Im ältesten Gletscherskigebiet Österreichs, dem Kitzsteinhorn, kam es nach 17 Jahren zu einem Vorstandswechsel. Der MOUNTAIN MANAGER hat die Gelegenheit wahrgenommen, den neuen Vorstandsdirektor, MMag. Thomas Maierhofer, zur Zukunft des Schneesports im hochalpinen Gebiet zu Wort kommen zu lassen.

Herr Maierhofer, Sie sind seit sechs Jahren bei der Gletscherbahnen Kaprun AG, dem Pionier des Gletscherskilaufs, als kaufmännischer Prokurist tätig und haben am 1. August den langjährigen Vorstand Norbert Karlsböck als Alleinvorstand abgelöst. Wollen Sie sich den MM-Lesern vorstellen?

Ich bin als gebürtiger Mittersiller vor sechs Jahren sozusagen in meine engere Heimat zurückgekehrt. Nach dem Studium in Innsbruck betreute ich elf Jahre lang im Raiffeisenverband Salzburg die Kommerzkunden mit Schwerpunkt Seilbahnwirtschaft. Somit kam ich in dieser Zeit bereits mit dem Großteil der Salzburger Bergbahnunternehmen in Berührung. Vor sechs Jahren ergab sich die Chance, bei den Gletscherbahnen Kaprun die Aufgaben des kaufmännischen Prokuristen zu übernehmen und am 1.8. dieses Jahres durfte ich die Nachfolge von Norbert Karlsböck antreten, der nach 17 Jahren Vorstandstätigkeit in den Ruhestand wechselte. Neben mir als Alleinvorstand werden in der Geschäftsleitung des Unternehmens weiterhin Günther Brennsteiner den technischen Bereich des Kitzsteinhorns und Albin Rattensberger den technischen Bereich des Maiskogels verantworten.

Kitzsteinhorn, Ansicht bis Landwiedboden. ©Kitzsteinhorn

Kitzsteinhorn, Ansicht bis Landwiedboden. ©Kitzsteinhorn

Mit dem nicht mehr weg zu leugnenden Klimawandel kommen große Herausforderungen vor allen Dingen auf Gletscherskigebiete zu. Wie begegnen Sie denen?

Wollen wir uns einmal zurückerinnern? Der Hauptzweck der Erschließung des Schmiedinger Kees am Kitzsteinhorn war im Jahre 1995 der Sommerskilauf. Durch die dramatischen Klimaveränderungen der letzten Jahrzehnte war eine umfangreiche und ausgewogene Anpassungsstrategie unsererseits notwendig. In den letzten Jahren und vor allem im Sommer 2022 waren die Einflüsse auf den Gletscher besonders spürbar. Der Rückgang des Gletschers von 1995 bis heute ist mit 66 Prozent zu beziffern.

Daher haben wir uns im letzten Jahr dazu entschlossen, mit 29. Mai den Skibetrieb einzustellen. Einerseits um dem Gletscher Ruhe zu geben und die Schneedepots vorbereiten zu können und andererseits, weil wir nicht mehr garantieren konnten, dass wir den Gästen und den Skilehrer-Sommerausbildungskursen, die immer zu Ferienbeginn stattfanden, qualitativ gute Bedingungen herzustellen. Wir wollten diese Bilder nicht produzieren, da dies auch in der öffentlichen Diskussion kontraproduktiv ist. Grundsätzlich haben wir auch festgestellt, dass seit vielen Jahren das Interesse von touristischen Skisportlern am Sommerskilauf ohnehin stark abgenommen hat. Wir hatten zu diesen Zeiten ein Vielfaches an Ausflugsgästen gegenüber Skisportlern. Da war es auch unsere unternehmerische Verpflichtung, die wirtschaftliche Frage zu stellen. Wir mussten energieeffizienter werden, konnten somit Diesel und Strom einsparen. Der Hauptgrund der Maßnahmen sind aber nach wie vor die klimatischen Veränderungen.

Wie bekannt, begleiten wir auf dem Kitzsteinhorn ein wissenschaftliches Projekt, das diese Veränderungen genau nachvollzieht. So sind wir auch in der Lage, den Rückgang des Gletschereises ständig exakt zu vermessen.

 

Sie sprechen von Anpassungsstrategien. Was stellt man sich darunter technisch vor?

Grundsätzlich starteten wir eine Vielzahl von Maßnahmen, um den Gletscher zu schonen. Eine davon ist Snowfarming. Schneedepots werden angelegt, in denen der Altschnee des Winters über den Sommer gebracht wird, um einerseits den Gletscher zu schützen, weil Schnee darauf liegt und andererseits Schnee für den nächsten Skistart wieder zur Verfügung zu haben. Dieser Schnee muss nicht neu produziert werden. Im Gletscher werden Rillen gemacht und Schneefangzäune aufgestellt, damit der Wind den „gefarmten“ Schnee nicht abblasen kann.

Unsere Beschneiungs-Infrastruktur wurde bis an den oberen Gletscherrand ausgebaut und so kann auch im Nährgebiet des Gletschers Schnee erzeugt werden. Das tut dem Gletscher sehr gut. In diesem Bereich kann effizient bei niedrigsten Temperaturen und wenig Wind effizient beschneit werden. Und das dient natürlich auch als Gletscherschutz.

Wir werden uns damit abfinden müssen, dass der Gletscher weiter zurückgeht oder vielleicht eines Tages sogar vollkommen verschwindet. Wir können durch unser gut ausgebautes Beschneiungssystem und durch die extreme Hochlage aber auch in Zukunft einen sicheren Schneesportbetrieb über einen großen Teil des Jahres garantieren. Geht die Beschneiung bis zum Gletscherjet 4, also den höchsten Punkt des Skigebiets, projektieren wir sogar noch eine intensivere Beschneiung im zentralen Schmiedingerbereich. Dadurch ermöglichen wir eine durchgehende Schneedecke bis zum Alpinzentrum. Wir entwickeln uns gerade vom Gletscherskigebiet zum schneesicheren Höhenskigebiet.

