akkus sind zu schwer und in großer Höhe durch die herrschende Kälte auch schwer einsetzbar.

 

Wie schlägt sich die aktuelle Situation auf die Preisstrategie nieder?

In diesem Jahr laufen die günstigen Verträge mit den Energielieferanten aus und so werden künftig auch bei uns die teuren Strompreise durchschlagen. Aber der Druck auf die Preise entsteht nicht nur durch die teurere Energie sondern auch durch ein erhöhtes Dienstleistungsaufkommen. Der Personalaufwand wird ständig größer und die Kollektivverträge wurden im vergangenen Jahr mit einem Plus von 10,2 Prozent abgeschlossen. Aufgrund der anhaltenden Inflationsdebatte schauen wir gespannt auf die diesjährigen Abschlüsse.

Wir sind allerdings bestrebt, unser Angebot ständig zu erhöhen. So wird dieses Jahr am Stanger im Maiskogelbereich ein zweiter Schlepplift für Anfänger in Betrieb gehen.

Wir haben uns dieses Jahr auch auf Verbesserungen im Gastronomiebereich konzentriert. Das Alpincenter inklusive der Skyline Bar wurde nach 23 Jahren großzügig restauriert. Dieses Zentrum und das höchstgelegene Gipfelrestaurant an der Grenze zum Nationalpark werden sich also weiterhin großer Beliebtheit erfreuen.

 

Zum Abschluss: Welche Auswirkungen werden die aktuellen Straßenbaustellen auf die Skizentren Innergebirg haben?

Wir können das für den Pinzgau heute schwer abschätzen. Wir rechnen mit einer gewissen Verlagerung des Verkehrs, was wir auch sehr kritisch für unsere Region sehen. Auf die Auslastung durch Tagesgäste wird es sicher Auswirkungen haben.

gb

Dipl.-Ing. (FH) Mathäus Tschiderer, GF Bergbahnen See GesmbH. ©Bergbahnen See GesmbH

Dipl.-Ing. (FH) Mathäus Tschiderer, GF Bergbahnen See GesmbH. ©Bergbahnen See GesmbH

Dipl.-Ing. (FH) Mathäus Tschiderer, GF Bergbahnen See GesmbH: „Bergbahnen See sind sich ihrer Verantwortung für die Umwelt bewusst“

Die Bergbahnen See wollen ihren Gästen mit einem durchdachten Angebot die Vielfalt der Region nahebringen. Dazu hat man ein eigenes Wasserkraftwerk, mit dem viermal so viel Strom erzeugt wird, wie man selber braucht. Was man noch in petto hat und für die Zukunft plant, erzählt GF Dipl.-Ing. (FH) Mathäus Tschiderer im Gespräch mit dem MOUNTAIN MANAGER.

Wie waren Sie mit der letzten Wintersaison zufrieden?

Die Wintersaison ist bei uns wirklich sehr gut verlaufen. Wir konnten im Vergleich mit Vor-Coronazeiten sogar ein Plus bei den Zutritten verzeichnen. Zum einen liegt das sicher an der neuen Seilbahnanlage, die wir im letzten Winter in Betrieb nehmen konnten, zum anderen aber auch an den zusätzlichen Hotelbetten, die wir in See dazubekommen haben.

Hat sich bei Ihnen die Gästestruktur im Vergleich mit Vor-Coronazeiten verändert?

Die Gästestruktur ist im Großen und Ganzen gleichgeblieben. Unsere Gäste kommen auch jetzt hauptsächlich aus Deutschland, den Niederlanden und Belgien. Da gibt es keine großen Unterschiede. Zuwächse konnten wir in der letzten Saison allerdings bei den Einheimischen verzeichnen. Das mag an der neuen Anlage gelegen haben, die man sich natürlich ansehen wollte, aber auch daran, dass man für die ausgezeichnete Pistenqualität bekannt ist.

Im letzten Winter wurde die 8er-Kabinenbahn „Furglerblick“ in Betrieb genommen, wie ist sie bei den Gästen angekommen?

Wir haben mit der 8er-Kabinenbahn sehr gute Erfahrungen gemacht, sie wird von den Gästen auch sehr gut angenommen. Die Rückmeldungen sind durchwegs positiv. Da wir zusätzlich zur Bahn jetzt auch eine neue blaue Piste für Familien oder schwächere Skifahrer zur Verfügung haben, konnten wir die Attraktivität unseres Angebots natürlich stark erhöhen. Und auch da haben wir das Feedback, dass man sich im Skigebiet jetzt leichter bewegen kann und ein Aufenthalt einfach mehr Spaß macht.

„Unser Zusatzangebot wird sehr gut angenommen“

Die 8-MGD Furglerblick wurde in der Wintersaison 2022/23 in Betrieb genommen. ©Doppelmayr

Die 8-MGD Furglerblick wurde in der Wintersaison 2022/23 in Betrieb genommen. ©Doppelmayr

Das Winterangebot wurde zusätzlich durch Winterwanderwege und Schneeschuhwandern erweitert – werden Angebote abseits der Pisten heute mehr nachgefragt?

Wir haben in der letzten Saison erstmals zwei Winterwanderwege angeboten – beide direkt in der Natur am Berg. Dieses Zusatzangebot wurde sehr gut angenommen. Natürlich gibt es hier von der Auslastung große Unterschiede im Vergleich mit dem Skifahren, man merkt aber sehr wohl, dass die Nachfrage da ist. Das Angebot in der Region See im Paznaun ist auf Familien abgestimmt. Da kommen Großeltern mit der jüngeren Generation mit, die nicht mehr Skifahren, sich aber gern in der Natur aufhalten oder einfach Gäste, die sich abseits der Skipisten bewegen wollen.

Sehr gut angenommen wird auch unsere Naturrodelbahn, die 6 km lang ist und viel Spaß und Action für die gesamte Familie bietet. Alle, die es sportlich lieben und gerne abseits der Pisten unterwegs sind, wissen unser großes Freeride Gelände zu schätzen, das durch die neue Furglerblickbahn jetzt schnell und einfach zu erreichen ist.

Wie lange sind Sie Geschäftsführer der Bergbahnen See, wie war Ihr Zugang zur Branche?

Ich bin seit September 2020 Geschäftsführer der Bergbahnen See. Davor habe ich 12 Jahre für Doppelmayr gearbeitet und war dort technischer Projektleiter für 3S-Bahnen. Der Wechsel in die Geschäftsführung der Bergbahnen See war für mich deshalb interessant, weil ich aus der Gegend bin. Dazu war mein Vater lange Jahre Betriebsleiter bei den Bergbahnen, sodass ich schon von Kind an Bezug zur Branche hatte. Die Aufgabe als Geschäftsführer hat mich dann natürlich besonders gereizt.

Was ist Ihnen wichtig in Ihrer Funktion?

Mir ist wichtig, die Bergbahnen so aufzustellen und zu leiten, dass wir für alle Aufgaben gut gerüstet sind und auch in Zukunft etwas weiterbringen. Dazu ist mir ein gutes Arbeitsklima wichtig und ein guter Umgang im Team. Für das Bergbahnunternehmen sind Mitarbeiter wesentlich, die gerne hier arbeiten, sich mit ihren Aufgaben identifizieren und mit Enthusiasmus dabei sind.

„Wir erzeugen viermal so viel Strom wie wir selber brauchen“

Mit der „Furglerblickbahn“ sind die Pisten jetzt noch leichter zu erreichen. ©Doppelmayr

Mit der „Furglerblickbahn“ sind die Pisten jetzt noch leichter zu erreichen. ©Doppelmayr

Nachhaltigkeit wird bei Ihnen großgeschrieben, die Bergbahnen See produzieren seit mehr als 10 Jahren mit ihrer Schneeanlage Ökostrom – wie funktioniert das?

Die Bergbahnen sind sich ihrer Verantwortung für die Umwelt bewusst und setzen auf Ökostrom, den wir tatsächlich mithilfe unserer Schneeanlage produzieren. Gemacht wird das seit mehr als 10 Jahren, wobei der Beweggrund für diese Investitionen neben der Nachhaltigkeit sicher auch in der Wirtschaftlichkeit zu suchen ist. Mein Vorgänger hat richtig erkannt, dass wir hier Potenzial haben, das uns den doppelten Nutzen bringt. Kernstück der Schneeanlage sind zwei Maschinenhäuser und drei Wasserfassungen. Das System ist so abgestimmt, dass man entweder effizient beschneien oder aber das Wasser im Kraftwerksbetrieb für die Stromerzeugung nutzen kann. Das machen wir immer dann, wenn wir nicht beschneien, also im Frühjahr, im Sommer und im Herbst. Den erzeugten Strom speisen wir dann ins Stromnetz ein, weil wir ihn zu der Zeit, in der wir ihn produzieren, nicht selber nutzen können. Im Endeffekt erzeugen wir aber viermal so viel Strom, wie wir im gesamten Skigebiet selber verbrauchen.

Ist Solarenergie bei Ihnen Thema oder die Nutzung von HVO?

Wir arbeiten im Skigebiet hauptsächlich mit gebrauchten Pistenfahrzeugen, deshalb ist für uns der Einsatz von HVO im Moment kein Thema. Wenn in Zukunft neue oder neuere gebrauchte Fahrzeuge gekauft werden, wird man sich mit dieser Thematik aber sicher befassen. Eine zusätzliche Nachrüstung mit Solaranlagen ist für uns in Zukunft sicher ein Thema.

Welche Ziele setzen Sie sich für die Zukunft in punkto Nachhaltigkeit, stehen Pläne zur Realisierung an?

Wir haben durch die Erzeugung von Strom aus Wasserkraft einen ökologischen Fußabdruck, den man als sehr gut bezeichnen kann. Wir sind also sehr gut aufgestellt. Bei allen Projekten, die man in Zukunft plant und umsetzen möchte, werden Überlegungen in Richtung Nachhaltigkeit sicher Thema sein. Wie und was man umsetzt, wird dann aber am konkreten Projekt zu entscheiden sein.

Wie sieht das Sommerangebot aus?

Wir setzen im Sommer auf das Erleben der Natur. Am Berg sind drei Hütten mit einer ausgezeichneten Gastronomie, die gut erreichbar und bei den Gästen sehr beliebt sind. Dazu gibt es zahlreiche Wanderwege, von gemütlichen Wegen für die Familie bis hin zu Wegen mit mehr Herausforderungen. Und auch für Mountainbike-Fans haben wir Strecken zur Auswahl. Bei Paraglidern sind wir ebenfalls sehr beliebt, da wir einen sehr guten Startplatz haben und im Dorf ein Landeplatz ausgewiesen ist.

„Unser Ziel ist es, dass der Sommer 20 bis 30% zum Ganzjahresumsatz beiträgt“

42,5 km top gepflegte Pisten laden zum Skifahren mit wundervollem Panoramablick. ©Bergbahnen See GesmbH

42,5 km top gepflegte Pisten laden zum Skifahren mit wundervollem Panoramablick. ©Bergbahnen See GesmbH

Welchen Stellenwert hat bei Ihnen der Sommer generell?

Der Sommer macht im Moment rund 10% im Gesamtumsatz aus. Durch unsere Höhenlage und die Exposition unseres Areals im Paznaun mit vielen Nordhängen gibt es bei uns nach wie vor viel Schnee, deshalb liegt der Fokus im Tourismus auch noch eindeutig im Winter. Wir arbeiten aber sehr wohl auf eine künftige Ganzjahresnutzung der Infrastruktur hin – da sind noch viele Dinge in der Entwicklung und Planung.

Sehen Sie noch Wachstumschancen für den Sommer? Wenn ja, wo soll es hingehen?

Grundsätzlich sehen wir im Sommer sehr wohl Wachstumschancen, wir wollen das Naturerlebnis noch stärker ins Bewusstsein rücken und investieren. Im Fokus stehen dabei wieder Familien mit Kindern. Einheimische und Gäste sollen einen geruhsamen, lustigen oder aktiven Tag am Berg erleben können und ein entsprechendes Angebot zur Verfügung haben. Unser Ziel ist es, dass der Sommer einmal mit 20 bis 30% zum Gesamtumsatz beiträgt.

Das Wanderangebot der Bergbahnen See im Paznaun bietet reichhaltige Auswahl. ©Bergbahnen See GesmbH

Das Wanderangebot der Bergbahnen See im Paznaun bietet reichhaltige Auswahl. ©Bergbahnen See GesmbH

Welche Erwartungen haben Sie an den kommenden Winter, rechnen Sie mit Zutritten wie vor Corona?

Nach dem letzten sehr guten Winter sehen wir der kommenden Wintersaison optimistisch entgegen. Da wird es dann auch eine Neuheit geben, nämlich einen Kartenverbund mit dem Skigebiet Kappl. Mit einem Ticket kann man dann die Anlagen in beiden Skigebieten nutzen. Davon erwarten die Bergbahnen See und natürlich auch die Bergbahnen Kappl einen Aufschwung.

Worin sehen Sie die größten Herausforderungen für die nächsten Jahre?

Es wird sicher eine Herausforderung werden, die Preissteigerungen, mit denen wir konfrontiert sind, so in Kartenpreise zu packen, dass sie von unseren Gästen toleriert werden können und die Tickets bezahlbar bleiben. Gleichzeitig muss für uns ein positives Wirtschaften möglich sein. Und dann wird natürlich auch die Anreise zu uns verstärkt Thema werden, also wie kann es gelingen, möglichst umweltfreundlich zu uns zu kommen, wie kann man öffentliche Verkehrsmittel attraktiver machen.

lw

Manuel Kapeller-Hopfgartner Prok. Gerlitzen-Kanzelbahn Touristik, © studiohorst

Manuel Kapeller-Hopfgartner Prok. Gerlitzen-Kanzelbahn Touristik, © studiohorst

Manuel Kapeller-Hopfgartner, Prok. Gerlitzen-Kanzelbahn Touristik: „Die Begeisterung unserer Kunden ist oberste Maxime“

Die 1928 gegründete Kanzelbahn auf die Gerlitzen Alpe (1.911 m) am Ossiacher See ist Kärntens älteste Seilbahn. Die ursprüngliche Pendelbahn wurde 1987 durch eine 4er Gondelbahn ersetzt und besticht heute als einzigartige Kombination aus Berg und See. Dazu kommt ein vom Servicegedanken getriebener Innovationsgeist, der heuer mit dem Ski Guide Austria Award  ausgezeichnet wurde.

 

Manuel zuerst mal kurz zu Deinem Werdegang in die Seilbahnbranche bis zum jetzigen Status Prokurist Gerlitzen- Kanzelbahn.

Ich studierte Wirtschaftsingenieurwesen und lernte da meine spätere Gattin kennen – eine Tochter von Gerlitzen GF Hans Hopfgartner, die wiederum Tourismusmanagement am MCI studierte. Gemeinsam haben wir auf der Gerlitzen 7 Jahre die Gastronomie ausgebaut. Das Zusammenpiel mit dem

Skifahren faszinierte mich so sehr, dass ich schließlich auf der FH in Dornbirn den Hochschullehrgang „Seilbahnmanagement“ absolvierte. Im Mai

2019 mündete dies dann in einen Arbeitsvertrag bei den Bergbahnen mit Prokura.

Die Kanzelbahn in Annenheim führt vom Ossiacher See auf die Kanzelhöhe getreu dem Motto „Vom Badesteg auf den Gipfel“, © studiohorst

Die Kanzelbahn in Annenheim führt vom Ossiacher See auf die Kanzelhöhe getreu dem Motto „Vom Badesteg auf den Gipfel“, © studiohorst

Ihr habt Anfang 2023 den Ski Guide Award Austria für „innovative Ideen und kreative Aktionen“ erhalten. Worum handelt es sich da genau und was bedeutet es für Euch?

