„Der One-Stop-Shop wird bald Realität sein“

Dir. Mag. Ernst Trummer Fotos: Planai Bahnen

Vor einem halben Jahr hat Mag. Ernst Trummer das Ruder bei den Planai-Hochwurzen-Bahnen übernommen. Der MOUNTAIN MANAGER hat ihn nach seinen Zielen und den Zukunftsperspektiven der Skiregion befragt.MM: „Sie haben Mitte des Jahres die Geschäftsführung der Planai-Bahnen übernommen. Mit welchen Erwartungen und Zielsetzungen gehen Sie die neue Aufgabe an?“Ernst Trummer: „Ich habe vor 13 Jahren bei den Planai-Bahnen zu Beginn meiner Studienzeit als Parkwächter angefangen und in der Folge alle Abteilungen des Unternehmens durchlaufen, insofern ist die Branche für mich nicht neu. Ganz im Gegenteil: Vom Autoeinweisen bis hin zum ,Bügelzugeben‘ beim Märchenwiesenlift ist mir keine Arbeit fremd. Ich habe gewusst, was es heißt, in die Fußstapfen eines Albert Baier zu treten, der 40 Jahre lang das Unternehmen höchst erfolgreich geführt hat. Die Hauptzielsetzung in den kommenden 5 Jahren ist von mir klipp und klar vorgegeben: das Heranführen der Planai-Bahnen ausgehend von einem soliden Seilbahnbetrieb hin zu einem modernen Ganzjahres Freizeit-Konzern.“MM: „Wie sehen Sie die Position des Unternehmens, wie sind die Planai-Bahnen aufgestellt?“Trummer: „Zur Planai-Hochwurzen-Bahnen GesmbH gehören die Skiberge Planai, Hochwurzen, der Dachstein-Gletscher, Ski Galsterberg, ein Reisebus-Unternehmen mit 15 Reise- und Linienbussen, ein Reisebüro, sowie 2 Gastrobetriebe. Zum Firmennetzwerk zählen auch noch einige Tochterfirmen sowie Beteiligungen an anderen Unternehmen.Jedes unserer Produkte ist eigens positioniert. Steht die ,Planai‘ für jung, sportlich, dynamisch und international, so ist der Skiberg Hochwurzen, der etwa 40% des Seilbahnumsatzes des Unternehmens macht, für den ,vielseitigen Sportgenießer‘ mit Flutlichtpiste, Rodelbahn, Kinderangebot, Familie positioniert.Eine konkrete Positionierung auch mit dem entsprechenden ,Mut zur Lücke‘ ist unabdingbar für mich, um erfolgreich zu sein. Deshalb gibt es sie für alle Produkte unseres Unternehmens. Selbst der kleine ,Ski Galsterberg‘ mit seinen 5 Anlagen und ganz im Osten der Region-Schladming-Dachstein gelegen, stellt hier keine Ausnahme dar. Der Berg tritt als ,das Gallische Skidorf‘ auf, der den Großen der Region, die wir ja selbst sind, Widerstand leistet.Die stärkste internationale Marke im Unternehmen ist ,Der Dachstein‘. Publikums-Highlights sind ,Der Eispalast‘, der ,Dachstein Skywalk‘ sowie der ,Dachstein-Superpark‘ für Boarder & Slopestyler. Wir machen hier unser Geschäft im Sommer.Wir verfügen über sehr solide Unternehmenskennzahlen und sind in der Lage, jährlich aus eigener Kraft rund 8 Mio. Euro zu investieren. Einige Kennzahlen möchte ich erwähnen: Umsatz 31,5 Mio. Euro, im Winter bis 320 Mitarbeiter, im Sommer bis 200 Mitarbeiter, der Frauenanteil im Unternehmen beträgt 23%, dazu haben wir 31 Seilbahnen und Lifte. Die Berge Planai, Hochwurzen & Dachstein-Gletscher sind Ganzjahresbetriebe.“

Tiefer Winter auf der Planai.

