Klaus Nussbaumer, CEO Pizolbahnen AG – „Die Natur ist unsere Bühne“

Seit 2010 lenkt Klaus Nussbaumer als CEO die Geschicke der Pizolbahnen AG im Schweizer Bad Ragaz. Unter seiner kompetenten Federführung hat sich das Bergbahnunternehmen im berühmten „Heidi-Land“ (7,3 Mio. CHF Umsatz) bemerkenswert weiterentwickelt – vor allem das Sommerangebot wurde intensiv ausgebaut. Die Pizolbahnen lassen aber auch durch progressive Ideen wie ein wetterabhängiges Pricing aufhorchen.

Foto: Fetzer

MM: „Zunächst zu Ihrer Person: Wie war Ihr Werdegang in die Seilbahnbranche, seit wann sind Sie GF der Pizolbahnen AG und welche Funktionen bekleiden Sie eventuell sonst noch?“ Klaus Nussbaumer: „Ich durfte im Jahr 1995 in den Dienst der Bergbahnen Brandnertal, damals einer Tochter der Pfänderbahn AG eintreten, um nach der Ausbildung zum Betriebsleiter diese Funktion zu übernehmen. Nach zwei Jahren wurden die Bahnen verkauft und ich wechselte 1997 zur Pfänderbahn nach Bregenz. In diesen Jahren hat mich die Persönlichkeit des damaligen Vorstands DDr. Hubert Kinz stark geprägt. Dort entwickelte ich mich auch vom Techniker zum Touristiker. Nach dem Abschluss des Studiums zum Tourismusmanager an der Uni Innsbruck, führte der Weg 2001 zur Silvretta Nova. Hier durfte ich als Geschäftsleiter der Bergbahnen Diedamskopf, damals Teil der Nova-Gruppe, die Geschicke leiten. 2010 folgte dann der Wechsel zu den Pizolbahnen in Bad Ragaz-Wangs (11 Aufstiegsanalgen, 43 km Pisten). Neben der Tätigkeit als CEO der Pizolbahnen bin ich noch Verwaltungsrat der Pool Alpin Schweiz AG.“

Genuss-Skifahren: Die Pizolbahnen in Bad Ragaz bieten 43 km Pisten und 11 Aufstiegshilfen, darunter zwei moderne Gondelbahnen. Fotos: Pizolbahnen AG

MM: „Was hat sich seit Ihrem Engagement (2010) als Geschäftsführer der Pizolbahnen in Bad Ragaz entwickelt, welche Investitionen wurden getätigt?“ Nussbaumer: „Im Winter 2009/10 ging die neue 8er-Gondelbahn Wangs in Betrieb. Dies ist der zweite Zubringer ins Gebiet, nach dem im Winter 2007/08 die 8er-Gondelbahn Bad Ragaz eröffnet wurde. Im Folgejahr wurden für den Sommer und Winter Masterpläne für die zukünftige Entwicklung des Pizol erstellt. Neben den bekannten Angeboten wie z. B. der 5-Seen Wanderung, welche weitgehend im Perimeter des UNESCO Naturwelterbe Sardona liegt, konnten für das Sommergeschäft Projekte wie der Heidipfad, der Wasserspielplatz Wasserwald, der Swiss MovePark oder auch der Pizol Panorama Höhenweg umgesetzt werden. Alles immer im Credo: „Die Natur ist unsere Bühne“. Dies zeigt sich auch wieder im neuen „Edelweiss Weg“ der zum Suntigweidsee und die Bergstation Schwamm führt.
Im Winter lag der Fokus zuerst darauf, das Angebot am Berg zu optimieren und auszubauen. Daraus entstanden der Riderpark Pizol die Funslope, der Airboardweg sowie der permanente „Vreni Schneider Run“ – ein permanenter Torlauf mit Zeitnehmung. Dazu zusätzliche Winterwanderwege und Schneeschuhrouten.
Großen Fokus haben wir auf den Ausbau der Beschneiung gelegt. So wurde das Leitungsnetz vervierfacht und das Wasserdargebot durch ein Speicherbecken und einen See erweitert. Mit dem Winter 16/17 konnten wir die alte SL-Anlage Schwamm, durch die 6er-Sesselbahn Schwamm-Wissi Stei, eine Anlage von Bartholet mit Sesseln „Design by Porsche Designstudio“, verwirklichen. Damit erfüllten wir unseren Gästen einen langen Wunsch und erschließen eine der schönsten Pisten am Pizol noch besser.
In diesen 8 Jahren konnten zudem zwei Gastronomiebetriebe erworben werden, die derzeit verpachtet sind.

Die Pizolbahnen planen die Erweiterung ihrer Gastronomie und wollen das Panorama-Restaurant ‚Aurea‘ auf Pardiel erwerben. • Der SwissMovePark – ein Bewegungspark mit verschiedenen Elementen – ergibt ein völlig anderes Entspannen in einer eindrucksvollen Bergwelt mit Aussicht.