Wir waren total überrascht und freuten uns sehr, dass unsere Bemühungen positiv wahrgenommen bzw. honoriert wurden. Unsere oberste Prämisse ist seit Jahren, dass wir an der Begeisterung unserer Kunden gemessen werden wollen. Die bloße  Kundenzufriedenheit ist uns sogar zu wenig. Beim Preis ging es um 3 Punkte: die offensive Öffnungsstrategie während der Covid-19 Pandemie, die Errichtung des neuen, strategisch wichtigen Vierer-Sesselliftes Wörthersee Freeride-Jet (einzige 2022 in Kärnten gebaute Bahn!) an der Weitsicht bietenden Ostflanke sowie den energie- und ressourcenschonenden Ausbau der Beschneiungsanlage mit dreiköpfigen Tridusa-Lanzen von Bächler. Diese kommen mit 90 % weniger Energie aus, erlauben anderseits bis zu 8 l/s Durchsatz und sind vollautomatisch steuerbar. Unsere ganze Hybridbeschneiung (existieren auch Propellerkanonen hier) ist außerdem auf allen 5 Teichen mit Kühltürmen ausgestattet.

Wir sind 2020 nicht mit angezogener Handbremse gefahren, haben uns zu unserem Kerngeschäft bekannt nach dem Grundsatz: uns gibt es seit 1928, wir haben größere Krisen überstanden, werden auch diese bewältigen. Alle Lifte blieben geöffnet, es gab keine Kurzarbeit. Wir haben seit dem ersten Lockdown sogar 20 Mio. Euro investiert, also weiter Gas gegeben. Hatten sogar Tagesgäste aus Wien als Publikum! Die Leute sagen bei Gästebefragungen heute noch, dass sie die Vorgangsweise schätzten, sie hätten die Gerlitzen wieder für sich entdeckt. Das Geschäftsergebnis ist immerhin kostendeckend ausgefallen.

 

Wie ist die Winterbilanz 22/23 bei Euch ausgefallen, nachdem Corona kein Störfaktor mehr war?

Es war eigentlich ein ausgezeichneter Winter, es gab sehr viele positive Rückmeldungen über die USPs, die wir endlich wieder ausspielen konnten, wie wir es wollen – z. B. die „Besten Pisten im Zentrum Kärntens“. Das ist nicht nur ein Slogan, sondern eine Art „Religion“ auf der Gerlitzen. Wir haben die kaufmännische Vorgabe, dass die Pisten so lange bearbeitet werden, bis sie perfekt sind. Seit Jahren ist unterstützend die GPS-Schneetiefenmessung SNOWsat von Kässbohrer im Einsatz, samt dem neuen LiDAR Laserscan-Modul. Damit schonen wir Ressourcen, produzieren dort den Schnee, wo er gebraucht wird und nur so viel, wie notwendig. Bei der Präparierung ziehen wir zwei, drei Extraspuren mit dem Pistenfahrzeug – diese Zeit haben wir vorher im Verschub ja schon eingespart.

Ein weiterer wesentlicher Erfolgsfaktor ist die ausgeprägte Kulinarik der 16 Gastrobetriebe – Stichwort „Genusshütten“. Außerdem war die Schneelage in Kärnten besser als im Westen, ja und auch der Zuspruch von der Mitarbeiterseite her war positiv, also kein Arbeitskräftemangel. Beim Betriebsergebnis haben wir absolut Anschluss an die Vor-Corona-Zeit erreichen können. Heuer investieren wir wieder 5 Mio. Euro in ein neues dreigeschossiges Parkdeck an der Talstation mit 188 Autostellplätzen, um den Komfort weiter zu erhöhen.

Eine von vielen Attraktionen auf der Erlebnisarena Kanzelhöhe ist das Sommer-Tubing der Type Neveplast, installiert von Sunkid., © stabentheiner

Eine von vielen Attraktionen auf der Erlebnisarena Kanzelhöhe ist das Sommer-Tubing der Type Neveplast, installiert von Sunkid., © stabentheiner

Welchen Stellenwert hat das Sommergeschäft bei Euch, welche Entwicklung hat es hier in den letzten Jahren gegeben?

Als traditionsreichstes Seilbahnunternehmen Kärntens seit 1928 kommen wir ja eigentlich aus dem Sommertourismus. Außerdem sind wir bereits seit 2009 als eine der „Besten Österreichischen Sommerbergbahnen“ zertifiziert und haben kontinuierlich in den Sommer investiert, z. B. in die Erlebnisarena auf der Kanzelhöhe mit Sommertubing, Kugelbahn, Kids Bikepark, Bungee Trampolin. Heuer entsteht ein neuer Spielplatz mit Moser Holz-Spielgeräten aus dem Lungau, weitere Schwerpunkte wie Themenwege sind in der Pipeline. Wir wollen uns keinesfalls als Disneyland am Berg positionieren, Erholung in der Natur flankiert von Abwechslung für die Kinder steht im Mittelpunkt. Vom Umsatzanteil liegen wir im Branchenschnitt, es geht aber nicht nur um den wirtschaftlichen Aspekt. Wir wollen unser Gebiet den Leuten niederschwellig und leicht erreichbar zu allen Jahreszeiten näherbringen und den Mitarbeitern eine Ganzjahresperspektive bieten.

 

Hat das Thema Mountainbiken bei Euch zugelegt? Ihr bietet ja eine schwarze Strecke an.

Ja wir haben seit zwei Jahren den sogenannten Prolitzen Trail, das ist ein extremer Trail für eine sehr spitze Zielgruppe und versteht sich als arrondiertes Angebot zum Gesamtangebot „Biken in der Region Villach Ossiachersee / Faakersee“ mit diversen dezentralen Punkten. Interessanterweise haben uns schon immer viele Biker aufgesucht. Zwar nicht die typischen Downhiller, sondern Familien, die mit dem Straßenrad via Gondel auf den Berg kommen und auf den drei vorhandenen Mautstraßen abfahren! Klassische Trails werden eher nicht unser Kerngeschäft im Sommer werden. Die Wanderer, Paragleiter und Familien, die wir jetzt als Zielgruppen am Berg haben, sollen sich immer wohlfühlen können, das wollen wir nicht torpedieren.

 

Was ist Euer USP und welche Strategie verfolgt ihr? Hat es Kurskorrekturen in der Vergangenheit gegeben?

Wir sind der Berg für alle – mit einigen Besonderheiten. Das Sommer-Motto lautet  „Vom Badesteg zum Gipfel“ im Winter wie o. e. „Die besten Pisten im Zentrum Kärntens“ (32 Skiabfahren!). Die Erreichbarkeit ist einzigartig: Autobahnnähe, Busbahnhof, Schiffsanlegestelle, Radwegnetz und eine S2 Bahnhaltestelle in 200 m Entfernung. Aus diesem Grund haben wir heuer eine Kooperation mit der ÖBB umgesetzt. Titel: Freie Fahrt mit Skicard, betreffend alle S-Bahn Linien in ganz Kärnten, wenn man eine Saisonkarte oder Online-Tageskarte vorweist.

Eine andere Strategie ist das Marketing nach innen zur Motivations- und Kompetenzsteigerung der Mitarbeiter – vor allem der jungen Generation. Unser Kurs ist seit 2003 total gästeorientiert, wir haben das Ohr gerne an der Basis und loten die Ansprüche aus – denn wie gesagt die Begeisterung ist das Ziel und der Antrieb. Nur so kann man Power entfalten. Ein Beispiel ist die Vielfalt in unserem Kartensegment: wir bieten ca. 20 Varianten bis zur Punktekarte und 3 Stunden-Karte oder 20 Stunden-Saisonkarte (Pay per Use- Konzept), Schnupper- und Anfängerkarten. Die Leute haben eben verschiedene Anforderungen und diesen müssen wir uns anpassen.

 

Du bist seit Ende Oktober 2020 auch Fachgruppenobmann der Kärntner Seilbahnen. Konntest Du schon Akzente setzen, welche Ziele verfolgst Du?

Ich habe die Funktion während der frühen Corona-Phase von Klaus Herzog übernommen und versucht, die Kollegen bestmöglich durch die Krise zu begleiten. Dann haben wir gemeinsam einen „Leitfaden der Nachhaltigkeit“ für die Kärntner Seilbahnwirtschaft ausgearbeitet. Mein Hauptaugenmerk liegt einerseits darauf in der Öffentlichkeit aufzuzeigen, was unsere Branche in Kärnten sehr gut macht, andererseits will ich Synergien unter den Betrieben und auch Branchen weiter forcieren. Wir müssen darstellen, welchen wichtigen Stellenwert wir haben. Ganz wichtig ist auch die Förderung des Zusammenhalts unter den Kollegen, um die Anliegen bestmöglich deponieren zu können.

 

Wie sieht es mit den Rahmenbedingungen für die Kärntner Seilbahnwirtschaft aus, ermöglichen diese eine erfolgversprechende Entwicklung?

Kärnten ist qualitativ sehr gut aufgestellt, hat Sommer wie Winter die besten Voraussetzungen, hier spielt uns auch das meist bessere Wetter in die Karten sowie die Schneelage. Wir haben viel investiert und große Familienkompetenz sowie Skigebietsvielfalt aufgebaut – im Top-Skipass Kärnten & Osttirol sind z. B. 30 Skigebiete integriert. Wir sind touristisch gut nachgefragt, speziell was die CEE-Märkte betrifft, und erste Anlaufstelle für Kroatien, Serbien und andere aufstrebende Märkte. Die andere Sache ist: wir müssen in den nächsten 5 Jahren ca. 150 Mio. Euro investieren, um den Standort zu erhalten, wie er ist. Die öffentliche Hand sollte das realisieren und die Betriebe in Form von Förderungen unterstützen. Denn Seilbahnen sind ja eine der wichtigsten touristischen Säulen.

 

Beim Thema Energie haben sich die Kärntner Seilbahnen bei einem „Energiegipfel“ geoutet, dass sie regionale Energieversorger werden könnten aufgrund ihrer Infrastruktur. Wie ist hier der Status?

Durch den Wechsel in der Landesregierung nach den Wahlen ist jetzt die Energie- und Raumordnung neu verteilt worden. Die Verantwortlichen wissen genau, welches Potenzial wir bezüglich Selbstversorgung mit Energie aufgrund unserer Infrastruktur haben. Wir würden dadurch kostentechnisch eine Entlastung schaffen und unsere künftige Wettbewerbsfähigkeit erhalten – auch imagemäßig in Hinblick auf die „next generation“. Was machbar ist, haben wir den Branchenkollegen im o.e. Leitfaden samt Potenzialanalysen zugänglich gemacht. Es gibt allerdings zwei  Forderungen, die möglichst rasch umgesetzt werden müssen: Die Kärntner Photovoltaik-Verordnung aus 2003 gehört novelliert, sie erlaubt kein Aufstellen von PV-Anlagen auf der Widmung Grünland/Skipiste. Dies ist de facto eine Benachteiligung gegenüber anderen Branchen, die z. B. auf einer Industriewidmung bei mehr als 50 % Eigenverbrauch sehr wohl PV-Flächen errichten könnten.

Das zweite ist das Thema Wind, wo sich bei den viel zu langen Bewilligungsverfahren bzw. überhaupt in der Einstellung etwas ändern muss. Ich bin überzeugt, dass die Akzeptanz unserer Gäste inzwischen gegeben ist und man Windräder touristisch super in einem Konzept unterbringen kann. Vorbilder gibt es ja bereits (siehe Salzstiegl etc.).

 

Dienen solche Initiativen dazu, den Wintertourismus abzusichern bzw. sollte man auf diese Art der Kostenexplosion beim Strom entgegenwirken?

Es ist sicher auch ein Kostenthema. Die hohen Kosten verhindern aber außerdem, dass wir nachhaltige Lösungen weiter aufschieben. Wir müssen in Hinblick auf die kommenden Generationen einen „Green Deal“ in der Seilbahnbranche zustande bringen. Vieles wurde ja schon erreicht – man denke an die 20 % Energieeinsparung in den vergangenen 10 Jahren – aber dabei sollte es nicht bleiben. Das gute Ergebnis der vergangenen Wintersaison sollte uns nicht darüber hinweg täuschen, dass wir weiteren Handlungsbedarf in puncto nachhaltigen Wintertourismus haben. Künftiges Publikum wird uns immer mehr daran messen.

 

Wir danken für das Gespräch!

mak

Michael Tanzer, GF Leitner Seilbahn Berlin GmbH/Verkaufsleiter LEITNER Österreich.

Michael Tanzer, GF Leitner Seilbahn Berlin GmbH/Verkaufsleiter LEITNER Österreich.

Michael Tanzer, GF Leitner Seilbahn Berlin GmbH/Verkaufsleiter LEITNER Österreich: „Die Bewohner von Marzahn möchten ihre Seilbahn nicht mehr hergeben“

IGA Berlin 2017: Die Seilbahn „Gärten der Welt“ von LEITNER nimmt ihren Betrieb auf und wird zum Hingucker. Wie hat sie sich entwickelt, wie läuft der Betrieb? Der MOUNTAIN MANAGER hat nachgefragt.

 

Im April 2017 ist die Seilbahn „Gärten der Welt/Grün Berlin“ in Betrieb gegangen, wann hat LEITNER den Auftrag zum Bau der Bahn erhalten?

LEITNER hat den Auftrag zum Seilbahnbau im Februar 2014 erhalten. Wir hatten zuvor die öffentliche Ausschreibung gewonnen, dann wurde der Auftrag offiziell erteilt.

 

Hatte LEITNER zu dieser Zeit schon urbane Seilbahnen gebaut?

Zu diesem Zeitpunkt hatten wir schon einige Seilbahnen für den urbanen Einsatz in Betrieb. So haben wir etwa die 10er-Kabinenbahn in Ankara gebaut, dazu urbane Seilbahnen in Mexiko oder Kolumbien. Wir konnten zu diesem Zeitpunkt also schon auf einige Beispiele von Seilbahnen im urbanen Raum verweisen.

 

Die Seilbahn führt von der U-Bahnstation Kienberg nach Berlin/Marzahn. Was waren die Anforderungen an die Bahn, warum hatte man sich für eine Seilbahn entschieden?

Die Seilbahn „Gärten der Welt“ wurde für die IGA 2017 geplant und gebaut. Im Vorfeld der IGA hatte man ein Konzept erarbeitet, wie die Besucher zur Ausstellung, also zum Eingang „Gärten der Welt“, in Marzahn gebracht werden sollten. Da Marzahn keine U-Bahn-Anbindung hat, wurden verschiedene Systeme geprüft, wie etwa Elektro-Busse, Roller, Parkplätze und Parkhäuser für Pkw und eben auch eine Seilbahn. Im Entscheidungsprozess hat sich dann herausgestellt, dass eine Seilbahn die schnellste, komfortabelste und leistungsstärkste Alternative ist, die Besucher von der U-Bahnstation Kienberg zum Eingang zu bringen. Deshalb fiel die Entscheidung für den Bau einer Seilbahn, der dann öffentlich ausgeschrieben wurde.

 

Was sind die wichtigsten Eckdaten der Bahn?

Die Länge der Strecke beträgt 1.560 m. Die Zustiegsstellen befinden sich in Hellersdorf gegenüber der U-Bahnstation, am Kienberg ist die Mittelstation und die Endstation wurde in Marzahn platziert, beim Zugang zu den „Gärten der Welt“. Insgesamt führt die Strecke über 8 Stützen, wobei die höchste Stütze rund 40 m hoch ist. Die Förderleistung beträgt 3.000 P/h bei einer Geschwindigkeit von 6 m/s. Die Garagierung der insgesamt 64 Kabinen befindet sich auf der Seite Marzahn bei den Gärten der Welt. Fünf der Kabinen haben als besondere Attraktion einen Glasboden, sodass man einen interessanten Blick auf das Areal unter der Bahn werfen kann.

GD10 „Gärten der Welt“ in Berlin. ©LEITNER

GD10 „Gärten der Welt“ in Berlin. ©LEITNER

„Ende 2022 wurde eine Verlängerung des Bahnbetriebs bis Ende 2033 beschlossen“

 

Wie lange war ursprünglich vorgesehen, die Bahn zu betreiben – wie ist der aktuelle Stand der Dinge?

