Arthur Moser, GF Hauser Kaibling Seilbahn- und Liftges.m.b.H. & Co KG: „Am Saisonanfang kann man Gäste noch begeistern!“

Die Skidestination Hauser Kaibling gilt als Einstieg in die 4-Berge-Skischaukel. Ihr Geschäftsführer Arthur Moser ist erst seit Juli im Amt, kennt das Unternehmen aber von der Pike auf. Unter dem Motto „raus aus dem Auto, rein in die Skischuhe und rauf den Gipfel“ bietet man Winterspaß auf höchstem Niveau.

Arthur Moser, Geschäftsführer der Hauser Kaibling Seilbahn- und Liftges.m.b.H. & Co KG. Fotos: BB Hauser Kaibling

MM-FRAGE: „Seit wann sind Sie GF der Bergbahnen Hauser Kaibling, was reizt Sie an der Schneebranche?“A. Moser: „Mit der Schneebranche bin ich bereits seit meiner Kindheit eng verbunden, da ich am Fuße des Hauser Kaiblings aufwuchs und mein Vater selbst einen kleinen Skilift am Berg hatte. In das Unternehmen trat ich bereits 1999 als Marketingassistent ein, 3 Jahre später wurde ich mit der Marketingleitung betraut und mit 1. Mai des vergangenen Jahres zum Prokuristen bestellt. Nach 3 Monaten alsinterimistischer Geschäftsführer wurde mir am 1. Juli 2008 von der steiermärkischen Landesregierung offiziell die Leitung des Unternehmens übertragen.Der Hauser Kaibling genießt schon jetzt bei Einheimischen und Gästen einen sehr guten Ruf, trotzdem hat der Berg noch genügend Potenzial, um ihn Schritt für Schritt an die Spitze der österreichischen Winterdestinationen heranzuführen. Darin liegt auch der Reiz meiner Aufgabe, verbundenmit den Herausforderungen und den ständigen Weiterentwicklungen in der Branche, immer am Puls der Zeit zu sein.“MM-FRAGE: „Wie sehen Sie die Stellung Ihres Skigebietes im österreichischen Umfeld und im Rahmen der 4-Berge-Skischaukel?“A. Moser: „Wie schon gesagt, steckt im HauserKaibling noch einiges an Potenzial, auch wenn er bereits jetzt als Ersteinstieg im Osten in die Schladminger 4-Berge-Skischaukel und Ski amadé gut positioniert ist. Die Reiteralm im Westen, der Hauser Kaibling im Osten und dazwischen die Planai mit der Hochwurzen – in Summe das absolut Beste, was die Steiermark zu bieten hat, wobei wir auch im österreichischen Vergleich im Vorderfeld liegen. Selbstverständlich kommt uns dabei auch der international hervorragende Ruf von Schladming und damit der Planai zugute. Durch einige Großinvestitionen, vor allem in modernste Beschneiungsanlagen, neue Seilbahnanlagen und eine großzügige Verbreiterung der Pisten hat der Hauser Kaibling in den vergangenen Jahren aber enorm aufgeholt. Die günstige Verkehrsanbindung direkt an der Ennstal Bundesstraße und eine Parkplatzgarantie von mehr als 2 000 Pkw in unmittelbarer Nähe der Talstation werden künftig von noch größerer Bedeutung sein, der wir jetzt Rechnung tragen.“

Die moderne 8er Kabinenbahn wurde 2000 von Doppelmayr gebaut.

„Wir wollen uns auch im Sommer stark positionieren“MM-FRAGE: „Welche Bedeutung hat der Bergsommer und was bieten Sie in dieser Jahreszeit?“A. Moser: „Wir haben eine Pendelbahn, die Tauernbahn, in Betrieb. Sie geht direkt im Ort von rund 750 m Seehöhe weg und führt auf 1 800 m. Die Bedeutung des Bergsommers nimmt bei uns immer mehr zu. Wir haben seit letztem Jahr die Sommer Card, die in der gesamten Region von ca. 150 000 Gästen genutzt wird. Die Sommer Card gibt es im Scheckkartenformat, wobei sie nicht käuflich erworben werden kann. Jeder Gast, der bei einem Partnerbetrieb nächtigt, bekommt für diese Zeit automatisch die Sommer Card. Damit verbunden sind viele Inklusivleistungen, angefangen über den Eintritt ins Schwimmbad, in Museen bis hin zu den Seilbahnen auf den Dachstein, die Planai oder auf den Hauser Kaibling. Diese Angebote kann der Gast nutzen, ohne zusätzlich bezahlen zu müssen. Seit Einführung der Card 2007 können wir eine stark steigende Tendenz und auch eine starke Belebung am Hauser Kaibling verzeichnen. So konnten wir etwa die Beförderungszahlen verdoppeln.Grundsätzlich wollen wir uns am Hauser Kaibling auch im Sommer stark positionieren. Dazu gibt es 3 große Projekte:- das Almlammprojekt, das wir im nächsten Jahr mit einem Schaf-Lehrpfad ergänzen wollen,- die Helikopter-Downhill-Golf-Trophy und- eine dritte Idee, die aber erst zu gegebener Zeit präsentiert werden soll.Mit diesen Events wollen wir künftig den Sommer noch attraktiver machen.“MM-FRAGE: „Was versteht man unter dem ,Almlammprojekt’“?A. Moser: „Dieses Projekt liegt mir besonders am Herzen, weil für uns ein Wirtschaften im Einklang mit der Natur sehr wichtig ist. Bei diesem Projekt wurden mehr als 700 Schafe auf den Hauser Kaibling getrieben, die von einem professionellen Schäfer mit seinen ausgebildeten Hunden behirtet werden. Abgesehen davon, dass sich die Tiere am Berg sehr wohl fühlen, bieten Futter und Umgebung die besten Voraussetzungen für die Produktion von Almlämmern, die dann über das Ennstaler Schafbauernzentrum vermarktet werden. Auch für uns als Bergbahnunternehmen bringt dieses Projekt Vorteile. Da neben den Almflächen auch die Pistenflächen am Hauser Kaibling beweidet werden, sorgen die Schafe für eine äußerst ökologische Pistenpflege. Der Einsatz von schweren Maschinen und Geräten kann so wesentlich verringert werden. Außerdem erhalten wir durch die Schafe gleichzeitig eine Düngung der Flächen. Wir haben in den letzten Jahren viele Pistenflächen dazugebaut. Gerade in Zeiten, in denen es viel regnet, ist es wichtig, dass der Boden gut befestigt ist. Die Schafe haben etwa im Vergleich mit Rindern genau die richtige Gewichtsklasse, um das zu garantieren, ohne die Grasnabe zu beschädigen. Neben den ökologischen Vorteilen sind die Schafe natürlich auch eine touristische Attraktion. So haben wir etwa im Sommer ein Almlamm-Fest gefeiert, an dem 3000 Gäste teilgenommen haben. Dabei gab es ein interessantes Rahmenprogramm, kulinarische Schaf-Spezialitäten und Vorführungen der Arbeitsweise von Schäfer und Hirtenhunden.“

Schneekanonenparade vor der Talstation.

MM-FRAGE: „Im September findet die 1. Helikopter-Downhill-Golf-Trophy statt. Was wird dabei geboten?“A. Moser: „Dabei handelt es sich um ein einzigartiges Projekt, das erst vor wenigen Monaten ins Leben gerufen wurde. Bei der 1. Helikopter- Downhill-Golf-Trophy am Hauser Kaibling spielen die Teilnehmer dort, wo sich im Winter die Skistars des internationalen Skizirkus ins Tal stürzen, nämlich auf der Krummholz-Weltcupstrecke, die eigens für die Golf-Trophy zu einem einzigartigen 18-Loch-Golfplatz umgewandelt wird. Der Aufstieg zum 1. Abschlag erfolgt bequem per Helikopter, der Abstieg dann zu Fuß. Es wird maximal 100 Starter geben und 18 Spielbahnen. Dazu gibt es 3 Skihütten, die extra für dieses Event aufsperren. Das Besondere daran ist, dass die Golfspieler dabei auch kulinarisch verwöhnt werden etwa mit einer Spanferkelgrillerei, Kaffe und Kuchen etc. Die Kombination von Helikopter, Natur und Golf mit Kulinarik wird als Erlebnis inszeniert, das einzigartig in Österreich ist. Auf dieser Schiene wollen wir uns im Sommer in Zukunft etablieren.“MM-FRAGE: „Worauf legen Sie bei Ihren Events Wert, welches Kundensegment sprechen Sie an?“A. Moser: „Wir sind Austragungsort von Damen-Ski-Weltcup-Rennen. Um den Bekanntheitsgrad vom Hauser Kaibling zu erhöhen, finden bei uns immer wieder Trainingseinheiten verschiedenster Mannschaften statt, wie etwa dem ÖSV, der deutschen oder norwegischen Nationalmannschaft. Da wir aber auch abseits der sportlichen Veranstaltungen bekannter werden wollen, bewerben wir den Skiberg über Events und außergewöhnliche Persönlichkeiten. Hier reicht das Spektrum über VIP-Heli-Ski, die neue Helikopter-Downhill-Golf-Trophy bis hin zu Live-Konzerten, mit denen wir die Jugend und Familien mit Kindern gut ansprechen können. Mittlerweile haben wir uns im Segment der Live-Konzerte gut etabliert. Immerhin waren schon Künstler wie Juli, Christina Stürmer, Nena, die Sportfreunde Stiller und Sunrise Avenue Gast am Hauser Kaibling. Schon jetzt bekommen wir immer wieder Anfragen, wer denn beim 4. Open-Air zum Saisonfinale am 4. April 2009 auf der Bühne stehen wird. Wir versuchen also auch hier, neue Wege einzuschlagen und ein großes Spektrum abzudecken.“MM-FRAGE: „Woher kommen Ihre Gäste im Sommer bzw. im Winter, gibt es Unterschiede im Einzugsgebiet, der Altersstruktur etc?“Moser: „Von der Altersstruktur her findet man bei uns ein gemischtes Publikum, beginnend bei den ganz jungen Gästen von 2 bis 3 Jahren aufwärts. Ich persönlich hatte auch schon die Gelegenheit, einen 95-jährigen Gast kennen zu lernen. Am Hauser Kaibling haben wir somit für jedes Alter und jedes Können ein gutes Angebot. Bei den Nächtigungsgästen im Winter haben wir einen sehr hohen Österreicheranteil von 41,5 %. 31,2 % der Gäste kommen aus Deutschland und 12,9 % aus Ost- und Zentraleuropa. Die Benelux-Länder steuern einen Anteil von 5 % bei. Bei den Sommernächtigungen haben wir 46,9 % Österreicher, 37 % aus Deutschland sowie 3,1 % aus Ostund Zentraleuropa. Hier gibt es noch ein großes Potenzial im Vergleich Winter und Sommer. Wichtig für den Hauser Kaibling sind auch die Tagesgäste mit dem Einzugsgebiet Oberösterreich und Steiermark. Hier ist vor allem der Raum Linz/Wels/Steyr und auch Graz bzw. Graz Umgebung sehr gut vertreten. Man fährt durch den Ausbau der Pyhrn-Autobahn mittlerweile von Linz nicht viel länger als von Graz zum Hauser Kaibling.Dabei kommen uns auch die großen Parkflächen zugute, auf denen Busse und Pkw gleichermaßen Platz finden.“MM-FRAGE: „Sie haben in den letzten Jahren viel in die Beschneiung investiert. Nennen Sie bitte wesentliche Eckdaten, was steht noch zur Realisierung an?“

Sender am Hauser Kaibling.

„Wir wollen so bald wie möglich in die Saison starten“Moser:„Die gesamte Beschneiungsanlage am Hauser Kaibling wurde in den letzten 3 Jahren um 15 Mio. Euro komplett erneuert und ausgebaut, das heißt, das komplette Leitungsnetz, alle Pumpstationen, Teiche und Schneekanonen wurden erneuert. In Summe haben wir jetzt am Hauser Kaibling 130 Schnee-Erzeuger, davon sind 66 mobil, 57 auf fixen 4,5 m hohen Türmen und 7 auf 10 m langen Schwenkarmen. Wir können am Hauser Kaibling 9000 m3 Schnee pro Stunde erzeugen.Wenn alle Schneekanonen durchgehend in Betrieb sind, so können wir in 24 Stunden 22000 Lkw-Fuhren Schnee herstellen. Auch wenn in Zukunft die Temperaturen milder werden, wird es immer Phasen geben, in denen sich das Thermometer 3 Tage hindurch unter dem Gefrierpunkt bewegt. Genau diese 72 Stunden genügen dann, um eine Grundbeschneiung, also eine Schneedecke von 40 cm, vom Gipfel bis ins Tal zu produzieren. Alle Schneekanonen sind außerdem via Handy oder PC steuerbar, zudem regeln sie ihren Output je nach Temperatur selbstständig.Wir haben uns hier am gesamten Skiberg für den Komplettanbieter Technoalpin entschieden. Voraussetzung für die Beschneiung ist natürlich Wasser. In unserem Fall stammt es aus Speicherteichen am Berg mit einer Gesamtkapazität von knappen 200000 m3. Weiters können wir zurzeit 70 Sekundenliter Wasser aus der Enns entnehmen, wobei nächstes Jahr der Endausbau geplant ist, sodass uns dann 130 Sekundenliter zur Verfügung stehen. Um das kostbare Nass zum Einsatzort zu transportieren, haben wir ein 27 km langes Leitungsnetz, dazu gibt es 5 Pumpstationen im Tal, bei der Mittelstation und am Berg, die sich auf dem neuesten Stand der Technik befinden. Insgesamt haben wir 100 ha Pisten, die wir zu 95 % beschneien können.Dieses Jahr wurde der letzte Abschnitt des Beschneiungsprojektes realisiert. Wir haben 3 km Leitungen verlegt, eine neue Pumpstation gebaut, 4 ha Pisten verbreitert und den Speicherteich „Schwarze Lacke“ mit 70000 m3 Speicherkapazität komplett saniert und erweitert. Hier sind wir gerade mit der Fertigstellung beschäftigt. Der Teich wird am 19./20. September mit Wasser gefüllt, was ungefähr 11 bis 12 Tage dauert. Dann ist unsere Anlage „scharf gestellt“ und wir sind bereit. Ab Mitte Oktober müssen wir damit rechnen, jeden Tag mit der Beschneiung zu beginnen. Wir wollen schließlich so bald wie möglich in die Saison starten.“

Das Nena-Livekonzert lockte viele begeisterte Zuschauer auf den Hauser Kaibling.

MM-FRAGE: „Auch im Bereich der Aufstiegsanlagen setzen Sie auf modernste Technik. Welche Anlagen umfasst das Angebot, was ist Ihnen in diesem Segment wichtig und stehen Neuerungen am Programm?“Moser: „Dank zahlreicher Großinvestitionen präsentiert sich der Hauser Kaibling am aktuellsten Stand der Technik. Wir haben am gesamten Berg 11 Aufstiegsanlagen, davon 1 8er- Kabinenbahn aus dem Jahr 2000 von Doppelmayr und eine Pendelbahn. Dann gibt es eine kuppelbare 6er-Sesselbahn mit Wetterschutzhauben und 4 kuppelbare 4er-Sesselbahnen ebenfalls mit Wetterschutzhauben. Wie man aus diesem Angebot sieht, ist uns der Komfort der Gäste sehr wichtig. Wartezeiten gehören damit am Hauser Kaibling der Vergangenheit an. Zusätzlich verfügen wir über 4 Schlepplifte. Einer von ihnen führt auf über 2 000 m Seehöhe und damit zu einem der höchsten Punkte in unserem Skigebiet. Von hier aus kann man auch in unberührte Pisten wie Buckelpiste oder Tiefschneehänge einfahren. Das ist ein Geheimtipp für Genießer und hat sich sehr gut entwickelt.Da wir in den letzten Jahren viel in die Beschneiung investiert haben, werden die nächsten Investitionen sicher in Infrastrukturmaßnahmen wie z. B. den Parkplatz und dann wieder in Aufstiegsanlagen erfolgen. Hier geht die Tendenz in Richtung 6er-Sesselbahnen mit Wetterschutzhauben – ob beheizte oder nicht beheizte Sessel, muss man sich dann im Detail ansehen.“MM-FRAGE: „Die Infrastruktur Ihres Unternehmens ist auf Top-Niveau, wie sieht es mit dem Umfeld z. B. Hotels, Verkehrsanbindung aus? Sind Sie zufrieden, gibt es Handlungsbedarf?“Moser: „Hier gibt es auf jeden Fall Handlungsbedarf, wobei der Ausbau der Ennstal Bundesstraße sicher oberste Priorität hat. Für den Gast hat es große Bedeutung, dass er schnell und bequem in die Region kommt. Leider hat sich das Thema Straßenbau im Ennstal zu einer unendlichen Geschichte entwickelt, wird doch bereits mehr als 3 Jahrzehnte über eine Lösung diskutiert, ohne einen Schritt vorwärts gekommen zu sein. Durch den Zuschlag zur Ski-WM 2013 für Schladming hoffen wir aber, dass endlich Bewegung in die Angelegenheit kommt. Darüber hinaus wird sich natürlich auch der Hauser Kaibling, vor allem der Talstationsbereich, weiterentwickeln. Einige Projekte sind auch schon geplant, aber noch nicht 100%ig ausgereift – Hotels, Infrastruktur Restaurants etc.“„Die gesamte Entwicklung muss im Einklang mit der Natur erfolgen“MM-FRAGE: „Welchen Stellenwert hat das gastronomische Angebot, was darf man in der Region Hauser Kaibling erwarten?“Moser: „Wir sind sehr stolz auf unser kulinarisches Angebot am Berg und können dabei auf eine 100-jährige Tradition bei den Skihütten verweisen. Für mich ist aber der wichtigste Punkt die Qualität und der Service unserer 14 Skihütten. Bei uns, und das möchte ich betonen, gibt es ausschließlich Bedienung in allen 14 Hütten und keine Selbstbedienung. Wir legen einfach großen Wert auf besten Service für den Gast. Wer bei uns Tages- und Wochengast ist, kommt deshalb auch in Kontakt mit den Mitarbeitern oder dem Hüttenwirt selbst. Die persönliche Note zeichnet den Hauser Kaibling aus und hat uns schon in der Vergangenheit viel gebracht. Bei unseren 14 Skihütten findet man von der urigen Skihütte mit 100 Jahren Tradition bis hin zum modernen Salettl alles, was dieser Bereich zu bieten hat. Wir haben ein breites Spektrum, und das zeichnet unseren Skiberg aus.“MM-FRAGE: „Sind Trendsportangebote für Ihr Unternehmen wichtig?“Moser: „Slopestyle und Freeride-Skiing werden immer populärer. Die Zielgruppe dabei umfasst die 6- bis 30-Jährigen, die eine Alternative zum klassischen Skifahren und Snowboarden suchen. Der Hauser Kaibling bemüht sich auch hier, in Zukunft entsprechende Angebote zu schaffen und die steigende Nachfrage zu befriedigen. Für die Wintersaison 2009/10 wollen wir mit einem Slopestyle-Park der Nachfrage gerecht werden. Wenn man sich allerdings in diesem Bereich engagiert, muss man natürlich ein entsprechend perfektes Angebot haben, das von A bis Z stimmt. Trendsportarten sind grundsätzlich immer mehr im Kommen. Das sieht man auch im Sportgeschäft in der Talstation am Hauser Kaibling. Viele Jugendliche tendieren heute zum Slopestyle oder zum Freeriden, der klassische Skisport oder das Snowboarden geht in diesem Segment eher zurück.“MM-FRAGE: „Wo sehen Sie in den nächsten Jahren Herausforderungen auf die Branche generell zukommen und auf Ihre Destination im Besonderen?“Moser: „Ein ganz wichtiger Punkt ist die Beschneiung, weil sie einfach das Um und Auf für ein Skigebiet ist. Man kann die beste Infrastruktur und die modernsten Aufstiegsanlagen haben, ohne Schnee kann man sein Angebot nicht präsentieren. Der Trend geht sicher dahin, seine Pisten in kurzer Zeit fertig zu haben. Aus diesem Grund haben wir in den letzten Jahren auch sehr viel in die Beschneiung investiert. Ein wichtiges Ziel ist es deshalb auch für mich, zu den ersten Nicht-Gletscher-Skigebieten in Österreich zu zählen, wo man bereits im November Ski fahren kann – vorausgesetzt natürlich, die Witterungsverhältnisse passen. Ich sehe hier noch großes Potenzial, weil man gerade am Anfang der Saison die Gäste noch begeistern kann oder auch neue Gäste gewinnen.Besonders wichtig ist mir aber auch die Entwicklung abseits der Skipisten. Wir haben moderne Aufstiegsanlagen, eine Beschneiung und eine stimmige Infrastruktur am Berg – aber auch der Talbereich, der Ort und die Umgebung müssen mitspielen. Hier gibt es bei uns in Richtung Hotels, Restaurants, Freizeiteinrichtungen schon einige interessante Projekte. Die gesamte Entwicklung muss im Einklang mit der Natur erfolgen. Nur dann werden wir auch weiterhin erfolgreich sein. dwl

