Die Dornbirner Seilbahn GmbH hat ein breit gefächertes Angebot für ihre Gäste. Der MOUNTAIN MANAGER hat nachgefragt, wie es gelingt, alles unter einen Hut zu bringen und den unterschiedlichen Anforderungen gerecht zu werden.

Foto: dwl

MM: „Welche Destinationen/Bergbahnen umfasst die Dornbirner Seilbahn GmbH?“Mag. Herbert Kaufmann: „Die Dornbirner Seilbahn GmbH hat drei ¬Betriebsstätten. Das sind die Karrenseilbahn auf den Dornbirner Hausberg ¬Karren, das Bergdorf Ebnit im Gemeinde¬gebiet von Dornbirn und das klassische Naherholungsgebiet Bödele, wo wir ¬einen fixgeklemmten 4er-Sessellift und einige Übungslifte betreiben.“MM: „Wie lange gibt es das Unternehmen, wie hat es sich entwickelt?“Kaufmann: „Die Dornbirner Seilbahn GmbH wurde 1950 gegründet. Damals wurde mit dem Skibetrieb am Bödele gestartet, d. h. der Skibetrieb war die Grundlage der Gesellschaft. Erst einige Jahre später, nämlich 1956, wurde die Karrenseilbahn gebaut. Die Anlage im Ebnit gibt es seit 1968, sie wurde aber in der Anfangszeit vom örtlichen Tourismusverein geführt. Erst später wurde Ebnit dann in die Gesellschaft eingegliedert. Das Unternehmen hat ganzjährig ca. 15 Mitarbeiter, je nachdem welche Projektschwerpunkte wir bearbeiten. In der Wintersaison sind es dann bis zu 35 Mitarbeiter, die wir beschäftigen.Die Dornbirner Seilbahn GmbH hat außerdem 500 Gesellschafter, wobei die Stadt Dornbirn die meisten Anteile, nämlich knapp 52 %, hält. Die breite Verankerung ist für uns sehr wichtig, weil die Verbindung zur lokalen Bevölkerung dadurch sehr gut ist, sodass an den Belangen der Bahn auch großes Interesse besteht.MM: „Welche Schwerpunkte setzt man in den einzelnen Bereichen?“Kaufmann: „Das Bödele ist das klassisch vorgelagerte Familienskigebiet mit dem Aufgabenschwerpunkt, mit kurzen Wegen zum Skifahren zu kommen und eine Ausbildung zum Skifahren zu ermöglichen. Ebnit hat Dorfcharakter, was durch das Angebot im Feriendorf verstärkt wird. Der Lift hier wäre ohne das Feriendorf nicht möglich, das Feriendorf ohne Lift auch nicht – so entsteht eine wechselseitige Symbiose, die von Einheimischen und Gästen gleichermaßen geschätzt wird. Die Karrenseilbahn ist eine klassische Sommerbergbahn, die allerdings auch im Winter in Betrieb ist. Das Spezielle an der Karrenbahn ist, dass sie im Zweischichtbetrieb gefahren wird, weil wir wochentags bis 23 Uhr fahren, am Freitag und Samstag sogar bis 24 Uhr. Für unsere Gäste hat die Karrenseilbahn einige Vorteile: Sie liegt direkt in der Nähe zum Dornbirner Zentrum, und man hat von der Bergstation einen besonderen Ausblick, der bis zum Bodensee und in die Schweiz reicht und er ist auch Ausgangspunkt für ein breit verzweigtes Wandernetz. Der Karren gilt außerdem als größtes Sportgerät Dornbirns – Fitness gehört also genauso zur Thematik wie der Genuss, den man durch das Angebot im Panoramarestaurant erleben kann.“

Die Karrenseilbahn ¬gehört zu den „Aus¬gezeichneten Österr. Sommerbahnen“. Fotos: Dornbirner Seilbahn GmbH