Die Ausschreibung hatte den Bau der Seilbahn und den Betrieb über 4 Jahre zum Inhalt. LEITNER hat die Ausschreibung für sich entschieden und hat sich dabei auch verpflichtet, die Kosten für den Bahnbau von rund 14,5 Mio.  Euro zu übernehmen sowie die Anlage über 4 Jahre auf eigene Kosten zu betreiben, also beginnend mit der IGA und dann noch rund 3,5 Jahre nach Ende der IGA. Als Option war eine Verlängerung bis ins Jahr 2033 vorgesehen. Im Zuge der Pandemie wurde 2021 nach 4 Jahren Betrieb eine zweijährige Verlängerung ausgehandelt. Ende 2022 wurde dann eine Verlängerung des Betriebs bis Ende 2033 spruchreif und beschlossen.

 

Der Betrieb der Bahn erfolgt durch die Leitner Seilbahn Berlin GmbH und die Grün Berlin GmbH, wie ist da die Aufgabenverteilung?

Die Leitner Seilbahn Berlin GmbH ist zuständig für den Betrieb der Seilbahn, stellt also das Betriebspersonal und die Betriebsleitung, ist für die Revisionen zuständig, die Tüv-Prüfungen – also für alle technischen Belange, damit die Seilbahn zuverlässig fährt. Die wirtschaftlichen Angelegenheiten fallen seit 2021 nicht mehr in unsere Zuständigkeit, dafür zeichnet die Grün Berlin GmbH verantwortlich. Ihre Aufgaben sind demnach die Preispolitik, das Ticketing und auch das Marketing.

Die Station Hellersdorf liegt direkt gegenüber der gleichnamigen U-Bahn-Station. ©LEITNER

Die Station Hellersdorf liegt direkt gegenüber der gleichnamigen U-Bahn-Station. ©LEITNER

Bist Du von Anfang an Geschäftsführer der Leitner Seilbahn Berlin GmbH – was hat Dich veranlasst, diese Aufgabe zu übernehmen?

Ich war von Anfang an dabei. Das hat schon mit der Ausarbeitung des Angebots, der technischen Eckdaten und des Betriebskonzeptes begonnen. Nach Auftragserteilung wurde dann die Leitner Seilbahn Berlin GmbH gegründet, weil es auch zu unseren Aufgaben gehört hat, das Planfeststellungsverfahren abzuwickeln. Das ist ein spezielles Verwaltungsverfahren über die Zulässigkeit raumbedeutsamer Vorhaben und Infrastrukturmaßnahmen, für das auch eine Umweltverträglichkeitsprüfung nötig war. Ursprünglich hat es 3 Geschäftsführer gegeben, Michael Seeber, Martin Leitner und mich. Gemeinsam mit einem Team aus Ingenieuren haben wir alles in die Wege geleitet, damit wir einen Baubescheid bekommen. Dabei ist es uns gelungen, das umfangreiche Verfahren in nur 1,5 Jahren abzuwickeln und einen positiven Baubescheid zu erhalten. Wir haben im Frühjahr 2016 mit dem Bau begonnen, fertig sein mussten wir im November 2016. Das war deshalb nötig, weil man im Frühjahr mit der Begrünung und allen Arbeiten im Gelände für die IGA starten musste. Seit 2021 ist die Leitner Seilbahn Berlin GmbH wie schon erwähnt nur mehr für die technischen Belange zuständig. Seit 2021 bin ich jetzt mit Herrn Igor Terzariol Geschäftsführer der Leitner Seilbahn Berlin GmbH.

 

Wie viele Mitarbeiter hat das Unternehmen, wie wurden sie ausgebildet?

Wir haben einen Betriebsleiter aus Österreich, der seit 2017 für die Leitner Seilbahn Berlin GmbH arbeitet. Dazu haben wir in den Kernfunktionen Mitarbeiter wie z. B. Elektriker, Schlosser oder Maschinisten, die ihre spezielle Aus- oder Weiterbildung in Österreich absolviert haben. In Summe beschäftigt die Leitner Seilbahn Berlin GmbH im Sommer 20 bis 21 Mitarbeiter, im Winter sind es ca. 8 Mitarbeiter. In dieser Zeit haben wir keinen durchgängigen Betrieb, nur in den Ferienzeiten wie Weihnachten und Semesterferien. Im Winter werden dann auch die Revisionen und Überprüfungen gemacht.

 

Wie sind die Aufgaben im urbanen Bereich im Vergleich mit dem Tourismussegment?

Man muss sagen, dass es sich bei der Seilbahn „Gärten der Welt“ nicht um eine urbane Bahn als Teil des ÖPNV handelt, weil sie in Berlin nicht in den ÖPNV integriert ist. Dennoch fährt sie natürlich im urbanen Umfeld. Die Aufgabe der Seilbahn ist es, Besucher zu den „Gärten der Welt“ zu bringen. Entsprechend der Öffnungszeiten für die „Gärten der Welt“ fährt demnach auch die Seilbahn, also von 10 Uhr morgens bis 19 Uhr. Ende Oktober wird die Seilbahn geschlossen. Der Sommerbetrieb startet dann wieder im März.

 

„Die Bewohner von Marzahn benutzen die Seilbahn sehr viel“

Die Mittelstation wurde am Kienberg platziert. ©LEITNER

Die Mittelstation wurde am Kienberg platziert. ©LEITNER

Wie viele Fahrten gab es anlässlich der IGA, wie viele insgesamt bis heute?

Wir konnten von Mitte April 2017, also mit dem Start der IGA, bis zum Oktober 2017 rund 3,3 Mio. Fahrten mit der Seilbahn verzeichnen. Man kann also wirklich sagen, dass eine Fahrt mit der Seilbahn zu den Attraktionen der IGA gehört hat und wirklich gut angenommen wurde. Nach Abschluss der IGA hat sich die Anzahl der Fahrten bei rund 1 Million pro Jahr eingependelt, manchmal etwas mehr, mal etwas weniger.

 

War damals die Integration der Bahn in den ÖPNV Thema? Wie ist da der aktuelle Stand der Dinge?

Während der IGA oder auch davor war die Einbindung der Seilbahn in den ÖPNV nicht Thema. Mit Ende der Veranstaltung ist ein solcher Wunsch, sind solche Begehrlichkeiten aber immer mal wieder aufgetaucht. Die Berliner Verkehrsbetriebe/BVG als Träger des ÖPNV in Berlin haben dem Wunsch bisher nicht entsprochen. Mittlerweile gibt es allerdings auch von politischer Seite Tendenzen, die einer Eingliederung der Seilbahn in den ÖPNV nicht abgeneigt sind. Beschlüsse, das tatsächlich umzusetzen, wurden bisher nicht gefasst.

 

Wie kommt die Seilbahn in der Bevölkerung an, gibt es Rückmeldungen?

Als wir 2015 im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens die Seilbahn vor rund 600 Besuchern präsentiert haben, war viel Skepsis vorhanden. Da war man der Meinung, dass Seilbahnen ihre Aufgaben nur im alpinen Raum, in den Bergen, wirklich gut erfüllen können. Diese Skepsis hat sich im Lauf der Zeit gelegt. Die Bewohner von Marzahn haben ihre Seilbahn liebgewonnen und benutzen sie tatsächlich sehr viel. Sie möchten sie auch nicht mehr hergeben. Bei den Verhandlungen zur Verlängerung des Seilbahnbetriebs haben die Verantwortlichen aus Marzahn auch sehr deutlich gemacht, dass es ihnen wichtig ist, dass die Seilbahn bis 2033 weiterbetrieben wird – und das mit einer Option auf Verlängerung.

 

Wie siehst Du die Möglichkeiten urbaner Seilbahnen im deutschsprachigen Raum, hat sich die Bereitschaft zum Bau einer Seilbahn erhöht?

Bisher wurde der Bau von Seilbahnen in europäischen Städten vor allem vor dem Hintergrund der komplexen rechtlichen Vorgaben und Genehmigungen als sehr schwierig erachtet. Deutschland hat sich der Sache jetzt angenommen, im Verkehrsministerium hat sich eine Arbeitsgruppe mit den Grundlagen beschäftigt, die für den Bau einer Seilbahn wichtig und zu beachten sind. Es gibt in deutschen Städten auch einige interessante Projekte, die immer wieder ins Blickfeld gerückt werden. Ich denke, dass man mit dem Leitfaden “urbane Seilbahnen im öffentlichen Nahverkehr“ jetzt auch ein wichtiges Hilfsmittel zur Hand hat, damit man Seilbahnen im städtischen Bereich in die Verkehrsplanung einbeziehen kann. Natürlich muss man aber weiterhin an der Akzeptanz für Seilbahnen im urbanen Kontext arbeiten, das Bild einer Seilbahn für Bergregionen ist einfach immer noch dominant. Klimakrise und Verkehrsprobleme oder auch Beispiele aus anderen europäischen Ländern wie etwa Frankreich werden aber sicher dazu beitragen, hier etwas zu bewegen.

lw

Blick von der Seilbahn in Richtung Station Marzahn, Eingang Gärten der Welt. ©Ole Bader

Blick von der Seilbahn in Richtung Station Marzahn, Eingang Gärten der Welt. ©Ole Bader

Seilbahnbetrieb für die nächsten 10 Jahre gesichert

Die Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz sichert den Betrieb der Seilbahn in den Gärten der Welt für die nächsten 10 Jahre, also bis zum 31. Dezember 2033. Insgesamt stehen im Landeshaushalt 15 Millionen Euro zur Verfügung, um die Seilbahn langfristig als attraktives Verkehrsmittel und direkte Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zur Erschließung der Gärten der Welt, des Kienbergparks und des Wuhletals zu erhalten. Auf dieser Grundlage haben die landeseigene Grün Berlin GmbH sowie die Leitner Seilbahn Berlin GmbH den Vertrag über den technischen Betrieb um zehn Jahre verlängert. Dazu Bettina Jarasch, Senatorin für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz: „Berlins Seilbahn ist seit fünf Jahren ein attraktives zusätzliches Mobilitätsangebot für die Berliner*innen und Gäste der Stadt, die die Gärten der Welt besuchen möchten. Gleichzeitig ist sie ein Best-Practice-Beispiel für stadtverträglichen und innovativen Tourismus. Neben einer klimafreundlichen Anreise bietet die Seilbahn eine atemberaubende Aussicht über den Park und die Stadt. Aber auch viele Anwohner*innen nutzen die Seilbahn für den Weg von Hellersdorf nach Marzahn und zurück. Daher freue ich mich, dass wir den Betrieb der Seilbahn für die kommenden zehn Jahren sichern können. Auf dieser Grundlage prüfen wir jetzt Wege, die Seilbahn besser mit dem ÖPNV zu verzahnen.“

Und Christoph Schmidt, Geschäftsführer Grün Berlin GmbH, ergänzt: „Mehr als eine Million Besucher*innen besuchen die Gärten der Welt jährlich. Um den stetig steigenden Besucher*innenzahlen gerecht zu werden und das einzigartige Erlebnisangebot dauerhaft weiterzuentwickeln, ist die Seilbahn ein wichtiger Nachhaltigkeitsbaustein. Als barrierefreie und komfortable Anbindung an den ÖPNV trägt sie dazu bei, den individuellen Anreiseverkehr per Pkw insbesondere vor Ort zu reduzieren und dient gleichzeitig den Anwohnenden als attraktives Verkehrsmittel.“

Hans-Peter Steiner, Marketing Rittis-Lift Engelhardt GmbH und Co KG. ©Rittis-Lift Engelhardt GmbH und Co KG

Hans-Peter Steiner, Marketing Rittis-Lift Engelhardt GmbH und Co KG. ©Rittis-Lift Engelhardt GmbH und Co KG

Hans Peter Steiner, Marketingleitung Rittis-Lift Engelhardt GmbH & Co KG „Wir arbeiten mit der Natur, nicht gegen sie!“

Am Rittisberg wurde pünktlich zum Saisonstart eine neue Telemixanlage von LEITNER in Betrieb genommen. Der MOUNTAIN MANAGER hat Hans-Peter Steiner, Rittis-Lift Engelhardt GmbH & Co KG, nach den Erwartungen an die Saison und die neue Bahn befragt.

Wie lange gibt es den Rittisberg als Tourismusdestination, sind die Anfänge im Sommer/Wandern oder im Winter/Skifahren zu finden?

1971 ist das Gründungsjahr der Bergbahngesellschaft am Rittisberg, letztes Jahr konnten wir demnach das 50-jährige Bestehen feiern. Der Fokus lag zur Zeit der Gründung eindeutig im Wintersegment. Das Angebot im Sommer ist erst später dazugekommen.

Geben Sie bitte einen kurzen Überblick zur Entwicklung.

Das Skifahren hat sich in den 1970er Jahren in unserer Region immer mehr zum Trend entwickelt und Landwirt Karl Engelhardt auf den Plan gerufen, der eine touristische Nutzung des Rittisbergs auf den Weg gebracht hat. Am Nordhang wurde ein Schlepplift gebaut, der in den nächsten 15 Jahren im Winter immer dann in Betrieb war, wenn es genug Schnee gab. In den 80iger Jahren ist dann der Wintersport immer wichtiger geworden, der Bau eines 2. Schleppliftes an der Südseite folgte und Ende der 80er-Jahre eine Beschneiungsanlage. 1996 hat man sich dann zum Bau eines fixgeklemmten 4er-Sesselliftes entschlossen, weil man damals noch gedacht hatte, den Lift nur im Winter nutzen zu wollen. 1998 ging der Sessellift in Betrieb.

Im Jahr 2000 hat man dann angefangen, den Lift im Sommer am Sonntag aufzusperren. Das war schnell erfolgreich und hat viele Gäste gebracht. 2002/03 hat man dann mit mir Kontakt aufgenommen, weil man die Vermarktung des Berges im Sommer gezielt in Angriff nehmen wollte. Die Marke „Erlebnis Rittisberg“ ist entstanden. In den folgenden Jahren erfolgte dann die Ausrichtung auf die Zielgruppe „Familie“, eine Reihe von Attraktionen für den Sommer wurden auf den Weg gebracht. Ein Märchen- und Höhenwanderweg wurde konzipiert, 2004 kam der Hochseil-Garten dazu und 2008 wurde der Rittisberg-Coaster gebaut. 2016 wurde der Höhenspielplatz eröffnet und 2018 die Flyline und noch einige Attraktionen mehr. Nach ein paar Jahren hatten wir dann für unsere Gäste im Sommer ein umfangreiches Angebot zur Verfügung, das „Erlebnis Rittisberg“ war Wirklichkeit und hat sich zum Besuchermagnet entwickelt. 2018/19 haben wir dann mit den Überlegungen für eine neue Seilbahn begonnen, weil eine Fahrt auf den Berg mit dem alten fixgeklemmten Sessellift im Sommer an die 16 Minuten gedauert hat.

Der Rittisberg im Winter. ©Rittis-Lift Engelhardt GmbH und Co KG

Der Rittisberg im Winter. ©Rittis-Lift Engelhardt GmbH und Co KG

Wie lange sind Sie für das Marketing des Unternehmens zuständig, wie war Ihr Zugang in die Bergbahnbranche?

Mein Einstieg in die Branche war 1994/95, da habe ich mit dem Marketing für den Nordischen FIS Weltcup in Ramsau begonnen.1999 hatten wir hier dann auch die Nordische Ski WM. Ab 1999 bin ich für das gesamte Marketing in der Skiregion Dachstein West zuständig gewesen und habe dann 2003/04 zusätzlich das Marketing für den Sommer am Rittisberg übernommen, das man hier gezielt aufbauen und entwickeln wollte. Wie man am Rittisberg mit der Vermarktung des Sommers begonnen hat, ist dieser Bereich noch in den Kinderschuhen gesteckt. Wir haben hier dann sukzessive neue Angebote entwickelt und kleinere und große Projekte auf den Weg gebracht. Unser Ziel war und ist das „Erlebnis Rittisberg“. Seit 2009/10 konzentriere ich mich jetzt zur Gänze auf den gesamten Marketingbereich, also Sommer und Winter am Rittisberg.