Mit dem Almlammprojekt geht man am Hauser Kaibling neue Wege.

Daten & Fakten Hauser KaiblingHöhenlage: 750–2 015 m SeehöheBeförderungsanlagen: 11 (1 8 EUB, 1 Pendelbahn, 1 kuppelbare 6er-Sesselbahn mit Wetterschutzhauben, 4 kuppelbare 4er-Sesselbahnen, 4 Schlepplifte)Gesamtförderleistung: 16000 P/hGesamtbeförderung 2007/08: 4700000 PersonenBeschäftigte: Winter 90, Sommer 35Pisten: 37 kmPistenanzahl: 14Längste Abfahrt: FIS-Abfahrt 7 kmPistenfläche: 100 haParkplätze: 2000 Pkw-Parkplätze, 150 Bus-Parkplätze, 40000 m2 befestigte ParkplätzeSkihütten: 14 ausschließlich mit BedienungSchneeerzeugung: auf 95 % der gesamten PistenSchneekanonen: 130 Stk.

Franz Hörl, GF Skiliftzentrum Gerlos, Bgm. Gmd. Gerlos, Abgeordneter Nationalrat: „Tourismus braucht Luft und Raum zur Entwicklung“

Die Erfolgsgeschichte der Zillertal Arena hat vor 8 Jahren begonnen und war Vorbild für eine Reihe anderer Projekte. Franz Hörl, GF Skiliftzentrum Gerlos, Bürgermeister und Nationalratsabgeordneter, war einer der Initiatoren des Projekts. Er fasst für den MOUNTAIN MANAGER den Status Quo zusammen und wirft einen Blick auf die anstehenden Herausforderungen.

Franz Hörl. Foto: B. Mayr-Siegl

MM-FRAGE: „Vor rund 8 Jahren wurde die Zillertal Arena ins Leben gerufen, sie waren daran maßgeblich beteiligt. Wie hat sich dieser Zusammenschluss entwickelt, wurden die Erwartungen erfüllt?“Franz Hörl:„Die Zillertal Arena kann man mit Recht als die Erfolgsstory der letzten 10 Jahre bezeichnen. Für die beteiligten Gemeinden hat sie rund 250 000 bis 300 000 Nächtigungen mehr gebracht, also eine Steigerung um rund 30 %. Dazu hat die Zillertal Arena bis heute eine stetige Aufwärtsentwicklung gezeigt, und das nicht nur in schneereichen, sondern auch den schneeärmeren Wintern. Ohne diesen Zusammenschluss hätten wir einen solchen Trend sicher nicht gehabt, die Entwicklung wäre meiner Meinung nach gegenteilig verlaufen, wir wären auf die Nächtigungen der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts zurückgefallen! Seit der Gründung der Arena haben die Bergbahnen in den beteiligten Gemeinden Zell, Gerlos, Wald-Königsleiten und in weiterer Folge auch Krimml rund 80 Mio. Euro in den Seilbahnbereich investiert. Durch den Erfolg der ,Wilden Krimml’, der unsere eigenen Erwartungen übertroffen hat, hat die Entwicklung auch im Zillertal generell Impulse bekommen. So konnten vor dem Hintergrund unserer Erfolge die weiteren talinternen Zusammenschlüsse der Mitbewerber wie Hochzillertal/Hochfügen/Mayrhofen sicher schneller umgesetzt und starre Strukturen aufgelöst werden. Insgesamt wurden seither im Zillertal 250 Mio. Euro durch die Seilbahnen investiert. Das hat für den Gast im Zillertal natürlich enorme Vorteile gebracht. Der Komfort, die Schneesicherheit und die gesamte Infrastruktur wurden aufgewertet, der Anschluss an die moderne Skiwelt geschafft. Ich denke, dass sich das Zillertal heute mit dem Angebot der großen Skigebiete Arlberg oder Ischgl durchaus messen kann. Die Zillertal Arena hat für diese Entwicklung sicher einen Beschleunigungsfaktor beigesteuert.“MM-FRAGE: „Was kennzeichnet die Zillertal Arena bzw. was zeichnet sie aus?“Hörl: „Mit dem Zusammenschluss zur Zillertal Arena haben wir damals auch unsere Tourismusvereine in eine Werbegemeinschaft unter Federführung der Bergbahnen zusammengeführt. Schließlich kamen schon damals rund 75 % des Werbeetats von den Bergbahnen. Aus diesem Grund schien uns auch ein gemeinsames Auftreten nach außen sinnvoll. Davon profitieren wir heute. Von der Produktseite her zeichnet sich die Zillertal Arena durch ein tolles Angebot für Familien und Kinder aus, in das auch entsprechend investiert wird. Ergänzt wird diese Schiene mit Angeboten für die Jugend, für Jugend- und Schülergruppen. Diesen Bereich fördern wir massiv. Dazu wollen wir Spaß und Freude am und im Schnee vermitteln. Ein Beispiel dazu ist ,Schnee Juchhee’. Unter diesem Motto bringen wir Musikgruppen und unsere Musiktradition in den Schnee. Zumindest jeden zweiten Wintertag soll auf einer Skihütte aufgespielt werden.“

Krimml X-Press Talstation auf 2 405 m – von oben gesehen. Foto: TV Zell-Gerlos

„Gemeinsam kann man mehr erreichen als ein Skigebiet allein“MM-FRAGE: „Was bringt das Skiliftzentrum Gerlos in den Zusammenschluss ein?“Hörl: „Unsere tolle Skiübungswiese mitten im Ortszentrum! Auf dem Berg einen neuen Funpark, den wir mit ca. 30000 m3 Schnee jede Saison neu errichten und damit ein Megaangebot für Snowboarder schaffen. Damit sind wir gemeinsam mit Mayrhofen jetzt sicherlich führend im Tal. Diesen Funpark betreiben wir gemeinsam mit dem Snowboard Pro-Shop ,Hot Zone’ der auch das notwendige Know-how einbringt und perfekte Ausrüstung anbietet. Auch für dieses und nächstes Jahr stehen wieder Investitionen an. Wir sind also bemüht, unser Skigebiet attraktiv zu halten und tragen damit einen guten Teil dazu bei, dass die Zillertal Arenaüber ein durchdachtes Angebot in Bezug auf Familien mit Kindern, Jugendlichen und Spaß in der Natur verfügt.“MM-FRAGE: „Wie hat sich das Projekt Zillertal Arena konkret auf die Skilifte Gerlos ausgewirkt?“Hörl: „Ich war von Anfang an der Meinung, dass man gemeinsam mehr erreichen kann als ein Skigebiet allein. Das hat sich auch bewiesen. Gerlos für sich genommen war nur ein relativ kleines Skigebiet, wobei ich schon 1984/85 die Anbindung an Königsleiten gesucht habe, um zu wachsen. Die Zillertal Arena war dann eigentlich eine logische Konsequenz. In der Folge wurden die einzelnen Skigebiete mit dem Bau einiger weniger Anlagen zur Skiarena verbunden, optimiert und kundenfreundlicher gestaltet. Aus einem Fleckerlteppich an Skigebieten wurde ein großes Areal mit dem entsprechenden Angebot gemacht. Wennman sich rückblickend die vielen Höhen und Tiefen in Erinnerung ruft, die wir mit dem Skiliftzentrum Gerlos überstanden haben, kann man heute sicher sagen, dass wir uns auch kaufmännisch in stillerem Gewässer bewegen.“

Nena „Open Air“ in der Zillertal Arena.

MM-FRAGE: „Wie sehen Winter- und Sommerangebot der BB Gerlos aus?“Hörl: „Im Winter konzentrieren wir uns mit dem Wintersport auf Familien mit Kindern und Jugendliche. Für sie versuchen wir, ein möglichst vielfältiges Angebot auf die Beine zu stellen. Die ursprüngliche Stärke von Gerlos pflegen wir natürlich auch weiter. So stellen wir den Tourengehern ein Tourengebiet zur Verfügung, auch wenn wenig Schnee ist. Dazu hat Gerlos zum Alpinski- und Snowboard-Angebot auch eine Langlaufloipe, die wir immer wieder ausgebaut und verbessert haben, sowie ein sehr schönes Wanderareal. Auf diese Weise finden Familien mit Mitgliedern jeder Altersstufe ein Angebot, das sie individuell für sich nutzen können und die passende Betreuung. Auch die Nachtschwärmer kommen bei uns nicht zu kurz. Im Sommer setzen wir auf Berg-Wellness und Wandern. Wir haben einen Reitbetrieb im Ort und bieten Möglichkeiten zum Mountainbiken, Canyoning, Klettern im Hochseilgarten und Rafting. Auch im Sommer versuchen wir also, das Beste aus unseren Möglichkeiten zu machen. Die Hotellerie investiert in letzter Zeit ebenfalls sehr viel in den Sommer, sodass wir auch auf diesem Sektor gute Qualität bieten können.“MM-FRAGE: „Welche Gäste sprechen Sie jeweils an, gibt es Unterschiede?“Hörl: „Im Winter kommen rund 35 % der Gäste aus Deutschland, 45 % aus Holland. Die weiteren 20 % verteilen sich auf Schweizer, Österreicher, Dänen, Russen, Gäste aus osteuropäischen Ländern und Großbritannien. Im Sommer kommt der Großteil der Gäste ebenfalls aus Deutschland und Holland, weil wir dort einen sehr guten Ruf haben. Steigend ist die Anzahl der Gäste, die aus den jüngsten EUBeitrittsländern kommen.“

Nordic Walking auf der Rosenalm.

„Wir wollen uns nicht nur auf ein oder zwei große Events konzentrieren“MM-FRAGE: „Welchen Stellenwert hat der Sommer im Skiliftzentrum Gerlos und in der touristischen Region – sehen Sie hier noch Handlungsbedarf?“Hörl: „Der Sommer bringt bei uns im Ort rund ein Drittel des Jahresumsatzes, der Winter zwei Drittel. Natürlich ist der Winter unsere Basis, die wir ständig weiterentwickeln müssen. Unsere verstärkten Bemühungen setzen wir aber in den Sommer, wobei wir hier sicherlich noch einiges an Investitionen zu tätigen haben. Anfänge sind schon gemacht, so hat die Gemeinde das Anlegen von Wanderwegen und Mountainbikestrecken gefördert. Ein interessantes Projekt bietet sich auf 2 000 m Seehöhe. Hier könnte man zwischen Ißkogel und der Rosenalm rund ums Kreuzjoch ein 30 km langes bestehendes landwirtschaftliches Wegenetz zum Mountainbiken nutzbar machen. Das wäre dann natürlich ein besonders attraktives Angebot.“MM-FRAGE: „Welchen Stellenwert haben Events/Veranstaltungen im Gesamtangebot, worauf legen Sie dabei Wert?“Hörl: „Events haben bei uns einen hohen Stellenwert, wobei wir uns nicht auf ein oder zwei große Events konzentrieren. Wir wollen nicht nur einmal zu Beginn, zur Mitte oder zum Schluss der Saison eine Veranstaltung haben, sondern dem Gast flächendeckend etwas bieten. Deshalb gibt es ,Schnee Juchhee’ und verteilt in der Saison immer wieder unterschiedliche Events. Wir legen aber Wert darauf, dass diese zur Region passen und wir uns damit identifizieren können.“MM-FRAGE: „Welche Investitionen stehen in nächster Zeit an, wird es für die nächste Saison Neuerungen geben?“Hörl: „Wir investieren heuer für den kommenden Winter rund 2,5 Mio. Euro. Der Großteil davon entfällt auf die Beschneiung, wir bauen aber auch ein neues Kinderrestaurant. Dazu soll der Übungsbereich mit einem Förderband ausgerüstet werden, sodass wir auch in diesem Sektor mit den Spitzenangeboten in der Branche Schritt halten können. Heuer baut Zell am Ziller eine Kabinenbahn. Wir in Gerlos ersetzen nächstes Jahr den Vierersessellift Falschbach durch eine moderne Kabinenbahn. Da wir bei der Beschneiung mittlerweile recht gut aufgestellt sind, werden sich die Investitionen mittelfristig also wieder auf den Seilbahnbereich konzentrieren. Der Komfort wird sich mit Bubbles, beheizten Kabinenbahnen etc. weiter erhöhen. Vielleicht wird es auch zu geringfügigen Erweiterungen im Skigebiet kommen, wobei Erweiterungen nicht unser Hauptziel sind – vorrangig geht es um Optimierung, Qualität, Abrundung und größtmöglichen Komfort.“

In der Zillertal Arena gibt es 232 km Bikestrecken.

