Johannes Aldrian, MBA, GF Katrinseilbahn GmbH. ©Bettina Gangl
Johannes Aldrian, MBA, GF Katrinseilbahn GmbH Unsere Gäste fahren auf den Berg rauf, um runterzukommen!
Seit 65 Jahren nutzen Einheimische und Gäste die Katrinseilbahn, um aus dem Alltag auszusteigen. Geschäftsführer Johannes Aldrian hat dem MOUNTAIN MANAGER Einblick in die Besonderheiten der Destination gegeben.
Wann wurde die Katrinseilbahn errichtet, um welchen Seilbahntyp handelt es sich?
Die Katrinseilbahn wurde 1959 eröffnet und war damals die erste kuppelbare Einseilumlaufbahn in Österreich mit einer speziellen Klemme. Sie war bis 1976 in Betrieb und wurde in der Folge durch das jetzige System einer 4er-Einseilumlaufbahn von Girak ersetzt. 1998 wurden die vorhandenen Klemmen gegen die neuen Girak-Nockenklemmen getauscht, 2007 wurde die Elektrotechnik erneuert. Betrieben wird das Seilbahnunternehmen, das als GmbH geführt wird, zu 100 % von der Stadt Bad Ischl. Bis 2010 hatten wir auf der Katrin neben dem Sommerangebot im Winter Skibetrieb, der dann allerdings aus Kostengründen eingestellt wurde.
Wie viele Personen werden pro Jahr transportiert, woher kommen die Gäste?
Die Katrinseilbahn befördert im Jahr rund 70.000 Gäste, wobei wir einen großen Anteil an Einheimischen haben. Gerade bei den Saisonkarten achten wir deshalb sehr darauf, dass sie für die Einheimischen leistbar sind. Es ist unser Ziel, den Berg für sie als Naherholungsziel so interessant und leicht erreichbar wie möglich zu machen.
Dann gibt es natürlich viele Gäste, die aus dem Welser und Linzer Raum zu uns kommen. Unsere Region zeichnet sich durch ausgesprochen wenig Nebel aus, sodass die „Nebelflüchtlinge“ einen Aufenthalt auf der Katrin zu schätzen wissen. Im Sommer machen dann auch sehr viele Gäste, die das Salzkammergut besuchen, einen Abstecher auf die Katrin.
Seit wann bist Du Geschäftsführer der Seilbahn, wie war Dein Zugang zur Branche?
Ich bin sein 2013 Geschäftsführer und habe diese Position in einer Situation übernommen, in der es für den Fortbestand der Seilbahn sehr schlecht ausgesehen hat. Im Team haben wir dann versucht, die Katrinseilbahn mit kleinen Schritten sukzessive wieder attraktiver zu machen. Das hat sich sehr erfolgreich entwickelt. Mittlerweile kommen wir bereits das fünfte Jahr ohne Zuschüsse aus, wir können also wirklich autonom arbeiten. Alles, was wir an Überschüssen erwirtschaften, können wir auch wieder in die Technik der Seilbahn und die Qualitätsverbesserung stecken. Das macht die Arbeit sehr interessant, weil man natürlich auch sieht, wie sich die Dinge weiterentwickeln.
Mein Weg zur Seilbahnbranche war kein direkter. Ich bin aus Graz und habe dort Maschinenbau studiert. Das Studium habe ich allerdings nicht abgeschlossen, weil es mir zu trocken war und ich mehr mit Menschen arbeiten wollte. Ich war in der Folge viel im Ausland, etwa in Kroatien und in der Türkei, im Bereich Yachtcharter tätig, habe aber auch in Spanien und Frankreich in der Gastronomie gearbeitet. In Wien war ich für Feinkost Käfer im Bereich Eventmanagement aktiv, dazu als Konzertveranstalter für klassische Konzerte. Bei den Stationen hat eine zur nächsten geführt, bis ich dann gemeinsam mit meiner Lebensgefährtin nach Bad Ischl gezogen bin. Hier habe ich 3 Jahre für den Tourismusverband gearbeitet. Als ich dann 29 Jahre alt war, hat sich mir die Gelegenheit geboten, als Geschäftsführer für die Katrinseilbahn in die Bergbahnbranche einzusteigen. Durch die damalige schlechte Finanzsituation der Seilbahn war mir ein Scheitern sehr bewusst, ich habe aber die Aufgabe auch sehr bewusst angenommen. Wenn es die Möglichkeit gibt, eine so wunderbare Seilbahn weiterzuführen und zu erhalten, sollte man die Herausforderung annehmen. Das habe ich gemacht und die Entwicklung war letztendlich sehr positiv. Wir sind hier ein kleines Team, das aus 15 Mitarbeitern besteht. Es ist alles überschaubar, jeder ist mit viel Engagement bei der Sache.
„Die Katrinseilbahn setzt ihren Fokus auf Entspannung und Erholung“
Welchen Stellenwert hat die Katrinseilbahn im touristischen Umfeld der Region?
Ich denke, dass die Katrinseilbahn ein wichtiges Ausflugsziel in der Region ist. Es gibt in der Umgebung eine Reihe an Seilbahnen, die ihr eigenes Angebot haben – die Katrinseilbahn setzt ihren Fokus auf Entspannung und Erholung. Wir möchten keine Inszenierungen machen, es gibt keine Trails, keine Zipliner oder ähnliches. Auf den Gipfel führt bei uns auch keine Straße, der Bereich ist tatsächlich frei von jeglichem Straßenverkehr. Man könnte also durchaus sagen, dass man auf die Katrin rauffährt, um runterzukommen. Der Fokus liegt auf der Entspannung und dem Ausblick, das wissen unsere Gäste auch zu schätzen. Es gibt am Berg sehr interessante Begegnungen, wenn sich Einheimische mit Gästen treffen und austauschen.
Welche Saison ist für das Unternehmen die besucher- und umsatzstärkste?
Die Sommersaison macht rund 80 % unseres Umsatzes aus. Wir haben im Winter zwar auch täglich geöffnet, allerdings ohne Skibetrieb. Es geht im Winter darum, dem Nichtskifahrer einen Zugang auf den Berg zu ermöglichen. Im Winter haben wir ein deutlich kleineres Angebot als im Sommer, aber das hat sich bisher sehr gut etabliert. Für unsere Mitarbeiter bedeutet das, dass wir ihnen eine ganzjährige Beschäftigung anbieten können. Und das ist uns auch sehr wichtig.
Wie sieht das Angebot im Sommer aus?
Wir haben das Areal in seiner Ursprünglichkeit belassen, weil hier alles Naturschutzgebiet ist. Am Berg gibt es bei uns die Katrin-Almhütte und den Katrin-Berggasthof als Gastronomiebetriebe, dazu ein schönes Wanderwegenetz, das entlang des Katergebirges führt und wunderschöne Aussichtspunkte erschließt. Der 7-Seenblick-Wanderweg z. B. dauert rund 2 Stunden und führt auf den Katrin Gipfel mit dem historischen Franz-Josef-Kreuz, für den Rundweg Rosen- und Feuerkögerl zur Aussichtsplattform „Trauntalblick“ ist man etwa 1 Stunde unterwegs. Unsere Gäste genießen die Ruhe und die Aussicht und das darf auch gerne so bleiben, wie es ist. Eine Inszenierung findet man auf der Katrin nicht.