„Das Erlebnis Rittisberg hat einen sehr guten Ruf“

Wie sehen Sie den Stellenwert des Unternehmens in der Region?

Die Ramsau war im Winter über Jahre hinweg die Ausbildungsstätte der Skifahrer. Hier war die Region lange Zeit sehr gut aufgestellt, weil unsere Berge nicht sehr hoch sind und Anfänger das gut für ihre ersten Skischwünge nutzen konnten. In den 90er Jahren hat sich die Ausbildung der Skifahrer immer mehr auch auf andere Regionen verlagert. Wir haben dann das Segment Anfänger- oder Trainings-Skigebiet mit einem Angebot rund um Familien ergänzt und bedienen damit in unserer Region eine Nische. Die Ausrichtung hat sich sehr positiv entwickelt.

Im Sommer haben wir den Rittisberg als Erlebnis- und Abenteuerberg positioniert und seit 2003/04 immer wieder in unser Angebot investiert. Durch die vielen verschiedenen Facetten der Projekte, die man hier mittlerweile vorfindet, konnten wir uns gut positionieren. Das „Erlebnis Rittisberg“ hat einen sehr guten Ruf und ist im Sommer auch sehr gut besucht.

Die Bergstation der neuen Telemixbahn auf 1.500 m Seehöhe. ©Rittis-Lift Engelhardt GmbH und Co KG

Die Bergstation der neuen Telemixbahn auf 1.500 m Seehöhe. ©Rittis-Lift Engelhardt GmbH und Co KG

Wo liegt der Fokus im Angebot, im Sommer oder im Winter – wie viele Mitarbeiter gibt es in der jeweiligen Saison?

Wenn man die Ergebnisse rein von den Umsätzen der Bergbahngesellschaft betrachtet, ist der Fokus deutlich im Winter. Schließlich werden nicht alle Projekte oder Angebote am Berg von der Bergbahn betreut. Wir hatten mit Beginn unseres Sommerangebots 6 Partner am Berg, mittlerweile sind es 14. Alle gemeinsam überlegen dann die marketingtechnische Ausrichtung.

Wenn man hingegen die Gesamtumsätze Sommer und Winter aller Partner vergleicht, so entfallen rund 60% auf den Winter und 40% auf den Sommer. Das zeigt deutlich, wie sich der Sommer entwickelt hat und welchen Stellenwert er mittlerweile einnimmt.

Wenn man sich die Anzahl der Mitarbeiter ansieht, so gibt es bei der Bergbahngesellschaft allein wieder mehr Mitarbeiter im Winter als im Sommer. Wenn man hingegen alle Mitarbeiter der Partnerbetriebe miteinbezieht, liegt der Fokus deutlich im Sommer.

Zum 50-Jahr-Jubiläum 2021 hat man eine große Investition präsentiert, die dann 2022 umgesetzt wurde – die Telemixbahn auf den Rittisberg. Was war ausschlaggebend dafür?

Die Telemixbahn ist die ideale Lösung für den Rittisberg. Für mich war das eigentlich von Anfang an klar, dass man mit einer solchen Anlage die Anforderungen im Winter und im Sommer am besten erfüllen kann. Die Streckenlänge wäre im Winter für eine reine Kabinenbahn zu kurz – immer die Ski abschnallen zu müssen, um in die Kabine einzusteigen, ist keine Option. Eine kuppelbare Sesselbahn wäre hingegen für den Skifahrer zwar ideal, aber nicht für Fußgänger oder für die Gäste im Sommer. Deshalb ist die Telemix für unser Angebot im Sommer und im Winter die beste Lösung.

Wie waren für die Rittis-Lift Engelhardt GmbH & Co KG die letzten beiden Pandemiejahre?

Das war eine schwierige Zeit, die Rittis-Lift Engelhardt Gmbh & Co KG ist ein kleines Unternehmen. Wir haben das aber mit viel Engagement überstanden. Unserem Geschäftsführer Manfred Engelhardt war es dabei auch ein Anliegen, alle Mitarbeiter im Unternehmen zu halten. Schwierig waren vor allem die beiden Wintersaisonen, die Sommer sind gut verlaufen – der erste Sommer sogar noch besser als der folgende. Diesen Sommer mussten wir natürlich aufgrund des Bahnbaus Vorkehrungen treffen, aber das ist glücklicherweise alles gut über die Bühne gegangen.

Die neue Telemix-Seilbahn, die LEITNER gebaut hat, wurde im Oktober 2022 eröffnet. Im Sommer werden die Kabinen genutzt, im Winter Kabinen und Sessel. ©Rittis-Lift Engelhardt GmbH und Co KG

Die neue Telemix-Seilbahn, die LEITNER gebaut hat, wurde im Oktober 2022 eröffnet. Im Sommer werden die Kabinen genutzt, im Winter Kabinen und Sessel. ©Rittis-Lift Engelhardt GmbH und Co KG

„Wir gehen optimistisch in den Winter“

Welche Erwartungen haben Sie an den kommenden Winter?

Wir gehen mit großen Erwartungen und optimistisch in den Winter. Durch die neue Bahn glauben wir, Neugier bei den Gästen wecken zu können und hoffen, dass neben den Urlaubern auch viele Gäste aus der Umgebung kommen. Wenn wir die Buchungslage in unseren Partnerunternehmen ansehen, dann sind wir zuversichtlich, dass es eine gute Saison werden wird – trotz der Herausforderungen, die natürlich damit verbunden sind.

Gibt es zusätzlich zur neuen Seilbahn Neues im Winterangebot, Pläne für die Zukunft?

Wir haben für den kommenden Winter zwei neue Angebote vorbereitet. So gibt es oben am Berg schöne Winterwanderwege, die einfach mit Schneeschuhen oder auch zu Fuß zu bewältigen sind, und die auch die Hütten gut erreichbar machen. Durch die Kabinen können unsere Gäste bequem nach oben gelangen, die Skifahrer werden nicht behindert. Und dann haben wir noch eine 5,2 km lange Höhenloipe. Die Loipe hatten wir schon früher vorgesehen, mussten sie aber wieder schließen, weil der Transport mit dem alten Sessellift einfach nicht recht funktioniert hat. Mit diesem erweiterten Angebot rechnen wir schon, dass wir zusätzlich Gäste gewinnen können – wir rechnen mit einem Plus von etwa 15%.

Wenn das Angebot gut ankommt, wird es für die Zukunft vielleicht noch Adaptierungen in der Linienführung von Wanderwegen oder Loipen geben. Da richten wir uns dann nach den Erfahrungen, die wir machen. Diskutiert wird immer mal wieder über eine Tagesrodelbahn zusätzlich zum Nachtrodeln, das wir schon anbieten. Das wäre noch ein Aspekt, der in den nächsten Jahren mit dem richtigen Konzept vielleicht noch interessant sein könnte. Grundsätzlich glauben wir aber, dass wir mit unserem Angebot für die nächsten Jahre gut aufgestellt sind.

Das Angebot am Rittisberg ist im Sommer und im Winter auf Familien ausgerichtet. ©Rittis-Lift Engelhardt GmbH und Co KG

Das Angebot am Rittisberg ist im Sommer und im Winter auf Familien ausgerichtet. ©Rittis-Lift Engelhardt GmbH und Co KG

Wie sieht das Sommerangebot aus, sind für nächstes Jahr Neuerungen geplant?

Da gibt es Pläne. Wir haben am Berg bereits einen Höhenspielplatz, der soll adaptiert werden und noch mehr Platz für die Kinder bieten. Dazu möchten wir in den nächsten zwei Jahren unseren Rundweg, der zum Gipfelkreuz führt, künstlerisch ausgestalten. Dazu werden wir Künstler einladen, hier mit den natürlichen Materialien der Umgebung aktiv zu werden und auf diese Weise die Natur noch vielfältiger in den Fokus zu rücken. Angedacht ist auch wieder eine Rollerstrecke ins Tal. Bis vor zwei Jahren hatten wir hier ein solches Angebot, das wir dann aber, auch im Hinblick auf die geplanten Bauarbeiten für die Seilbahn, eingestellt haben. Da soll es einen Nachfolger geben, das aber frühestens 2024/25.

Nachhaltiges Wirtschaften und Ressourcenschonung sind die großen Themen der Branche, wie sieht sich die Rittis-Lift Engelhardt GmbH und Co KG aufgestellt?

Nachhaltigkeit ist für uns sehr wohl Thema. Bei allem, was wir planen und umsetzen, arbeiten wir mit der Natur, nicht gegen sie. So möchten wir die Dinge und Möglichkeiten, die es bereits gibt, bestmöglich nutzen. Ein Beispiel sind unsere zwei Speicherteiche, die im Sommer als Badesee genutzt werden, einen Teich haben wir dazu mit einer Filteranlage ausgerüstet. Es ist außerdem angedacht, die neue Bergstation in Zukunft mit einer Photovoltaikanlage auszurüsten, um Sonnenstrom nutzen zu können. Dazu werden auch unsere Mitarbeiter geschult, damit Nachhaltigkeit auch beim täglichen Arbeiten einfließen kann.

Was sehen Sie als die großen Herausforderungen der nächsten Jahre?

Ich denke, dass es in den nächsten Jahren noch wichtiger als bisher werden wird, die Besucherströme zu lenken, speziell im Sommer. Da geht es um die Anreise der Gäste und die Parkmöglichkeiten. An einem guten Tag im Sommer haben wir 2.500 bis 3.000 Gäste am Berg. Unser Angebot am Berg ist so geplant, dass hier eine gute Verteilung der Besucher möglich ist, der Knackpunkt ist die Anreise. Im Zuge der Bauarbeiten zur neuen Seilbahn konnten wir unseren Parkplatz zwar adaptieren und vergrößern, dennoch ist Parkraum nicht unbegrenzt vorhanden. Wir überlegen deshalb, ob es nicht sinnvoll sein könnte, einen Zubringerdienst mit Bussen, also einen Shuttledienst, ins Leben zu rufen, der schon die Anfahrt und das Ankommen stressfrei möglich macht.

lw

Rupert Schiefer, Vorstand DAG/GF OÖ Seilbahnholding/GF Bergbahnen Dachstein West GmbH. ©

Rupert Schiefer, Vorstand DAG/GF OÖ Seilbahnholding/GF Bergbahnen Dachstein West GmbH. ©

Rupert Schiefer, Vorstand DAG/GF OÖ Seilbahnholding/GF Bergbahnen Dachstein West GmbH – Ökologie und Nachhaltigkeit werden noch stärker in den Fokus rücken

Wie ist der Sommer verlaufen und was darf man sich vom Winter erwarten? Was sind die großen Herausforderungen der Zukunft? Der MOUNTAIN MANAGER hat bei Rupert Schiefer, Neo-Vorstand DAG und GF der OÖ Seilbahnholding nachgefragt.

In einer Tageszeitung konnte man Anfang des Jahres lesen: „Rupert Schiefer ist neuer Vorstand der Dachstein Tourismus AG und Geschäftsführer der OÖ Seilbahnholding. Sein Konzept überzeugte.“ Wie sieht es aus?

Ich war in der Bewerbungsphase für die Geschäftsführung der Bergbahnen Dachstein West zuständig, also den Salzburger Teil des Skigebietes, ein enger Partner war zu dieser Zeit der oberösterreichische Teil der Destination mit Gosau. Deshalb hatte ich schon im Vorfeld Gelegenheit, die Gegebenheiten vor Ort kennenzulernen. Der wichtigste Punkt im Konzept, das insgesamt 5 Bereiche umfasst, lag von Anfang an auf der ganzjährigen Entwicklung der Destinationen. Als zweiten, für die Zukunft ausgesprochen wichtigen Punkt, habe ich die Ökologisierung und Nachhaltigkeit angeführt. Dann kommt natürlich die Digitalisierung dazu, die durch Corona in der Branche gepusht wurde, aber immer noch viel Handlungsspielraum bietet. Der 4. Punkt waren die Human Ressources, und zwar auf die Mitarbeiter und die Gäste bezogen, also wie schafft man ein positives Berufsbild, gewinnt gute Mitarbeiter bzw. wie kann man Gäste für die Destinationen begeistern, wie geht man auf die Jungend zu etc. Der 5. Punkt beschäftigt sich mit Kooperationen und der Frage, wie man die Zusammenarbeit in den betreffenden Destinationen stärken, verbessern und ausbauen kann.

Welche Projekte stehen hier in den nächsten 2 bis 3 Jahren zur Realisierung an?

In den ersten 6 Monaten meiner Funktion war es mir wichtig, ein genaues Bild von jedem Standort zu bekommen und mir den Stand der Dinge genau anzusehen. Nur wenn man den Status Quo kennt, weiß man wo man ansetzen kann und muss, damit das Angebot auch weiterhin attraktiv ist. Da geht es einfach darum, die Qualität des Angebots zu durchleuchten und zu stärken. Es stehen daher nicht unbedingt Großprojekte oder neue Bahnen zur Realisierung an, vielmehr soll das vorhandene Angebot hochwertig zur Verfügung stehen und dann plakativ und gut präsentiert werden.

Grünberg Seilbahn mit Schloss Orth. ©Grünberg-Seilbahn/Wolfgang Spitzbart

Grünberg Seilbahn mit Schloss Orth. ©Grünberg-Seilbahn/Wolfgang Spitzbart

„Es geht nicht darum, artfremde oder künstliche Attraktionen zu bieten“

Was reizt Sie an den Aufgaben, für die Sie die Verantwortung tragen?

Spannend ist für mich die unterschiedlich starke Ausrichtung der Betriebe auf den Sommer und den Winter, und die Aufgaben, die damit in Verbindung stehen. Dazu kommt die enge Verbindung mit der Natur und die Fragestellung daraus, wie man aus den vorhandenen Strukturen im Einklang mit der Natur das optimale Bergerlebnis vermitteln kann. Es geht also nicht darum, artfremde oder künstliche Attraktionen zu bieten, sondern das Vorhandene in den Blick zu rücken. Und genau das suchen die Gäste hier auch, man will hier die Natur erleben.

Wie man hört, ist eine noch engere Zusammenarbeit von den Seilbahnen Dachstein West mit den Bergbahnen Abtenau im Gespräch, bis hin zu einer Übernahme. Wie ist der Stand der Dinge?

Die Bergbahnen Abtenau sind schon jetzt mit dem Karkogel im Winter Teil im Kartenverbund Dachstein-West. Da hat es schon bisher eine enge Zusammenarbeit gegeben. Im Sommer agieren die Bergbahnen Abtenau völlig selbstständig. In den letzten Monaten haben wir hier aber mit Mitarbeitern ausgeholfen, weil es einfach für alle diesbezüglich sehr schwierig geworden ist. Wir sind im Moment dabei, über eine engere und noch bessere Zusammenarbeit zu sprechen, einfach wie man Dinge optimieren und Synergien nutzen kann. Eine Übernahme ist aber nicht Thema.

Eine Neuheit hinsichtlich Kooperation gibt es dennoch. Wir haben eine neue Kooperationsdestination bzw. Marke gegründet, die grenzüberschreitend in Salzburg und Oberösterreich wirken soll. Das betrifft die vier Gemeinden Gosau, Obertraun, Hallstatt und Bad Goisern in Oberösterreich und die 4 Gemeinden St. Martin, Annaberg, Russbach und Abtenau in Salzburg. Die Marke wird unter dem Namen „Dachstein-West – natürlich im Salzkammergut“ auftreten und beworben werden. Alle Mitglieder sind gleichberechtigt und haben es sich zum Ziel gesetzt, die Natur und ein naturnahes Angebot in den Blick zu rücken.

