Alex Andreis, DI Sonnenplateau Ritten Konsortial GmbH: „Ritten soll attraktivster Lebensraum in Südtirol werden“

Die Ritten KGmbH hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Positionierung und Produktentwicklung des Ritten unter ein Dach zu bringen und die Dinge gemeinsam vorwärts zu bringen.  Dir. Alex Andreis gibt im Gespräch mit dem Mountain Manager Einblick in die Vorgangsweise und den Status Quo.

Alex Andreis, Direktor Sonnenplateau Ritten Konsortial GmbH.

MM-Frage: „Was ist die Sonnenplateau Ritten Konsortial GmbH, wie lange gibt es sie und wer sind ihre Gesellschafter?“Alex Andreis: „Die Sonnenplateau Ritten Konsortial GmbH wurde im November 2009 gegründet. Es handelt sich um eine Dachgesellschaft, welche den Tourismusverein Ritten, die Rittnerhorn Bergbahnen AG und den Sportverein Ritten verbündet. Die Aufgaben der Sonnenplateau Ritten KGmbH liegen vor allem in der Konsolidierung der Positionierung des Ritten und in der gesamten Produktentwicklung auf allen Ebenen. Momentan ist nur die Position des Direktors in der Dachgesellschaft vorgesehen, in Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern der Partnergesellschaften.“MM-Frage: „Stellen Sie die Gesellschafter und deren Aufgaben bitte kurz vor.“Andreis: „Die Gesellschafter haben unterschiedliche Aufgaben und unterschiedliche Zielgruppen. Der Tourismusverein bemüht sich um Betreuung der Gäste vor Ort (Pflege der Wanderwege, Koordination von touristisch relevanten Veranstaltungen, Mitgliederpflege), die Rittnerhorn Bergbahnen AG ist für das Ski- und Wandergebiet zuständig (Führung der Liftanlagen), während der Sportverein Ritten für die verschiedenen Sportsektionen und deren Mitglieder zuständig ist. Eigentlich genau die Aufgaben, die man sich von diesen Gesellschaften erwartet. Einzig die Idee, das alles unter einem gemeinsamen Dach zu vereinen, ist (zumindest für Südtirol) revolutionär.“MM-Frage: „Was war der Grund/Auslöser dafür, die Sonnenplateau Ritten Konsortial GmbH zu gründen?“Andreis: „Es gibt dazu eine Vielzahl an Gründen. Ein Generations- und Führungswechsel bei allen Partnern war vom Zeitpunkt her der Auslöser. Generell lebte der Ritten vom Ruhm der Zeit, wenig Neues wurde vorangetrieben. ‚Man hat es verschlafen’, wie man so schön sagt. Im Tourismus waren die Nächtigungszahlen am Ritten rückläufig, auch bei den Bergbahnen war die Situation nicht leicht. Dazu kommt, dass eine neue Verbindung von der Landeshauptstadt Bozen zum Ritten geschaffen wurde, mit großen Herausforderungen aber auch großen Chancen (die alte Seilbahn bewegte ca. 200 000 Fahrgäste jährlich, die neue Umlaufbahn kommt auf knapp 1 000 000 Fahrgäste pro Jahr). Diese Umstände haben die Partner dazu bewegt, den Schritt zu wagen und eine Dachgesellschaft zu gründen. Man war sich bewusst, dass im Wettkampf mit anderen Destinationen der gemeinsame Weg die einzige Möglichkeit zur positiven zukünftigen Entwicklung ist.“

Plan zum künftigen Familiengelände am Ritten. Fotos: Sonnen¬plateau Ritten KGmbH

„In der Struktur liegen die nächsten Herausforderungen“MM-Frage: „Wie sehen die Strukturen in der Gesellschaft aus, wie wird sie finanziert?“Andreis: „Die Sonnenplateau Ritten wird von den drei Partnerstrukturen finanziert. Dazu kommen weitere Beiträge von der Gemeinde Ritten für gezielte Projekte. Doch genau in der gesellschaftlichen Struktur liegen die Schwierigkeiten und die nächsten Herausforderungen. Bisher hat man über eine gemeinsame Positionierung nachgedacht und Projekte der Partnergesellschaften unter einem Dach vereint. Nun gilt es, die Struktur selber neu zu überdenken.“MM-Frage: „Wie sieht Ihr beruflicher Werdegang aus?“Andreis: „Studiert habe ich eigentlich Architektur. Allerdings war ich während des Studiums für mehrere Jahre als Trainer der Italienischen Snowboard Nationalmannschaft tätig, und habe anschließend einen Master in Sportmarketing absolviert. Ab dem Jahre 2006 konnte ich dann bei Südtirol Marketing im Bereich der Regionalentwicklung arbeiten und konnte auch den Ritten betreuen. So gesehen waren dies beste Voraussetzungen für die jetzige Tätigkeit, da es allgemein um Tourismus, Bergbahnen, Sport und Freizeitaktivitäten geht.“

Natur und touristisches Angebot sollen harmonisch abgestimmt werden.

MM-Frage: „Was reizt Sie an Ihrer Aufgabe als Direktor der Gesellschaft und was ist Ihnen dabei wichtig?“Andreis: „Der größte Reiz war das Neue. Sowohl an etwas zu arbeiten, das in Südtirol und im Alpenraum einzigartig ist, als auch eine Gesellschaft in ihrem Werdegang von Beginn an zu führen. Die kontinuierliche Zusammenarbeit mit den Partnern, an den Projekten wie an der Weiterentwicklung der Gesellschaft, sind für mich die wichtigsten Punkte.“MM-Frage: „Welche Aufgaben/Ziele hat sich die Sonnenplateau Konsortial GmbH gesetzt und was erwartet man sich?“Andreis: „Unser Ziel ist es, den Ritten zum attraktivsten Lebensraum in Südtirol zu machen. Dies gilt für Einheimische, für Südtiroler Tagesgäste und für Urlaubsgäste aus dem In- und Ausland. Um das zu erreichen, arbeiten wir kontinuierlich und in mehreren Arbeitsgruppen an Projekten wie ‚Bestes Wintergebiet für Einsteiger und Familien’ oder ‚Sanfte Mobilität’. Die Erwartungen dabei sind sehr unterschiedlich, denn es kommt darauf an, von welchem Standpunkt aus man es sieht. Die Gemeinde Ritten erwartet sich Umsetzungen, welche im öffentlichen Interesse und auf die lokale Bevölkerung zugeschnitten sind. Bei den Gesellschaftspartnern hingegen sind eine Steigerung der Auslastung und der Wertschöpfung die ersten Ziele. Wir erwarten uns mehr Qualität, und dies würde alle bisher genannten Punkte vereinen.“

Auf den Ritten führt eine moderne 3S-Bahn, die Leitner gebaut hat.

„Ein Pluspunkt ist die Einzigartigkeit“MM-Frage: „Aus welchem Pool an Pluspunkten/Vorzügen/Voraussetzungen kann man schöpfen?“Andreis: „Wie bereits erwähnt, ist ein großer Pluspunkt die Tatsache, dass es der Ritten ‚verschlafen’ hat. In Zusammenhang mit dem Trend der Zeit ist das wiederum die beste Voraussetzung, um passende Projekte in einem intakten Umfeld zu ermöglichen. Beispielsweise ist der Ritten stark von der Landwirtschaft geprägt. Das ermöglicht es uns, traditionelle Produkte wie die Rittner Kloatze (getrocknete Birnen) neu zu erfinden und zu vermarkten.Ein weiterer Pluspunkt ist die Einzigartigkeit. Der Ritten hat mehrere Infrastrukturen und Attraktionen wie die Nähe zur Landeshauptstadt Bozen, die Rittner Schmalspurbahn oder die Erdpyramiden, die uns von anderen Destinationen klar unterscheiden. Es gilt, Produkte im Rahmen der Positionierung zu schaffen, um diese Einzigartigkeit erlebbar zu machen.“

Die Erdpyramiden zählen zu den Attraktionen am Ritten. Foto: Frieder Blickle

MM-Frage: „Wie wird festgesetzt, was realisiert wird bzw. in welcher Reihenfolge?“Andreis: „Bei den Projekten gibt es eigentlich keine zeitliche Rangordnung. Über 50 Bürger arbeiten freiwillig daran und die Umsetzung erfolgt mehr oder weniger parallel. Einzig die Größe der Projekte und die benötigten Geldmittel führen dazu, dass manche Umsetzungen schneller als andere erfolgen.Abgesehen davon ist derzeit die Gesellschaft selber die wichtigste Baustelle. Denn seit Beginn sind alle Partnerstrukturen, trotz einer schriftlichen Vereinbarung, voneinander unabhängig. Das hat zur Folge, dass auf gesellschaftlicher Ebene viele Tätigkeiten unkoordiniert ablaufen und es keine direkten Eingriffsmöglichkeiten gibt (z. B. bei der Wirtschaftsberatung, welche nicht einheitlich ist, oder bei der Preiskalkulation der Bergbahnen). Um dies zu verbessern, peilen wir eine Neustrukturierung der Sonnenplateau Ritten KGmbH und der Partnerstrukturen an.“MM-Frage: „Wie sieht die zeitliche Planung aus?“Andreis: „Was die Neustrukturierung der Gesellschaften betrifft, so sollte diese so bald als möglich erfolgen und so schnell wie möglich umgesetzt werden. Als Wunschtermin für den Start sehen wir den 1. Jänner 2012, und idealerweise sollte das Ergebnis nach einem halben Jahr feststehen.Die Projekte hingegen werden laufend abgewickelt.“MM-Frage: „Holen Sie sich das Know-how einer Beratungsgesellschaft? Wenn ja, welcher und welche Erwartungen hat man?“Andreis: „Die gesamte Markenlogik wurde seinerzeit von Brandlogic (Innsbruck) ausgearbeitet, und es war bisher die notwendige Basis für erfolgreiche zwei Jahre. Wenn es nun um die Neustrukturierung/Zusammenführung der Partner geht, so wird der Auftrag möglicherweise an Grischconsulta (Chur) vergeben. Eine Entscheidung dazu wird in Kürze getroffen. Wir sehen in Roland Zegg und seinem Team den richtigen Berater für diese Aufgabe. Die Erwartungen sind recht einfach: Es soll eine Situation mit einer oder mehreren Gesellschaften geschaffen werden, welche ein langfristiges und koordiniertes Arbeiten ermöglicht. Ich sehe darin die einzige Lösung für eine positive Zukunft am Ritten.“

Sportliche Besucher finden am Ritten viele Möglichkeiten, aktiv zu sein.

MM-Frage: „Wie ist der Status Quo im Moment?“Andreis: „Man ist sich der Notwendigkeit dieser ‚Bürounion’ bewusst, dennoch ist die Aufgabe sehr schwierig. Schließlich geht es darum, an den Partnergesellschaften, inklusive der Dachgesellschaft selber, zu feilen und diese zu verbessern. Die größte Schwierigkeit ist es, in diesem Prozess nicht an die eigene Gesellschaft zu denken, und das ist nicht leicht.“MM-Frage: „Wie sehen die nächsten Schritte aus?“Andreis: „In den nächsten Tagen wird über die Vergabe des Auftrages zur ‚Bürounion’ entschieden. Gleichzeitig peilen wir eine Finanzierung über ein EU-Förderprogramm an, was die Realisierung um einiges erleichtern würde.Da schon mehrmals von der Positionierung gesprochen wurde, möchte ich mit unserem Leitsatz abschließen: ‚Das Sonnenplateau Ritten ist der Kraftplatz in Südtirol, an dem Erholungssuchende körperliche, geistige und soziale Aktivität finden’. dwl

Jörg Wilke, GF Ettelsberg-Seilbahn GmbH & Co. KG: Zentrale Herausforderung ist die ganzheitliche Weiterentwicklung!

Das Willinger Skigebiet liegt zwischen 560 und 830 m ü. NN. Wie man aus diesen Vorgaben ein stimmiges Angebot sowohl im Sommer als auch im Winter entwickelt, zeigt die Ettelsberg-Seilbahn GmbH & Co.KG. Ihr Geschäftsführer Jörg Wilke stellt das Unternehmen im Gespräch mit dem MOUNTAIN MANAGER vor.

Jörg Wilke, GF Ettelsberg-Seilbahn GmbH & Co. KG.

MM-Frage: Wie lange gibt es das Skigebiet am Ettelsberg?Jörg Wilke: Der erste Lift in Willingen wurde 1952 in Betrieb genommen. Nach dem Bau weiterer Schlepplifte ging 1971 die DSB Ettelsberg in Betrieb. Heute besteht das Skigebiet Willingen aus einer 8er-Kabinenbahn, sieben Schleppliften und vier Ski- und Rodelförderbändern. Hinzu kommen nochmals vier Kleinförderbänder in den Kinderländern.Die jüngere Geschichte des Skigebietes:2007: Die Seilbahngesellschaft ersetzt DSB Ettelsberg durch eine 8er-Kabinenbahn (Kosten: 6,5 Mio. Euro). Parallel wurde im Skigebiet eine Beschneiungsanlage für alle Hauptabfahrten (7 km Piste) errichtet. Das Beschneiungsprojekt wurde mit seinem Gesamtvolumen von 11 Mio. Euro hälftig von den Liftbetreibern und von der Gemeinde/Kreis/Land finanziert.Folgeinvestitionen 2008-2010: Kleinlifte wurden durch lange Förderbänder ersetzt. Die vier Kinderländer wurden mit Kleinförderbändern bestückt. Es entstanden zwei neue Skiverleihe, diverse Gastronomiebetriebe an der Piste wurden grundlegend erneuert und erweitert. Zudem wurden 5 km Skipiste und zwei Rodelpisten für den Flutlichtbetrieb beleuchtet.MM-Frage: Seit wann sind Sie Geschäftsführer der Bergbahnen, was hat Sie zu dieser Tätigkeit gebracht?Wilke: Ich wurde im Mai 2000 zum Geschäftsführer der Ettelsberg-Seilbahn bestellt. Vorher habe ich in verschiedenen Positionen im Bereich Logistik und Vertrieb eines namhaften Batterieherstellers gearbeitet. Nach dem Abschluss eines berufsbegleitenden Studiums zum Betriebswirt stieß ich eher zufällig auf die seinerzeit vakante Stelle des Geschäftsführers bei der damaligen Sesselbahn-Gesellschaft. Man kann mich daher als einen klassischen Quereinsteiger bezeichnen.

Übersicht Skigebiet Ettelsberg. Fotos: Ettelsberg-Seilbahn GmbH & Co.KG

MM-Frage: Worin sehen Sie die wichtigsten Aspekte Ihrer Aufgabe?Wilke: Das direkte Umfeld unseres Unternehmens werden wir nach den großen Investitionsmaßnahmen der jüngeren Vergangenheit weiter sinnvoll ergänzen. Hier werden wir die gesammelten Erkenntnisse der ersten Jahre einfließen lassen, um unseren Gästen ein möglichst rundes Gesamtprodukt ,Ettelsberg anbieten zu können. Bei allen Baumaßnahmen haben wir großen Wert auf die Barrierefreiheit gelegt. Gerade im Segment der älteren, gehbehinderten, oder einfach nur ängstlichen (potentiellen Fahr-)Gäste sehen wir für die frequenzschwächeren Zeiten im Sommer noch ein deutliches Wachstumspotential.Neben den sicher wichtigen Maßnahmen im eigenen Betrieb ist es zudem unerlässlich und notwendig, mit allen örtlichen und regionalen Leistungsträgern in engen Netzwerken produktiv zusammenzuarbeiten, um übergeordnete Ziele aller erreichen zu können. Als einzelner Betrieb können wir nur in einem intakten Umfeld wirklich erfolgreich sein.MM-Frage: Ist die Ettelsberg-Seilbahn GmbH & Co. KG Mitglied in einem Verbund oder einer Angebotsgruppe?Wilke: Die Ettelsberg-Seilbahn ist Teil des Skigebiets Willingen. Dieser Zusammenschluss der fünf örtlichen Liftbetreiber ist als eines von sechsGebieten im Ticketverbund der Wintersport-Arena-Sauerland, dem größten deutschen Wintersportgebiet nördlich der Alpen, eingebunden. Überregionalen Verbünden sind wir derzeit nicht angeschlossen.

Auch nachts kommen die Gäste zum Ski fahren.

MM-Frage: Wie sieht Ihr aktuelles Winterangebot aus?Wilke: Wir bieten unseren Gästen heute ein Skigebiet mit 16 Pistenkilometern, die sich über zwei Skiberge zwischen 560 und 830 m ü. M. erstrecken. Erschlossen werden diese durch 16 Aufstiegshilfen vom Kleinförderband bis zur Kabinenbahn.Zudem ist die Bergstation der Kabinenbahn idealer Ausgangsort für Spaziergänger und Langläufer. Willingen unterhält ein Netz von rund 90 km Loipen und 30 km präparierten Wanderwegen.MM-Frage: Was ist neu für 2010/11 bzw. ist für die nächsten Saisonen Neues geplant?Wilke: Die Optimierung unserer Beschneiungsanlage steht sicher ganz oben auf der Liste. Da in unseren Breiten relativ kurze Kälteperioden für die Beschneiung zur Verfügung stehen, ist und bleibt die Effektivität das Gebot der Stunde.Fixe Projekte zur nächsten Saison sind zum einen die Beleuchtung von weiteren 1,5 km Skipisten für den Flutlichtbetrieb. Hier bemühen wir uns der stetig wachsenden Nachfrage in diesem Bereich gerecht zu werden. Zum anderen steht als zentrale Aufgabe die Optimierung unseres Verkehrskonzeptes sowie unserer Parkraumgestaltung und -bewirtschaftung im Skigebiet auf dem Programm. Nach den Investitionen in den Lift- und Pistenbereich besteht hier noch dringender Nachholbedarf.