„Wir sind ökologisch nur so gut, weil wir wirtschaftlich so stark sind“MM-FRAGE: „Das Zillertal hat in letzter Zeit mit der Aktion ,5 Sterne für Regionen’ Aufmerksamkeit erregt. Welchen Nutzen sehen Sie dabei für das Zillertal?“Hörl: „Ich bin gemeinsam mit unserem Planungsverbandsobmann Josef Geisler einer der Initiatoren der ,5 Sterne für Regionen’. Ausgangsbasis für dieses Projekt waren Zahlen und Daten, die wir im Zillertal zur Verfügung haben und uns belegen, dass wir auch in punkto Ökologie den Vergleich nicht scheuen müssen. Als Idee hinter dem Projekt ,5 Sterne für Regionen’ steht, diese Spitzenergebnisse als Qualitätsmerkmal zu nutzen und uns in Bezug auf die Nachhaltigkeit mit anderen Anbietern und Regionen zu vergleichen. Ein solcher Vergleich würde dann sicher zu unserem Vorteil ausfallen. ,5 Sterne für Regionen’ ist ein Arbeitstitel, den wir von der Hotellerie übernommen haben. Es geht aber nicht um eine Kategorisierung ,5 Sterne’ oder ,4 Sterne’, sondern um den Beweis, dass wir trotz Tourismus in einer völlig intakten Umwelt leben. Natürlich gibt es noch Verbesserungspotenzial wie z. B. bei der Verkehrsinfrastruktur, das ist uns bewusst. Wir wollen aber trotzdem eine Diskussion über das Thema Nachhaltigkeit anregen, zusätzlich zu Umsätzen und Nächtigungszahlen.“MM-FRAGE: „Wie soll nachhaltiges Wirtschaften im Alpenraum aussehen?“Hörl: „Beim nachhaltigen Wirtschaften geht es darum, Ökologie, Ökonomie und soziale Sichtweisen in Einklang zu bringen. Das umfasst die Themen Wasser und Klima genauso wie Energie, Verkehr, kulturelle Identität, Wirtschaft und Raumordnung. Die nachhaltige Entwicklung soll letztendlich eine Region für ihre Bewohner und Gäste attraktiv und wettbewerbsfähig machen bzw. erhalten.“MM-FRAGE: „Wie weit ist man damit im Zillertal, wo liegen die Herausforderungen?“Hörl: „In den letzten Jahren haben uns Umweltschützer oft vorgeworfen, die Bergbahnen wären Umweltsünder und Zerstörer. Gefühlsmäßig haben wir immer gewusst, dass diese Anschuldigungen nicht stimmen. Mittlerweile haben wir entsprechendes Datenmaterial zur Verfügung, das uns bestätigt, dass wir z. B. über reinstes Wasser verfügen und fast alle Gewässer Trinkwasserqualität haben. Auch was den Energiesektor, also z. B. Kraftwerke, Biomasseanlagen etc. betrifft, sind wir führend. Mit unseren Zahlen können wir nun tatsächlich nachweisen, dass wir in Bezug auf Nachhaltigkeit im Spitzenfeld angesiedeltsind, und das trotzdem wir nach Wien die am stärksten touristisch genutzte Region in Österreich sind. Mein Credo lautet, dass wir ökologisch nur so gut sind, weil wir wirtschaftlich so stark sind. Will man ein Restaurant auf 2 000 m Seehöhe an den Kanal anschließen oder Kanäle bauen, braucht es Förderungen und einen entsprechenden wirtschaftlichen Hintergrund. Wir brauchen wirtschaftlich starke Regionen, weil man nur dann auch in die Umwelt investieren kann. Wir Zillertaler behaupten von uns, dass wir hier schon viel geleistet haben. Ich denke auch, dass sich ein entsprechendes Denken schon in den Köpfen der Menschen festgesetzt hat. Der Tourismus ist sicher die einzige Wirtschaftsform, die in den Tälern für eine Wohlstandsverteilung sorgt, allerdings vor dem Problem, dass es Saisonspitzen gibt und Zeiten, in denen wenig los ist. Das ist sicher eine Herausforderung. Ganzjahrestourismus wird vielleicht nicht überall möglich sein, aber man muss danach trachten, die Aktivitäten über das Jahr zu verteilen. Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch eine Schulung der Unternehmer und Mitarbeiter, damit wir über erstklassiges Potenzial verfügen – das ist umso wichtiger, als es in unserem Tal viele kleine und mittelgroße Unternehmen gibt.“MM-FRAGE: „Welche Herausforderungen sehen Sie in naher Zukunft auf die Zillertal Arena bzw. das Skiliftzentrum Gerlos im Besonderen zukommen? Was ist wichtig, um auf Erfolgskurs zu bleiben?“Hörl: „Wichtig ist, dass dem Tourismus und allen anderen Wirtschaftsformen genug Raum und Luft zur Entwicklung gegeben wird. Im Tourismus ist man ständig im Konflikt mit dem Naturschutz, aber auch selbst ernannten Naturschützern. Hier gilt es, eine vernünftige Weiterentwicklung zuzulassen. Der zweite wesentliche Faktor ist das so genannte Humankapital. Auch hier müssen Grundlagen geschaffen und weiterentwickelt werden, damit im Tourismus einigermaßen attraktive Arbeitsplätze geboten werden können. Grundsätzlich sind Wirtschaftlichkeit, Umweltschutz und der Arbeitsmarkt die großen Herausforderungen der Zukunft. dwl

Mag. Arnold Oberacher, Con.os Tourismus Consulting – Erfolgreich ist nur das Einzigartige

Das Thema Bergsommer genießt in der Seilbahnbranche steigende Aufmerksamkeit. Mag. Arnold Oberacher, ehemals Consulent bei der Edinger Tourismusberatung und inzwischen Geschäftsführer bzw. Partner der Firma Con.os.Tourismus Consulting, berät und betreut seit dem Start 1999 die Initiative „Sommerbahnen“ des Fachverbandes der Österreichischen Seilbahnen sowie die Tiroler Sommerbahnen und diverse Bergbahnen direkt. Con.os unterstützt die Bahnen z. B. dabei, das grundsätzliche Konzept zu definieren, die relevanten Themen herauszufiltern und die geeignetsten Flächen auszuwählen bzw. die betriebswirtschaftlich sinnvolle Projektdimension abzustecken und auf ihre Machbarkeit zu prüfen. Grund genug für den Mountain Manager, Herrn Mag. Oberacher um eine Expertise zu bitten.

Interviewpartner Mag. Arnold Oberacher ist Geschäftsführer & Partner der Firma con.os tourismus. consulting gmbh oberacher, schumacher & partner in Wien, vielen bekannt als langjähriger Mitarbeiter der Edinger Tourismusberatung. Fotos: conos

MM-FRAGE: „Wie und wohin entwickelt sich die Bergsommerszene seit Jahren?“Oberacher: „Von der Einstellung ,Wir müssen halt der Gemeinde/Region zu Liebe auch im Sommer fahren – aber Geschäft ist es kaum?’ sind wir heute – einige Jahre und viele engagierte Ideen und Konzepte später – bei der Erkenntnis angelangt, dass der Sommer ein ,Geschäft’ sein kann. Von den ersten Spielplätzen und Elementen kommen wir immer mehr zu runden und schlüssigen Gesamtkonzepten. Vom Verkauf einer ,Berg- und Talfahrt’ kommen immer mehr Betriebe auch im Sommer zum Verkauf von ,Erlebnis-Zeit bzw. Erlebnis-Tagen’ – und damit einer viel besseren Preis-Leistungs-Wahrnehmung beim Kunden, denn 14,– Euro für eine Berg- und Talfahrt ist nicht gerade günstig, für einen ganzen Tag ,Abenteuer’ aber fast ein Schnäppchen, denn so viel kosten eineinhalb Stunden Kino auch! Vom Sommer-Konzept kommen wir außerdem immer öfter auch zu ,Ganzjahres-Konzepten’: Die Sommeransätze sind oft geniale Impulse und Ideengeber auch für Winter-Projekte mit denen man sich unterscheiden kann.“MM-FRAGE: „Worauf kommt es bei erfolgreichen Umsetzungen an?“Oberacher: „Aus meiner Sicht vielleicht mit den 6 Todsünden für ein Bergsommer-Konzept am besten beschreibbar:1.) Zu wenig breit angelegt: d. h. für eine Nischenzielgruppe entwickelt, die vielleicht noch dazu derzeit noch nicht in der Region ist (z. B. Trendsportarten, etc.). Ein gutes Konzept muss die ,Türen’ für möglichst viele Zielgruppen öffnen.2.) Kopieren statt Innovieren: Kopien sind immer schlechter als das Original: Wir haben jetzt schon das x-te …-Wasser – aber nur ein ,Original’ .3.) ,Patchwork’ statt roter Faden: Das wahllose Aneinanderreichen von Stationen, Geräten und Effekten wird zum Fleckerlteppich; Erfolgreich sind die Konzepte mit einem Thema und einer Story; Wenn der Gast nicht mehr zur Bergbahn XY sondern zum Thema (z. B. Hexenwasser, Alpinolino, Berg Kodok, Holzfällerland, etc.) fährt, ist das geschafft.4.) Keine Entwicklungs-Möglichkeiten vorgesehen: Sowohl inhaltlich als auch räumlich sollte man bereits am Beginn wissen, was und wo man sich weiterentwickeln könnte.5.) Konzept von außen: Keines der erfolgreichen Konzepte wurde nur von einem externen Konzeptionisten entwickelt – vielmehr wurden sie (oftmals unter Anleitung eines Themen- und Branchenkenners) gemeinsam mit jenen entwickelt, die damit arbeiten, leben und es verkaufen müssen. Und in den meisten Fällen entstand dann auch nach anfänglicher Skepsis bei Bergbahn-Mitarbeitern oftmals eine tolle Eigendynamik, welche diese Sommer-Konzepte noch heute jährlich weiterentwickelt (z. B. ,Coolster Berg Salzburgs’ am Kitzsteinhorn).6.) Trend- oder Allerweltsthema: Erfolgreich ist, was speziell ist und letztlich eine Besonderheit, Spezialität oder Einzigartigkeit des jeweiligen Berges authentisch hervorhebt (und nicht was jederzeit auch überall anders stehen könnte).“

Beispiel für ,Spaß & Sport – Kombination’ (Geschicklichkeits-Station im Alpinolino – Bergbahn Westendorf).

MM-FRAGE: „Hat das Sommergeschäft in den Alpen eine Chance, eine namhafte Größe zu werden?“Oberacher: „Betriebswirtschaftlich brauchen wir uns nichts vormachen – für eine klassische Winterbahn wird der Sommer immer nur ein (vergleichsweise) bescheidener Umsatzanteil sein. Aber er hat das Potenzial:- ordentliche Frequenzen für einen Berg zu stimulieren,- die nötigen Investitionen meist deutlich schneller zu rentabilisieren als die meisten Winter-Investitionen,- ertragswirtschaftlich positive Deckungsbeiträge für den Gesamtbetrieb zu liefern,- und sich damit als eigenständiges Profit-Center einer Bergbahn zu etablieren. Regional- und Volkswirtschaftlich bieten aber gerade die Sommerbahnen für die Alpen die Chance:- DIE Einzigartigkeit der Alpen – nämlich die Berge und alles rund um sie herum – besonders aufzubereiten und zu zelebrieren und dann einfach, bequem und unterhaltsam mit einer Bergbahn zugänglich zu machen (nicht die Bahn ist dabei die Attraktion, sondern die Besonderheit, zu der mich die Bahn möglichst einfach bringt);- Damit ein Alleinstellungsmerkmal, Verkaufsargument und letztlich einen möglichen Wettbewerbsvorteil der Berge gegenüber anderen Destinationen herauszuarbeiten und zu verstärken.“

Beispiel für eine einfache ,Panorama-Inszenierung durch Focus-Station’ (Ahorn – Bergbahn Mayrhofen).

MM-FRAGE: „Welche Erfahrungen haben Sie selbst gemacht? Welche Themen sind im Kommen und wie gehen Sie mit den Interessenten/Kunden vor?“Oberacher: „Für die Vorgangsweise gibt es kein Patentrezept, weil die Rahmenbedingungen bei fast jedem Berg anders sind, aber sehr oft machen wir es wie folgt:1.) Sensibilisierung möglichst vieler Partner, Verantworlicher, Mitarbeiter und Touristiker rund um eine Bergbahn zum Sommer im Rahmen eines Impulsvortages (Thema: Warum sollen wir eigentlich im Sommer was tun?)2.) Animation der (dann hoffentlich) Interessierten, gemeinsam eine ,Fact Finding Mission’ (Exkursion) zu Kollegen und Umsetzungsbeispielen zu machen;3.) Recherche und Erhebung:- auf welches Einzugs- und Zielgruppenpotenzial (z. B. Sommergäste in der Region) zurückgegriffen werden kann,- welche räumlichen Flächen und Varianten es gibt (Gelände, Grundstückseigentümer, etc.),- welche Themen- und Ideenansätze schon vorhanden sind;4.) Ausarbeitung eines Ideen-Grob-Konzeptes bzw. von Konzept-Varianten;5.) Durchsprache und gemeinsame Entwicklung eines Rohkonzepts in einer Arbeitsklausur mit einer Arbeitsgruppe der Bergbahn;6.) Gemeinsame Festlegung, wer dann die Detailplanungen und Detailkonzeptionen macht. Hier kann angefangen von den Mitarbeitern der Bahn über professionelle Inszenatoren und Szenographen bis hin zu Architekten und Landschaftsplanern dann oft ein buntes Planungs- und Umsetzungsteam entstehen.“

Beispiel für die Thematisierung von klassischen Spielgeräten (,Kaiserland’ – Bergbahn Scheffau).

MM-FRAGE: „Welche Fehler soll man vermeiden?“Oberacher: „Von vornherein zu glauben, es funktioniere nur mit viel Geld. Aus meiner Sicht langt es, für den Start ,das Kapital für eine Pistenraupe einmal in den Sommer zu stecken’, um etwas zu bewegen – vorausgesetzt man investiert dieses Geld eben in Innovationen und neue Ideen und nicht in einen Abklatsch oder eine Kopie.“MM-FRAGE: „Wie kann man die Wetterabhängigkeit reduzieren?“Oberacher: „Ich meine, dass ohne ein ,Bergsommer- Konzept’ die Wetterabhängigkeit am größten ist – denn dann fahre ich nur auf den Berg, wenn’s schön ist! Mit jedem Bergsommer-Konzept reduziere ich die Wetter-Abhängigkeit schon ein wenig, denn wenn sich der Gast vorgenommen hat, ein interessantes ,Berg-Angebot’ jetzt ,endlich mal’ zu besuchen, kann ihn oft auch schlechter werdendes Wetter nicht davon abhalten. Dennoch kann man die Wetterabhängigkeit durch einige Maßnahmen noch weiter reduzieren wie z. B. u Inclusive-Konzepte (wie in Aros, Serfaus-Fiss-Ladis oder Schladming), wo es auch bei schlechtem Wetter spannend ist, auf den Berg zu fahren und Kaffee zu trinken; u Schlechtwetter-Bespielungen wie z. B. das ,Schwebende Kaffeehaus’ n der Ahorn-Bahn (Bergbahn Mayrhofen); u Nutzung von Indoor Flächen am Berg (oft stehen Ski-Verleihs, Ski-Depots, etc. im Sommer leer und könnten mit wenig Aufwand zu Indoor-Welten am Berg verwandelt werden).“

Beispiel ein ,Schlechtwetter-Angebot’: das ,schwebende Kaffeehaus’ am Ahorn in Mayrhofen.

MM-FRAGE: „An welchen Projekten arbeitet ihr gerade?“Oberacher: „Wir arbeiten gerade an der laufenden Betreuung der ,Österreichischen Sommerbahnen’ d. h. wir führen die ,Qualitäts-Zertifizierungen’ von Neuen und ,Nach-Zertifizierungen’ der bestehenden Mitglieder dieser mittlerweile 43 Bergbahnen umfassenden Kooperation durch. Weiters arbeiten wir an der Etablierung einiger Bergsommer-Marketing-Kooperationen wie z. B. in der Ski-Welt Wilder Kaiser-Brixental, Ski Amadè oder in Kärnten und schließlich an einigen Bergsommer-Neuentwicklungen (dazu darf ich leider nicht zu viel verraten). Und wir betreuen regelmäßig einige Sommer-Bergbahnen bei ihrer kontinuierlichen Weiterentwicklung wie z. B. das ,Alpinolino’ in Westendorf, den Schöckl, etc..MM: „Herr Mag. Oberacher, wir danken für das Gespräch.“

Stefan Wirbser, Bürgermeister Feldberg & Vorsitzender Liftverbund Feldberg: „Wir wollen kein Wettrüsten, aber durch pfiffige, ganzjährige Angebote überzeugen“

Der Feldberg ist das Vorzeigeskigebiet in Baden Württemberg und nimmt auch im gesamtdeutschen Vergleich eine Topposition ein. Für den kommunalen Betrieb hat Bürgermeister Stefan Wirbser die Entwicklung der Skiregion, die Herausforderungen der Zukunft und die Ambitionen der Betreiber Revue passieren lassen.

Stefan Wirbser, Bürgermeister von Feldberg und Vorsitzender des Liftverbundes Feldberg. Fotos: Liftverbund Feldberg

MM-FRAGE: „Wie waren Sie mit der letzten Wintersaison zufrieden?“Wirbser: „Der Winter 2007/2008 verlief außerordentlich gut. Wir hatten durchgehenden Winterbetrieb vom 10. November 2007 bis zum 13. April 2008. 156 Betriebstage sind fast identisch mit dem Rekordwinter 2005/2006. Es wurden 440000 Kunden gezählt, was zu einem Winterumsatz von 6,3 Mio. Euro führte. Das sonnige Winterwetter während der Weihnachts- und Faschingsferien vervollständigte einen sehr erfreulichen Winter. Fazit: Hervorragende Saison, einziger ,Wermutstropfen’: die Anlagen unter 1 100 Meter litten unter Schneemangel, soweit keine Beschneiungsanlagen vorhanden sind!“MM-FRAGE: „Welches Angebot hat der Feldberg im Winter?“Wirbser: „Am Feldberg gibt es insgesamt 17 Beförderungsanlagen, die 40 km Piste erschließen. 1/3 davon wird beschneit. Aushängeschild ist die Weltcuppiste, auf der letztmals im Jahr 2000 der alpine Skiweltcup mit Hermann Maier als Sieger stattfand. Ansonsten zeichnen wir uns als Familien- und Snowboardergebiet aus, mit Funpark und Boardercross, wo im letzten Jahr Deutsche Meisterschaften stattfanden. Acht konzessionierte Ski-, Renn- und Snowboardschulen sorgen für ein professionelles Erlernen unseres Schneesportangebots. Bei sonnigem Wetter besticht der Feldberg durch seine einzigartige Alpensicht. Vom Mont Blanc bis zur Zugspitze reiht sich die Alpenkette in freier Sicht nach Süden auf.“

Lift- und Pistenplan am Feldberg.