MM: „Wie ist die Positionierung der Pizolbahnen AG, hat sich diese verändert oder wurden Konturen geschärft? Welche Herausforderungen hat es gegeben?“ Nussbaumer:  „Wir haben uns zu Beginn angesehen, wo die natürlichen Stärken der beiden Bergseiten sind. Die Ragazer Seite haben wir dann als sportlich-familiär und die Wangser Seite sportlich-alpin definiert. Der gesamte Berg ist sportlich. Beginnend bei den Pisten bis hin zu den alpinen Wanderungen. Dies ist das verbindende Element. Die Seite Bad Ragaz wird zudem mit dem Thema Heidi bespielt. Die Geschichte von Johanna Spyri spielt ja im nahen Maienfeld und Ragaz.
Die Seite Wangs besticht durch seine alpinen Wanderungen auf den Pizolgipfel (2.844 m), die 5-Seen Wanderung oder auch den Aussichtspunkt Garmil. Das UNESCO Weltnaturerbe ist zudem auf dem Pizol Panorama Höhenweg erlebbar.“ MM: „Das Sommergeschäft spielt bei Euch keine unwichtige Rolle. 2011 habt Ihr Euch von „Erlebnisplan“ ein Masterkonzept erstellen lassen. Wie sieht dieses aus, was wurde umgesetzt und was ist in peto?“ Nussbaumer: „Wir haben schon recht viel vom damaligen Masterplan ‚Erlebnisreich Pizol‘ umgesetzt. Auch Neues ist im Rahmen der ständigen Evaluierung dazu gekommen. Derzeit sind wir in der Konzeptionierung von weiteren Angeboten, die ab dem Sommer 2019 umgesetzt werden.
Eines davon soll ein Leuchtturmprojekt werden, welches aber noch von Bewilligungen abhängt. Wir werden sehen, ob wir alle Beteiligten überzeugen können. Daher möchte ich dies derzeit nicht weiter ausführen.“ MM: „Was war der wirtschaftliche Effekt der Inszenierung des Sommerangebotes?“ Nussbaumer: „Mit den gesetzten Maßnahmen konnte der Sommerumsatz in den letzten 8 Jahren verdoppelt werden. Dies unter Einbezug von Erhöhungen der Ticketpreise von ca. 15 %.“ MM: „Voriges Jahr wurde der SwissMovePark an der Bergstation der 8er Gondelbahn Bad Ragaz, im Wandergebiet Pardiel eingeweiht. Was war die Zielsetzung mit dieser Attraktion, wie wurde sie angenommen?“ Nussbaumer: „Wir konnten mit dem auf Bewegung spezialisierten Schuhherstellern „kybun“ (Luftkissen-Sohle) und dem Trampolin Hersteller „bellicon“ eine tolle Kooperation abschließen und den Swiss Move Park entwickeln. Dies ergibt ein völlig anderes Entspannen und Schwingen in einer eindrucksvollen Bergwelt mit Aussicht. Gepaart ist der Swiss Move Park mit dem Balancierpfad für Kinder. Der Bewegungspark mit verschiedenen Elementen wird daher von allen Generationen angenommen und hat sich etabliert.“

Die Pizolbahnen planen die Erweiterung ihrer Gastronomie und wollen das Panorama-Restaurant ‚Aurea‘ auf Pardiel erwerben. • Der SwissMovePark – ein Bewegungspark mit verschiedenen Elementen – ergibt ein völlig anderes Entspannen in einer eindrucksvollen Bergwelt mit Aussicht.

MM: „Soll sich der Pizol sukzessive in Richtung ‚Gesundheitsberg‘ weiter entwickeln? Woher kommt die Idee und welche Schritte sollen noch folgen?“
Nussbaumer: „Bad Ragaz hat eine jahrhundertlange Thermal- und Kurgeschichte, welche vor allem durch die Tamina Therme und das Grand Resort Bad Ragaz mit seinem Gesundheitszentrum erlebbar ist. Dazu passt der Swiss Move Park oder auch die 1. Schweizer Saunagondel mit Hotpot im Wellnessdörfli. Dies ist eine schöne Sache, die gut zu Bad Ragaz passt. Vorab ist es aber kein Ziel, ausschließlich „Gesundheitsberg“ zu werden. Wie wir alle wissen, ist das Erlebnis am Berg Sommer wie Winter für den Körper und die Seele gesund. Wir müssen es nur erlebbar machen. Z. B. über Wanderungen, den Swiss Move Park oder wie auch immer.“ MM: „Derzeit plant Ihr eine Erweiterung der Gastronomie und wollt das Restaurant AUREA erwerben. Was steckt hinter diesem strategischen Schritt, was erwartet Ihr Euch davon?“ Nussbaumer: „Wir haben uns im Verwaltungsrat schon länger mit dem Zukunftspotenzial am Pizol auseinandergesetzt. Schlußendlich müssen wir die Dienstleistungskette am Berg im Griff haben bzw. derart beeinflussen können, dass wir die Gäste mit dem Gesamtangebot begeistern können. Derzeit stehen auf Pardiel 3 Gastronomiebetriebe zum Verkauf, weshalb wir uns hier engagieren.“ MM: „Ist auch ein Engagement im Übernachtungsbereich eine Option für Euch? Wie sieht es generell hier mit der Bettensituation aus?“ Nussbaumer: „Ja, auch in diesem Bereich machen wir uns Gedanken. Immer mehr Hotels in der Region werden geschlossen oder zu Wohnungen umgebaut. Auch am Berg selber ist diese Tendenz ersichtlich. Daher sind wir aktiv daran, uns diesem Geschäftsfeld zu widmen. Wir benötigen, wie alle Destinationen, warme und keine kalten Betten.“

Die Pizolbahnen haben zur Wintersaison 2016/2017 ein ‚meteo-dynamisches Pricing‘ eingeführt. • Auch die 1. Saunagondel der Schweiz findet man am Pizol im ‚Wellnessdörfli‘.

MM: „Das Testportal Skiresort.de hat Euch für den Winter 2017/18 erneut ausgezeichnet. Auf welche davon seid Ihr besonders stolz und worauf führt Ihr diesen Erfolg zurück?“ Nussbaumer: „Es hat uns sehr gefreut, dass wir von Skiresort.de und anderen Bewertungsplattformen ausgezeichnet wurden. Besonders die Freundlichkeit & die Serviceorientierung der Mitarbeitenden stechen hier hervor. Dies führen wir auf die wiederkehrenden internen und externen Schulungen zurück, die wir seit Jahren umsetzen. Das Thema ist definitiv bei den Mitarbeitenden angekommen. Dazu haben wir unser Programm „Helping Hand Pizol“ entwickelt. Durch einfache Hilfsmittel und einer eigenen Mitarbeiter-App wird immer wieder auf den Mitarbeitenden eingegangen bzw. er kann mit dem Kader einfach und jederzeit in Kontakt treten.“ MM: „Stichwort Meteo-dynamisches Pricing. Warum habt Ihr wetterabhängige Tageskarten eingeführt – als Vorreiter!? Wie ist die Reaktion darauf?“ Nussbaumer: „Wir denken, dass sich die Branche in punkto Angebot und Tarife bewegen muss, um nicht im globalen Tourismus unterzugehen. Die Pizolbahnen haben sich daher schon länger mit dem Pricing auseinandergesetzt und Verschiedenes ausprobiert. Als die FH St. Gallen auf uns zugekommen ist, ob wir nicht bereit wären ein zweijähriges Projekt zu lancieren, haben wir sofort zugesagt. Als Tagesgast-Skigebiet sind wir v. a. vom Wetter abhängig. Daher war der Ansatz, über Wetterprognosen den Onlinepreis zu beeinflussen, spannend. Mit den Projektpartnern der Belalpbahnen und tipo-Ticketing konnten wir sehr gute Gespräche führen und Erfahrungen austauschen. Dies wissenschaftlich begleitet. Das Ergebnis war für uns überraschend positiv. Bei einem Umsatz von knapp TCHF 200 lag die Kannibalisierungsrate bei niedrigen 16 %. Somit konnten 84 % dieser Gäste, trotz unbeständigen Wetters, zusätzlich für einen Skitag gewonnen werden. Diese Gäste waren mit dem Angebot sehr zufrieden, da die Erwartungen auch geringer waren als an einem goldschönen Wintertag. Dadurch ist die Weiterempfehlungsrate sehr hoch. Nebeneffekt dabei war auch, dass die Onlinebuchungen enorm zugenommen haben – auch bei Sonnenschein und normalen Onlinetarifen. Insgesamt denken wir, dass dieses System für uns passt und weitergeführt werden wird. Wie bei allen anderen Systemen auch, ist es keines, welches über jedes Skigebiet gestülpt werden kann.“