Der Hochheideturm bietet eine 42 m hohe Kletterwand.

MM-Frage: Woher kommen Ihre Gäste im Winter und im Sommer, gibt es Unterschiede?Wilke: Beim Übernachtungsgast sind unsere Haupteinzugsgebiete die Ballungszentren an Rhein und Ruhr. Dazu stellen die Niederländer ganzjährig etwa 20% unserer Gäste. Im Winter gibt es aber auch Tage, an denen es eher gefühlte 95% sind. Das Sauerland wird zwar scherzhaft aber nicht umsonst ,holländische Alpen genannt. Es ist einfach die erste bergige Region jenseits der Niederlande. Willingen verfügt über knapp 10000 Gästebetten und zählt jährlich rund 400000 Ankünfte bei 1,2 Mio. Übernachtungen.Unser zweites starkes Standbein ist traditionell der Tagestourismus. In unserem Tageseinzugsbereich von 2 Autostunden leben 19 Mio. Menschen. Das ist fast jeder vierte Deutsche. Auch hier dominieren Sommer wie Winter die Gäste von Rhein und Ruhr sowie der umliegenden Region. Zudem sind die Niederlande gerade einmal 2,5 h mit dem Auto entfernt. Die holländischen Gäste sind glücklicherweise sehr mobil und kommen gerade zum Skilaufen auch für nur einen Tag ins Sauerland.MM-Frage: Wie sehen Sie die Position des Skigebiets Willingen im Vergleich mit den großen Destinationen z.B. in den Alpen?Wilke: Die Gemeinde Willingen ist im Gegensatz zu den klassischen alpinen Urlaubsorten der typische Ort für den 3. oder 4.-(Kurz-)Urlaub. Das spiegelt sich auch in der durchschnittlichen Übernachtungsdauer von 2,98 Übernachtungen/Gast im Ort wider.Die Sauerländer Skigebiete sind der vielleicht wichtigste Skikindergarten für sämtliche alpinen Destinationen nahe der deutschen Ballungszentren. Bei uns haben sehr viele spätere Wintersportler ihren ersten Kontakt mit dem Schnee und seinen vielfältigen Möglichkeiten darin. Daher sehen wir uns als Vorstufe zum klassischen Skiurlaub in den Alpen bzw. als sinnvolle Ergänzung für den spontanen Skiausflug zwischendurch.Das größte Manko einer Mittelgebirgsregion, die fehlende Höhe, kompensieren wir durch die Nähe zu unseren Gästen, die diesen räumlichen Vorteil durchaus zu schätzen wissen. Kurz: Wir sind auf Grund dieser Nähe für viele die Berge für Zwischendurch. (Anekdote, welche die Unterschiede gut erklärt: Anlässlich der Deutschen Seilbahntagung 2008 in Willingen schlug mir ein Kollege aus der Zugspitzregion folgenden scherzhaften Handel vor: ,Du bekommst von mir einen 2000er und wir dafür Dortmund)MM-Frage: Wie wichtig sind für Ihre Destination Non-Skiing-Angebote im Winter?Wilke: Für den Übernachtungsgast gehören neben dem Skifahren natürlich auch sämtliche Annehmlichkeiten einer guten Hotellerie und Gastronomie zu einem gelungenen Urlaub. Diese bieten die Betriebe vor Ort in hervorragender Art und Weise.Willingen lebt als 4-Saison-Standort ganzjährig von seiner Vielfalt und ist hier daher traditionell gut ausgestattet. Gerade im Winter kommen uns Liftbetreibern sicher die vielen ganzjährigen Freizeitmöglichkeiten des Ortes zu Gute, wenn das Wetter mal nicht so mitspielt. Neben der ausgeprägten Hotellerie und Gastronomie sind hierfür beispielhaft das Lagunen-Erlebnisbad, Eislauf-, Kletter- und Karthalle, Mühlenkopfschanze, Besucherbrauerei, -bergwerk, Glasmanufaktur, pfiffige Museen wie das ,Curioseum oder das ,Milchmuhseum zu nennen.MM-Frage: Welche Bedeutung haben die Bergbahnen für die Region?Wilke: Auf Grund der vielfältigen Angebote vor Ort ist die Abhängigkeit der Region sicher nicht so hoch wie in manchem Alpental. Natürlich ist die Bedeutung der Seilbahn/Lifte durch die Etablierung der Beschneiungsanlage 2007 enorm gestiegen. Der Winter ist seither wieder eine vollwertige und vor allen Dingen planbare Saison für alle touristischen Leistungsträger in Willingen geworden.Unsere Sesselbahn selbst war 1971 die erste ganzjährige Freizeitattraktion für den noch in seinen Kinderschuhen steckenden Tourismusort. Durch stetige Verbesserungen am eigenen Angebot und Schaffung von neuen Attraktionen wie dem Hochheideturm 2002 (höchster Aussichtspunkt in Nordwest-Deutschland) war die Gesellschaft immer ein Vorreiter und Zugpferd im örtlichen Tourismus. Heute sind Kabinenseilbahn und Hochheideturm zentrale Bausteine in der Willinger Freizeitwelt. Der Bahn kommt als solche sicher noch eine besondere Bedeutung zu, da sie in der weiteren Region in ihrer Art bislang einzigartig ist und daher auch für das ganze Gebiet einen markanten USP darstellt.

Die Alphornmesse ist ein Besuchermagnet.

MM-Frage: Wie sieht Ihr Angebot im Sommer aus, welche Bedeutung hat der Sommer?Wilke: Ziele auf dem Ettelsberg sind die einzigartige Hochheidelandschaft mit einem vielfältigen Wandergebiet, der Hochheideturm, Kyrillpfad, Ettelsbergsee, uvm. Zudem sind Ziele wie die Weltcupschanze, der Wildpark etc. ab der Bergstation gut zu erreichen. Biker finden hier den Start der Freeride- und Weltcup-Downhillstrecke, Gleitschirmpiloten ihren Startplatz und Freeclimber am Hochheideturm eine 42 m hohe Kletterwand.Nicht zu vergessen natürlich unsere urige Berghütte, die unter dem Namen ihres Betreibers (Siggi´s Hütte) in den letzten 33 Jahren einen wahren Kultstatus erreicht hat und entsprechend gut frequentiert wird.Unsere Seilbahn fährt ca. 330 Tage/Jahr. Davon können wir an ca. 80 bis 100 Tagen Wintersport anbieten. Die Fußgänger und Biker machen über das Geschäftsjahr gesehen einen Anteil von rund 50% an den Umsätzen aus und sind dem entsprechend enorm wichtig.MM-Frage: Sind Sie mit Ihrer Positionierung im Sommer zufrieden  sind Neuerungen/Änderungen geplant?Wilke: Wir sehen unser Unternehmen mit seinen Angeboten für unsere breit gefächerten Gästeschichten derzeit solide aufgestellt. Neben punktuellen Ergänzungen und Verbesserungen stehen derzeit keine konkreten Projekte im Sommer an.MM-Frage: Welche Rolle spielen bei Ihnen Veranstaltungen im Sommer/im Winter?Wilke: Veranstaltungen und Events bereichern natürlich auch das Jahresprogramm unserer Seilbahn. Neben unserem Aushängeschild, der Alphornmesse, die jährlich über 5000 Besucher und über 200 Musiker auf den Ettelsberg lockt, führen wir noch einige kleinere Events selbst durch. Wichtig sind für uns aber sicher die beiden internationalen Veranstaltungen des Jahres:. Wir haben im Sommer mit dem BIKE-Festival eines der größten MTB-Events Europas auf unserem Gelände zu Gast. Diese Veranstaltung platziert unsere Bahn überregional optimal im Bereich unserer wachsenden Kundschaft im MTB-Sektor.. Im Winter ist seit vielen Jahren das Weltcup-Skispringen ein wichtiger Werbeträger, der den Ruf unseres Ortes als bedeutender Wintersportstandort deutlich unterstreicht.MM-Frage: Welches kulinarische Angebot haben Sie für Ihre Gäste?Wilke: In unserer Ettelsberghütte geht es kulinarisch deftig und kräftig zu. In der neuen Seilbar neben der Talstation bieten wir eine vielseitige Speisekarte für jeden Geschmack. Als besonderes Highlight bieten wir zudem für Gruppen bzw. an fixen Terminen für Jedermann ein aufwändiges 5-Gänge-Menü in den Kabinen der Seilbahn an.MM-Frage: Worin sehen Sie die größten Herausforderungen der nächsten Jahre?Wilke: Da mit den Investitionen der vergangenen Jahre auch die Ansprüche der Gäste deutlich gestiegen sind, ist die ganzheitliche Weiterentwicklung, Ergänzung und stetige Verbesserung der bestehenden Freizeit-Infrastruktur Sommer wie Winter die zentrale Herausforderung.

Mag. Heinz Pfeifer, GF Nauderer Bergbahnen GesmbH & Co KG – „Die große Herausforderung liegt in der Kommunikation!“

Die Nauderer Bergbahnen haben in der letzten Saison durch gezielte Investitionen in die Sicherheit von Sesselliften und -bahnen auf sich aufmerksam gemacht. Wofür man sich sonst noch einsetzt und welche Ziele und Erwartungen man hat, zeigt Mag. Heinz Pfeifer für das Skigebiet am  Reschenpass.

Mag. Heinz Pfeifer, GF Nauderer Bergbahnen. Fotos: Nauderer Bergbahnen

MM-Frage: „Wie charakterisieren Sie Ihr Skigebiet am Reschenpass?“Mag. Heinz Pfeifer: „Das Skigebiet Nauders am Reschenpass im 3-Ländereck Österreich/Italien/Schweiz ist mit seinen 13 Aufstiegsanlagen und 70 Pistenkilometern größenmäßig ein mittleres Skigebiet, das seit langem an sich selbst hohe Ansprüche hinsichtlich der Qualität stellt. Diese Qualitätsansprüche betreffen alle unsere Bereiche – Anlagen, Pisten und Gastronomie – sodass sich Nauders zu einem Geheimtipp für alle entwickelt hat, die das Skifahren so richtig genießen wollen. Besonders bekannt ist Nauders für seine den ganzen Winter über herrschenden guten Schneeverhältnisse – machbar durch eine Kombination aus leistungsfähiger Beschneiungsanlage und unserer Höhenlage zwischen 1 400 m im Tal und fast 3 000 m als höchster erreichbarer Punkt – und durch seine breiten und bestens gepflegten Pisten, auch hier machbar durch eine Kombination modernster Technik und ausgezeichneten Mitarbeitern. Und dieses hohe Qualitätsniveau muss sich für uns natürlich wie ein roter Faden durch alle Bereiche des Unternehmens durchziehen, von den technischen Anlagen über das gastronomische Angebot bis zum Verhalten unserer Mitarbeiter dem Kunden gegenüber. In diesen Punkten ist Nauders erfolgreich seinen Weg gegangen.“MM-Frage: „Wie lange sind Sie Geschäftsführer der Bergbahnen Nauders und wie war Ihr Zugang zu dieser Branche?“Pfeifer: „Im heurigen Sommer werden es 14 Jahre, dass ich die Geschicke der Nauderer Bergbahnen gemeinsam mitgestalten kann. Wenn ich auch aus früheren Tätigkeiten auf eine gewisse touristische Erfahrung zurückgreifen konnte, war der Bergbahnbereich an sich mit seinen ganzen rechtlichen und technischen nicht ganz einfachen Rahmenbedingungen Neuland. Ich hatte jedoch das Glück, mich von Anfang an auf einen ausgezeichneten Mitarbeiterstock verlassen zu können und fand hier eine offene Aufnahme und viel Unterstützung, die mir einen raschen Zugang zur Branche wesentlich erleichterte.“MM-Frage: „Wie sind Sie mit der letzten Saison zufrieden?“Pfeifer: „Die vergangene Wintersaison 2010/11 war sicher eine der schwersten der Vergangenheit, nicht nur durch die schwierigen Schneeverhältnisse, sondern vor allem auch durch die Länge. Im Wesentlichen war es eine ständige Gratwanderung zwischen Kosten einsparen und beste Verhältnisse schaffen. Unter diesen Bedingungen bin ich mit der Saison – wir konnten mit einem leichten Plus abschließen – zufrieden.“

Die Nauderer Bergbahnen setzen auf höchstes Qualitätsniveau in allen Belangen.

„Viele positive Rückmeldungen zeigen, dass die Investition richtig war“MM-Frage: „Sie haben für den Winter 2010/11 in die Sicherheit Ihrer Sesselbahnen investiert. Was war dafür ausschlaggebend und wie sind Sie mit der Resonanz zufrieden?“Pfeifer: „Ausschlaggebend war der Wunsch, die Sicherheit vor allem für unsere kleinen Gäste und damit auch für die Eltern zu erhöhen. Wenn man als Skigebiet viele Familien mit Kindern als Gäste hat und Skischulen mit ganzen Gruppen von Knirpsen auf Skiern, muss man sich Gedanken machen, wie man für diese den Transport auf Sesselliften und -bahnen sicherer machen kann – das ist eine ganz normale Reaktion auch auf Meldungen über Unfälle mit Kindern am Lift. Und hier ist es uns gelungen mit den Durchrutschsicherungen auf allen Sesselliften und -bahnen eine essentielle Verbesserung der Sicherheit selbst, aber auch des Sicherheitsgefühls für Eltern und Verantwortliche zu erreichen. Viele positive Rückmeldungen unserer Gäste, aber auch unserer eigenen Mitarbeiter haben gezeigt, dass die Investition richtig war.“MM-Frage: „Welche Gästestruktur haben Sie im Winter?“Pfeifer: „Unser wesentliches Kundenpotential bisher sind die Urlaubsgäste aus Deutschland, Holland und Belgien, welche ihren Skiurlaub in Nauders und den umliegenden Gemeinden verbringen. Der Tagesgast spielte hier aufgrund unserer Lage am Reschenpass eher eine geringere Rolle. Hier wird es in der näheren Zukunft eine unserer vordringlichsten Aufgaben sein, Nauders als Qualitätsskigebiet bekannt zu machen und auch den Tagesgast und den lokalen Skifahrer in steigendem Umfang in unser Skigebiet zu bringen. Es muss uns gelingen, den Skifahrern zu erklären, dass sich für unsere hohe Qualität ein 5 Minuten längerer Anfahrtsweg lohnt.“MM-Frage: „Was bietet Nauders im Winter?“Pfeifer: „Kurz zusammen gefasst bietet Nauders die Möglichkeit für qualitativ hoch stehenden leistbaren Skitourismus. Wer lautes Après Ski und Trubel sucht, ist bei uns sicher falsch. Nauders selbst verfügt über eine ausgezeichnete Vermieterlandschaft von privaten, familiären Unterkünften bis zu ausgezeichneten ****Hotels. Daneben ist das Dorf selbst noch in vielen Bereichen in seiner urtümlichen Art erhalten und intakt. Wer Skiurlaub in seiner ursprünglichen Form erleben will, ist hier richtig.Das Skigebiet selbst wird, wie gesagt, sicherlich allen Ansprüchen gerecht und kann nicht nur mit seinen Hütten und Restaurants punkten, sondern auch mit seinen breiten und bestens gepflegten Pisten, aber auch mit 2 Funparks und einer Halfpipe.Natürlich bietet auch die Lage im Dreiländereck besondere Highlights im kulturellen Bereich und für manchen Genussmenschen auch gastronomisch. Wo sonst hat man die Möglichkeit in unmittelbarer Nähe zwischen Tiroler Knödel, Pizza und Raclette zu wählen.“

Nauders empfiehlt sich für alle, die Skifahren so richtig genießen wollen.