„Wir sind moderne Freizeit-Manager“MM: „Welche Faktoren sind Ihnen im Unternehmen wichtig, was kennzeichnet die Planai-Bahnen?“Trummer: „Meine gut 300 Mitarbeiter, die in der eigenen Firmenakademie ausgebildet werden, absolvieren jährlich zusätzlich zu den ohnehin branchenüblichen Fortbildungen 2 bis 3 Schulungen rein zum Thema ,Dienstleistungs-Bewusstsein‘: Wir sind bei Gott keine Liftler. Wir sind nichts anderes als moderne Freizeit-Manager, deren Job es ist, die wertvollste Zeit der Gäste, sprich den Urlaub, zu gestalten.Alle unsere Mitarbeiter, vom Reinigungspersonal bis hin zum Management legen dabei auch jährlich eine schriftliche Prüfung ab. Dies ist nicht branchenüblich, aber wenn ein Mitarbeiter im Sommer ein fleißiger Zimmerer oder Maurer ist, dann muss er auch einen Sinus oder Cosinus ausrechnen können. Ebenso muss er im Winter wissen, was wir unter Dienstleistung verstehen. Mitarbeiterausbildung nimmt bei uns oberste Priorität ein.Wenn ich heute das Geld habe und eine goldene Seilbahn bauen lasse und vielleicht noch Frau Grasser bitte, dort ein paar coole Swarovski Steinchen anzubringen, dann kann mein Mitbewerber auch dasselbe machen lassen, wenn entsprechend Geld vorhanden ist. Dienstleistungsbewusstsein bei den Mitarbeitern kann man aber nicht kaufen, das muss ich schulen. Immer und immer wieder. Und dafür muss ich Zeit und Geld in die Hand nehmen. Ich bin aber überzeugt, dass es langfristig die beste Investition ist.“MM: „Die Planai-Bahnen haben in den letzten Jahren sehr viel investiert und dabei Akzente gesetzt. Nennen Sie bitte wichtige Eckdaten.“Trummer: „Wir haben in den letzten 10 Jahren ziemlich genau 100 Mio. Euro in die Infrastruktur unserer Skiberge investiert. Wie überall ist das Geld in Pisten, Bahnen und Schneeanlagen geflossen. Mit 657 Schneigeräten haben wir eine ordentliche Ausstattung und sind in der Lage 100% der Pistenfläche zu beschneien, was auch aufgrund unserer niedrigen Höhenlage von 740 m bis 2000 m notwendig ist. Aber wir geben uns hier keinen Illusionen hin: Das ist, wie wenn ich heute beim Mediamarkt einen Computer kaufe – kaum habe ich das Geschäft verlassen, ist er schon wieder alt. Eine Never-Ending Story.Wir investieren aber nicht nur in Hardware. Jährlich stelle ich ein entsprechendes Budget zur Verfügung, um in emotionsgeladene ,G´schichtln‘ zu investieren: Klangpiste, Skywalk, Eispalast, Planai-Beach, Rockstars zum Opening, Schnell-Schusstrecken, Planai Service-Points, Skiline – die Planai war das erste Gebiet überhaupt, wo man dieses System, das auf den Jäger- und Sammlertrieb des Gastes abzielt, eingeführt hat.Es sind nämlich nicht unsere tollen Bahnen und die Schneekanonen, über die der Gast zuhause erzählt. Er setzt dies ohnehin voraus, ebenso wie die Sicherheit. Ich strapaziere hier immer den Vergleich mit einem Flugzeug: Wenn ich heute mit einer Boing 777 nach Sydney fliege, ist es so, dass es nur 2 Triebwerkshersteller für diese Maschine gibt. Mir, als Fluggast, ist das aber völlig gleichgültig, welche Turbine da hinten brummt. Meinen Freunden erzähle ich maximal weiter, ob die Flugbegleiterin nett oder gar fesch war, das Essen gut und der Flieger pünktlich. Und genauso ist es bei uns. Technik ist an und für sich emotionslos. Wir sollten aber ,Emotions-Dealer‘ oder noch besser ,Glücks-Dealer‘ für unsere Gäste sein.“