Seit wann gibt es den Erlebnisweg, was bietet er?
Der Erlebnisweg wurde zu unserem 60-jährigen Bestehen fertig. Dafür gibt es 12 Stationen rund um die Bergstation, die leicht zu begehen sind und in der man viel über die Tiere am Berg und die Natur generell erfährt. Unter dem Stichwort „1.000 m“ möchten wir vor allem Kindern, aber auch Erwachsenen näherbringen, was der Höhenunterschied im Vergleich zum Tal bedeutet, wie er sich auf das Leben, die Flora und Fauna auswirkt. Dazu gibt es in den Stationen nicht nur Infotafeln, sondern auch etwas zum Anschauen, zum Spielen und zum Erforschen.
Was dürfen Gäste im Winter erwarten?
Im Grunde genommen sieht das Angebot im Winter ähnlich aus, allerdings können wir aufgrund unserer Topografie die Wanderwege nicht räumen. Das ist technisch nicht möglich und auch aufgrund der Lawinensicherung. Wir sind daher bemüht, das Gebiet rund um die Bergstation zu sichern und zu präparieren. Die Gastronomiebetriebe sind geöffnet, es gibt Sonnenliegen und die Kinder haben eine kleine Rodelbahn. Die Zeichen stehen hier auch im Winter auf Entspannung. Skitourengeher nutzen aber die früheren Skipisten zum Raufkommen. Die Katrin Seilbahn befördert keine Skifahrer nach oben, wohl aber Skitourengeher nach unten, wenn unten die Schneelage für eine Abfahrt nicht mehr passt. Schneeschuhwandern ist auch möglich, aber in überschaubarem Maß. Grundsätzlich bieten wir im Winter ein Ausflugsziel am Berg, das man ohne Ski erreichen kann.
„Wir wollen unsere bestehende Seilbahn so behalten, wie sie ist“
Sind Neuerungen/Ergänzungen geplant?
Für uns ist ein großes Thema der nächsten Monate die Generalrevision. In einer neuen Richtlinie zur Generalrevision, die mit 1. November 2024 in Kraft treten wird, heißt es, dass Seilbahnen spätestens 40 Jahre nach der erstmaligen Betriebsbewilligung, und dann alle 30 Jahre, eine Generalrevision durchführen müssen. Hier geht es um die Überprüfung und technische Ertüchtigung unserer alten Seilbahn, damit wir die nächsten 30 Jahre weiterfahren können. Das ist uns sehr wichtig, weil wir kein Interesse haben, eine neue Seilbahn zu bauen. Die bestehende Bahn erfüllt unsere Anforderungen, weil mit ihr auch die Anzahl der Gäste so gesteuert werden kann, wie es für die Gastronomiebetriebe am Berg, die Sparzierwege und Aussichtspunkte verträglich ist. Deshalb wollen wir unsere bestehende Bahn mit den Kleinkabinen, mit der Fahrtdauer und dem Fahrerlebnis so behalten, wie sie ist. Um das in Zukunft zu gewährleisten, wird sicher viel Arbeit auf uns zukommen.
Dazu wollen wir natürlich das bestehende Angebot am Berg so gut wie möglich instandhalten, die Wege und die Gebäude pflegen, kleinere Verbesserungen durchführen, damit sich die Gäste wie bisher wohlfühlen beim Entspannen.
Welchen Stellenwert hat Nachhaltigkeit im Unternehmen?
Nachhaltigkeit ist für uns sehr wichtig. Auch hier sehen wir den Erhalt der alten Seilbahn als Beitrag. Wir wollen Bestehendes pflegen und erhalten und nicht gegen Neues tauschen. Dazu ist es uns ein Anliegen, unseren Strom aus einer nachhaltigen Quelle zu sichern, und zwar aus einem regionalen Kleinwasserkraftwerk. Thema wird in Zukunft, wenn wir die Generalrevision erfolgreich hinter uns gebracht haben, auch eine PV-Anlage am Berg, damit wir im Großen und Ganzen stromautark werden. Es geht uns darum, alles zu vermeiden, was der Natur abträglich ist. Nachhaltigkeit schließt bei uns auch die Mitarbeiter ein, denen wir ein gutes Umfeld etwa durch eine Ganzjahresanstellung bieten möchten. Als kleiner Betrieb sehen wir uns da wirklich die Details an, damit die einzelnen Bereiche in sich stimmig sind.
Die Katrinseilbahn hat als Nachhaltigkeitsprojekt „die Kartoffelpyramide“ unterstützt – was ist das?
Die Kartoffelpyramide befindet sich hinter der Bergstation. Dieses Projekt, bei dem es um den Anbau von Kartoffeln geht, wird in Zusammenarbeit mit den Fachvorständen der HLW Bad Ischl und der „Kartoffelbotschafterin“ Ulrike Haunschmid durchgeführt. Vor zwei Jahren wurde hier erstmals eine Kartoffelpyramide gebaut, um zu zeigen, dass man auch im alpinen Bereich Kartoffel ziehen kann. Parallel zu den Arbeiten am Berg wird dann auch im Unterricht an der HLW ein Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit gelegt, Ernährung und Lebensmitteltechnologie am Beispiel der Kartoffel ins Blickfeld gerückt. Die Ernte wird dann bei uns in der Gastronomie verkocht. Das Projekt hat durchaus Potenzial, damit man es noch weiterentwickeln kann.
Worin siehst Du die größten Herausforderungen für den erfolgreichen Fortbestand der Katrinseilbahn?
Da wir das Thema Skifahren im Winter schon seit einigen Jahren nicht mehr im Angebot haben, abgesehen von den Tourenskifahrern natürlich, betrifft uns die Problematik rund um das Thema Klimawandel nicht. Dafür warten natürlich andere Aufgaben, wie etwa die Generalrevision. Es ist uns bewusst, dass unser Weg nicht der übliche ist, dem wollen wir uns aber bewusst stellen. Das Thema Mitarbeiter wird in den nächsten Jahren natürlich eine Herausforderung werden, speziell dann, wenn es um Nachfolgeregelungen gibt. Da geht es um Wissen, um die Einstellung zum Betrieb und zur Arbeit in diesem Bereich. Die Gastronomie funktioniert hier sehr gut, aber auch das ist nicht selbstverständlich. So hatten wir letztes Jahr im Sommer mit 228 Tagen etwa die längste Sommersaison bisher. Hier die Qualität zu halten, ist uns wichtig und wird immer wieder eine Herausforderung sein. Wir wollen Stammgäste, die immer wieder kommen, darauf zählen wir. Insgesamt müssen wir darauf achten, dass das Angebot für unsere Gäste stimmt, in der Qualität und im Preis.