MM-FRAGE: „Wie lange gibt es die Skidestination Feldberg?“Wirbser: „Der Feldberg ist das älteste Skigebiet Mitteleuropas. Bereits 1891 bestieg der Franzose Dr. Pilet den Feldberg auf Skiern, die er aus seinen Norwegenreisen mitbrachte.Der älteste Ski-Club 1892 Todtnau wurde übrigens am Feldberg gegründet. Erste Hochphasen erlebte der Wintertourismus um die Jahrhundertwende. Durch die Bahnerschließung von Freiburg aus, strömten bereits damals Tausende im Winter auf den Feldberg. 1900 wurden die ersten Deutschen Skimeisterschaften ausgetragen. In den 20er und 30er Jahren war der Skilauf mit den ersten Skiliften bereits Massentourismus. Der älteste Skilift der Welt wurde übrigens im nahe gelegenen Schollach im Jahr 1908 erbaut. Er wurde durch ein Mühlrad mit Wasser angetrieben! Nach dem II. Weltkrieg wurde mit der Lifterschließung in der heutigen Form begonnen. Seit ca. 1990 werden die Anlagen laufend modernisiert und sukzessive durch kuppelbare Sesselbahnen ersetzt und mit Beschneiungsanlagen ergänzt.“MM-FRAGE: „Bei Ihnen sind im Winter so genannte Infoscouts im Einsatz. Seit wann gibt es sie, welche Aufgaben haben sie und wie hat sich das bewährt?“Wirbser: „Die Infoscouts gibt es seit dem Jahr 2003. Sie sind unsere ,gelben Engel’ im Skigebiet, informieren unsere Gäste, holen bei Unfällen die Bergwacht, putzen auch den Kids die Nase, helfen mit einem Pflaster aus oder zeigen den Weg zur nächsten Apres-Ski-Hütte. Sie sind einfach für das Wohlergehen unserer Gäste zuständig. Mit ihren leuchtgelben Skianzügen halten sie sich den ganzen Winter im Skigebiet auf und sind erster Ansprechpartner. Unterstützt wird das ganze durch die Stiftung ,Sicherheit im Skisport’ des Deutschen Skiverbandes.“

Seit den 90er Jahren werden die Aufstiegsanlagen sukzessive modernisiert, im Bild ein moderner kuppelbarer 6er-Sessel.

„Unser Saisonskipass gilt auch in der Skihalle in Dubai!“MM-FRAGE: „Sind Sie Mitglied in einem Kartenverbund, wenn ja – in welchem? Welche Vorteile haben Sie dadurch?“Wirbser: „Wir haben mehrere Kartenverbünde. Neben unserem Kerngebiet am Feldberg, gilt unser Skipass an weiteren 12 Anlagen der Nachbarorte. Daneben gibt es einen Verbund für Saisonkarten mit dem gesamten Bregenzer Wald sowie mit einigen Schweizer Skigebieten. Wir profitieren natürlich gegenseitig von diesen Angeboten. Unser Einzugsgebiet überschneidet sich. Vor allem Ski-Clubs und der Nachwuchsrennsport profitieren. Übrigens gilt unser Saisonskipass auch in der Skihalle in Dubai!“

Sonne, Schnee und Unterhaltung am Berg.

MM-FRAGE: „Welche Bedeutung hat der Feldberg als Skidestination in der Region, wie sieht die Zusammenarbeit mit dem Tourismusverband aus?“Wirbser: „Der Feldberg ist das Skigebiet in Baden-Württemberg. Innerhalb Deutschlands sind wir drittgrößter Anbieter in diesem Bereich. Da wir das einzige größere zusammenhängende Skigebiet in unserer Region sind, und dazu regelmäßig zwischen 110–150 Tage Skibetrieb anbieten können, haben wir praktisch eine Monopolstellung. Innerhalb von zwei Autostunden leben 15 Mio. Menschen. Das unterstreicht unsere Bedeutung als Tagesskigebiet. An Spitzentagen besuchen uns ca. 15 000 Skifahrer und Snowboarder. Unsere Gäste sind ca. 2/3 Tagesbesucher, 1/3 sind Urlauber. Da unsere Liftgesellschaften kommunale Betriebe sind, ist Kooperation mit Tourismusorganisationen nicht notwendig. Vom Marketing über die Urlaubsbuchung bis zum Skipassverkauf ist bei uns alles in einer Hand!“

Im Sommer gehören Mountainbiken und Wandern zum Angebot der Region.

MM-FRAGE: „Wie sehen Sie die Position Ihrer Destination im Vergleich mit Skiregionen in den Alpen?“Wirbser: „Wir konkurrieren mit mittelgroßen Alpenskigebieten. Da wir leichte Preisvorteile haben und verkehrstechnisch bestens erschlossen sind, können wir uns gut behaupten. Von Vorteil ist unser vielfältiges Angebot außerhalb von Winter und Schnee. Innerhalb einer Stunde Autofahrt sind von uns aus zu erreichen: Basel, Freiburg oder Straßburg, sowie der Kaiserstuhl als wärmste Gegend Deutschlands mit seinem hervorragenden Weinanbaugebiet, oder die Thermalbäder im Markgräflerland lassen südländisches Flair aufkommen und bieten Abwechslung im Skiurlaub – drei Tage schlechtes Wetter sind also kein Problem! Unser Haupteinzugsgebiet reicht von der Nordschweiz bis in den Frankfurter Raum und das Saarland. Wir haben auch zahlreiche Winterurlauber aus den Benelux-Staaten und natürlich aus ganz Deutschland. Interessanterweise steigen die Gästezahlen aus Frankreich!“

Im Sommer gehören Mountainbiken und Wandern zum Angebot der Region.

„Im Winter ist die Gästestruktur jünger“MM-FRAGE: „Welche Bedeutung hat das Sommergeschäft und was bietet der Feldberg?“Wirbser: „Hier muss man unterscheiden. Für die Bergbahnen ist der Winter natürlich das Hauptgeschäft. Hinsichtlich der Tagesbesucher und der Übernachtungsgäste halten sich Sommer und Winter in der Waage, mit steigender Wintertendenz. Die Wertschöpfung aus dem Wintertourismus ist allerdings bedeutend höher. Im Sommer bietet unser größtes Naturschutzgebiet des Landes mit subalpiner Fauna und Flora sowie das einzigartige Mountainbike- und Wandergebiet mit seinen Einkehrmöglichkeiten in den bewirtschafteten Almhütten ein Alleinstellungsmerkmal im Schwarzwald. Dazu kommen Wassersportangebote im benachbarten Titisee und Schluchsee und in Hinterzarten kann man den weltbesten Skispringern beim Sommertraining zuschauen. Der Bodensee, der Rheinfall in Schaffhausen oder Deutschlands größter Freizeitpark, der Europapark, sind in einer Autostunde erreichbar. Alle Gäste fahren übrigens im ganzen Schwarzwald mit Bus und Bahn kostenlos!“MM-FRAGE: „Welche Gäste sprechen Sie im Winter an, welche im Sommer?“Wirbser: „Im Winter ist die Gästestruktur jünger. Vor allem Familien zieht es zu uns. Im Sommer sind es die aktiven Erholungssuchenden und eher ältere Menschen, die im Schwarzwald Urlaub machen. Unsere Gäste kommen hauptsächlich aus Baden-Württemberg, 80 % sind Deutsche, der Rest aus dem europäischen Ausland.“

Fasnet Spaß für Gäste und Einheimische.

MM-FRAGE: „Sind in nächster Zeit Investitionen geplant (Sommer/Winter)?“Wirbser:
„Wir wollen den Winter noch schneesicherer machen. Das Ziel ist die
Komplettbeschneiung unseres Skigebiets, so wie der komplette Austausch
der restlichen Schlepplifte durch Sesselbahnen. Dazu wollen wir die
Parksituation verbessern. Für 2009 ist der Bau eines Parkdecks für 1
300 PKW derzeit im Genehmigungsverfahren. Ferner kämpfen wir seit
Jahren wieder um einen alpinen Skiweltcup. Vier Wettbewerbe haben wir
bereits durchgeführt. Wir wollen wieder zeigen, dass man auch in
Mittelgebirgen auf Spitzenniveau alpin Skifahren kann – schließlich
hießen die bisherigen Sieger Ingemar Stenmark, Pirmin Zurbriggen,
Rainer Schönfelder und eben Hermann Maier. Nur die Besten ihrer Zeit
haben bei uns gewonnen!“MM-FRAGE: „Sehen Sie in den nächsten
Jahren Probleme aufgrund des Klimawandels – Skidestination um 1 500 m
wären davon zuerst betroffen, wie man hört?“Wirbser: „Das Klima
des Feldbergs ist vergleichbar mit Nordalpenregionen um 2000 m. Da wir
die höchste Erhebung nördlich der Alpen sind, bescheren uns die
Tiefdruckgebiete über Skandinavien und dem Nordatlantik reichlich
Schnee. Während der Schwarzwald bis in die 80er Jahre des letzten
Jahrtausends bis auf Lagen um 800 m schneesicher war, hat sich das
ganze auf ca. 1 100 m nach oben geschoben. Unser Skigebiet liegt
zwischen 1100 und knapp 1 500 m. Ich denke, dass mit dem Ausbau der
Beschneiung das Wintergeschäft für die nächsten 25 Jahre eher zunehmen
wird. Dies wird uns auch durch wissenschaftliche Studien der
Universität Freiburg und der Deutschen Sporthochschule fundiert
bestätigt. Was nach 2040 sein wird, weiß niemand! Ich persönlich glaube
jedenfalls an die Zukunft des Feldbergwinters. Alternativen haben wir
ohnehin keine, jedenfalls nicht solche mit denen man Geld zum Überleben
verdienen kann.“„Vorrang hat der strukturelle Ausbau von Qualität“MM-FRAGE:
„Wie wollen Sie den Feldberg in der Zukunft positionieren, was soll
noch ausgebaut – stärker positioniert und vermarktet werden?“Wirbser:
„Wir setzen in der Zukunft noch konsequenter auf unser
Alleinstellungsmerkmal als größtes und schneesicherstes Skigebiet im
Schwarzwald. Vorrang hat dabei der strukturelle Ausbau von Qualität.
Neuerschließungen wollen und brauchen wir nicht. Wir brauchen in ganz
Deutschland allerdings eine stärkere Wintertourismuslobby. Deutschlands
Wintersportler sind über alle Disziplinen gesehen, weltweit die Besten.
Das kommt ja nicht von ungefähr und wäre ohne Wintersportinfrastruktur
im eigenen Land nicht möglich. Dies muss man der deutschen
Öffentlichkeit auch unter touristischen Aspekten deutlicher machen. Die
beschlossene Bewerbung Münchens für die Olympischen Winterspiele 2018
müssen wir daher nutzen, um Deutschland als Wintersportland zu
positionieren. Eine bessere Chance gibt es nicht!“MM-FRAGE:
„Welche Themen werden für die deutschen Seilbahnunternehmen Ihrer
Meinung nach in den nächsten Jahren im Vordergrund stehen, um
erfolgreich zu sein?“Wirbser: „Deutschlands Seilbahnen stehen
unter enormem Konkurrenzdruck mit den anderen Alpenländern. Dort ist
die Lobby für Berg- und Wintertourismus einfach größer. Entsprechend
einfacher haben es unsere Mitbewerber. Andererseits haben wir den
Vorteil, nicht so ,winterlastig’ zu sein und oftmals viel größere
Einzugsgebiete im Tagestourismus zu haben. Das Erfolgsgeheimnis wird
wohl unter dem Motto ,klein aber fein’ zu finden sein. Wir können kein
Wettrüsten aufnehmen, aber durch pfiffige und neuartige ganzjährige
Angebote die Nische füllen. Die Technik darf nicht im Vordergrund
stehen, sondern der Mensch! Wir müssen uns die Frage stellen, was
suchen die Menschen in den Bergen, ja auf den Bergen? Diese Träume zu
erkennen und zu erfüllen, wird das Erfolgsgeheimnis sein.
Funktionierende und sichere Seilbahnen sind Grundvoraussetzung, wir
müssen uns künftig um die Nutzer unserer Anlagen stärker kümmern!
Alleinstellungsmerkmale helfen: Vom Feldberg aus sieht man nirgends die
gesamte Alpenkette besser, Fellhorn und Nebelhorn in Oberstdorf sind
ohnehin Klassiker, im Sauerland bietet Willingen einen spektakulären
Kletterturm am Berg, der Arber lockt mit seiner rauen Wildheit und auf
dem Fichtelberg im Erzgebirge schaut man auf Deutschlands
höchstgelegene Stadt. Die Präsentation des EM-Aufgebots unserer
Fußballer auf der Zugspitze war übrigens marketingtechnisch betrachtet
ein Volltreffer. Dort wo ,Deutschlands Lieblinge’ hin wollen, will
schließlich jeder hin – nach oben!“ dwl

Bewegung ist Leben – vor allem auf dem Berg

Thomas Humer, GF der Abtenauer Firma Outdoor Consulting Team (OCT), ist nach 20 Jahren Erfahrung ein Experte auf seinem Gebiet. Kürzlich hat er wieder mit der Errichtung des „Planai Abenteuerparks“ in Schladming aufgezeigt (siehe Artikel S. 12-13), der als Ganzjahresattraktion unweit der Bergstation angelegt ist. Humer, der jahrelang den Outdoorbereich im Aktivhotel-Resort von Ex-Skirennläufer David Zwilling in Abtenau geleitet hat, ist der Meinung, dassBergbahnen im Sommer – bzw. auch Herbst oder Frühling – nur dann Frequenzen schaffen, wenn es oben am Berg ein attraktives Angebot für Aktivitäten gibt. Um den künftigen Bedarf an Outdoor-Guides abdecken zu können, hat Humer mit dem WIFI eine neue Berufsausbildung ins Leben gerufen.

Interviewpartner Thomas Humer, Geschäftsführer von OCT. Fotos: OCT

MM-FRAGE: „Herr Humer, wie ist es zur Entwicklung des Abenteuerparks gekommen?“Humer: „Bereits vor 15 Jahren entstand beim Resort David Zwilling u. a. der erste Hochseilpark, allerdings damals noch in Tallage. Die Philosophie war allerdings auf Gruppen konzentriert,mit denen wir auch Rafting und andere Outdoor- Aktivitäten durchführten. Bis das Konzept für die breite Masse tauglich wurde, hat es allerdings Jahre gedauert, daher ist der sogenannte ,Abenteuerpark’ erst in den letzten 3 Jahren entstanden. Grundsätzlich gibt es im Hochseilgartenbereich zum einen Seminarübungen für 10 bis 20 Leute mit den Themen ,gemeinsames Sichern und Erlebnis im Team’ und zum anderen eben das Abenteuerparkkonzept vergleichbar mit dem Klettersteig-System, wo die Leute nur eingewiesen werden, ehe sie sich in den Parcours begeben. Etwa so, wie wenn man Skifahren gelernt hat und dann auf die rote, blaue oder schwarze Piste geht. Mit der Einschulung ist dann ein sicheres Durchlaufen des Parkes gewährleistet. Als Besonderheit wurde auf der Planai auch ein Kinderpark mit Spielplatzhöhe angelegt, in dem die Kinder alleine aktiv sein können. Der Planai Abenteuerpark ist der erste Prototyp auf dem Berg, der nächste wird auf dem Linzer Pöstlingberg unter dem Motto ,Erlebnis am Berg in einer Stadt’ folgen.“MM-FRAGE: „Wie realisiert ihr den Bau eines solchen Parks?“Humer: „Ich habe in Stefan Gatt einen Partner, der mich seit 20 Jahren begleitet (bekannt u. a. durch die Himalaya- Expedition mit der Erstbefahrung des Mt. Everest mit einem Snowboard). Stefan ist der Bauingenieur der Parks, die OCT betreibt sie. Mittlerweile dürfen wir behaupten, dass wir nicht nur gut bauen, sondern dass 20 Jahre an Erfahrung drinnenstecken. Bei derPlanung ist zu berücksichtigen, dass jeder für sich seinen Abenteuerpark nach seiner Struktur konzipiert und nicht einfach kopiert. Er muss genau für die Region, die Kunden und die Zielsetzung passen und etwas Spezielles sein – sonst lebt es nicht.“

Mit Funsportgeräten schafft man auch bei nicht so guten Verhältnissen schnell einen Erlebniswert.

MM-FRAGE: „Was braucht in Zukunft eine Bergbahn, um im Sommer Frequenz zu schaffen?“Humer: „Sie braucht vor allem Leben am Berg. Das Ziel für die Leute muss sein, sich oben am Berg aktiv zu bewegen! Und das am besten über alle vier Jahreszeiten hinweg. Durch diese Taktik erhält einerseits der österreichische Tourismus einen hohen Stellenwert und andererseits reduziert sich auf diese Weise die Abhängigkeit vom Schnee. Theoretisch könnte man sagen: wenn wir im Oktober oder November keinen Schnee haben, dann gibt es trotzdem ein Erlebnisprogramm am Berg. Ob es heiß ist oder regnet oder schneit – wir haben einfach immer Programme. Das Abenteuer findet immer statt.“MM-FRAGE: „Wer soll solche Programme umsetzen?“Humer:„Hierfür braucht man natürlich gut ausgebildete Mitarbeiter. Deswegen haben wir in Zusammenarbeit mit dem WIFI Österreich ein neues Berufsbild geschaffen. Das heißt, wir bilden ab November Leute zum diplomierten Freizeit- und Outdoor-Guide aus mit den 3 Säulen- Outdoor-Programme kennen und beherrschen – anschließend die Möglichkeit sich zu spezialisieren z. B. auf Bergführer oder auf den Bereich Wasser;- Erlebnis-Pädagogik und Low-Events (alles was mit Natur, Wald und Erlebnis zu tun hat);- Spiel, Sport & Fun (u. a. ständig neue Fungeräte ausprobieren in Gruppen und dann eventuell für die Masse Integrieren).“

Schlechtwetter gibt es eigentlich nicht in Österreich, nur unpassende Kleidung. Bei Canyoning und Rafting spielt das keine Rolle.