Die Pizolbahnen haben zur Wintersaison 2016/2017 ein ‚meteo-dynamisches Pricing‘ eingeführt. • Auch die 1. Saunagondel der Schweiz findet man am Pizol im ‚Wellnessdörfli‘.

MM: „Abschließende Frage: Welche Trends erkennen Sie generell in unserer Branche und wie wollen Sie darauf reagieren?“ Nussbaumer: „Ich denke, jede Bergbahn Gesellschaft muss ihre Stärken und Schwächen kennen und diese individuellen Lösungen finden.
Die großen Investitionssummen lassen es aber kaum zu, die notwendigen Umsätze nur noch in wenigen Monaten verdienen zu können. Daher ist die Entwicklung zur Winter- und Sommer – oder noch besser Jahresdestination wichtig. Die Pizolbahnen haben hier schon reagiert und die Betriebstage von bisher 240 auf 300 Tage erhöht. Damit entsteht ein Mehrwert für den Gast und die Wetterabhängigkeit wird auf mehr Tage verteilt. Damit dann auch noch die Wertschöpfung im Unternehmen bleibt, ist das Engagement in der gesamten Dienstleistungskette notwendig. Daran arbeiten wir jetzt auch.“ MM: „Herr Nussbaumer, wir danken für das Gespräch!“

Benjamin Müller Marketing Kampenwandbahn – „Ansprüche an die eilbahnen steigen“

Mit welchem Angebot gelingt es kleinen Bergbahnbetrieben, Gäste auf den Berg zu bringen? Und welche Wege werden eingeschlagen, um sich optimal zu präsentieren? Der MOUNTAIN MANAGER hat bei der Kampenwandseilbahn GmbH nachgefragt.

Benjamin Müller Marketing Kampenwandbahn

MM: „Wie lange gibt es die Kampenwandbahn?“Benjamin Müller: „Die Kampenwandbahn ist 2017 60 Jahre alt geworden, das heißt sie ist 1957 in Betrieb gegangen. Bei der Kampenwandbahn handelt es sich um eine Zweiseil-Umlaufbahn, die von Aschau im Chiemgau auf 1.461 m Seehöhe führt. In den Kabinen finden jeweils 4 Personen Platz, die Beförderungskapazität liegt bei 400 P/h. In Betrieb ist nach wie vor eine Bahn, die sich rein äußerlich kaum verändert hat. Natürlich gab und gibt es sicherheitstechnisch entsprechende Anpassungen, d. h. die Bahn ist am neuesten Stand der Technik.“MM: „Wie sehen die Betriebszeiten aus, gibt es Sommer– und Winterbetrieb, wo liegt der Schwerpunkt?“Müller: „Wir haben grundsätzlich ganzjährig geöffnet, also jeden Tag im Sommer und im Winter. Nur für die Revisionen gibt es im Herbst und im Frühjahr ein Zeitfenster von wenigen Wochen, in denen wir geschlossen haben. Am meisten Gäste hat die Kampenwandbahn im Sommer zu verzeichnen, da sind wir am besten aufgestellt. Im Winter ist die Schneesicherheit nicht so hoch, dass das Skigebiet mit anderen Destinationen, vor allem in Österreich, in Konkurrenz treten könnte.“MM: „Was sind die Besonderheiten der Bahn generell, wie ist das Angebot positioniert?“Müller: „Die Kampenwandbahn spricht generell ein breites Publikum an. Wir haben am Berg eine ganze Reihe an Möglichkeiten für den Gast, das betrifft das Wandern ebenso wie das Gleitschirmfliegen oder die Kletterei. Natürlich ist das Gebiet auch ideal für Familien, die hier mit den Kindern schöne Spaziergänge unternehmen können und z. B. den Panoramaweg nutzen, der schön flach geführt wird. Es gibt viele Einkehrmöglichkeiten, sodass auch für das leibliche Wohl bestens gesorgt ist.“

Die Kampenwandbahn wurde 1957 in Betrieb gestellt. Fotos: Kampenwandseilbahn GmbH

„Wenn man erst einmal mit der Seilbahn gefahren ist, wird man schnell feststellen, dass es Spaß macht!“MM: „Was erwarten Sie sich von der Bergbahn-Kooperation im Chiemgau?“Müller: „Wir erwarten uns von der Kooperation, dass sie Lust macht aufs Seilbahn-Fahren. Wir haben dadurch die Möglichkeit, noch mehr zu werben – und das überregional. Durch die Kooperation wird besser wahrgenommen, dass es zwischen Wendelstein und Berchtesgaden eine ganze Anzahl an Bergbahnen gibt, die für sich besonders und einzigartig sind. Wenn man erst einmal mit einer Seilbahn gefahren ist, wird man schnell feststellen, dass es Spaß macht. Wir hoffen, dass man dann auf den Geschmack kommt, noch andere Bahnen nutzt und Seilbahnen noch beliebter werden. Seilbahnen bieten Vorteile für jüngere Leute, die am Berg aktiv sein wollen, genauso wie für Gäste, die Erholung suchen und die Ruhe genießen wollen. Deswegen ist es wichtig, dass man diese Kooperation vorantreibt.“

Im Winter erschließt die Bahn ein kleines, feines Skigebiet.

