Mag. Ernst Trummer, GF Planai–Hochwurzen-Bahnen GesmbH Schladming

„Der One-Stop-Shop wird bald Realität sein“

Dir. Mag. Ernst Trummer Fotos: Planai Bahnen

Vor einem halben Jahr hat Mag. Ernst Trummer das Ruder bei den Planai-Hochwurzen-Bahnen übernommen. Der MOUNTAIN MANAGER hat ihn nach seinen Zielen und den Zukunftsperspektiven der Skiregion befragt.MM: „Sie haben Mitte des Jahres die Geschäftsführung der Planai-Bahnen übernommen. Mit welchen Erwartungen und Zielsetzungen gehen Sie die neue Aufgabe an?“Ernst Trummer: „Ich habe vor 13 Jahren bei den Planai-Bahnen zu Beginn meiner Studienzeit als Parkwächter angefangen und in der Folge alle Abteilungen des Unternehmens durchlaufen, insofern ist die Branche für mich nicht neu. Ganz im Gegenteil: Vom Autoeinweisen bis hin zum ,Bügelzugeben‘ beim Märchenwiesenlift ist mir keine Arbeit fremd. Ich habe gewusst, was es heißt, in die Fußstapfen eines Albert Baier zu treten, der 40 Jahre lang das Unternehmen höchst erfolgreich geführt hat. Die Hauptzielsetzung in den kommenden 5 Jahren ist von mir klipp und klar vorgegeben: das Heranführen der Planai-Bahnen ausgehend von einem soliden Seilbahnbetrieb hin zu einem modernen Ganzjahres Freizeit-Konzern.“MM: „Wie sehen Sie die Position des Unternehmens, wie sind die Planai-Bahnen aufgestellt?“Trummer: „Zur Planai-Hochwurzen-Bahnen GesmbH gehören die Skiberge Planai, Hochwurzen, der Dachstein-Gletscher, Ski Galsterberg, ein Reisebus-Unternehmen mit 15 Reise- und Linienbussen, ein Reisebüro, sowie 2 Gastrobetriebe. Zum Firmennetzwerk zählen auch noch einige Tochterfirmen sowie Beteiligungen an anderen Unternehmen.Jedes unserer Produkte ist eigens positioniert. Steht die ,Planai‘ für jung, sportlich, dynamisch und international, so ist der Skiberg Hochwurzen, der etwa 40% des Seilbahnumsatzes des Unternehmens macht, für den ,vielseitigen Sportgenießer‘ mit Flutlichtpiste, Rodelbahn, Kinderangebot, Familie positioniert.Eine konkrete Positionierung auch mit dem entsprechenden ,Mut zur Lücke‘ ist unabdingbar für mich, um erfolgreich zu sein. Deshalb gibt es sie für alle Produkte unseres Unternehmens. Selbst der kleine ,Ski Galsterberg‘ mit seinen 5 Anlagen und ganz im Osten der Region-Schladming-Dachstein gelegen, stellt hier keine Ausnahme dar. Der Berg tritt als ,das Gallische Skidorf‘ auf, der den Großen der Region, die wir ja selbst sind, Widerstand leistet.Die stärkste internationale Marke im Unternehmen ist ,Der Dachstein‘. Publikums-Highlights sind ,Der Eispalast‘, der ,Dachstein Skywalk‘ sowie der ,Dachstein-Superpark‘ für Boarder & Slopestyler. Wir machen hier unser Geschäft im Sommer.Wir verfügen über sehr solide Unternehmenskennzahlen und sind in der Lage, jährlich aus eigener Kraft rund 8 Mio. Euro zu investieren. Einige Kennzahlen möchte ich erwähnen: Umsatz 31,5 Mio. Euro, im Winter bis 320 Mitarbeiter, im Sommer bis 200 Mitarbeiter, der Frauenanteil im Unternehmen beträgt 23%, dazu haben wir 31 Seilbahnen und Lifte. Die Berge Planai, Hochwurzen & Dachstein-Gletscher sind Ganzjahresbetriebe.“

Tiefer Winter auf der Planai.

„Wir sind moderne Freizeit-Manager“MM: „Welche Faktoren sind Ihnen im Unternehmen wichtig, was kennzeichnet die Planai-Bahnen?“Trummer: „Meine gut 300 Mitarbeiter, die in der eigenen Firmenakademie ausgebildet werden, absolvieren jährlich zusätzlich zu den ohnehin branchenüblichen Fortbildungen 2 bis 3 Schulungen rein zum Thema ,Dienstleistungs-Bewusstsein‘: Wir sind bei Gott keine Liftler. Wir sind nichts anderes als moderne Freizeit-Manager, deren Job es ist, die wertvollste Zeit der Gäste, sprich den Urlaub, zu gestalten.Alle unsere Mitarbeiter, vom Reinigungspersonal bis hin zum Management legen dabei auch jährlich eine schriftliche Prüfung ab. Dies ist nicht branchenüblich, aber wenn ein Mitarbeiter im Sommer ein fleißiger Zimmerer oder Maurer ist, dann muss er auch einen Sinus oder Cosinus ausrechnen können. Ebenso muss er im Winter wissen, was wir unter Dienstleistung verstehen. Mitarbeiterausbildung nimmt bei uns oberste Priorität ein.Wenn ich heute das Geld habe und eine goldene Seilbahn bauen lasse und vielleicht noch Frau Grasser bitte, dort ein paar coole Swarovski Steinchen anzubringen, dann kann mein Mitbewerber auch dasselbe machen lassen, wenn entsprechend Geld vorhanden ist. Dienstleistungsbewusstsein bei den Mitarbeitern kann man aber nicht kaufen, das muss ich schulen. Immer und immer wieder. Und dafür muss ich Zeit und Geld in die Hand nehmen. Ich bin aber überzeugt, dass es langfristig die beste Investition ist.“MM: „Die Planai-Bahnen haben in den letzten Jahren sehr viel investiert und dabei Akzente gesetzt. Nennen Sie bitte wichtige Eckdaten.“Trummer: „Wir haben in den letzten 10 Jahren ziemlich genau 100 Mio. Euro in die Infrastruktur unserer Skiberge investiert. Wie überall ist das Geld in Pisten, Bahnen und Schneeanlagen geflossen. Mit 657 Schneigeräten haben wir eine ordentliche Ausstattung und sind in der Lage 100% der Pistenfläche zu beschneien, was auch aufgrund unserer niedrigen Höhenlage von 740 m bis 2000 m notwendig ist. Aber wir geben uns hier keinen Illusionen hin: Das ist, wie wenn ich heute beim Mediamarkt einen Computer kaufe – kaum habe ich das Geschäft verlassen, ist er schon wieder alt. Eine Never-Ending Story.Wir investieren aber nicht nur in Hardware. Jährlich stelle ich ein entsprechendes Budget zur Verfügung, um in emotionsgeladene ,G´schichtln‘ zu investieren: Klangpiste, Skywalk, Eispalast, Planai-Beach, Rockstars zum Opening, Schnell-Schusstrecken, Planai Service-Points, Skiline – die Planai war das erste Gebiet überhaupt, wo man dieses System, das auf den Jäger- und Sammlertrieb des Gastes abzielt, eingeführt hat.Es sind nämlich nicht unsere tollen Bahnen und die Schneekanonen, über die der Gast zuhause erzählt. Er setzt dies ohnehin voraus, ebenso wie die Sicherheit. Ich strapaziere hier immer den Vergleich mit einem Flugzeug: Wenn ich heute mit einer Boing 777 nach Sydney fliege, ist es so, dass es nur 2 Triebwerkshersteller für diese Maschine gibt. Mir, als Fluggast, ist das aber völlig gleichgültig, welche Turbine da hinten brummt. Meinen Freunden erzähle ich maximal weiter, ob die Flugbegleiterin nett oder gar fesch war, das Essen gut und der Flieger pünktlich. Und genauso ist es bei uns. Technik ist an und für sich emotionslos. Wir sollten aber ,Emotions-Dealer‘ oder noch besser ,Glücks-Dealer‘ für unsere Gäste sein.“

Planai „Golden Jet“

MM: „Auch für diese Saison war man wieder ausgesprochen aktiv, was wird neu für 2009/10?“Trummer: „Wir haben heuer 16 Mio. Euro investiert. Die erste 8er- Sesselbahn der Steiermark führt nun direkt zum Planai-Gipfel auf 1906 m. Es wurden 3 Brücken als Skiüberführungen gebaut, ein 80 m langer, straßenverkehrstauglicher Tunnel, erhebliche Investitionen in Pistenverbreiterungen bzw. in die Schaffung neuer Pisten getätigt. Und dann gab es noch die üblichen Investments in den Ausbau der Beschneiung, neue Pistengeräte etc.”MM: „Im Bereich der Schneehöhenmessung war Schladming Pionier. Welche Erfahrungen haben Sie bisher gemacht, wie gehen Sie die Sache dieses Jahr an?“Trummer: „Die Planai-Bahnen gelten seit jeher als innovatives Unternehmen. Ob dies die ersten Flutlichtrennen im Skiweltcup waren, die Züchtung eigener Alpinsaatgutmischungen für die Begrünung, erster unterirdischer Sesselbahnhof, Entwicklung Schneeanlage etc. Ständig sind ein bis zwei Projekte in der Pipeline, die wir bis zur Marktreife mitentwickeln. Voriges Jahr kam die elektronische Schneehöhemessung auf den Markt, welche mit unserer Hilfe entwickelt wurde. Die Vorteile liegen ganz einfach auf der Hand: Endlich weiß ich konkret, wie hoch die Schneedecke ist und muss mich nicht auf´s Gefühl, Verdachtsmomente oder persönliche Befindlichkeiten, die im Kaffeesudlesen münden, verlassen. Das Gerät ist unbestechlich und zeigt auf den Zentimeter genau die Schneeauflage unter dem Pistengerät an. Meine Mitarbeiter staunen manchmal ganz schön, wo noch Schneereserven liegen, ohne dass wir es wissen. Das ganze läuft unter dem Titel ,Ressourcenschonendes Schneemanagement‘.”

Dachstein Sky Walk.

„Es überwiegen bei weitem die Vorteile“MM: „Sie hatten heuer ein sehr frühes Opening im Oktober, was waren Ihre Ziele – welche Erfahrungen haben Sie gemacht?“Trummer: „,Be the first or be the best‘ Am 17. Oktober in den Winter zu starten als 1. Skigebiet Österreichs, und das in unserer Höhenlage ist in der Tat eher ungewöhnlich. Die Bedingungen haben es aber zugelassen und die Auftakt-PR hat sämtlichen Aufwand gerechtfertigt. Nebenbei sind auch noch 2000 Gäste gekommen.“MM: „Wie hat sich der Dachstein entwickelt, der vor ein paar Jahren integriert wurde?“Trummer: „Wir haben den Dachstein-Gletscher 2003 in unser Unternehmen eingegliedert und seither ist wirklich viel geschehen. Die augenscheinlichste Auswirkung: Die Beförderungszahlen konnten fast verdoppelt werden und das ,Werkl‘ läuft wieder. Publikumsattraktionen, wie der schon erwähnte Skywalk oder der Eispalast haben entscheidend dazu beigetragen. Aber auch die fast immer ausgebuchten Sonnenaufgangsfahrten (4 Uhr morgens Abfahrt), die Sonnenuntergangsfahrten, Mondscheinwanderungen, Konzerte, 14 neue Klettersteige etc. haben ihren Beitrag zur völligen Neupositionierung geleistet. Das Dachstein-Team wurde vom ,Planai-Spirit‘ infiziert und mittlerweile sind wir eine große Familie. Der Dachstein macht uns allgemein mächtig Spaß.“MM: „Welche Erfahrungen machen Sie mit der Mitgliedschaft Ski Amadé, wurden Ihre Erwartungen erfüllt?“Trummer: „Ski amadé wird höchst professionell geführt und ist eine Erfolgsgeschichte. Die Umsätze sind überproportional zum Branchenschnitt gestiegen. Es kommt nicht von ungefähr, dass sich bereits viele andere Regionen zu größeren, marktfähigen Einheiten zusammenschließen. Dies ist einfach ein Gebot der Stunde. Selbst als größeres Einzelunternehmen bin ich kein adäquater Verhandlungspartner für einen internationalen Reisekonzern. Man kann den Verbund durchaus auch ein bisschen mit der EU-vergleichen: Es überwiegen bei weitem die Vorteile und die vielen Synergien. Und es funktioniert nicht, wenn man sich nur die Rosinen herauspickt. Ein gewisses Maß an Kompromissbereitschaft muss jeder mitbringen, damit es klappt. Und in Ski Amadé klappt’s.“MM: „Mit welchen Erwartungen gehen Sie in die diesjährige Saison, spüren Sie die Auswirkungen der Wirtschaftskrise?“Trummer: „Natürlich werden wir auch die Auswirkungen zu spüren bekommen. Wir wären sonst wahrscheinlich die einzige Branche, die überhaupt nichts davon abbekäme. Aber ,Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben‘. Mehr Sorgen würde mir in Hinkunft eher ein Saisonstart nach Weihnachten oder ähnliches machen, weil dann sprechen wir nicht von 5% Rückgang. Dann geht´s ans Eingemachte. Insofern bin ich der Meinung, dass jedes gesunde Unternehmen eine Schwankung auch nach unten aushalten muss.“

Downhillstrecke im Planai Bike Park.

„Walk the talk“MM: „Wie bereiten Sie sich auf die WM vor, wie liegen Sie im Zeitplan?“Trummer: „Wir liegen absolut im Zeitplan und investieren derzeit auch bis zu 40% der Arbeitszeit in WM-relevante Projekte. Etliche WM-Projekte sind sogar schon abgeschlossen, wie Brückenbauten, Tunnel, Einfahrpisten etc. Als nächstes steht das ,Herz der WM‘ zu Realisierung an, das neue Planai-Talstationsgebäude, das sehr innovativ und futuristisch ausfallen wird.“MM: „Sie haben vor 2 Jahren im Rahmen des TFA-Forums in Fiss einen Vortrag zum Thema ,Frauenpower‘ gehalten. Wie setzten Sie das in Ihrem Unternehmen um?“Trummer: „In dem wir nicht – wie vor 2 Jahren noch referiert – einen Frauenanteil von knapp 20% haben, sondern bereits Richtung 25% steuern. Ganz einfach ‚Walk the talk’.“MM: „Wo sehen Sie die wichtigsten Herausforderungen, um die Planai-Bahnen erfolgreich weiterführen zu können.”Trummer: „Im Ausbau des Sommerbetriebs und im Umbau zu einem Ganzjahresfreizeitkonzern. Dazu muss das Unternehmen einen höheren Anteil in der Wertschöpfungskette vor Ort einnehmen. Mit knapp 18% Wertschöpfung am touristischen Kuchen, der sich aus dem reinen Ticketverkauf ergibt, werden wir unsere ambitionierten Ziele nicht erreichen. Wir werden neue Geschäftsfelder kontinuierlich aufbauen. Der ,One-Stop-Shop‘ wird bald Realität bei uns sein.“MM: „Wo soll das Unternehmen in 10 Jahren stehen?“Trummer: „Örtlich wird die Planai nach wie vor in Schladming stehen. Aber Spaß beiseite: Der Begriff „Ganzjahres-Freizeit-Konzern“ ist in die Realität umgesetzt, es sind neue Unternehmenszweige dazugekommen, der Sommerbetrieb ist keine lästige Pflicht mehr, sondern fährt ein Kür-Programm.“

Prof. Ulrike Pröbstl, Universität für Bodenkultur: Nachhaltiger Wintertourismus – Vision für Österreich?

