Der „sanfte Schneeriese“, wie sich das 140 Hektar große Wintersportgebiet Lachtal (1600 m – 2222 m) selbst bezeichnet, hat sich in den letzten 3 Jahren aus seinem Schattendasein zu einer der beliebtesten Ski-Destinationen in der Steiermark entwickelt. Maßgeblich daran beteiligt ist der neue Geschäftsführer Mag. Wolfgang Rappold mit seinem Engagement, Know-how und seiner Kooperationsfähigkeit. Er konnte nicht nur Banken und Land überzeugen, sondern auch die Bevölkerung gewinnen: so kommen durch seine Baustein-Aktion die nötigen Eigenmittel für die „Qualitätsoffensive 2010“ zustande!

Das Lachtal ist mit 140 ha Ski – areal eines der größten Skigebiete der Steiermark und wirbt u. a. mit herrlichem Sonnenskilauf. Fotos: Lachtal Lifte

MM-Frage: „Herr Rappold, schildern Sie bitte zuerst Ihren Werdegang sowie Ihre Stationen in der Seilbahnbranche.“
Wolfgang Rappold: „Ich bin Betriebswirt und war zunächst in der Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung tätig, ehe ich über die Steirische Landesholding den Tourismus kennenlernte. Diese Gesellschaft war damals für alle touristischen Infrastrukturbetriebe der Steiermark zuständig – darunter auch viele Seilbahnen. Von 1992 – 95 war ich betriebswirtschaftlicher Referent bei der Landesholding. Seit Anfang der 90er Jahre hat sich die Seilbahnbranche in der Steiermark u. a. durch Unterstützung des Landes sehr positiv entwickelt. Hierauf wurde ich in die Geschäftsführung der Hauser Kaibling Seilbahnen berufen und auch auf die Riesneralm in Donnersbachwald. Der Hauser Kaibling war damals ein extrem aufstrebender Berg und daher eine Riesenherausforderung für mich. Ein Teil meiner Aufgaben war es, an der Verbindung der 4 Skiberge mitzuwirken, die 1998 schließlich auch realisiert wurde. Auf der Riesneralm – damals mehr oder weniger ein Sanierungsfall – kümmerte ich mich vor allem um das Ausbauprojekt mit u. a. zwei Sesselbahnen, Beschneiung, Kinderbereich, Gastronomie etc. Um damals 150 Mio. ATS wurde das Skigebiet komplett neu aufgestellt. 2004 habe ich familiär bedingt nach Graz in die Versicherungsbranche gewechslet und seit August 2007 fungiere ich als Geschäftsführer der Lachtal-Lifte und Seilbahnen GmbH.“
MM-Frage: „Wie haben sich die Lachtal Seilbahnen seit Ihrem Eintritt als Geschäftsführer entwickelt und auf welchem Niveau haben Sie diese übernommen?“
Rappold: „Ich kannte das Lachtal bereits von meiner früheren Tätigkeit her und wusste, dass hier vom Gelände her gesehen ein riesiges Potenzial drinnen steckt – allerdings auch eine große Herausforderung. Das Lachtal hatte zum Zeitpunkt meines Eintrittes mit allerlei Schwierigkeiten zu kämpfen wie z. B. mit einer schlecht ausgebauten Beschneiungsanlage und schlechter Chemie zwischen den Verantwortungsträgern am Skiberg. Der warme, schneearme und wirtschaftlich gesehen für das Lachtal katastrophale Winter 06/07 war dann wohl ausschlaggebend für den Geschäftsführerwechsel. Ich bin offen auf alle zugegangen und wollte das in den 60er und 70er Jahren sehr bekannte Skigebiet (,Steirischer Arlberg‘) neu aufstellen und ihm seinen gebührenden Platz wieder zurückgeben. Die Stimmung hat sich rechtrasch zum Positiven gewendet und die erste kurzfristig umsetzbare Maßnahme war trotz finanzieller Engpässe die Anschaffung eines modernen Pistengerätes mit Seilwinde. Denn eine hohe Pistenqualität ist die Grundvoraussetzung bei der Positionierung. Zusätzlich hatte ich das ,Glück des Tüchtigen‘, weil sich genug Naturschnee einstellte, und so konnte durch den Quantensprung beim Präparieren auch ein entsprechender Imagegewinn erzielt werden. Gleichzeitig war die Bettenanzahl durch eine neue Appartementanlage wesentlich angestiegen, wodurch wir in diesem Winter 07/08 eine wunderbare Umsatzsteigerung erreichten. Der Bau dieser Appartementanlage war für mich übrigens Voraussetzung, dass ich die Funktion des Geschäftsführers überhaupt übernommen habe. Sonst wäre die Abhängigkeit vom Tagesgast und vom Wetter zu hoch gewesen.Allerdings wurde umgekehrt dem Investor vor dem Bau zugesichert, dass die Qualität des Skigebietes auf modernes Niveau angehoben wird. Die 4 Sterne-Qualität im Bettenbereich muss mit dem Skigebiet ja in etwa zusammenpassen. Als ersten Schritt optimierte ich dann 2008 die Schneeanlage um 2,3 Mio € (zu 100 % fremdfinanziert) samt einem Riesenspeichersee mit auf fast 2000 m Seehöhe mit 107 000 m3 Volumen. Damit können an die 25 Pistenkilometer zum Teil in 4–6 Tagen beschneit werden. Diese Schneesicherheit – das Lachtal zählt für mich seiner Seehöhe von 1600–2200 m zu den schneesichersten Gebeiten in den Ostalpen – war wiederum Voraussetzung für die jetzige nächste Etappe: Modernisierung der Aufstiegsanlagen.“