Planai „Golden Jet“

MM: „Auch für diese Saison war man wieder ausgesprochen aktiv, was wird neu für 2009/10?“Trummer: „Wir haben heuer 16 Mio. Euro investiert. Die erste 8er- Sesselbahn der Steiermark führt nun direkt zum Planai-Gipfel auf 1906 m. Es wurden 3 Brücken als Skiüberführungen gebaut, ein 80 m langer, straßenverkehrstauglicher Tunnel, erhebliche Investitionen in Pistenverbreiterungen bzw. in die Schaffung neuer Pisten getätigt. Und dann gab es noch die üblichen Investments in den Ausbau der Beschneiung, neue Pistengeräte etc.”MM: „Im Bereich der Schneehöhenmessung war Schladming Pionier. Welche Erfahrungen haben Sie bisher gemacht, wie gehen Sie die Sache dieses Jahr an?“Trummer: „Die Planai-Bahnen gelten seit jeher als innovatives Unternehmen. Ob dies die ersten Flutlichtrennen im Skiweltcup waren, die Züchtung eigener Alpinsaatgutmischungen für die Begrünung, erster unterirdischer Sesselbahnhof, Entwicklung Schneeanlage etc. Ständig sind ein bis zwei Projekte in der Pipeline, die wir bis zur Marktreife mitentwickeln. Voriges Jahr kam die elektronische Schneehöhemessung auf den Markt, welche mit unserer Hilfe entwickelt wurde. Die Vorteile liegen ganz einfach auf der Hand: Endlich weiß ich konkret, wie hoch die Schneedecke ist und muss mich nicht auf´s Gefühl, Verdachtsmomente oder persönliche Befindlichkeiten, die im Kaffeesudlesen münden, verlassen. Das Gerät ist unbestechlich und zeigt auf den Zentimeter genau die Schneeauflage unter dem Pistengerät an. Meine Mitarbeiter staunen manchmal ganz schön, wo noch Schneereserven liegen, ohne dass wir es wissen. Das ganze läuft unter dem Titel ,Ressourcenschonendes Schneemanagement‘.”

Dachstein Sky Walk.