Wie läuft der Sommer in den Betrieben Dachstein West und OÖ Seilbahnholding?

Der Sommer läuft grundsätzlich sehr zufriedenstellend, die Wochen Mitte September waren aufgrund des Wetters natürlich durchwachsen. Was die Gästezahlen betrifft, sind wir schon wieder ganz nahe an das Vor-Corona-Niveau herangekommen. Gäste aus Asien sind allerdings noch nicht so zahlreich vertreten, wie wir das aus den Zeiten vor Corona gekannt haben – dennoch dürfen wir hier mit der Entwicklung wirklich zufrieden sein.

Wie hat sich der Stellenwert des Sommerangebots in den letzten Jahren entwickelt/verändert?

Im Bereich der Bahnen, die hauptsächlich im Sommer in Betrieb bzw. auf den Sommertourismus ausgerichtet sind, war der Sommer schon immer sehr wichtig. Hier war der Stellenwert naturgemäß ein anderer als etwa in den Wintersportgebieten. Vor 10 Jahren hat man in den Winterdestinationen nicht geglaubt, dass sich der Sommer auch für sie so gut entwickeln und so wichtig wird. Natürlich liegt die Bedeutung des Sommers für sie nach wie vor deutlich unter dem Winter, er hat sich aber kontinuierlich weiterentwickelt, sodass ein Öffnen der Bahnen bzw. ein Nutzen der Infrastruktur wirklich sinnvoll geworden ist. Das kommt uns natürlich auch in der Personalstruktur zugute, weil man jetzt Ganzjahresarbeitsplätze anbieten und gute Mitarbeiter im Unternehmen halten kann. Das Angebot am Berg wirkt sich dann natürlich auf die ganze Umgebung, die Hotels und die Gastronomie aus, weil auch sie ihr Angebot ganzjährig gestalten können und nicht auf wenige kurze Monate im Winter beschränkt sind. Der Drang auf den Berg ist im Sommer und im Winter ausgeprägt, das zeigt sich auch an den unterschiedlichen Angeboten. Im Winter ist nicht mehr nur das Skifahren gefragt, auch das Wandern wird immer beliebter.

Skifahren Dachstein-West. ©ARGE Dachstein West

Skifahren Dachstein-West. ©ARGE Dachstein West

„Die Bergbahnen liegen mit ihrem Angebot genau an der Schnittstelle Konsum und Natur“

Der Klimawandel macht sich im Sommer und im Winter bemerkbar, vor welchen Herausforderungen stehen die Bergbahnen dadurch?

Ökologisierung und Nachhaltigkeit sind und werden in Zukunft noch mehr zu einem Riesenthema, das wird noch stärker in den Fokus rücken. Die Bergbahnen liegen mit ihrem Handeln genau an der Schnittstelle Konsum und Natur, da tragen wir eine große Verantwortung. Das wird sich dann auch im Umgang mit der jüngeren Generation zeigen, und zwar im Mitarbeitersegment und bei den Gästen genauso. Man wird sich genau ansehen, ob die Unternehmen, für die man arbeitet, auch ähnlich Werte vertreten wie man selbst oder man wird sich beim Urlaub genau informieren, ob man ein Angebot mit gutem Gewissen nutzen kann. Mit dieser Thematik werden wir uns stark auseinandersetzen müssen.

Wir sehen im Moment, dass man etwa mit der Beschneiung häufig in die Kritik rückt. Man muss dem aber entgegenhalten, dass ganze Täler und deren Bewohner vom Tourismus abhängig sind. Die Anzahl an Menschen, die auf den Berg wollen, hat sich in den letzten Jahren sicher deutlich erhöht, da muss man die Besucherströme versuchen zu kanalisieren und sinnvoll zu leiten. Es liegt dabei in unserer Verantwortung, die Interessen der Gäste und den Umgang mit der Natur in Einklang bringen.

Welche Erwartungen haben Sie an den kommenden Winter?

Ich sehe da im Moment noch positiv in Richtung Winter. Ich denke, dass das Thema Corona nicht mehr eine solch dominante Rolle spielen wird wie in den Vorjahren. Dafür sind natürlich die Teuerungen ein wesentlicher Punkt, mit dem für den Winter zu rechnen ist. Hier versuchen wir in den Betrieben mit speziellen Angeboten für die Gäste gegenzusteuern. So werden wir etwa ein Happy-Hour-Ticket haben, das von Montag bis Freitag gilt und nicht an Sonn- und Feiertagen, damit man wochentags zu attraktiven Preisen Skifahren kann. Dann wird es neu auch ein „Eltern-Auszeit-Ticket“ geben, damit ein Elternteil auf die Piste kann, wenn der andere auf das Kind aufpasst. Dieses Ticket gilt also für ein Elternpaar, das zuhause ein Kind im Alter bis zu 4 Jahren hat, sodass sich Mama oder Papa eine kleine Auszeit nehmen kann. Interessant wird auch das „Natürlich 365 Ticket“ werden, mit dem man 365 Tage bei uns immer eine Bahn benutzen kann. Auf diese Weise werden wir Anreize schaffen, zu ganz unterschiedlichen Zeiten auf die Berge zu kommen.

Drachenpark am Feuerkogel. ©TTG/Himsl

Drachenpark am Feuerkogel. ©TTG/Himsl

In manchen Seilbahnbetrieben wird aufgrund der zu erwartenden Teuerungen schon an Energiesparplänen gearbeitet, wie sieht es hier in Ihren Betrieben aus?

Das ist natürlich ein Thema, das auch unsere Betriebe betrifft. Ein wesentlicher Kostenfaktor ist dabei natürlich die Beschneiung. Uns geht es darum, die Qualität der Skipisten zu halten, deshalb haben wir schon im Vorfeld in die Schneehöhenmessung investiert. Wir wollen hier mit exakten Daten arbeiten, also besonders effizient, damit es zu keiner Verschwendung von Ressourcen kommt. Dazu werden wir auch nur dann beschneien, wenn eine Beschneiungseffizienz von 95 % gewährleistet ist. Bei der Breite der Pisten wollen wir nicht sparen, weil das auf Kosten der Sicherheit gehen würde, und da wollen wir sicher nichts riskieren. Es wird also eine moderate Schneeauflage geben, die tatsächlich notwendig ist, bei Bedarf wird bei den richtigen Temperaturen nochmals nachgeschneit – aber nur dort, wo man das tatsächlich braucht.

Gibt es Überlegungen, nicht alle Bahnen aufzusperren?

In der Hauptsaison ist das für uns sicher keine Option. Zum Saisonstart muss man ohnehin genau überlegen, welche Bahnen den Bedingungen vor Ort entsprechend wann aufgesperrt werden. Das war schon bisher der Fall, wird aber sicher dieses Jahr noch stärker ins Gewicht fallen. In unseren Skigebieten gibt es auch keine Bereiche oder Pistenabschnitte, die mit mehreren Anlagen erschlossen werden. Anlagen nicht aufzusperren, wäre also nicht zielführend. Wir haben auch nicht vor, die Öffnungszeiten zu reduzieren.

Welchen Stellenwert hat Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit generell, wie macht sich das im betrieblichen Alltag bemerkbar?

Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit sind Themen, die sich in unseren Betrieben durch den Betriebsalltag ziehen, also wie geht man mit Materialien und Produkten um, die wir bereits besitzen. Wie werden diese am Ende ihrer Nutzungsdauer entsorgt, kann man Dinge einem Recycling zuführen. Kreislaufwirtschaft ist ein Thema, dem wir noch mehr Aufmerksamkeit schenken wollen. Da müssen dann aber auch alle Partner um uns herum mitspielen. Das ist mir ein großes Anliegen, hier vermehrt Bewusstsein zu schaffen, Überzeugungsarbeit zu leisten und alle miteinzubeziehen.

Wenn Neuanschaffungen getätigt werden, fragen wir uns, was genau wird gebraucht und wo liegt der tatsächliche Nutzen eines Modernisierungsschubs. Benötigen wir etwa Sitzheizungen für Sessel, nur weil es heute von Kundenseite gerne gesehen wird. Da sind wir etwa der Überzeugung, dass das nicht nötig ist – die Qualität des Angebots muss stimmen. Es muss nicht alles neu gemacht werden, nur weil es Neues gibt. Wir wollen das, was nötig ist – aber in bester Qualität zur Verfügung stellen. Natürlich investieren wir dort, wo es sinnvoll ist, auch in Photovoltaikanlagen – wir achten aber auch darauf, Strom sinnvoll einzusetzen und nicht zu verschwenden.

Die spektakuläre Aussichtsplattform 5fingers. ©Dachstein Tourismus AG/Leo Himsl

Die spektakuläre Aussichtsplattform 5fingers. ©Dachstein Tourismus AG/Leo Himsl

Worin sehen die größten Herausforderungen der nächsten Jahre?

Nachhaltigkeit und Ökologie sind sicherlich Themen, an und mit denen wir in den nächsten Jahren vermehrt arbeiten müssen. Dazu muss es uns gelingen, dass die Gäste einen Aufenthalt am Berg, sei es im Sommer oder im Winter, als entspannend wahrnehmen und als bewusstes Gegenstück zum Alltagsstress. Und natürlich ist mir auch die Jugend ein Anliegen, bei den Mitarbeitern und den Gästen. Bei den Mitarbeitern möchte ich den jungen Leuten vermitteln, dass der Beruf des Seilbahntechnikers viele Möglichkeiten bietet und eine sehr gute Wahl ist – und bei den Gästen muss man den jungen Leuten einen Aufenthalt und ein Naturerleben bieten, damit sie auch später gerne und immer wieder kommen.

lw

Florian Vogt, GF Wendelsteinbahn GmbH. ©Wendelsteinbahn GmbH

Florian Vogt, GF Wendelsteinbahn GmbH. ©Wendelsteinbahn GmbH

Florian Vogt, GF Wendelsteinbahn GmbH – „Wir sprechen am Wendelstein eine breite Zielgruppe an!“

Was erwartet sich die Wendelsteinbahn GmbH von der Entwicklung der nächsten Zeit, hofft man auf Umsätze wie vor der Pandemie? Welche Rolle spielt der Energiesektor? Der MOUNTAIN MANAGER hat bei Florian Vogt, GF der Wendelsteinbahn GmbH, nachgefragt.

Mitte Mai wurde 110 Jahre nach der Inbetriebnahme der Wendelstein-Zahnradbahn eine neue Lok ihrer Bestimmung übergeben. Was sind ihre Besonderheiten?
Die Besonderheit der neuen Lok ist vor allem, dass sie schneller fahren kann. Das bedeutet, dass sie auf den Berg und natürlich auch herunter mit der doppelten Geschwindigkeit unterwegs ist wie die alte Lok. Das hat den Vorteil, dass man nun auch Versorgungsfahrten im normalen Betrieb machen kann. Mit der alten Lok mussten wir den Güterverkehr oder auch Baustellentransport immer auf Zeiten außerhalb der regulären Betriebszeiten verlegen. Das hat dann natürlich immer zu Sonderschichten geführt, die man einlegen musste. Das Problem haben wir jetzt nicht mehr. Im Winter wird mit der Lok auch die Schneeräumung gemacht, und da kommt uns dann die höhere, fast dreimal so hohe Leistung zugute. Für den Einsatz heißt das, dass wir auch deutlich kompakteren Schnee bewerkstelligen können. Wir hoffen dann auch, die gesamte Strecke in einem Zug räumen zu können.

Der Wendelstein wird zusätzlich zur Zahnradbahn/Brannenburg durch eine Seilbahn von Bayrischzell aus erschlossen – was sind die Vorteile dieser doppelten Erschließung? Welches System wird mehr benutzt?
Mit der Seilbahn wird das Leitzachtal erschlossen, das schon bisher immer mehr touristisch geprägt war als das Inntal. Anfang der 1970er-Jahre wurde deshalb dort die Pendelbahn gebaut, die auf den Wendelstein führt. Der wesentliche Vorteil der zwei Systeme ist, dass wir mit der Seilbahn immer den Betrieb aufnehmen können. Sollte es vom Wetter her einmal nicht passen und der Seilbahnbetrieb im Laufe des Tages etwa wegen Wind eingestellt werden müssen, sind wir dann mit der Zahnradbahn immer noch in der Lage, die Gäste vom Berg zu bringen. Das bringt uns eine große Unabhängigkeit, was das Wetter betrifft.
Erstaunlicherweise wird die Zahnradbahn häufiger benutzt, und zwar deutlich häufiger. So haben wir im Jahr rund ein Drittel mehr Fahrgäste bei der Zahnradbahn als bei der Seilbahn. Den Grund dafür kennen wir nicht, eine Umfrage zu diesem Thema hat es noch nicht gegeben. Aber scheinbar ist eine Fahrt mit der Zahnradbahn attraktiver als mit der Seilbahn.

Die Einweihung der neuen Lok 5 Mitte Mai 2022. V. l.: Otto Lederer, Landrat des Landkreises Rosenheim, Bayerns Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr Christian Bernreiter, Dr. Dietrich Gemmel, LEW Vorstand, Florian Vogt, GF Wendelsteinbahn GmbH, Klaus Stöttner, Landtagsabgeordneter für Rosenheim, und Matthias Jokisch, Bgm. Brannenburg.

Die Einweihung der neuen Lok 5 Mitte Mai 2022. V. l.: Otto Lederer, Landrat des Landkreises Rosenheim, Bayerns Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr Christian Bernreiter, Dr. Dietrich Gemmel, LEW Vorstand, Florian Vogt, GF Wendelsteinbahn GmbH, Klaus Stöttner, Landtagsabgeordneter für Rosenheim, und Matthias Jokisch, Bgm. Brannenburg.

Wie sieht die Gästestruktur aus?
Das hängt von der Jahreszeit ab. Im gesamten Jahr haben wir rund 60% einheimische Gäste. Einheimisch heißt bei uns, dass man im Umkreis von ca. 200 km zur Bahn zuhause ist. Bei diesem Prozentsatz kann man dann auch davon ausgehen, dass es sich um Tagesgäste handelt. Damit sind dann rund 40% der Gäste Touristen, und damit Übernachtungsgäste.

Die Bergstation am Wendelstein. ©Chiemgau Tourismus e.V/Thomas Kujat

Die Bergstation am Wendelstein. ©Chiemgau Tourismus e.V/Thomas Kujat

 

„Das Energiegeschäft ist für die Wendelsteinbahn GmbH ein starker Unternehmenszweig“

 Die Wendelsteinbahn GmbH ist auch ein Energieversorgungsunternehmen, wie hat sich das entwickelt – was bietet man hier an?
Die Wendelsteinbahn GmbH ist seit dem Bau der Zahnradbahn ein Energieversorgungsunternehmen, weil sie immer als elektrische Bahn geplant war. Und weil man zum Betrieb dann die entsprechende Energie gebraucht hat, wurde ein Wasserkraftwerk dazu gebaut. In der Folge hat man festgestellt, dass im Kraftwerk mehr Energie produziert wird, als man mit dem Bahnbetrieb braucht und hat dann auch begonnen, Energie zu verkaufen. Mittlerweile ist das Energiegeschäft für die Wendelsteinbahn GmbH ein starker Unternehmenszweig geworden. Wir besitzen für zwei Gemeinden eine Konzession zur Energieversorgung, das sind Brannenburg und Flintsbach. Als Stromhändler sind wir deutschlandweit tätig und haben auch Kunden im ganzen Bundesgebiet. Energie wird mittlerweile nicht mehr nur durch das Wasserkraftwerk erzeugt, auch Photovoltaikanlagen liefern Strom.

Wie lange sind Sie Geschäftsführer des Unternehmens, wie war Ihr Zugang in die Branche?
Geschäftsführer der Wendelsteinbahn GmbH bin ich seit Herbst 2017. Wie viele in der Branche, denen der Kontakt fast in die Windel gelegt wurde, bin auch ich so aufgewachsen. Schon mein Vater hat für die Wendelsteinbahn gearbeitet und ich habe das Thema, das Umfeld immer spannend gefunden. Ich habe mich dann auch beruflich für diesen Bereich interessiert. Dass ich schlussendlich für die Wendelsteinbahn tätig sein kann, ist ein Zufall – passt aber einfach gut.