MM: „Wie lange sind Sie Geschäftsführer der Dornbirner Seilbahn GmbH, wie war Ihr Zugang zur Seilbahnbranche?“Kaufmann: „Ich bin seit 2003 Geschäftsführer der Dornbirner Seilbahn GmbH. Zwei Jahre zuvor habe ich im Unternehmen im Bereich Marketing bei der Karrenseilbahn begonnen, ich komme also aus dem Marketingbereich. Dann hat sich die Möglichkeit geboten, in die Geschäftsführung einzusteigen. Seit 2006 bin ich alleiniger Geschäftsführer.“MM: „Was sehen Sie als die großen Herausforderungen in Ihrer Aufgabe?“Kaufmann: „Die große Herausforderung ist, die Betriebsstätten so attraktiv zu machen und zu halten, dass wir den wirtschaftlichen Erfolg sicherstellen können. Z. B. ist es für uns im Skigebiet Bödele eine Herausforderung den Anschluss an die Branchentrends nicht zu verlieren, im Bewusstsein nicht in der Dimension investieren zu können, wie es andere Ski- und Freizeitbetriebe tun.Unsere Anlagen stehen auf ca. 1.100 m und wir haben keine Beschneiungsanlage. Eine solche wäre für uns wirtschaftlich nicht tragbar, dazu wären die Voraussetzungen vor Ort auch nicht günstig. Es ist hier natürlich nicht so einfach, das Angebot so zu gestalten, dass die Gäste immer wiederkommen. Der Karren gibt uns als Ganzjahresbetrieb die eine oder andere kreative Variante mehr und ist in diesem Punkt reicher an Facetten, sodass wir auch ein entsprechendes Angebot bereitstellen können.“MM: „Die Dornbirner Seilbahn GmbH verfügt über die Auszeichnung ¬‚ÖKOPROFIT ®’. Was ist das genau, was macht man?“Kaufmann: „ÖKOPROFIT ® ist ein Umweltmanagementsystem und Gütesiegel, mit dem Land Vorarlberger als Träger der Initiative. Es soll im betrieblichen Alltag aufzeigen, wo Möglichkeiten bestehen, ökologisch sinnvoll zu handeln und entsprechende Maßnahmen zu setzen. Das soll dann für die Umwelt genauso Vorteile bringen wie für die Effizienz und letztendlich die wirtschaftliche Situation. Wir sind da seit Jahren dabei. Wie in vielen dieser Systeme gibt es Bewertungskriterien, die immer wieder überprüft werden, sodass wir ständig auf aktuellem Stand sind. Wir bekommen Tipps und Ratschläge, was wir noch verbessern können, um in den unterschiedlichen Bereichen bestmöglich aufgestellt zu sein. Für uns ist ÖKOPROFIT® auch ein Qualitätskriterium.“

Neu im Sommer 2016 ist die „Karrenkante“.