Interviewpartner Mag. Wolfgang Rappold, Geschäftsführer der Lachtal-Lifte und Seilbahnen GmbH & Co KG.

MM-Frage: „Kürzlich wurde die ,Qualitätsoffensive 2010‘ gestartet. Was ist darunter zu verstehen, welche Ziele werden verfolgt?“
Rappold: „Durch die Schneeanlage konnten wir drei gute Winter hintereinander einfahren und dadurch ein Ausbauprojekt aufstellen. Der ,Druck‘ seitens der Betteninvestoren hat sich 2009 sogar noch gesteigert – der Bau weiterer 130 Betten wurde in Aussicht gestellt, wenn von uns eine zusätzliche kuppelbare 6er Sesselbahn zur Saison 2010/11 errichtet wird. Allerdings musste die Zusage bis Mitte April 2009 erfolgen. Dieses Angebot war so verlockend, dass ich alles daran setzte, innerhalb kürzester Zeit alle notwendigen Voraussetzungen zu schaffen. Im Nachhinein betrachtet ist es ein Wunder, dass es tatsächlich funktioniert hat und auch die 130 Betten bereits zu Weihnachten 2009 verfügbar waren.Konkret handelt es sich bei der Qualitätsoffensive um die neue 6 SBK ,Schönberg-Schaukel‘ mit Wetterschutzhauben (Leitner) im Bereich des neuen ,Sissi Parks‘, die zwei Schlepplifte ersetzt. Von dort aus wird man alle bestehenden Pistenauf der Schönberg-Tanzstatt-Seite erreichen und zusätzlich eine neue attraktive Piste entlang der Bahn erschließen.Weiters soll eine Gebietserweiterung auf der Rückseite des Skiberges in Richtung Dietrichalm stattfinden. Dieser schneesichere Nordhang erinnert an eine ,Märchenwiese‘ und wird durch eine neuen Schlepplift erschlossen. Die Idee dazu besteht ja schon seit über 30 Jahren. Und schließlich kommt der Ersatz des 37 Jahre alten aber extrem wichtigen Zinken-Schleppliftes. Von dessen exponierter Bergstation auf 2200 m werden nämlich u. a. sehr attraktive Pisten und in der Steiermark einzigartige Skirouten erschlossen. Der neue Lift wird wieder ein Schlepper sein – ich bin ein Verfechter der Einstellung, dass in jedem Skigebiet auch ein paar moderne Schlepper stehen können, weil es zum Skifahren dazugehört – allerdings mit einer höher liegenden Talstation, wodurch die Schlepptrasse um 400 m kürzer wird. Generell denke ich, dass in jedem Skigebiet schon auch der eine oder andere Schlepplift stehen kann, weil diese zum Skifahren einfach dazugehören.Ziel ist natürlich die Qualitätssteigerung des Gebietes, dafür werden 7 Mio. € investiert.“

Flugbild über den 107 000 m3 fassenden Speichersee Tanzstatt.