„Non-Skiing-Angebote werden immer wichtiger“MM-Frage: „Wie wichtig sind für Sie Non-Skiing-Angebote?“Pfeifer: „Immer wichtiger. Neben den Skifahrern ist unser Bergkastelrestaurant – sicherlich auch bedingt durch die gute Küche – auch im Winter ein beliebtes Ausflugsziel für Fußgänger oder auch für nicht Ski fahrende Angehörige. Und einen immer wichtigeren Stellenwert nehmen die Rodler ein. An manchen Tagen bevölkern mehrere Hundert Rodler unsere ca. 8 km lange Naturrodelbahn von der Bergstation der Bergkastelseilbahn bis zur Talstation. Diese Kundengruppe wird immer wichtiger. Natürlich müssen wir dieser durch optimale Infrastruktur wie Rodelverleih und einer täglich frisch präparierten Rodelbahn ein entsprechendes Angebot bieten.“MM-Frage: „Welchen Stellenwert haben Veranstaltungen, worauf legen Sie Wert?“Pfeifer: „Hinsichtlich der Veranstaltungen im Skigebiet wurde die Latte in der Vergangenheit durch andere potentere Skiareas sehr hoch gelegt. Natürlich ist jedes Skigebiet bestrebt, seinen Gästen auch abseits der Pisten Unterhaltung zu bieten. Aber dabei sollte man immer mit Augenmaß vorgehen und ein Konkurrenzkampf mit den großen Mitspielern ist schwierig. Es ist uns gelungen, die Veranstaltung ,Schlager im Schnee‘ im vergangenen Winter erstmalig nach Nauders zu bringen und werden diese auch in den kommenden Jahren – nächste Saison am 11. März 2012 mit Andreas Gabalier als Hauptakteur – als Highlight des Winters veranstalten. Daneben werden sicherlich auch kleinere Veranstaltungen stattfinden. Wichtig dabei ist es für mich ein Angebot zu finden, das nicht auf eine kleine Gruppe zugeschnitten ist, sondern für den Großteil unserer Gäste eine attraktive Bereicherung darstellt. Sicherlich kein leichtes Unterfangen, aber notwendig.“MM-Frage: „Es gibt eine Kooperation mit Südtirol – Motto ,3 Skigebiete – 2 Nationen – 1 Skipass‘. Wie hat sich das entwickelt, wo liegen die Vorteile?“Pfeifer: „Die Kooperation mit den beiden benachbarten Skigebieten in Südtirol besteht seit 1999. Ziel war es, gemeinsam den Gästen ein größeres und abwechslungsreicheres Angebot bieten zu können. Gemeinsam können wir am Markt mit 30 Aufstiegsanlagen und 120 Pistenkilometern auftreten und werden damit in der Medienlandschaft und am Markt anders akzeptiert und wahrgenommen. Wesentlich bei derartigen Kartenverbünden ist auch, dass eine intensive Zusammenarbeit der Tourismusverbände nachfolgt, um die entsprechenden Potentiale am Markt auch zu nutzen.Die Möglichkeiten der Vielfalt und Größe – insbesondere wenn diese grenzüberschreitend sind – sind ganz andere. Aus diesem Grunde bin ich ein Anhänger von derartigen Kartenverbünden und so ist Nauders neben der Kooperation mit Südtiroler Skigebieten auch noch andere Kooperationen eingegangen. Neben der Snowcard-Gold gemeinsam mit Samnaun/Ischgl und dem Kaunertal und dem Ski6 Kartenverbund war uns auch die Schaffung der für ganz Tirol gültigen Tirol-Snow-Card ein Anliegen.“MM-Frage: „Welchen Stellenwert hat für Sie der Sommer?“Pfeifer: „Die wesentliche Frage ist nicht welchen Stellenwert der Sommer für die Bergbahnen hat, sondern welchen Stellenwert haben die Bergbahnen für den Sommertourismus. Wie bei vielen anderen Bergbahnen in Wintersportorten stellen die Sommerumsätze auch in Nauders keinen wesentlichen wirtschaftlichen Faktor für das Unternehmen dar. Es muss sich bereits eine Zufriedenheit einstellen, wenn die variablen Kosten des Sommerbetriebes gedeckt sind. Aber andererseits ist es schwer vorstellbar für einen touristisch orientierten Ort wie Nauders eine Bergbahn zu haben, welche im Sommer nicht in Betrieb ist. Eine Bergbahn zählt auch im Sommer zu den wichtigsten touristischen Infrastrukturen im Sommertourismus. Und wenn Betrieb, dann muss auch das Angebot stimmen mit attraktiven Angeboten und Veranstaltungen.“

Im Sommer werden die Wanderer angesprochen.

„Man ist von Anfang an mitten drin in der herrlichen Bergwelt“MM-Frage: „Welche Gäste sprechen Sie an, gibt es dabei Unterschiede zum Winter?“Pfeifer: „Im Sommer sprechen wir im Wesentlichen die Wanderer an. Selten hat man die Möglichkeit eine Wanderung auf 2 200 m Höhe zu beginnen und dabei alle Schwierigkeitsgrade zur Auswahl zu haben. Und vor allem ist man von Anfang an mitten drin in der herrlichen Bergwelt, direkt an der bei uns hoch gelegenen Waldgrenze. Auch hier gilt wie im Winter das Credo des umfassenden Angebotes. Nicht nur der Transport in die Höhe ist wichtig. Dort müssen auch ausgezeichnete Möglichkeiten zur Einkehr und Spielplätze für Kinder angeboten werden – das ist das Verbindende zum Winter. Der Unterschied ist die Menge. Im Sommer ist ein wesentliches Element die Ruhe der Bergwelt.Daneben spricht Nauders noch – trotz oder wegen seiner Höhenlage – die Radfahrer und Mountainbiker an. 700 km Mountainbikerouten und die Lage an der Via Claudia bieten hier herrliche Angebote.“MM-Frage: „Gibt es Neuigkeiten für den Sommer 2011?“Pfeifer: „Ja! Das eigentlich Neue ist das verbesserte Alte. In der Vergangenheit existierten in unserer Region mehrere Sommer-Vorteilskarten. Auf der einen Seite die Summercard Gold in Zusammenarbeit nach Norden, zum Tiroler Raum und die Reschen Tourist Card als Zusammenarbeit mit Südtiroler Partnern. Nun ist es gelungen diese beiden Vorteilskarten für unsere Gäste zu vereinen zur 3-Länder-Summercard. Diese Karte vereint für den Gast die Vorteile beider Regionen und bietet die Möglichkeit zur Nutzung der Infrastruktureinrichtungen sowohl auf Tiroler als auch auf Südtiroler Seite. Wesentliches Angebot dabei ist neben den Bergbahnen und anderen Einrichtungen auf Nord- und Südtiroler Seite auch die Mobilität durch die beinhaltete Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel von Landeck bis Meran und darüber hinaus.“MM-Frage: „Nauders ist auch über Google Earth erreichbar, welche Rolle spielen für Sie die so genannten ,neuen Medien'“?Pfeifer: „Alle modernen Medien gewinnen zunehmend an Bedeutung. Nicht nur Google Earth, auch die verschiedenen Internet-Communitys und alle Internetseiten, auf welchen sich unsere Kunden informieren und miteinander kommunizieren, haben bereits rasant an Bedeutung gewonnen und sind für ein Seilbahnunternehmen unverzichtbar. Hier ist es eine große Herausforderung, den richtigen Zugang zu finden.“MM-Frage: „Wo sehen Sie die Herausforderungen für die nächsten Jahre?“Pfeifer: „Ich gehe davon aus, dass die Seilbahnbranche nicht leichter werden wird. Die große Herausforderung der nächsten Jahre wird vor allem in der Kommunikation liegen. Dabei gilt es mehrere Ziele zu erreichen. Einerseits den Schneesport an sich wieder attraktiver zu machen und neue Kundenkreise zu erschließen. Zum anderen gilt es, das Image der Bergbahnen an sich zu verbessern.Die zweite große Herausforderung wird sein, den Seiltanz zwischen steigendem Kostendruck – zum Beispiel durch steigende Energiepreise, Mitarbeiterkosten etc. – einerseits und dem Ziel Skifahren leistbar zu erhalten andererseits zu meistern.“

Dr. Mario Girardoni, GF BB Stuhleck am Semmering – Die Skifahrer kommen nicht wegen des Sports allein

Das Stuhleck bei Spital am Semmering ist in der Steiermark mit 1783 m der höchste Berg am Ostrand der Alpen und mit 25 km Pisten auf 18 Abfahrten das größte Skigebiet im Osten Österreichs. Die Familie Girardoni hat seit 1992 ca. 40 Mio. Euro in die Modernisierung des beliebtesten rot-weiß-roten Tagesskigebietes investiert (Ranking laut Bergfex). Alleine 2008 wurden 11 Mio. Euro für eine neue 6SBK mit Hauben und das Panoramarestaurant W11 aufgebracht. Die MM-Redaktion unterhielt sich mit Dr. Mario Girardoni, der gemeinsam mit Sohn Fabrice die Geschicke am Stuhleck lenkt, über Geschichte, Innovationen und Perspektiven des Weltcup-Gebietes.

Dr. Mario Girardoni (l.) und Fabrice Girardoni führen seit 2005 gemeinsam die Geschäfte der Bergbahnen Stuhleck. Im Bild bei der Verleihung des Kreativ Award 2011 durch den Ski Guide Austria. Fotos: Stuhleck Bergbahnen

MM-Frage: Herr Dr. Girardoni, schildern Sie bitte kurz Ihren Werdegang zur und innerhalb der Seilbahnbranche bzw. eventuelle Funktionen. Seit wann ist Ihr Sohn Fabrice Mitglied der Geschäftsleitung und hat er besondere Aufgabenbereiche?Girardoni: Schon während meines Studiums an der WU Wien sammelte ich Erfahrungen durch Tätigkeit in der österreichischen Zuckerindustrie. Da mein Interessensgebiet jedoch vornehmlich das Marketing war, wechselte ich nach meiner Promotion in die Markenartikelindustrie, konkret zu Henkel, ins Produktmanagement. Zu dieser Zeit blühte das Waschmittelgeschäft und Marketingbudgets von 5 bis 10% vom Umsatz waren keine Seltenheit. Nach dem Tod meines Vaters 1979 entschloss ich mich, mich ganz dem Seilbahnbetrieb zu widmen, der bis dahin etwas im Schatten der Zuckerfabrik stand.Zusammen mit dem Grafiker von Henkel, W. Gsell, begannen wir für das Tagesskigebiet Stuhleck eine konsequente Markenartikel-Strategie zu entwickeln und sind bis jetzt gut damit gefahren. (Hohe Produktqualität  damit verbunden eine für die Lage des Skigebietes relative Hochpreispolitik und, im Vergleich zum damals üblichen Marketingaufwand von Skiregionen, hohem Werbeaufwand.) Ich war von 1979 bis 2005 alleiniger Geschäftsführer des Betriebes, dann stieß mein Sohn dazu, erst in Teilzeit, während seines Studiums der Internationalen Betriebswirtschaft an der Universität Wien, dann von Jahr zu Jahr selbstständiger, und jetzt führt er den Betrieb praktisch alleine. Ich habe mich sozusagen auf die Position des Präsidenten des (nicht vorhandenen) Aufsichtsrates zurückgezogen.Von 1990 bis 2010 war ich Mitglied des Ausschusses der Fachgruppe Seilbahnen in der WK Steiermark. Auch dort ist nun die nächste Generation gefordert.MM-Frage: Was waren die wichtigsten Stationen in der Geschichte der Berglifte Stuhleck, die 1959 mit dem Bau der Einsesselbahn begonnen hat?Girardoni: Der 1959 gebaute Einsessellift hatte eine stündliche Förderleistung von 350 Personen (theoretisch). Man hatte damals in erster Linie den Sommerbetrieb im Auge, der Winter war die schwächere Saison. Kein Wunder bei einer im ersten Jahr 25 Meter breiten, in der Lifttrasse verlaufenden Skiabfahrt. Zu der Zeit wurden auch die beiden damals einen halben Kilometer langen Schlepplifte Schieferwiese und Sonnenlift errichtet. 1967 stellte der Bau des Weißenelf-Schlepplifts, der später zu einem 1,8 Kilometer langen Kurvenlift umgebaut wurde, den ersten Schritt zur Erschließung der höher gelegenen Pisten dar. 1969 wurde parallel zum Einsessellift ein Doppelsessellift gebaut. Die Doppelschlepplift-Anlage Kaltenbach (1,8 Kilometer lang, 500 Meter Höhenunterschied) erschloss 1976 eine neu angelegte FIS-Abfahrt, die für alle Rennen mit Ausnahme einer Herren-Abfahrt homologiert ist. Damit konnten nun auch die sportlicheren Skifahrer zufriedengestellt werden.Richtig ernst genommen wurde das Stuhleck als Skigebiet aber erst mit dem Bau der Beschneiungsanlage 1990 bzw. mit der dadurch erst wirtschaftlich möglichen Errichtung der kuppelbaren 4-SB Stuhleck 1992 (L= 2,7 km, H = 500 m). Später wurden hier Wetterschutzhauben im Porsche Design nachgerüstet. Unser Bestreben ist es, dem Gast nicht nur höchste Sicherheit, sondern auch höchste Bequemlichkeit zu bieten. Dazu gehören auch bestens gepflegte und beschneite Pisten.Aber wir investierten auch in gute Architektur. Seit damals hilft uns Mag. arch. Sylvia Fracaro zu beweisen, dass moderne Architektur sehr wohl in den alpinen Raum passt, wenn sie nur gut ist. Vor 20 Jahren war diese Ansicht noch nicht sehr verbreitet. Wir erhielten dafür renommierte Architekturpreise.Weitere Faktoren für den Erfolg waren der Ersatz des Schlepplifts Kaltenbach durch die 4-KSB Promibahn (1998) sowie die Neuerschließung der Steinbachalm durch eine 6-KSB (Erste UVP Österreichs für ein Seilbahnprojekt). Dadurch entstand praktisch ein neues Skigebiet in der schneesicheren Zone von 1400 bis 1800 Meter. Von dort überblickt man an schönen Tagen das ganze östliche Voralpenland.Als bislang letztes großes Investitionsprojekt wurde die 6-KSB Weissenelf mit Orange Bubbles und in der Bergstation das Panoramarestaurant ,W 11 gebaut.

Die 6SBK Weissenelfbahn mit Orangen Bubbles ist die jüngste von vier Komfortsesselbahnen am Stuhleck.

MM-Frage: Das Stuhleck hat sich besonders in den letzten Jahren sehr gut entwickelt. Was waren die entscheidenden Maßnahmen bzw. Strategien dafür?Girardoni:. Größtes Augenmerk auf die Pisten (Leistungsfähigkeit und Effizienz der Beschneiung, genügend Schneiwasser, Präparierung). Moderne, sichere und komfortable Aufstiegshilfen (90% der Förderleistung des Skigebiets durch kuppelbare Sesselbahnen.MM-Frage: Die Beschneiung wurde 2010/11 abermals ausgebaut. In welchem Zeitraum kann nun die Grundbeschneiung erfolgen, wieviel Gerät und wieviel Pumpleistung stehen zur Verfügung. Wird es noch weitere Ausbaustufen geben  ihr beschneit ja bereits 100% der Pisten?Girardoni: In 72 Stunden können die Hauptabfahrten für alle Lifte grundbeschneit werden, 115 Lanzen, 57 Propellerkanonen, davon 10 auf Turm. Es sind neue Pisten für bestehende Anlagen geplant, gleichzeitig sollen die Wasserreserven/Teichvolumen erhöht werden.MM-Frage: Auch GPS-basierte Schneehöhenmessung ist bei euch ein Thema. Seit wann und warum ist dieses Tool im Einsatz, wie sieht der bisherige Erfahrungsbericht aus? Gibt es Vorteile, Einsparungen etc.?Girardoni: Seit heuer im Einsatz, funktioniert gut; wir wissen, wo wir wie viel Schnee haben und welche Einbußen wir durch Warmwettereinbrüche haben. Größere Einsparungen wird es nächstes Jahr geben, wenn wir das Ausaperungsverhalten an kritischen Stellen kennen.

Das neue Panoramarestaurant W11 beweist, dass moderne Architektur sehr wohl in den alpinen Raum passt.

MM-Frage: Seit 2009 können Skikarten auch online auf eurer Homepage gekauft werden. Welche Erfahrung habt ihr mit diesem Angebot gemacht und welche Rolle wird e-Commerce Ihrer Meinung nach künftig spielen? Ihr habt ja sogar eine Auszeichnung für innovatives Online-Marketing (Kreativ Award) vom Ski Guide Austria bekommen…Girardoni: Das Angebot ist gegenüber dem Vorjahr deutlich mehr nachgefragt worden. Wir glauben, dass im e-commerce noch ein großes Potential liegt. Wenn man am Parkplatz eine Schlange vor der Kassa sieht, kann man noch immer im Webshop sein Ticket kaufen. Man muss den Leuten die Angst vor dem Einkauf im Web nehmen.MM-Frage: Andere Neuheiten sind das Stuhleck Iphone-App und die Skiline. Welche Absicht steckt hinter diesem zusätzlichen Service und wie wird er angenommen?Girardoni: Das sind kleine Gadgets, die den Gästen aber Freude machen. Skitickets mit Mehrwert.MM-Frage: Wie sieht die generelle Positionierung des Skigebietes Stuhleck aus  euer Slogan lautet ja ,Nah genug für jeden freien Tag  damit sind die Ballungsräume Wien und Graz gemeint. Hat sich das Gästeklientel verändert und welche Rolle spielt bei der Positionierung der Nachtskilauf?Girardoni: Daran ändert sich nichts. Für unsere Gäste aus den östlichen Nachbarländern sind wir das nächste größere Skigebiet auf ihrem Weg nach Westen und somit auch ,Nah genug! Mittlerweile sind unsere Gäste zu je ca. 14% aus Ungarn und der Slowakei, zu ca. 2% aus Tschechien. Der Nachtskilauf bringt zwar Deckungsbeiträge, ist aber faktisch nur ein Serviceangebot für die Snowboarder im beleuchteten Snowpark.