Welche Herausforderungen ergeben sich durch die neuen Rahmenbedingungen – Pandemie, Energiepreise etc.
Pandemiebedingt sehe ich eine Herausforderung darin, wie schnell man sich auf neue Gegebenheiten und Marktveränderungen einstellen kann. Wir gehen davon aus, dass wir in den nächsten Jahren keine Rekordzahlen beim Bergbahngeschäft einfahren können. Dazu stellen wir fest, dass Gäste fehlen, die bisher zum Urlaub eingeflogen sind. Die Prognosen sehen da auch nicht so aus, dass sich das kurzfristig erholen wird. Wir stellen und also darauf ein, dass wir uns noch länger auf den lokalen Sektor konzentrieren müssen.
Was die Energiepreise betrifft, haben wir durch unsere Wasserkraft natürlich Vorteile. Wir sind also nicht direkt betroffen. Für das Energiegeschäft ergeben sich aber schon Herausforderungen, weil wir durch die höheren Beschaffungskosten mehr Risiken im Portfolio haben.

Wandern am Wendelstein heißt Naturerlebnis pur. ©Chiemgau Tourismus e.V/Thomas Kujat

Wandern am Wendelstein heißt Naturerlebnis pur. ©Chiemgau Tourismus e.V/Thomas Kujat

Wie sind für die Wendelsteinbahn die letzten beiden (Pandemie)Jahre verlaufen, was erwarten Sie sich von der weiteren Entwicklung 2022/23?
Der Lockdown hat sowohl die Zahnradbahn als auch die Seilbahn betroffen, Fahrbetrieb war nicht möglich. Dadurch hatten wir auch keinen Umsatz. Aufgrund unserer Unternehmensstruktur haben wir auch keine Fördermittel bekommen. In den letzten 2 Jahren haben wir damit die Hälfte des Bergbahnumsatzes eingebüßt. Wir haben in dieser Zeit die Belegschaft in Kurzarbeit geschickt und die Werkstätten umgebaut, damit wir Lohnarbeiten verrichten konnten. Das hat sehr gut funktioniert.
Für die nächste Zeit erwarten wir uns nicht, dass ein Umsatz wie vor der Pandemie erreicht werden kann. Kunden werden eher individuell anreisen, da wird es keine großen Steigerungen geben. Entsprechend werden wir auch unser Marketing ausrichten. Fernreisende, die unsere Region besuchen wollen, erwarten wir weniger.

 

„Bei uns ist für alle Altersgruppen etwas dabei“

Wo liegt der Umsatzschwerpunkt der Wendelsteinbahn GmbH – Winter/Sommer oder ganzjährig?
Der Winter ist bei uns nur eine Nische. Auf den Umsatz bezogen, machen wir 85 % unseres Geschäftes im Sommer.

In den letzten Jahren wurde in das Sommerangebot viel investiert, wie sieht es jetzt aus?
Grundsätzlich möchten wir am Wendelstein eine breite Zielgruppe ansprechen, wir konzentrieren uns nicht auf ein Segment. Wir bieten ein breites Portfolio und sehen, dass es vom Markt angenommen wird. Für Familien haben wir einen schönen Spielplatz und breite, auch für Kinder gut begehbare Wanderwege wie etwa den Panoramaweg oder den Wendelstein-Gipfelweg. Dazu haben wir eine ausgesprochen interessante Schauhöhle mit einer ganzen Menge an Informationen und natürlich unsere breite Bergterrasse, wo man gemütlich Brotzeit machen kann. Es gibt Themenwanderwege der umliegenden Gemeinden, die individuell gestaltet sind. Da ist sicher für alle Altersgruppen etwas dabei.

Ladesäule im Talbahnhof. ©Wendelsteinbahn GmbH

Ladesäule im Talbahnhof. ©Wendelsteinbahn GmbH

Wie lange gibt es die Sternwarte, welche Aufgaben hat sie?
Die Sternwarte wird von der LMU (Ludwig-Maximilians-Universität) München betrieben. Ursprünglich wurde sie als Forschungseinheit für die Luftwaffe in den 1930er Jahren gegründet. Man wollte damals herausfinden, welche Auswirkungen die Sonnenaktivität auf den Funkverkehr hat. Diese Einrichtung hat die LMU nach dem 2. Weltkrieg übernommen und die Forschungstätigkeit weitergeführt. Dazu hat man in ein großes Spiegelteleskop mit rund 2 m Durchmesser investiert, damit man besser nächtliche Objekte beobachten oder auch durch eine internationale Zusammenarbeit nach Planeten suchen kann.

Wie sieht das Angebot im Winter aus, sind Investitionen geplant?
Der Wendelstein ist ein Naturskigebiet ohne Beschneiungsanlage. Wir bedienen hier eine Nische für die guten und sehr guten Skifahrer. Bei unseren Pisten handelt es sich fast ausschließlich um schwarze Abfahrten, die auch nicht immer vernünftig präpariert werden können. Dazu haben wir in diesem Bereich keine großen Aufstiegsanlagen, sondern Schlepplifte. Deshalb ist das Angebot nur für eine kleine Gruppe an Skifahrern geeignet, die bleiben dem Wendelstein aber sehr treu. Viele sind der Meinung, dass man bei uns wenn, dann beim Schlepper ansteht, nicht aber auf der Piste. Da ist man nahezu allein unterwegs, und das wissen unsere Skifahrer auch zu schätzen.
Vor dieser Ausgangslage sind strategische Investitionen in den Winter nicht vorgesehen. Wir kommen mit der Aufstellung unseres Skigebietes sehr gut zurecht, für unsere Zielgruppe ist der Betrieb so gut aufgestellt. Größere Investitionen etwa in eine Beschneiungsanlage oder Seilbahnen wird es nicht geben.

Sternwarte und ehemalige Wetterwarte Wendelstein. ©Wendelsteinbahn GmbH

Sternwarte und ehemalige Wetterwarte Wendelstein. ©Wendelsteinbahn GmbH

Die Benutzung der Aufstiegshilfen/Aufenthalt in der Bergstation ist auch für Rollstuhlfahrer möglich. Seit wann gibt es dieses Angebot?
Dieses Angebot gibt es schon seit Jahren. Ich bin seit 1998 in Brannenburg, aus dieser Zeit kenn ich auch ein entsprechendes Angebot für Rollstuhlfahrer. Man kann mit der Zahnradbahn fahren, auch ein Benutzen der Seilbahn ist möglich. Es wurden immer wieder Investitionen in die Barrierefreiheit getätigt, sodass mittlerweile das Angebot am Berg und auch der Zugang im Tal barrierefrei zugänglich ist.

Worin sehen Sie die größten Herausforderungen für die Zukunft?
Natürlich gilt es zunächst die Herausforderungen der Pandemie zu bewältigen, man muss den Gästen die Angst nehmen, sich zu treffen und miteinander einen schönen Tag zu verbringen. Schwer einzuschätzen sind die Folgen der Ukrainekrise und der damit verbundenen steigenden Energiepreise bzw. die Preisentwicklung. Daraus ergibt sich die Frage, ob es in Zukunft noch so einfach möglich sein wird, Ausflüge in die Berge zu machen. Langfristig ist es natürlich eine große Herausforderung, die junge Generation für die Berge und die Natur zu begeistern. Das wird vielleicht nicht die nächste Generation betreffen, aber die übernächste sicher.
lw

Judith Grass CEO Golm-Silvretta-Lünersee Tourismus. © gsl tourismus (5)

Judith Grass CEO Golm-Silvretta-Lünersee Tourismus. © gsl tourismus (5)

Judith Grass, CEO Golm Silvretta Lünersee Tourismus – Nachhaltige Bewusstseinsbildung für einen ökologischen Skitag

Judith Grass ist seit 2012 bei der Golm Silvretta Lünersee Tourismus tätig, seit 2020 Geschäftsführerin mit den Schwerpunkten Gastronomie und Beherbergung, Finanzen, Marketing & Vertrieb, Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Ihr Ziel ist es, nachhaltiges Handeln im Alpintourismus zu etablieren. Der Erlebnisberg Golm im Vorarlberger Montafon, der bereits 2018 als 1. klimaneutrale Bergbahn Österreichs zertifiziert wurde, ist ein Paradebeispiel dafür.

Judith Du hast auf dem TFA-Forum in Oberstdorf ein Referat mit dem Thema „Nachhaltige Bewusstseinsbildung bei Gästen am Erlebnisberg Golm“ gehalten. Worum ging es dabei in groben Zügen?
Es ging um Bewusstseinsbildung, unabhängig ob es Gäste oder Mitarbeiter:innen sind, um generell auf das Thema aufmerksam zu machen und etwas auslösen zu können. Ich habe unsere Maßnahmen aufgezeigt, die wir entsprechend unserer Vision „Der nachhaltigste (organisierte) Bewegungsraum der Alpen“ verankern, und zwar auf den 3 Ebenen: Unternehmen, Mitarbeiter:innen und Gäste. Letzteren gegenüber zeigen wir z. B. auf, was die Anreise an CO2-Ausstoß verursacht oder was für einen Unterschied es macht, welches Mittagessen ich zu mir nehme. Und ob man sich z. B. für ein Skigebiet mit 100 % Ökostrom entscheidet oder nicht. Dementsprechend kann man einen „Standardskitag“ mit einem „ökologischen Skitag“ vergleichen.
Generell haben wir 3 Bereiche von messbaren Zielen festgehalten: Ein paar Beispiele
+ Ökonomische Ziele:
Umsatzentwicklung und –verteilung, Net Promoter Score
+ Ökologische Ziele:
CO2-Reduktion, Elektro-Mobilität, Lieferantenmanagement
+ Soziale Ziele:
Chancengleichheit, Mitarbeiterzufriedenheit

Der Erlebnisberg Golm im Montafon ist u.a. in der Gruppe "Beste Österreichische Sommerbergbahnen" in den Kategorien Abenteuer-Berg und Familien-Berg zertifiziert. © Stephan Kohner

Der Erlebnisberg Golm im Montafon ist u.a. in der Gruppe „Beste Österreichische Sommerbergbahnen“ in den Kategorien Abenteuer-Berg und Familien-Berg zertifiziert. © Stephan Kohner

Was bedeutet nachhaltige Bewusstseinsbildung bei Gästen genau? Kann / soll man die Gäste in die Umsetzung einbinden?  
Nachhaltigkeit ist ein extrem großes Thema, ohne das es überhaupt nicht geht! Sie definiert sich immer auf den 3 Ebenen sozial, ökonomisch und ökologisch, weil sie sich gegenseitig bedingen. Es betrifft uns alle, also muss man auch die Gäste und Mitarbeiter:innen einbinden – aber ohne den erhobenen Zeigefinger. Wir zeigen den Mehrwert von nachhaltigem Handeln auf und schaffen Anreize. Bei Mitarbeiter:innen z. B. durch Erfolgsprämie, Jobtickets für ÖPNV, Jobrad, Mobilitätsfrühstück, auch betriebliche Pensionskassa und Ferienbetreuung. Wichtig ist klarzumachen, dass jeder Einzelne etwas beitragen kann, wenn er will. Wenn ein Gast z. B. im Webshop eine Tageskarte online kauft, kann er auch ein Greenticket erwerben, wo die Anreise mit dem öffentlichen Verkehr schon dabei ist. Oder er kann alternativ seinen CO2-Ausstoß für die Anreise kompensieren.
Wir kommunizieren auch alle unsere Nachhaltigkeitsmaßnahmen sehr ausführlich auf der Website.

Die 6 SBK Hüttenkopfbahn am Golm war die 1. Sesselbahn weltweit mit Photovoltaikanlage.

Die 6 SBK Hüttenkopfbahn am Golm war die 1. Sesselbahn weltweit mit Photovoltaikanlage.

Wie kam es 2018 bei Euch zum 1. klimaneutralen Skigebiet Österreichs und was bedeutet „klimaneutral“ genau?
Bei uns liegt Nachhaltigkeit sozusagen in der DNA. Weil wir wissen, dass die Natur unser höchstes Gut ist, war Nachhaltigkeit schon immer ein wichtiges Thema, um die Umwelt zu schützen bzw. zu entlasten. Schon zur Wintersaison 2012/13 haben wir z. B. mit der Hüttenkopfbahn am Golm die weltweit erste Sesselbahn mit Photovoltaikanlage errichtet, die jährlich ca. 60.000 kW Strom liefert, was etwa einem Drittel des Stromverbrauchs entspricht. Das heißt, jeder dritte Gast kann „mit Hilfe der Sonne“ befördert werden. Die gebogenen PV-Module wurden optisch ansprechend in der Berg- und Talstation angebracht. Oder wir fangen z. B. mit unserem ausgeklügelten Drainagesystem das Wasser für unsere Beschneiung einfach wieder auf und verwenden es zur Erzeugung von sauberem Strom aus Wasserkraft. Oder im Restaurant arbeiten wir mit regionalen Anbietern zusammen und bauen unsere vegetarischen und veganen Speisen kontinuierlich aus.

2018 kam schließlich die Idee, dass wir uns als Unternehmen zertifizieren lassen, das seinen (unvermeidbaren) CO2-Ausstoß kompensiert, um klimaneutral zu werden. Diesbezüglich sind wir bei der Organisation „Turn to Zero“ (hervorgegangen aus dem Klimaneutralitätsbündnis 2025 in Vorarlberg)
eine Mitgliedschaft eingegangen und haben z. B. 2020 ca. 596 Tonnen CO2 zum Preis von 30 Euro/Tonne ausgeglichen. Das ist ein relativ hoher Betrag, aber die Kompensation soll letztlich ja auch „weh tun“. J
Konkret unterstützen wir mit dem Geld drei Hilfsprojekte:
+ Klimaschutz Gesamtpaket in Äthiopien
+ Kreislaufwirtschaft durch Plastikrecycling in Rumänien
+ Portfolio 17 Sustainable Development Goals der UNO

Blick auf die gebogenen, formschönen Photovoltaik-Module von innen.

Blick auf die gebogenen, formschönen Photovoltaik-Module von innen.

Hat es seit Eurer Initiative Nachahmer in der Branche gegeben? Ist z. B. die Strategie von Ischgl mit Climate Partner vergleichbar?
Es gibt sicher weitere Initiativen gegeben und das ist auch gut so. Die Schwierigkeit ist in der Vergleichbarkeit, den jeder hat andere Basiswerte und eine andere Kommunikation. Für uns ist es wichtig, dass wir auf uns schauen und alles bestmöglich und mit gutem Gewissen umsetzen und so die Umwelt in den Fokus stellen und nicht den Vergleich mit anderen. Wir freuen uns aber immer über Austausch mit Gleichgesinnten in der Branche. Es gibt noch viel zu tun, vorallem in der Außenwahrnehmung. Zu oft haben wir Bergbahner noch den Stempel vom Greenwashing.

Welche konkreten Maßnahmen habt Ihr bis jetzt gesetzt? Muss der gesamte Tourismus im Alpenraum nachhaltiger werden?
Unsere bisherigen Maßnahmen erstrecken sich auf die Bereiche Energie (100 % Ökostrom von Illwerke, PV-Anlage, Rekuperation),
Mobilität (E-Fahrzeuge und Ladestationen, Kooperation mit ÖPNV, Greenticket etc.), Schneemanagement (System SNOWsat von Kässbohrer), Gastronomie (25 % vegetarisches und veganes Angebot, regionale Produzenten), Marketing (recyceltes Papier, Bio-Produkte, Wiederverwendbarkeit) sowie „naturverträglicher Wintersport“ (tragbare Lösungen für Wild, Wald und Sportler abseits der Pisten).
Es ist meiner Meinung nach ein Gebot der Stunde für Bergbahnen, ja den gesamten Tourismus im Alpenraum, sich in Richtung Klimaneutralität zu entwickeln. Es muss eine Selbstverständlichkeit werden. Aber nicht nur als „nice to have“, sondern als gelebtes Bekenntnis. Etwa, dass man bei der Anschaffung eines neuen Pistengerätes darauf achtet, dass dieses über einen alternativen Motor verfügt, oder die Firmenflotte möglichst auf Elektrofahrzeuge umstellt.
Wir müssen uns dessen bewusst werden, welche Auswirkungen die Klimaerwärmung gerade für uns Skigebiete haben wird. Wir werden möglicherweise irgendwann die großen Leidtragenden sein.