MM-FRAGE: „Es gibt vermutlich künftig einen großen Bedarf an solchen Outdoor-Guides?“Humer: „Es ist nicht nur ein Bedarf an diesen Leuten vorhanden, sondern es wird auch eine neue Chance für den Tourismus entstehen – sei es in der Hotellerie, bei den Bergbahnen oder den Agenturen. Weil in Zukunft wird es zu wenig sein, nur Infrastruktur zu bauen. Es muss ein Leben passieren, die Aktivität muss begleitet sein, es muss ein Spirit vorhanden sein. Auch der Wintertourismus würde ohne die Skischulen am Berg nicht funktionieren. Das ist der Geist, der das Ganze lebendig macht. Es ist also kein Selbstläufer. Die Gäste brauchen diese Betreuung sogar von Jahr zu Jahr immer mehr. Und nicht nur, dass sie es brauchen. Es ist auch förderlich, um neue Kontakte zu knüpfen, gemeinsam Spaß zu haben. Dieses Bedürfnis nimmt zu, da es immer mehr Single-Haushalte gibt, Leute die Kurztrips machen wollen, die einige Tage aussteigen wollen. Oder jeder in der Familie macht etwas anderes und manches machen sie auch zusammen. Diese Zielgruppen muss man ansprechen bis hin zu den aktiven Senioren.“MM-FRAGE: „Was kann sich eine Bergbahn von einem Anbieter wie OCT erwarten?“Humer: „Für die Bergbahnen ist interessant, dass wir von der OCT spezialisiert sind auf den Bereich Betreuen, Entwickeln und Begeistern von Menschen. Wir können als Partner zu Bergbahnen fungieren, und einen Abenteuerpark mit deren Unterstützung hinbauen und betreiben – also ganz wesentlich, die Bergbahn braucht sich nicht um die Betreuung kümmern. Das ist ja nicht deren Kerngeschäft. Der einzige darüber hinaus noch wichtige Faktor für ein erfolgreiches Funktionieren eines Abenteuerparks ist, dass die Region eine Sommercard hat, wie es in Schladming der Fall ist. Der Vorteil ergibt sich insofern, weil der Kunde/Gast die Bergbahn nicht extra bezahlen muss und deshalb grundsätzlich auf den Berg fährt. Wenn er dann auf dem Berg ist, will er etwas unternehmen – z. B. eine Runde im Abenteuerpark. Daher bin ich der Meinung, dass in Zukunft der Sommertourismus für Bergbahnen nur dann funktionieren wird, wenn die Hotellerie unmittelbar mit eingebunden ist. Denn das Entscheidende ist, dass der Gast die Beförderungskosten im Sommer im Unterschied zum Winter anders sieht. Seilbahnfahren sowie diverse Ausflugsmöglichkeiten gehören zum Gesamtpackage mit Unterkunft und Verpflegung einfach dazu, so empfindet man häufig. Dieser Ansatz bewährt sich bereits in den Regionen. Würde man am Berg etwas machen ohne Einbettung in eine solche Gästecard, könnte man es durchaus aus kritisch sehen. So wie im Winter der Skibus für den Gast ,gratis’ ist, so ist im Sommer die Liftkarte im Package beim Vermieter integriert. Alle anderen Dienstleistungen bezahlt der Kunde dann ohnehin gerne, weil er dann unmittelbar ein Erlebnis hat. Die Bergbahn muss sozusagen den Tourismus-Euro schon aus den Betten heraus lukrieren. Dann funktioniert es und dann entfällt auch der Druck.“

Das Konzept der Abenteuerparks ist nun so weit gediehen, dass es für die breite Masse taugt.

MM-FRAGE: „Welche Rolle spielen bei eurem Konzept Funsportgeräte?“Humer: „Wir waren eine der Ersten, die in unseren Outdoor-Zentren mit Fungeräten viel gemacht haben – Airboarden, Snowbiken, Scooter, Bikeboard, Sommerbockerl etc. etwa am Karkogel in Abtenau. Man darf aber nicht nur im Verleihgeschäft gut sein, sondern muss auch in der Betreuung von Gästen kompetent sein. Das sind zwei ganz verschiedene Dinge. Diesen Spagat schafft nicht jeder. Da muss man wirklich spezialisiert sein, deshalb auch die professionelle Ausbildung für solche Berufe.Und solche Outdoor-Guides dürfen auch die Freude und den Spirit über das ganze Jahr nicht verlieren. Die Marke OCT steht dafür, Leute zu begeistern durch und an der Bewegung. Daher brauchen wir auch mehrere OCT-Zentren (derzeit 11 in Österreich, Deutschland und Südtirol), um die Gäste kursieren lassen zu können. Von dieser Idee, dass die Leute zirkulieren, lebt ja auch ein Skiverbund wie Amadé. Wir sind jedenfalls diejenigen, welche nicht nur konzeptionell mitarbeiten, sondern auch in die Umsetzung gehen. Denn Konzepte gibt es viele, aber wenige, die sie umsetzen und es leben!“MM-FRAGE: „In Österreichs Tourismus spielt das Thema Schlechtwetter eine zu große Rolle. Was sagen Sie dazu?“Humer: „Was ist eigentlich Schlechtwetter? Schlechtwetter haben wir nicht, nur unpassende Kleidung. Man kann auch bei Regen viel unternehmen, etwa beim Rafting spielt das Wetter keine Rolle. Da fehlt es an der Einstellung, auch bei den Touristikern. Es geht nur darum, dass eine Bewegung stattfindet und die Leute dazu animiert werden. Sonst gehen sie bei ,Schlechtwetter’ nur in den Wellnessbereich, aber nicht Outdoor.Noch dazukommt, dass im Gesundheits-, Wellness- und Bewegungsbereich noch zu wenig darauf geachtet wird, dass es viel gesünder ist, sich natürlich in einem Gelände zu bewegen, als mehrmals pro Woche ins Fitnessstudio zu gehen. Schladming hat einen guten Mix der Hotellerie geschaffen, der sowohl touristisch angelegt ist, aber auch gruppenmäßig angelegt ist wie z. B. Seminarhotels. Die sind im November ausgebucht, klassische Seminarzeit. Aber die Seminarteilnehmer wollen auch etwas erleben! Man muss sich also nur Gedanken machen, wer kommt zu welcher Jahreszeit in die Region? Im April und November z. B. die 50+ Zielgruppe, die haben Zeit. Wichtig ist heute, dass die Leute in ein, zwei Stunden alles beherrschen, um etwas erleben zu können. Kaum jemand will noch langwierig etwas lernen. Das ist der Unterschied zum Skischul-Konzept. Und dass man mit Fungeräten auch bei nicht so guten Verhältnissen den Erlebniswert schafft.“MM: „Herr Humer, wir danken für das Gespräch.“

Eugen Nigsch, Bergbahnen Brandnertal – Zukunft hat, wer ganzheitlich agiert

Wie Phönix aus der Asche ist das Vorarlberger Brandnertal in der Saison 07/08 gestiegen. Nach veränderter Gesellschafterstruktur hat der seilbahntechnische Zusammenschluß zwischen Brand und Bürserberg endlich geklappt (Doppelmayr 8 EUB und 60er Pendelbahn von Steurer bzw. Carvatech-Kabinen, Planung Melzer & Hopfner), was eine neue Positionierung erlaubt. Der Modernisierungsschub betrifft aber auch die Software-Facts Dienstleistungsbewußtsein, Auftritt, ein Destinationsmanagement-System von SKIDATA und das ganzheitliche Agieren als Talschaft in Hinblick auf ein 365-Tage-Angebot. Verantwortlich für die qualitative Aufwertung zeichnet der neue Geschäftsführer Eugen Nitsch, der sich seine Sporen u. a. bei der Silvretta Nova und der Skihalle Wittenburg verdient hat.

Eine Pendelbahn und eine 8 EUB verbinden seit der Saison 07/08 die Skigebiete Brand und Bürserberg.

MM-FRAGE: „Schildern Sie bitte zunächst Ihren Werdegang in der Branche.“Nigsch: „Mein erster Kontakt zur Wintersportbranche war bei der Firma Head in Kennelbach, anschließend bei Sport Strolz in Lech. Weitere Stationen waren die Firma CSA in Schruns, eine Skilehrerausbildung, 1996 ein Uni-Lehrgang über Marketing, dann von 1997–1999 bei den Silvretta Nova Bergbahnen als Mitarbeiter im Marketing (konnte viel von DI Kurt Bitschnau lernen), Projektentwicklung und Geschäftsleitung für den Snowfunpark Wittenburg bis zur Eröffnung im Dezember 2006 und schließlich Geschäftsführer der Bergbahnen Brandnertal seit September 2006.“MM-FRAGE: „Was waren die Highlights der Entwicklung des Brandnertales bzw. der Bergbahnen bis heute?“Nigsch: „Das Wintersportgebiet umfasst 53 Pistenkilometer, 14 Anlagen und 8 Bergrestaurants, der erste Lift wurde 1951 errichtet. In der jüngeren Vergangenheit waren zwei wesentliche Highlights der Rückkauf von der Pfänderbahn AG 1998 und dass 2006 die Gesellschaftsanteile der Raiffeisenbank je zur Hälfte an die Gemeinden Brand und Bürserberg übergingen und somit die ganze Gesellschaft wieder in Talschaftsbesitz gekommen ist. Der wichtigste Schritt waren die Neubauten der Dorfbahn (8 EUB Doppelmayr 1 049 m lang, 390 m Höhendifferenz) sowie zeitgleich der Panoramabahn (Steurer- Pendelbahn, 1 500 m freies Seilfeld) für die seilbahntechnische Verbindung zwischen Brand und Bürserberg.

Interviewpartner Eugen Nigsch ist seit September 2006 Geschäftsführer der Bergbahnen Brandnertal. Fotos: BB Brandnertal

MM-FRAGE: „Es heißt, das Brandnertal sei wie der Phönix aus der Asche aufgestiegen. Wie hat sich der Aufstieg abgespielt, welche Maßnahmen wurden ergriffen – auch auf der Software Seite?“Nigsch: „Wichtig war die Attraktivierung vom Dorfzentrum aus, um in 3 Minuten bequem und trockenen Fußes auf den Berg zu gelangen. Vom Management her gesehen haben wir die Betriebsabläufe optimiert und uns um die Motivation der Mitarbeiter gekümmert. Dies bleibt auch weiterhin im Fokus. Wir haben auch relativ flache Managementstrukturen, einen klaren Führungsstil und viel Spaß bei der Arbeit. Dies spüren auch die Gäste und geben uns oft positives Feedback über unseren Auftritt, die Freundlichkeit usw. Hier steckt für mich auch eines der größten Potenziale in einem Dienstleistungsbereich, also wie man mit dem Faktor Mensch umgeht. Auch in punkto Marketing hat sich einiges verändert. Früher hat man sich als Bergbahnen Brandnertal verkauft,jetzt steht nur noch der Begriff ,Brandnertal’ im Vordergrund. Wir wollen alle zusammen die Talschaft vermarkten, die Bergbahn sieht sich als Teil der Dienstleistung, die der Gast in Anspruch nimmt. Diese Strategie, sich als Ganzes zu verkaufen, ist mittlerweile auch in allen Köpfen verankert – bis hin zur Skischule, den Hoteliers, den Gemeinden, dem Golfklub etc. Dadurch ist eine Dynamik entstanden, die bereits sehr viel Positives ausgelöst hat und noch auslösen wird.“MM-FRAGE: „Es hat endlich ein Zusammenschluß mit Bürserberg stattgefunden. Wie verändert sich der Auftritt nach außen, welche Zukunftsperspektiven ergeben sich dadurch?“Nigsch: „Man hat schon vor 30 Jahren begonnen, darüber zu diskutieren, aber erst die neue Gesellschafterstruktur hat den technischen Zusammenschluss ermöglicht. Man hat klare Worte gesprochen, was passiert, wenn man es nicht tut. Gesellschaftsmäßig gehören wir ja schon seit Anfang der 70er Jahre zusammen, aber die seilbahntechnische Verbindung war einfach nicht vorhanden. Nach längeren Diskussionen mit der Naturschutz-Anwaltschaft über einen Skiweg, der zur Bergstation der Panoramabahn geführt werden musste, gab es Anfang 2007 auch grünes Licht von dieser Seite. Nun kann endlich ein zusammenhängendes Skigebiet vermarktet werden, was uns in die Liga der mittleren Größe bringt. Darauf sind wir auch stolz. Der Aufsichtsrat – vor allem der Vorsitzende Walter Huber – hat das Ganze jahrelang vorangetrieben, die Feinjustierung darf ich auf meine Fahnen heften.Mit Blick auf die Zukunft werden wir weiter an der Qualität arbeiten, ältere Anlagen erneuern, die Beschneiung ausbauen sowie im Bereich Gastronomie aufholen. Da wir mit größeren Frequenzen rechnen, muss das gastronomische Angebot dementsprechend angepasst werden.“MM-FRAGE: „Helfen Ihnen Ihre Erfahrungen mit der Skihalle Wittenburg im jetzigen Marketing, wie ist überhaupt Ihre Einschätzung der Marketing-Rolle für ein Bergbahnunternehmen?“Nigsch: „Ich bin vielleicht kein typischer Seilbahner, weil ich nicht von der Technik-Seite her komme. So gesehen hat mir die Projektentwicklung und die Kundenstromanalysen, die wir in Zusammenhang mit Indoor-Projekten erstellt haben, sehr viel gebracht. Man sieht dadurch alles ganzheitlicher, denn bei einer Skihalle hat man das ganze Bündel mit Skibetrieb, Beschneiung, Verleih, Skischule, Gastronomie und Hotel sozusagen unter einem Dach in komprimierter Form! Wenn man das 5 Jahre lang gemacht hat, dann entwickelt man viel Verständnis für die Bedürfnisse der einzelnen Dienstleister sowie für ein Gesamtprodukt, das der Gast immer als solches wahrnimmt. Eine Bergbahn bleibt zwar nach wie vor ein technischer Betrieb, aber das Denkenwird in eine andere Richtung gehen (müssen). Denn der technische Standard ist in allen Skigebietenso hoch, dass man sich dadurch kaum mehr unterscheiden können wird. Hingegen bei Softfacts wie Freundlichkeit, Erscheinungsbildoder kleinen Goodies wie da und  dort eine Bank aufstellen oder, dass man den Leuten die Skier aus der Hand nimmt und in den Köcher stellt, kann man sich differenzieren. Mit einem Wohlfühlklima, das der Gast ja letztlich sucht.“

Blick auf die 1541 m lange Strecke der neuen 60er-Panoramabahn „Burtscha“ von Bürserberg, die von Steurer Doren und Carvatech realisiert wurde.

MM-FRAGE: „Wie kooperiert ihr mit den anderen touristischen Dienstleistern?“Nigsch: „Es gibt sehr konstruktive Gespräche, einen guten Gemeinschaftsgeist und Zusammenhalt in der Talschaft. Wir packen etwas gemeinsam an und wenn wir scheitern, dann scheitern wir alle zusammen, oder wir sind zusammen erfolgreich. Das ist eigentlich eine sehr gute Basis.“MM-FRAGE: „Das ,neue Brandnertal’ erscheint dynamisch und pfiffig. Welche Ideen haben Sie eingebracht? Sind Sie ein Querdenker? Was ist das Entscheidende bei der Umsetzung?“Nigsch: „Ich bin ein konsequenter Verfolger von gewissen Punkten, die mir wichtig sind wie z. B. Dienstleistung. Ich habe auch den Mut, einmal etwas Neues zu probieren und nehme es in Kauf, dass es daneben gehen könnte. Als Querdenker sehe ich mich in gewissen Bereichen ganz bestimmt. Wir arbeiten jetzt z. B. an neuen Vertriebswegen mit gewissen Partnern, was vielleicht vorher noch niemand angegangenist. Ich halte mich auch für einen Netzwerker, weil das Wissen aus einem guten Netzwerk heraus entscheidend ist, um gewisse Projekte angehen zu können und Erwartungen und Bedingungen an Partner formulieren zu können. Das Entscheidende bei der Umsetzung sind für mich die Klarheit und dieAusdauer, das ergibt dann eine Konsequenz.“

Die neue Dorfbahn ersetzte die altbewährte Niggenkopfbahn I und befördert 1695 P/h komfortabel in drei Minuten vom Ortskern Brand auf den Berg

MM-FRAGE: „Es wird bei euch in Zukunft auch ein Destinations- Management System von SKIDATA eingesetzt. Welche Überlegung steck dahinter, was erhofft man sich dadurch? Seid ihr hier bei den ,Frühen’ dabei, also eher Pioniere.“Nigsch: „Mit diesem Instrument wollen wir das Produkt Brandnertal noch besser verkaufen und über neue Vertriebskanäle mehr Kunden erreichen als bisher. Und wir möchten dadurch auch gewisse Annehmlichkeiten für den Gast schaffen. Wenn ein Familienvater am Urlaubsziel ankommt, hat er ja die ersten eineinhalb Tage nur Arbeit (einchecken, Skipässe, Ausrüstung besorgen etc.). Das Urlaubsgefühl soll aber von der ersten Minute an da sein, daher wollen wir von dieser Arbeit möglichst viel abnehmen. Das sind Serviceleistungen, mit denen man sich gegenüber dem Mitbewerb einen Vorsprung herausarbeiten kann. Tatsächlich sind wir hier bei den Ersten, die das zur Saison 08/09 anwenden werden.Momentan läuft ein Probebetrieb mit einigen teilnehmenden Partnern und wir sind überzeugt, ass dies der richtige Weg ist.“MM-FRAGE: „Welche langfristige Vision haben Sie von der Destination Brandnertal? Es soll angeblich ein Ganzjahresangebot werden? Wie kann man sich das konkret vorstellen?“Nigsch: „Unser Ziel ist es schon, die 365-Tage-Strategie zu fahren, um das ganze Jahr Wertschöpfung zu generieren. Es kann ja nicht sein, dass man das Geld, das im Winter verdient wird, im Sommer wieder drauflegt. Es gehört sicherlich eine große Konsequenz dazu, um hier zu reüssieren, aber wir sehen das Potenzial. Wir denken z. B. über Ganzjahres-Saisonkarten ,Skifahren-Golfen’ nach und führen eine Erhebung durch, ob so ein Produkt nachgefragt würde. Die Kunden sind überrascht und finden die Kombination höchst interessant. Golfen nimmt zu, das bemerken auch wir an der Auslastung, und jetzt möchten wir die Zeiten zwischen Sommer- und Wintersaison oder umgekehrt mit Produkten füllen, die am Markt verkaufbar sind. Das ist das Entscheidende beim Kreieren neuer Produkte. Das Brandnertal hat das Potenzial dazu, dementsprechende Produkte zu schaffen. Ab Ende März kann man jedenfalls schon Golf spielen und viele Golfer sind auch Ski-affin.“

Snow & Golf ist eine der neuen Positionierungen des Brandnertales.