„Die Kampenwandbahn erschließt eines der letzten Naturschneeparadiese in den Alpen“MM: „Was bieten Sie Ihren Gästen im Sommer?“Müller: „Wir haben unterschiedliche Angebote im Sommer. Das Gebiet eignet sich etwa hervorragend zum Wandern, Klettern, Gleitschirmfliegen oder Mountainbiken. Seit einigen Jahren gibt es auch die Bergblumen-Wanderungen, die sehr beliebt sind und im Sommer täglich bei jeder Witterung angeboten werden. Geführt werden die Wanderungen von Bauernlandlerinnen aus der Region Aschau, die den Gästen die Bergwelt und die Alpenflora mit lustigen Geschichten präsentieren. Die Wanderung ist leicht und gemütlich. Das ist ein wichtiger Baustein, der sich sehr gut entwickelt hat und den wir sicher noch ausbauen wollen. Wir verleihen am Berg auch Wanderschuhe von LOWA. Mit LOWA gibt es eine Kooperation, durch die es möglich ist, LOWA-Modelle ausgiebig und kostenlos zu testen. Wenn ein Wanderer also nicht die richtigen Schuhe dabei hat oder LOWA einfach kennenlernen möchte, hat er in den Sommermonaten die Möglichkeit, das kostenlos zu tun.“MM: „Gab es für 2017 Neues oder sind Neuerungen für die nächsten Jahre geplant?“Müller: „Das Thema der geführten Wanderungen wird in Zukunft sicher noch weiter ausgebaut werden. Für diesen Sommer haben wir zusätzlich das Klettern stärker als bisher in den Fokus gerückt. Dazu hat es durch die Kooperation mit einer örtlichen Bergschule zu unterschiedlichen Terminen die Möglichkeit gegeben, alpines Klettern kennenzulernen. Die Kampenwand ist bei Kletterfans bekannt und bietet Anfängern und Geübten optimale Voraussetzungen. Dieses Thema soll auch noch weiter ausgebaut werden.“MM: „Woher kommen die Gäste im Sommer?“Müller: „Wir haben Gäste aus der ganzen Welt. Der Großteil kommt natürlich aus Deutschland, dazu gibt es aber auch Gäste aus den Niederlanden, Großbritannien oder den USA. Bei den Tagesgästen reicht das Einzugsgebiet bis nach Nürnberg hinauf, bei den Urlaubern haben wir Gäste aus München und der ganzen Chiemsee-Region, die von dort aus Tagesausflüge zur Kampenwand starten.“

Gipfel der Kampenwand.

MM: „Was bieten Sie den Besuchern im Winter?“Müller: „Im Winter verwandelt sich die Kampenwand in ein kleines, feines Winterparadies. Wir haben ein Skigebiet mit ca. 12 km leichten bis schweren Pisten. Dazu gibt es mit 5 km eine relativ lange Talabfahrt. Wir haben dazu 3 präparierte Winterwanderwege, die super Möglichkeiten für all diejenigen bieten, die keine Bretter an den Füßen haben und sich trotzdem im Schnee bewegen möchten. Für Kinder haben wir eine Snowtubing-Bahn, die kostenlos zu benutzen ist. Das hängt aber natürlich von der Schneelage ab. Die Kampenwand erschließt nämlich eines der letzten Naturschneeparadiese in den Alpen, wir verzichten gänzlich auf technische Beschneiung.“MM: „Ist das Einzugsgebiet der Gäste im Winter anders als im Sommer?“Müller: „Die Struktur ist etwas anders. Im Winter ist der Anteil an einheimischen Gästen oder Besuchern aus der Region höher als im Sommer. Grundsätzlich spielt hier der Tagesgast eine große Rolle, der bei Schönwetter und bei entsprechender Schneelage das Angebot der Kampenwand nutzt.“MM: „Welche Rolle spielt das kulinarische Angebot?“Müller: „Das Gebiet um die Kampenwand zeichnet das umfangreiche kulinarische Angebot aus. Wir  haben hier einige Hütten im gesamten Gebiet verteilt. Direkt 100 m von der Bergstation entfernt liegt z. B. die SonnenAlm mit einer ausgezeichneten bayerischen Küche, mit Übernachtungsmöglichkeiten und Räumlichkeiten für Veranstaltungen wie Tagungen und Hochzeiten. Die Hütten rundherum haben ganz unterschiedliche Angebote mit Schmankerln, zum Teil auch aus eigener Produktion. Eine solche Vielfalt ist sicher außergewöhnlich und eine Besonderheit der Region um die Kampenwand.“MM: „Gibt es besondere Veranstaltungen, welchen Stellenwert haben sie?“Müller: „Wir haben Veranstaltungen, die sich seit Jahren etabliert haben. Allen voran ist hier die Sonnwendfeier zu nennen, die wir jedes Jahr im Juni veranstalten. Diese Feier ist nicht nur in der Region bekannt und beliebt. Der Platz ist ideal, weil der wunderschöne Ausblick die Veranstaltung zu etwas ganz Besonderem macht. Dazu gibt es eine Reihe an Bergmessen, die von den Gemeinden der Region abgehalten werden. Der spirituelle oder geistliche Aspekt war bei der Kampenwand schon immer ein wichtiges Thema. Sehr beliebt ist zu Ostern das Ostereiersuchen mit den Kindern, wobei vom Osterhasen kleine Geschenke versteckt werden, die dann gesucht werden. Das ist nicht nur für die Kinder eine große Freude und hat sich sehr gut etabliert.“

„Liegende“ Stefanie von Quast am Kunstwanderweg am Blomberg.