„Es überwiegen bei weitem die Vorteile“MM: „Sie hatten heuer ein sehr frühes Opening im Oktober, was waren Ihre Ziele – welche Erfahrungen haben Sie gemacht?“Trummer: „,Be the first or be the best‘ Am 17. Oktober in den Winter zu starten als 1. Skigebiet Österreichs, und das in unserer Höhenlage ist in der Tat eher ungewöhnlich. Die Bedingungen haben es aber zugelassen und die Auftakt-PR hat sämtlichen Aufwand gerechtfertigt. Nebenbei sind auch noch 2000 Gäste gekommen.“MM: „Wie hat sich der Dachstein entwickelt, der vor ein paar Jahren integriert wurde?“Trummer: „Wir haben den Dachstein-Gletscher 2003 in unser Unternehmen eingegliedert und seither ist wirklich viel geschehen. Die augenscheinlichste Auswirkung: Die Beförderungszahlen konnten fast verdoppelt werden und das ,Werkl‘ läuft wieder. Publikumsattraktionen, wie der schon erwähnte Skywalk oder der Eispalast haben entscheidend dazu beigetragen. Aber auch die fast immer ausgebuchten Sonnenaufgangsfahrten (4 Uhr morgens Abfahrt), die Sonnenuntergangsfahrten, Mondscheinwanderungen, Konzerte, 14 neue Klettersteige etc. haben ihren Beitrag zur völligen Neupositionierung geleistet. Das Dachstein-Team wurde vom ,Planai-Spirit‘ infiziert und mittlerweile sind wir eine große Familie. Der Dachstein macht uns allgemein mächtig Spaß.“MM: „Welche Erfahrungen machen Sie mit der Mitgliedschaft Ski Amadé, wurden Ihre Erwartungen erfüllt?“Trummer: „Ski amadé wird höchst professionell geführt und ist eine Erfolgsgeschichte. Die Umsätze sind überproportional zum Branchenschnitt gestiegen. Es kommt nicht von ungefähr, dass sich bereits viele andere Regionen zu größeren, marktfähigen Einheiten zusammenschließen. Dies ist einfach ein Gebot der Stunde. Selbst als größeres Einzelunternehmen bin ich kein adäquater Verhandlungspartner für einen internationalen Reisekonzern. Man kann den Verbund durchaus auch ein bisschen mit der EU-vergleichen: Es überwiegen bei weitem die Vorteile und die vielen Synergien. Und es funktioniert nicht, wenn man sich nur die Rosinen herauspickt. Ein gewisses Maß an Kompromissbereitschaft muss jeder mitbringen, damit es klappt. Und in Ski Amadé klappt’s.“MM: „Mit welchen Erwartungen gehen Sie in die diesjährige Saison, spüren Sie die Auswirkungen der Wirtschaftskrise?“Trummer: „Natürlich werden wir auch die Auswirkungen zu spüren bekommen. Wir wären sonst wahrscheinlich die einzige Branche, die überhaupt nichts davon abbekäme. Aber ,Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben‘. Mehr Sorgen würde mir in Hinkunft eher ein Saisonstart nach Weihnachten oder ähnliches machen, weil dann sprechen wir nicht von 5% Rückgang. Dann geht´s ans Eingemachte. Insofern bin ich der Meinung, dass jedes gesunde Unternehmen eine Schwankung auch nach unten aushalten muss.“

Downhillstrecke im Planai Bike Park.

„Walk the talk“MM: „Wie bereiten Sie sich auf die WM vor, wie liegen Sie im Zeitplan?“Trummer: „Wir liegen absolut im Zeitplan und investieren derzeit auch bis zu 40% der Arbeitszeit in WM-relevante Projekte. Etliche WM-Projekte sind sogar schon abgeschlossen, wie Brückenbauten, Tunnel, Einfahrpisten etc. Als nächstes steht das ,Herz der WM‘ zu Realisierung an, das neue Planai-Talstationsgebäude, das sehr innovativ und futuristisch ausfallen wird.“MM: „Sie haben vor 2 Jahren im Rahmen des TFA-Forums in Fiss einen Vortrag zum Thema ,Frauenpower‘ gehalten. Wie setzten Sie das in Ihrem Unternehmen um?“Trummer: „In dem wir nicht – wie vor 2 Jahren noch referiert – einen Frauenanteil von knapp 20% haben, sondern bereits Richtung 25% steuern. Ganz einfach ‚Walk the talk’.“MM: „Wo sehen Sie die wichtigsten Herausforderungen, um die Planai-Bahnen erfolgreich weiterführen zu können.”Trummer: „Im Ausbau des Sommerbetriebs und im Umbau zu einem Ganzjahresfreizeitkonzern. Dazu muss das Unternehmen einen höheren Anteil in der Wertschöpfungskette vor Ort einnehmen. Mit knapp 18% Wertschöpfung am touristischen Kuchen, der sich aus dem reinen Ticketverkauf ergibt, werden wir unsere ambitionierten Ziele nicht erreichen. Wir werden neue Geschäftsfelder kontinuierlich aufbauen. Der ,One-Stop-Shop‘ wird bald Realität bei uns sein.“MM: „Wo soll das Unternehmen in 10 Jahren stehen?“Trummer: „Örtlich wird die Planai nach wie vor in Schladming stehen. Aber Spaß beiseite: Der Begriff „Ganzjahres-Freizeit-Konzern“ ist in die Realität umgesetzt, es sind neue Unternehmenszweige dazugekommen, der Sommerbetrieb ist keine lästige Pflicht mehr, sondern fährt ein Kür-Programm.“