MM-FRAGE: „Soll durch die 365-Tage-Strategie auch die Schneeabhängigkeit der Bergbahn-Umsätze etwas verringert werden? Wie stehen Sie überhaupt zum Thema Klimawandel?“Nigsch: „Wenn man dadurch die Abhängigkeit von Temperaturen, sprich technischer Beschneiung, verringern kann, tut man sich sicherlich leichter. Man hat nicht alljährlich diese große Zitterpartie. Durch solche Produktentwicklungen kann man sich ein wenig entlasten, zur Gänze sicherlich nicht, da brauchen wir uns nichts vormachen. Die Faszination des Schnees ist einfach das Zentrum, davon sollten wir uns auch nicht zu sehr wegbewegen. Wir können künftig aber auch noch andere Potenziale verkaufen wie z. B. die Ruhe der Berge. Ruhe ist heute ein Gut, das die Leute bewusst suchen – nicht nur Halli Galli. Wir glauben oft, wir sollten noch weiß Gott was in die Berge raufbauen. Das muss nicht unbedingt der richtige Weg sein. Walt Disney spielt sich wo anders ab. Die faszinierende Bergwelt, die wir haben, sollen wir gut verkaufen, aber nicht überpinseln. Der Berg an sich hat immer eine Faszination, Sommer wie Winter.“MM-FRAGE: „Die Münchner ISPO hat aufgezeigt, dass es derzeit einen starken Outdoor-Trend in der Bevölkerung gibt, jedoch Skifahren seit langem stagniert. Wird sich eine Bergbahn langfristig vom ,Transporteur für Skifahrer’ wegentwickeln müssen, ein neues Selbstverständnis und neue Geschäftsfelder aufbauen müssen?“Nigsch: „Wintersport bleibt mittelfristig das Kerngeschäft. Sicher wird man auf andere Sportarten und Trends schnell reagieren müssen. Aber das ist nur eine Frage der Flexibilität. Man soll sich dabei aber nichts verbauen, denn Trends sind oft nach einer gewissen Lebensdauer auch wieder vorbei. Wichtig ist, sich nicht dagegen zu verwehren. Als Transporteur alleine sehen wir uns sowieso schon längst nicht mehr. Schön wäre es, wenn man als Bergbahn die ganze Wertschöpfungskette schließen könnte. Das bleibt im Moment aber eher den Großen vorbehalten. Hingegen ist Berggastronomie für uns auf jeden Fall ein Thema und wir werden ein eigenes Projekt verwirklichen. Man könnte sich gedanklich sogar ein Engagement der Bergbahnen im Bereich Unterkunft vorstellen. Allerdings braucht man dazu die Fachleute für das operative Geschäft und einen starken Vertrieb. Ich denke, dass die Bergbahnbranche in den nächsten Jahren hier die Initiative noch stärker ergreifen wird.“MM: „Herr Nigsch, wir danken für das Gespräch.“

Dr. Helene Karmasin, Karmasin Motivforschung Wien

„Wenn Kinder keinen Kontakt zum Wintersport finden, sind sie als Gäste verloren“

Foto: KMW

„Das Wichtige an Marken ist, dass sie eine Bedeutung, einen speziellen Faktor enthalten, der genau mit diesem Produkt, diesem Angebot in Verbindung gebracht wird“, so Dr. Helene Karmasin, eine der führenden Motivforscherinnen in Österreich. Mit dem MOUNTAIN MANAGER hat sie sich über das Image des Wintersports, Zielgruppen und den Zugang zu jungen Leuten unterhalten.MM-FRAGE: „Welches Image hat der Wintersport heute?“Karmasin: „Der Wintersport hat im Prinzip immer noch ein gutes Image. Er gehört für viele Leute zum Leben dazu – ist also eine Art, wie sie im Winter gerne ihren Urlaub verbringen wollen. Er ist interessant, ganz anders als ein Sommerurlaub, hatmit Kälte, Natur, Berge und Skifahren zu tun. Für all jene, die nicht in Österreich leben, und vor allem für die dortigen Elitegruppen, hat Wintersport eine hohe Anziehungskraft, weil sich das nur wenige Leute leisten können.Natürlich ist das Image aber nicht nur positiv. Es gibt auch Aspekte, die den Winterurlaub als teuer, gefährlich und unsicher vom Wetter her qualifizieren. Dazu gilt der Winterurlaub immer wieder als Domäne für die bürgerliche Mittelschicht, die etwas älter ist. Die Bilder, die vielen Menschen beim Thema Wintersport durch den Kopf gehen und von den Medien geprägt werden, sind vom Rennsportbeeinflusst. Der Rennsport ist zwar etwas, was den Nationalstolz einiger anspricht, aber durchaus nicht alle begeistert. Man kann also zusammenfassen, dass der Wintersport im Kern positiv besetzt ist, aber dass man doch aufmerksam sein muss, weil es durchaus problematische Aspekte gibt.“

Eine ganze Region sollte sich als stimmiges Paket anbieten, Bergbahnen spielen darin eine vorrangige Rolle. Foto: SLT GmbH

MM-FRAGE: „Für welche Zielgruppen ist er damit interessant?“Karmasin: „Die Zielgruppen, die am positivsten zum Wintersport, zum Skifahren und zum Skifahren Lernen stehen, sind die so genannte bürgerliche Mittelschicht und die Eliten. Es sind damit nicht jene Zielgruppen, die heute auf anderen Märkten die vorrangige Rolle spielen. Ich gebe aber zu bedenken, dass es sich hier um eine Einschätzung handelt, die nicht ins Detail geht. Die jungen Leute stehen dem Wintersport nicht unbedingt so positiv gegenüber – er findet einfach in der Kälte statt, ist gefährlich, teuer und man muss sich auch noch anstellen. Einschränkungen hinsichtlich der Beliebtheit findet man auch bei Frauen und bei all jenen Gruppen, die sehr gesundheitsbewusst sind. Bei letzteren zeigen sich zwei Aspekte. All jene, die schon in der Kindheit mit Wintersport begonnen haben, sind auch später bemüht, ihn weiter auszuüben – außer sie bekommen gesundheitliche Probleme. Eine zweite Gruppe sieht zwar den sportlichen Nutzen, ist aber nur im Ansatz bereit, ausgerechnet Wintersport auszuüben – hier müsste man noch stärker ansetzen.“„Man muss jungen Leuten das Gefühl geben, dass sie willkommen sind!“

Für Kinder ist es wichtig, so bald wie möglich Zugang zum Wintersport zu bekommen. Foto: Snow Sport

MM-FRAGE: „Wie müsste das Image aussehen/verändert werden, damit eine junge Zielgruppe angesprochen werden kann?“Karmasin: „Da muss man sich damit beschäftigen, was junge Menschen wollen und dann eine ganz spezielle Angebotsschiene für junge Leute schaffen. Das heißt nicht, dass alles in Richtung Fun, Fun, Fun laufen muss – aber um eine junge Zielgruppe anzusprechen, muss man spezielle Unterbringungsmöglichkeiten schaffen, eine ganz spezifische Infrastruktur und man muss den jungen Leuten das Gefühl geben, willkommen zu sein. Viele junge Leute haben den Eindruck, dass man sie gar nicht so gerne sieht.Junge Leute haben auch sehr viel mehr Lust Ski zu fahren, wenn sie schon als Kinder damit in Kontakt gekommen sind. Wenn sie als Kinder keinen Kontakt zum Wintersport gefunden haben, entschließen sie sich auch später nicht oder nur sehr schwer dazu, dann sind sie als Gäste eigentlich verloren. Es ist also sehr wichtig, dass man Kinder sehr früh mit dem Skifahren oder Snowboarden in Kontakt bringt.“MM-FRAGE: „Welchen Stellenwert können dabei Schulskiwochen haben?“Karmasin: „Schulskiwochen sind wirklich sehr wichtig, weil sie vielfach einen Einstieg in diese Materie darstellen. Gerade Kinder, deren Eltern keinen Draht zum Wintersport haben, können dabei für den Sport begeistert werden. Wenn die Schulskiwochen wegfallenwürden, fehlt von Anfang an ein wesentlicher Teil des jungen Publikums.“MM-FRAGE: „Wie müssten Schulskiwochen aussehen, damit sie motivierend auf die Jugendlichen wirken?“Karmasin: „Hier kommt es natürlich sehr viel auf die Lehrer an. Damit Schulskiwochen für Jugendliche attraktiv sind, müssen Lehrer gewonnen werden. Lehrer, die Schulskiwochen organisieren, bürden sich viel Arbeit auf, tragen viel Verantwortung und haben oft das Gefühl, sie werden damit allein gelassen und ihre Leistung wird nicht gewürdigt. Natürlich müssen Lehrer auch Angebote wählen, die für junge Leute motivierend sind und das ist nicht einfach. Ski fahren oder Snowboard fahren muss vielfach erst erlernt werden, wobei man sehr gutes Material und gute Lehrer braucht, die hier auch Know-how vermitteln können. Darüber hinaus darf die Unterhaltung nicht zu kurz kommen. Man zwingt die Jugendlichen während des Schulskikurses in Lebensumstände, die sie ansonsten nicht unbedingt kennen. Es gibt fixe Schlafenszeiten,die jungen Leute müssen sich in eine  Gruppe einfügen und können nicht einfach ausgehen, wann sie wollen, und natürlich dürfen sie auch keinen Alkohol trinken. Lehrer sind also gefordert, auch ein Unterhaltungsprogramm zusammenzustellen.Wir haben eine große Untersuchung zum Thema Schulskikurse gemacht und dabei festgestellt, dass es sehr wohl Lehrer gibt, die ganz ausgezeichnete Programme erstellen und damit auch die Schüler begeistern. Daneben gibt es aber natürlich auch Beispiele, die gar nicht funktionieren, wo sich Schüler langweilen und so in Zwänge gepresst werden, dass siesich nicht wohlfühlen können.Das entscheidende Kriterium bei Schulskikursen sind also die Lehrer. Gefordert sind daneben die Infrastruktur, die Industrie und die Bergbahnunternehmen mit ihrem Bemühen, was sie für Lehrer tun können.“

Bergbahnen müssen ihre gelebte Verantwortung für die Natur stärker in den Blickpunkt rücken. Foto: RV Dachstein Tauern

„A brand is more than a product“MM-FRAGE: „Wie kann es für Bergbahnunternehmen gelingen, aus der Angebotsmenge herauszutreten und aus Ihrem Produkt eine Marke zu machen?“Karmasin: „Jeder der ein besonderes Produkt oder eine Marke haben will, muss für etwas Spezielles einstehen. Es gilt die Maxime ,a brand is more than a product’. Die Angebotsleistung muss perfekt sein, die Erwartungen müssen erfüllt werden. Dann muss man sich einen Aspekt aussuchen, der darüber hinausgeht und mit dem man sich voll identifiziert, in dem man einzigartig ist. Dieser Aspekt muss dann entsprechend inszeniert werden, sodass sich in den Köpfen der Gäste die spezielle Leistung, die Verbindung zwischen Angebot und X festsetzt. Das ist für Bergbahnunternehmen natürlich nicht so einfach. Sie verkaufen kein Fruchtjoghurt, das es in verschiedenen Geschmacksrichtungen gibt. Vielfach haben Bergbahnunternehmen eine absolut dominierende Stellung im Ort, sodass man daraus vielleicht den Schluss zieht, auch ein absolut dominierendes Angebot zu haben. Man glaubt dann natürlich auch, die Gäste müssten das genauso sehen und ohnehin kommen.“MM-FRAGE: „Welche Rolle spielt in dieser Hinsicht Infrastruktur, welche die emotionale Qualität?“Karmasin: „Hier muss eine absolute Balance vorhanden sein. Man kann nicht Dinge versprechen, die man dann nicht vorfindet. Die Infrastruktur muss perfekt sein, und das in Hinsicht Komfort, Sicherheit und Freundlichkeit der Mitarbeiter. Die emotionale Qualität muss in der Folge noch dazukommen. Nur dann wird dem Gast auch das besondere Angebot bewusst werden, dann wird er Freude daran haben.“MM-FRAGE: „Was sehen Sie als die wesentlichen Faktoren für Bergbahnunternehmen, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein?“Karmasin: „Vorrang hat die Leistung, die von Beginn an perfekt sein muss. Diese Leistung muss dann in das Image, das Wertefeld einer Region eingefügt werden. Es geht also tatsächlich darum, eine ganze Region als stimmiges Paket anzubieten. Die Bergbahnen müssen darin eine vorrangige Rolle spielen. Der dritte Aspekt ist die Verantwortung. Bergbahnen tragen eine große Verantwortung, nicht nur für die Sicherheit der Gäste, sondern auch für die Natur. Wenn man Bergbahnen mit der Zerstörung von unberührter Natur in Zusammenhang bringt, und das hört man immer wieder – dann ist das ausgesprochen kontraproduktiv. Man muss hier sehr viel besser die Verantwortung und die Sorge um die Natur in den Blickpunkt rücken. Bergbahnen müssen diejenigen sein und alssolche auch erkannt werden, die sehr sorgfältig und sehr verantwortungsbewusst mit der Natur umgehen.“dwl

Alexander Melchior, Geschäftsführer Bergbahnen Langes Lermoos–Biberwier: Alle Wünsche aus einer Hand

In Lermoos und Biberwier gilt es, die Anforderungen zweier Skidestinationen unter einen Hut zu bringen. Geschäftsführer Alexander Melchior hat mit dem Mountain Manager über sein Konzept und seine Ambitionen gesprochen.

Alexander Melchior, GF Bergbahnen Langes Lermoos–Biberwier. Fotos: Langes Resorts

MM-FRAGE: „Wie sieht das Angebot der Bergbahnen im Winter 2007/08 in Lermoos und Biberwier aus?“Melchior: „Unser Angebot umfasst unsere volle Kapazität, die wir zur Verfügung stellen können. Wir haben heuer im Vergleich zum letzten Jahr keine Beschneiungsprobleme und auch die Schneesicherheit wurde von Anfang an gewährleistet. Wir haben alle Bahnen in Betrieb und alle Abfahrten sind in einem Top-Zustand. Insgesamt stehen so 15 Aufstiegsanlagen zwischen 1 000 bis 2 100 m Seehöhe und 42 Pistenkilometer zur Verfügung.“MM-FRAGE: „Gab es für die Saison Neuerungen, stehen Investitionen an?“Melchior: „Als Neuheit für die Wintersaison 2006/07 haben wir in Lermoos den Einersessellift ,Hochmoos’ durch eine kuppelbare 6er Sesselbahn mit Wetterschutzhauben, den ,Hochmoos Express’ ersetzt. 2007 wurde das CUBE Hotel in Betrieb genommen,auf das wir noch zu sprechen kommen. 2008 haben wir neuerlich Investitionen und Bauausführungen zu tätigen, bei denen wir gerade am Planen sind. Konkret arbeiten wir an zwei neuen Liftprojekten und an einem Beschneiungsteich. Bei den Liftprojekten handelt es sich einmal um einen Ersatz einer alten Anlage, dazu soll eine komplette Neuerung kommen.“

6er-Sessel Hochmoos-Express.

MM-FRAGE: „Welche Zielgruppe sprechen Sie im Winter an?“Melchior: „Wir betreuen grundsätzlich zwei Berge, haben also ein sehr großes Angebot für unterschiedliche Zielgruppen. Dazu gehören Anfänger, Familien und genauso ambitionierte, sportliche Skifahrer. Daraus ergibt sich eine breite Palette an Gästen, die wir ansprechen können und müssen, um beide Skigebiete auszulasten. Bei den Urlaubsgästen, die länger bleiben, sind die Benelux-Staaten gut vertreten und natürlich Deutschland. Dazu kommen Gäste aus Großbritannien. Bei den Tageskarten dominieren eindeutig die deutschen Gäste. Regional betrachtet liegt unser Einzugsgebiet in den Regionen westlich von München mit Schwerpunkt Stuttgart, Ulm und Augsburg.“MM-FRAGE: „Wie wichtig sind Events und Veranstaltungen“?Melchior: „Events sind Teil unseres Gesamtprojektes, sodass wir auch regelmäßig Veranstaltungen durchführen müssen. Wir sind z. B. sehr bemüht, ein schönes Opening zu machen oder den Winter mit einer entsprechenden Schlussveranstaltung ausklingen zu lassen. Dazwischen gibt es ebenfalls immer wieder Events, um Aufmerksamkeit zu erregen. Da wir, wie schon erwähnt, eine sehr unterschiedliche Gästestruktur haben, können wir nicht immer den Geschmack aller treffen. Unsere Veranstaltungen sind deshalb auf eine bestimmte Zielgruppe gerichtet, die wir dann ganz bewusst ansprechen.“

Das NTC hält für alle Wünsche das richtige Sportgerät parat.

„Vernünftige Verpflegung ist wesentlich für das Wohlbefinden der Gäste“MM-FRAGE: „Sie haben eine große Auswahl im Bereich der Gastronomiebetriebe. Welche Bedeutung haben sie in der Winterdestination, wie sieht das Angebot aus?“Melchior: „Es war uns ein Anliegen, jegliche Form der Gastronomie bieten zu können, wobei wir modernes Ambiente genauso schätzen wie gewachsene, rustikale Gemütlichkeit. Deshalb haben wir Selbstbedienungsrestaurants genauso wie Bedienungsrestaurants, Après-Ski-Angebote, Short-Inn-Stops, Lounges und Hütten. Wir messen der Gastronomie auch roße Bedeutung zu, weil sie einen wesentlichen Beitrag zum Gesamteindruck der Skidestination leistet. Eine vernünftige Verpflegung ist wesentlich für das Wohlbefinden der Gäste, wobei wir für jeden Geschmack etwas bieten wollen. Deshalb findet man bei uns internationale Gerichte ebenso wie die regionale Küche.“MM-FRAGE: „Wie wichtig ist für die Destination das NTC, wie wird es von den Gästen angenommen?“Melchior: „Das NTC ist ein wesentlicher Aspekt im Gesamtangebot „Berg’. Wir versuchen für den Kunden ein Angebot zu schaffen, bei dem er verschiedenste Bereiche aus einem Pool bekommen kann. Das heißt, der Kunde kontaktiert uns, und wir schaffen die Basis, damit er seine Zeit so verbringen kann, wie er sich das vorstellt. Dazu gehören die Liftanlagen als Transporter, das NTC als Dienstleister, die Gastronomie für das leibliche Wohl und mittlerweile auch die Beherbergung in Form des CUBE-Hotels. Auf diese Weise können wir alle Wünsche aus einer Hand anbieten und abdecken. Die Gäste greifen auf dieses Angebot sehr gerne zurück, wobei wir gerade dieses Jahr bemerken, dass unser umfassendes Angebot auch dankend angenommen wird.“

Seit Sommer 2007 wird das Angebot mit dem CUBE Hotel ergänzt.