Durch den Ausbau der Beschneiungsanlage auf 100% Beschneibarkeit hat sich das Stuhleck endgültig Respekt verschafft.

MM-Frage: Welchen Effekt hat das Ski-Weltcuprennen, wie sieht die Umwegrentabilität aus?Girardoni: Das Weltcuprennen mitten in den Weihnachtsferien stellt eine große Belastung für das Seilbahnunternehmen dar (tagelange Sperrung wichtiger Pisten). Es bringt einen sehr hohen Prestigefaktor mit sich, ich persönlich bezweifle jedoch, dass die Kosten für den Liftunternehmer durch den Werbewert aufgewogen werden (zu hoher Streuverlust), Umwegrentabilität insgesamt ist sicher gegeben.MM-Frage: Ihr habt auch alternative Angebote wie Snow Tubing, eine 5 km lange Natur-Rodelbahn, Langlaufen etc. Kann man dadurch auch Nichtskifahrer anlocken? Ist es eine Abwechslung auch für die Skigäste? Wie bedeutend ist diese Schiene für euch?Girardoni: Auch das ist eine Abrundung unseres Angebots für die Skigäste, die aber gerne genutzt wird. Sehr viele zusätzliche Gäste, die nur wegen dieser Angebote kommen, erreichen wir dadurch nicht.MM-Frage: Eure Berggastronomie hat 2008 mit dem Bau des Restaurants Weissenelf einen Schub bekommen. Was hat sich dadurch bezüglich des Images des Skigebietes verändert, wie ist das Gästefeedback?Girardoni: Wir wissen aus unseren Gästebefragungen, dass das W 11 sehr positiv beurteilt wird. Gleichzeitig wollten wir dadurch neue Maßstäbe setzen, die wiederum allen Gästen unserer Region etwas bringt.

Seit kurzem kann man alle Informationen zum Stuhleck auch problemlos aufs iPhone holen.

MM-Frage: Im Herbst wurde auch eine neue Außenbar errichtet mit herrlichem Ausblick auf Schneeberg, Rax und Ötscher. Muss man heute dem Aprés Ski-Vergnügen als Pistenbetreiber mehr Beachtung schenken? Wird da noch mehr kommen?Girardoni: Ja, ich glaube schon! Die Zeiten, in denen Skifahrer nur wegen des Sports gekommen sind, sind vorbei. Heute wollen die meisten einen schönen Tag erleben, wobei das Skifahren eine wichtige Rolle spielt, aber auch die Angebote rund herum immer mehr nachgefragt werden und in entsprechender Qualität zur Verfügung gestellt werden müssen.MM-Frage: Wohin kann und will sich das Skigebiet Stuhleck in mittelfristiger Zukunft noch entwickeln?Girardoni: Durch einige Abrundungen wollen wir unser Gebiet noch optimieren. Wichtig für uns und für die Region wäre ein Ausbau der Hotellerie, da das Angebot im Winter deutlich zu gering ist. Ein Betrieb nur in der Wintersaison ist jedoch nicht wirtschaftlich. Urlaubsgäste würden aber die oft starken Schwankungen in der Auslastung aller Betriebe dämpfen.Es bedarf daher der Anstrengung ALLER, die in der Region beheimatet sind, die Rahmenbedingungen für eine Sommersaison zu schaffen oder deren Schaffung zumindest nicht zu behindern.MM-Frage: Habt ihr auch Ambitionen bezüglich des Sommergeschäftes?Girardoni: Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, durchaus.

Nah genug für jeden freien Tag lautet der Slogan der Stuhleck Bergbahnen. Von Wien und Graz ist man jeweils 100 km entfernt.

MM-Frage: Was betrachten Sie als derzeit größte Herausforderungen für einen Mountain Manager?“Girardoni: Den Spagat zwischen Umwelt und Technik, zwischen unberührter Natur und touristischer Entwicklung zu schaffen und mit den Herausforderungen unserer Zeit fertig zu werden.MM-Frage: Welche Haltung haben Sie bezüglich der Klimadiskussion?Girardoni: Es ist sicher wichtig, sich damit auseinander zu setzen und möglichst viel gegen die ,men made  Komponentezu tun. Es ist aber auch zu bedenken, dass einige Wissenschaftler und einige NGOs ganz gut davon leben.MM: Herr Girardoni, wir danken für das Gespräch.

Andreas Eckerstorfer, GF Sternstein Lifte GesmbH: Rahmenbedingungen schaffen, dass sich Gäste wohlfühlen!

Die Sternstein Lifte GesmbH betreibt eine kleine Skidestination im Mühlviertel, in Grenznähe zu Tschechien. Im Zentrum des Angebots steht eine moderne Kombibahn, mit der man für Aufsehen gesorgt hat. Andreas Eckerstorfer, Geschäftsführer der Sternstein Lifte GesmbH, hat dem MOUNTAIN MANAGER sein Erfolgskonzept vorgestellt.

Andreas Eckerstorfer, Geschäftsführer Sternstein Lifte GesmbH. Fotos: Sternstein Lifte GesmbH

MM-Frage: „Geben Sie uns bitte einen kurzen Überblick über die Entwicklung der Sternstein Lifte.“Andreas Eckerstorfer: „Unser Skigebiet besteht seit 1964. Damals wurde im Böhmerwald auf 1 125 m Seehöhe der erste Lift gebaut. In den 80er Jahren wurde dann ein Doppelsessellift errichtet und in den 90er Jahren die Beschneiungsanlage. 2005 waren wir dann damit konfrontiert, den Lift zuzusperren, weil die Konzession ausläuft, oder ein neues Projekt auf den Weg zu bringen. Man hat sich in der Folge für den zweiten Weg entschieden und sich zuerst Gedanken gemacht, welche Kernkompetenzen der Lift haben soll.Unsere geografische Situation ist dadurch gekennzeichnet, dass wir 60 km von Budweis entfernt sind, 30 km von Linz und 20 km von einem der größten Tourismusgebiete in Tschechien, dem Moldaustausee Lipno, wo man über rund 10 000 Gästebetten verfügt. Wir wissen auch, dass die Tschechen ein sport- und skibegeistertes Volk sind. Aufgrund aller Voraussetzungen haben sich dann folgende Kernkompetenzen herauskristallisiert:- Winterangebote für Tagesgäste, speziell Familien aus dem Einzugsgebiet Budweis und Linz,- Winterangebote für Aufenthaltstouristen aus dem Lipno-Raum.Bei der Erneuerung des bestehenden Liftes war ein reiner Sessellift nicht zielführend, weil wir viele Familien, Anfänger und Skikurse haben. Bei einer Seillänge von 1 600 m wäre eine reine Kabinenbahn auch nicht wirklich attraktiv gewesen. Deshalb war die Idee einer Kombibahn naheliegend, die es in Österreich noch nicht so häufig gibt. Parallel dazu wurde massiv in die Beschneiung investiert. Jeder hat uns gesagt, um das Geld bekommen wir anstelle eines Mercedes schon einen Ferrari, aber das brauchen wir auch, damit wir unser Skigebiet wenn nötig in 2 Tagen startklar machen können.“

Luftbild Sternstein

MM-Frage: „Wie sehen Sie die Position des Unternehmens im nationalen und internationalen Umfeld?“Eckerstorfer: „International gesehen, ist unsere Region durch die Nähe zu Tschechien interessant. Von der Größe her muss man realistisch sein. Wir sind nur eine kleine Skiregion, ich sage immer ein „Dorflift auf hohem Niveau“. Aber natürlich nützt uns dabei die Nähe zur Landeshauptstadt Linz mit 250 000 Einwohnern. Die Sternstein Lifte sind die am schnellsten erreichbare Destination, bei der auch ein sportliches Skifahren möglich ist.“MM-Frage: „Wie lange sind Sie Geschäftsführer der Sternstein Lifte, wie war Ihr Einstieg in die Branche?“Eckerstorfer: „Ich bin seit 2005 Geschäftsführer der Sternstein Lifte GesmbH, wobei dieser Bereich eigentlich als Nebenberuf zu sehen ist. Hauptsächlich bin ich Kurdirektor in Bad Leonfelden, also Geschäftsführer des Tourismusverbandes, und zuständig für die Regionalentwicklung und EU-Projekte. Deshalb bin ich auch nicht alleiniger Geschäftsführer, mir zur Seite stehen Dr. Gerhard Zettler und Bürgermeister Alfred Hartl. Ich bin aber für den operativen Bereich zuständig.“

Einstieg ins Skigebiet der Sternstein Lifte GesmbH

„Der Ausbildungsbereich hat einen hohen Stellenwert“MM-Frage: „Was ist Ihnen in dieser Position besonders wichtig?“Eckerstorfer: „Ich lege Wert auf zufriedene Kunden und zufriedene Mitarbeiter. Wenn unsere Dienstnehmer zufrieden sind und das nach außen tragen, spüren das auch unsere Kunden. Und natürlich muss auch das Angebot stimmen.“MM-Frage: „Welches Angebot haben Sie im Winter?“Eckerstorfer: „Wir haben drei Abfahrten mit jeweils rund 2 000 m Länge, die durch eine Hauptbahn, unsere neue Kombibahn, erschlossen werden. Dazu bietet die Skiregion auch einen Slalomhang, der für Wettkämpfe durchaus attraktiv ist. Für Kinder gibt es ein Kinderland, das mit 176 m Länge über einen der längsten Zauberteppiche in Österreich verfügt. Grundsätzlich hat bei uns der Ausbildungsbereich einen hohen Stellenwert. In den kleineren Skidestinationen lernt man das Skifahren und findet Freude am Sport, sodass man dann auch in die größeren Destinationen fährt. Für die Menschen in der Umgebung sind wir ein Skigebiet, das schnell erreichbar ist und wo man auch einmal nur 2 oder 3 Stunden Ski fahren kann.“MM-Frage: „Wie wichtig ist dabei der Non-Skiing-Bereich?“Eckerstorfer: „Dieser Bereich ist nicht unwesentlich. Da wir ein Familienskigebiet sind, gibt es auch immer wieder Familienmitglieder, die nicht Ski fahren wollen. Hier sind wir bemüht, Alternativen anbieten zu können. Wenn jemand aus der Familie nicht Ski fährt, soll er bei uns trotzdem einen schönen Tag haben.“MM-Frage: „Welche Gäste sprechen Sie an, woher kommen Ihre Gäste?“Eckerstorfer: Bei unseren Gästen handelt es sich um Tagesgäste aus dem Nahbereich, also wie schon erwähnt aus Linz, Budweis und der Tourismusregion Moldaustausee Lipno. Bad Leonfelden hat zwar rund 1 000 Gästebetten, wobei rund 650 Betten der 4-Stern-Kategorie zuzurechnen sind. Grundsätzlich sind wir aber ein Kurort mit Wellnessangeboten. Das Ski fahren ist bei diesen Gästen im Winter ein Zusatzangebot, das bei Bedarf genutzt wird, genauso wie z. B. das Golf spielen im Sommer.“

Mit der neuen Kombibahn hat man für Aufsehen gesorgt

MM-Frage: „Sie haben in den letzten Jahren viel investiert. Wie sind Sie mit der Resonanz zufrieden, was steht noch an?“Eckerstorfer: „Investitionen sind immer ein großes Risiko, auch wenn man einen guten Finanzierungsplan hat. Wie sich ein Projekt letztendlich wirklich entwickelt, weiß man erst dann, wenn es losgeht. Wir sind in der glücklichen Lage, uns über sehr große Zuwächse freuen zu können. Auch im letzten Winter, der nicht unbedingt viel Schnee gebracht hat, konnten wir unseren Umsatz halten. Die Resonanz ist also sehr gut. Viel gebracht hat uns dabei sicher unsere Kombibahn, mit der unterschiedliche Interessen gleichzeitig und wirtschaftlich mit einer einzigen Anlage abgedeckt werden können. Wir haben zwar noch einen zusätzlichen, alten Schlepplift – der wird aber wirklich nur an Hochfrequenztagen in Betrieb genommen.In nächster Zeit stehen noch Optimierungsarbeiten an, wir haben z. B. im Bereich der Pisten noch einiges verbessert. Überlegt wird auch der Bau einer Flutlichtanlage oder der Kauf weiterer Fahrbetriebsmittel, um die Transportkapazität der Bahn zu optimieren. Geplant sind weiters Arbeiten am Parkplatz, damit wir auch hier optimale Bedingungen haben.“MM-Frage: „Wie sind Sie mit der letzten Saison zufrieden?“Eckerstorfer: „Gerade in der letzten Saison haben wir gesehen, dass unsere Investition in die Beschneiungsanlage optimal war. Es hat in der Saison einmal über 14 Tage geregnet und wir hatten trotzdem jeden Tag eine super Piste. Das kann man nur dann anbieten, wenn man entsprechende Geräte zur Verfügung hat. Das war sehr energie- und personalaufwändig, aber wir hatten keine Umsatzrückgänge im Vergleich mit der Saison davor, in der wir weit über dem Plansoll gelegen sind.“MM-Frage: „Gibt es ein Sommerangebot? Wenn ja, welchen Stellenwert hat es und gibt es Neues?“Eckerstorfer: „Die Kombibahn ist im Sommer nicht in Betrieb. Aufgesperrt wird nur zu speziellen Events oder Veranstaltungen. Wir haben z. B. zweimal eine Golf-Downhill-Trophy durchgeführt, da wurde die Bahn benutzt. Aber ansonsten gibt es keinen Sommerbetrieb.“

Der Zauberteppich im Kinderland hat die beachtliche Länge von 176 m

„Alle Betriebe, die sich spezialisieren, funktionieren!“MM-Frage: „Sind Sommeraktivitäten in Zukunft geplant oder ist das für Sie kein Thema?“Eckerstorfer: „Man hat verschiedene Konzepte überlegt. Für die Bergbahnen besteht aufgrund der geologischen Situation aber keine Notwendigkeit, im Sommer aufzusperren. Um wirklich rentabel arbeiten zu können, würde man ein Produkt brauchen, das den Betrieb der Bahn wirtschaftlich macht. Beim Bau der Kombibahn war es uns ein Anliegen, eine Aufstiegsanlage zu haben, die wirklich neu ist, für Aufsehen sorgt und nicht gleich wieder unmodern ist, nur weil wir einen wirtschaftlichen Kompromiss eingehen müssen. Ein Sommerangebot müsste ein Premiumangebot sein und das haben wir bisher noch nicht gefunden.“MM-Frage: „Sind Sie mit dem Angebot am gastronomischen Sektor bzw. bei der Übernachtung in der Region zufrieden?“Eckerstorfer: „Unsere höchsten Nächtigungszahlen lagen bis vor kurzem bei 70 000, jetzt hatten wir rund 115 000. Bad Leonfelden verfügt über 1 000 Gästebetten bei einer Einwohnerzahl von 4 081. Das ist eine sehr gute Struktur, wobei hinzukommt, dass wir ein großes Angebot im gehobenen Segment haben. In meiner Funktion als Geschäftsführer im Tourismusverband war es mir immer ein Anliegen, keinen Massenbetrieb zu haben, sondern Qualität zu bieten. Hier sind wir im Moment so gut aufgestellt, wie bislang noch nie.Was die Gastronomie betrifft, gibt es einen Strukturwandel, weil Familienbetriebe immer weniger werden. Wie in vielen anderen Gebieten ist es eine große Herausforderung, eine Gastronomie mit entsprechender Wertschöpfung zu haben. Alle Betriebe, die sich spezialisieren und wirklich Premiumqualität anbieten – und das können durchaus auch einfache Gerichte sein – funktionieren. Alle Betriebe, die sich irgendwo im Mittelfeld bewegen, brechen weg. Deshalb sinkt zwar die Anzahl der Gastronomiebetriebe, aber die Qualität ist da. Die Spezialisierung ist im Steigen begriffen, egal in welchem Segment man sich bewegt. Unser Angebot reicht vom Würstlstand über die Jausenstation bis zum Haubenkoch, da gibt es überall Top-Produkte, die Qualität ist da und dort lohnt sich die Arbeit auch vom wirtschaftlichen Standpunkt aus gesehen.Erwähnen möchte ich auch, dass es im Mühlviertel eine hohe Dichte an biologisch produzierenden Betrieben gibt und auch das findet sich in immer größerem Ausmaß in der Hotellerie und Gastronomie wieder.“MM-Frage: „Wo sehen Sie die größten Herausforderungen auf sich zukommen?“Eckerstorfer: „Der wirtschaftliche Druck ist trotz unserer ausgezeichneten Umsätze sehr groß. Bei solchen Investitionen, wie wir sie getätigt haben, geht man fast immer bis ans Limit. Wenn man heute 2 oder 3 schlechte Saisonen hat, hat man automatisch Liquiditätsprobleme. Die Herausforderung wird also sein, die Motivation bei den Leuten zum Skifahren hoch zu halten und ein gutes Angebot zu haben, mit dem sie zufrieden sind. Das bezieht sich in unserem Fall vor allem auch auf die Kinder, die vielfach Entscheidungsträger sind, wo man hinfährt. Wenn es gefallen hat, wollen sie wiederkommen.Um das zu erreichen, braucht man motivierte Mitarbeiter mit einer entsprechenden Ausbildung und man muss das Angebot auch richtig kommunizieren. Das Wetter kann man nicht beeinflussen. Wenn es, so wie zu Weihnachten, passt, ist es Glück. Man kann aber die Rahmenbedingungen schaffen, dass sich die Gäste wohlfühlen und einen schönen Tag bei uns erleben. Das wird die Herausforderung auch in Zukunft bleiben.“ dwl

Dr. Mario Girardoni, GF BB Stuhleck am Semmering – Die Skifahrer kommen nicht wegen des Sports allein

Das Stuhleck bei Spital am Semmering ist in der Steiermark mit 1783 m der höchste Berg am Ostrand der Alpen und mit 25 km Pisten auf 18 Abfahrten das größte Skigebiet im Osten Österreichs. Die Familie Girardoni hat seit 1992 ca. 40 Mio. Euro in die Modernisierung des beliebtesten rot-weiß-roten Tagesskigebietes investiert (Ranking laut Bergfex). Alleine 2008 wurden 11 Mio. Euro für eine neue 6SBK mit Hauben und das Panoramarestaurant W11 aufgebracht. Die MM-Redaktion unterhielt sich mit Dr. Mario Girardoni, der gemeinsam mit Sohn Fabrice die Geschicke am Stuhleck lenkt, über Geschichte, Innovationen und Perspektiven des Weltcup-Gebietes.