Frau Prof. Pröbstl von der Boku Wien ist spätestens seit dem Kleinklima-Pilotprojekt in Schladming mit dem Ergebnis „Seehöhe heißt nicht gleich Schneehöhe“ der Bergbahnbranche keine Unbekannte. Seit 2005 ist Pröbstl im Umweltbeirat des Deutschen Skiverbandes und Mitglied der UVP-Gesellschaft, nachdem sie sich mit etlichen Publikationen über „Öko-Auditing in Ski – gebieten“ sowie „Skisport und Vegetation“ etc. Meriten erworben hatte. MM-Chefredakteur Dr. Markus Kalchgruber bat die Expertin nun zum Interview über Sinn und Chancen von Öko-Strategien für Wintersportdestinationen.

Interviewpartnerin Prof. Dr. DI Ulrike Pröbstl, Universität für Bodenkultur Wien. Foto: Pröbstl

MM-Frage: „Der Begriff ,nachhaltiger Wintertourismus‘ wird seit einigen Jahren häufig verwendet, allerdings nicht einheitlich. Was verstehen sie darunter und welche Elemente gehören unbedingt dazu?“
Prof. Pröbstl: „Zum Thema nachhaltiger Tourismus gibt es sehr unterschiedliche Definitionen. ,Nachhaltigkeit‘ stammt ursprünglich aus der Forstwirtschaft. Dort bedeutet nachhaltiges Wirtschaften, dass man seine Waldbestände in einer Periode durch die Holzernte nicht stärker dezimiert als im gleichen Zeitraum nachwachsen kann. Nachhaltigkeit kann es also immer nur mit regenerierbaren Ressourcen geben.Diese Situation haben wir in der Regel im Tourismus nicht. Vielfach wird im Englischen das Beispiel vom Kaninchen-Pferde-Eintopf gebraucht, denn die Anreise (das Pferd im Eintopf) verbraucht so viele Ressourcen, dass dieser Effekt durch den noch so umweltgerechten Aufenthalt (das Kaninchen) nicht ausgeglichen werden kann.Nachhaltigkeit beim Tourismus setzt also zunächst bei der Anreise an. Aktuelle Umfragen zeigen, dass die österreichischen Wintertouristen bereit sind sehr lange Strecken bis in schneesichere Urlaubsorte mit dem privaten PKW zurückzulegen.Beiträge zu mehr Nachhaltigkeit im Wintersport wären eine Anreise mit der Bahn samt den Abholdienst und der Verzicht auf Tagesausflüge zu Gunsten eines (auch viel erholsameren) Urlaubs im Schnee.“
MM-Frage: „Welche Chance hat Österreich, sich als erste nachhaltige Wintersportdestination zu entwickeln? Gibt es bereits Ansätze?“Prof. Pröbstl: „Das Angebot an Skiregionen und Urlaubsdestinationen ist in den letzten Jahren beständig gewachsen. In Osteuropa im Pirin-Gebirge in Bulgarien, in den Karpaten und in Russland sind zahlreiche neue Skigebiete entstanden. Auch die nordamerikanischen Skigebiete werben vermehrt um den europäischen Skifahrer und locken mit ,Powder‘, ,Heliskiing‘ und unberührtem ,Hinterland‘.Es kommt daher in Zukunft mehr als bisher darauf an, sich von anderen Regionen zu unterscheiden und ein besonderes Profil zu entwickeln. Nachdem die sportlichen Möglichkeiten und die Schneesicherheit in den genannten Destinationen vergleichbar sind, kommt es darauf an, andere Aspekte in die Außendarstellung mit einzubeziehen. Die Chance für die Skisportdestination Österreich sehe ich darin, dass es die erste große Wintersportdestination sein könnte, in der ich mit gutem Gewissen Ski fahren kann: Vom umweltverträglichen Pistenmanagement bis zum Schnitzel aus biologischen Betrieben vor Ort und dem gemütlichen, hackschnitzelgewärmten Hotelzimmer aus nachhaltig bewirtschafteten Bergwäldern…Eine Nische, die von Frankreich, Bulgarien, den USA und o. a. neuen Skiregionen in dieser Qualität derzeit nicht besetzt werden kann.Zukunftsorientierte Regionen und Wintersportorte setzen bereits heute hier an:. verträgliches Pistenmanagement erzeugt artenreiche Bergwiesen, deren Artenvielfalt diejenigen einer intensiven Landwirtschaft bei weitem übertrifft;. Verträge mit den Landwirten vor Ort erhalten traditionelle Nutzungen und Almbewirtschaftungen, die ohne den Tourismus nicht überlebensfähig wären;. Wasser für den technischen Schnee wird über den Sommer gesammelt, um Schäden an den Gewässern im Winter zu vermeiden (Speicherseen);. Bergbahnen, Parkhäuser und Liftstationen erhalten Photovoltaikanlagen oder Windaggregate, damit wenigstens ein Teil des Stroms selbst erzeugt wird;. Verträge mit Bahnen und Gemeindebussen reduzieren die Anreisebelastungen und kommen umweltfreundlich anreisenden Gästen zugute;. ein Umweltmanagementsystem schult die Mitarbeiter und erhöht die Motivation sich für die Umwelt im eigenen Bereich zu engagieren.“

Lech am Arlberg wurde für sein vorbildliches Umwelt-Konzept bereits mehrfach ausgezeichnet. Schon seit 2002 liefert eine 150 m2 große Photovoltaikanlage bei der Kriegerhornbahn Solarstrom. Foto: Skilifte Lech

MM-Frage: „Welche Vorteile hätte so eine Positionierung bezüglich des Images bei den Gästen? Geht es hier nur um Sympathiepunkte oder muss man, um künftig als Urlaubsziel überhaupt salonfähig bleiben zu können, den Gästen möglichst das schlechte ,Öko-Gewissen‘ nehmen?“
Prof. Pröbstl: „Das oben genannte Image spricht nicht alle Skifahrer an. Der jugendliche Skifahrer, der neben seinem Sport vor allem den Spaß in der Gruppe sucht, wird davon eher weniger angesprochen werden, als der qualitätsorientierte, etwas ältere Tourist, der Sport, Erholung und Naturerlebnis im Winter miteinander verbinden möchte. Im Hinblick auf die regionale Wertschöpfung sind letztere Kunden für Österreich die Wertvolleren. Marktforschungsergebnisse der Universität für Bodenkultur und der Fa. MANOVA zeigten, dass diese Zielgruppe auch bei temporär ungünstigeren Bedingungen (Tage an denen man nicht Skifahren kann) länger in der Region bleibt.Sympathiepunkte schaden sicher nicht, als viel wichtiger stufe ich dagegen die ganzheitliche Profilbildung und die Ansprache touristisch wichtiger Zielgruppen ein. Ich wünsche mir mehr Mut diese Ansätze heraus zu stellen und provokant zu vermarkten, anstatt immer ,Frau Holle‘ oder den ,Sound of Snow‘ (die Assoziation zu geräuschvollen Schneekanonen liegt dabei nahe?) zu bemühen. Noch immer werden diese Ansätze eher zurückhaltend vermittelt. Welcher Skifahrer weiß von dem modernen sparenden Schneemanagement in Schladming mit GPS-Schneemessung, um ein zu viel an Kunstschnee zu vermeiden, wer weiß dass die Kriegerhornbahn in Lech am Arlberg bereits seit 2002 durch semitransparente Module an der Süd- und Westfassade jährlich rund 15 000 kWh Strom erzeugt, der ins öffentliche Stromnetz eingespeist wird, dass das Skigebiet Kronplatz in Südtirol eine eigene Zuganbindung plant…Vielleicht sollte man von der Bio-Joghurt-Werbung lernen…, in dem wirklich nichts drin ist…“
MM-Frage: „Es existiert oft die Anschauung, dass nachhaltiger Wintertourismus nicht mit ,action & fun‘ zusammenpasst und somit eher etwas für die Älteren ist. Genau das wäre aber für die Branche mit einem weiteren Verlust der Jugend verbunden. Wie ist dieser Spagat ,Mehr Nachhaltigkeit und trotzdem Spaß‘ zu meistern?“
Prof. Pröbstl: „Das Thema nachhaltige Entwicklung wird noch immer gerne mit erhobenem Zeigefinger vermittelt und es entsteht der Eindruck, dass Nachhaltigkeit keinen Spaß machen darf…und umweltgerechtes Verhalten immer mit Verzicht und Sparsamkeit gekoppelt ist. Nachhaltigkeit muss Spaß machen, meine ich, sonst wird dieses Zukunftskonzept von jungen Touristen nicht übernommen und nicht angenommen. Ein Zusammenschluss von 20 Tourismusorten in den Alpen, die ,Alpine Pearls‘, zeigen anschaulich, dass das auch gelingen kann. Positive Entwicklung der Nächtigungszahlen und eine breite Anerkennung des Konzepts unterstreichen den Effekt des ,Spaßfaktors‘. Spaß-Mobilität und innovative Angebote begeistern die Gäste, junge und ältere. Von den kleinen alpinen Perlen und ihren Aktionen könnten viele größere Orte lernen.“
MM-Frage: „Hat also das alpenweite Netzwerk Alpine Pearls mit seinem Fokus auf sanfte Mobilität und Umweltfreundlichkeit für Sie Modellcharakter? Wie groß soll diese Gruppe werden, um am Skifahrermarkt dementsprechend wahrgenommen zu werden?“
Prof. Pröbstl: „Der touristische Markt ist nicht homogen und sucht immer nach neuen innovativen Angeboten. Die Trendforschung zeigt, dass der Trend zum Individualismus (ich suche ein einmaliges besonderes authentisches Urlaubserlebnis)die Entwicklung neuer touristischer Nischen begünstigt. Die Alpinen Perlen sind eine charmante Nische insbesondere im Bereich der sanften Mobilität. Der Wander- und Pilgertourismus oder neue Konzepte im Bereich des Energieerlebnistourismus sind weitere Beispiele für sich etablierende Nischen.Neben der Bedeutung der Alpine Pearls als spezielle Nische, sind Teile der dort entwickelten und überprüften Bausteine (vernetzte öffentliche Linien, Ticketlösungen, kostenlose Angebote an Verkehrsmittel) nicht an dieses besondere Konzept gebunden, sondern könnten auf viele Destinationen erfolgreich übertragen werden. Die Alpine Pearls als innovative Orte einer speziellen Qualität können jedoch aus meiner Sicht nicht unbegrenzt wachsen, um ihr spezielles Profil nicht zu verlieren.“

Österreich könnte die erste große Skisportdestination sein, in der man mit gutem Gewissen Ski fahren kann: Vom umweltverträglichen Pistenmanagement bis zum Schnitzel aus biologischen Betrieben und hackschnitzelgewärmten Hotelzimmer. Foto: BB Fiss

MM-Frage: „Zukunftsorientierte Regionen bzw. auch Bergbahnen haben wie erwähnt bereits Maßnahmen getroffen, die nicht hinreichend kommuniziert werden. Soll man Auszeichnungen vergeben á la ,Pistengütesiegel‘, um mehr Aufmerksamkeit zu schaffen?“
Prof. Pröbstl: „Wie bereits angesprochen finde ich, dass zukunftsorientiertes Management offensiver, provokanter und spannender vermittelt werden sollte. Nur so kann man das mögliche besondere Profil Österreichs als Skidestination weltweit vermitteln. Hier wäre auch eine sektorenübergreifende Kooperation etwa mit der Vermarktung von Bioprodukten, der Erhaltung von lokalen Rassen, Tourismus und Seilbahnwirtschaft stärker anzudenken. Auszeichnungen können einen Beitrag leisten, dieser hängt jedoch davon ab, wer diese Auszeichnung vergibt und welche Zielsetzung dahinter steht.“
MM-Frage: „Sie sind auch eine Befürworterin von Umweltaudits für Skigebiete. Was kann man sich darunter vorstellen, wie viele Teilnehmer gibt es bereits und welchen Nutzen bringt es?“
Prof. Pröbstl: „Beim Umweltaudit für Skigebiete untersuchen die Unternehmen unter Einbeziehung ihrer Mitarbeiter umweltbezogene Risiken und Möglichkeiten der Verbesserung. In Europa hat sich EMAS als wichtige Unterstützung für eine nachhaltige Entwicklung etabliert.Darüber hinaus ist die Verbesserung der Rechtssicherheit, der Mitarbeitermotivation und Ressourceneinsparung ein wichtiges Argument für die Teilnahme an diesem Prozess.Nach dem Erfolg und der breiten Akzeptanz in der Wirtschaft erfolgt nun schrittweise die Verbreitung auch im Tourismus.Die Diskussion um umweltbezogene Verbesserungen in Skigebieten und die Suche nach vermarktbaren Leistungen und Erfolgen führten zu einem Einsatz dieses Instruments auch im Bereich des Wintersportes. Aus der Sicht von Unternehmen besticht weiterhin die Tatsache, dass es sich nicht um behördlich ,verordnete‘ sondern um freiwillige, marktwirtschaftlich ausgerichtete Maßnahmen zur Umweltvorsorge handelt.Umfang, Schwerpunkte und Ausrichtung liegen weitgehend im Verantwortungsbereich des Unternehmens. Es gibt in Österreich nur wenige zertifizierte Unternehmen, jedoch liegen bereits viele Anfragen vor. Eine der Bergbahnen, die sich seit vielen Jahren regelmäßig einer umweltbezogenen Prüfung unterziehen und deren Umweltbilanz jedermann in der sogenannten Umwelterklärung nachlesen kann, sind die Skilifte Lech am Arlberg. Dieses vorbildliche Konzept wurde auch 2009 durch die Alpenkonferenz und proNaturaproSki ausgezeichnet.“
MM-Frage: „Es gibt ja wenige Dinge, wo man Kosten sparen und zugleich der Umwelt Gutes tun kann. Glauben Sie, dass die Schneehöhenmessung State of the Art in der Bergbahnbranche werden sollte, um ein Signal zu setzen?“
Prof. Pröbstl: „Bislang zeigen sich in Schladming und Kitzbühel positive Entwicklungen im Hinblick auf den Wasser und Strombedarf. Eine im Mai beginnende wissenschaftliche Studie in Kitzbühel soll von 2010 bis 2012 auch die positiven Effekte bezogen auf die Bewirtschaftungsintensität, für Boden und Vegetation usw. näher betrachten und durch systematisch angelegte Feldversuche die erwarteten positiven Effekte nachweisen. Für eine abschließende Bilanz ist es noch zu früh.“
MM: „Frau Professor wir danken für das Gespräch.“

Erich Hutter, Vorstandsvorsitzender Hochalmbahnen AG Rauris

Vom Stromerzeuger bis zur ersten Klimabündnis-SeilbahnRauris im Nationalpark Hohe Tauern wird das „Goldene Tal der Alpen“ genannt. Diese Anspielung auf die Goldgräberzeit bekommt jetzt eine weitere Bedeutung: Die Hochalm – bahnen AG widerlegen das Image, dass Seilbahnen „Energiefresser“ sind. Sie erzeugen seit 1986 Strom mit ihrer Beschneiungsanlage und sind seit kurzem als einzige Bergbahn auch Klimabündnispartner! Diese Pioniertat bekommt jetzt für die ganze Branche Bedeutung, die Fachverbände in A und CH starteten bereits ein Energie – effizienz-Projekt. Die Geschicke der Hochalmbahnen AG leitet seit 20 Jahren Erich Hutter als Vorstandsvorsitzender. Kurz vor seinem Übertritt in den Ruhestand im Herbst zieht der Salzburger für den MM Bilanz.