MM: „Wo sehen Sie die Herausforderungen der Zukunft?“Müller: „Die Ansprüche an die Seilbahnen werden steigen und damit auch die Ansprüche an uns. Gäste wollen nicht mehr nur eine Seilbahn, die sie nach oben bringt – Gäste wollen auch ein Angebot am Berg. Die Herausforderung besteht sicherlich darin, bei allen möglichen Angebotserweiterungen die Naturschönheit und Naturbelassenheit nicht zu gefährden und dennoch möglichst vielen Leuten, ihr persönliches Bergerlebnis zu ermöglichen.“MM: „Es gibt Gerüchte, dass eine neue Bahn gebaut werden soll. Ist da etwas dran?“Müller: Es gibt schon längere Zeit die Überlegung, die bestehende Bahn durch eine neue Bahn zu ersetzen. Es existiert aber noch kein konkretes Vorhaben. Mit einer Entscheidung für oder gegen eine neue Bahn ist vor 2018 auch nicht zu rechnen.“ dwl

„Produkte anbieten, die nicht jeder hat!“

Die Blombergbahn Bad Tölz wurde 1971 in Betrieb genommen und erschließt ihren Gästen ein gut durchdachtes Sommer- und Winterangebot für die ganze Familie. Der MOUNTAIN MANAGER hat mit Hans Zintel, dem geschäftsführenden Gesellschafter, über die Herausforderungen und Ziele seines Unternehmens gesprochen.

Hans Zintel, geschäftsführender Gesellschafter Blombergbahn. Fotos: Eberhard Franke

MM: „Wie lange gibt es die Blombergbahn und wie hat sie sich entwickelt?“Hans Zintel: „Die Blombergbahn gibt es seit 1971, die touristische Entwicklung hier in Bad Tölz reicht aber bis ins Jahr 1906 zurück. Das ganze Gebiet gehört der Stadt Bad Tölz, liegt aber auf der Flur der Gemeinde Wackersberg bzw. vor der Gebietsreform auch Oberfischbach. 1906 gab es im Sommer schon einen stabilen Sommer- bzw. Gesundheitstourismus. Um auch den Winter für Touristen attraktiv zu machen, wurde eine Winterrodelbahn gebaut mit einer entsprechenden Gastronomie im Tal und am Berg. Schon damals war der Wunsch nach einer Seilbahn vorhanden.Letztendlich dauerte es bis in die Mitte der 60er-Jahre, bis man zwei Investoren für die Seilbahn gefunden hatte. Einer war mein Vater, der zweite war Franz Josef Koch. Meine Familie kommt aus der Schausteller-¬Branche, sodass wir von Anfang an viel Erfahrung mit dem Unterhaltungsbereich hatten. 1971 wurde der Doppelsessellift eröffnet, der damals als leistungsstärkster seiner Art galt – die Finanzierung war alles andere als einfach. Bereits 1974 stand die Bahn dann schon vor dem Konkurs, weil man mit viel höheren Beförderungszahlen gerechnet hatte. Auch der Winterbetrieb, für den dieses Areal angedacht war, und für den man noch 2 Schlepplifte gebaut hatte, entwickelte sich nicht so, wie gedacht.Mein Vater hat dann die Anteile von Franz Josef Koch übernommen und sich Attraktionen für die Gäste einfallen lassen, um das Angebot attraktiv zu machen. 1976 wurde nach einer 18-monatigen Genehmigungsphase eine Sommerrodelbahn gebaut, die zweite in Deutschland und die längste Sommerrodelbahn weltweit, was uns einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde eingebracht hat. Wir waren überall in den Medien, der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Dazu wurde bereits 1976 eine Beschneiungsanlage gebaut. Das Angebot am Blomberg war also ursprünglich als Attraktion für den Sommer und den Winter gedacht.“

Blick auf die Talstation und den Doppelsessellift.

MM: „Wo liegt heute der Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit – im Sommer oder im Winter?“Zintel: „Schon in den 70er-Jahren ist der Sommer immer besser gelaufen als der Winter, das hat sich in den folgenden Jahren verstärkt. Schließlich sind wir hier vor der Entscheidung gestanden, wie es in Zukunft weitergehen soll. Es ist mir dann gelungen, in den Gemeinderäten Wackersberg-Oberfischbach, Bad Heilbrunn sowie im Stadtrat Bad Tölz einen Konsens für die Umsetzung eines Masterplanes zu erreichen, der in der Folge auch in die Tat umgesetzt wurde. Im Plan wurde der Schwerpunkt auf den Sommer gelegt, wobei der Winter nicht vernachlässigt wurde. Insgesamt wurden für eine ganze Reihe an Attraktionen wie z. B. den Blomberg-Blitz, einen Spielbereich oder den Kinderfreizeitpark rund 2,4 Mio. Euro investiert. Mittlerweile ist es allerdings so, dass rund 3 Viertel des Umsatzes im Sommer erwirtschaftet werden, ein Viertel im Winter.“MM: „Wie lange sind Sie Geschäftsführer der Bergbahn – was hat Sie veranlasst, in diesem Bereich aktiv zu sein?“Zintel: „Ich bin hier aufgewachsen, mein Elternhaus steht hier an der Talstation. Ich war also von klein auf dabei und habe mir schon mit 12 Jahren Taschengeld mit kleineren Arbeiten verdient. Nach der Schule habe ich eine Ausbildung zum Elektriker gemacht, aber immer in den Ferien oder am Wochenende hier mitgearbeitet. Dann habe ich am WIFI in Innsbruck die Seilbahnakademie besucht, die Maschinisten- und Betriebsleiterkurse gemacht und bei anderen Seilbahnunternehmen entsprechende Praktika absolviert. 2001 wurde ich Betriebsleiter, 2007 Geschäftsführer und 2013 habe ich dann die Anteile meiner Eltern übernommen, sodass ich jetzt geschäftsführender Gesellschafter bin.Rückblickend muss ich sagen, dass ich mir nie eine Arbeit hätte vorstellen können, wo es ständig gleiche Abläufe gibt oder man nur nach Anweisung arbeitet. Ich wusste, dass man bei meiner jetzigen Tätigkeit immer vor neue Herausforderungen gestellt wird. Und diese Herausforderungen nehme ich auch ganz bewusst an.“