MM-Frage: „Wie wird der Investitionsaufwand hereingebracht?“
Rappold: „Eine reine Fremdfinanzierung war natürlich nicht möglich, ich musste rd. 4 Mio.€ Eigenkapital auftreiben. Dies gelang durch eine spezielle Idee: die Baustein-Aktion. Ein Lachtal- Baustein kostet 5 000 Euro, innerhalb kürzester Zeit wurde so mit viel Überzeugungsarbeit eine Million Euro aufgestellt. Dieser Betrag war Voraussetzung für die Unterstützung der regionalen Banken und des Landes, die diesen dann jeweils als Eigentümer verdoppelt haben. Im Prinzip sind die Bausteine nichts anderes als ,stille Beteiligungen‘ von ca. 150 Privatleuten und Unternehmern aus der Region. So kamen die benötigten 4 Mio. € Eigenmittel zustande, 3 Mio. € werden fremdfinanziert. Diese Vorgangsweise war unsere einzige Chance, entscheidend war es, die ganze Region rund um das Lachtal zu gewinnen.“
MM-Frage: „Ihr konntet drei Rekordwinter in Folge verzeichnen. Worauf ist dieser Erfolg zurückzuführen? Hat sich die Zusammensetzung des Publikums verändert (Osteuropa?) und die Bedeutung in der steirischen Seilbahnbranche?“
Rappold: „Seit meiner Tätigkeit als Geschäftsführer konnten wir die Umsätze nachhaltig um rd. 50 % steigern. Das ist einerseits auf die positive Bettenentwicklung und andererseits auf ein Plus bei den Tagesgästen sowie die gute Kooperation zwischen uns, dem TVB sowie dem Bettenvermieter zurückzuführen. Natürlich spielen auch meine fleißigen, motivierten Mitarbeiter eine große Rolle und professionelles Marketing. Es kommt nicht von ungefähr, dass wir Auszeichnungen erhalten haben vom steirischen Pistengütesiegel bis zum internationalen Pistengütesiegel oder die Nennung auf der Internettplattform Bergfex als drittbeliebtestes Skigebiet der Steiermark. Das Publikum wurde inzwischen in der Zusammensetzung internationaler, wir haben Deutsche, Holländer, Kroaten und natürlich Ungarn mit dem Hauptanteil von 30 %. In der Vergangenheit war der Ungarn-Anteil sogar höher. Das Lachtal hat außerdem viele Zweitwohnungsbesitzer, die jetzt wieder verstärkt Saisonkarten kaufen und sich auch an der Baustein-Aktion beteiligt haben.“

Die bisher größte Aufstiegshilfe 6SBK Lachtal wird zur Saison 2010/11 um eine weitere 6er Sesselbahn mit Haube ergänzt: die Schönberg-Schaukel.

Seit meiner Tätigkeit als Geschäftsführer konnten wir die Umsätze um 50 % steigern.
MM-Frage: „Ein weiteres neues Projekt ist das ,Almhüttendorf Lachtal‘ mitten im Skigebiet. Wie ist diese Idee entstanden, was ist das Besondere daran und welcher Effekt soll erzielt werden?“
Rappold: „Die Idee zum Almhüttendorf entstand aus dem Teamgeist zwischen dem Bürgermeister, dem Tourismusobmann und mir. Das Lachtal ist prädestiniert für eine Entwicklung zum kleinen, aber feinen Resort mit weniger Abhängigkeit vom Tagesgast und somit vom Wetter. Dafür sind jedoch weitere Betten erforderlich. Anstatt wieder einen Großinvestor zu suchen, richteten wir uns zuerst an die Einheimischen. Die Wertschöpfung sollte in der Region bleiben. Wir dachten vor allem an Landund Forstwirte, für die der Tourismus ein weiteres Standbein zur Existenzsicherung sein könnte. Und es existierte ja bereits ein funktionierendes Vorbild in Form einiger verstreut liegender Selbstversorger-Hütten von Grundbesitzern. Also entstand die Vision vom Almhüttendorf mit bis zu 40 privaten, individuellen Hütten für ca. 300 Betten. Wir haben dann tatsächlich auch einen Grundbesitzer gefunden, der 2 ha Grund mitten im Skigebiet zu einem vernünftigen Preis verkauft. Bislang gibt es schon 15 konkrete Interessenten. Man muss nur vorsichtig sein, dass keine Zweitwohnsitze daraus werden. Das Gesetz ist diesbezüglich relativ schwach, daher müssen wir uns selber einige Regeln geben.“
MM-Frage: „Wie wird die Vermarktung des Almhüttendorfes ab 2012 abgewickelt und welche Rolle spielen die Bergbahnen dabei?“
Rappold: „Es gibt grundsätzlich Vermarktungsschienen für solche Hüttendörfer und auch wir selbst haben inzwischen eine gute Vermarktungsschiene aufgebaut. Auf unserer neuen Homepage existiert u. a. ein Vermieterportal, hier können auch die Almhütten mitintegriert werden. Es soll weiters am Gelände eine Zentraleinheit mit Shop, Schlüsselübergabe und Verwaltung etc. entstehen. Wir wollen in der ersten Phase nur gewisse Qualitätsstandards und Baurichtlinien vorgegeben, sonst hat jeder Hüttenvermieter freie Handhabe. In diesem Rahmen ist individuelle Gestaltung möglich. Für uns als Bergbahn ist wichtig, dass die Almhütten gut belegt sind und vernünftige Packages geschnürt werden. Dazu werden wir das Unsere beitragen und außerdem in unseren Werbemitteln und im Internet auf diese besondere Unterkunft hinweisen.“

Urige Skihütten laden auf den sanften Almflächen zum „Entschleunigen“ ein.