Dr. Mario Girardoni (l.) und Fabrice Girardoni führen seit 2005 gemeinsam die Geschäfte der Bergbahnen Stuhleck. Im Bild bei der Verleihung des Kreativ Award 2011 durch den Ski Guide Austria. Fotos: Stuhleck Bergbahnen

MM-Frage: Herr Dr. Girardoni, schildern Sie bitte kurz Ihren Werdegang zur und innerhalb der Seilbahnbranche bzw. eventuelle Funktionen. Seit wann ist Ihr Sohn Fabrice Mitglied der Geschäftsleitung und hat er besondere Aufgabenbereiche?Girardoni: Schon während meines Studiums an der WU Wien sammelte ich Erfahrungen durch Tätigkeit in der österreichischen Zuckerindustrie. Da mein Interessensgebiet jedoch vornehmlich das Marketing war, wechselte ich nach meiner Promotion in die Markenartikelindustrie, konkret zu Henkel, ins Produktmanagement. Zu dieser Zeit blühte das Waschmittelgeschäft und Marketingbudgets von 5 bis 10% vom Umsatz waren keine Seltenheit. Nach dem Tod meines Vaters 1979 entschloss ich mich, mich ganz dem Seilbahnbetrieb zu widmen, der bis dahin etwas im Schatten der Zuckerfabrik stand.Zusammen mit dem Grafiker von Henkel, W. Gsell, begannen wir für das Tagesskigebiet Stuhleck eine konsequente Markenartikel-Strategie zu entwickeln und sind bis jetzt gut damit gefahren. (Hohe Produktqualität  damit verbunden eine für die Lage des Skigebietes relative Hochpreispolitik und, im Vergleich zum damals üblichen Marketingaufwand von Skiregionen, hohem Werbeaufwand.) Ich war von 1979 bis 2005 alleiniger Geschäftsführer des Betriebes, dann stieß mein Sohn dazu, erst in Teilzeit, während seines Studiums der Internationalen Betriebswirtschaft an der Universität Wien, dann von Jahr zu Jahr selbstständiger, und jetzt führt er den Betrieb praktisch alleine. Ich habe mich sozusagen auf die Position des Präsidenten des (nicht vorhandenen) Aufsichtsrates zurückgezogen.Von 1990 bis 2010 war ich Mitglied des Ausschusses der Fachgruppe Seilbahnen in der WK Steiermark. Auch dort ist nun die nächste Generation gefordert.MM-Frage: Was waren die wichtigsten Stationen in der Geschichte der Berglifte Stuhleck, die 1959 mit dem Bau der Einsesselbahn begonnen hat?Girardoni: Der 1959 gebaute Einsessellift hatte eine stündliche Förderleistung von 350 Personen (theoretisch). Man hatte damals in erster Linie den Sommerbetrieb im Auge, der Winter war die schwächere Saison. Kein Wunder bei einer im ersten Jahr 25 Meter breiten, in der Lifttrasse verlaufenden Skiabfahrt. Zu der Zeit wurden auch die beiden damals einen halben Kilometer langen Schlepplifte Schieferwiese und Sonnenlift errichtet. 1967 stellte der Bau des Weißenelf-Schlepplifts, der später zu einem 1,8 Kilometer langen Kurvenlift umgebaut wurde, den ersten Schritt zur Erschließung der höher gelegenen Pisten dar. 1969 wurde parallel zum Einsessellift ein Doppelsessellift gebaut. Die Doppelschlepplift-Anlage Kaltenbach (1,8 Kilometer lang, 500 Meter Höhenunterschied) erschloss 1976 eine neu angelegte FIS-Abfahrt, die für alle Rennen mit Ausnahme einer Herren-Abfahrt homologiert ist. Damit konnten nun auch die sportlicheren Skifahrer zufriedengestellt werden.Richtig ernst genommen wurde das Stuhleck als Skigebiet aber erst mit dem Bau der Beschneiungsanlage 1990 bzw. mit der dadurch erst wirtschaftlich möglichen Errichtung der kuppelbaren 4-SB Stuhleck 1992 (L= 2,7 km, H = 500 m). Später wurden hier Wetterschutzhauben im Porsche Design nachgerüstet. Unser Bestreben ist es, dem Gast nicht nur höchste Sicherheit, sondern auch höchste Bequemlichkeit zu bieten. Dazu gehören auch bestens gepflegte und beschneite Pisten.Aber wir investierten auch in gute Architektur. Seit damals hilft uns Mag. arch. Sylvia Fracaro zu beweisen, dass moderne Architektur sehr wohl in den alpinen Raum passt, wenn sie nur gut ist. Vor 20 Jahren war diese Ansicht noch nicht sehr verbreitet. Wir erhielten dafür renommierte Architekturpreise.Weitere Faktoren für den Erfolg waren der Ersatz des Schlepplifts Kaltenbach durch die 4-KSB Promibahn (1998) sowie die Neuerschließung der Steinbachalm durch eine 6-KSB (Erste UVP Österreichs für ein Seilbahnprojekt). Dadurch entstand praktisch ein neues Skigebiet in der schneesicheren Zone von 1400 bis 1800 Meter. Von dort überblickt man an schönen Tagen das ganze östliche Voralpenland.Als bislang letztes großes Investitionsprojekt wurde die 6-KSB Weissenelf mit Orange Bubbles und in der Bergstation das Panoramarestaurant ,W 11 gebaut.

Die 6SBK Weissenelfbahn mit Orangen Bubbles ist die jüngste von vier Komfortsesselbahnen am Stuhleck.

MM-Frage: Das Stuhleck hat sich besonders in den letzten Jahren sehr gut entwickelt. Was waren die entscheidenden Maßnahmen bzw. Strategien dafür?Girardoni:. Größtes Augenmerk auf die Pisten (Leistungsfähigkeit und Effizienz der Beschneiung, genügend Schneiwasser, Präparierung). Moderne, sichere und komfortable Aufstiegshilfen (90% der Förderleistung des Skigebiets durch kuppelbare Sesselbahnen.MM-Frage: Die Beschneiung wurde 2010/11 abermals ausgebaut. In welchem Zeitraum kann nun die Grundbeschneiung erfolgen, wieviel Gerät und wieviel Pumpleistung stehen zur Verfügung. Wird es noch weitere Ausbaustufen geben  ihr beschneit ja bereits 100% der Pisten?Girardoni: In 72 Stunden können die Hauptabfahrten für alle Lifte grundbeschneit werden, 115 Lanzen, 57 Propellerkanonen, davon 10 auf Turm. Es sind neue Pisten für bestehende Anlagen geplant, gleichzeitig sollen die Wasserreserven/Teichvolumen erhöht werden.MM-Frage: Auch GPS-basierte Schneehöhenmessung ist bei euch ein Thema. Seit wann und warum ist dieses Tool im Einsatz, wie sieht der bisherige Erfahrungsbericht aus? Gibt es Vorteile, Einsparungen etc.?Girardoni: Seit heuer im Einsatz, funktioniert gut; wir wissen, wo wir wie viel Schnee haben und welche Einbußen wir durch Warmwettereinbrüche haben. Größere Einsparungen wird es nächstes Jahr geben, wenn wir das Ausaperungsverhalten an kritischen Stellen kennen.

Das neue Panoramarestaurant W11 beweist, dass moderne Architektur sehr wohl in den alpinen Raum passt.

MM-Frage: Seit 2009 können Skikarten auch online auf eurer Homepage gekauft werden. Welche Erfahrung habt ihr mit diesem Angebot gemacht und welche Rolle wird e-Commerce Ihrer Meinung nach künftig spielen? Ihr habt ja sogar eine Auszeichnung für innovatives Online-Marketing (Kreativ Award) vom Ski Guide Austria bekommen…Girardoni: Das Angebot ist gegenüber dem Vorjahr deutlich mehr nachgefragt worden. Wir glauben, dass im e-commerce noch ein großes Potential liegt. Wenn man am Parkplatz eine Schlange vor der Kassa sieht, kann man noch immer im Webshop sein Ticket kaufen. Man muss den Leuten die Angst vor dem Einkauf im Web nehmen.MM-Frage: Andere Neuheiten sind das Stuhleck Iphone-App und die Skiline. Welche Absicht steckt hinter diesem zusätzlichen Service und wie wird er angenommen?Girardoni: Das sind kleine Gadgets, die den Gästen aber Freude machen. Skitickets mit Mehrwert.MM-Frage: Wie sieht die generelle Positionierung des Skigebietes Stuhleck aus  euer Slogan lautet ja ,Nah genug für jeden freien Tag  damit sind die Ballungsräume Wien und Graz gemeint. Hat sich das Gästeklientel verändert und welche Rolle spielt bei der Positionierung der Nachtskilauf?Girardoni: Daran ändert sich nichts. Für unsere Gäste aus den östlichen Nachbarländern sind wir das nächste größere Skigebiet auf ihrem Weg nach Westen und somit auch ,Nah genug! Mittlerweile sind unsere Gäste zu je ca. 14% aus Ungarn und der Slowakei, zu ca. 2% aus Tschechien. Der Nachtskilauf bringt zwar Deckungsbeiträge, ist aber faktisch nur ein Serviceangebot für die Snowboarder im beleuchteten Snowpark.

Durch den Ausbau der Beschneiungsanlage auf 100% Beschneibarkeit hat sich das Stuhleck endgültig Respekt verschafft.

MM-Frage: Welchen Effekt hat das Ski-Weltcuprennen, wie sieht die Umwegrentabilität aus?Girardoni: Das Weltcuprennen mitten in den Weihnachtsferien stellt eine große Belastung für das Seilbahnunternehmen dar (tagelange Sperrung wichtiger Pisten). Es bringt einen sehr hohen Prestigefaktor mit sich, ich persönlich bezweifle jedoch, dass die Kosten für den Liftunternehmer durch den Werbewert aufgewogen werden (zu hoher Streuverlust), Umwegrentabilität insgesamt ist sicher gegeben.MM-Frage: Ihr habt auch alternative Angebote wie Snow Tubing, eine 5 km lange Natur-Rodelbahn, Langlaufen etc. Kann man dadurch auch Nichtskifahrer anlocken? Ist es eine Abwechslung auch für die Skigäste? Wie bedeutend ist diese Schiene für euch?Girardoni: Auch das ist eine Abrundung unseres Angebots für die Skigäste, die aber gerne genutzt wird. Sehr viele zusätzliche Gäste, die nur wegen dieser Angebote kommen, erreichen wir dadurch nicht.MM-Frage: Eure Berggastronomie hat 2008 mit dem Bau des Restaurants Weissenelf einen Schub bekommen. Was hat sich dadurch bezüglich des Images des Skigebietes verändert, wie ist das Gästefeedback?Girardoni: Wir wissen aus unseren Gästebefragungen, dass das W 11 sehr positiv beurteilt wird. Gleichzeitig wollten wir dadurch neue Maßstäbe setzen, die wiederum allen Gästen unserer Region etwas bringt.

Seit kurzem kann man alle Informationen zum Stuhleck auch problemlos aufs iPhone holen.

MM-Frage: Im Herbst wurde auch eine neue Außenbar errichtet mit herrlichem Ausblick auf Schneeberg, Rax und Ötscher. Muss man heute dem Aprés Ski-Vergnügen als Pistenbetreiber mehr Beachtung schenken? Wird da noch mehr kommen?Girardoni: Ja, ich glaube schon! Die Zeiten, in denen Skifahrer nur wegen des Sports gekommen sind, sind vorbei. Heute wollen die meisten einen schönen Tag erleben, wobei das Skifahren eine wichtige Rolle spielt, aber auch die Angebote rund herum immer mehr nachgefragt werden und in entsprechender Qualität zur Verfügung gestellt werden müssen.MM-Frage: Wohin kann und will sich das Skigebiet Stuhleck in mittelfristiger Zukunft noch entwickeln?Girardoni: Durch einige Abrundungen wollen wir unser Gebiet noch optimieren. Wichtig für uns und für die Region wäre ein Ausbau der Hotellerie, da das Angebot im Winter deutlich zu gering ist. Ein Betrieb nur in der Wintersaison ist jedoch nicht wirtschaftlich. Urlaubsgäste würden aber die oft starken Schwankungen in der Auslastung aller Betriebe dämpfen.Es bedarf daher der Anstrengung ALLER, die in der Region beheimatet sind, die Rahmenbedingungen für eine Sommersaison zu schaffen oder deren Schaffung zumindest nicht zu behindern.MM-Frage: Habt ihr auch Ambitionen bezüglich des Sommergeschäftes?Girardoni: Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, durchaus.

Nah genug für jeden freien Tag lautet der Slogan der Stuhleck Bergbahnen. Von Wien und Graz ist man jeweils 100 km entfernt.

MM-Frage: Was betrachten Sie als derzeit größte Herausforderungen für einen Mountain Manager?“Girardoni: Den Spagat zwischen Umwelt und Technik, zwischen unberührter Natur und touristischer Entwicklung zu schaffen und mit den Herausforderungen unserer Zeit fertig zu werden.MM-Frage: Welche Haltung haben Sie bezüglich der Klimadiskussion?Girardoni: Es ist sicher wichtig, sich damit auseinander zu setzen und möglichst viel gegen die ,men made  Komponentezu tun. Es ist aber auch zu bedenken, dass einige Wissenschaftler und einige NGOs ganz gut davon leben.MM: Herr Girardoni, wir danken für das Gespräch.

Johannes Sutter, Luftseilbahn Reigoldswil-Wasserfallen: Wie positioniert sich die einzige als Stiftung firmierende Bergbahn?