lw
Ausgabe 1/2025
MAGAZIN
- Editorial
- Impressum
WINTERSPORT
- Meinung: Martin Dolezal, CEO Snowsports GmbH: Warum Urban Skiing eine Chance für alle ist
- Prowinter Bozen: Eine neue Bestmarke dank Erweiterung
- Jugendliche möchten risikokompetent sein
- ÖSFA Salzburg: Innovationskraft zieht wieder mehr Besucher an
- Riesneralm erweitert 1. Kinderskischaukel Österreichs
- Edelweiss Performance Wear überzeugt Lech Bergbahnen AG
- BERGaufRODEL wird noch attraktiver
TRENDS
- Mobile Flutlichtlösung für Nightrace
- Winter im Allgäu: Kreative und agile Angebote
- Lenzerheide setzt auf alpine Erlebniswelten
ÖKOLOGIE
- Baustart für Madrisa Solar
- FIS Alpine Ski-WM Saalbach 2025: Großereignis im Zeichen der Nachhaltigkeit
NEUE BAHNEN
- Neue 10er-Kabinenbahn 12er NORD in Hinterglemm
- LEITNER LeitPilot®: Effizienzsteigerung und Ressourceneinsparung
- 10-MGD „Rohrmoos I“ und „Wintersportzentrum WEST“
- Standseilbahn Unterwasser – Iltios erneuert
- Italienische Skigebiete starten mit LEITNER durch
URBANE BAHNEN
- Neue Mobilitätslösung für New Jersey
- Neue Stationen für Seilbahn Koblenz
MARKETING & MANAGEMENT
- Hochschullehrgang „Seilbahnen“ startet wieder
- 188. MM-Interview: Paul Eisendle, Präsident/GF Neue Rosskopf GmbH: Der Berg muss leben!
- Next-Level Markenkommunikation für Ski-Destinationen
- Alpine Destination Report
- Erobern Polen & Slowakei die Winter-Bühne?
TECHNIK & WIRTSCHAFT
PISTENMANAGEMENT
- Laax: Die PistenBully Park-Flotte ist komplett
- Kässbohrer in der Silvretta Nova
- AutoTracer: Intelligente Lenkunterstützung für den PistenBully
- Prinoth Husky E-Motion: Die Zukunft der Loipenpräparierung beginnt jetzt
BESCHNEIUNG
- Klenkhart & Partner planen Naturspeichersee Lej Nair Pitschen
- TechnoAlpin: Daten als Grundlagen für die zukünftige Planung
LAWINENsCHUTZ
- Wyssen in der SkiArena Andermatt-Sedrun: Integration des täglichen Betriebs vom PRD ins WAC.3®
- LM32 von Inauen-Schätti: Lawinensprengung überall und bei jedem Wetter
- MND Safety: Die Grenzen der Sicherheit am Berg weltweit verschieben
- Dachsteingletscher setzt neue Maßstäbe in Lawinensicherheit
Ausgabe 8/2024
MAGAZIN
- Editorial
- Impressum
TRENDS
- Meinung: Holger Sicking, Data-Analyst Österreich Werbung: Was geben uns Urlauber mit auf den Weg?
- Medienforum Netzwerk Winter: Wir können Winter!
- Erster Landing Bag Deutschlands in Schönau
- Mountainbike in Bergregionen: Qualitätskriterium „Gravity Card“
- Vorschau Tourismusforum Alpenregionen in Bruneck
- P8-Umfrage: Gäste akzeptieren Ticketpreise
- Neuer Markenauftritt Schneepass Zentralschweiz
- ISPO Munich 2024 widmete sich der Zukunft
ÖKOLOGIE
- Wissenschaftliche Grundlagen zum Klimawandel & Wintertourismus
- Gasteiner Bergbahnen AG: Attraktive Angebote mit Blickpunkt Klimaverträglichkeit
- Lech Zürs lebt Nachhaltigkeit
PARKRAUMBEWIRTSCHAFTUNG
- Parkplatzbewirtschaftung im Aufwind
- Freeflow Parken in Sölden: Schrankenloser Komfort für Skigäste
- Parkplatz im Fokus bei feratel/sitour
SKISERVICE & RENT
- Depots im Skibereich: Ein entscheidender Convenience-Faktor
- Reichmann: Skidepot individuell und effizient in Zell/See umgesetzt
NEUE BAHNEN
- LEITNER eröffnet Hightech-Logistikzentrum
- LEITNER: Neue Bahnen am Ochsenkopf und Hauser Kaibling
- Doppelmayr: 10 MGD Streubödenbahn D-Line in Fieberbrunn
MARKETING & MANAGEMENT
- Bergbahnen Dachstein Salzkammergut: Gut vorbereitet in die Wintersaison 2024/25
- MM-Interview: Ing. Rudolf Huber, GF Loser Bergbahnen GmbH & Co KG: Standort erhalten und Unternehmen weiterentwickeln
- GV Seilbahnen Schweiz in Lugano: Seilbahnbranche macht sich fit für die Zukunft
- Bergbahn AG Kitzbühel: Vielfalt und Top-Qualität
- SkiGuide Austria: Das neue „Weißbuch“ über Österreichs Wintersport
- Vorschau 50. Interalpin
- Ausgezeichnete Lehrlingsausbildung bei Doppelmayr
TECHNIK & WIRTSCHAFT
PISTENMANAGEMENT
- Frontfräsen von WESTA: Leistungsstark und zuverlässig
- Prinoth Transportkabinen: Geräumig und komfortabel
- Fahrertrainings der Kässbohrer PRO ACADEMY
- Kässbohrer: Bestnoten für Technik und Service
BESCHNEIUNG
- TechnoAlpin: 4.000 TT Schneeerzeuger weltweit im Einsatz
- Der Schneeprophet im Snow Space Salzburg
FIRMEN NEWS
- Inauen Schätti AG: Flexibel mit mobilem Lawinenwächter
- TÜV Süd: Generalrevision und Bauwerksprüfung bei Seilbahnen
- Levi Ski Resort revolutioniert Wintersport mit SKIDATA
Ruedi Bösch, CEO Toggenburg Bergbahnen AG. ©Toggenburg Bergbahnen AG
Ruedi Bösch, CEO Toggenburg Bergbahnen AG – Flexibilität wird von den Gästen sehr geschätzt
Die Toggenburg Bergbahnen AG bietet seinen Gästen Entspannung und Naturerlebnis pur und hat dabei die Entwicklung von der reinen Winterdestination hin zum ganzjährigen Tourismusangebot bereits vor Jahren initiiert.
Sie sind seit 2018 Geschäftsführer der Toggenburg Bergbahnen AG, wie war Ihr Zugang zur Bergbahnbranche?