Die Greifvogelwarte mit Flugshow bei der Bergstation Hochalm (1800 m) hat sich als Publikumsmagnet für die Sommerfrequenzen entpuppt. Foto: TVB Rauris

MM-Frage: „Herr Hutter schildern Sie bitte zunächst Ihren Werdegang und eventuelle Funktionen in der Branche.“Hutter: „Ich kam 1972 als Elektromonteur bei Elin mit den Rauriser Hochalmbahnen in Berührung und wurde dabei überredet, als Bauleiter bzw. Betriebsleiter zu bleiben. Ich bin also von der Stunde „Null“ an dabei. 1982 wurde ich zum technischen Vorstand gewählt (die Hochalmbahnen AG hat 3 Vorstände) und seit 1989 agiere ich als Vorstandsvorsitzender. Weiters arbeite ich im Salzburger Fachgruppen-Ausschuss  mit. Unsere Aktiengesellschaft setzt sich aus 300 Rauriser Tourismusbetrieben zusammen – vom kleinen Privatzimmervermieter bis zum Hotelier und der Gemeinde sowie einigen deutschen Stammgästen – und ist von der Gründungsidee her ein Mittel zum Zweck gewesen. Jeder sollte etwas dazu beitragen, den Wintertourismus aufzubauen. Das Konzept hat sich bewährt, der Winter 08/09 war der beste aller Zeiten (trotz Wirtschaftskrise!).“

Auf den Spuren des Tauerngoldes kann man sich im Goldgräbercamp begeben – ein Angebot, dass perfekt zum Charakter des Rauriser Tales passt. Foto: TVB Rauris

MM-Frage: „Wie hat sich die Rauriser Hochalmbahnen AG seit ihrer Gründung entwickelt, was waren die wichtigsten Stationen?“Hutter: „Nach einer Fusionierung existiert in Rauris seit 1977 nur noch eine Bergbahngesellschaft. Der Start in das Wintergeschäft erfolgte zunächst mit Schleppliften. 1982 wurde vom Tal aus mit dem „Waldalmlift“ ein zweiter Ast erschlossen. 1993 wurde die 6 EUB Hochalmbahn mit 2 Sektionen als Ersatz für den Sessellift realisiert. Dies war der entscheidende Qualitätssprung. 2002 folgte die 8 EUB Gipfelbahn bis auf 2 200 m als Ersatz für 2 Schlepplifte, was für eine Bahn im Skigebiet eher eine ungewöhnliche Lösung war. Mit der Beschneiung haben wir uns schon relativ früh, nämlich 1983 auseinandergesetzt, da Rauris ein Nord-Süd-Tal ist. Schon damals waren wir der Ansicht, dass man die Leitungen für die Schneeerzeugung auch noch für etwas anderes nutzen sollte – z. B. für Stromerzeugung, wenn man eine Turbine anschließt! Wir haben also bereits 1986 diese Idee umgesetzt, die jetzt als große Neuheit kolportiert wird!“

Interviewpartner Erich Hutter, Vorstandsvorsitzender der Rauriser Hochalmbahnen AG. Foto: mak

MM-Frage: „Hat die Stromerzeugung mit der Schneeanlage sofort ein akzeptables Ergebnis gebracht?“Hutter: „Das hat gleich gefruchtet, da wir ein Kleinkraftwerk gebaut haben und damit 1,4 Mio kWh/Jahr erzeugen konnten. Heute – also viele Jahre später – verbrauchen wir mit allen Bahnen und Beschneiung 1,2 Mio. kWh/Jahr. Das heißt, wir sind immer noch autark! Allerdings verbrauchen wir im Winter mehr, als wir erzeugen und in die SAFE einspeisen. Und da der Spitzenstrom etwas teurer ist, zahlen wir letztlich doch eine geringe Summe. Trotzdem ist die Ersparnis von großer Bedeutung.  Was wir damals sozusagen aus der (Finanzierungs-)Not heraus gemacht haben, kommt uns jetzt zugute. Als Voraussetzung braucht man natürlich Wasser in Höhenlagen. Wir entnehmen es auf ca. 1 400 m und haben ein Gefälle von 300 Höhenmetern. Damit lässt sich eine Spitzenleistung von 250 kW/h produzieren.“

Der neue, 65 000 m3 große Speicherteich wird heuer zur Erholungszone für die Wanderer ausgebaut. Foto: Hochalmbahnen

MM-Frage: „Warum ist diese Tatsache erst jetzt in der Öffentlichkeit, vornehmlich der Seilbahnbranche, breit getreten worden?“Hutter: „Hier hat der Zufall etwas Regie geführt. Mir brennt schon lange das Thema Energie unter den Nägeln. Aber letzten Herbst, als wir einen 65 000 m3 Speicherteich auf 1 700 m angelegt hatten, gab es einen konkreten Anlass, auf die Medien zuzugehen, mit der Aussage: Wir speichern nicht nur Wasser für die (medial oft als Ressourcen-Fresser kritisierte) Beschneiung, sondern erhöhen dadurch die Kraftwerksleistung und erzeugen uns den Strom für‘s Schneemachen selbst!“ Das funktioniert beim Teich durch die Entleerung im Frühjahr. Die Jahresleistung wird sich dadurch auf 1,8 Mio. kWh erhöhen. Diesbezüglich können wir sogar die staatliche Förderung für Leistungsoptimierung bei Kleinkraftwerken beanspruchen! Und da es in Rauris etliche Kleinkraftwerke gibt, führt das Land Salzburg, das ja bis 2024 energieunabhängig werden will, hier anhand einer „Mustergemeinde“ Untersuchungen durch, was noch verbessert werden könnte.“

Das Salzburger Skigebiet Rauris hat sich einen Namen als familienfreundliches, kostengünstiges Juwel zwischen den großen Nachbarn Ski Amadé und Europasportregion gemacht. Foto: Hochalmbahnen

MM-Frage: „Habt ihr damit in der Branche Impulse gesetzt?“Hutter: „Ich glaube schon, dass wir Bewegung in die Branche hineingebracht haben. Die Seilbahnbranche österreichweit macht ja jetzt auch eine Energieuntersuchung, da wird sicher etwas herauskommen. Erwähnenswert ist auch, dass wir 90 % unserer Pisten mit Eigendruck, also ohne Pumpen, beschneien können und so den Kubikmeter Schnee billiger produzieren. Unsere Visionen gehen aber noch viel weiter, und zwar in Richtung Gratis-Energie für Elektrofahrzeuge im Tourismus des Rauriser Tals. Das heißt, der Gast könnte bei einem Fahrzeugverleih ein Fahrzeug mieten und bei den vielen Kleinkraftwerken im Tal kostenlos „Energie tanken“. Und zwischendurch, während er z. B. im Restaurant isst, kann er wieder aufladen.“MM-Frage: „Die Rauriser Hochalmbahnen gehören zu den „Ausgezeichneten Sommerbahnen“ Österreichs. Wie sieht euer Angebot derzeit aus?“Hutter: „Wir gehörten damals zu den ersten „Ausgezeichneten Sommerbahnen“ und haben uns gerne auf die ca. 100 Kriterien hin testen lassen. Der Qualitätsgedanke gefiel uns. Wir wollten erreichen, dass sich der Gast im Sommer einen Tag lang am Berg beschäftigen kann. Als erstes haben wir „Goldwaschen“ angeboten, zumal das Thema gut zu Rauris passt haben wir uns in den letzten Jahren einen gewissen Namen gemacht. Zwischen den Grollen „Skiverbund Ama-de“ und „Europa-Sportregion Zell/See-Kaprun“ haben wir auf kostengünstige, familienfreundliche Tarife gesetzt und arbeiten hier mit Lofer und Werfenweng zusammen. In Zeiten, in denen eher gespart werden muss, kann man sich Rauris eben leichler leisten! Die Leute schätzen die Qualität, die sie bei unseren Preisen erwartet, aber auch die kinderfreundliche Gondelbahn auf den Gipfel sowie die Überschaubarkeit. Die sogenannte Krise wird meiner Meinung nach etwas hochgespielt, man kann nicht alles in einen Topf werfen. Wir hören von unseren Gästen immer wieder, dass sie den Urlaub, die Erholung brauchen. Und in unserem abseits gelegenen Seilental ohne Durchzugsverkehr kann man besonders gut abschalten!“

Das Zertifikat „Klimabündnisbetrieb“ ist in Österreichs Seilbahnbranche bisher einzigartig. Foto: Hochalmbahnen

MM-Frage: „Werden heuer Neuerungen angestrebt und kann man das Skifahren für Familien eigentlich noch attraktiver gestalten?“Hutter: „Die Beschneibarkeit der Pisten wird nochmals um 5 %auf nunmehr 75% angehoben (letzte Saison kamen 12 Propeller dazu) und der neue Speicherteich wird zur Erholungszone im Sommer ausgebaut. Bezüglich Familienfreundlichkeit könnte man in der Kinderbetreuung noch etwas zulegen, indem man z. B. nicht skifahrende Kinder in Obhut nimmt und einen Kindergarten einrichtet, um die Eltern zu entlasten für mehr Zweisamkeit.“

Mit einer Pelton-Turbine von der Südtiroler Firma Trojer erzeugen die Hochalmbahnen bereits seit 1986 Strom über die Be-schneiungsanlage. Foto: mak

MM; „Herr Hutter wir danken für das Gespräch.“

Urs Kessler, CEO Jungfrau-Bahn Holding AG Interlaken: Fit für die Zukunft

Die Jungfraubahn-Gruppe kann nach dem Rekordjahr 2008 mit dem höchsten Verkehrsertrag und Cash Flow der Geschichte auch auf ein erfolgreiches erstes Semester im Krisenjahr 2009 zurückblicken. Die Top-Marke der Schweiz erntet die Früchte einer langfristigen Strategie. Trotz der Finanzund Wirtschaftskrise investieren die Jungfraubahnen gezielt in zukunftsgerichtete Projekte mit hohem Kundennutzen. Die Hauptattraktion, das 3454 Meter hohe Jungfraujoch „Top of Europe“ besuchen bereits über 600.000 Personen jährlich. Urs Kessler, seit nunmehr 2 Jahren Vorsitzender der Geschäftsleitung, hat diese Entwicklung über 20 Jahre maßgeblich mitgeprägt.

Die Idee einer Bahnstrecke auf die Jungfrau kam dem bedeutenden Schweizer Industriellen Adolf Guyer-Zeller 1893. Eröffnet wurde die höchste Bahnstation Europas auf 3’454 m am 1. August 1912 nach 16 Jahren Bauzeit.

MM-Frage: „Herr Kessler, Sie sind seit einem Jahr Vorsitzender der Geschäftsleitung der Jungfraubahn Holding AG. Wie sieht Ihr Werdegang in der Branche aus, welche Funktionen und Aufgaben haben Sie bisher ausgeführt, welche Ausbildungen absolviert?“Kessler: „Ich arbeite seit 1987 mit Leidenschaft für die Jungfraubahnen, seit 1993 als Leiter der Marketingabteilung. Vor zwei Jahren wurde ich zum Vorsitzenden der Geschäftsleitung gewählt. Nach dem Abschluss der Handelsschule absolvierte ich Ausbildungen zum Betriebsdisponenten, Marketingplaner, Marketingleiter sowie eine Ausbildung in Unternehmensführung (SKU). Auch während eines Sprachaufenthalts in Oxford habe ich wertvolle Erfahrungen sammeln können.“

Bei der Firstbahn wurde der Erlebnisberg First markant ausgebaut mit First-Flieger (im Bild), Alpenspielplatz auf Bort und Trottibike-Fahrtenin Grindelwald- First mit demEiger im Hintergrund. Fotos: Jungfraubahn Holding AG

MM-Frage: „Schildern Sie bitte kurz die Highlights der langen Geschichte der Jungfraubahnen bzw. in jüngerer Vergangenheit auch der Holding AG.“Kessler: „Der Zürcher Eisenbahnpionier Adolf Guyer-Zeller plante 1893, eine Bahn auf den Gipfel der Jungfrau zu bauen. Nach anfänglichen Finanzierungsschwierigkeiten wurde die Jungfraubahn 1912 eröffnet. Sie führt ihre Gäste von der Kleinen Scheidegg zum Jungfraujoch auf 3454 Meter über Meer. 1936 wurde das Sphinx-Observatorium eingeweiht. Einen Tiefschlag erlebte die Jungfraubahn, als 1972 das Berghaus niederbrannte. Dieses wurde später wieder aufgebaut. Die aktuelle Unternehmensform basiert auf der Gründung der Jungfraubahn Holding AG im Jahr 1994. Zwei Jahre später wurden die Aktien der Gruppe an der Schweizer Börse kotiert. 2004 fusionierten die Jungfraubahn Holding AG und die Bergbahnen Grindelwald First.“MM-Frage: „Die Jungfraubahn hat bekanntlich einen sehr hohen Marktanteil in Asien (60 %). Wie haben Sie diese Positionierung seinerzeit aufgebaut und auf welche Besonderheiten bzw. Bedürfnisse muss man achten, um in diesem Segment erfolgreich sein zu können?“Kessler: „Wir verfolgen klar eine langfristige Strategie und setzen diese konsequent um. Wir wollen nicht nur kurzfristiges Wachstum, sondern langfristig Vorteile. Das Krisenjahr 2009 läuft für uns bisher erstaunlich gut. Wir verzeichnen zwar einen Einbruch bei den Gruppenreisen. Neben der Wirtschaftskrise hält auch die Schweinegrippe viele Asiaten davon ab, nach Europa zu reisen. Mit Sonderaktionen, die vor allem auf einheimische Gäste zielen, können wir aber einen großen Teil des Einbruchs kompensieren. Zudem machen viele Leute wegen der Wirtschaftskrise Tagesausflüge in unsere Region statt mit dem Flugzeug ins Ausland zu reisen. Im ersten Semester diesen Jahres erzielten wir einen Gewinn von 8,2 Millionen Franken. Damit liegen wir nur knapp unter dem Halbjahresergebnis 2008, in dem wir einen Rekordgewinn erzielten.“

Interviewpartner Urs Kessler arbeitet seit 20 Jahren bei der Jungfaubahn und ist seit 2 Jahren Vorsitzender der Geschäftsleitung.