Die Klassik-Rodelbahn …

„Die klassische Vorstellung über eine Bergbahn gilt für uns nicht mehr“MM: „Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie im Sommer/Winter?“Zintel: „Was die Mitarbeiter betrifft, arbeiten wir nicht nur mit Angestellten, sondern auch mit Aushilfen. Wir haben also eine Stammmannschaft und Aushilfen, die nur dann eingesetzt werden, wenn man sie wirklich braucht. Das gibt uns die Flexibilität, die für uns wichtig ist, weil wir natürlich stark vom Wetter abhängig sind. In Zahlen ausgedrückt sind Mitarbeiter zu einem Drittel angestellt, alle anderen werden bei Bedarf geholt. 2016 sind so 49 Mitarbeiter für uns tätig gewesen. Aufgewachsen bin ich hier in einem Familienbetrieb, in dem zum Großteil wirklich Familienangehörige beschäftigt waren. Das hat sich in den letzten Jahren also stark verändert.“MM: „Was ist Ihnen in Ihrer Funktion wichtig, wo ¬sehen Sie die Herausforderungen einer kleinen Destination?“Zintel: „Die Herausforderung liegt sicher in der klassischen Vorstellung über eine Bergbahn, die so für uns nicht mehr gilt. Bei uns heißt es nicht im Winter Ski fahren und im Sommer Wandern, wir haben unser Angebot auf spezielle Nischen ausgerichtet, die nicht alle andern auch bedienen. Trotzdem ist es auch hier enger geworden, weil viele Bergbahnen zusätzliche Angebote für ihre Gäste erarbeiten müssen. Der  Kuchen wird ja grundsätzlich nicht größer, es ändert sich nur die Verteilung. Seit rund 10 Jahren haben viele Bergbahnen mit schneearmen Wintern zu kämpfen und sind auf der Suche nach Zusatzangeboten. Da ist es natürlich eine Riesenherausforderung, Produkte anbieten zu können, die nicht jeder hat. Dazu kommt aber, dass wir nicht die Riesenumsätze erzielen – da heißt es sehr genau abzuwägen und Entscheidungen gut zu überlegen, damit wir interessante Angebote haben und dazu den technischen Standard aufrechterhalten können.Eine weitere Herausforderung ist für uns das Lohnniveau. Wir haben in Deutschland jetzt Mindestlöhne, die gezahlt werden müssen. Dazu kommt, dass wir in Bayern Vollbeschäftigung haben. Die Lohnausgaben sind für uns also ein großes Kriterium, wobei es für einen kleinen Betrieb vor dem jetzigen wirtschaftlichen Hintergrund in Bayern gar nicht so einfach ist, entsprechend gute Mitarbeiter zu finden. Aber ich hatte auch Glück, dass ich gute Leute mit Liebe zum Berg gefunden habe.“

und der Blomberg-Blitz.

MM: „Wie sieht das Winterangebot aus?“Zintel: „Wir haben vor einigen Jahren das Ski fahren zurückgestellt, weil die Winter immer weniger Schnee und auch weniger Frost haben. Da war auch die Grundbeschneiung schwierig zu machen. Deshalb haben wir uns entschlossen, andere Wege zu gehen. Die vorhandene Skiabfahrt haben wir zwar behalten, wir präparieren sie aber nicht mehr. Wir bieten aber  einen Aufstieg für Skitourengeher, den so genannten Gamssteig, an. In einer Zeit, in der andere Betriebe mit Problemen zu kämpfen haben, weil etwa Skitourengeher unterwegs sind, wenn die Pisten präpariert werden, haben wir ein spezielles Angebot geschaffen. So ist bei uns auch der Berggasthof länger offen,  damit man einkehren kann. Das bringt uns zwar keinen zusätzlichen Umsatz, weil uns der Gasthof nicht gehört, macht aber die Destination attraktiv.Wir konzentrieren uns jetzt im Winter auf das Winterrodeln. Dazu haben wir im Vorfeld genau analysiert, wo wir stehen. Beim Winterrodeln waren wir in Deutschland unter den Top-Ten, beim Skifahren nicht so gut positioniert. Deshalb gibt es bei uns den Schwerpunkt Rodeln. Wir haben den früheren Schlepplift in einen Rodellift umgebaut, in die Sicherheit investiert und den Rodelverleih gestärkt. Dazu haben wir unterschiedliche Schwierigkeitsstufen beim Rodeln, damit man für Familien und Könner gleichermaßen ein stimmiges Angebot hat. Am Samstag gibt es die Möglichkeit zum Nachtrodeln. Da freut es uns besonders, dass wir bei diesen Gelegenheiten oft bis zu 600 Leute bei uns begrüßen können. Auch der Blomberg-Blitz ist in Betrieb. Und natürlich spielt auch das gastronomische Angebot eine Rolle, damit unsere Gäste gut versorgt sind. Die Winterwanderwege werden gut präpariert,  sodass man sich in der winterlichen Natur bewegen kann. Dazu legen wir Wert darauf, dass alle unsere  Angebote erschwinglich bleiben, damit die Gäste möglichst oft wiederkommen.“MM: „Was bietet die Blombergbahn im Sommer, gibt es Neuerungen für 2017?“Zintel: „Im Sommer haben wir die Klassik-Rodelbahn, die nach all den Jahren immer noch sehr gut nachgefragt wird. 2008 wurde der Blomberg-Blitz gebaut. Er wurde damals aus Kostengründen nur in  einer Länge von 600 m/Wegstrecke rauf und runter realisiert. Diese Strecke wurde jetzt auf 1,2 km, also aufs Doppelte verlängert. Das war eine Investition von fast 1 Mio. Euro, fertig geworden ist alles im letzten Herbst. Waren früher drei Viertel der Fahrten auf der klassischen Rodelstrecke und ein Viertel am Blomberg-Blitz, so hat sich das Nutzungsverhältnis jetzt auf 50:50 verändert, ein schöner Erfolg. Auch im Sommer bieten wir am Samstag das Nachtrodeln an.Am Blomberg gibt es außerdem ein schönes Wandergebiet und ein umfassendes Angebot für Kinder im Kindererlebnispark. An der Bergstation befindet sich der höchst gelegene Kletterwald Deutschlands, der Kunstwanderweg „Sinneswandel“ und der Trainingsparcours „Gipfeltrimm“. An der Tal- und in der Nähe der Bergstation finden unsere Gäste gemütliche Einkehrmöglichkeiten.“

„Liegende“ Stefanie von Quast am Kunstwanderweg am Blomberg.