Mit dem Aufwachsen im oberen Toggenburg und der Arbeit meines Vaters bei den Bergbahnen hatte ich schon immer einen Bezug dazu. Nach meiner Lehre als Landmaschinenmechaniker besaß ich technisches Wissen, dass ich dann gut in meiner Tätigkeit ab 2000 bei der Bergbahn einbringen konnte. Berufsbegleitend absolvierte ich 2004 den eidg. dipl. Seilbahnfachmann und ließ mich danach zum dipl. Techniker HF Maschinenbau ausbilden. In dieser Zeit trat ich auch meine neue Stelle im Unternehmen als Technischer Leiter an und schloss anschließend 2015 das Studium als Wirtschaftsingenieur ab.

Das Gipfelgebäude, entworfen von den Architekten Herzog & de Meuron, im Sommer und im Winter. ©Toggenburg Bergbahnen AG

Das Gipfelgebäude, entworfen von den Architekten Herzog & de Meuron, im Sommer und im Winter. ©Toggenburg Bergbahnen AG
Wie sehen Sie den Stellenwert des Unternehmens in der Region?
Die Toggenburg Bergbahnen AG bietet bis zu 250 Arbeitsplätze im Tal, ein Teil davon sind auch Aus- und Weiterbildungsplätze in den Bereichen Seilbahnen, Gastronomie und Administration. So trägt das Unternehmen einen Teil zu einem attraktiven Wohnen in der Region bei. Zusätzlich fördert das Tochterunternehmen, die Chäserrugg Sports AG, mit der Race Academy den Skinachwuchs und bietet Freizeitangebote für die Menschen im Tal.
Wie sieht das Angebot der Toggenburg Bergbahnen AG aus, wie viele Bahnen werden betrieben?
Die Toggenburg Bergbahnen AG verfolgt mit den Bahnanlagen und der Gastronomie eine ganzjährige Tourismusstrategie. Zum Gebiet bei den sieben Churfirsten gehören zwei Achsen (Unterwasser – Iltios – Chäserrugg und Alt St. Johann – Alp Sellamatt – Ruestel) mit einer Standseilbahn, einer Luftseilbahn, 10er-Gondelbahn, eine Sessel-Gondelbahn sowie einer Sesselbahn. Ergänzt werden diese Anlagen mit mehreren Skiliften und zwei Kinderländern mit Zauberteppich etc.
„Das Naturerlebnis tritt in Resonanz zur vielfältigen Alpkultur“
Was würden Sie als die großen Pluspunkte im Angebot bezeichnen?
Der Chäserrugg ist der einzige der sieben Churfirsten-Gipfel, der erschlossen ist. Diese natürliche Ruhe trotz oder mit einem touristischen Angebot zu erhalten, ist ein Grundpfeiler der Positionierung. Der Gast kann hier Entspannung finden durch ein ungestörtes Naturerlebnis. Dies wird durch einen Verzicht auf Werbetafeln und entbehrliche Infrastruktur unterstrichen. Das Naturerlebnis tritt in Resonanz zur vielfältigen Alpkultur, die authentisch ohne Inszenierung in der Region gelebt wird.
Durch das Zusammengehören der Bergbahnen und der Gastronomie kann das Unternehmen sehr agil auf die Gästebedürfnisse eingehen beispielsweise im November. Dies ist vielerorts ein klassischer „Zwischensaison-Monat“, am Chäserrugg wird bei guten Witterungsverhältnissen jedoch am Wochenende das Gebiet und die Restaurants für die Gäste geöffnet.
Welche Neuerungen stehen bei der Toggenburg Bergbahnen AG an, woran wird gearbeitet/gebaut?
Diesen Sommer wird die Talstation Unterwasser neu gebaut und die dazugehörige Standseilbahn erneuert. Dieses Projekt wird gemeinsam mit den Architekten Herzog & de Meuron und Studio Noun, Bauingenieuren wie CWZ und Pirmin Jung, Steurer Seilbahnen, Holzbauer und vielen Handwerker-Firmen aus der Region realisiert. Der Bahnhof Unterwasser beinhaltet eine Café-Bar, ein Spezialitätenshop, einen Info-Desk sowie Kassen und Pick up Boxen. Neu gibt es auch eine Haltestelle des öffentlichen Verkehrs direkt bei der Talstation „Bahnhof Unterwasser“.
Dazu wird auf diesen Winter ein Subscription-Modell bei den Abonnements eingeführt. Ab sofort kann der Gast mit dem Chäserrugg Abo zu einem monatlichen Fixpreis uneingeschränkt die Bergbahnen nutzen und von weiteren Vorteilen profitieren. Dieses Abo ergänzt nun das nachfragebasierte Skiticket-System.
Die Toggenburg Bergbahnen AG hat bereits vor mehr als 10 Jahren erkannt, dass ein Wechsel von einer üblichen Skidestination hin zum Ganzjahrestourismus sinnvoll wäre. Wie hat sich das seither entwickelt?
Die vergangene Zeit hat diesen Strategiewechsel nur noch mehr bestätigt. Mit der Strategie des ganzjährigen Tourismus im Chäserrugg Gebiet verschwimmen die Grenzen der Saisons soweit, dass der Gast nicht mehr in getrennten Saisons denkt. Das Frühlingsskifahren ist dafür ein gutes Beispiel: Während auf dem Gipfel die Gäste Skifahren, machen sie auf dem Nachhauseweg noch einen Schwumm im Freibad bei der Talstation. Und im November, wenn früher Zwischensaison und das Gebiet bei jedem Wetter geschlossen war, entscheiden wir heute donnerstags, ob wir am Wochenende einen Betrieb anbieten. Folglich steht das Gästebedürfnis im Zentrum des Handelns. Diese Flexibilität wird von den Gästen sehr geschätzt.

Blick auf den Walensee vom Hinterrugg aus, dem höchsten der sieben Churfirsten. ©Toggenburg Bergbahnen AG
Was sind die größten Umsatzträger?
Die größten Umsatzträger sind Skifahrer respektive Wintersportler, aber auch die Sommer-Ausflugsgäste wie Wanderer und Gastronomieinteressierte. Ganzjährig sind Gruppen eine wichtige Umsatzquelle, die ihren Firmenausflug oder Kundenanlässe bei uns ausrichten. Team Events und Vereinsausflüge sind für das Unternehmen auch ein interessantes Geschäft, da sie mit den gebotenen Programmen wie Führungen, Kulinarik oder Jodelschnupperkursen wetterunabhängig durchgeführt werden können. Dasselbe gilt für die Hochzeiten, die im Sommer fast jeden Samstagabend stattfinden.
Wie sieht die Gästestruktur aus, gibt es Unterschiede in den einzelnen Jahreszeiten?
Die Gästestruktur variiert nicht nur zwischen Winter- und Sommersaison, sondern auch innerhalb der Wintersaison selbst. Der Skigast hat andere Bedürfnisse als der Ausflugsgast, der die Bergwelt ohne Skifahren erleben möchte. Diese unterschiedlichen Ansprüche erfordern eine flexible Anpassung sowohl bei den Mitarbeitenden als auch bei der Infrastruktur, um den Gästen in jeder Situation eine optimale Erfahrung zu bieten.