Vergleich Standardskitag und Ökologischer Skitag

Vergleich Standardskitag und Ökologischer Skitag

Wie könnten hier innovative Angebote, respektive ein „ökologischer Skitag“ aussehen?
Wir haben dem Thema „Nachhaltig Skifahren am Golm – aber wie geht das?“ auf unserer Website einen eigenen Platz eingeräumt. Viele unterschätzen bei einem Skitag, was jeder Einzelne dazu beitragen kann. Anhand eines einfachen Beispiels stellen wir einen Standardskitag einem „ökologischen Skitag“ gegenüber. Bei einem Standardskitag fallen ca. 36 kg CO2-Ausstoß pro Kopf an, hingegen kommt man bei einem möglichst nachhaltigen Skitag auf 4 – 5 kg/Kopf. Den größten Unterschied macht natürlich die Anreise mit dem öffentlichen Verkehrsmittel aus. Deshalb denken wir intensiv darüber nach, wie wir attraktivere nachhaltige Anreisen schaffen können. Weitere relevante Punkte sind, ob das ausgewählte Skigebiet über Ökostrom verfügt und welche Speisen man konsumiert. In beiden Varianten ist (noch) ein Pistengerät mit Verbrennungsmotor im Einsatz – dieser Punkt muss sich künftig sicher auch noch ändern.
Jeder Einzelne kann also mit ein paar einfachen Schritten seinen Skitag wesentlich nachhaltiger gestalten.

Hätte Deiner Meinung nach jedes Skigebiet / jeder Player im Tourismus die Möglichkeiten dazu, nachhaltige Maßnahmen zu setzen?
Ja, Möglichkeiten gäbe es genug, es muss zuerst jedoch das richtige Bewusstsein vorhanden sein, warum man es macht. Zu sagen: ich als kleines Unternehmen kann ohnehin nichts ändern, stimmt nicht. Vor allem dient unser Handeln ja auch als Anstoß oder Information für die Gäste. Das sehe ich durchaus als Aufgabe für uns Touristiker. Hier sind wir gerne zur Zusammenarbeit bzw. Austausch mit Kollegen bereit!

Skifahren am Golm ist nicht nur familienfreundlich, sondern lässt sich auch nachhaltig gestalten. © Stephan Kohner

Skifahren am Golm ist nicht nur familienfreundlich, sondern lässt sich auch nachhaltig gestalten. © Stephan Kohner

Wird das Publikum, vor allem die jüngeren Gäste, künftig mehr auf eine nachhaltige Performance der Bergbahnen/Destination bei der Urlaubsentscheidung achten?
Auf jeden  Fall, aber nicht nur bei Bergbahnen. Man sieht es bei der Bewegung „Fridays for Future“, dass dies für Junge ein sehr großes Thema ist. Wir bemerken speziell beim Essen eine große Veränderung. Von den Jungen werden immer öfter vegane oder vegetarische Speisen verlangt. Außerdem erreichen uns z. B. viele Bachelor- oder Masterarbeit-Anfragen von Studenten, die genau in diesem Bereich ihre Abschlußarbeit schreiben wollen. Diese Leute bilden dann in Zukunft unsere Familien, unsere Gesellschaft wälzt sich also in absehbarer Zeit um. Das Nachhaltige wird das Normale werden. Es ist, denke ich, jetzt ganz wichtig, das Speisenangebot „zu reformieren“. Hier hinken Skigebiete oft gegenüber urbanen Räumen noch nach. Bei der Gesamtzufriedenheit mit dem Skitag spielt das eine nicht zu unterschätzende Rolle, hier kann man noch Akzente setzen. Unsere Seilbahnen befinden sich hingegen bereits auf einem Spitzenniveau, da ist der Spielraum zur Steigerung der Attraktivität schon relativ gering.

Zum Schluss noch ein anderes Thema: Wie ist bei Euch die letzte Wintersaison gelaufen? Wird wieder investiert?
Wir landen bei einem Minus zwischen 20 und 25 %. Dieser Wert zieht sich aber in ganz Vorarlberg durch. Es wird heuer kleinere Investitionen geben: wir erneuern einen über 50 Jahre alten Seillift durch einen Tellerlift. Es wird nämlich im Talstationsbereich unseres Familienskigebietes ein Kinderbereich entstehen, u. a. wird hier auch ein Förderband platziert werden. Außerdem wurde im Herbst 2021 die Golmerbahn nach 25 Jahren mit neuen Fahrbetriebsmitteln des Typs „level walk in“ ausgestattet. 10 der insgesamt 110 neuen Gondeln wurden im speziellen Design mit Golmi gestaltet. Zudem werden in allen Stationen die Zu- und Abgänge zur Bahn barrierefrei ausgeführt.
mak

Frau Grass, wir danken für das Gespräch!

Mag. Klaus Hofstätter, GF Hauser Kaibling Seilbahn- & Liftges.m.b.H. & Co KG. ©Hauser Kaibling

Mag. Klaus Hofstätter, GF Hauser Kaibling Seilbahn- & Liftges.m.b.H. & Co KG. ©Hauser Kaibling

Klaus Hofstätter, GF Hauser Kaibling Seilbahn- & Liftges.m.b.H. & Co KG – „Wir werden alles tun, was möglich ist“

Die Wintersaison 2021/22 verspricht wieder eine besondere Herausforderung zu werden. Der MOUNTAIN MANAGER hat Mag. Klaus Hofstätter nach seinen Ambitionen und Zielen für die Seilbahngesellschaft befragt.

Sie sind seit 2019 GF der Hauser Kaibling Seilbahn- & Liftges.m.b.H. & CFo KG. Was hat Sie an dieser Aufgabe gereizt?

Bevor ich die Geschäftsführung der Hauser Kaibling Bergbahnen übernommen habe, war ich Mountain Manager bei der Koralpenschilifte GmbH und 8 Jahre Vorstand der Lienzer Bergbahnen AG. Es war für mich zu dieser Zeit wichtig, mich wieder einer neuen Herausforderung zu stellen. Gereizt haben mich die Aufgaben hier und das Entwicklungspotenzial, das ich für das Bergbahnunternehmen selbst und für die Region Schladming-Dachstein insgesamt gesehen habe.

Welchen Stellenwert hat das Unternehmen in der Region, wo sehen Sie im Moment die größten Herausforderungen?

Ein Seilbahnunternehmen hat in einer touristisch geprägten Umgebung einen sehr hohen Stellenwert. Es ist der Motor der Region und hat natürlich auch große Bedeutung als Arbeitgeber. Man darf nicht vergessen, dass der Wertschöpfungsfaktor eines Seilbahnunternehmens bei 6 liegt. Das heißt, dass etwa aus 1.000 Euro an Löhnen, die Seilbahnen zahlen, an die 6.000 Euro an weiteren Löhnen in der jeweiligen Region, also etwa bei Beherbergungsbetrieben, Freizeitanlagen etc. lukriert werden. Seilbahnunternehmen stehen für Innovationen und sind gemeinsam mit den Tourismusverbänden und den Gemeinden ein wesentlicher Faktor, wenn es um die touristische Entwicklung einer Region geht. Diese Aufgaben vor den aktuellen Problemen anzugehen und Akzente zu setzen, ist natürlich eine Herausforderung.

Winter am Hauser Kaibling. ©Josh Absenger

Winter am Hauser Kaibling. ©Josh Absenger

Immer wieder tauchen Spekulationen über eine Megafusion Hauser Kaibling/Planai-Hochwurzen auf, zuletzt durch die Ergebnisse einer Strategieprüfung durch den Landesrechnungshof. Wie ist Ihre Meinung dazu?

Die Idee einer Megafusion war in den letzten Jahren immer wieder einmal Thema. Dafür lassen sich Pros und Contras anführen, die genau zu evaluieren sind. Grundsätzlich ist eine Fusion von den Eigentümern zu entscheiden. Da es bei den Hauser Kaibling Bergbahnen mehrere Eigentümer gibt, ist das von der gesellschaftsrechtlichen Seite gesehen sicher eine Herausforderung. In den letzten beiden Jahren haben wir unsere Zusammenarbeit in den Bereichen Marketing, Einkauf sowie Kommunikation intensiviert. Durch die 4-Berge Skischaukel sind wir eng miteinander verbunden, der Gast profitiert also bereits von einer guten Zusammenarbeit.

„Diese Wintersaison wird sicher wieder Herausforderung“

Welche Erwartungen haben Sie an die anstehende Wintersaison?

Aufgrund der aktuellen Situation haben wir die Erwartungen an Zutritten und Umsatz stark zurückgeschraubt. Da waren wir im Vorfeld sicher optimistischer. Diese Wintersaison wird sicher wieder eine Herausforderung, der wir uns aber mit Engagement stellen wollen. Wir haben ein gutes Team, eine gute Mannschaft – da werden wir alles tun, was möglich ist.

Mit dem Wollis Kids Park haben sie ein neues Angebot für den Winter 2021/22. Worum handelt es sich da?

Beim Wollis Kids Park handelt es sich um ein Anfängergelände, das sich direkt neben der Talstation unserer 8er-Kabinenbahn befindet. Hier gibt es ein adäquates Areal für Anfänger und Wiedereinsteiger, dazu einen Tellerlift und 3 Förderbänder. Zwei dieser Förderbänder sind rund 15 m lang, eines 90 m. Der ursprüngliche Arbeitstitel für dieses Projekt war „meet the snow“. Die Idee dahinter war, einfach allen die Möglichkeit zu geben, sich im Schnee zu bewegen, im Schnee aktiv zu sein – mit Ski oder Snowboard oder einfach mit dem Schlitten. Deshalb kann man die zwei 15 m langen Förderbänder auch gratis benutzen, für die beiden anderen gibt es sehr günstige Tarife. Mit dem Begriff „Wollis Kids Park“ beziehen wir uns auf eine unserer Attraktionen im Sommer, das Almlammprojekt. Deshalb haben wir das Schaf quasi als Maskottchen in den Winter gebracht.

NEU ab der Wintersaison 21/22 ist der WOLLIS KIDS PARK. ©Hauser Kaibling

NEU ab der Wintersaison 21/22 ist der WOLLIS KIDS PARK. ©Hauser Kaibling

Die Hauser Kaibling Bergbahnen engagieren sich schon seit einigen Jahren dafür, junge Leute zum Skifahren zu bringen. Was wird gemacht?

Neben dem neuen Wollis Kids Park gibt es schon seit einigen Jahren „Haus fährt Ski“. Dieses Projekt wurde 2015 ins Leben gerufen und ist eine gemeinsame Sache der Gemeinde, der Seilbahnen, des Tourismusverbandes und des Skiclubs. Es geht darum, den Kindern und Jugendlichen Spaß am Wintersport zu vermitteln und junge Talente zu fördern. Wir wollen den jungen Leuten die Möglichkeit bieten, den Wintersport zu genießen und zu trainieren, und das wird auch sehr gut angenommen. Dazu gibt es in ganz Ski Amadé dann natürlich auch die Junior Weekend Discounts. Da fahren Kinder und Jugendliche an jedem Wochenende, also Samstag und Sonntag, zum ermäßigten Preis.

„Wir haben einen Investitionsplan für die nächsten 7 bis 8 Jahre Jahre entwickelt“

Es gibt auf der Homepage eine 360° Virtual Tour. Wie wird das angenommen, gibt es Rückmeldungen?

Unsere Marketingabteilung hat mir versichert, dass die Virtual Tour sehr gut angenommen wird. Jeder kann sich hier die Pisten der 4-Berge-Skischaukel ansehen und einen ersten Eindruck von den Möglichkeiten und Verhältnissen vor Ort gewinnen. Gerade vor den Wochenenden haben wir gemerkt, dass sich die Zugriffe erhöhen und man sich ansieht, was man machen kann oder will.

Welche Investitionen stehen für die nächsten Jahre an?

Wir haben in den letzten Monaten einen internen Investitionsplan entwickelt, der die nächsten 7 bis 8 Jahre umfasst. Für dieses Jahr wurden neben Wollis Kids Park noch Parkplätze gebaut und Pisten verbessert. Insgesamt war das ein Investitionsvolumen von rund 1,5 Mio. Euro. Weiters umfasst die Planung den Ersatz unserer Zubringer 8er-Kabinenbahn durch eine 10er-Kabinenbahn, wobei der Zeitplan natürlich durch die Entwicklung der nächsten Monate beeinflusst wird. Zwei Jahre danach soll es wieder größere Investitionen in die Beschneiung geben. In das Sommerangebot erfolgen jährliche Investitionen, weil der Sommer noch einiges an Potenzial bietet. Und dann haben wir noch den Bau einer 8er-Sesselbahn ins Auge gefasst, weil wir den Besucherkapazitäten Rechnung tragen wollen. Da wurde schon in der Vergangenheit sehr gute Arbeit geleistet, sodass wir uns über sehr viele Gäste und Zutritte freuen dürfen.

Jeden Sommer werden am Hauser Kaibling rund 800 Schaft auf die Alm getrieben und sind dort eine Attraktion für Groß und Klein. ©Rene Perhab

Jeden Sommer werden am Hauser Kaibling rund 800 Schaft auf die Alm getrieben und sind dort eine Attraktion für Groß und Klein. ©Rene Perhab

Wie ist der Sommer 2021 für die Hauser Kaibling Bergbahnen verlaufen?

Der Sommer 2021 ist für uns sehr gut verlaufen. Wir hatten uns nicht gedacht, dass es hier nach 2020 eine Steigerung geben könnte. Deshalb waren wird auch sehr positiv überrascht, dass die Nachfrage tatsächlich so hoch war. Wir haben 2019 viel in das Angebot im Sommer investiert. So gibt es nun neben Wanderwegen, Spielplätzen und einem Streichelzoo eine Downhill Disc Golf-Bahn, einen E-Trial Park, einen Themenweg zur Geschichte des Hauser Kaiblings und Water Zorbing am Speicherteich Kaiblingalm. Gerade das Zorbing hat im Sommer für große Begeisterung gesorgt und wurde von den Gästen sehr gut angenommen. Der Sommer wird bei uns in den nächsten Jahren sicher noch einiges an neuen Angeboten bringen.

„Für den Sommer gibt es noch großes Entwicklungspotenzial“

Die Hauser Kaibling Bergbahnen wurden 2020 mit dem Gütesiegel der „Besten Österr. Sommer-Bergbahnen“ ausgezeichnet. Für welche Kategorie haben Sie Ihr Angebot abgestimmt, wie sieht es aus?

Unser Angebot, für das wir das Gütesiegel bekommen haben, wurde auf Familien abgestimmt. Familie, Natur und Genuss wird deshalb auch die Schiene sein, die wir weiter ausbauen wollen. Deshalb haben wir mit externen Partnern auch einen Masterplan erarbeitet, der dann sukzessive umgesetzt werden soll.

Auf Familien ist etwa das Angebot rund um unsere Bergschafe abgestimmt. Jeden Sommer werden an die 800 Schafe auf die Alm getrieben, die hier eine ökologische Pistenpflege betreiben, für mich ergibt das den „green mountain“. Es gibt ein attraktives Wochenprogramm mit Bauernmarkt, ein Fitnessprogramm, Wandertouren und natürlich kann man auch Biken. Neben den ausgewiesenen E-Bike-Strecken haben wir am Hauser Kaibling einen eigenen E-Trial Park, der für Erwachsene und Kinder ab 3 Jahren gedacht ist. Wir haben auch Pläne, dieses Angebot noch zu erweitern, der Fokus wird aber klar auf alles rund um die Familie gelegt.