MM-Frage: „Als Quereinsteiger in diese Branche einerseits und als Jurist bzw. Geschäftsführer eines Planungsbüros andererseits haben Sie sicher eine besondere Sicht der Bergbahnrealität. Wie stellt sich diese für Sie im Allgemeinen dar – und wie im Besonderen?“

Die neuer 6er-Gondelbahn wurde 2006 errichtet und bedingte die Konzipierung neuer Freizeiteinrichtungen

Johannes Sutter: „Ich empfinde die Bergbahnbranche als höchst
interessant und vielseitig. Zahlreiche betriebswirtschaftliche
Teildisziplinen gelangen zur Anwendung. Damit eng verbunden ist die
Technik, sei es im täglichen operativen Geschäft (Stichworte
Betriebssicherheit und Sicherheit von Gästen und Personal), aber auch in
strategischer Hinsicht (Stichworte Lebensdauer, Unterhaltsplanung,
technische Möglichkeiten). Tägliche Herausforderung ist es, nebst der
Leitung des operativen Geschäfts die strategischen, ja nachgerade
visionären Überlegungen nicht auf der Strecke zu belassen. Hier kommt
mir meine Grundausbildung als Jurist zugute – Juristen neigen
bekanntlich dazu, sich stellende Herausforderungen systematisch
durchdacht anzugehen. Und gerade im Kontakt mit Behörden,
Grundeigentümern usw. erweist es sich keineswegs als Nachteil, in der
Juristerei geübt zu sein. Im Besonderen ist es so, dass die
Wasserfallenbahn im Vergleich mit Bergbahnen im Alpenraum einige
Besonderheiten aufweist, welche die Tätigkeit aber erst recht reizvoll
machen.“MM-Frage: „Schildern Sie kurz die Geschichte der
Luftseilbahn Reigoldswil-Wasserfallen sowie geplante
Modernisierungsmaßnahmen und auf Eis gelegte Projekte.“Sutter:
„Im Jahre 1956 waren im Baselbieter Jura Pioniere am Werk, die eine
„Müller-Gondelbahn“ erstellt haben. Beispielsweise wurden die Stützen
damals noch mit Traktor und Wagen mühselig an ihre Standorte
transportiert. Mitte der 90er Jahre entließ die damalige Besitzerin, die
Autobus AG Liestal, die Bahn als Stiftung in die Selbständigkeit.
Bereits 2003 indessen zeigte sich, dass eine Verlängerung der
Betriebsbewilligung über 2006 hinaus nicht realistisch war. Die Stiftung
schickte sich an, für CHF 11 Mio. eine neue 6er-Einseilumlaufbahn zu
planen. Dabei sollte die Streckenführung von der bisherigen Bergstation
,Wasserfallen‘ auf den Vogelberg verlängert werden. Damit hätte ein
Punkt erreicht werden können, der Ausgangspunkt für viele zusätzliche
Wanderstrecken gewesen wäre. Doch das fehlende Einverständnis einer
Grundeigentümerin, Widerstände seitens der Umweltverbände und einer
lokalen Gruppierung sowie fehlende Mittel verunmöglichten die Umsetzung
dieser Vision. Stattdessen war den Verantwortlichen damals schon klar,
dass mit der neuen Bahn (auf der bisherigen Streckenführung) zusätzliche
Freizeiteinrichtungen zu konzipieren sind. Ziel und Zweck der Stiftung
ist es nämlich, den langfristigen Fortbestand der Wasserfallenbahn zu
sichern.“MM-Frage: „Die Wasserfallenbahn charakterisiert sich durch einige Eigenheiten (wie z. B. die Rechtsform Stiftung, Fanclub, Finanzierung Neubau, Naturschutz etc). Wollen Sie uns diese bitte näher beschreiben?“Sutter: „Ermöglicht wurde der Bau der neuen Bahn dank einer Spenden- und Sponsoringkampagne, die Ihresgleichen sucht: mit öffentlichen Beiträgen, Spenden und Sponsoring konnten 80 % der gesamten Investitionskosten finanziert werden. Die Bandbreite reichte dabei von einem Beitrag von mehreren Millionen (Kanton Basel-Landschaft) bis hin zur Seniorin, die mit einem Einzahlungsschein CHF 5.– überwies. Bereits Mitte der 90er Jahre hat sich der sogenannte ,Bähnli-Club‘ formiert. Dieser Unterstützungs- und Fanclub unserer Bahn weist fast 400 Mitglieder auf. Der Club unterstützt mit seinen Mitteln Investitionen der Stiftung – beispielsweise für das Gesamtbild wichtige Maßnahmen ohne direkten Payback. Der Club hat aber auch bei der Finanzierung des Bahnneubaus eine wichtige Rolle gespielt. Sodann hat er während mehreren Jahren die Wirtschaft bei der Bergstation in Eigenregie betrieben. Der Status der Stiftung – meines Wissens die einzige Bergbahn in der Schweiz, die als Stiftung ,geschäftet‘ – rührt daher, dass die Bahn in den 90er Jahren, aber auch rund um den Neubau 2006, mit öffentlichen Geldern und privaten Spenden alimentiert wurde. Die Bahn wurde gewissermaßen der Öffentlichkeit gestiftet. Auf der einen Seite verpflichtet dieser Status. Auf der anderen Seite ist es aber auch so, dass die Stiftung über absolute unternehmerische Handlungsfreiheit verfügt – und von dieser auch Gebrauch macht. Am Rande sei erwähnt, dass der Status als Stiftung bisweilen eigenartige Blüten treibt. So kommt es vor, dass Gäste sich Rechte herausnehmen wollen, die den Betriebsbestimmungen widersprechen – mit der Begründung, die Bahn gehöre ja allen Steuerzahlerinnen  und Steuerzahlern…“ Erwähnenswert ist schließlich, dass der überwiegende Teil des Wasserfallengebiets unter Naturschutz steht. Die Entwicklung von Freizeiteinrichtungen ist aufgrund dessen der Naturnähe und Nachhaltigkeit verpflichtet. Dies darf aber nicht als Nachteil gesehen werden. Denn ohnehin besucht uns ein wesentliches Kundensegment, die Wanderer, eben gerade wegen der intakten Natur und Landschaft.“

Interviewpartner Johannes Sutter, Geschäftsführ der Stiftung Luftseilbahn Reigoldswil- Wasserfallen und Geschäftsführer des Ingenieur- und Planungsbüros Sutter AG Arboldswil. Fotos: Sutter AG

MM-Frage: „Welche Positionierung kann eine Seilbahn im Kanton Baselland im Jura erfolgreich anstreben? Mit welchen speziellen Gegebenheiten hat man es zu tun, worauf ist zu achten?“Sutter: „Die Bahn liegt in einem Höhenbereich (550–950 m.ü.M.), der die Budgetierung von Einnahmen aus dem Wintersport nicht eben einfach gestaltet. Die beiden Skilifte auf der Wasserfalle wurden anfangs der 90er Jahre aus wirtschaftlichen Gründen abgebrochen. Die Hauptsaison dauert bei uns von Juni bis Oktober. Wir sind eine klassische Ausflugsbahn, die vor allem von Gästen aus der Nordwestschweiz, dem französischen Elsass und dem deutschen Südbaden frequentiert wird. Insofern stehen wir mit Ausflugsgebieten im Schwarzwald und im Elsass in direkter Konkurrenz. Ungersere Bahn profitiert indessen von ihrer Einmaligkeit in der Region. Wir werden von vielen Gästen besucht, die keinen Bezug zu den Alpen und sonst keine Gelegenheit haben, eine Gondelbahn zu benützen. Ausgerichtet sind wir traditionellerweise auf das Kundensegment der Familien, Senioren und Gruppenreisenden, die in wunderschöner Landschaft und intakter Natur wandern. Derzeit positionieren wir uns ergänzend (und bislang sehr erfolgreich) im Markt des Erlebnistourismus. Dies indessen nicht, ohne die Stammgästegruppe – die Wanderer und Spaziergänger – zu vergraulen und zu vertreiben. Eine Überlegung, die manche Alpenregion meines Erachtens zu wenig macht, ist bei uns das Thema: die Verträglichkeit der Kundengruppen untereinander!“

Im Juni 2010 konnte der Waldseilpark eröffnet werden – mit dem Resultat, dass die Sommerfrequenzen hinterher explodiert sind.

MM-Frage: „Eure Freizeitangebote haben sich ausgeweitet und sollen noch mehr expandieren. Wie sieht das Spektrum derzeit aus und wie wird es weitergehen?“Sutter: „Bereits 2005 war dem Stiftungsrat, der strategischen Führung der Unternehmung, klar, dass mit dem schlichten Transport von Wanderern, dem Vermieten von Rodeln an ein paar schneereichen Tagen im Winter und dem Betreiben einer Trotti-Bike-Strecke das langfristige Überleben der Bahn nicht sichergestellt ist. Er hat damals das Entwicklungskonzept ,Wasserfallen Plus‘ initialisiert. Im Jahre 2008 habe ich zu dessen Umsetzung dem Stiftungsrat konkrete Vorschläge unterbreitet. Ein erster Umsetzungsschritt wurde bereits gemacht. Im Juni 2010 haben wir nach fünfmonatiUnger Bewilligungsverfahrens- und fünfwöchiger Bauzeit einen Waldseilpark eröffnet. Mit dem Resultat, dass unsere Sommerfrequenzen nachgerade explodiert sind und der neue Waldseilpark praktisch andauernd ausgebucht war – was den Bedarf an Freizeiteinrichtungen, die in die Landschaft passen, eindrücklich manifestiert. Weitere Projektschritte sehen vor, einen speziellen Familienerlebnisweg ,Wassi‘, einen Familienspielplatz ,Elements Park‘, einen Geschichte(n)weg für Senioren sowie die Erweiterung des Waldseilparks für Kinder zu realisieren.“

Der Betrieb einer Trotti-Bike-Strecke gehört seit Jahren zum Freizeitangebot der Wasserfallenbahn.

MM-Frage: „Welchen Effekt soll das verstärkte Freizeitangebot – vor allem der neue Waldseilpark – auf die Bahnfrequenzen haben?“Sutter: „Der neue Waldseilpark, aber auch die noch folgenden Angebote, sollen der Bahn insgesamt zu zusätzlichen Frequenzen verhelfen. Vor allem möchten wir die Auslastung an bislang frequenzschwachen Zeiten – Vorsaison, schlechte Witterung, werktags – verbessern. Wie die zu Ende gegangene Sommersaison gezeigt hat, ist dies sehr gut gelungen. Es fand eine deutliche Belebung des Gebietes unter der Woche statt. Und vor allem dank vielen Gruppenbuchungen waren wir auch beischlechter Witterung gut ausgelastet.  Zu erwähnen bleibt, dass ein Wachstum an Wochenenden ohnehin an Grenzen stoßen würde: einerseits an Kapazitätsgrenzen der Bahn (bei einer Förderleistung von 650 Pers./h), wie aber auch an Kapazitätsengpässe beim Parkplatzangebot. Quantitatives Wachstum streben wir deshalb in besagten bisherigen frequenzschwachen Perioden an.“

Da keine Skilifte mehr bestehen in Reigoldswil, wird die Strecke von der Berg- zur Talstation als Rodelbahn genutzt.

MM-Frage: „Wie sieht die Verteilung Sommer- zu Wintergeschäft aus? Kann man das Gebiet auch für Skilauf nutzen – bzw. als ,Breeder‘- Station für Anfänger aus den Agglomerationen– oder nur für alternative Sportarten wie Rodeln, Schneeschuhwandern etc.?“

Rudolf Eberl, Geschäftsführer Leoganger Bergbahnen: „Der Berg muss für Gäste und Einheimische interessant sein“

Rudolf Eberl ist seit mehr als 20 Jahren für die Leoganger Bergbahnen aktiv, seit 1997 ist er Geschäftsführer. Er hat damit wichtige Entwicklungsschritte des Unternehmens mitgestaltet und wesentlich dazu beigetragen, dass sich die Bergbahnen nicht nur im Winter, sondern auch im Sommer profilieren konnten. Der Mountain Manager hat nachgefragt.

Rudolf Eberl, GF Leoganger Bergbahnen, zeigt sein Skigebiet auf der Panoramatafel. Foto: dwl

MM-Frage: „Leogang hat sich in den letzten Jahren im Skicircus Saalbach-Hinterglemm Leogang sehr gut entwickelt. Wie ist das gelungen?“Rudolf Eberl: „Die Leoganger Bergbahnen haben viel investiert, und zwar in den Ausbau der Beschneiungsanlage, also in die Schneesicherheit, dann in die Pisten in Form von Geländekorrekturen und in die Modernisierung und Sicherheit der Bahnen. Insgesamt haben wir also die Qualität unseres Skigebietes weiterentwickelt, sowohl was die Hardware als auch die so genannte Software betrifft, also Schulung der Mitarbeiter und Marketing. Dieses Programm haben wir in den letzten 10 Jahren durchgezogen.“MM-Frage: „Wo sehen Sie Ihre Position/Bedeutung im Verbund?“Eberl: „Unsere Position im Verbund sehen wir sehr positiv. Wir sind der kleine Partner von Saalbach-Hinterglemm und haben dabei ca. 16 bis 17 % Anteil am Pool. Unsere Region ist zwar ein kleines, aber feines Skigebiet. Wir sind an der richtigen Position für Einsteiger, auch für Tagesgäste. Wir sind gut erreichbar und bieten genügend Parkraum.“MM-Frage: „Wie lange sind Sie persönlich für die Leoganger Bergbahnen aktiv?“Eberl: „Ich bin seit 1988 bei den Leoganger Bergbahnen, damals noch im Aufsichtsrat. Seit 1997 bin ich Geschäftsführer. Geprägt hat mich in dieser ganzen Zeit das Bewusstsein, dass man ständig in die Modernisierung des Skigebietes investieren muss. Das betrifft sowohl die Infrastruktur als auch die Verwaltung, da darf man nicht stehenbleiben. Wichtig in meiner Laufbahn war die Entwicklung des Sommerangebotes. Früher hat man die Bahnen zwar auch im Sommer betrieben, aber ohne spezielle Angebote. War das Wetter schön, hatte man einen guten Umsatz – war das Wetter schlecht, hatte man Kosten, aber keinen Umsatz. Hier hat man ansetzen müssen und ein Angebot entwickeln, das den Berg für den Gast interessant macht.“

In den letzten Jahren wurde ein Großteil der Aufstiegsanlagen erneuert und modernisiert. Foto: Markus Mitterer

„Wir möchten Strom effizienter nutzen“MM-Frage: „Was gibt es für diesen Winter Neues?“Eberl: „In diesem Winter ist in Hinterglemm die U-Bahn, die ‚Unterschwarzach-Bahn‘ neu. Dabei handelt es sich um eine 8er-Einseilumlaufbahn, die einen Schlepplift ersetzt. Der Zugang zur Bahn bietet jeden Komfort, den man sich vorstellen kann. Dazu gibt es eine tolle neue Flutlichtanlage. Bei uns in Leogang haben wir in die Beschneiung investiert und in eine moderne Werkstätte, in der die Pistenfahrzeuge eingestellt und repariert werden können. Neu ist auch die großzügige Erweiterung des Sportgeschäfts im Talstationsbereich. Sport Mitterer hat seine Präsentationsfläche auf 600 m2 nahezu verdoppelt, wobei sich am Dach der Talstation jetzt ein modern ausgestatteter Skiverleih mit Skidepot für 600 Paar Skier befindet. Im Sommer kann man sich hier auch die Bikes ausborgen. Neu im Talstationsbereich ist auch ein kleiner Nahversorger, wo unsere Gäste ihre Besorgungen erledigen können.“MM-Frage: „Bei der DACH-Tagung in Interlaken hat BL-Stv. Oberlader einen Vortrag über die Erfolge des E-Managements gehalten. Warum hat man sich hier engagiert, welche Ziele verfolgt man?“Eberl: „Unser Engagement erklärt sich durch die Bedeutung der Energiekosten im Unternehmen. Außerdem wissen wir alle, dass Energie in den nächsten Jahren noch wesentlich teuerer werden wird – die Bedeutung wird also noch steigen. Wir haben uns in diesem Bereich Möglichkeiten für Einsparungen gesehen und möchten insgesamt den Strom effizienter nutzen. Möglich ist das durch die Zusammenlegung von Zählpunkten, nach denen sich die Fixzahlungen im Monat richten. Ich halte das für eine wichtige Sache mit entsprechendem Potenzial zum Handeln.“

Paul Mitterer, Geschäftsführer Sport Mitterer, bietet in den neuen Räumlichkeiten ein umfassendes Angebot für den Winter und den Sommer. Foto: dwl

MM-Frage: „Welche Einsparungen hat man mit welchen Maßnahmen erreicht?“Eberl: „Wichtig waren sowohl die Zählpunkte als auch die Überwachung des Spitzenstrombedarfs. In bestimmten Zeiten haben wir einen enorm hohen Strombedarf, den wir aber nur kurzfristig nützen. Dadurch fallen wir generell in eine hohe Tarifstufe, die nicht nötig ist. Hier haben wir überlegt, wie wir gegensteuern können. In der Mittelstation haben wir uns z. B. mit der Abwärme der Maschinen bzw. des Getriebes beschäftigt und einen Wärmetauscher eingebaut. Dadurch sind wir jetzt in der Lage, mit der vorhandenen Wärme die gesamte Werkstätte zu heizen und sparen viel an Heizkosten. Im Moment verfügen wir noch über kein exaktes Zahlenmaterial, wir schätzen aber, dass sich unser Einsparungspotenzial schon jetzt zwischen 5 und 10 % bewegt.“MM-Frage: „Erwarten Sie sich davon Pluspunkte im Image bzw. wie möchten Sie das marketingmäßig transportieren? Denken Sie, dass ein solches Engagement für die Branche generell ein Bereich sein könnte, mit dem man imagemäßig noch punkten könnte?“Eberl: „Wir haben natürlich vor, mit unseren Ergebnissen an die Öffentlichkeit zu gehen. Ich bin mir auch sicher, dass andere Unternehmen sich ebenfalls mit dieser Materie beschäftigen werden. Es ist für jedes Unternehmen wichtig, sorgsam mit Energie umzugehen und sich ganz genau anzusehen, wofür man Mittel aufwendet. In den nächsten Jahren wird man sich im Rahmen von Investitionen ganz genau ansehen – auch ansehen müssen, auf welche Bereiche sich die Energiekosten in welcher Höhe verteilen und wie sich durch gezielte Maßnahmen, Spitzen an Strombedarf vermeiden lassen. Ich bin mir sicher, dass wir bei diesem Thema erst am Anfang stehen und die Bedeutung in den nächsten Jahren zunehmen wird.“