Wie kann die geschützte Landschaft zum Leben im Toggenburg beitragen, ohne dass sie beschädigt wird?
Welchen Stellenwert hat Nachhaltigkeit im Unternehmen?
Die Nachhaltigkeit hat in den unterschiedlichen Sphären einen hohen Stellenwert für die Toggenburg Bergbahnen. Die Natur im Toggenburg ist unglaublich schön, nicht beengend, die Kulturlandschaft ist Zeuge und Verpflichtung zu gleich. Was als Klischee tönen mag, wird für die TBB eine Leitplanke der Strategie: Wie kann diese geschützte Landschaft mit alle ihren Komponenten und ihrem hohen Grad an Naturbelassenheit zum Leben im Toggenburg beitragen, ohne dass sie beschädigt wird. Da das Chäserrugg Gebiet Teil des Bundesinventars der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung (kurz BLN) ist, birgt das BLN-Gebiet eine spannende Herausforderung und zwingt zu einer Qualität in der nachhaltigen Entwicklung.
Die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz hat die Tourismusinfrastruktur-Landschaft Chäserrugg/Toggenburg zur «Landschaft des Jahres 2021» gekürt. Was bedeutet das für das Bergbahnunternehmen?
Die Verleihung des Preises hat uns natürlich unglaublich gefreut und potenzielle Gäste wurden auf unsere Art des sanften Tourismus aufmerksam, die wir bis anhin kommunikativ noch nicht erreicht hatten. Gleichzeitig entstand für zukünftige Projekte eine hohe Erwartung an nachhaltiges Handeln.
Der Preis hat einen spannenden und bis heute anhaltenden Austausch mit der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz angeregt. Dieser Austausch und der damit verbundene Diskurs um Nachhaltigkeit hat positiven Einfluss auf die Projekte und ist Inspiration für die Weiterentwicklung eines sanften, kultur- und naturnahen Tourismus.
Was wurde schon bisher im Bereich Nachhaltigkeit umgesetzt?
Seit 2011 entwickeln wir mit Herzog & de Meuron das Chäserrugg Gebiet weiter. So hat man die Bauten, die erneuerungsbedürftig waren, evaluiert und erneuert mit dem Ziel, den Fokus vom Frequenzdenken zum Gästebedürfnis hin zu verschieben und der Nachhaltigkeit Rechnung zu tragen. Seit 2015 wurden gemeinsam mit Herzog & de Meuron sechs Gebäude realisiert: das Gipfelrestaurant Chäserrugg mit Bergstation, Stöfeli-Gondel-Bahn mit Tal-, Mittel- und Bergstation, der Espel Pavillon und der Bahnhof Unterwasser.
Sind in naher Zukunft weitere Nachhaltigkeitsprojekte geplant?
Weiter ist die TBB an einem Vorprojekt für einen multifunktionalen Wasserspeicher beteiligt, wobei auch die Nachhaltigkeit und die natürlichen Gegebenheiten eine große Rolle spielen. Im Zusammenhang mit dem See wurde eine Studie mit der ETH Zürich umgesetzt, welche nun auch öffentlich zugänglich ist:
https://vogt.arch.ethz.ch/forschungsthema/beschneiungsspeicher-erfassen-analysieren-und-beurteilen/
Was sehen Sie in den nächsten Jahren als größte Herausforderung für das Bergbahnunternehmen?
Wie setzen wir den Resonanztourismus um? Die größte Herausforderung besteht darin, den Gast als Mensch mit individuellen Bedürfnissen wahrzunehmen und gleichzeitig eine nachhaltige Wertschöpfung zu generieren. Das erfordert eine strategische Verankerung sowie eine authentische Umsetzung durch die Mitarbeitenden. Der Gast soll die Bergwelt und Alpkultur authentisch erleben, während die lokale Bevölkerung aktiv an der Weiterentwicklung eines zukunftsfähigen Tourismus teilhaben soll.
lw
Ausgabe 7/2024
MAGAZIN
- Editorial
- Impressum
ÖKOLOGIE
- Meinung: Dr. Anna Amacher Hoppler, Hochschule Luzern Institut Tourismus und Mobilität: „Wahrnehmung der Nachhaltigkeitsmaßnahmen von Bergbahnen“
- Saalfelden Leogang: Meilenstein in der nachhaltigen Entwicklung
- Beschneiungsanlagen zur Stromerzeugung nutzen
- Brunni-Bahnen Engelberg AG: Neue Solaranlagen für mehr Nachhaltigkeit
- SnowSpace Salzburg: Durch Projekt „Ruck Zug“ 50 Tonnen CO₂ vermieden
- TourCert Auszeichnung für Zermatt Bergbahnen AG
TRENDS
- Wandersymposium 2024: Auf den Spuren der Magie des Gehens
- Neue Zutrittslösung sMove von SKIDATA
- Mountainbiken wird zur Strategie
SKISERVICE & RENT
- WINTERSTEIGER Sports: Mehr Zeit für die individuelle Kundenbetreuung
- MONTANA: Doppelt greift besser
MATERIALSEILBAHNEN
- Moosmair GmbH: Knowhow für extreme Einsätze
- Zuverlässige Unterstützung per Seilbahn
NEUE BAHNEN
- LEITNER präsentiert das neue exklusive Schmiermittel LP Longlife
- Cablebús Línea 3 in Mexico City von Doppelmayr eröffnet
- Seilbahnen der HTI Gruppe erobern die Stadt
- Loser Panoramabahn von Bartholet eröffnet
MARKETING & MANAGEMENT
- Deutsche Seilbahntagung: Neuer Vorstand führt in nachhaltige Zukunft
- 186. MM-Interview: Johannes Aldrian, MBA, GF Katrinseilbahn GmbH: Unsere Gäste fahren auf den Berg rauf, um runterzukommen!