MM-FRAGE: „Im Rahmen des NTC werden nicht nur die bekannten Wintersportgeräte propagiert, sondern auch Trendsportgeräte – wie wichtig sind für Sie die ‚Non- Skiers’?“Melchior: „Ich glaube, es gehören alle Varianten zum Erlebnis ,Berg’, wir müssen einfach eine breite Palette an Angeboten haben. Wenn wir zu einseitig sind und nur den Skifahrer oder Snowboarder betreuen, werden wir an Struktur verlieren. Unser Hauptaugenmerk muss wieder darauf ausgerichtet sein, Jugendliche auf den Berg zu bringen und ihnen Freude und Vergnügen am Berg zu vermitteln. Das ist zusammengefasst auch unsere Intention mit den Trendsportgeräten. Es wird kein Können vorausgesetzt. Die Gäste kommen zu uns und sind in der Lage, das Erlebnis Berg voll auszuschöpfen. Im Moment liegt der Prozentsatz jener Gäste, die sich mit den unterschiedlichen Trendsportgeräten befassen, zwar noch unter 8% – wir hoffen aber, dass wir noch Marktanteile dazu gewinnen.“MM-FRAGE: „Was genau umfasst der NTC Blue Day?“Melchior: Der Blue Day bedeutet, dass man sich den ganzen Tag am Berg aufhalten und unterhalten kann. Man bezahlt dafür einen Fixpreis und ist dann in der Lage, sämtliche Sportgeräte vom Ski über das Snowboard bis hin zu den schon erwähnten Trendsportgeräten auszuprobieren. Dabei kann man in jeder TC-Station zukehren, das Gerät tauschen und ohne Zeitverlust wieder etwas anderes ausprobieren. Alle unsere Trendsportgeräte werden den Gästen von geschulten Guides vorgestellt. Auf diese Weise stellen wir sicher, dass Spaß und Freude an der Bewegung von Anfang an dabei sind.“

Das NTC bietet im Sommer u. a. Fahrten mit dem „Monsterroller“.

„Wir wollen Lermoos und Biberwier 365 Tage im Jahr positionieren“MM-FRAGE: „2007 ist das CUBE Hotel in Betrieb gegangen. Warum ist das dahinter stehende Konzept für Lermoos/Biberwier wichtig/stimmig und was bietet es?“Melchior: „Das Konzept der CUBE Hotels ist ganz einfach. Im Grundsatz geht es darum, den Berg auch für jüngere Leute attraktiv zu machen. Dabei „Wir wollen Lermoos und Biberwier 365 Tage im Jahr positionieren“MM-FRAGE: „2007 ist das CUBE Hotel in Betrieb gegangen. Warum ist das dahinter stehende Konzept für Lermoos/Biberwier wichtig/stimmig und was bietet es?“Melchior: „Das Konzept der CUBE Hotels ist ganz einfach. Im Grundsatz geht es darum, den Berg auch für jüngere Leute attraktiv zu machen. Dabei gehen, die Ergebnisse des Sommerbetriebes zu verdoppeln.“MM-FRAGE: „Welches Angebot haben Sie im Sommer, sind für 2008 Neuerungen geplant?“Melchior: „Grundsätzlich sind wir auch im Sommer bemüht, ein breites Angebot zur Verfügung zu tellen. Für den Sommer 2008 sind wieder Neuerungen geplant. So möchten wir an unseren Trendsportstrecken, den Rollstrecken, arbeiten. Dazu möchten wir eine Karte schaffen, die einem Pistenverzeichnis im Winter gleichkommt. Es soll also blaue, rote und schwarze Rollstrecken geben, um unseren Kunden mehr Abwechslung zu bieten. Gleichzeitig soll das Sortiment an Rollgeräten vergrößert und erweitert werden. Dazu wird es zusätzliche Aktivitäten am Berg geben, damit wir unsere Attraktivität im Sommer weiter stärken.“MM-FRAGE: „Unterscheidet sich Ihre Zielgruppe vom Sommer von jener im Winter?“Melchior: „Eigentlich unterscheidet sie sich minimal. Wir haben im Sommer und im Winter eine ähnliche Gästestruktur. Zu uns kommen im Sommer die traditionellen Wanderer, im Winter die traditionellen Skifahrer. Dazu kommen die jüngeren Gäste, die sowohl im Sommer als auch im Winter über die traditionellen sportlichen Aktivitäten hinausgehen und neue Erfahrungen am Berg sammeln wollen.Es ist uns dabei bewusst, dass es Familien nicht immer leicht haben, ihren Kindern und Jugendlichen Freude und Spaß am Berg zu vermitteln. Wir denken aber, dass wir mit unserem Angebot hier sehr gut mithelfen, dann auch noch 14-, 15-, und 16-Jährige auf den Berg zu holen. Von der Aufenthaltsdauer haben wir sowohl Tages- als auch Urlaubsgäste. Die Region Lermoos hat sowohl im Sommer als auch im Winter eine gute Frequenz bei den Nächtigungszahlen. Mittlerweile gibt es bei uns auch schon 5 Hotels, die ganzjährig geöffnet sind, wodurch wir eine sehr gute Grundauslastung haben. Die Auslastungsintensität bei den Tagesgästen entspricht im Sommer in etwa jener im Winter.“MM-FRAGE: „Wo sehen Sie Herausforderungen für Ihr Unternehmen in den nächsten Jahren?“Melchior: „Die Herausforderung wird sicherlich darin liegen, sich im Service kontinuierlich zu verbessern und dabei Maßstäbe zu setzen. Darüber hinaus dürfen wir den Fokus auf die Qualität im Gesamtpaket nicht verlieren.“dwl

Fusionieren ist mehr als das Zusammenführen von Bilanzen

Dr. Ing. Roland Zegg ist Gründer und Inhaber der Grischconsulta AG in Chur, einem Beratungsunternehmen aus hochmotivierten Kompetenzträgern und Entscheidungsfindern mit hohem Praxisbezug. Geschätzt wird der erfahrene Quer- und Freidenker Zegg nicht nur wegen der jährlichen Durchführung des TourismusForum-Alpenregionen (TFA), das der Branche jedesmal wertvolle Impulse zu brandaktuellen Themen vermittelt, sondern auch als Moderator bzw. Coach von Projektgruppen – insbesondere bei Fusionen. So hat Grischconsulta die drei größten Fusionen in der Schweizer Bergbahnbranche mitgestaltet und ist in mehreren Destinationsprojekten engagiert. Höchste Zeit, Dr. Zegg um einige Statements für das MM-Magazin zu bitten!

Dr. Roland Zegg, Gründer und Inhaber des Beratungsunternehmens Grischconsulta AG in Chur (vorne) hat sich als Coach bestens bewährt. Fotos:grischconsulta

MM-FRAGE: „Grischconsulta hat die 3 größten Bergbahn-Fusionen der Schweiz mitgestaltet bzw. gecoacht. Haben Sie den Dreh raus in dieser sensiblen Materie, weil Sie sich darauf spezialisiert haben? Worauf kommt es an, damit man so einen Prozess erfolgreich durchziehen kann? Wo liegt Ihr spezielles Know-how?“Zegg: „Wir haben bereits am Tourismusforum 2001 das provokative Thema ,kooperieren – fusionieren oder kapitulieren’ aufgegriffen und darauf hingewiesen, dass durch Fusionen in der Schweizer Bergbahnbranche große Synergien realisiert werden können, die dringend notwendig sind. Anschließend durften wir die Fusion der Bergbahnen von Zermatt leiten, dann diejenige von Davos-Klosters und kürzlich jene von Engadin-St. Moritz. Dazu kommen erfolgreiche Fusionen von Unternehmungen in mittelgroßen Destinationen. Unter den fünf rentabelsten Bergbahnen der Schweiz sind heute drei Unternehmen, die aus Fusionen unter unserer Leitung entstanden sind. Die Investitionen,die durch die Bergbahnfusionen ausgelöst wurden, haben jeweils die ganze Destination befruchtet. Der bisher augenscheinlichste Erfolgssprung fand in Zermatt statt. Dort haben die Bergbahnen seit der Fusion rund 200 Mio. Franken im Skigebiet investiert und den Cash-Flow fast verdoppelt. Grischconsulta hat mittlerweile einen reichhaltigen Erfahrungsschatz. Unsere Stärke dabei ist der solide betriebswirtschaftliche Background, technisches Know-how und – wahrscheinlich am wichtigsten – die sensitive Führung der Projektteams durch die heiklen Themen der Verhandlungen. Nur das Zusammenführen zweier Bilanzen macht jedoch bei weitem noch keine erfolgreiche Fusion aus. Der Einbezug der unterschiedlichen Kulturen und das Eingehen auf wichtige Detailfragen, sowie die Transparenz und Offenheit innerhalb des Projektes sind nicht zu unterschätzende Faktoren.“MM-FRAGE: „Wie weit ist die Schweiz bei der Bildung größerer Einheiten im Bergbahnbereich jetzt und welche Perspektiven bieten sich noch an?“Zegg: „Auf Stufe der großen, bekannten Destinationen sind die wesentlichen Restrukturierungen gemacht, bei den mittelgroßen oder kleinen Gebieten gibt es nach wie vor einen hohen Anpassungsbedarf und auch einen entsprechenden wirtschaftlichen Druck. Die Konsolidierung würde schneller erfolgen, wenn der freie Markt spielen würde. Es gibt jedoch immer wieder Investoren, Fangemeinden oder auch die öffentliche Hand, welche ein an und für sich nicht mehr marktfähiges Gebiet weiterhin betreiben wollen.“

Die Fusionierung der Bergbahnen Engadin-St. Moritz wurde ebenfalls von Grischconsulta begleitet und brachte das viertgrößte Bergbahnunternehmen der Schweiz hervor. Im Bild die Signalbahn in Corviglia.

MM-FRAGE: „Besteht die Gefahr, dass man ein Allheilmittel im Fusionieren sucht? Ab wann ist diese Taktik zielführend und wann ist eher abzuraten?“Zegg: „Fusionen sind definitiv kein Allheilmittel. Wenn die Eigentumsverhältnisse zwischen Partnern zu unterschiedlich sind, z. B. zwischen Investoren und einer Gemeinde, dann wird man bei der Fusionsbestrebungen kaum den gemeinsamen Nenner finden. Bei kleineren Einheiten oder bei nicht zusammenhängenden Skigebieten können Kooperationen, Tarifverbünde, gemeinsame Marketinganstrengungen zweckmäßiger sein als eine Fusion. Aber auch bei Kooperationen ist es wichtig, dass das Aufwand-Nutzen-Verhältnis genau geprüft wird.

Roland Zegg kann als Moderator von Projektteams auf einen reichhaltigen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Seine Stärke ist die sensitive Führung bei heiklen Themen.

MM-FRAGE: „Mit dem Fusionieren alleine wird das Problem der kalten Betten aber noch nicht gelöst. Was muss hier geschehen, um Investoren anzulocken?“Zegg: „Dieses Problem ist charakteristisch für die Schweiz. Dies das hat mit politischen und volkswirtschaftlichen Faktoren zu tun, auf die der Tourismus keinen Einfluss hat. Die politische Stabilität, der sichere Franken und die steigenden Bodenpreise machten und machen die Schweiz einerseits attraktiv für Immobilienanlagen. Zusammen mit den hohen Betriebs- und Baukosten für Hotels führt dies andererseits dazu, dass Hotelbetriebe, die nicht mehr rentieren, geschlossen und nachher in Form von Zweitwohnungen vergoldet werden. Lösen kann man das Problem nur teilweise über Marktmechanismen. Eine Möglichkeit sind wirkungsvolle Lenkungsabgaben, d. h. es braucht neue Tourismusgesetze, welche die Bewirtschaftung von Wohnungen belohnen und ,kalte Betten’ massiv bestrafen. Grischconsulta hat z. B. hierzu Tourismusgesetze für grosse Schweizer Destinationen ausgearbeitet, die zu Modellen für weitere Tourismusorte werden könnten. Um Investoren für Hotels anzulocken muss die Destination attraktiv sein. Die Zonenplanung und Baugesetzgebung muss den Bau großer Hotels mit 200–400 Betten ermöglichen. Wenn diese planerischen Voraussetzungen geschaffen werden, ist es für Investoren interessant, in der Schweiz Hotels zu bauen und damit ,warme Betten’ zu schaffen. Bergbahnen brauchen die erforderliche Auslastung, sonst können sie die Infrastrukturen nicht mehr erneuern. Und das erreichen sie nur mit warmen Betten im Ort. Ohne diese Gäste, welche die starken Schwankungen des Tagestourismus ausgleichen, ist dies in großen Destinationen kaum zu schaffen.

CD Cover zum TA Forum 2001: kooperieren, fusionieren – oder kapitulieren?

MM-FRAGE: „Welche Rolle spielt dabei der Trend ,cheap & chic’, lässt sich hier eine neue Schiene öffnen im Alpentourismus?“Zegg: „,Cheap & chic’ hat ein starkes Wachstumspotenzial, weil damit Skiurlaub in den Alpen für ein großes Marktsegment erschwinglich wird. Diese Gäste suchen nicht in erster Linie Luxus und Komfort, sondern das Erlebnis und den Unterschied zum Alltag. Es sind Leute jeder Alterskategorie, die ihr Geld lieber für Skifahren, einen schönen Ausflug, für Events und Abenteuer ausgeben, als für luxuriöse Übernachtungen. Sehr erfolgreich agieren hier die Schweizer Jugendherbergen, aber auch mehrere Bergbahnen operieren bereits erfolgreich im Segment ,cheap & chic’ und sichern sich damit zusätzliche Ersteintritte, d.h. reinen Cash-Flow, den sie sonst nicht hätten. Dort, wo Hotelbetten verschwinden, kommen Bergbahnen in Zugzwang, selbst für Unterkunftskapazitäten zu sorgen. Für die Bergbahn erzeugt dabei ein Bett in einer Jugendherberge mindestens so viele Ersteintritte wie ein Bett in einem Fünfsterne-Hotel.“MM-FRAGE: „Eine andere Strategie ist es, als Destination oder Tourismusbetrieb auf Nachhaltigkeit zu setzen. Sie selbst engagieren sich hier mit dem Steinbock-Label. Welche Erwartungen haben Sie an dieses Segment, wird das eine namhafte Größe in der Szene erreichen? Wird es gar einmal ,zum guten Ton’ gehören z. B. klimaneutrale Ferien anzubieten?“Zegg: „Nachhaltigkeit muss die Antwort der Alpintourismus-Wirtschaft auf die Herausforderung von Klimawandel und Umwelt sein. Da Nachhaltigkeit im Tourismus bisher abstrakt und schwer greifbar ist, geben wir ihr einen Namen und bauen deshalb das Steinbock-Label auf. Das Steinbock-Label ist weltweit die einzige Auszeichnung, die die Nachhaltigkeitsleistung von Hotelbetrieben klar, einfach und überzeugend dokumentiert und vergleichbar macht. Ich bin überzeugt, dass in Zukunft ökologische Baubegleitung bei Bergbahnprojekten, Bergrestaurants mit Minergiestandard, Windkraftwerke etc. eine große Bedeutung erhalten. Nachhaltigkeit wird zu einem Verkaufsargument. Klimaneutrale Winterferien sind dabei nur eine Möglichkeit, der Sensitivität der Gäste in Klimafragen zu entsprechen. Der Gast wird im Skiurlaub so hautnah wie sonst nirgends mit dem konfrontiert, was er sonst nur in den Medien hört und liest (Schneesituation, Klimaveränderung, Gletscherschwund etc.). Und deshalb ist es auch im Interesse der Bergbahnen, dieses Thema aufzugreifen und proaktiv Lösungen aufzuzeigen. Der Gast ist dafür dankbar, er kann sein Gewissen beruhigen und ist auch bereit, diesen Mehrwert zu bezahlen.“

Erfolgsbeispiel Lenk vor und nach der Fusionierung

MM-FRAGE: „Sie haben bisher bereits 18 TFA’s veranstaltet. Wie fällt die Bilanz aus, konnten Sie das bewegen, was Sie sich vorgenommen haben, und werden Sie weiter machen?“Zegg: „Das TourismusForum Alpenregionen ist unser Beitrag an die Branche. Wir investieren viel in das TFA, es ist die Essenz aus unserer Beratungs- und Forschungstätigkeit. Unser Ziel war und ist es, Trendsetter zu sein, also die Zukunftsthemen vorzugeben. Die Entscheidungsträger der erfolgreichen Bergbahnen und der führenden Destinationen im deutschsprachigen Raum honorieren das mit ihrer Teilnahme am TFA. Dies wiederum bedeutet, dass das TFA als Plattform für den Erfahrungsaustausch und als Impulsgeber eine starke Hebelwirkung erhalten hat. So sind Destinationsstrategien konkretisiert, Verkehrsmanagementlösungen initiiert, Mitarbeiterprogramme aufgenommen worden und auch schon Tourismusfachschulen entstanden, um einige Beispiele zu nennen – das sind wertvolle Impulse, die das TFA gibt. Die Bilanz fällt nach 18 Durchführungen positiv aus, dies bestätigen uns auch die Teilnehmer. Das TFA ist übrigens in Europa das einzige Tourismussymposium von Bedeutung, das seit seiner Gründung eigenwirtschaftlich finanziert wird, d.h. ohne Steuergelder, Subventionen oder Verbandsbeiträge auskommt. Deshalb hat es auch eine klare unternehmerische Note. Das 19. TFA wird im März oder April 2009 stattfinden, der Ort steht noch nicht fest.“

Cheap & chic ist im Kommen. Im Bild ein Zimmer des Hotels ValBlu in Vorarlberg.