Der „Park der Sinne“ ist ein Ausflugsziel für die ganze Familie. Foto: by Himsl

„Mit einem stimmigen Angebot können Bergbahnen auch im Sommer ein wirtschaftlich interessantes Ergebnis einfahren“MM-Frage: „Wie soll es in diesem Bereich weitergehen, sind weitere Schritte geplant?“Eberl: „Wir werden als nächsten Schritt die Auswertung aller Daten vornehmen und uns dann ansehen, wo wir welche Möglichkeiten zum Einsparen haben. Das ist der nächste Schritt, von dem ich mir noch viel erwarte.“MM-Frage: „Wie sehen Sie die Position der Leoganger Bergbahnen im Sommer?“Eberl: „Im Sommer sind die Leoganger Bergbahnen sehr gut aufgestellt, weil wir seit mittlerweile 11 Jahren gezielt für unser Sommerangebot arbeiten. So haben wir 1999 die „Welt der Sinne“ ins Leben gerufen, eine Ausstellung, die sich über 3 Teilbereiche erstreckt hat. Das hat viel Geld gekostet, war aber der Start für einen aktiven Sommer. Diese Idee haben wir dann in der Mittelstation in Form eines „Sinneparks“ weitergeführt. Da gibt es einen Kräutergarten und Alpenpflanzenweg sowie Abenteuer-Spielstationen für Kinder. Mit dieser Aktion haben wir gesehen, dass man mit Investitionen in den Sommer auch gute Ergebnisse einfahren kann. Dann ist der Bikepark dazugekommen, Konzerte und Musikveranstaltungen, sodass wir heute ein gutes und umfangreiches Programm bieten können. Dieses Angebot kommt natürlich der ganzen Umgebung zugute, auch Hotellerie und Gastronomie profitieren davon. Für die Bergbahnen bedeutet das, dass man auch im Sommer ein wirtschaftlich interessantes Ergebnis einfahren kann. So hat sich der Umsatz im Vergleich zu vorher verfünffacht, die Beförderungszahlen sind rund 7 Mal höher.“

Mit dem Bikepark hat man in Leogang einen neuen Weg eingeschlagen, der ausgesprochen erfolgreich ist. Foto: Leoganger Bergbahnen

MM-Frage: „Sie gehören zu den ,Ausgezeichneten Österreichischen Sommerbahnen‘, welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht? Wo liegen dabei die Pluspunkte, wo die Herausforderungen?“Eberl: „Die ‚Ausgezeichneten Österreichischen Sommerbahnen‘ sind ein wichtiger Faktor für eine erfolgreiche Positionierung im Sommer. Man muss sich für ein Thema wie ,Genuss-Berg, Wander-Berg oder Familien-Berg‘ entscheiden und sich ein stimmiges Angebot überlegen. Dann gibt es genaue Kriterien, die man zu erfüllen hat und die auch überprüft werden. Die Leoganger Bergbahnen sind in zwei Bereichen aktiv, dem ,Abenteuer-Berg‘ in Bezug auf das Bike-Angebot und als ,Familien-Berg‘. Wir sind auch sehr stolz darauf, hier sehr gute Bewertungen zu haben. Aktiv sind wir bei den ,Ausgezeichneten Österreichischen Sommerbahnen‘ seit der Gründung dieser Initiative. Die Herausforderungen liegen natürlich darin, das Angebot ständig auszubauen und neue Wege zu suchen. Wir haben aber sehr kreative Mitarbeiter, die sich aktiv einbringen und viele gute Ideen entwickeln.“MM-Frage: „Ein wesentlicher Angebotsbereich im Sommer ist wie schon erwähnt der Bikepark. Seit wann gibt es ihn, wie hat er sich entwickelt und was ist noch geplant?“Eberl: „Den Bikepark gibt es seit 2001, wobei er am Anfang durchaus kritisch betrachtet wurde. Das lag daran, dass es nichts Vergleichbares gegeben hat und wir uns keine Beispiele ansehen konnten, um Zahlen und Fakten in Erfahrung zu bringen. Wir haben dann mit unseren eigenen Leuten und einigen Freaks, die es in der Szene gibt, eine Strecke gebaut und dann immer wieder erweitert, sodass wir mittlerweile über 9 Strecken verfügen. Wir haben uns mit diesem Angebot einen guten Namen erarbeitet und sind gefordert, uns weiterzuentwickeln. Im nächsten Jahr werden wir wie 2010 auch wieder ein Weltcup-Rennen veranstalten. Das ist uns kurzfristig angeboten worden. Obwohl das Wetter 2010 nicht mitgespielt hat, war die Veranstaltung ein voller Erfolg und wir haben sie gut über die Bühne gebracht. Danach hat man uns vorgeschlagen, uns für die Austragung der WM 2012 zu bewerben. Das haben wir auch gemacht und 2 Monate später haben wir dann den Zuschlag bekommen.“MM-Frage: „Wo liegen Ihrer Meinung nach die Herausforderungen, um auch in Zukunft erfolgreich zu arbeiten?“Eberl: „Die Herausforderungen liegen sicher in der Kreativität, den Ansprüchen und Wünschen der Gäste entgegen zu kommen. Es geht darum, neue Ideen zu entwickeln und den Berg für Gäste und Einheimische gleichermaßen interessant zu machen. Das wird sicher die große Herausforderung für die Zukunft sein.“ dwl

Mag. Wolfgang Rappold, GF Lachtal-Seilbahnen – Der sanfte Schneeriese feiert Auferstehung

Der „sanfte Schneeriese“, wie sich das 140 Hektar große Wintersportgebiet Lachtal (1600 m – 2222 m) selbst bezeichnet, hat sich in den letzten 3 Jahren aus seinem Schattendasein zu einer der beliebtesten Ski-Destinationen in der Steiermark entwickelt. Maßgeblich daran beteiligt ist der neue Geschäftsführer Mag. Wolfgang Rappold mit seinem Engagement, Know-how und seiner Kooperationsfähigkeit. Er konnte nicht nur Banken und Land überzeugen, sondern auch die Bevölkerung gewinnen: so kommen durch seine Baustein-Aktion die nötigen Eigenmittel für die „Qualitätsoffensive 2010“ zustande!

Das Lachtal ist mit 140 ha Ski – areal eines der größten Skigebiete der Steiermark und wirbt u. a. mit herrlichem Sonnenskilauf. Fotos: Lachtal Lifte

MM-Frage: „Herr Rappold, schildern Sie bitte zuerst Ihren Werdegang sowie Ihre Stationen in der Seilbahnbranche.“
Wolfgang Rappold: „Ich bin Betriebswirt und war zunächst in der Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung tätig, ehe ich über die Steirische Landesholding den Tourismus kennenlernte. Diese Gesellschaft war damals für alle touristischen Infrastrukturbetriebe der Steiermark zuständig – darunter auch viele Seilbahnen. Von 1992 – 95 war ich betriebswirtschaftlicher Referent bei der Landesholding. Seit Anfang der 90er Jahre hat sich die Seilbahnbranche in der Steiermark u. a. durch Unterstützung des Landes sehr positiv entwickelt. Hierauf wurde ich in die Geschäftsführung der Hauser Kaibling Seilbahnen berufen und auch auf die Riesneralm in Donnersbachwald. Der Hauser Kaibling war damals ein extrem aufstrebender Berg und daher eine Riesenherausforderung für mich. Ein Teil meiner Aufgaben war es, an der Verbindung der 4 Skiberge mitzuwirken, die 1998 schließlich auch realisiert wurde. Auf der Riesneralm – damals mehr oder weniger ein Sanierungsfall – kümmerte ich mich vor allem um das Ausbauprojekt mit u. a. zwei Sesselbahnen, Beschneiung, Kinderbereich, Gastronomie etc. Um damals 150 Mio. ATS wurde das Skigebiet komplett neu aufgestellt. 2004 habe ich familiär bedingt nach Graz in die Versicherungsbranche gewechslet und seit August 2007 fungiere ich als Geschäftsführer der Lachtal-Lifte und Seilbahnen GmbH.“
MM-Frage: „Wie haben sich die Lachtal Seilbahnen seit Ihrem Eintritt als Geschäftsführer entwickelt und auf welchem Niveau haben Sie diese übernommen?“
Rappold: „Ich kannte das Lachtal bereits von meiner früheren Tätigkeit her und wusste, dass hier vom Gelände her gesehen ein riesiges Potenzial drinnen steckt – allerdings auch eine große Herausforderung. Das Lachtal hatte zum Zeitpunkt meines Eintrittes mit allerlei Schwierigkeiten zu kämpfen wie z. B. mit einer schlecht ausgebauten Beschneiungsanlage und schlechter Chemie zwischen den Verantwortungsträgern am Skiberg. Der warme, schneearme und wirtschaftlich gesehen für das Lachtal katastrophale Winter 06/07 war dann wohl ausschlaggebend für den Geschäftsführerwechsel. Ich bin offen auf alle zugegangen und wollte das in den 60er und 70er Jahren sehr bekannte Skigebiet (,Steirischer Arlberg‘) neu aufstellen und ihm seinen gebührenden Platz wieder zurückgeben. Die Stimmung hat sich rechtrasch zum Positiven gewendet und die erste kurzfristig umsetzbare Maßnahme war trotz finanzieller Engpässe die Anschaffung eines modernen Pistengerätes mit Seilwinde. Denn eine hohe Pistenqualität ist die Grundvoraussetzung bei der Positionierung. Zusätzlich hatte ich das ,Glück des Tüchtigen‘, weil sich genug Naturschnee einstellte, und so konnte durch den Quantensprung beim Präparieren auch ein entsprechender Imagegewinn erzielt werden. Gleichzeitig war die Bettenanzahl durch eine neue Appartementanlage wesentlich angestiegen, wodurch wir in diesem Winter 07/08 eine wunderbare Umsatzsteigerung erreichten. Der Bau dieser Appartementanlage war für mich übrigens Voraussetzung, dass ich die Funktion des Geschäftsführers überhaupt übernommen habe. Sonst wäre die Abhängigkeit vom Tagesgast und vom Wetter zu hoch gewesen.Allerdings wurde umgekehrt dem Investor vor dem Bau zugesichert, dass die Qualität des Skigebietes auf modernes Niveau angehoben wird. Die 4 Sterne-Qualität im Bettenbereich muss mit dem Skigebiet ja in etwa zusammenpassen. Als ersten Schritt optimierte ich dann 2008 die Schneeanlage um 2,3 Mio € (zu 100 % fremdfinanziert) samt einem Riesenspeichersee mit auf fast 2000 m Seehöhe mit 107 000 m3 Volumen. Damit können an die 25 Pistenkilometer zum Teil in 4–6 Tagen beschneit werden. Diese Schneesicherheit – das Lachtal zählt für mich seiner Seehöhe von 1600–2200 m zu den schneesichersten Gebeiten in den Ostalpen – war wiederum Voraussetzung für die jetzige nächste Etappe: Modernisierung der Aufstiegsanlagen.“

Interviewpartner Mag. Wolfgang Rappold, Geschäftsführer der Lachtal-Lifte und Seilbahnen GmbH & Co KG.

MM-Frage: „Kürzlich wurde die ,Qualitätsoffensive 2010‘ gestartet. Was ist darunter zu verstehen, welche Ziele werden verfolgt?“
Rappold: „Durch die Schneeanlage konnten wir drei gute Winter hintereinander einfahren und dadurch ein Ausbauprojekt aufstellen. Der ,Druck‘ seitens der Betteninvestoren hat sich 2009 sogar noch gesteigert – der Bau weiterer 130 Betten wurde in Aussicht gestellt, wenn von uns eine zusätzliche kuppelbare 6er Sesselbahn zur Saison 2010/11 errichtet wird. Allerdings musste die Zusage bis Mitte April 2009 erfolgen. Dieses Angebot war so verlockend, dass ich alles daran setzte, innerhalb kürzester Zeit alle notwendigen Voraussetzungen zu schaffen. Im Nachhinein betrachtet ist es ein Wunder, dass es tatsächlich funktioniert hat und auch die 130 Betten bereits zu Weihnachten 2009 verfügbar waren.Konkret handelt es sich bei der Qualitätsoffensive um die neue 6 SBK ,Schönberg-Schaukel‘ mit Wetterschutzhauben (Leitner) im Bereich des neuen ,Sissi Parks‘, die zwei Schlepplifte ersetzt. Von dort aus wird man alle bestehenden Pistenauf der Schönberg-Tanzstatt-Seite erreichen und zusätzlich eine neue attraktive Piste entlang der Bahn erschließen.Weiters soll eine Gebietserweiterung auf der Rückseite des Skiberges in Richtung Dietrichalm stattfinden. Dieser schneesichere Nordhang erinnert an eine ,Märchenwiese‘ und wird durch eine neuen Schlepplift erschlossen. Die Idee dazu besteht ja schon seit über 30 Jahren. Und schließlich kommt der Ersatz des 37 Jahre alten aber extrem wichtigen Zinken-Schleppliftes. Von dessen exponierter Bergstation auf 2200 m werden nämlich u. a. sehr attraktive Pisten und in der Steiermark einzigartige Skirouten erschlossen. Der neue Lift wird wieder ein Schlepper sein – ich bin ein Verfechter der Einstellung, dass in jedem Skigebiet auch ein paar moderne Schlepper stehen können, weil es zum Skifahren dazugehört – allerdings mit einer höher liegenden Talstation, wodurch die Schlepptrasse um 400 m kürzer wird. Generell denke ich, dass in jedem Skigebiet schon auch der eine oder andere Schlepplift stehen kann, weil diese zum Skifahren einfach dazugehören.Ziel ist natürlich die Qualitätssteigerung des Gebietes, dafür werden 7 Mio. € investiert.“

Flugbild über den 107 000 m3 fassenden Speichersee Tanzstatt.

MM-Frage: „Wie wird der Investitionsaufwand hereingebracht?“
Rappold: „Eine reine Fremdfinanzierung war natürlich nicht möglich, ich musste rd. 4 Mio.€ Eigenkapital auftreiben. Dies gelang durch eine spezielle Idee: die Baustein-Aktion. Ein Lachtal- Baustein kostet 5 000 Euro, innerhalb kürzester Zeit wurde so mit viel Überzeugungsarbeit eine Million Euro aufgestellt. Dieser Betrag war Voraussetzung für die Unterstützung der regionalen Banken und des Landes, die diesen dann jeweils als Eigentümer verdoppelt haben. Im Prinzip sind die Bausteine nichts anderes als ,stille Beteiligungen‘ von ca. 150 Privatleuten und Unternehmern aus der Region. So kamen die benötigten 4 Mio. € Eigenmittel zustande, 3 Mio. € werden fremdfinanziert. Diese Vorgangsweise war unsere einzige Chance, entscheidend war es, die ganze Region rund um das Lachtal zu gewinnen.“
MM-Frage: „Ihr konntet drei Rekordwinter in Folge verzeichnen. Worauf ist dieser Erfolg zurückzuführen? Hat sich die Zusammensetzung des Publikums verändert (Osteuropa?) und die Bedeutung in der steirischen Seilbahnbranche?“
Rappold: „Seit meiner Tätigkeit als Geschäftsführer konnten wir die Umsätze nachhaltig um rd. 50 % steigern. Das ist einerseits auf die positive Bettenentwicklung und andererseits auf ein Plus bei den Tagesgästen sowie die gute Kooperation zwischen uns, dem TVB sowie dem Bettenvermieter zurückzuführen. Natürlich spielen auch meine fleißigen, motivierten Mitarbeiter eine große Rolle und professionelles Marketing. Es kommt nicht von ungefähr, dass wir Auszeichnungen erhalten haben vom steirischen Pistengütesiegel bis zum internationalen Pistengütesiegel oder die Nennung auf der Internettplattform Bergfex als drittbeliebtestes Skigebiet der Steiermark. Das Publikum wurde inzwischen in der Zusammensetzung internationaler, wir haben Deutsche, Holländer, Kroaten und natürlich Ungarn mit dem Hauptanteil von 30 %. In der Vergangenheit war der Ungarn-Anteil sogar höher. Das Lachtal hat außerdem viele Zweitwohnungsbesitzer, die jetzt wieder verstärkt Saisonkarten kaufen und sich auch an der Baustein-Aktion beteiligt haben.“

Die bisher größte Aufstiegshilfe 6SBK Lachtal wird zur Saison 2010/11 um eine weitere 6er Sesselbahn mit Haube ergänzt: die Schönberg-Schaukel.