- Kärntner Seilbahntagung: Wir sollten uns viel selbstbewusster präsentieren
- Salzburger Seilbahner und Skilehrer tagten erstmals gemeinsam
- Mountain Management Consulting: Kinder frühzeitig für den Skisport begeistern
TECHNIK & WIRTSCHAFT
PISTENMANAGEMENT
- Informationsveranstaltung von LM Energy über HVO 100
- Prinoth investiert in weltweite Ersatzteillogistik mit Projekt in Telfs
- Prinoth Snowpark Services: Maßgeschneiderte Lösungen für Snowparks, Funlines, Loipen und Pisten
- Seit 25 Jahren mit PistenBully erfolgreich in Mittel- und Osteuropa
BESCHNEIUNG
- TechnoAlpin Innovation im Grenztemperatur-Bereich: Der lokale Wärmetauscher
- Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG verlässt sich auf das Know-how von DEMACLENKO
- Technische Seilbahn-Fachtagung Schweiz: Weitblick in der Gegenwart
- Kommentar SMI Snowmakers AG
ELEKTROTECHNIK
- Frey AG Stans: Zwei Großprojekte nehmen Fahrt auf
Ausgabe 6/2024
MAGAZIN
- Editorial
- Impressum
ÖKOLOGIE
- Meinung: Prof. Dr. Ulrike Pröbstl-Haider: Warum es an der Zeit ist, alte Feindbilder abzulegen
- Bergwanderführer informieren über Klimawandel
- Blick in die Forschung
- Riesneralm steht für Nachhaltigkeit
- Flumserberg: Energie aus Abfall
- Wintersport-Arena Sauerland: Nachhaltigkeitsuntersuchung zeigt Potenzial auf
- SMI Snow Makers AG über Ressourcensparen durch Snowfarming
TRENDS
- Neuer XXL-Dirtpark Grünwald in Sölden
- Revue 9. Mountainbike-Kongress Saalbach
- Beste Österreichische Sommer-Bergbahnen: Zwischenbilanz zum Sommer 2024 zeigt Steigerung
- IDEE Concept & Exhibition Engineering: Neues Aussichtspodest in Muschelform für Triassic Park
- Sunkid-Zauberteppich in Saalfelden
NEUE BAHNEN
- Nachhaltigkeitsbetrachtung der BUGA23-Seilbahn
- Skiwelt Gstaad und Gletschergebiet Glacier 3000: Generationenprojekt und Gipfelrestaurant in Umsetzung
- Modernisierung Metro Alpin und Hannigbahn in Saas-Fee
- Neue Wege auf Spaniens höchsten Vulkan
- Zwei neue „Retrofit-Projekte“ von LEITNER in Schweizer Skigebieten
- Penang Hill Cable Car feiert Spatenstich
- Hoch hinauf mit dem HighStep System
MARKETING & MANAGEMENT
- Sattes Umsatzplus für Doppelmayr Gruppe
- MM-Interview: Ruedi Bösch, CEO Toggenburg Bergbahnen AG: Flexibilität wird von den Gästen sehr geschätzt
- „New Horizon“ für Bergbahnen Sörenberg AG
- Dynamic Pricing in Hinterstoder und auf der Wurzeralm
- Steirische Seilbahntagung: 105 Mio. Euro investiert
- Kids on Ski
TECHNIK & WIRTSCHAFT
PISTENMANAGEMENT
- PRO ACADEMY Camp: Fit für alle Anforderungen
- PistenBully: Assistenzsysteme für optimale Pistenpflege
- Prinoth: Gebrauchtfahrzeuge als Investition
BESCHNEIUNG
- Innovatives Wettermodul von TechnoAlpin erleichtert Arbeit
- DEMACLENKO: Beschneiung digital transformieren, Effizienz steigern
- Allwetter-Schneeerzeuger mit Abwärmenutzung
- Kotelnica Białczańska vertraut auf SUPERSNOW
- Klenkhart & Partner: Hochwasserschutz – eine Investition in die Zukunft
FIRMEN NEWS
- Schrankenfreies Parken für Serfaus-Fiss-Ladis mit Peter Park-System
- REMEC präsentiert: POLLUX – Digital Alpine Twin
Klaus Nussbaumer
Klaus Nussbaumer, Vorstand Lech Bergbahnen AG – Zusammenschlüsse unabdingbar, um Verbesserungspotenziale auszuschöpfen
Seit der Fusion der Skilifte Lech GmbH mit der Rüfikopf Seilbahn AG und der Rud-Alpe Gastronomie GmbH zur Lech Bergbahnen AG ist beinahe ein Jahr vergangen. Als neuen Vorstand konnte der Aufsichtsrat Klaus Nussbaumer gewinnen, der zuvor erfolgreich die Pizolbahnen (CH) und die BB Diedamskopf im Bregenzerwald managte. Im MM-Interview zieht der gebürtige Dornbirner Bilanz über die erste Saison und gibt Einblick in seine Zukunftsstrategien und Ziele.
Herr Nussbaumer, Sie haben die erste Wintersaison als Vorstand der Lech Bergbahnen AG hinter sich. Wie fällt Ihre Bilanz aus – geschäftlich und persönlich?
Mit 1. Januar durfte ich meinen spannenden Posten bei der Lech Bergbahnen AG antreten – mitten im Winter und nach einem starken Start. Der frühe Wintereinbruch machte es möglich, dass wir bereits am 1. Dezember mit dem kompletten Angebot starten konnten. Ab Mitte der Saison gab es dann doch frühlingshafte Temperaturen und so manch ein Föhnsturm der uns beschäftigte. Zum Saisonende verzeichneten wir noch einmal große Schneefälle bis in die Tallagen. Insgesamt dürfen wir doch zufrieden mit der Saison sein.
Persönlich war und ist es wieder eine Herausforderung, die ich gerne angenommen habe.

Die 10 EUB Zugerbergbahn wird heuer erstmals auch im Sommer in Betrieb genommen. Ein weiterer Schritt in Richtung Ganzjahresdestination.
Bei Ihrem Antrittsstatement haben Sie gesagt, Sie freuen sich, die Lech Bergbahnen in die Zukunft zu führen. Wie soll und kann diese Zukunft aussehen?
Hauptaugenmerk haben wir auf die Neuorganisation unseres Unternehmens, das im Juli 2023 aus der Fusion der Skilifte Lech GmbH, der Rüfikopf Seilbahn AG und der Rud-Alpe Gastronomie GmbH entstanden ist, gelegt. Wir strukturieren die Bereiche neu, machen unsere IT zukunftsfit und arbeiten an der Unternehmenskultur. Ziel ist es, unsere Funktion als Leitbetrieb ausüben zu können und die Entwicklung zu einem Ganzjahres Betrieb voranzutreiben.
Gibt es konkrete Pläne bezüglich Erweiterungen, Ausbauten oder sonstige Projekte?
Aktuell arbeiten wir mit der Fa. Erlebnisplan aus Luzern an einem Masterplan für die Sommerentwicklung. Dazu prüfen wir die Möglichkeiten für Ersatz- und Neuanlagen, die auf die Pistenkapazitäten abgestimmt sind. Auch hier entsteht mit Salzmann Ingenieure ein entsprechender Masterplan. Um gesamthaft zu denken, haben wir die anderen Gesellschaften innerhalb des Ski Arlberg Pool West eingeladen, mitzugestalten. Eine weitere große Planung liegt bei der Beschneiung, die wir markant ausbauen wollen. In diesem Zusammenhang, konnten wir die Konsenswassermengen für die Entnahme aus dem Lech-Fluss mit den Behörden um ca. 40% erhöhen.

Blick auf die Rüfikopf Pendelbahn, die nun Teil der fusionierten Lech Bergbahnen AG ist. © Lech Bergbahn AG
Wie hat sich die Fusion der der Skilifte Lech und der Rüfikopf Seilbahn AG bisher ausgewirkt? Was hat sich zum Positiven verändert? Und sind weitere Integrationen möglich bzw. gewünscht? Welche?