„Neues bringen, damit es keinen Stillstand gibt“MM: „Wie lange gibt es den Kunstwanderweg „Sinneswandel“ und was bietet er den Besuchern?“Zintel: „In unserem Masterplan 2004 hatten wir erste Ideen dazu, aber kein Geld zur Gestaltung. Dann habe ich in der Vorsitzenden vom Kunstverein Tölzer Land eine Verbündete gefunden, um Kunst dorthin zu bringen, wo man Zeit und Muße hat. 2008 wurde dann Deutschlands höchst gelegener Kunstwanderweg eröffnet. Beteiligt war neben der Blombergbahn und den Gemeinden Bad Tölz und Wackersberg auch der Kulturfonds Oberbayern. Das Projekt hat sich sehr positiv entwickelt und kommt sehr gut an. Man hat dort oben auch immer wieder Symposien veranstaltet und so die Aufmerksamkeit auf das Kunsthandwerk gelegt. Natürlich muss man auch hier immer wieder etwas Neues bringen, damit es zu keinem Stillstand kommt. Damit haben wir auch wieder eine neue Zielgruppe angesprochen und unsere Nischen weiter ausgebaut.“MM: „Der Übungsparcours „Gipfeltrimm“ beruht auf Erkenntnissen der traditionellen Chinesischen Medizin. Wie hat sich das Angebot entwickelt, wie wird es angenommen?“Zintel: „Ich hatte mit 27 einen Bandscheibenvorfall und bin bei Dr. Werner Klingelhöffer gelandet. Er hat mir dann von der Kinsporth-Trainingsmethode (Sportkinesiologie nach Dr. Klingelhöffer) erzählt. Das war der Beginn, oben am Berg einen Übungsparcours anzulegen und ein Angebot zu schaffen. Gebaut und unterstützt wurde das Projekt dann von der Stadt Bad Tölz und wir hatten wieder eine Attraktion mehr. Bad Tölz hat eine lange Tradition im Gesundheitstourismus, da passt das Angebot am Berg ganz ausgezeichnet.“MM: „Wie sieht das Einzugsgebiet Ihrer Besucher aus, gibt es Unterschiede Sommer/Winter?“

Wackersberger Alm im Winter.

Zintel: „Unser Einzugsgebiet ist im Sommer und im Winter identisch. Es erstreckt sich v-förmig in Richtung Norden und reicht im Westen von der bayerischen Landesgrenze bis nach Rosenheim und ¬München weiter östlich, rauf nach Ingolstadt, Augsburg, Fürstenfeld und Dachau. München liegt gerade mal 48 km Luftlinie weg, da kommen viele Gäste zu uns nach Bad Tölz. Außerdem haben wir Besucher aus Österreich, aber auch Amerikaner, Franzosen und Japaner, sogar arabische Gäste kommen zu uns. Viele Besucher machen in der Region Urlaub und statten uns dabei einen Besuch ab. Rund 90 % unserer Gäste sind Tagesgäste.“MM: „Wie sehen Sie die künftige Entwicklung der Blombergbahn, was steht am Programm?“Zintel: „Rechtzeitig zu unserem 50. Geburtstag ist ein neuer Masterplan im Entstehen. 2 Vorschläge wurden eingereicht, wir haben uns dann für das Projekt der idee Concept & Exhibition Engineering GmbH entschieden. Das sieht u. a. die Realisierung von Themenwanderungen vor, den Ausbau bzw. ein Update der Wanderwege mit Unterstellmöglichkeiten, die Präsentation der Geschichte des Blombergs oder die Stärkung der CI. Wir haben die Aktivitäten am Berg auch klar getrennt. Von der Mittelstation ins Tal ist Spaß angesagt, da darf es auch lauter werden. Von der Mittelstation nach oben steht die Natur im Fokus und der Sport am Berg. Damit wollen wir den unterschiedlichen Interessen unserer Gäste Rechnung ¬tragen.Vom Zeitrahmen her befinden wir uns im Moment in der 2. Workshop-Runde. Erfahrungsgemäß werden wir noch 6 bis 9 Monate brauchen, bis wir eine endgültige Entscheidung getroffen haben. Schließlich müssen wir die Interessen aller, also der Gemeinden Wackersberg-Oberfischbach, Bad Heilbrunn und der Stadt Bad Tölz, des Gastronomiebetreibers und der Almbewirtschafter unter einen Hut bringen. Und dann beginnt das Genehmigungsverfahren, wir haben also noch viel zu tun. dwl

Mag. Franz Schafflinger, Vorstand Gasteiner Bergbahnen AG: Mut zu Neuem – von Crowdfunding über Schlossalm NEU bis Alpin Ice

SkiGastein hat sich unter dem Vorstand der Gasteiner Bergbahnen AG Mag. Franz Schafflinger seit 2003/04 beeindruckend weiterentwickelt. Aufsehen erregte vor Kurzem das – finanziell und emotional –erfolgreiche Crowdfunding für das Generationen-Projekt „Schlossalm NEU“. Ebenso mutig und überraschend ist die Entscheidung für eine neue Attraktion am Berg: Alpin Ice!

Mag. Franz Schafflinger, Vorstand Gasteiner Bergbahnen AG

MM: „Herr Schafflinger, seit unserem
letzten MM-Interview sind 12 Jahre vergangen. Fassen Sie bitte in groben Zügen
zusammen, was sich seither in SkiGastein getan hat.“
Franz Schafflinger: „Wir haben uns auf Qualitäts- und
Produktverbesserungen konzentriert. Im langjährigen Schnitt investierten wir
jedes Jahr rund 10 Millionen Euro, da konnten wir sehr viel umsetzen: Die
Schlagkraft der Schneeanlagen wurde massiv verbessert. Neue Seilbahnen auf dem
Stubnerkogel sorgen für einen optimalen Zusammenschluss des Kernski­gebietes
Schlossalm – Angertal – Stubnerkogel. Das Angebot für die Freerider wurde
erweitert (Infopoints, Piepscheck, Lawinensuchfeld, Skirouten, …) und die
Positionierung des Sommerangebotes vorangetrieben. Es wurden nicht nur Schwächen
ausgemerzt. Im Bereich der Erlebnisinszenierung waren wir unter den Vorreitern.
Und dann hat uns auch noch eine ­umfangreiche Umweltverträglichkeitsprüfung für
das „Generationenprojekt Schlossalm NEU“ auf Trab ­gehalten.“