Seit meiner Tätigkeit als Geschäftsführer konnten wir die Umsätze um 50 % steigern.
MM-Frage: „Ein weiteres neues Projekt ist das ,Almhüttendorf Lachtal‘ mitten im Skigebiet. Wie ist diese Idee entstanden, was ist das Besondere daran und welcher Effekt soll erzielt werden?“
Rappold: „Die Idee zum Almhüttendorf entstand aus dem Teamgeist zwischen dem Bürgermeister, dem Tourismusobmann und mir. Das Lachtal ist prädestiniert für eine Entwicklung zum kleinen, aber feinen Resort mit weniger Abhängigkeit vom Tagesgast und somit vom Wetter. Dafür sind jedoch weitere Betten erforderlich. Anstatt wieder einen Großinvestor zu suchen, richteten wir uns zuerst an die Einheimischen. Die Wertschöpfung sollte in der Region bleiben. Wir dachten vor allem an Landund Forstwirte, für die der Tourismus ein weiteres Standbein zur Existenzsicherung sein könnte. Und es existierte ja bereits ein funktionierendes Vorbild in Form einiger verstreut liegender Selbstversorger-Hütten von Grundbesitzern. Also entstand die Vision vom Almhüttendorf mit bis zu 40 privaten, individuellen Hütten für ca. 300 Betten. Wir haben dann tatsächlich auch einen Grundbesitzer gefunden, der 2 ha Grund mitten im Skigebiet zu einem vernünftigen Preis verkauft. Bislang gibt es schon 15 konkrete Interessenten. Man muss nur vorsichtig sein, dass keine Zweitwohnsitze daraus werden. Das Gesetz ist diesbezüglich relativ schwach, daher müssen wir uns selber einige Regeln geben.“
MM-Frage: „Wie wird die Vermarktung des Almhüttendorfes ab 2012 abgewickelt und welche Rolle spielen die Bergbahnen dabei?“
Rappold: „Es gibt grundsätzlich Vermarktungsschienen für solche Hüttendörfer und auch wir selbst haben inzwischen eine gute Vermarktungsschiene aufgebaut. Auf unserer neuen Homepage existiert u. a. ein Vermieterportal, hier können auch die Almhütten mitintegriert werden. Es soll weiters am Gelände eine Zentraleinheit mit Shop, Schlüsselübergabe und Verwaltung etc. entstehen. Wir wollen in der ersten Phase nur gewisse Qualitätsstandards und Baurichtlinien vorgegeben, sonst hat jeder Hüttenvermieter freie Handhabe. In diesem Rahmen ist individuelle Gestaltung möglich. Für uns als Bergbahn ist wichtig, dass die Almhütten gut belegt sind und vernünftige Packages geschnürt werden. Dazu werden wir das Unsere beitragen und außerdem in unseren Werbemitteln und im Internet auf diese besondere Unterkunft hinweisen.“

Urige Skihütten laden auf den sanften Almflächen zum „Entschleunigen“ ein.

MM-Frage: „Das Konzept unterscheidet sich von den bisher bekannten Lodges und Hüttendörfern. Habt ihr euch zuvor mit dieser Materie befasst und hierauf einen eigenen Ansatz entwickelt?“
Rappold: „Aufgrund der hier bestehenden Strukturen mit Selbstversorger-Hütten von Landwirten und deren guter Auslastung im Winter wie im Sommer lag die von uns gewählte Strategie nahe. Jetzt geht es einfach um die Zentrierung und Aufstockung dieses Angebotes auf einem schönen Platz. Den haben wir direkt an der Piste auf 1 600 m gefunden – und er ist auch aus der Sicht des Sommerbetriebes günstig ist er am Talschluss gelegen.“
MM-Frage: „Wird sich die Positionierung eures Skigebietes durch die neuen Projekte (Qualitätsoffensive, Almhütten etc.) ändern, oder geht es nur darum, die Zukunft abzusichern?“
Rappold: „Zum Teil ist es ein Nachholen bisher versäumter Pflichten für ein Gebiet mit hohem Potenzial. Dadurch wird das Lachtal ein kleines, feines und gemütliches Skiresort, das in sich abgeschlossen ist. Die Infrastruktur muss freilich noch weiter verbessert werden – wenngleich einiges schon passiert ist: Hotels, Shops und Skihütten wurden und werden derzeit renoviert und ausgebaut, eine beleuchtete Rodelbahn wurde errichtet etc. Unsere Zielgruppen sind vor allem Familien und Kleingruppen, an dieser Grundpositionierung wird sich nichts ändern, sie wird aber bekräftigt. Außerdem wird sich dadurch eine Absicherung für die Zukunft auf Jahre hinaus ergeben. Ohne die jetzt eingeleitete Qualitätsoffensive hätte sich die Spirale schnell wieder nach unten gedreht, weil für die neu hinzugekommenen Qualitätsbetten auf Dauer keine Gäste mehr zu finden sind.“
MM-Frage: „Welche mittelfristigen Pläne für die Zukunft wälzt ihr noch? Wo wollen die Lachtal Seilbahnen im Jahr 2020 stehen?“
Rappold: „Wir haben zusammen mit den Meinungsbildnern im Lachtal die touristische Entwicklung skizziert und eine Art Masterplan gemacht. Dabei wurden etliche Ziele formuliert wie z. B. ,mehr Dorfcharakter‘, ,bessere Infrastruktur‘ oder ,alternative Unterhaltungsangebote wie eine überdachte Eisbahn‘. Auf keinen Fall soll die Gemütlichkeit und das Authentische verloren gehen, wir werden uns zu keinem Remmy-Demmy Skigebiet entwickeln. Das würde nicht zum Lachtal und seinen Menschen passen. Außerdem muss im Sommer eine bessere Auslastung gelingen.“

Lageplan für das bis 2012 zu errichtende Almhüttendorf direkt an der Piste.

MM-Frage: „Sollen künftig auch für den Sommerbetrieb Initiativen gesetzt werden?“
Rappold: „Bis vor Kurzem wurde das Sommergeschäft leider ziemlich vernachlässigt. Erst mit den neuen Betten hat sich ab 2007 wieder eine kleine Sommerszene eingestellt (15 000 Nächtigungen). Hier sind wir künftig stark gefordert und wollen uns auch in Richtung ,Ausgezeichnete Sommerbahnen‘ weiter ent – wickeln. Derzeit werden Seilbahnbetrieb an 2 Tagen in der Woche, geführte Wanderungen, das ,Salzen‘ und Almhütten-Erlebnis angeboten.Da das Gebiet jedoch allergiefrei auf 1600 m liegt, sind im Gesundheitsbereich noch einige Möglichkeiten vorhanden. Mein momentanes Hauptaugenmerk gilt jedoch der Umsetzung der o. e. Qualitätsoffensive.“
MM: „Herr Rappold, wir danken für das Gespräch.“

DDr. Andrea Del Frari, Direktor Skirama Kronplatz: Skiberg Kronplatz ist der treibende Wirtschaftsmotor

Seit einigen Monaten ist im Verbund Skirama Kronplatz mit DDr. Andrea Del Frari ein neuer Direktor im Amt. Der Mountain Manager hat das zum Anlass genommen, um Ambitionen und Ziele der starken Südtiroler Destination zu hinterfragen.

Moderne Aufstiegsanlagen sorgen für Komfort am Kronplatz.

MM: „Wie lange üben Sie Ihre jetzige Funktion aus?“
Del Frari: „Ich bin mittlerweile seit gut 4 Jahren im Skirama Kronplatz, dem Verbund der Betreiber der Aufstiegsanlagen am Kronplatz, tätig. Als Direktor seit 01. Oktober 2009.“
MM: „Wie war Ihr bisheriger beruflicher Werdegang?“
Del Frari: „Nach dem Abschluss meines Wirtschaftsstudiums an der Universität in Verona hat mein beruflicher Werdegang beim Italien Hauptsitz des Konzerns Lafarge Roofing (Produktion von Dachsystemen) begonnen. Verantwortlich war ich damals für das operative Marketing. Gruppenintern wurde ich dann in das Headquarter der Gruppe nach Oberursel/ Frankfurt am Main befördert, um nach einem Jahr wiederum in den italienischen Sitz in Kiens/Südtirol in den Verkauf zu wechseln. Da mich der Bereich Tourismus als gebürtigen Südtiroler und begeisterten Skifahrer immer schon inter – essierte, begann ich mein Zweitstudium an der Freien Universität Bozen an der Fakultät für Tourismusmanagement. Gleichzeitig bewarb ich mich für eine offene Position im Skirama Kronplatz und bekam diese auch. Somit hatte ich wirklich die Möglichkeit, das an der Uni Gelernte, auch in die Praxis umzusetzen.“
MM: „Wie definieren Sie die Bedeutung / das Image des Skiberges Kronplatz in Italien und in Europa?“
Del Frari: „Der Skiberg Kronplatz ist der treibende Wirtschaftsmotor in unserer Ferienregion; ohne ihn wäre das Pustertal heute nicht so hervorragend entwickelt und strukturiert – weder aus touristischer Sicht, also als Destination, noch gesellschaftlich und sozial. Das ganze Tal profitiert in direkter oder indirekter Weise von unserem Skiberg.Der Kronplatz hat als Nicht-Gletscherskigebiet eine der längsten Wintersaisonen in den Alpen, welche von Ende November bis Ende April dauert. Pro Jahr zählen wir ca. 1,6 Mio. Skitage, was auch ungefähr den Nächtigungen entspricht. Multiplizieren wir diese Skitage mit den durchschnittlichen Ausgaben von ca. 144 Euro pro Tag, ergibt sich eine direkte Wertschöpfung von 230 Mio. Euro. Aus diesem Grund positioniert sich der Kronplatz heute nicht nur in Italien, aber sehr wohl auch in Europa als eines der führenden Skigebiete.“

DDr. Andrea Del Frari, Direktor Skirama Kronplatz. Fotos: Skirama Kronplatz

„Kronplatz ist die Quelle, aus der Top Athleten entspringen“
MM: „Worin sehen Sie Ihre Hauptaufgabe, was liegt Ihnen in Ihrer Funktion besonders am Herzen?“
Del Frari: „Die besondere Herausforderung meiner Position ist es, die Kommunikationsstrategien richtig zu positionieren, damit alle an einem Strang ziehen.In der Marktbearbeitung ergibt sich die Kommunikation aus einer Summe von Aktivitäten von Seiten der SMG (Südtirol Marketing Gesellschaft), des Tourismusverbandes, der Hotelbetriebe und eben auch des Skirama Kronplatz. Dieses Puzzle kann nur funktionieren, wenn jede Institution seinen Platz erkennt und einnimmt – eben eine integrierte Kommunikation, an der viele Institutionen beteiligt sind.
MM: „Welche Angebote/Anlagen sind für die Wintersaison 2009/10 neu dazugekommen?“
Del Frari: Der kuppelbare Sessellift Marchner wurde durch eine sehr moderne Kabinenbahn ersetzt. Neu ist nicht nur die Trasse, sondern eine Weltneuheit sind die Kabinen, welche Platz für 10 Personen haben und über beheizte Ledersitze verfügen. Die Skifahrerflüsse zeigen, dass diese neue Kabinenbahn sehr gut von den Gästen angenommen wird.Eine Neuheit ist auch der Wiederaufbau der Kabinenbahn Cianross in St. Vigil in Enneberg. Die dazugehörige Piste „Cianross“ ist mit Flutlicht ausgestattet und jeden Dienstag und Donnerstag können sich die Gäste auch abends, von 20–22 Uhr auf den Pisten austoben.Der Snowpark wurde aufgrund seines Erfolges in dieser Wintersaison weiter ausgebaut. Die 120 000 Kubikmeter verarbeiteter Schnee ermöglichen das Realisieren eines super  Snowparks mit 4 lines – nicht nur für Profis, sondern auch für Anfänger.“

Blick auf das umfassende Angebot von oben.

MM: „Was ist das Kronplatz ,Ski-Team‘, welche Ambitionen hat man?“
Del Frari: „Das Kronplatz SkiTeam ist ein Leistungszentrum, um den Nachwuchssportlern aus der Ferienregion das Ski fahren als Leistungssport zu ermöglichen. Seit Jahren ist der Kronplatz die Quelle, aus der Top Athleten wie Manfred und Manuela Mögg, Alexander Ploner, Johanna Schnarf, Lucia Recchia und Christoph Innerhofer entspringen. All diese Athleten waren auch in Vancouver am Start.“
MM: „Sie führen im Internet eine Umfrage zur Servicequalität durch und verfügen über ein Gästebuch. Welche Resonanz haben Sie, was schätzen die Gäste – welche Aufgaben / Zielsetzungen ergeben sich daraus?“
Del Frari: „Kundenzufriedenheitsanalysen aber auch Kundenbedarfsanalysen haben am Kronplatz einen sehr hohen Stellenwert. Wir versuchen, unser Angebot auf die Bedürfnisse unserer Kunden anzupassen. Die Ergebnisse aus diesen Analysen sind für uns immer sehr positiv und zeigen, dass wir unser Produkt in die rich tige Richtung entwickeln. Ein Aspekt, den unsere Kunden sehr schätzen, ist die Pistenpflege und genau deshalb versuchen wir im Bereich Beschneiung/Pistenpräparierung immer einen Schritt voraus zu sein.“
MM: „Seit wann gibt es den Kids Safety Park und was ist Ihnen dabei wichtig?“
Del Frari: „Die Sicherheit spielt am Kronplatz eine sehr wichtige Rolle. Wir haben Projekte mit den Grundschulen rund um unseren Skiberg laufen, um die Verhaltensregeln auf den Skipisten bereits in der Schule zu vermitteln. Eine wichtige Investition ist eben der Kids Safety Park. Es handelt sich hier um einen didaktischen Park, wo Kinder spielerisch die Verhaltensregeln erlernen, welche möglicherweise bereits in der Schule vermittelt wurden. Somit schaffen wir es, bereits den Kindern die sichere Ausübung dieser Sportart zu vermitteln.“

Auf bestens präparierte Pisten wird großer Wert gelegt.

„Qualität statt Quantität ist die große Herausforderung“
MM: „Sie haben ein breit gefächertes Angebot um den Wintersport herum – welche Vorteile ergeben sich?“
Del Frari: „Unsere Gäste sind keine Gewohnheitstiere und sind immer auf der Suche nach etwas Neuem. Aus diesem Grund ist es wichtig, neben dem Ski fahren auch noch weitere Angebote/Produkte zu entwickeln. Oft sind es aber Nischenprodukte, da im Winter das Ski fahren immer noch das Wichtigste ist – und noch lange bleiben wird. Zu erwähnen ist, dass die Zusatzangebote mit der Entfernung zum Skiberg zunehmen. Je weiter ich mich entferne, desto wichtiger werden alternative Sportarten/Produkte.“
MM: „Wie sind Sie mit der laufenden Saison zufrieden, spüren Sie die schwierige Wirtschaftslage?“
Del Frari: „Die schwierige Wirtschaftslage bekommen auch wir am Kronplatz zu spüren. Die Gäste werden immer sparsamer. Obwohl wir bis jetzt in der Ferienregion mehr Nächtigungen im Vergleich zum Vorjahr registriert haben, sind die Skifahrer am Skiberg leicht zurückgegangen. Das heißt, dass die Gäste nicht mehr einen Wochenskipass kaufen, sondern dass gerade beim Skipass der Sparstift angesetzt wird und der eine oder andere Tag Pause bewusst eingelegt wird.Was uns mehr Sorgen bereitet, ist das Steigen der Kosten für die technische Beschneiung. Man muss bedenken, dass diese Kosten vor 20 Jahren gleich Null waren und mittlerweile einen der größten Kostenfaktoren darstellen.“

Biking gehört im Sommer zu den Attraktionen am Kronplatz. Foto: Atelier Busche

MM: „Welche Bedeutung hat der Sommer für den Kronplatz, hat sich seine Bedeutung in den letzten Jahren verändert und welche Ziele streben Sie an?“
Del Frari: „Als ausgesprochenes Wandergebiet generiert die Ferienregion Kronplatz im Sommer ungefähr gleich viele Nächtigungen wie im Winter. Somit hat der Sommer bei uns einen ebenso hohen Stellenwert wie der Winter. Der Skiberg Kronplatz ist von Ende Juni bis Anfang Oktober geöffnet und bietet mit 2 neuen Panoramawegen ein sehr tolles Wanderangebot.Die Herausforderung für den Sommer ist, neben der Auslastung der Betriebe, auch die Wertschöpfung zu erhöhen, denn diese liegt durchschnittlich 20 % unter der Wertschöpfung des Winters.“
MM: „Wie lange gibt es RSS Feedes, wie kommt es an? Welche Bedeutung spielt in Ihrem Angebot das Internet generell?“
Del Frari: „RSS Feeds sind ein tolles Instrument für Journalisten, um über Neuheiten in der Ferienregion immer automatisch informiert zu werden.Generell muss man sagen, dass das Internet für uns mittlerweile das wichtigste Instrument ist, um Informationen jeglicher Art mitzuteilen. Besonders bei der Auswahl der Skigebiete spielen Webcams, Schneeberichte und Pistenstatus eine sehr wichtige Rolle. Weiters ist zu erwähnen, dass neben dem Internet das Web 2.0 eine immer wichtigere Rolle einnimmt, denn es eröffnet neue Wege der Kommunikation. Wer kann es sich heutzutage schon leisten, auf Facebook nicht präsent zu sein?“
MM: „Wie soll sich der Kronplatz in den nächsten Jahren entwickeln, welche Ambitionen haben Sie?“
Del Frari: „Qualität statt Quantität ist sicherlich die große Herausforderung. Unser Hauptaugenmerk liegt darin, nicht immer mehr, schneller und größer zu werden, sondern langfristige Trends zu erkennen, schnell zu reagieren und sich den Kundenbedürfnissen anzupassen. Nur so können sich Skigebiete auch in Zukunft etablieren. Eine immer wichtigere Rolle wird die Erreichbarkeit der Skigebiete darstellen. Um neue Kunden zu erreichen, muss ich neue, wahrscheinlich entferntere Märkte bearbeiten. Hierbei spielt eine schnelle und bequeme Erreichbarkeit eine wichtige Rolle.“ dwl

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