MM-Frage: „Das wichtigste eurer 6 Standbeine ist das „Jungfraujoch – Top of Europe“. Wie haben sich hier die Besucherfrequenzen entwickelt und hat sich das Marketing bzw. auch die Attraktion selbst verändert?“Kessler: „In den letzten Jahren besuchten ständig mehr Menschen das Jungfraujoch. Dieses soll aber ein exklusives Ausflugsziel bleiben. Wir setzen nicht auf Quantität, sondern auf Qualität. Deshalb haben wir in diesem Jahr entschieden, dass nicht mehr als 5000 Besucher pro Tag zum Jungfraujoch hochfahren. Im Hinblick auf das Jubiläum „100 Jahre Jungfraubahn“ im Jahr 2012 werden wir dafür sorgen, dass die Reise aufs Jungfraujoch noch spannender und erlebnisreicher wird.“

Um den vielen indischen Gästen Rechnung zu tragen, gibt es auf dem Top of Europe das indische Restaurant Bollywood

MM-Frage: „Ihr habt auch Funsport-Akttivitäten im Angebote wieden First Flieger (Europapremiere Dez. 2008) oder Trottibike. Was kann man sich darunter vorstellen und wie werden sie angenommen? Was waren die Beweggründe?“Kessler: „Wer auf dem First Flieger am Seil mit 80 km/h durch die Luft saust, erfährt einen Adrenalin-Schub. Es hat sich gelohnt, dass wir diese Attraktion als Erste in Europa anbieten. Die Leute haben mächtig Spaß und die Nachfrage ist riesig. Auch das Trottibiken von Bort nach Grindelwald zieht viele Gäste an. Beide Angebote sprechen jüngere und ältere Menschen an. Unser Ziel ist es, den Leuten ein Erlebnis zu bieten: Geschwindigkeit vor einer herrlichen Bergkulisse.“

Im Eispalast

MM-Frage: „Was steckt hinter der Vision „10 Monate Hochsaison?“Kessler: „Das Wachstumspotenzial in der Hochsaison – zu Weihnachten und Neujahr, im Februar, Juli und August – ist gering. Wir haben aber im Herbst, Dezember und Frühling ein großes Potenzial, dass ich vermehrt nutzen möchte. Einen Schritt in die richtige Richtung machen wir mit der Starnacht, einem Schlagerevent, der in der Nebensaison zusätzliche Gäste anziehen wird und als Winterauftakt dient. Auch der erstmalige Event „Interfolk Jungfrau“ entwickelt sich positiv.“

Auf dem Jungfraujoch, dem „Top of Europe“ erschließt sich dem Besucher eine Welt aus Eis und Schnee. Zu den Attraktionen gehören die Sphinx-Aussichtsterrasse mit Observatorium, der Eispalast, eine Tonbildschau, Skilift, Hunde – schlittenfahrten und verschiedene Restaurants

MM-Frage: „Welche Masterpläne gibt es für das Jubiläumsjahr 2012?“Kessler: „Das Jungfraujoch wird herausgeputzt. Wir haben viele tolle Projekte lanciert. Es ist aber noch zu früh, diese zu verraten. Uns ist wichtig, dass wir den Schwung aus dem Jubiläumsjahr mitnehmen. Deshalb planen wir weitere Attraktionen.“

Adventure Top of Europe: Disk Run

MM-Frage: „Wie sehen Sie allgemein die Zukunftstrends und Entwicklungsperspektiven Ihrer Destination bzw. auch schweizweit? Welche Rolle wird der Heimmarkt spielen?“Kessler: „Die Jungfraubahn und das Jungfraujoch sind ein nationales Gut, auf das wir stolz sind. Unser Ziel ist, dass jede Schweizerin und jeder Schweizer mindestens einmal aufs Jungfraujoch reist. Wir sprechen die einheimischen Kunden mit gezielten Aktionen an. Es ist ein Markt, der vor allem in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wichtig ist, weil dann viele Schweizer die Ferien in ihrer Heimat verbringen.“MM-Frage: „Sie halten auf dem 7. MM-Symposium einen Vortrag mit dem Thema „Fit für die Zukunft“. Was wird die zentrale Aussage sein?“Kessler: „Die Markenpolitik ist eine langfristige Strategie. Eine Top-Marke ist kein Zufall, sondern das Resultat jahrelanger, konsequenter Investitionen in Produkte und Marke. Statt nur an kurzfristiges Wachstum zu denken, sollte man sich langfristig Vorteile erarbeiten.“MM-Frage: „Last but not least: gibt es aktuelle News von Bahn-Bauten bzw. Investitionen im Wintersport- Bereich? etc.“Kessler: „Wir werden im Dezember eine neue 6er-Sesselbahn einweihen (1740 m Länge, Förderleistung: 1800 P/h, Fahrzeit 6 min. 39 sek.). Diese bauen wir direkt unterhalb der Eigernordwand. Als erste Sesselbahn der Schweiz wird die „Eigernordwand“ mit orangen Hauben, sogenannten Orange Bubbles, ausgerüstet. Auf keiner anderen Bahn werden die Menschen die Faszination, die von der Eigernordwand ausgeht, stärker spüren. Die Sesselbahn Eigernordwand verbindet neu die Station Arvengarten mit dem Eigergletscher und rundet damit das Pistenkarussell Kleine Scheidegg-Eigergletscher-Lauberhorn ab. Gleichzeitig verfolgen wir konsequent unsere Wintersport-Strategie 2020 – dabei werden u. a. die Beschneiungsanlagen im Gebiet Kleine Scheidegg-Eigergletscher vervollständigt.“MM: „Herr Kessler wir danken für das Gespräch!“

Arnold W. Pucher, Bergbahnen Nassfeld Pramollo AG: „Qualität ist ein entscheidendes Kriterium“

1962 ist das Geburtsjahr der Skiregion Nassfeld. Seit damals hat man kontinuierlich in moderne Infrastruktur investiert und die Entwicklung engagiert vorangetrieben. Arnold W. Pucher hat dabei immer wieder mit Pionierleistungen aufhorchen lassen. Der Mountain Manager hat ihn zur Geschichte und Zukunft der Bergbahnen Nassfeld Pramollo AG befragt.

Übersicht Pistenangebot Nassfeld Hermagor

MM: „Welchen Stellenwert hat das Nassfeld im österreichischen Winterangebot?“A. W. Pucher: „Wir sind im südöstlichen Alpenbereich sicher das größte Skigebiet mit dem größten Angebot. Das haben uns auch die Tiroler bei der Eröffnung des Großglockner Resorts bestätigt. Bei der letzten Bewertung und Untersuchung aller Skigebiete in Österreich wurden wir unter die Top-10 gereiht. Was für unsere Gäste aber entscheidend ist und sicher für unser Angebot spricht, ist die Tatsache, dass alle Anlagen im Gebiet schnell und ohne 1 m zu Fuß leicht erreichbar sind. Unsere Gäste brauchen keinen Bus, um sich innerhalb unseres Skigebietes zu bewegen.“MM: „Was waren die wichtigsten Punkte in der Entwicklung?“A. W. Pucher: „Der Aufbau unseres Skigebietes hat 1962 begonnen. Ein entscheidender Schritt dabei war sicher die Entwicklung vom kleinen Skigebiet mit Schleppliften hin zu einer modernen Infrastruktur mit kuppelbaren Sesselbahnen, die wir 1985 in Angriff genommen haben. Der nächste große Sprung war dann die Anbindung ans Tal mit dem „Millennium- Express“, einer 15er-Kabinenbahn, die mit ihren 6,1 km heute noch als die längste Kabinenbahn der Alpen gilt. In nur 17 Minuten werden dabei 1 309 Höhenmeter bewältigt. Das waren für mich sicher die entscheidenden Punkte, mit denen wir mit der Entwicklung der Branche gut mithalten konnten. Wir gehören in Österreich sicher auch zu den ersten Gebieten, die ihre gesamten Pisten beschneibar gemacht haben. Auch das war ein wichtiger Punkt, um für den Gast ein umfassendes Angebot zur Verfügung zu stellen.“

Arnold W. Pucher, Bergbahnen Nassfeld Pramollo AG. Fotos: BB Nassfeld Pramollo AG

MM: „Wie sieht das Angebot heute konkret aus?“A. W. Pucher: „Heute erstreckt sich unser Pistenangebot über drei Täler hinweg. Die Länge der Pisten beträgt rund 110 km. Unsere Liftanlagen sind in der Lage, 44 000 Personen pro Stunde zu befördern. Dazu sorgen über 25 Skihütten, Gasthöfe und Restaurants im Skigebiet für das leibliche Wohl der Gäste. Unser Angebot richtet sich sowohl an Familien, junge Gäste als auch sportliche Skifahrer, da wir über sehr viel freies Gelände verfügen. Blaue Pisten findet man bei uns genauso wie rote und natürlich auch schwarze Pisten für den Könner. Im Gespräch ist derzeit der Anschluss der Skiregion Nassfeld an Italien, an dieser Idee wird intensiv gearbeitet. Natürlich soll dazu auch unser bestehendes Angebot noch mehr auf die Wünsche der Kunden abgestimmt werden, sei es jetzt auf Kinder, Familien oder sportliche Skifahrer.“MM: „Wie wichtig sind Funsportarten und ‚Non-Skiing-Activities’?“A. W. Pucher: „Unsere Stärke ist sicher das klassische Angebot für Skifahrer und Snowboarder. Darüber hinaus haben wir zwar auch einige Loipen, eine Halfpipe und Angebote, um Funsportarten ausprobieren zu können.Unsere Anstrengungen richten sich allerdings zum großen Teil auf den klassischen Wintersportsektor. 95 % der Gäste nutzen dann auch die entsprechenden Angebote, rund 5 % würde ich im Bereich „Funsport“ sehen.“

Der „Millennium-Express“ ist die längste Kabinenbahn der Alpen.

„Erleben, wie sich perfekter Service auswirkt“MM: „Sie haben für diesen Winter als Weltneuheit den ,Nice-Surprise-Skiservice‘ auf den Weg gebracht, wie kommt er an – welche Erfahrungen gibt es?“A. W. Pucher: „Die Idee zum ‚Nice-Surprise-Skiservice“ war, das Vergnügen am Wintersport nochmals zu optimieren. Bisher war der Skiservice für den Wintersportler doch recht kompliziert. Die Skier mussten eingepackt und zur Servicestation gebracht werden, 1 bis 2 Tage später musste man sie dann wieder abholen. Am Nassfeld haben wir den Skiservice jetzt mitten ins Geschehen verlegt. Direkt am Gipfel der Madritsche, neben der Bergstation des Millennium-Express, gibt es im neu gebauten KofelCenter besten Skiservice, der in kürzester Zeit zu ausgesprochen günstigen Tarifen durchgeführt wird. Der Gast fährt direkt mit seinen Skiern zur Servicestation, lässt sie begutachten und entsprechend servicieren. Schon 10 Minuten später ist er wieder auf der Piste und erlebt, wie sich perfekter Service auf seine Sportgeräte auswirkt.Die Idee ist völlig neu und wir machen jetzt die ersten Erfahrungen damit. Diese Saison hatten wir im Dezember und auch im Februar viel Neuschnee, sodass perfekte Kanten nicht vorrangig Thema waren. Dennoch haben unsere Gäste sehr positiv auf das neue Angebot reagiert und es auch angenommen. Inter – essant werden in dieser Hinsicht sicher die nächsten Wochen, wenn im Frühjahr die Pisten härter werden. Grundsätzlich sehen wir aber schon jetzt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Natürlich werden wir das Angebot auch noch entsprechend verbessern, d. h. die Erfahrungen der ersten Saison einbringen. Ein Punkt dabei wird sicherlich die Temperatur der Skier oder Boards sein. Kommt man von der Piste, sind die Wintersportgeräte natürlich ausgesprochen kalt, ein Service ist vor diesem Hintergrund schwierig. Wir sind deshalb schon dabei, für diesen Aspekt eine entsprechende Lösung vorzubereiten.“MM: „Wie sind Sie generell mit der bisherigen Saison zufrieden?“A. W. Pucher: „Die Saison verläuft mehr als zufrieden stellend, obwohl wir Anfang Februar 10 Tage mit schlechtem Wetter hatten. Dafür waren Weihnachten und Neujahr durch den vielen Schnee ausgezeichnet. So ein schneereicher Winter ist einfach gut für all jene, die immer sagen, es gibt keinen richtigen Winter mehr. Es hat immer Winter mit viel Schnee und Winter mit wenig Schnee gegeben. So viel Schnee wie dieses Jahr hatten wir allerdings das letzte Mal vor 30 Jahren. Wir sind also sehr zufrieden mit dem Verlauf der Saison und können höhere Zuwächse verzeichnen, als wir erwartet haben. Die Schlussabrechnung gibt es aber natürlich erst im April.“MM: „Wie wichtig sind am Nassfeld das Zusammenspiel von Hotellerie, Gastronomie und Wintersport, wie funktioniert die Zusammenarbeit?“A. W. Pucher: „Diese Zusammenarbeit ist natürlich ein sehr wichtiger Aspekt, weil entsprechende Packages angeboten werden. In der Karnischen Incoming Gesellschaft sind die Vermieter und Liftbetreiber vertreten, um gemeinsam Marketing und Werbung zu machen. An Geldern, die dafür einbezahlt werden, steuern die Liftbetreiber rund 50 % bei. Das ist ein sehr großer Beitrag, wenn man bedenkt, dass wir am Budget des Gastes nur einen Anteil von 15 bis 20 % haben. Wir sind auch sehr daran interessiert, neue Betten in der Region dazu zu bekommen. Platz wäre sowohl in der Region als auch im Skigebiet selbst.“

110 Pistenkilometer bzw. 280 ha Skipisten bieten beste Voraussetzungen für Wintersport pur.

„Das Sommerangebot ist gerade im Aufbau“MM: „Welchen Stellenwert hat der Sommer, wie sieht das Angebot derzeit aus?“A. W. Pucher: „Wir arbeiten bereits seit einigen Jahren daran, das Angebot im Sommer auszubauen. Unsere Millenniums-Bahn ist auch im Sommer in Betrieb, was natürlich entsprechend Kosten mit sich bringt. Da muss man sich dann schon einiges einfallen lassen für den Gast. So haben wir in den letzten Jahren eine Sommerrodelbahn gebaut und den Aqua Trail ,BergWasser‘ auf den Weg gebracht. Auf diese Weise möchten wir den Gästen ein interessantes Angebot für einen ganztägigen Aufenthalt am Berg gestalten. Dieses Angebot soll für die Zukunft auch noch ausgebaut werden, z. B. im Bereich der Wanderwege. Vielfach sind solche nur für sportliche Wanderer angelegt. Wir glauben aber, dass wir unseren Besuchern gut ausgebaute Wanderwege bieten sollten, die für alle Gäste benutzbar sind. Hier gibt es auch ein INTERREG-Projekt, das wir gemeinsam mit Pontebba umsetzen.Grundsätzlich ist unser Angebot aber erst im Aufbau begriffen und wir wissen, dass wir noch investieren müssen. Das wird noch seine Zeit brauchen.“

Der Bau von kuppelbaren Sesselliften brachte für das Nassfeld einen kräftigen Impuls.

MM: „Gibt es für die Sommersaison Neues, wohin soll sich das Angebot entwickeln?“A. W. Pucher: „Wir haben für den Sommer einige Pläne. Dazu kommen sollen 2009 Angebote fürs Biken. Interessant wird für die Sommersaison dann auch der Aqua Trail ,BergWasser‘, der erst letztes Jahr im September fertig wurde. Der 1,5 km lange Weg auf der Madritsche wird den Gästen jetzt erstmals in der ganzen Saison zur Verfügung stehen. Das Motto dabei lautet: ,spielen – erleben – staunen‘. Plätscherndes Wasser, Spaß auf Trampolinen und Kinder-Spielstationen sollen für ein Naturerlebnis in einer atemberaubenden Bergkulisse sorgen. Hier werden nach der Schneeschmelze noch einige Vollendungsarbeiten durchgeführt werden.In der Folge werden wir uns genau ansehen, was von den Gästen wie gut angenommen wird. Dort werden wir dann noch nachlegen.“MM: „Wie wichtig sind für Sie Veranstaltungen und Events?“A. W. Pucher: „Für das Nassfeld sind Veranstaltung und Events natürlich interessant. So haben wir für Juni 2009 den Zuschlag für eine Veranstaltung von Skoda erhalten. Das Unternehmen wird bei uns über 3 Wochen den neuen SUV Yeti präsentieren. Eingeladen werden dazu die Skoda- Verkäufer aus aller Welt, sodass wir aufgeteilt über die 3 Wochen mit entsprechenden Gästen rechnen dürfen. Der Zuschlag für diese Veranstaltung freut uns natürlich sehr. Darüber hinaus gibt es bei uns kleinere lokale Events wie den Almkirchtag – bei größeren internationalen Veranstaltungen stehen wir aber erst am Anfang.Im internationalen Skirennsport engagieren wir uns nicht, dafür hätten wir auch nicht die richtigen Einrichtungen. Es gibt natürlich die Möglichkeit für Firmen, hier ihre internen Rennen auszutragen, oder für Kinder- oder Jugendgruppen ihre Wettkämpfe durchzuführen – das sind aber klarerweise andere Dimensionen als Weltcuprennen.“

Sommerrodelbahn am Nassfeld.