MM-FRAGE: „Herr Dr. Zegg, wir danken für das Gespräch.“
Kontakt: grischconsulta, Roland Zegg, Tel. ++41 (0) 81/3549800, www.grischconsulta.ch

    
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Dipl.-Ing. Peter Huber, Vorstandsvorsitzender VDS Vorst. Technik & Betrieb Bayerische Zugspitzbahn BB AG: Ganzjahresurlaub muss gepuscht werden

Die Zugspitze ist Werbeträger erster Güte und vielen Gästen ein Begriff. Dennoch verfolgt auch die Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG mit ihren unterschiedlichen Bahnen einen klar strukturierten Kurs, um zwischen wachsendem Investitionsbedarf und veränderlichen Umsätzen erfolgreich zu wirtschaften.

Für die Zugspitzbahn gab es neue Triebwagen modernster Bauart.

MM-FRAGE: „Sie sind seit November 2006 Vorstandsvorsitzender des VDS, welche Aufgaben sehen Sie als vorrangig?“Huber:„Gerade der letzte Winter hat sehr viel Unruhe in die Branche gebracht. Ich glaube deshalb, dass wir uns der Verantwortung stellen müssen. Die Winter davor waren ausnahmslos gut und wirklich als Winter zu bezeichnen. Bei den Diskussionen wird leider oft vergessen, dass wir in den 70er und 80er Jahren ähnliche Winter in Folge hatten wie den letzten. Vor diesem Hintergrund muss die Tourismusindustrie versuchen, den Ganzjahresurlaub zu puschen. Das wird in einigen Destinationen schon erfolgreich gemacht. Wir in Deutschland haben im Gegensatz etwa zu Österreich, Frankreich oder der Schweiz seit jeher den Ganzjahrestourismus. Die alten Bergbahnen wurden nicht wegen des Winters gebaut, sondern wegen der ,Sommerfrischler’. Aus dieser Historie ist der Ursprung unserer Bergbahnen ein anderer. Sicherlich haben wir vor allem in den 70er und 80er Jahren bei der Entwicklung des Wintertourismus auch mit gutem Erfolg mitgemischt, sind dann aber aufgrund der zurückhaltenden Investitionen etwas ins Hintertreffen gelangt, wobei einige große Stationen in Deutschland durchaus auf internationalem Parkett mithalten können. Ich glaube, dass wir insgesamt versuchen müssen, eine Ausgewogenheit von Sommer- und Wintertourismus herzustellen. Einige Stationenwerden auch in Zukunft sehr gut vom Wintertourismus leben können, aber es gibt viele kleine Gebiete in einer problematischen Höhenlage, wo man versuchen muss, mit anderen Angeboten ein Standbein zu schaffen.“

Dipl.-Ing. Peter Huber, Vorstandsvorsitzender VDS/Vorstand Technik und Betrieb Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG. Fotos: Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG

„Es ist gut, dass der Verband stark auftritt“MM-FRAGE: „Was hat Sie an dieser Aufgabe im VDS gereizt, welcheAmbitionen haben Sie in dieser Funktion?“Huber:„Ich bin seit 26 Jahren bei der Bayerischen Zugspitzbahn Bergbahn AG und kenne den VDS noch, als er beim BDE Bund Deutscher Eisenbahner war. Der Verband ist sicherlich sehr wichtig für diese kleine Branche im Tourismusbereich mit seiner enormen Wertschöpfung. Ich glaube daher, dass es sehr gut ist, dass der Verband hier stark auftritt. Er hat in der Vergangenheit schon sehr gute Arbeit geleistetund diese Arbeit muss einfach weitergeführt werden – als Interessensvertretung in der Politik, im Tourismus und in der Gesetzgebung.“MM-FRAGE: „Welchen Stellenwert haben die deutschen Seilbahnen im europäischen Umfeld, was zeichnet sie aus – wo besteht Handlungsbedarf?“Huber:„Was Gesetze und Rechte betrifft, sind wir in Deutschland nicht die Schlechtesten in der Umsetzung und Bayern hat hier im Besonderen mit einem gesunden Pragmatismus nach vorne gearbeitet. So sind wir z. B. bei der Umsetzung der neuen Seilbahnrichtlinie sehr gut vorwärts gekommen. In Deutschland ist nicht der Bund für die Umsetzung der neuen Seilbahnrichtlinie zuständig, sondern die Länder. Bayern hatte dabei auch den Vorsitz in der Länderkonferenz, gute Vorarbeit geleistet und Zeichen gesetzt. Was uns natürlich zu schaffen macht, ist die hohe Mehrwertsteuer in Deutschland, auch wenn das auf politischer Ebene vielleicht nicht so gerne gehört wird. Bayern würde uns in dieser Materie vielleicht unterstützen, aber in anderen Bundesländern, die kein Interesse an Seilbahnen haben, ist das natürlich anders. Wenn man von den Preisen, die zum Teil günstiger sind als im benachbarten Ausland, die höhere Mehrwertsteuer abrechnet, fehlt uns einfach eineMarge, die in der Industrie mehr als eine Dividendenausschüttung wäre. Bei einem Entgegenkommen im Bereich der Mehrwertsteuer könnten wir einen Teil als Preisreduzierung an den Fahrgast weitergeben, andererseits würde uns Geld für dringend notwendige Investitionen zur Verfügung stehen.“MM-FRAGE: „Wie geht es den deutschen Seilbahnunternehmen wirtschaftlich?“Huber:„Insgesamt fehlt allen deutschen Seilbahnen das Kapital, um neu zu investieren. Diejenigen, die hier in den letzten Jahren massiv investiert haben, verzeichnen gewisse Erfolge, wobei man natürlich sehen muss, wo hier die Fremdkapitalsquote liegt. Wenn dann zwei oder drei schlechte Jahre kommen, sei es bei einer Sommer- oder Winterregion, besteht die Gefahr, dass es eng wird.“MM-FRAGE: „Welche Unternehmen gehören zur Bayerischen Zugspitzbahn Bergbahn AG, wie ist das Unternehmen positioniert?“Huber:„Wir betreiben hier in Garmisch-Partenkirchen mit zwei Ausnahmen alle Bergbahnen, auch das gesamte Skigebiet auf der Zugspitze und das Classic-Gebiet mit Hausberg, Alpspitze und Kreuzeck, wo dann auch die Weltmeisterschaft 2011 stattfinden wird. Die Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG gehört mit zu den umsatzstärksten Bergbahnen in Deutschland, womit wir eine Vorreiterrolle haben. Den Namen ,Zugspitze’ kennen sicher noch mehr Leute als Garmisch-Partenkirchen, die Kombination von beiden Begriffen ist damit noch besser. Die Zugspitze ist unser Zugpferd und verkauft sich demnach sehr gut. Auf diese Weise sind wir auch am internationalen Markt sehr gut positioniert. Die Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG ist in der glücklichen Lage, 50 % des Umsatzes im Sommer zu machen, vorrangig auf der Zugspitze, wobei wir aber auch schöne Wandergebiete im Bereich Kreuzeck und Alpspitze haben, dazu den Panoramaberg Wank. Hier haben wir unsere Stärken und können uns durchaus mit Säntis, Titlis oder dem Jungfraujoch in der Schweiz vergleichen. Wir verfügen damit über ein Alleinstellungsmerkmal, wie essehr wenige Bergbahnen in Europa haben. Die übrigen 50 % des Umsatzes kommen aus dem Wintersport – je zur Hälfte aus dem Classic-Skigebiet (750–2 000 m) und Zugspitze (2 000–2 650 m).“

Bei der Hausbergbahn brachte die Modernisierung einen Systemwechsel von der Pendelbahn zur Einseilumlaufbahn.

„Leider haben wir nicht ausreichend Dauerurlauber“MM-FRAGE: „Welche Gästestruktur haben Sie?“Huber:„Wir sind vorrangig ein Naherholungsgebiet, 70 bis 80 % unserer Gäste fallen in dieses Segment. Leider haben wir nicht ausreichend Dauerurlauber, die für längere Zeit im Ort bleiben, wie wir es etwa von den klassischen Skiregionen in Österreich oder der Schweiz kennen. Wir sind vor den Toren Münchens, das kann ein Fluch sein oder auch am Wochenende umsatzmäßig sehr interessant. Wir haben damit im näheren Umkreis ein Einzugsgebiet von ca. 3 Mio. Bürgern. Wenn man dabei von einem Skifahreranteil von 10 bis 15 % ausgeht,sind das 300 000 bis 400 000 potenzielle Skifahrer, die erreichbar sind. Wir haben außerdem eine sehr gute Nahverkehrsanbindung. So konnte man heuer z. B. wieder direkt mit dem Skizug von München nach Garmisch-Partenkirchen direkt zurTalstation der Hausbergbahn fahren. Diesen Vorteil werden wir in den nächsten Jahren versuchen, auszubauen – der Individualverkehr am Wochenende kommt immer mehr in Verruf und wird auch immer teurer, sodass wir hier eine sehr gute Alternative anbieten können.“MM-FRAGE: „Was gibt es Neues für den Sommer 2007?“Huber:„Wir bauen auf der Zugspitze gerade den ,Gletschergarten’, eine Restauranterweiterung. Wir haben am Berg auch ein sehr gutes Tagungsgeschäft, was nicht typisch für Bergbahnen ist. Wir erwirtschaften ca. 5% unseres Umsatzes im Tagungsgeschäft, wobei wir in der Regel Gruppen mit einer Stärke von ca. 100 Personen haben, Veranstaltungen mit bis zu 1 000 Personen sind auch kein Problem für uns.“MM-FRAGE: „Wie sieht das Angebot im Winter aus, gibt es Neuerungen in der Infrastruktur?“Huber:„Wir haben seit 2002 sehr massiv investiert. 2002 haben wir etwa die Kreuzeckbahn als 1. moderne Zweiseilumlaufbahn in Deutschland in Betrieb genommen. 2003 haben wir auf der Zugspitze im Gletscherbereich einen bestehenden Schlepplift durch eine 6er-Sesselbahn ersetzt. Letztes Jahr wurde dann die Großkabinenpendelbahn auf den Hausberg durch eine Einseilumlaufbahn ersetzt. Der Systemwechsel wurde aus Komfortgründen vorgenommen, außerdem war die Beförderungskapazität mit Wartezeiten bis zu 2 Stunden nicht mehr zeitgemäß. Damit haben wir von 3 Zubringerbahnen im Classic-Skigebiet 2 durch Hochleistungsbahnen ersetzt. Insgesamt haben wir damit jetzt eine Zubringerleistung vom Tal aus von mehr als4500 P/h. Dabei beschränkt sich die Leistung der Bahnen allerdings nicht nur in der Zubringerfunktion, sie werden auch bei 4 Talabfahrten für Wiederholungsfahrten genutzt. Letztes Jahr haben wir auf unserer Zahnradbahnstrecke 4 neue Triebfahrzeuge modernster Bauart mit Videoscreens in Betrieb genommen.“MM-FRAGE: „Welchen Stellenwert haben Veranstaltungen/Events?“Huber:„Eine vernünftige Anzahl an Events ist sicherlich notwendig in einem Skigebiet, um auch bei jüngeren Gästen attraktiv zu sein. Andererseits glaube ich, dass sehr viele Gäste im mittleren oder Pensionsalter durch Events nicht angezogen werden. Ich denke, dass es die gesunde Mischung ausmacht und dass es in Zukunft um das Wintererlebnis gehen wird. Da will mannicht laute Musikberieselung, sondern einfach nach einer Abfahrt vor einer Hütte in der Sonne sitzen. Qualität wird in Zukunft immer mehr im Vordergrund stehen, Ballermann am Berg ist für unsere Region vorbei.“MM-FRAGE: „Was versteht man unter der Zugspitz-Rundreise?“Huber:„Das ist eines unserer Alleinstellungsmerkmale. Dabei bieten wir eine Fahrt mit der Zahnradbahn vom Ortszentrum Garmisch- Partenkirchen auf die Zugspitze bis zum Gletscher. Von dort führt eine Seilbahn ganz hinauf zum Gipfel. Von dort geht es mit der Eibsee-Seilbahn hinunter zum Eibsee und weiter mit dem Zug retour nach Garmisch-Partenkirchen. Das ganze ist ein Tagesausflug mit Besuch der Zugspitzausstellung, unserer Gastronomie undnatürlich des Gletschers. Hier wird es in den nächsten Jahren noch ein erweitertes Angebot geben, damit der Gast den Gletscher in der Natur sehen und das Wetter, den Wind, Eis und Schnee erleben kann.“MM-FRAGE: „Die Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG hat am Aktionstag ,Menschen mit Behinderung’ teilgenommen. Wie lange engagiert sich das Unternehmen auf diesem Sektor, wie werden die Angebote angenommen?“Huber:„Der deutsche Seilbahnverband engagiert sich hier schon seit vielen Jahren, wobei unsere Angebote von den Behinderten sehr gerne angenommen werden. Heuer war der Termin leider etwas später als geplant, außerdem waren vorher 14 Tage schlechtes Wetter – und dann hatten wir wieder das erste schöne Wochenende und den Aktionstag. Man hat uns überrannt, wir hatten über 1 000 Behinderte am Berg und das war ein Rekord. Unser Engagement für die Behinderten sehen wir sowohl als soziale Aufgabe als auch als Marketinginstrument. Wenn man sich dann am Berg bewegt, hat man auch gute Kontakte zu den Gästen und bekommt die Resonanz ganz direkt.“

Die Zugspitze wird im Sommer und im Winter gerne besucht.

„Die Gletscherabdeckung ist sicher eine Dimensionsfrage“MM-FRAGE: „Auf der Zugspitze sind auch Wissenschaft und Forschung präsent, welche Einrichtungen gibt es?“Huber:„Wir haben historisch bedingt und schon vor dem Bau der Zugspitzbahn die höchste deutsche Wetterstation, die 1897 gebaut wurde. Früher wurde diese Station von einem Mann allein betreut, der im Winter auch nicht herunter gekommen ist. Danach kamen Messungen atmosphärischer Strahlungen, Gammastrahlen etc. dazu. Nach der Stilllegung des Hotels Schneefernerhaus (Endstation der Zahnradbahn), das von 1930 bis 1982 in Betrieb war, wurde es Anfang der 90er Jahre damals noch unter Mithilfe des Wirtschaftsministeriums in eine Forschungsstation umgebaut. Inzwischen sind dort das IMK-IFU, Institut für Meteorologie und Klimaforschung, das Forschungszentrum Karlsruhe, das DLF (Deutsche Luft- und Raumfahrt) oder der Deutsche Wetterdienst angesiedelt. Wir haben erst vor kurzem einen Vertrag unterzeichnet, dass die Nutzung des ehemaligen Hotels weitergehenkann.“MM-FRAGE: „Ist für Sie ,Gletscherabdeckung’ ein Thema?“Huber:„Wir gehören gemeinsam mit dem Pitztaler Gletscher zu den ersten, die hier aktiv geworden sind, und das schon vor mehr als 15 Jahren. Die ersten Versuche gingen mit Vliesplanen über die Bühne, dann folgten Thermoplanen, PU-Schaum-Planen und schließlich Kunststoffplanen, also weiße PVC-Planen. Diese Planen sind sehr stabilund reißfest und können dann in einer gewissen Größe zusammengebunden werden. Zum ersten Mal gesehen haben wir das aber am Pitztaler Gletscher, für den die Firma Bellutti damals die Planen geliefert hat.Die Gletscherabdeckung ist ein wichtiger Bestandteil in unserem Unternehmen. Wir legen derzeit zwischen 6 000 und 9 000 m2 aus. Probleme bei der Gletscherabdeckung gibt es jedoch auch. Das sind zum einen die Herbststürme, die dazu führen, dass sich die Planenflächen wie ein großes Segel bewegen können und nicht mehr zu bändigen sind. Das zweite Problem liegt darin, die Plane rechtzeitig vor dem ersten Schneefall wieder zu entfernen. Wenn sich auf dieser Fläche Schnee ansammelt, ist es sehr gefährlich, dass er z. B. bei Sonneneinstrahlung zum Rutschen anfängt. Außerdem ist es schwierig, den Schnee von einer so großen Fläche zu entfernen, ohne die Plane zu beschädigen, Abschaufeln per Hand wäre nicht mehr möglich. Die Gletscherabdeckung hat damit sowohl mechanische als auch physikalische Grenzen und ist darüber hinaus natürlich auch eine Kostenfrage.“MM-FRAGE: „Welche Aufgaben sehen Sie als vorrangig, um die Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG auf Erfolgskurs zu halten?“Huber:„Derzeit ist der Anteil des Fremdkapitals im Unternehmen noch sehr hoch, vorrangiges Ziel ist es, Schulden abzubauen und auf eine vernünftige Eigenkapitalquote zu kommen. Wir haben dazu in den letzten Jahren einen sehr strengen Sanierungskurs gefahren, Personal entlassen und im Sommer wie Winter Bahnen zeitweise geschlossen. Früher wurden alle Bahnen auch im Sommer betrieben, mittlerweile fährt die Hausbergbahn im Sommer nicht mehr, die Wankbahn ist zu auslastungsschwachen Zeiten im Winter geschlossen. Momentan sind wir guter Dinge, dass wir den Turnaround schaffen werden.“ dwl

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