MM-Frage: „Das Konzept unterscheidet sich von den bisher bekannten Lodges und Hüttendörfern. Habt ihr euch zuvor mit dieser Materie befasst und hierauf einen eigenen Ansatz entwickelt?“
Rappold: „Aufgrund der hier bestehenden Strukturen mit Selbstversorger-Hütten von Landwirten und deren guter Auslastung im Winter wie im Sommer lag die von uns gewählte Strategie nahe. Jetzt geht es einfach um die Zentrierung und Aufstockung dieses Angebotes auf einem schönen Platz. Den haben wir direkt an der Piste auf 1 600 m gefunden – und er ist auch aus der Sicht des Sommerbetriebes günstig ist er am Talschluss gelegen.“
MM-Frage: „Wird sich die Positionierung eures Skigebietes durch die neuen Projekte (Qualitätsoffensive, Almhütten etc.) ändern, oder geht es nur darum, die Zukunft abzusichern?“
Rappold: „Zum Teil ist es ein Nachholen bisher versäumter Pflichten für ein Gebiet mit hohem Potenzial. Dadurch wird das Lachtal ein kleines, feines und gemütliches Skiresort, das in sich abgeschlossen ist. Die Infrastruktur muss freilich noch weiter verbessert werden – wenngleich einiges schon passiert ist: Hotels, Shops und Skihütten wurden und werden derzeit renoviert und ausgebaut, eine beleuchtete Rodelbahn wurde errichtet etc. Unsere Zielgruppen sind vor allem Familien und Kleingruppen, an dieser Grundpositionierung wird sich nichts ändern, sie wird aber bekräftigt. Außerdem wird sich dadurch eine Absicherung für die Zukunft auf Jahre hinaus ergeben. Ohne die jetzt eingeleitete Qualitätsoffensive hätte sich die Spirale schnell wieder nach unten gedreht, weil für die neu hinzugekommenen Qualitätsbetten auf Dauer keine Gäste mehr zu finden sind.“
MM-Frage: „Welche mittelfristigen Pläne für die Zukunft wälzt ihr noch? Wo wollen die Lachtal Seilbahnen im Jahr 2020 stehen?“
Rappold: „Wir haben zusammen mit den Meinungsbildnern im Lachtal die touristische Entwicklung skizziert und eine Art Masterplan gemacht. Dabei wurden etliche Ziele formuliert wie z. B. ,mehr Dorfcharakter‘, ,bessere Infrastruktur‘ oder ,alternative Unterhaltungsangebote wie eine überdachte Eisbahn‘. Auf keinen Fall soll die Gemütlichkeit und das Authentische verloren gehen, wir werden uns zu keinem Remmy-Demmy Skigebiet entwickeln. Das würde nicht zum Lachtal und seinen Menschen passen. Außerdem muss im Sommer eine bessere Auslastung gelingen.“

Lageplan für das bis 2012 zu errichtende Almhüttendorf direkt an der Piste.

MM-Frage: „Sollen künftig auch für den Sommerbetrieb Initiativen gesetzt werden?“
Rappold: „Bis vor Kurzem wurde das Sommergeschäft leider ziemlich vernachlässigt. Erst mit den neuen Betten hat sich ab 2007 wieder eine kleine Sommerszene eingestellt (15 000 Nächtigungen). Hier sind wir künftig stark gefordert und wollen uns auch in Richtung ,Ausgezeichnete Sommerbahnen‘ weiter ent – wickeln. Derzeit werden Seilbahnbetrieb an 2 Tagen in der Woche, geführte Wanderungen, das ,Salzen‘ und Almhütten-Erlebnis angeboten.Da das Gebiet jedoch allergiefrei auf 1600 m liegt, sind im Gesundheitsbereich noch einige Möglichkeiten vorhanden. Mein momentanes Hauptaugenmerk gilt jedoch der Umsetzung der o. e. Qualitätsoffensive.“
MM: „Herr Rappold, wir danken für das Gespräch.“