„Wir haben Gäste aller Altersstufen“MM: „Woher kommen Ihre Gäste im Sommer bzw. Winter, gibt es Unterschiede in Herkunft oder Altersstruktur?“A. W. Pucher: „Jedes Gebiet hat seine Stammkunden. Die bekannten Herkunftsländer im westlichen Europa stellen dabei heute nicht mehr so viele Gäste wie noch in früheren Jahren. Diese Lücken, die hier im Winter entstanden sind, füllen Gäste aus den Oststaaten auf. Wir haben hier am Nassfeld heute eine sehr gemischte Struktur mit Gästen aus Deutschland, Liechtenstein, Italien, Kroatien, Polen, Tschechien etc. Das Öffnen der Grenzen hat uns sehr gut getan.Für den Sommer war lange Jahre das Wandern nicht mehr aktuell, jetzt ändern sich die Trends glücklicherweise wieder. So kommen viele Italiener, aber auch Slowenen und Einheimische. Von der Altersstruktur her merken wir keine großen Unterschiede. Familien mit Schulkindern kommen natürlich hauptsächlich in der Ferienzeit. Grundsätzlich haben wir aber Gäste aller Altersstufen.“MM: „Wie muss sich das Nassfeld weiterentwickeln, um erfolgreich zu bleiben – wo sehen Sie die Herausforderungen?“A. W. Pucher: „Wenn wir in der Lage sind, moderne Skipisten und Aufstiegshilfen zu bieten und unser Angebot auf hohem Niveau aufrecht zu erhalten, dann werden auch weiterhin Gäste zu uns kommen. Qualität ist ein entscheidendes Kriterium. Wenn wir das auch in Zukunft bieten können, werden wir uns als eine Region etablieren, die einiges besser macht als andere. Für die nahe Zukunft haben wir es uns zum Ziel gesetzt, die Pisten breiter und die Schneeanlagen noch schlagkräftiger zu machen, um die natürlichen Schwankungen im Jahresrhythmus auszugleichen. Wenn heute vielerorts nicht mehr vom Winter- oder dem Sommertourismus geredet wird, sondern von einem Ganzjahrestourismus, so möchten wir natürlich auch daran teilhaben und teilnehmen. Grundsätzlich wollen wir weiterhin ganz vorne dabei sein – dazu werden wir auch unseren Beitrag leisten.“ dwl

André Zimmermann, GF PILATUS-Bahnen – Das Erfolgsgeheimnis der rentabelsten Schweizer Bergbahn

André Zimmermann ist seit 2002 Geschäftsführer der PILATUS-Bahnen in der Nähe von Luzern – bekannt durch die steilste Zahnradbahn der Welt (48 %) auf den Kulm (2132 m) –, die bis zu 80 % des Umsatzes im Sommer generiert. Als Quereinsteiger aus der Industrie hat er die Entwicklung des Unternehmens vorangetrieben und vor allem auf einen breiten Gästemix mit attraktiver Angebotspalette abgestellt. Die Strategie des „One Stop Shop“ wird mit den Bergbahnen, der Hotellerie und Gastronomie, dem Merchandising sowie den Freizeitanlagen konsequent umgesetzt.

Die bis heute steilste Zahnradbahn der Welt (48 %) führt über eine Strecke von 4618 m von Alpnachstad auf Pilatus Kulm. Sie wurde 1889 von Ing. Eduard Locher mit zwei sich horizontal drehenden Zahnrädern errichtet.

MM: „Herr Zimmermann, schildern Sie bitte zunächst Ihren Werdegang.“„Ich war von 1999–2002 Direktionsassistent der Pilatus Flugzeugwerke AG in Stans, zuvor Kundendienstleiter bei der Komax AG. Seit 2002 bin ich CEO der Pilatus-Bahnen – also ein Quereinsteiger. Ursprünglich hatte ich eine Ausbildung zum Maschinenmechaniker und Berufspiloten, bildete mich dann weiter zum Dipl. Betriebswirtschafter an der HFW Luzern und zum Executive Master of Business Administration (EMBA) an der Uni Zürich. Weiters fungiere ich als Vizepräsident der Transportunternehmungen Zentralschweiz (TUZ) sowie Regionaler Wirtschaftsbeirat Zentralschweiz der Schweizerischen Nationalbank (SNB).“MM: „Die Pilatus-Bahnen haben sich zur rentabelsten Schweizer Bergbahn entwickelt. Können Sie uns das Erfolgsgeheimnis verraten?“Zimmermann: „Jährlich wird vom renommierten Swiss Equity Magazin ein Ranking der Bergbahnen auf verschiedenen Kennzahlen erhoben. Für die Rentabilität wird der Cashflow in % vom investierten Kapital gerechnet. In diesem Ranking sind wir jeweils auf Platz 1 seit drei Jahren. Nicht nur Hotels und Gastronomie haben zum guten Resultat beigetragen, sondern alle Geschäftsbereiche. Ferner ist auch sehr relevant, dass die letzten Jahre sehr gut gelaufen sind (wirtschaftliches Umfeld) und geprägt waren von jährlichem Wachstum. Es gibt nicht nur einen Erfolgsfaktor. Es sind tatsächlich deren viele, die natürlich unterschiedlich zum guten Geschäftsgang beitragen. Neben der ,one stop shop‘-Strategie ist die Nähe zu den großen Zentren (Luzern, Zug, Zürich und Basel) sehr wichtig. Aber auch der Gästemix mit 52 % Schweizern 28 % Europäern und 20 % Übersee ist optimal für unsere Möglichkeiten, welche sich nicht nur auf dem Berg sondern auch am Berg abspielen.“

Interviewpartner André Zimmermann, Direktor der Pilatus-Bahnen. Fotos: Pilatus-Bahnen

MM: „Wie sehen die wichtigsten Kennzahlen aus?“Zimmermann: „Nach dem Rekordergebnis im Geschäftsjahr 2007 stand das Jahr 2008 voller Herausforderungen. Trotz tiefer Gästezahlen konnten wir den Umsatz nochmals steigern auf 22,6 Mio. Franken. Das Betriebsergebnis konnte ebenfalls um 2,5 % auf Fr. 6,9 Mio. gesteigert werden (30,5 % vom Umsatz). Der Cashflow entwickelte sich auf Fr. 6,49 Mio., das sind 29 % vom Umsatz – der Branchenschnitt liegt bei 26 %. Gemessen am investierten Kapital beträgt der Cashflow 11 % – im Branchenschnitt sind es ca. 5 %. Der Finanzaufwand sind 0 % vom Umsatz – 4 % im Branchenschnitt, der Betriebsaufwand ,nur‘ 23 % gegenüber 36 %.Bei den Bahnfrequenzen war ein Minus von 6 % zu verzeichnen, einen Wert, der immer noch deutlich über dem wichtigen 5-Jahres-Durchschnitt liegt. Hotels und Gastronomie steuern 24 % vom Umsatz bei, das Merchandising 7 % und die Freizeitanlagen 4 %. Der Aktienkurs entwickelte sich ebenfalls positiv und legte 2008 um 11 % zu. Aufgrund dessen hat der Verwaltungsrat beschlossen, der Generalversammlung eine Erhöhung der Dividende von 30 % auf 35 % zu beantragen.“MM: „Alles aus einer Hand am Pilatus – ist das der US-Resortgedanke umgelegt auf schweizerisch?“Zimmermann: „Ja, das kann man so sagen. Es liegt auf der Hand, wenn ich meine Wertschöpfungskette verlängere, dann habe ich die Kontrolle über das Produkt, die Qualität und kann viel schneller und effizienter Einfluss nehmen. In jedem Fall bin ich näher beim Gast und kann auf seine Bedürfnisse optimal reagieren.“

Die Seilbahnbranche in Kennzahlen und Vergleich mit den Pilatus-Bahnen.

MM: „Beim Erfolgsfaktor Marketing & Business-Modell führen Sie 4 Themen an. Wie werden diese Themen gespielt, ergänzen sie einander?“Zimmermann: „Einerseits achten wir auf einen sehr guten Gästemix (siehe oben) und andererseits arbeiten wir in vier Themenwelten:1. Natur & Erlebnis: (klassisches Ausflugserlebnis mit der Bahn(en) – steilste Zahnradbahn der Welt),2. Fun & Action: (Freizeiterlebnisse für jung und alt auf unseren verschiedensten Anlagen, beim Wandern, Schlitteln, etc.), diese Aktivitäten finden bewusst auf den Zwischenstationen am Berg statt.3. Private & Business: Bankett und Seminarveranstaltungen auf dem Pilatus für Firmen, Vereine, Private etc.4. Genuss & Sterne: Übernachen und Genießen in unseren Hotels und Gastronomie, weg von der Hektik in einem entschleunigten Umfeld auf dem Berg. Mit diesen vier Themenwelten können wir eine sehr breite Gästebasis ansprechen und bearbeiten. Und die verschiedenen Themen ergänzen sich hervorragend. Es gibt einen eigentlichen Multiplikationseffekt.“

Geschichte der Pilatus-Bahnen.

MM: „Wie funktioniert die Kombination mit Hotellerie, Gastronomie, Events, Merchandising etc.“Zimmermann: „Grundsätzlich sind wir in vier Geschäftsbereiche gegliedert: Bergbahnen, Hotel und Gastronomie, Freizeitanlagen und Merchandising. Unsere Strategie ,alles aus einer Hand‘ zielt nun darauf ab, dass der Gast einen Kontakt hat für alle Leistungen und wir auf jede Leistung, welche am Berg erbracht wird, die volle Kontrolle haben. Somit ist es uns möglich, ohne mühselige Verhandlungen mit Dritten voll auf den Gast einzugehen und die gesamte Wertschöpfung bleibt im Unternehmen. Ein wichtiger Aspekt ist die Tatsache, dass sich die einzelnen Geschäftsbereiche respektive deren Leistungen in anderen Bereichen multiplizieren. Das heißt, dass ein Gast, welcher die Freizeitanlagen nutzt, mit der Bahn anreist und in unseren Gastronomiebetrieben isst oder übernachtet.“MM: „Was kann man sich unter dem Erfolgsfaktor ,Mitarbeiter – Kultur‘ vorstellen?“Zimmermann: „Wir sind ein ,People Business‘, somit sind unsere Mitarbeitenden ein entscheidender Erfolgsfaktor. Sie sind die Gastgeber. Wir pflegen einen Umgang im Unternehmen, welche dieses Thema unterstützt. Wir tun viel für die Mitarbeitenden und investieren in spezifische Schulung – wir haben einen eigenen ,Pilatus Codex‘ gemeinsam erarbeitet.“MM: „Wie habt ihr das Sommergeschäft aufgebaut, wie wird es angenommen, und gibt es auch im Winter Geschäft?“Zimmermann: „Der Pilatus war immer primär im Sommergeschäft tätig. Wir haben vor Jahren diese Positionierung noch weiter ausgebaut. Am Pilatus gibt es heute keinen Skibetrieb mehr – das haben wir aufgegeben. Es existieren viele gute und attraktive Skiorte in der Zentralschweiz und wir hätten massiv investieren müssen und das in ungünstigen Höhenlagen (500 m–1 400 Meter). So haben wir einerseits das Winterangebot konzentriert auf Schlittenbetrieb (auf den alten Skipisten – 9km), Winterwandern und ,oben blau unten grau‘-Aktivitäten.Ca. 80 % des Umsatzes wird von Mai bis Oktober erwirtschaftet. In der Hochsaison arbeiten rund 150 Mitarbeiter in unserem Unternehmen. Im vergangenen Jahr zählten wir insgesamt 560 000 Ersteintritte, davon fuhren 365 000 Gäste bis auf den Pilatus. Gar nichts halte ich von den ,Gratis Bergbahnangeboten‘ im Sommer. Anstatt ins Angebot zu investieren, wird die Leistung der Bergbahnen ,verschenkt‘ – wahrlich keine unternehmerische Leistung, schon fast eine Kapitulation.“

Die Bergres taurants sind wesentlicher Bestandteil des Gesamterfolges der Pialtus-Bahnen. Im Bild das Kulm-Restaurant auf 2 132 m Höhe.

MM: „Ihr habt den größten Seilpark der Zentralschweiz. Seilgärten liegen immer mehr im Trend. Aus welchem Motiv habt ihr euch damals dafür entschieden und wie kommt er an?“Zimmermann: „Wir wollten bewusst das Angebot im Freizeitbereich (Fun & Action) ausbauen. So haben wir im Jahr 2005 den Pilatus Seilpark realisiert. Es scheint, dass wir die richtige Nase für einen Trend hatten, denn im Moment schießen neue Parks aus dem Boden. Für uns war das eine sehr gute Entscheidung, da mit der Lage des Parks eine optimale Multiplikation auf Bahn und Gastro erzielt werden kann. Geplant hat den Park das Ing. Büro Bolliger in Chur.MM: „Was hat die Fusion gebracht?“Zimmermann: „Die Gesellschaften (Pilatus-Bahn und Kriensereggbahn) waren seit jeher unter einheitlicher Führung. Im Jahr 2000 wurden die Gesellschaften auch rechtlich zusammengeführt. Die Pilatusbahn- Gesellschaft wurde 1886 gegründet und 1889 ging die steilste Zahnradbahn in Betrieb. 1954 kam die Gondelbahn ab Kriens dazu und 1956 die Luftseilbahn. Ab dann war der Berg von beiden Seiten erschlossen. Bis heute ist die Zahnradbahn nur im Sommer (Mai–Nov.) in Betrieb. Die Fusion war auch ein deutliches Zeichen nach außen und die Abläufe (nur noch ein Verwaltungsrat) wurden vereinfacht. Heute sind wir eine Aktiengesellschaft.“MM: „Wie sehen die Entwicklungsperspektiven aus?“Zimmermann: „Die Pilatus-Bahnen sind ein kerngesundes Unternehmen. Es baut auf verschiedensten Erfolgspotentialen auf, welche gute Perspektiven ergeben. Über die nächsten Jahre stehen große Investitionen an. Einerseits wollen wir auf dem Berg in die Hotel- und Gastronomieinfrastruktur investieren und andererseits in neue Bahnanlagen – immer mit dem Fokus Qualität! Wir arbeiten permanent an der Weiterentwicklung der einzelnen Standorte und Angebote. So haben wir im vergangenen Jahr eine eigene Kinder-CD entwickelt, die das Thema Drache inszeniert und die kleinen und zukünftigen Gäste früh zu Fans macht. Die Verbesserung der Qualität der Dienstleistung ist ein kontinuierlicher Prozess. Wir müssen ständig in unsere Mitarbeiter und Angebote investieren. Der Gast kann sehr wohl unterscheiden, wo er was zu einem fairen Preis bekommt.“

Auf den Pilatus lockt auch der größte Seilpark der Zentralschweiz mit 10 Parcours verschiedener Schwierigkeitsgrade.

MM: „Wie geht ihr mit der Krise um – oder gibt es gar keine?“Zimmermann: „Wir beobachten sehr genau, was rund um uns herum abläuft. Wir haben das Marketingbudget für 2009 erhöht (!) und lancieren in der Schweiz neue Kampagnen direkt oder mit Partnern. Rund 52 % unserer Gäste kommen aus der Schweiz. In den Fernmärkten sind wir aktiv wie bisher und pflegen unsere Partner und Touroperators. 28 % der Gäste kommen aus unseren europäischen Quellmärkten und 20 % aus Übersee.Wir achten insbesondere darauf, dass wir unsere Hausaufgaben erledigen und all das positiv beeinflussen, was wir beeinflussen können. Krise, Wechselkurs und Wetter sind wir ausgeliefert. Was wir eher mit Sorge beobachten, ist die Entwicklung rund um die Schweinegrippe. Das könnte uns härter treffen als die Finanzkrise… Mit den ersten vier Monaten vom neuen Jahr sind wir zufrieden. Aber wie gesagt die Hauptsaisonmonate stehen uns noch bevor.“MM: „Herr Zimmermann, wir danken für das Gespräch.“

Heinz Schultz, Ski Optimal Hochzillertal: Qualität hat Priorität

Anfang Dezember wurde das Großglockner Resort eröffnet, das mit seinem Angebot in Osttirol Maßstäbe setzt. Der Mountain Manager hat mit Heinz Schultz über seine Ambitionen, seine Ziele und die Vorzüge eines Familienunternehmens gesprochen.