3 K K-onnection. ©Kitzsteinhorn

3 K K-onnection. ©Kitzsteinhorn

In der öffentlichen Meinung werden Seilbahnunternehmen verstärkt als Energiefresser dargestellt. Nachhaltig hergestellte Energie ist ein zentrales Thema für die Gletscherbahn AG?

Unser Gletscherskigebiet ist einer der Vorreiter bei ökologischen Maßnahmen. Nachhaltige Energieerzeugung haben wir mit dem Betrieb eines Kleinwasserkraftwerkes umgesetzt, in das wir im letzten Sommer eine dritte Turbine eingesetzt haben. Das ermöglicht uns, das Schmelzwasser, das vom Berg ins Tal fließt, auch energetisch zu nutzen.

Unser jüngstes Projekt ist eine starke Initiative in Photovoltaik. Wir haben diesen Sommer auf den eigenen Gebäudeflächen PV in Größenordnung von 360 kW Peak installiert. Das ist eine ordentliche Größe. Mit diesen beiden Produktionsformen haben wir eine Jahresproduktion, die etwa 60 Prozent unseres Energiebedarfs bei der Beschneiung abdeckt.

Mittelfristig wollen wir bei allen unseren Gebäuden in PV Ausbau investieren, da nehmen wir auch richtig Geld in die Hand, da wir möglichst energieunabhängig sein wollen. Dieser PV-Ausbau geschieht in enger Zusammenarbeit mit der Salzburg AG und vor allen Dingen mit örtlichen Elektrounternehmen. Denn Nachhaltigkeit hat für uns auch eine wirtschaftliche und soziale Komponente, sodass bei uns immer Unternehmen aus der Region zum Zug kommen.

Zu betonen ist in diesem Zusammenhang, dass wir ausschließlich zertifizierten Strom aus erneuerbarer Energie verbrauchen, was ja ohnehin in der Branche seit vielen Jahren üblich ist. Daher ist es auch unser Bestreben, den Anteil der Eigenproduktion ständig zu erhöhen.

Ab dem Winter 2023/24 werden alle Pistenfahrzeuge am Maiskogel und am Kitzsteinhorn mit HVO100 betankt. ©Edith Danzer

Ab dem Winter 2023/24 werden alle Pistenfahrzeuge am Maiskogel und am Kitzsteinhorn mit HVO100 betankt. ©Edith Danzer

Welche weiteren ökologisch basierten Maßnahmen werden gesetzt?

Wir evaluieren unsere Prozesse zur Erhöhung der Energieeffizienz ständig, ohne allerdings dabei unsere Qualität für die Gäste zu beeinträchtigen. Wir haben mittlerweile alle unsere Gebäude zu 100 Prozent de-karbonisiert.

Den größten Problemkreis stellen natürlich die Pistenfahrzeuge dar. Hier haben wir im vergangenen Jahr begonnen, die Geräte am Maiskogel mit HVO Treibstoff zu betreiben. Der erfolgreiche Einsatz und der Nachweis einer 90-prozentigen Einsparung an CO2-Ausstoß haben uns überzeugt, unseren gesamten Fuhrpark auch auf dem Gletscher auf diesen Treibstoff umzustellen. Das ist mit erheblichen Mehrkosten verbunden – HVO ist um 50 bis 60 Cent teurer als fossiler Brennstoff – diese Kosten nehmen wir aber bewusst in Kauf, denn wir werden künftig an die 1.100 Tonnen CO2 einsparen.

Aktuell gibt es keine Alternative zur CO2-Reduzierung. Wir beobachten den Markt für elektrobetriebene Fahrzeuge, diese sind aber heute noch nicht weit genug entwickelt, um marktreif zu sein. Die Akkus sind zu schwer und in großer Höhe durch die herrschende Kälte auch schwer einsetzbar.

 

Wie schlägt sich die aktuelle Situation auf die Preisstrategie nieder?

In diesem Jahr laufen die günstigen Verträge mit den Energielieferanten aus und so werden künftig auch bei uns die teuren Strompreise durchschlagen. Aber der Druck auf die Preise entsteht nicht nur durch die teurere Energie sondern auch durch ein erhöhtes Dienstleistungsaufkommen. Der Personalaufwand wird ständig größer und die Kollektivverträge wurden im vergangenen Jahr mit einem Plus von 10,2 Prozent abgeschlossen. Aufgrund der anhaltenden Inflationsdebatte schauen wir gespannt auf die diesjährigen Abschlüsse.

Wir sind allerdings bestrebt, unser Angebot ständig zu erhöhen. So wird dieses Jahr am Stanger im Maiskogelbereich ein zweiter Schlepplift für Anfänger in Betrieb gehen.

Wir haben uns dieses Jahr auch auf Verbesserungen im Gastronomiebereich konzentriert. Das Alpincenter inklusive der Skyline Bar wurde nach 23 Jahren großzügig restauriert. Dieses Zentrum und das höchstgelegene Gipfelrestaurant an der Grenze zum Nationalpark werden sich also weiterhin großer Beliebtheit erfreuen.

 

Zum Abschluss: Welche Auswirkungen werden die aktuellen Straßenbaustellen auf die Skizentren Innergebirg haben?

Wir können das für den Pinzgau heute schwer abschätzen. Wir rechnen mit einer gewissen Verlagerung des Verkehrs, was wir auch sehr kritisch für unsere Region sehen. Auf die Auslastung durch Tagesgäste wird es sicher Auswirkungen haben.

gb