Water Sorbing ist im Sommer 2021 von den Gästen sehr gut angenommen worden. ©Hauser Kaibling

Water Sorbing ist im Sommer 2021 von den Gästen sehr gut angenommen worden. ©Hauser Kaibling

Welchen Stellenwert hat der Sommer im Vergleich mit dem Winter, sehen Sie hier noch Entwicklungspotenzial?

Der Sommer ist in den letzten Jahren immer wichtiger geworden, da gibt es sicher noch großes Entwicklungspotenzial. Hier wird sich die Klimaerwärmung positiv auswirken. Gäste, vor allem auch aus dem urbanen Bereich, wollen frische Luft und der Hitze entkommen. Da sind die Berge bestens geeignet. Wir haben etwa im Sommer rund 1,5 Mio. Nächtigungen in der Region zu verzeichnen, Tendenz steigend.

Grundsätzlich kann man sagen, dass Bergbahnen nicht mehr nur für die Beförderung der Gäste Sorge tragen. Wir sind ein großer Freizeitbetrieb geworden, der ein entsprechendes Angebot hat. Dadurch können wir unseren Mitarbeitern auch Arbeitsplätze zur Verfügung stellen, die nicht nur auf eine Saison begrenzt sind. Sicher reicht der Umsatz im Sommer nicht an jenen im Winter heran, dennoch wird der Sommer immer wichtiger.

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für die Zukunft?

Die große Herausforderung wird es sein, mit dem Zahn der Zeit zu gehen. Der Mitbewerb ist aktiv, da müssen wir am Ball bleiben und in die Qualität investieren. Das bezieht sich nicht nur auf Anlagen, sondern auch auf die Dienstleistung für den Gast. Gleichzeitig müssen wir die gesamte Region in unser Wirtschaften miteinbeziehen, das „Kirchtumdenken“ ist überholt. Unsere 4-Berge-Skischaukel ist hier ein sehr gutes Beispiel. Mit diesem Berge übergreifenden Angebot können wir uns gut positionieren und international punkten.

lw

Florian Eisath, CEO Carezza Dolomites. ©lw

Florian Eisath, CEO Carezza Dolomites. ©lw

Florian Eisath, CEO Carezza Dolomites – „Erfolgreich wirtschaften im Einklang mit der Natur!“

Carezza Dolomites hat in den letzten Jahren viel investiert und sich zu einer modernen Destination mit entsprechendem Angebot entwickelt. Der MOUNTAIN MANAGER hat bei Geschäftsführer Florian Eisath nachgefragt.

Seit wann sind Sie GF des Bergbahnunternehmens „Carezza Dolomites“, wie war Ihr Zugang zur Branche?

Bis zum März 2018 war ich aktiver Weltcup-Skirennläufer, im August habe ich dann die Geschäftsführung von „Carezza Dolomites“ übernommen. Aktiv war ich im Betrieb aber schon seit 2014. Damals war ich dem Ende meiner Karriere schon sehr nahe, weil der sportliche Erfolg ausgeblieben ist. Das war der Grund, warum ich mich im Unternehmen eingebracht und schnell festgestellt habe, dass mich diese Branche sehr interessiert. Das ganze Entwicklungspotenzial, das ich hier gesehen habe, und die Aufgaben haben mich sehr gereizt. Dann hat sich der sportliche Erfolg wiedereingestellt und ich hatte ab 2014 meine erfolgreichsten Jahre im Weltcup. Immer mehr hat sich in den folgenden Jahren aber herauskristallisiert, dass mein Interesse am Business und am Potenzial unserer Destination kontinuierlich gestiegen ist, sodass mein Ehrgeiz hier etwas zu erreichen den Ehrgeiz im Sport übertroffen hat. Deshalb war letztlich die Entscheidung klar, hier zu 100% einzusteigen. Dabei hatte ich immer die volle Unterstützung von meinem Vater, der mir das Unternehmen schließlich übergeben hat.

Die 10er-Kabinenbahn „König Laurin“ erfüllt im Sommer 2021 bei den Beförderungszahlen schon fast das Plansoll ©Maria Gufler

Die 10er-Kabinenbahn „König Laurin“ erfüllt im Sommer 2021 bei den Beförderungszahlen schon fast das Plansoll ©Maria Gufler

Sie waren 15 Jahre im Skirennlauf erfolgreich, was nehmen Sie aus dieser Zeit für Ihre jetzigen Aufgaben mit?

Die Eigenschaften, die man als Spitzensportler mitbringen muss und auf die man aufbaut, kommen mir jetzt als Unternehmer sicher zugute. Es geht darum, sich ganz auf die Aufgaben zu konzentrieren, dann sind das Dranbleiben, das Kämpfen, das Durchhaltevermögen sicher wichtig. Man weiß, man will etwas erreichen und besser werden als die anderen, deshalb muss man sich jeden Tag wieder voll auf die anstehenden Aufgaben konzentrieren. Man darf nie zufrieden sein und muss immer am Ball bleiben. Das ist im Spitzensport wichtig und genauso als Unternehmer.

Wie sehen Sie die Rolle der Bergbahnen als Unternehmen in der Region?

Ich denke, dass die Bergbahnen in Carezza die gleiche Rolle spielen wie in vielen anderen Alpentälern. Sie sind der Motor für den Tourismus. Wir bringen die Gäste auf den Berg zum Skifahren, Wandern und Biken. Darüber hinaus sind die Seilbahnen natürlich auch ein nachhaltiges, umweltfreundliches Verkehrsmittel und das möchten wir als längerfristiges Ziel im Denken der Leute verankern. Immerhin leisten wir hier einen wichtigen Beitrag zur Verringerung des Individualverkehrs in den Dolomiten. Seilbahnen können grundsätzlich gut in ein durchdachtes Verkehrskonzept eingebunden werden, auch dafür möchten wir das Bewusstsein wecken. Das ist natürlich ein schwieriger und langfristiger Prozess – ich denke aber, dass auch in diesem Punkt das Kämpfen und Dranbleiben, das ein Sportler hat, von Nutzen sein kann.

Blick auf die Mittelstation der “König Laurin”. ©Maria Gufler

Blick auf die Mittelstation der “König Laurin”. ©Maria Gufler

„Wir haben unser Bewusstsein für nachhaltige Entscheidungen geschärft“

2019 ist Carezza Dolomites als erstes italienisches Skigebiet dem Klimaneutralitätsbündnis 2025 beigetreten, wie sehen die Ziele aus?

Wir arbeiten bereits seit 2012 am Projekt Klimaskigebiet, damals als Gemeinschaftsprojekt mit der Provinz Bozen, TechnoAlpin und Prinoth. Unser Ziel war es, unser Energiemanagement zu analysieren und zu überarbeiten. Im Zuge dessen haben wir dann auch begonnen, unsere Maschinen und Anlagen zu optimieren und so den CO2-Ausstoß zu verringern. Für diese Aktivitäten sind wir mit dem Arge Alp-Preis 2015 ausgezeichnet worden.

Im Verlauf der Arbeiten hat sich unser Bewusstsein für nachhaltige Entscheidungen geschärft. Schon damals hat sich auch gezeigt, dass unsere Kunden und Gäste das Thema gut annehmen und wir damit auch in den Medien auf großes Interesse stoßen.

Um unseren Weg konsequent weiterzuverfolgen, sind wir dann dem Klimaneutralitätsbündnis 2025 beigetreten. Dabei geht es darum, den Unternehmensfußabdruck innerhalb von maximal 12 Jahren auf klimaneutral zu stellen. Dafür wurde gemeinsam mit den Stakeholdern der Region ein Nachhaltigkeitsprozess gestartet, den wir sukzessive umsetzen wollen. Es geht dabei allerdings nicht nur um große Projekte, sondern um nachhaltiges Wirtschaften Schritt für Schritt. Ein Beispiel dafür ist etwa die Speisekarte der Wirte der Region, auf der immer mehr lokale Produkte und Speisen auftauchen werden. Einbezogen sind dann natürlich auch Müllvermeidung, Wegemanagement oder das Lenken der Besucherströme am Berg.

Wie sind Sie mit dieser Sommersaison zufrieden?

Wir sind mit der Sommersaison sehr zufrieden. Der Juni war noch etwas verhalten, der Juli trotz des schlechten Wetters schon sehr ok. Im August haben wir dann wirklich viele Gäste vor Ort gehabt. Gerade mit unserer neuen 10er-Kabinenbahn „König Laurin“ konnten wir die Beförderungszahlen im Vergleich mit den vorherigen Anlagen massiv steigern. Und auch bei den anderen Bahnen konnten wir im Vergleich mit 2019 Zuwächse bei der Beförderung verzeichnen.

Wie sieht das Angebot im Sommer aus? Welchen Stellenwert hat das Biking?

Im Fokus stehen bei uns das Wandern und Biken. Das Bikethema haben wir schon mit dem Bau der Kabinenbahn Welschnofen 2013/14 in Angriff genommen. Unser Biketrail bzw. Flowtrail zwischen der Frommer Alm und Welschnofen war auch mein erstes Projekt, das ich von der Planung bis zur Umsetzung komplett betreut habe. Dadurch sind wir in der Szene bekannter geworden. Um erfolgreich zu sein, muss man dann allerdings auch jedes Jahr etwas Neues bieten, man muss sich weiterentwickeln. Es ist nicht immer einfach, hier neue Wege oder Trails zu finden, die sinnvoll sind und mit denen man auch mit den Grundeigentümern Konsens erzielen kann. Das Bikethema ist aber grundsätzlich ein Wachstumsmarkt, dem man Beachtung schenken sollte – und das nicht nur seitens der Bergbahnen, sondern auch der Tourismusverbände.

Derzeit sind wir dabei, eine biketechnische Verbindung, einen Flowtrail, von der Frommer Alm nach Tiers zu planen, weil dort gerade die neue Pendelbahn gebaut wird. Hier soll es dann ebenfalls ein Bikeangebot für den Sommer geben.

Woher kommen die Gäste im Sommer üblicherweise, gibt es dieses Jahr Unterschiede?

Im Sommer kommen im Juli und August traditionell sehr viele italienische Gäste, im Juni, September und Oktober ist der deutsche, österreichische und Schweizer Gast stark vertreten. Das ist gleichgeblieben. Man merkt aber, dass dieses Jahr mehr Franzosen, Belgier und Spanier zu uns kommen. Der internationale Markt, von dem wir in einem normalen Jahr am Karersee profitieren, ist coronabedingt völlig eingebrochen. Prozentuell ergibt sich bezogen auf die Herkunftsländer dieses Jahr ein Bild von ca. 45 % Italien, 45 % DACH und rund 10 % andere Länder.

2020/21 wurde die 10er-Kabinenbahn „König Laurin“ gebaut, die im Sommer 2021 in Betrieb gegangen ist. Wie kommt sie bei den Gästen an?

Die Kabinenbahn erfüllt im Sommer 2021 bei den Beförderungszahlen schon fast das Soll, mit dem wir im Businessplan kalkuliert haben. Das freut uns natürlich sehr, und das obwohl die Bauarbeiten etwa im Bereich Begrünung noch nicht zur Gänze abgeschlossen sind. Wir sind mit der neuen Bahn im Betrieb sehr zufrieden und das positive Feedback der Gäste zeigt, dass wir hier eine gute Entscheidung getroffen haben.

In Italien ist die Wintersaison 2020/21 zur Gänze ausgefallen. Was hat das für Ihr Unternehmen bedeutet?

Das war natürlich eine extrem schwierige Situation. Wir haben sehr viel in die Vorbereitung investiert und waren bereit zum Start, der immer wieder verschoben wurde. Irgendwann hat man dann einsehen müssen, dass es keine Wintersaison geben wird. Das heißt, wir sind in die Vorleistung gegangen, hatten Kosten und null Umsatz, und bis dato auch keine Entschädigungszahlung von staatlicher Seite. Jetzt hoffen wir doch sehr stark, dass endlich die Zahlungen vom italienischen Staat eintreffen und wir uns entsprechend auf den Winter vorbereiten können.

Rosadirabike Festival 2019. ©Ivan Goller

Rosadirabike Festival 2019. ©Ivan Goller

„Die Leute wollen raus und etwas erleben“

Mit welchen Erwartungen gehen Sie in die Wintersaison 2021/22?

Ich bin zuversichtlich und optimistisch. Einheimische und Gäste haben Nachholbedarf, was den Winterurlaub betrifft. Die Leute wollen raus und wollen etwas erleben. Interessanterweise, und das bestätigen auch Studien, verfügen viele auch über Geldreserven, weil man im Lockdown nichts ausgeben konnte.

Deshalb bin ich auch überzeugt, dass wir mit unserem Angebot punkten können. Wir haben neben der neuen 10er-Kabinenbahn König Laurin auch den Sessellift Tschein von der Moseralm zum Tschein Berg verlängert und 5 alte Lifte abgetragen. Jetzt haben wir nur noch einen älteren Schlepplift, der auch in den nächsten Jahren ersetzt werden soll. Unser Skigebiet, in dem es viele alte Anlagen gegeben hat, präsentiert sich jetzt neu und modern. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass das unseren Gästen gefallen wird und sich unsere Investitionen als richtig herausstellen.

Welches Angebot hat Carezza Dolomites im Winter?

Der Fokus liegt beim Alpin-Skifahren. Carezza Dolomites ist ein Familienskigebiet, in dem es ein entsprechendes Angebot gibt. Aufgrund der landschaftlichen Gegebenheiten haben wir aber auch für den sportlichen Skifahrer etwas zu bieten. So gibt es 5 schwarze Pisten, die für Anfänger oder weniger geübte Skifahrer mit entsprechend leichteren Pisten umfahren werden können. Im Tiersetal gibt es zum Alpinangebot noch Winterwanderwege, dazu Möglichkeiten zum Schneeschuhwandern.

Gibt es Neues für diesen Winter?

Das Tiersetal, das über rund 1.000 Gästebetten verfügt, hatte bisher keine direkte Anbindung ans Skigebiet. Das wird gerade geändert. Gebaut wird eine 3,7 km lange Pendelbahn, die von St. Zyprian aus zur Frommer Alm ins Skigebiet Carezza Dolomites führt. Die Kabinen werden 60 Personen Platz bieten und sind mit einer Aussichtsplattform ausgestattet. In Betrieb gehen wird die neue Bahn Mitte Januar 2022.

Familienskigebiet Carezza. ©Ivan Goller

Familienskigebiet Carezza. ©Ivan Goller

Was sehen Sie als die wesentlichen Herausforderungen der Zukunft?

Herausfordernd sind sicher die klimatischen Verhältnisse, also die Gegebenheiten im Winter. Um Schneesicherheit bieten zu können, hat man schon bisher in die Beschneiung investiert. Darauf wird man in Zukunft weiterhin großes Augenmerk legen müssen.

Dazu möchten wir das Bewusstsein in den Fokus rücken, dass wir das Skigebiet im Einklang mit der Natur betreiben. Schließlich sollen auch künftige Generationen noch von der Schönheit der Natur profitieren können. In diesem Zusammenhang wollen wir die Qualität steigern und nicht die Quantität in den Blickpunkt rücken. Damit und mit einer entsprechenden Preispolitik muss es gelingen, die Destination wirtschaftlich erfolgreich zu führen.

Großes Potenzial sehe ich in den nächsten Jahren im Sommer, da kann man sich ein zweites stabiles Standbein neben dem Winter aufbauen. Der Sommer ist für das Unternehmen nicht so kostenintensiv, vom Klimawandel kann man hier sogar profitieren. Wenn der Sommer heißer wird, will man auf den Berg. Milde Herbstwetterlagen werden ebenfalls den Aufenthalt in den Bergen begünstigen.

lw

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