Heinz Schultz. Foto: dwl

MM-FRAGE: „Was reizt Sie an Ihrer Aufgabe als „Bergbahner“ – war es immer Ihr Ziel in dieser Branche zu arbeiten?“H. Schultz: „Wir sind ein Familienunternehmen, mein Vater ist als Seilbahnpionier (Zillertal/Osttirol/ Kärnten) mit seinen Visionen vorausgegangen. Ich bin schon früh im Geschehen dabei gewesen und konnte die Betriebe von Anfang an entsprechendmitgestalten. Deshalb ist der Beruf „Seilbahner“ schon immer logisch gewesen – er ist eine gute Möglichkeit zu gestalten.“MM-FRAGE: „Sie leiten die Unternehmensgruppe Schultz gemeinsam mit Ihrer SchwesterMartha.Welche Aufgaben hat sie und wo liegen die Stärken Ihres Familienunternehmens?“H. Schultz: „Meine Schwester und ich haben eine super Zusammenarbeit und ergänzen einander sehr gut. Sie ist für das Marketing, das gesamte Incoming, also auch für unsere Reisebüros, zuständig und erfüllt diese Aufgaben wirklich gut. Mein Bereich ist die Geschäftsführung bzw. die kaufmännische Leitung der Bergbahnen, dazu kommen die Immobilien und derWohnbau. Vor diesem Hintergrund können wir die Stärken eines Familienunternehmens auch gut ausleben. Wir stimmen uns ab, besprechen alles und können dann die anfallenden Aufgaben flott angehen. Auf diese Weise sind wir in der Lage, uns rasch und intensiv mit Märkten zu beschäftigen und auf Trends zureagieren. Das wollen wir in Zukunft auch weiterhin so machen, weil wir darin eine der Stärken unseres Unternehmens sehen. Es ist doch vielfach so, dass Seilbahnunternehmen die Themenführerschaft in einer Region bzw. Winterdestination einnehmen – gerade was Themen und Trends, aber auch die Werbelinie angeht.“

Erste 8er-Sesselbahn mit Sitzheizung undWetterschutzhauben im Zillertal. Fotos: Ski OptimalHochzillertal.

„Unsere Unternehmen sind auf Familien ausgerichtet“MM-FRAGE: „Der Aufgabenbereich Bergbahn umfasst das SkizentrumHochzillertal, die Mölltaler Gletscherbahnen, die Ankogel Gebirgsbahnen, die Hochpustertaler Bergbahnen sowie neu das Großglockner Resort Kals-Matrei. Welche Konzepte verfolgen Sie in den einzelnen Destinationen, wie weit ist man mit der Umsetzung?“H. Schultz: „Mein Vater hat zuerst das Wohnbauunternehmen Schultz gegründet und dann als Geschäftsführer die Entwicklung der Spieljochbahn Fügen wesentlich beeinflusst. Er gründete die Bergbahnen Hochzillertal im Jahr 1978, die anderen Bergbahnen sind dann nach und nach dazugekommen. Alle unsere Unternehmen sind grundsätzlich auf Familien ausgerichtet, deshalb stellen wir auch die Familien in den Mittelpunkt unserer Bemühungen. Die Mölltaler Gletscherbahnen haben darüber hinaus noch eine starke sportliche Komponente. Die Ausrichtung auf Familien haben wir aber nicht nur auf das Angebot der Bergbahnen begrenzt, auch die Hotels und die Gastronomie haben ihr Angebot auf Familien abgestimmt.“MM-FRAGE: „2008 wird das Großglockner Resort/Kals-Matrei Realität. Geben Sie unseren Lesern bitte einen kurzen Überblick über die Entwicklung.“H. Schultz: „Das Matreier Goldried Skigebiet haben wir Mitte der 90er Jahre mehrheitlich erworben und dort dann die Kabinenbahn Goldried errichtet. Die Anbindung Matrei-Kals war damals in der Region schon seit längerem Thema. Ende 2006 habe ich dann das Skigebiet Kals übernommen, wobei ich damals schon das Großskigebiet Kals/Matrei im Sinn gehabt habe. Wir haben dann 3 Jahre daran gearbeitet, diese Skiverbindung mit der entsprechenden Qualität umzusetzen. Am 8. Dezember ist es jetzt so weit, da starten wir mit dem Großglockner Resort offiziell – mit 12. Dezember sind dann alle Lifte in Betrieb. Das Großglockner Resort soll in Osttirol Maßstäbe setzen, und das sowohl in der Qualität als auch in der Größe.“MM-FRAGE: „Welches Angebot wartet im neuen Resort auf die Gäste?“H. Schultz: „Das Angebot ist auf Familien ausgerichtet. Wir haben bei den Bahnen ein hohes Qualitätsniveau, genauso bei der Gastronomie und den Sportgeschäften. Der Sinn des Resortdenkens ist es, möglichst alle Bereicheunter einer Ideologie abzudecken. Für die Zukunft wollen wir noch die Anzahl der Gästebetten erhöhen und ein Chaletdorf errichten. Ähnlich wie in den amerikanischen Resorts wollen wir dem Gast dann ein vollständiges Angebot vom Sportgeschäft über die Gastronomie bis hin zum Hotel und dem Skigebiet zur Verfügung stellen.Das Skigebiet selber umfasst jetzt über 110 km Pisten, die zu 90 % beschneit werden können. Dazu gibt es Sesselbahnen mit Wetterschutzhauben und Sitzheizung, 3 beschneite Talabfahrten und Pisten, deren Länge über 10 km beträgt. Das ergibt für Osttirol eine völlig neue Dimension beim Skifahren. Als weitere Attraktion haben wir am Berg einen „Adlerhorst“ gebaut, von demman eine spektakuläre Aussicht auf 63 Dreitausender hat.“

Skizentrum Hochpustertal – Sillian.

„Bei den Mitarbeitern sind uns Qualität und eine gute Ausbildung wichtig“MM-FRAGE: „Was wurde investiert, welche Anlagen modernisiert und was steht in den kommenden Jahren noch an?“H. Schultz: „Speziell für dieses Jahr wurde noch die Kabinenbahn realisiert, die über zwei Sektionen führt, dazu die große Beschneiungsanlage Kals und der Verbindungsweg zwischen bestehendem und neuem Skigebiet Kals. Nächstes Jahr werden die Investitionen finalisiert. Das heißt, es wird noch ein Speicherteich gebaut werden und eine kuppelbare 6er-Sesselbahn mit Bubbles und Sitzheizung. Damit sind die Investitionen abgerundet und wir können dann ebenfalls im nächsten Jahr mit dem Bau des Chaletdorfes mit rund 500 Gästebetten starten. Dafür haben wir ein ausgesprochen interessantes Konzept entwickelt, für das es hierzulande noch nichts Vergleichbares gibt. Das heißt, wir gehen wirklich eigeneWege, wobei ich jetzt noch keine Details nennen möchte.“MM-FRAGE: „Wie ist der aktuelle Stand der Dinge bei den Plänen für die Skischaukel Sillian/Sexten?“H. Schultz: „Grundsätzlich bin ich kein Befürworter der Skischaukel Sillian/Sexten. Wir möchten das Sillianer Skigebiet ausbauen und erweitern, auch in Richtung Südtiroler Grenze.“

Moderne Aufstiegsanlagen kennzeichnen das Großglockner Resort/Kals-Matrei.

MM-FRAGE: „Gibt es Ambitionen zum Erwerb der Bergbahnen St. Jakob/Defereggental?“H. Schultz: „Wenn man damit auf mich zukommt, werden wir darüber reden.“MM-FRAGE: „Wie viele Mitarbeiter haben Sie im Winter, wie viele im Sommer? Worauf legen Sie bei Ihren MitarbeiternWert?“H. Schultz: „In der gesamten Gruppe beschäftigen wir ganzjährig rund 450 Mitarbeiter, im Winter sind es 700. In diesem Bereich sind wir stetig amWachsen.Wichtig bei denMitarbeitern sind uns die Qualität und eine gute Ausbildung, wobei ich sagen muss, dass wir sehr gute Mitarbeiter haben. Das ist auch unsere Stärke.“

Die Qualität der Pisten wird von den Gästen gelobt.

„Wir gehören mittlerweile zu den Baufirmen, die am meisten Seilbahnen errichtet haben“MM-FRAGE: „Wie wichtig ist Ihnen das Sommergeschäft – wo sehen Sie in Ihren Betrieben Handlungsbedarf?“H. Schultz: „Das Sommergeschäft wird immer wichtiger, wobei es in den einzelnen Destinationen sicher noch Bereiche gibt, wo wir stärker werden müssen. Speziell in Osttirol müssen wird uns noch einiges überlegen und Investitionen tätigen. Einzelne Projekte sind aber auch schon im Entstehen. Dazu wollen wir imZillertal einen 18-Loch-Golfplatz errichten, um den Sommer noch attraktiver zu machen. Das Sommergeschäft sehe ich grundsätzlich als noch ausbaufähig an.“MM-FRAGE: „Welche Herausforderungen sehen Sie in den nächsten Jahren auf Ihre Destinationen zukommen?“H. Schultz: „Wir wollen auf alle Fälle die Qualität unserer Mitarbeiter auf dem hohen Niveau halten, das wir jetzt schon haben. Die Dienstleistung soll noch weiter optimiert werden, damit wir noch spezieller und intensiver auf die Wünsche der Kunden eingehen können. Das betrifft auch die Gastronomie, wobei wir mit der Kristallhütte sicher ein Vorzeigeprojekt haben, das Qualitätsstandards setzt. Auch was das Incoming betrifft, gehen wir neue Wege. Meine Schwester ist dabei wirklich innovativ und hat eine Reihe neuer und ganz interessanter Ideen.“

Blick auf die Ankogelbahn II.

MM-FRAGE: „Ihre Familie ist auch im Baubereich aktiv.Welche Synergien ergeben sich dabei für Ihre Skidestinationen?“H. Schultz: „Bei den Mitarbeitern ergeben sich wenige Synergien. Die Mitarbeiter im Bausektor sind ausgesprochene Spezialisten und fast ganzjährig in diesem Bereich beschäftigt. Synergien ergeben sich dadurch nur beim Bauen und im Bauablauf, den wir generell mit eigenen Mitarbeitern durchführen. Ich denke, wir gehören mittlerweile zu denBaufirmen, die am meisten Seilbahnen errichtet haben. Dadurch lassen sich optimale Abläufe und eine hohe Qualität erreichen, was uns bei vielen Investitionen auch den Rücken stärkt.“MM-FRAGE: „Welche Projekte stehen zur Realisierung an?“H. Schultz: „Wir haben einige Projekte in Planung, einzelne werden auch schon realisiert. Aktiv sind wir derzeit eigentlich in allen Skigebieten. Ich möchte aus diesem Pool aber keine Einzelbeispiele herausgreifen. Grundsätzlich sind wir hier recht dynamisch und wollen auch nicht langsamer werden.“MM-FRAGE: „Welche Ziele haben Sie sich für die nächsten Jahre gesteckt?“H. Schultz: „Wir wollen weiterhin in die Qualität unserer Skigebiete und unserer Mitarbeiter investieren. Unser Ziel ist es, möglichst zufriedene Gäste zu haben, die gerne wiederkommen. Natürlich ist es uns auch ein Anliegen, weiter zu wachsen. Ein Unternehmen, das nicht mehr wächst, stirbt. Dabei ist es uns aber wichtig, vernünftig und organisch zu wachsen – dann werden wir auch in Zukunft erfolgreich sein.“ dwl

Rudi Lapper jun., Skischule Kirchberg Mehr Transparenz durch den QUALITY AWARD

Die 195 Tiroler Skischulen genießen weltweit einen hervorragenden Ruf. Bei der jährlichen Vollversammlung des TSLV wurde erstmals das Gütesiegel „Quality Award – Snowsport Tirol 2008“ u. a. an die Skischule Kirchberg übergeben. Bewertet und überprüft wurden dabei z. B. die Betriebsorganisation und deren Ablaufeffizienz inkl. Mitarbeiterschulung, das Ausbildungsumfeld für Gäste und die Sicherheitsmaßnahmen, das Kinderland etc. Dieser weitgefächerte Forderungskatalog wird laufend von den fachlichen Gremien u. a. Tirol Werbung überprüft bzw. soll eine weitere Qualitätssteigerung im Skischulbereich bewirken. Das folgende Interview wurde mit dem „ausgezeichneten“ Skischulleiter Rudi Lapper jun. von Hans F. Popp geführt.

Interviewpartner Rudi Lapper jun., Skischulleiter von Kirchberg in Tirol. Fotos: SS Kirchberg

MM: „Schildern Sie bitte Ihren Ihr beruflichen Werdegang bis zum Kirchberger Skischulleiter im Zeitraffer.“Lapper: „Der klassische Einstieg erfolgte über den Skisport ,als Renn- und Kaderläufer‘. Nach meiner staatlichen Skilehrerausbildung wurde ich 1992–1995 vom österreichischen Skipapst Prof. Hoppichler an das Bundessportheim St. Christoph am Arlberg, als Ausbilder für Diplomskilehrer verpflichtet. Durch diese Verpflichtung konnte ich beim INTER – SKI-Kongress 1991 in St. Anton und 1995 in NOZAWAONSEN ( Japan), als aktives Mitglied der österreichischen Demonstratorengruppe, die damalige aktuelle Skilehrtechnik präsentieren. Es folgte danach über 15 Jahre eine Ära als Skidemonstrator in Japan. Seit 1995 bin ich Leiter der nun mit dem ,AWARD‘ ausgezeichneten Skischule in Kirchberg/ Tirol. Um mein Fachwissen und internationale Erfahrung an die auszubildenden Schneesportlehrer weiterzugeben, habe ich das Angebot des Tiroler Skilehrerverbandes als Ausbildungsleiter vor einigen Jahren angenommen.“MM: „War die Award-Verleihung eine besondere Auszeichnung für ihre Skischule?“Lapper: „Nicht nur für die Skischule, sondern auch für alle unsere Mitarbeiter und den Skischulpartnern. Speziell die Mitarbeiter werden jetzt noch mehr Spaß daran haben, ihrenSchützlingen das Carven beizubringen. Der Quality-Award ist also eine Bestätigung dafür, dass wir uns an den bisher vorgegebenen und gelebten Qualitätskriterien weiterhin orientieren werden.“MM: „Welche Skischulbereiche waren von der Qualitätskontrolle betroffen?“Lapper: „Es wurden alle vorgegebenen internen und externen Skischulbereiche überprüft. Zu den internen Bereichen zählte der Kundenkontakt, die Büroorganisation, Skischulumfeld, Mitarbeiterinformation, Notfallmanagement, etc. Die gleichen strengen Kriterien wurden auch bei den Partnern der Skischule im externen Bereich gefordert. Schwerpunkte waren dabei u. a. die Kinderskischule mit ihren speziellen kindergerechten Skigelände, der allgemeinen Mittagsbetreuung, Kindertransport und den von der Skischule organisierten Partys für diese Altersgruppe.“

Logo des „Quality Award“, dem neue Qualitätsgütesiegel für Tiroler Skischulen.

MM: „Wie erkennt nun der Skischulgast eine zertifizierte Tiroler Skischule?“Lapper: „Signifikant dabei ist das neu geschaffenen Logo, dass auch als Markenplattform dient. Der Gast erkennt dieses Qualitätsgütesiegel sofort auf der Homepage, im Skischuleingangsbereich etc. und kann sich darauf verlassen, dass diese Skischule den hohen Ansprüchen einer strengen Qualitätskontrolle gerecht wurde.“MM: „Gibt es einen Vorteil für die Skischulgäste durch das Qualitätssiegel?“Lapper: „Dem Skischulgast wird noch mehr Transparenz bei der Auswahl der Skischule angeboten. Das komplette und überprüfte Leistungsspektrum einer Skischule steht somit dem Gast zur Verfügung. Er kann nun wesentlich leichter entscheiden, welche angebotenen Leistungen er für sich selbst wählt oder welche Leistungen er weiter empfiehlt. Dabei kann es sich um Leistungen im Behindertensport handeln, oder für eine ganze Gruppe, wie dem 50 PLUS –Bereich.“

Rudi Lapper war früher nach der staatl. Skilehrerausbildung Renn- und Kaderläufer sowie Skidemonstrator in Japan. Heute fungiert er u. a. auch als Ausbildungsleiter des Tiroler Skilehrerverbandes.