MM: „Welche Neuerungen/Neuheiten gibt es im Skigebiet Bödele?“Kaufmann: „In der vergangenen Saison haben wir eine kleine, feine Tellerliftanlage neu gebaut. Das war keine Erweiterung im Skigebiet, sondern ein zusätzliches Angebot. Der Tellerlift stellt einen Übergang vom klassischen Übungslift zur 4er-Sesselbahn dar. Für dieses Jahr möchten wir unseren Parkplatz neu ordnen und vergrößern, damit die Fläche optimal genutzt werden kann und unsere Besucher ein Mehr an Komfort erhalten. Die Bauarbeiten dazu starten in den nächsten Wochen. Damit in Zusammenhang steht ein Projekt mit dem Landesstraßen-Bauamt, damit auch die Verkehrssicherheit erhöht wird. Das soll 2017 folgen. Darüber hinaus würden wir gerne den Einstieg ins Skigebiet verbessern.“MM: „Welche Gäste spricht man hier an, woher kommen die Besucher?“Kaufmann: „Unsere Gäste stammen hauptsächlich aus dem direkt regionalen Raum und grenznahen Ausland. Der Anteil an Nächtigungsgästen ist mit 1 bis 2 Prozent marginal. Bödele ist ein klassisch vorgelagertes Skigebiet, liegt auf Schwarzenberger Gemeindegebiet und profitiert von der Nähe zur Stadt Dornbirn. Man kann hier schnell am Nachmittag noch zum Skifahren kommen, die Ticketpreise sind ent-sprechend gestaffelt. Die Tagesgäste kommen aber nicht nur aus Dornbirn und Umgebung, sondern aus dem ganzen Raum Bodensee und Rheintal, also auch aus Süddeutschland und aus der Schweiz. Der Anteil der Schweizer Gäste macht rund 10 % aus, Tendenz leicht steigend.“MM: „Wie ist für Sie die Wintersaison 2015/16 gelaufen?“Kaufmann: „Die Saison war nicht einfach. Wir hatten als Start im November beste Schneebedingungen, also eine Schneehöhe von rund 1 m am Bödele. Da waren wir sehr zuversichtlich, dass wir bis Weihnachten gut durchkommen. Dem war aber dann nicht so. Wir hatten eine sehr starke Fönwetterlage, sodass der Schnee letztlich nicht weggetaut ist, sondern tatsächlich „verblasen“ wurde. Nach diesem kurzen Start konnten wir aufgrund der Wetterlage dann leider erst Anfang Jänner wieder in Betrieb gehen, und das können wir als Tagesskigebiet leider nicht mehr aufholen. Wenn man sich die Schneesituation vom Bödele über die letzten 10 Jahre hinweg beobachtet, hatten wir ‚glücklicherweise‘ nur 1 Saison, welche komplett ausgefallen ist. Ansonsten konnten wir immer, wenn auch des Öfteren verspätet, öffnen. Der Saisonbeginn ist allerdings jedes Jahr mit Herzklopfen verbunden. Unser Skigebiet hat dabei glücklicherweise den Vorteil, dass das Gelände nicht felsig ist. Wir können also, wenn die Temperatur passt, schon mit einigen Zentimetern an Schnee in den Winterbetrieb starten.“MM: „Die Karrenseilbahn gehört zu den ‚Ausgezeichneten Österreichischen Sommerbergbahnen‘ – welche Themenkategorie hat man gewählt, wie sieht das Angebot aus?“Kaufmann: „Wir waren eine der ersten Bahnen, die bei den ‚Ausgezeichneten Österreichischen Sommerbergbahnen’ dabei waren und haben den Genussberg gewählt, weil wir unseren Fokus auf das Panoramarestaurant gelegt haben. Das findet auch großen Anklang, ob das persönliche Feierlichkeiten, Firmenkundenveranstaltungen oder gesellschaftliche Anlässe sind. Die Struktur, die wir hier am Berg anbieten, verbunden mit den langen Betriebszeiten der Bahn, verhilft uns sicher zu einer Sonderstellung in Europa. Das Thema ‚Aussichtsberg’ könnte für uns in Zukunft ebenfalls noch in Betracht kommen, im Moment konzentrieren wir uns aber auf den Genussberg.“MM: „Was ist neu im Sommer 2016?“Kaufmann: „Wir haben bei der Karrenseilbahn an der Bergstation bauliche Veränderungen vorgenommen. So wurden die bestehenden Metallzäune durch Glaselemente ersetzt, sodass die Aussicht im Gastgarten noch besser geworden ist. Dazu wurde dieses Jahr die ‚Karrenkante’ in Betrieb genommen. Das kommt genau richtig zu den runden Jubiläen, die wir feiern, nämlich 60 Jahre Karrenseilbahn und 20 Jahre Karrenseilbahn-Neu. Die ‚Karren-Kante‘ ist die erste Aussichtsplattform in Vorarlberg. Sie ragt unter dem Panoramarestaurant zwölf Meter hinaus, endet direkt über der Felskante. Quasi ‚im Nichts stehend‘ sind die Besucher den Launen der Natur wie Regen, Sonne und Schnee ausgesetzt und können atem- und gefühlsberaubende Ausblicke genießen.Wenn man ganz außen steht, kann man dann am Selfie-Point noch ein Foto machen und sich dieses dann auf der Homepage holen und z. B. auf Facebook hochladen oder es sich sogar vor Ort ausdrucken lassen.“

Das Skigebiet Bödele zieht viele Tagesgäste aus dem Großraum Dornbirn an.