Jede Fusion von Unternehmen birgt Herausforderungen, die nicht über Nacht gelöst werden können. Mit der Neustrukturierung wird es aber einfacher, eine gemeinsame Unternehmenskultur und Organisation aufzubauen. Damit entfallen bisherige Schnittstellen und vereinfachen die Abläufe.
Bereits bei der Fusion der drei Gesellschaften wurde kommuniziert, dass es angedacht ist, weitere Unternehmen zu integrieren. Aktuell organisieren immer noch acht Gesellschaften den Erlebnisraum im Ski Arlberg Pool West. Mit weiteren Fusionen würde die Struktur weiter verschlankt. In größeren Einheiten lässt es sich einfacher planen und finanzieren. Aktuell führen wir wieder Gespräche, um weitere Schritte in diese Richtung zu machen.
Wo sehen Sie noch Verbesserungspotenzial? Immerhin sprechen Sie ja von Lech als einzigartiger Destination mit großem Potenzial und vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten? Quo vadis?
Lech gehört zu den großen Winterdestinationen mit einem weltweit bekannten Namen und eigenem Flair. Eingebettet in die Destination Arlberg sind wir Teil von 300 Pistenkilometern und einem wunderbaren Freeride Gebiet. Lech hat einfach etwas Besonderes an sich.
Bewegt man sich in dieser Liga, hat man auch viel zu verlieren und muss ständig am Ball bleiben. Wir müssen unseren Blick fokussieren, die Brille des Gastes aufsetzen sowie unsere Kraft für unsere Entwicklung und den Markt einsetzen. Die Kleinstrukturiertheit von vielen kleinen Gesellschaften ist dabei nicht förderlich. Daher war die Fusion der beiden größten Bergbahngesellschaften in und für Lech so wichtig. Weitere Zusammenschlüsse müssen folgen, um die Herausforderungen zu meistern und Verbesserungspotenziale im Winter wie im Sommer voll ausschöpfen zu können.
Was erachten Sie derzeit als größte Herausforderung? Zum einen für die Lech Bergbahnen, zum anderen für die Seilbahnbranche generell?
Die Unternehmen unsere Branche stehen generell vor ähnlichen Herausforderungen, egal wie groß oder an welchem Standort diese sind. Die Ausprägungen sind unterschiedlich. Schlussendlich wird es darum gehen, die Veränderungen anzunehmen und die Chancen zu identifizieren, die sich daraus ergeben. Unsere Branche musste sich immer wieder mit Veränderungen auseinandersetzen und ich bin überzeugt, dass es Lösungen gibt.
Wie geht Ihr mit der Klimaproblematik um? Lech hat ja einen prominenten Namen im Umweltbereich bzw. auch als Pionier für Innovationen?
Die Lech Bergbahnen AG ist ISO 9001 und 14001 zertifiziert. Bereits 2004 haben wir unseren ersten Umweltbericht herausgebracht und wir haben im Umgang mit der alpinen Natur weltweit Maßstäbe gesetzt. Wir werden dieses Engagement nicht nur beibehalten, sondern zukünftig ausbauen.
Wird es u.a. auch Stromgewinnung via Beschneiungsanlage geben?
Die Stromgewinnen aus PV-Anlagen ist bereits seit 2002 am Kriegerhorn Realität. Bei der Planung unseres großen Beschneiungs-Projektes denken wir auch an die Stromerzeugung. Es macht einfach Sinn, Infrastrukturen nicht nur für wenige Tage im Jahr zu errichten, sondern diese ebenfalls für andere Zwecke zu verwenden.
Das Sommergeschäft wird allgemein in der Branche als immer bedeutender eingestuft bzw. registriert. Wie sieht es diesbezüglich in Lech aus? Gibt es Visionen für die Weiterentwicklung in der schneefreien Zeit?
Wir sehen die schneefreie Zeit als ein großes Potenzial für uns. Die Gemeinde Lech, Lech-Zürs Tourismus und nun auch wir als Leitbetrieb haben uns klar zur Entwicklung zur Ganzjahres-Destination ausgesprochen. Wie bereits erwähnt, arbeiten wir an einem Masterplan für den Sommer, um genau dieses Ziel zu erreichen und den Möglichkeiten einen roten Faden zu geben. Ein großer Schritt dazu ist, dass wir die Zugerbergbahn (10er-Gondelbahn) ab 2024 auch im Sommer in Betrieb nehmen werden.

Lech ist im Winter eingebettet in die Destination Arlberg mit 300 Pistenkilometern. Im Bild der 10 EUB Auenfeldjet, der die Skigebiete Lech Zürs und Warth-Schröcken verbindet.
Werden sich die klassischen Saisonen aufgrund der Klimaerwärmung verschieben bzw. wird man als Bergbahnunternehmen hier flexibler agieren müssen als bisher?
Generell denke ich schon, dass unsere Branche flexibler werden muss und wir uns auf neue Gegebenheiten einstellen müssen. Ich sehe aber mehr die Chancen und Möglichkeiten, die sich für uns Bergbahnen auftun. Was den Arlberg betrifft, habe ich aber keine Bedenken, dass wir auch in den nächsten Jahrzehnten ein tolles Skiangebot bereitstellen werden. Die Höhe, die Schneemengen und der Ausbau der Beschneiung passen.
Zum Schluss eine persönliche Frage: Wie schwer ist es, in die Fußstapfen des großen Seilbahners und Visionärs Michi Manhart zu treten? Spielt er noch irgendeine (beratende?) Rolle. Einen totalen Ruhestand nimmt man ihm ja kaum ab?
Dies ist eine gute Frage. Michi hat in seiner aktiven Laufbahn wirklich viel verwirklicht und erreicht – für Lech und die Branche. Er war für mich immer „DER“ Seilbahner in unserem Land. Als ich vor gut 27 Jahren den Betriebsleiterkurs machte, durfte ich die damals noch übliche „Fremdpraxis“ bei den Skiliften Lech und dem Rüfikopf absolvieren. Das war 1997 schon ein großes Ding für mich als jungen Seilbahner, Michi Manhart kennenlernen zu dürfen. Eingefädelt hatte dies damals DDr. Hubert Kinz, mein Chef bei der Pfänderbahn.