MM: „Wurden die Qualitätskriterien von den Skilehrern mitgetragen?“Lapper: „Selbstverständlich! Zufriedene Mitarbeiter sind das wertvollste Gut in einem Unternehmen. Umso mehr wir unsere Mitarbeiter in den bestehenden Qualitätsprozess einbinden, umso größer ist die messbare Gästezufriedenheit. Wir legen daher besonderen Wert auf eine funktionierende interne Kommunikation, wobei jeder Skilehrer seine Ideen konstruktiv einbringen kann oder die unserer Gäste. Die Rückmeldung unserer Gäste – über aufgelegte Fragebögen – werden analysiertund geben Aufschluss darüber, wie Skilehrer, das Skischulumfeld, etc sich positiv oder negativ präsentiert.“MM: „Hat der Qualitätscheck ein Verbesserungspotential in der Skischule aufgezeigt?“Lapper: „Betriebsblindheit ist ein Faktor, der in jedem Betrieb einmal Einzug hält. Selbstverständlich wirkt eine Qualitätsprüfung wie ein Spiegel, der dem Unternehmen vorgehalten wird. Dann erst erkennt man die Lücken zwischen dem Unternehmen und dem Skischulgast. Dazu ein einfaches Beispiel aus der Quality-Auswertung: Seit Jahren beschäftigt unsere Skischule einen eigenen Skilehrer für die Videoanalyse. Dieser „Kameraskilehrer“ ist während der Unterrichtszeit auf den Pisten unterwegs, um die ausgewählten Skigruppen live zu erfassen. Diese Videoanalyse der Skischulgäste und der fachliche Skilehrerkommentar dazu bilden danach eine Einheit und soll so den Lerneffekt der Gäste verstärken – eine Serviceleistung unserer Skischule, die bisher nicht beworben wurde. Durch die Qualitätsprüfung erfolgt jetzt ein Hinweis auf dieses kostenlose Zusatzservice.“MM: „Werden für die kommende Saison neue Dienstleistungen angeboten?“Lapper: „Es gibt kein perfektes Unternehmen für Dienstleistungen – auch wir sind dies nicht. Wir versuchen aber immer gerne Anregungen in unsere Konzepte einzubinden. Derzeit ist sicher die 50 PLUS -Generation, Wieder- Einsteiger und abgestimmte Frauenkurse in der Skischule ein Thema. In enger Kooperation mit den Hoteliers, der Bergbahn und uns lassen sich sicher neue und kreative Geschäftsfelder eröffnen – zum Vorteil aller. Sicher ist jedoch, dass 50PLUSKursevon uns nächste Saison extra  angeboten und als Schwerpunktthema beworben werden.“

Die Skischule Kirchberg ist auch für ihr „No Handicap-Service“, – die Leistungen im Behindertensport – bekannt.

MM: „Ist die Präsentation der Skischule in den elektronischen Medien ein ,Marketing-Plus‘?“Lapper: „Unsere Homepage wird ständig erneuert und den Geschäftsfeldern angepasst. Wir wollen noch näher an den Gast mit unserem Informationsangebot. Durch diesen Zertifizierungsprozess werden bisher nicht genützte Skischulressourcen wiederentdeckt und angesprochen. Dazu zählt sicher unser „no Handicapservice“ mit geprüften SchneesportlehrerInnen, oder die Aktivitäten der Skischule im Verband der Tourismuswirtschaft. Dabei wollen wir den sportlichen Stellenwert der Skischule durch Vorführungen herausheben wie z. B. bei der Neujahrsparty oder der Happy Skinight auf unserer Skiwiese. Kurze Videosequenzen sollen für Gäste auf der Homepage bereitgestellt und als Marketing-Plus verstanden werden. Auch unsere Partner wie z. B. die Tirolwerbung und der Tiroler Skilehrerverband, Bergbahnen, Tourismusverband, uvm. sind ein wesentlicher Eckpfeiler in unserer elektronischen Vernetzung ganz frei nach dem Motto: Sie erreichen uns überall!“MM: „Schwerpunkte der Skischule in der Saison 2008/2009?“Lapper: „Die aufgezeigten Verbesserungsmöglichkeiten wollen wir schon in dieser Saison beginnen ,abzuarbeiten‘. Verbesserungsmöglichkeiten sind aber auch wesentlicher Punkt in der Mitarbeitermotivation. Sie sollen jetzt verstärkt in diesen Chance- Prozess eingebunden werden bzw. sich zur Qualitätssicherung einbringen.“MM: „Die Zukunft des „Quality Award-Snowsport Tirol“?Lapper: „Eine Zukunftsweisende Idee für den Skischulgast und die Skischulen. Viele Tiroler Skischulen werden die Gunst der Stunde nutzen und ihren Betrieb ebenfalls einer strengen Qualitätsüberprüfung unterziehen. Der Gast hat so ein weiteres Kriterium bei der Wahl seines Urlaubstandortes und seiner persönlichen Skischule.“MM: „Herr Lapper, wir danken für dieses Interview und nochmals Glückwünsche zum Quality-Award.“

DI Arch. Bibiane Hromas, pla’tou Plattform für Architektur im Tourismus: Architektur macht Gäste

Bibiane Hromas, Vorstandsvorsitzende von pla’tou, der Plattform Architektur im Tourismus, und Lehrbeauftragte an der TU Wien hat im Auftrag des Wirtschaftsministeriums und Vorarlberg Tourismus die Grundlagenstudie „Architektur macht Gäste“ verfasst. Hier wurde der Zusammenhang zwischen Architektur und Wirtschaftlichkeit bewiesen. Hromas wurde auch von Congress & Messe Innsbruck zu einem Impulsreferat während der FAFGA 08 eingeladen, um über (Gastro)Architektur am Berg zu sprechen. Mountain Manager gibt hier ihre wesentlichen Statements wieder.

Bibiane Hromas, Vorstandsvorsitzende von pla’tou, der Plattform Architektur im Tourismus, verfasste die Studie „Architekturmacht Gäste“. Foto:mak

Das Erlebnis Architektur„Wenn wir über Architektur sprechen, geht es immer auch um das Erlebnis. Wir müssen unseren Gästen ein Erlebnis bieten. Und Architektur tut das immer, Architektur kommuniziert immer eine Idee. Bis vor kurzem ging es darum, die technischen Leistungen auch herauszustellen. Die Menschen sind in der Lage, die Natur zu bezwingen, wir können jeden Berg bebauen und besteigen und bereisen. Die Technik wird zelebriert. Auf der anderen Seite gibt es eine Gastronomie, die sehr rückwärts gewandt ist und eine sehr rustikale Nostalgie inszeniert. Die sich an einer Bäuerlichkeit orientiert, die es ja eigentlich schon lange in dieser Form nicht mehr gibt. Die Frage ist, ob das in der Zukunft noch wünschenswert ist? Es geht nicht darum, etwas Altes abzureißen oder vollkommen umzustellen. Aber wenn man vor der Frage steht, neu zu bauen, dann glaube ich muss eine andere Erlebnisqualität in Zukunft in den Vordergrund gestellt werden. Gerade um die Ansprüche der neuen Gästegruppen der postmodernen Gesellschaft zu erfüllen.

Beispiel Addis Abeba{r} in Galtür: die urban-apine Skihütte ist ein Statement moderner Architektur an der Piste. Foto: Albrecht Schnabel

Tourismusarchitektur folgt dem WandelLaut Trendforschern wie Matthias Horx vollzieht sich derzeit eine Wende von der ,Spaßgesellschaft zur Sinngesellschaft’. Die Tourismusarchitektur folgt diesem Wandel. Ganz neue Zielgruppierungen stellen sich nun in der postmodernen Gesellschaft aus sozialen Milieus zusammen, die oft auch als LOHAS bezeichnet werden. Sie pflegen einen Lifestyle of Health and Sustainability. Das heißt, Werte wie Ökologie, Gesundheit, Selfness rangieren sehr hoch im Erleben und den Ansprüchen. Es geht ihnen um eine ausgeglichene Work-Life-Balance, um natürliche und gesunde Ernährung etc.Wenn man das Wertesystem dieser Zielgruppe anschaut, dann sieht man, dass da Themen und Ansprüche vereint sind, die bisher eigentlich als unvereinbar angesehen worden sind. In den 70er-Jahren gab es den Konsum-Boykott, das hat sich gewandelt zu den Yuppies in den 80ern, die sehr selbstbestimmt gesagt haben: ich konsumiere, daher bin ich. Und das Ganze wandelt sich jetzt wieder in ein strategisches, ökologisch ausgerichtetes Konsumverhalten. Also Geld und Ressourcen umweltbewusst einzusetzen. Das heißt, soziale ökologische Verantwortung wird bei den neuen Zielgruppen durchaus mit Genuss gleichgesetzt! Und Design, Ambiente, Umgebung, Natur wird zusehends nachgefragt. Das gehört einfach dazu für diese neuen Werte bei unseren Gästen und sollte daher in dieser Form auch berücksichtigt werden. Also wir müssen die Technik nicht mehr so zelebrieren und wir können durchaus mit zeitgemäßer Gestaltung brillieren.

Beispiel Panorama-Plattform „Top Mountain Star“ in Hochgurgl zum Thema: „Das Gefühl der Weite, am Gipfel die Bergwelt zu überschauen.“ Foto: TVB Sölden

Natur erleben lassen, ohne sie auszubeutenIch glaube, dass in Zukunft Themen nachgefragt werden, die den Menschen, den Besucher, den Gast mit der Natur in Einklang bringen, ihn Natur erleben lassen, ohne sie aber auszubeuten oder unterjochen zu müssen. Das Teilhaben im Einklang mit der Natur ist ganz sicher ein wesentliches Thema für die LOHAS und in Zukunft daher ein Erfolgsfaktor.Dazu gibt es schon Beispiele über Assoziationsketten. Womit kann man ein Gebäude verbinden? Wie kann man die vorhandenen Naturressourcen oder poetische bzw. archetypische Ideen der Menschen zum Mythos Berg in Architektur umsetzen? Das wäre z. B. die Kette ,Berge– Abendrot–Schnee’. Daraus wurde das Addis Abeba{r} in Galtür, eine interessante, stylistische Skihütte von den Ventira-Architekten, die Après Ski in modernem Ambiente auf 1 700 m bietet. Hier hat man sich auf den Spagat zwischen alpin und urban eingelassen (vgl. Kasten).Eine andere Kette ist das Thema Fels–Holz. Es führte z. B. zu einem Entwurf für die Olperer Hütte für Bergsteiger in den Zillertaler Alpen;Das Thema ,Der Mensch in der Luft, freies Bewegen unter dem Himmel auf dem Gipfel’, assoziiert man, wenn man auf einem sogenannten Skywalk steht (z. B. die 3 Plattformen der Ötztaler Gletscherbahnen in Sölden etc.) und durch den Glasboden auch nach unten schauen kann. Ein origineller Einfall, die Menschen einerseits mit dem Gefühl von Unsicherheit in der Höhe und andererseits doch sicher stehen und hinunter schauen zu können, zu konfrontieren. Das macht Erlebnisqualität aus.Oder das Thema Gletscher–Eis. Dies ist z. B. bei den Stationen der Hungerburgbahn in Innsbruck von der Architektin Zaha Hadid deutlich zu sehen. Wie die Gletscher sozusagen in die Stadt hineingreifen.Oder das Gefühl, am Berggipfel die Bergwelt zu überschauen, wie es die Panorama-Plattform Top Mountain Star in Hochgurgl auslöst.Sprungschanze Berg Isel (ebenfalls Zahid) hat etwas von einem Dinosaurier, der in der Landschaft steht. Ein wunderschöner Landmark, der in aller Welt bekannt ist und geschätzt wird! Und als solches stark eine geschichtenorientierte Architektur ausdrückt (story telling).“

Blick auf die Bar in Addis Abeba{r} und den Innenbereich aus Lärchenholz. Foto: Albrecht Schnabel

Rentiert sich die Investition in gute zeitgenössische Architektur?In einem hohen Maß, wie DI Bibiane Hromas bestätigte: Für 88 % der befragten Betreiber und Eigentümer hat sich die Investition in anspruchsvolle Architektur insgesamt rentiert. Mehr als die Hälfte der Befragten (51 %) gab an, dass ihre wirtschaftlichen Kennzahlen über dem Branchendurchschnitt liegen. Nur bei 7% liegen sie darunter.Bringt neue Architektur neue Gäste?Auch diesen Aspekt bestätigt die Studie. Zeitgenössische Architektur erschließt neue, einkommensstarke Gästegruppen. Zeitgenössische Architektur ist außerdem – wie 80 % der Befragten bestätigten – ein wichtiger Marketingfaktor. Sie gibt der Marke Profil und erweist sich als deutlicher Vorteil in der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit. Für 97 % der Befragten hat sich die Erwartung der Differenzierung von Wettbewerbern erfüllt, für 95 % die Erwartung, nun für neue Gästeschichten attraktiv zu sein.Das Beispiel Addis Abeba{r}Das fast mediterran wirkende Après Skibar-Restaurant Addis Abeba{ r} mit insgesamt 170 Sitzplätzen liegt auf der Schipiste zwischen der Alpkogelbahn und der Birkhahnbahn in Galtür. Die Terrasse und damit der Zugang öffnet sich zur Piste hin. Es gibt eine offene Terrasse mit Holzpaneelen und eine windgeschützte Terrasse. Der Grundgedanke beim Entwurf war der Schneekristall. Die vorgehängten Fensterboxen fokussieren die überwältigende Landschaft von Außen nach Innen und sind so dimensioniert, dass man in ihnen Platz nehmen kann.„Für die monolithische Wirkung haben wir eine perlweiße Plattenfassade zum Einsatz gebracht, die sich auch übers Dach zieht. Die Fensterboxen in der Fassade und die Oberlichtboxen am Dach sind mit Kupfer verkleidet, um einen Kontrast der ,herauswachsenden’ Volumen zu erreichen. Im Gastraum dominieren Lärchenholz, dunkle MDF-Platten und rostroter Filz neben dem in erdigem Braun gehaltenen Holzofen“, verrät DI Wolfgang Juen von der Ventira Architekten Gmbh (St. Gallen) – ein gebürtiger Paznauner.Zur Optimierung des Energiehaushaltes wurde die Gebäudeoberfläche im Verhältnis zum umschlossenen Raum möglichst gering gehalten. Zugleich wurde die Gebäudehülle in hoher Qualität ausgeführt. Durch die große speicherwirksame Masse werden im Winter Wärmegewinne gemacht. Diese große Masse verhindert im Sommer gleichzeitig eine Überhitzung. Addis Abeba{r} ist eine Lounge-Interpretation des Themas Skihütte, das den Spagat urban–alpin bewusst aufgreift und sich gänzlich distanziert von den Klischees der althergebrachten Hüttenromantik. Trotzdem wärmt das Innenleben dieser Skihütte mit Lärchenholz, rostrotem Filz und einem rustikalen Holzofen. Und schließlich: Auch das Küchenkonzept ist hochklassig und zeitgemäß.

Andreas Brandtner, GF Steinplatte Aufschließungs Ges.m.b.H. & Co.KG.: Wenn wir zum Wohle unserer Kunden arbeiten, wird Skifahren interessant bleiben

Was macht ein kleines Skigebiet, um für seine Gäste attraktiv zu sein? Wie gelingt es hier, Gäste auch für den Sommer am Berg zu begeistern? Die Steinplatte Aufschließungs Ges.m.b.H & Co.KG hat dem Mountain Manager einen Blick auf Strategien, Pläne und Ambitionen gewährt.