MM: „Welches Angebot hat die Karrenseilbahn im Winter?“Kaufmann: „Auch im Winter ist die Karrenseilbahn täglich in Betrieb. Wir starten allerdings eine Stunde später als im Sommer. An Themen stehen im Winter wie im Sommer Kulinarik, Fitness und Ausblick im Fokus.“MM: „Das Bergdorf Ebnit stellt sein Angebot unter den Slogan ‚Ebnit erleben’. Was erwartet die Besucher?“Kaufmann: „In Ebnit gibt es ein gut durchdachtes Paket, das eine Fülle an Möglichkeiten bietet. Im Winter steht das kleine Familien-Skigebiet im Zentrum, im Sommer gibt es zahlreiche Outdoor-Aktivitäten wie Hochseilgarten, Schluchtenfox-Parcours, Canyoning, Slackline-Parcours, Bruderbach-Abenteuertouren, Bogen- und Balanceparcours, geführte Wanderungen und Reiten. Der besondere Einstieg ins Bergdorf Ebnit ist die wildromantische Anfahrt, das gibt schon das erste Aha-Erlebnis.“MM: „Wie sehen hier die Gästestruktur und das Einzugsgebiet der Besucher aus?“Kaufmann: „In Ebnit sind die Gäste bunt gemischt, wobei das Angebot auf Kleingruppen ausgelegt ist. Es geht z. B. um Teambuilding, gemeinsame Ausflüge und Firmenevents. Dafür ist das Einzugsgebiet vielfältig – die Gäste kommen nicht nur aus Dornbirn, sondern auch aus dem Rheintal, dem Raum Bodensee oder der Schweiz.“MM: „In welchen Bereichen sehen Sie Wachstumspotenzial, wie sehen Sie die künftige Entwicklung am Karren, im Bergdorf Ebnit und für das Skigebiet Bödele?“Kaufmann: „Natürlich erhoffen wir uns durch die neuen Impulse und durch die Investitionen für den Karren Wachstumspotenzial. Wir hatten hier auch schon in den letzten Jahren eine sehr erfreuliche Entwicklung und glauben, noch zulegen zu können. Das Angebot am Bödele ist natürlich sehr stark schneeabhängig – ich denke aber, dass wir auch hier durch gezielte Aktionen unser Stammpublikum binden und neue Kunden gewinnen können. Das Bergdorf Ebnit wird auch weiterhin eine kleine, feine Destination bleiben. Hier ist man durch die Infrastruktur nicht für ein Massenangebot ausgerichtet. Wir hoffen aber auch hier, dass wir durch entsprechende Maßnahmen die Umwegrentabilität steigern können.“ dwl

Das Bergdorf Ebnit ist auf Kleingruppen ausgerichtet.

MM: „Wird es noch Ausbauten der Attraktionen geben und wie sieht überhaupt das langfristige Ziel des Freizeit- und Sportzentrums Mehliskopf aus?“Kern: „Ich bin grundsätzlich immer auf der Suche nach neuen Ideen und wir haben auch noch Erweiterungsmöglichkeiten. Etwa für eine Überschlag-Schaukel („Kiiking“) oder einen Ganzjahres Rodelhang für Tubing sowie einen Flow-Trail für Mountainbiking. Als Beirat des Vereins der Nationalpark-Region e.V. spreche ich für die Skiliftbetreiber an der Schwarzwaldhochstraße bzw. die touristischen Leistungsträger insgesamt und plädiere da für Entwicklungsmöglichkeiten. Es ist zu wenig, nur den Bestand zu schützen. Wenn keine Entwicklung für ortsansässige Betriebe möglich ist, haben diese in Wahrheit keine Zukunft. Wir müssen der technischen Entwicklung folgen dürfen und das ein oder andere auch neu machen dürfen.Unser Ziel ist, dass am Mehliskopf eine notwendige Symbiose von Naturschutz und Bewegung entsteht. Die Menschen suchen heute ja beides. Der bewegungsorientierte Outdoor-Bereich ist ein Zukunftsmarkt, den wir am Mehliskopf das ganze Jahr über bedienen möchten. Dabei versuchen wir auch, die Wetterabhängigkeit etwas abzufedern.“MM: „Was waren die größten Herausforderungen für Sie – die UVP Verfahren, die Klimaveränderung, die Aufbringungen von Finanzmitteln, ein verändertes Marketing oder…?“Kern: „Genau genommen von allem etwas. Man braucht Fremdmittel für die Investitionen und sollte für die Rückzahlung positiv bilanzieren, obwohl das alles entscheidende Weihnachtsgeschäft immer öfter ausfällt… Wenn man erst im Jänner starten kann, bringt die Saison schon Verluste. Durch die Einführung der Sommerattraktionen zielte ich darauf ab, wenigstens mit einer ausgeglichenen ,0′ in den Winter zu gehen. Durchschnittlich können wir mit 55 Betriebstagen im Winter rechnen, die Bandbreite schwankt jedoch von 20 bis 120 Betriebstagen. Wir setzen jetzt mehr auf Fixtermine bei den Gästen in Form von Eventtagen. Da kommen Firmen mit 150 und mehr Gästen und absolvieren ein Ganztagesprogramm mit allen unseren o. e. Angebotsbausteinen plus Wandern, Teamtraining, Teambuilding, Bogenschießen und Geo-Caching. Für Schlechtwetter steht auch Indoor-Klettern zur Verfügung. Das Motto ist: Bewegungsorientierter Sport im Freien bringt’s.“

    
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