Heute, etwas gereift und einige Jahre an Erfahrung reicher, habe ich daher die Funktion als Alleinvorstand der Lech Bergbahnen AG gerne und mit großer Demut übernommen. Es ist ein großes Erbe, das ich antreten durfte und ist für mich wie eine Krönung. Es war für mich aber auch klar, dass ich nicht in die Fußstapfen von Michi treten sondern einen eigenen Weg einschlagen werde. Trotzdem greife ich gelegentlich auf den großen Erfahrungsschatz von Michi zurück und bin froh über die Expertise. mak
Ausgabe 5/2024
MAGAZIN
- Editorial
- Impressum
- Meinung: Matthias Imdorf, Erlebnisplan AG: Zukunftsbild Liftgesellschaft – vom Pionier zum Leitbetrieb
BIKEN
- Vorschau Mountainbike-Kongress Saalbach
- Neue woom bike area maßgeschneidert für Kids
- Galtür realisiert familienfreundlichen Alpkogel Trail
- Weltneuheit E-Bike Riding Center in Ischgl
- Saalfelden Leogang: Zuwachs in der Singletrail Familie
- E-Trial Park in Watles begeistert Touristen und Einheimische
BERGSOMMER
- Katschi’s Almspielplatz als Erlebnis für Jung und Alt
- Österreichs Wanderdörfer gestalten die Zukunft des Wanderns
- Neuer Knappenweg Audio-Guide
- Neue Hängebrücke schwebt über der Partnachklamm
- Schmittenhöhebahn AG: Panoramablick ist „kaiserwürdig“
- Sunkid: Das höchste Spielparadies – das „kuuhlste“ Freizeiterlebnis
ÖKOLOGIE
- Söll: Nachhaltige Energie aus Wasserkraft
- Skiweltcup in Gurgl 2023: „Nachhaltig gewinnen!“
- Zwölferhorn Seilbahn fährt energieautonom mit Sonnenkraft
NEUE BAHNEN
- Meilenstein für Alpin Arena Schnals
- Führungswechsel bei Bartholet: Neue Leitung bekennt sich zu Flums
- HTI eröffnet neues Produktionszentrum in Utah
- LEITNER: Neue Ära für Seilbahnen am Ochsenkopf
MARKETING & MANAGEMENT
- 184. MM-Interview: Thomas Eckl, BL Fürstlich
- Hohenzollernsche Arber-Bergbahn e. K.:„Zukunft mit Qualität und Flexibilität meistern!“
- Strategiestudie Bergbahnen von P8: Wertschöpfungspotenziale der Zukunft
- Rebranding der Marke Kitzbühel
TECHNIK & WIRTSCHAFT
- Optimierte Schneileistung bei schwierigen Bedingungen: die TL 8 von TechnoAlpin
- SLF Davos: Wasserverluste bei der technischen Beschneiung
- Neuer Speichersee am Pizol wird befüllt
- Studie zur Bedeutung von Beschneiungsteichen
FIRMEN NEWS
- Erfinder von „Elaskon“ feiert 95. Geburtstag
- Mitarbeiterhäuser voll im Trend
SUPPLEMENT ÜBERSCHNEEFAHRZEUGE
II PistenBully Select: Immer eine echte Alternative
III Jetzt Plätze für das PRO ACADEMY Camp sichern!
VI Prinoth Leitwolf & Prinoth Connect: Eine Klasse für sich
IX Toni Bächler zum 90. Geburtstag
XII Zaugg AG EGGiwil…genauso einzigartig wie ihre Kunden
XIV 5 Fragen zum Einsatz von E-Fuels, HVO, GTL und Co.
XV Wesentliche Updates für Brute Force 750 4x4i EPS von Kawasaki
II–XIII Technische Tabellen Pisten- und Loipenfahrzeuge
Ausgabe 4/2024
MAGAZIN
- Editorial
- Impressum
- Meinung: Kornel Grundner, Sprecher der Besten Österreichischen Sommer-Bergbahnen/GF Leoganger Bergbahnen: Der „Berg“ ist beim Gast ein begehrtes Ziel!
BERGSOMMER
- Der Plosebob garantiert Gästen Adrenalinkick
- Mountaincarts – Türöffner für erfolgreiches Sommerangebot
- hochkant: Ein Spielplatz wird zum Besuchermagnet
- Spektakuläre Hängebrücke auf dem Sunnseit’n Weg
- Hochkönig: Einer der längsten Kugelbahn-Wanderwege der Alpen
- AlpspitzSPLASH als Attraktion auf dem Speicherteich
- Südtiroler „Seilbahnsommer 2024“: Seilbahnen günstig nutzen
- Südtirols erster Osetbike-Park entsteht am Watles
- Sommerauftakt ÖW und FVB Seilbahnen: Großes Nachfragepotenzial macht optimistisch
TRENDS
- elements wird zu valantic Austria: Eine Digital Journey im Zeitraffer
- Internationaler Bericht zum Schnee- und Bergtourismus
- WINTERSTEIGER Sports Bike Services: Smarte Filtertechnik und effiziente Energienutzung
ÖKOLOGIE
- Treibhausgas-Bilanz 2023 Carezza Dolomites
- Niesenbahn AG: Auf dem Weg zum klimaneutralen Unternehmen
- Aberg – Hinterthal – Bergbahnen AG: Nachhaltige Energieversorgung mit Photovoltaik
NEUE BAHNEN
- MND: Neue Produktion für ORIZON™
- Neue Graseckbahn setzt Akzente
- LEITNER verbindet Boden und Luft mit dem Mobilitätssystem ConnX
- Neuer Glanz für San-Salvatore-Bahn
- Seilbahn Huy in Betrieb
- Neue Dachstein Bergstation: Runderneuerung mit Fokus Nachhaltigkeit
- Klenkhart: Weitere Qualitätsverbesserung im Skigebiet Königsleiten
MARKETING & MANAGEMENT
- Bergbahn AG Kitzbühel: Erfolgsbilanz und neue Projekte
- MM-Interview: Klaus Nussbaumer, Vorstand Lech Bergbahnen AG: „Zusammenschlüsse unabdingbar, um Verbesserungspotenziale auszuschöpfen“
- Cable Car World 2024: Impulse für Mobilität am Seil
- HTI-Gruppe zeigt geballte Kompetenz
- Interview Martin Ganzer, Prokurist SUPERSNOW
TECHNIK & WIRTSCHAFT
PISTENMANAGEMENT
- Xelom präpariert emissionsfrei
- PistenBully AfterWork-Party 2024
- SNOWsat Suite macht Arbeit einfacher und wirtschaftlicher
- Prinoth Connect: Effizient und nachhaltig im Alltag
SUPPLEMENT BESCHNEIUNG
II – DEMACLENKO am Stubaier Gletscher: Eine der größten Pumpstationen der Welt
V – Evo 4.O definiert Effizienz neu
VI – Interview Mag. Michael Rothleitner, Schneezentrum Tirol: Die Entwicklung geht in Richtung Effizienz
X – TechnoAlpin: Kühlung auf höchstem Niveau
XII – SUPERSNOW: Die Zukunft der Beschneiung liegt im Vorausdenken
XIV – Bächler SnoTek TRINITY: „Immer der höchsten Effizienz nach!“
XVI – ARENA setzt neue Maßstäbe in der Beschneiung
XVIII – MND: Pionier bei der Beschneiung seit 1963
XX – Technische Tabellen: Propellermaschinen
XXVI – Technische Tabellen: Lanzen