Andreas Brandtner, GF Steinplatte Aufschließungs Ges.m.b.H. & Co.KG. Foto: dwl

MM-FRAGE: „Schon Ihr Vater war Seilbahner. War es für Sie selbstverständlich, in seine Fußstapfen zu treten?“Andreas Brandtner: „Nach meiner abgeschlossenen Schulausbildung und dem Bundesheer bin ich relativ schnell zu Hause in den Betrieb eingestiegen und habe mich dann 2 bis 3 Jahre später auch finanziell beteiligt. Wenn man das Skifahren als so große Leidenschaft erkennt, wie das bei mir der Fall ist, und wenn man die Möglichkeit hat, das Hobby zum Beruf zu machen – dann ist es natürlich nahe liegend, das auch zu tun.“MM-FRAGE: „Wie waren Sie mit der Sommersaison 2008 zufrieden?“Brandtner: „Die Sommersaison 2008 war bei uns bedingt durch den Triassic Park ausgezeichnet, und das obwohl wir den Park durch eine Bauverzögerung erst Anfang August eröffnen konnten.“

Der Triassic Park. Fotos: Steinplatte Aufschließungs Ges.m.b.H. & Co.KG

MM-FRAGE: „Neu zum Sommer 2008 war, wie schon erwähnt, der Triassic Park. Was bietet er und wie ist er bei den Gästen angekommen?“Brandtner: „Wie viele Bergbahnen hatten auch wir das Problem, dass wir eine gute Winterauslastung hatten, aber der Sommer dem Winterumsatz immer nachgehinkt ist. Die Umsatzzahlen im Sommer waren alles andere als gut und wir waren gefordert, uns etwas einfallen zu lassen. Wir haben dann lange diskutiert, schließlich wollten wir nichts kopieren, aber auch nichts Künstliches schaffen. Dann haben wir in der Firma Pronatur einen Ideengeber gefunden, der die Geologie auf der Steinplatte unter die Lupe genommen hat. Dabei hat man bemerkt, dass wir hier mit dem Korallenriff und den Fossilienfunden eine Besonderheit haben, die in Europa ziemlich einzigartig ist. Daraus haben wir ein Thema entwickelt – eine Aufgabe, die nicht einfach war, weil man es in der Geologie mit einer ,toten Materie’ zu tun hat. Eine solche Materie muss natürlich entsprechend aufbereitet werden, wenn man die Besucher wirklich dafür interessieren will. Das Konzept, das wir dann umgesetzt haben, umfasst einen interaktiven Museumsbereich auf 400 m2 und einen Outdoorbereich.Zuerst wird die Urgeschichte beleuchtet, wobei wir Erwachsene und Kinder gleichermaßen ansprechen. Im Freigelände wartet der Triassic Beach, der höchst gelegene Sandstrand der Alpen. Hier kann man sich entspannen oder auch Fossilien suchen und sich überraschen lassen, was man alles findet. Als dritten Teil haben wir einen 3,5 km langen Wanderweg reaktiviert, wobei man sich auf der Strecke an einzelnen Stationen die Geologie vor Ort ansehen kann. Auf diese Weise haben wir eine gute Lösung erarbeitet und ein authentisches Thema für den Berg gefunden.Bei den Gästen kommt das Projekt sehr gut an. So konnten wir unsere Besucherzahlen aus den Vorjahren ab der Eröffnung des Triassic Parks im August vervierfachen. Damit sind unsere Erwartungen übertroffen worden und das spornt uns an, weiterzumachen. Wir werden im nächsten Jahr eine große Aussichtsplattform bauen, die den Nervenkitzel dazu bringt und ein Zuschauermagnet werden soll. Die Ausbaustufen des Parks werden in den nächsten Jahren fortgesetzt, wir werden das Thema mit neuen Ideen interessant halten.“

Im Indoor-Bereich gibt es einen kurzweiligen Überblick zur Geologie der Steinplatte.

„Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht“MM-FRAGE: „Welchen Stellenwert hat der Sommer in Ihrem Unternehmen?“Brandtner: „Der Stellenwert, den der Sommer bisher hatte, war sehr klein und betrug maximal 3 % vom Gesamtergebnis. Da wir nur eine Bahn in Betrieb haben, konnten wir zwar die Kosten decken, aber es war an der Grenze. Mein Ziel ist es, die Umsatzzahlen mit Hilfe der neuen Ideen auf 10 bis 15 % zu steigern. Ich denke auch, dass wir dieses Ziel erreichen, wenn wir die Möglichkeiten ausschöpfen, die unser Projekt Triassic Park bietet.“MM-FRAGE: „Gibt es Investitionen für die kommende Wintersaison?“Brandtner: „Bei den Investitionen haben wir dieses Jahr viel für den Sommer getan. Wie in den letzten Jahren auch wurden für die Wintersaison zusätzlich Adaptierungen an der Schneeanlage in Richtung Automatisation bzw. zusätzliche Schneekanonen durchgeführt. Damit können wir die Beschneiung noch effizienter und in noch kürzerer Zeit durchführen. Insgesamt können wir auf der Steinplatte derzeit 95% der Pisten beschneien.“MM-FRAGE: „Wie sieht Ihr Angebot im Winter aus?“Brandtner: „Von der Betriebsgröße her gehören wir sicher zu den kleineren Destinationen. Dieser Eindruck bestätigt sich auch, wenn ich mir heute die Angebote der Skiwelt oder am Arlberg ansehe. Wir haben in den letzten 30 Jahren allerdings kontinuierlich versucht, aus dieser Not eine Tugend zu machen und konsequent in die Qualität investiert. Auf der Steinplatte gibt es deshalb keinenSchlepplift mehr, wir haben kuppelbare und fix geklemmte Sesselbahnen. Wir sind technisch auf einem sehr hohen Standard. Auch von unseren Gästen wird immer wieder betont, dass etwa die Pistenpflege ausgesprochen gut ist. Dementsprechend haben wir natürlich auf unseren Pistenfahrzeugen eine vergleichsweise hohe Stundenzahl, wir präparieren also genau und viel. Wir sind bemüht, mit einer Superqualität das Manko an Größe auszugleichen.“

„Wir haben einen hohen Anteil an Tagesgästen“MM-FRAGE: „Woher kommen Ihre Gäste im Sommer und im Winter?“Brandtner: „Vom Einzugsgebiet her gibt es im Sommer und im Winter keine großen Unterschiede. Unser Hauptmarkt ist durch die verkehrstechnische Anbindung Bayern. Das wird auch durch den Zustrom der Gäste über die deutsche Winklmoosalm unterstützt. Grundsätzlich haben wir einen hohen Anteil an Tagesgästen, der rund 70 bis 75 % ausmacht. Die Orte in der Region verfügen auch nicht über allzu viele Gästebetten. Neben Bayern kommen auch Gäste aus den umliegenden Orten in Österreich, also z. B. aus den Ferienregionen Pillersee und St. Johann. Speziell im Winter haben wir in jüngster Zeit auch mehr Gäste aus Salzburg und Oberösterreich, die wir entsprechend stark bewerben. Positiv haben sich dabei die fehlenden Grenzkontrollen ausgewirkt und die bessere Verkehrsanbindung. Im Sommer dieses Jahres hatten wir viele Gäste aus dem Bezirk Kitzbühel, die im Winter eher die heimischen Angebote nützen, und natürlich wieder viele Gäste aus Bayern. Gerade aus der Region um den Chiemsee, in der es viel Nebel gibt, weiß man im Herbst die Berge zu schätzen und damit die Möglichkeit, die Sonne zu genießen. Wenn man die Altersstruktur betrachtet, haben wir im Sommer durch den Triassic Park viele Familien und damit auch Kinder dazu gewonnen, das Publikum ist jünger geworden. Beim klassischen Wanderpublikum waren nicht viele Kinder vertreten. Im Winter ist die Steinplatte ein Familienskigebiet. Das Angebot liegt in einem Kessel und ist recht übersichtlich, sodass man sich nicht so leicht aus den Augen verliert. Dazu ist die Region ideal für Skischulen, die häufig den Weg zu uns finden. Für unsere Gäste stehen ausreichend große Parkflächen zur Verfügung. Im Tal finden 1 400 Pkw Platz und 20 Busse, am Berg gibt es weitere 250 Pkw-Stellplätze.“MM-FRAGE: „Sie verfügen sowohl über den ,Skigebietskristall’ als auch über das ,Pisten-Gütesiegel’. Welchen Nutzen haben diese Auszeichnungen?“Brandtner: „Das ,Pisten-Gütesiegel’ wurde von der Landesregierung geschaffen, um einen gewissen Qualitätsstandard zu bieten. Ein solcher Qualitätsstandard ist sicher auch nötig. Ob man aufgrund des ,Pisten- Gütesiegels’ allerdings mehr Gäste anzieht, also einen marketingtechnischen Vorteil hat, möchte ich bei diesem seit Jahren bekannten Instrument eher bezweifeln. Der ,Skigebietskristall’, den wir bekommen haben, freut mich sehr. Es wurden noch nicht allzu viele Betriebe damit ausgezeichnet, umso mehr sind wir stolz darauf, ihn zu haben.“

Die Qualität der Pisten wird von den Gästen gelobt.

MM-FRAGE: „Wie wichtig sind Veranstaltungen in Ihrer Region?“Brandtner: „Die Veranstaltungen sind bei uns in letzter Zeit weniger geworden. Wenn ich mir die Entwicklung der Skiopenings ansehe, die immer häufiger stattfinden, fällt mir auf, dass man sie nicht mehr so gut vermarkten kann. Wenn man im Eventbereich etwas bieten möchte, muss man professionell an die Sache herangehen, so wie Ischgl das macht oder auch Sölden. Hier stehen auch entsprechende finanzielle Mittel zur Verfügung. Als kleine Ferienregion oder als kleines Skigebiet haben wir nicht so viel Geld, das wir dafür einsetzen können.Grundsätzlich sehe ich auch Veranstaltungen, wenn sie nicht direkt dem Skifahrer nutzen, eher als Aufgabe der Ferienregion.“MM-FRAGE: „Was für ein kulinarisches Angebot haben Sie?“Brandtner: „Auf der Steinplatte gibt es die Stallenalm, eine Hütte mit Bedienung. Dort wird der Gast gut bewirtet und mit einem entsprechenden Angebot verwöhnt. Ein Besuch ist sicher empfehlenswert. Auch im Bereich der Talstation gibt es mit dem ,Zardinis’ ein Après-Ski-Lokal, das sich sehen lassen kann. Außen präsentiert man sich mit einer modernen Architektur, im Inneren findet man das Ambiente eines richtigen Tiroler Dorfes mit dem passenden Angebot.“

Die Aufstiegsanlagen in Waidring bieten modernen Standard.

„Wir haben den Weg der klassischen Seilbahnarchitektur bewusst verlassen“MM-FRAGE: „Auch Ihre Talstation setzt in der architektonischen Ausgestaltung Maßstäbe, und war schon bei der Eröffnung der Kabinenbahn im Gespräch. Warum haben Sie sich dafür entschieden?“Brandtner: „Wir haben damals beim Neubau den Weg der klassischen Seilbahnarchitektur bewusst verlassen. Wir hatten das Glück, einen Architekten zu finden, der für den Standort eine neue Idee entwickelt hat, die wir dann umgesetzt haben. Ich glaube, dass der Bau sehr gelungen ist, und dass das Gebäude auch in Zukunft herzeigbar sein wird. Die Trends in der Seilbahnarchitektur haben sich in den letzten Jahren generell stark verändert, so setzt man im Moment vielfach auf kantige Formen, auf Beton, Stahl und Glas bei den Materialien. Ich denke, dass unsereTalstation in ihrer augenfälligen Form zeitlos ist und ein gutes Beispiel für moderne Seilbahnarchitektur.MM-FRAGE: „Wie sieht es mit den Plänen für eine bessere grenzüberschreitende Anbindung Steinplatte/Winklmoosalm aus?“Brandtner:„Die Zubringung der Wintergäst auf die Winklmoosalm erfolgt derzeit von deutscher Seite aus mit Bussen. Für uns ist das der Zeit entsprechend eine unbefriedigende Situation. Uns ist es ein Anliegen, diese Gäste, die dann auch auf die Steinplatte kommen, möglichst komfortabel ins Skigebiet zu bringen. Aus diesem Grund beschäftigen wir uns mit dem Projekt einer Zubringerbahn auf die Winklmoosalm auch schon seit 10 Jahren, wobei wir immer wieder mit Widerstand zu kämpfen hatten. Es hat sich gezeigt, dass es in Deutschland wesentlich schwieriger ist, eine Seilbahn zu bauen als in Österreich. Aufgegeben haben wir das Projekt aber trotzdem nicht. Wir wollten den Marktanteil auf der deutschen Seite nicht aus den Augen verlieren. Mittlerweile sind wir mit der Planung schon sehr weit, d. h. alle Verträge mit den Grundbesitzern sind abgeschlossen. Mit Ende Oktober können wir das Projekt dann beim Landratsamt einbringen. Dann stellt sich natürlich die Frage, wie lange der Behördenweg dauert. In Österreich können wir das abschätzen, in Deutschland ist es schwieriger.Wir hoffen aber auf eine Zustimmung der Behörden im Laufe des Winters. Wenn sich alles so entwickelt wie geplant, könnten wir im nächsten Jahr mit dem Bau einer 8er-Kabinenbahn mit einer Förderleistung von 2 500 P/h und einer Länge von 3 200 m beginnen. Die übrige Infrastruktur wie z. B. Parkplätze wäre vorhanden.“MM-FRAGE: „Welche Vorteile ergeben sich dadurch, wo liegen Probleme bzw. würde sich das Angebot auf der Winklmoosalm ändern müssen?“Brandtner: „Die Gäste nützen die Verbindung Winklmoosalm-Steinplatte und umgekehrt jetzt auch schon. Es geht im Prinzip um eine Qualitätsverbesserung, der Ersatz der Skibusse muss mit einer Kabinenbahn erfolgen. Das Zubringerproblem verstärkt sich nämlich im Frühjahr, wenn die Talabfahrt nicht mehr befahrbar ist. Dann müssen die Gäste von der Winklmoosalm nämlich auch wieder mit Bussen abtransportiert werden. Wir haben auf der Steinplatte einen hohen technischen Komfort, der gerne genutzt wird. Da der Anteil der Gäste, die von Deutschland aus zu uns kommt, aber immerhin 35% beträgt, müssen wir etwas tun, damit dieser Anteil erhalten werden kann. Das heißt, dass wir auch von der deutschen Seite aus Komfort bieten müssen.Die Winklmoosalm selber ist ein klassisches Anfänger-Skigebiet mit einem flachen und einem mittelsteilen Hang. Deshalb findet man hier hauptsächlich Skischulen und Anfänger. All jene, die schon besser Ski fahren, kommen auf die Steinplatte. Diese Konstellation funktioniert recht gut, da müsste sich nichts ändern.“MM-FRAGE: „Wie sehen Sie die Zukunft der Steinplatte, wo liegen die Herausforderungen?“Brandtner: „Wir sind in den letzten 30 Jahren unseren Weg konsequent gegangen und haben sinnvoll in die Qualität investiert. Wenn wir auch weiterhin vernünftig agieren und zum Wohle unserer Kunden arbeiten, wird das Skifahren in nächster Zukunft sicher interessant bleiben und leistbar sein. Ich gehe davon aus, dass unsere Kunden aufgrund unserer Schneesicherheit auch weiterhin zu uns kommen. Aus diesem Grund sehe ich der Zukunft auch positiv entgegen.“ dwl

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