Die neue 10 EUB Schlossalmbahn wird die Förderkapazität von bisher 1400 P/h auf 3000 P/h mehr als verdoppeln und im Dezember 2018 in Betrieb gehen. Fotos: Gasteiner Bergbahnen AG

MM: „Wofür steht SkiGastein heute,
welche Rolle spielt die Kombination mit den Thermen – gibt es ­generell heute
ein differenzierteres Angebot bei Euch als früher?“
Schafflinger: „Gastein hat eine sehr lange
touristische Tradition sowohl im Sommer als auch im Winter. Daher auch ein
breites Angebot, wo für jeden etwas dabei ist. Mit Ausnahme der Gletscher ist
Sportgastein das höchstgelegene Skigebiet im Bundesland Salzburg und bietet
allein aufgrund der Höhenlage oberhalb der Waldgrenze umfangreiche Möglichkeiten
für Freerider, die sich abseits der präparierten Pisten viel wohler fühlen.
Mit den Open Faces hatten wir heuer
erstmals eine eigene Veranstaltung für diese Zielgruppe. Spaß-Elemente wie
Funslope, SkiMovie oder Snowpark sind heute aus dem Skigebiet nicht mehr
wegzudenken. Daneben gibt es aber auch kunstvolle Schneeskulpturen,
Schneeschuhwanderungen im Zirbenwald oder einen frühmorgendlichen Gipfelsieg
mit anschließendem Gourmetfrühstück. Gastein bietet neben dem Ski fahren auch
viele andere touristische Angebote. Einzigartig sind die beiden Thermalwasser
Badeseen, die im Sommer 2017 in der Alpentherme eröffnet werden. Es will nicht
jeder alles, aber alle wollen etwas Besonderes! Die Kombination von Ski, Bergen
& Thermen, die unglaubliche Angebotsvielfalt und –dichte auf einem sehr überschaubaren
Raum. Die Wahlmöglichkeit zwischen drei Orten mit sehr unterschiedlichen
Charakteren, die einander nicht widersprechen sondern sich sinnvoll ergänzen,
machen Gastein zu etwas Besonderem.“
MM: „Euer größtes Projekt derzeit ist „Schlossalm
NEU“. Was kann man sich darunter konkret vorstellen und worauf zielt es
vorrangig ab? Geht es hier um mehr als nur einen Bahn-Neubau?“
Schafflinger: „Das „Generationenprojekt
Schlossalm NEU“ sieht die Errichtung einer Einseilumlaufbahn (10er-Kabinen) in
zwei Sektionen hinauf auf die Schlossalm vor. Die neue multifunktionale
Talstation – die auf die andere Seite der Bundesstraße verlegt wird – erlaubt
einen stressfreien Einstieg in das Skigebiet. Umsteigen bei der Bergfahrt erübrigt
sich künftig. Die Förderkapazität verdoppelt sich von 1.400 auf 3.000 Personen
pro Stunde. Die neue Bergstation liegt ­etwas höher, sodass sie an einem
idealen Verteilpunkt situiert ist, von dem aus der Skigast gleich zwischen drei
Abfahrtsmöglichkeiten (Schlossalm, Kleine ­Scharte und Haitzingalm) mit jeweils
mehr als 1.200 m Höhendifferenz wählen kann. Der Neubau ersetzt die
Standseilbahn, außerdem werden auch noch die Doppelsesselbahn Haitzingalm und
die fix geklemmte Vierersesselbahn Kleine Scharte abgetragen. Die kuppelbare
Vierersesselbahn Sendleiten wird ebenfalls abgetragen und im Rahmen des
Projektes – auf genau der gleichen Trasse – durch eine kuppelbare
Achtersesselbahn mit einer Kapazität von rund 4.000 P/h ersetzt. Die Seilbahnen
sind so positioniert, dass je nach Wetter- und Schneelage das Skigebiet in
unterschiedlichen Höhenlagen genutzt werden kann. Insgesamt werden 20 ha
Pistenfläche im Skigebiet Schlossalm neu gestaltet. Für die Beschneiung neuer
sowie bestehender Pistenflächen wird ein Speicherteich mit 150.000 m3
Wasservolumen errichtet. Hier geht es um wesentlich mehr als um den Bau einer
neuen Seilbahn. Es ist zwar eine klassische Ersatzinvestition, aber durch eine
leichte Änderung in der Trassenführung, die höhere Lage der Bergstation und die
Öffnung der Mittelflanke durch eine attraktive Ski­abfahrt bis ins Tal erfährt
der gesamte Berg eine ganz andere Wirkung. Zudem kann eine Bahn eingespart
werden, was nicht nur ökologisch sondern auch ökonomisch Sinn ergibt. Und
trotzdem hat der Gast ein größeres Angebot, mehr Komfort und mehr Wahlmöglichkeiten.“

Im Rahmen des ¬Umbaus bleiben vier Bahnen (blau) ¬bestehen, drei ¬werden abgetragen (rot) und zwei ¬Bahnen werden neu errichtet (grün).

MM: „Ihr habt einen
Investitionshorizont von 131 Mio. € in den nächsten 10 Jahren. Diesbezüglich
habt Ihr Euch eine spezielle Strategie einfallen lassen. Schildern Sie diese
und welche Rolle spielt dabei das Bürgerbeteiligungsmodell?“
Schafflinger: „Jährliche Investitionen in Höhe
von 10 Millionen Euro sind für uns „normal“. Das Besondere beim Projekt
Schlossalm ist die Konzentration der Investitionen auf drei Jahre. Für uns war
es daher wichtig, das Investitionsvolumen für den Zeitraum von 2016 – 2020 mit
rund 84,8 Mio. Euro sicherzustellen. Etwa ein Viertel (21,3 Mio. Euro) stemmen
wir aus dem frei verfügbaren Cashflow, 48 Mio. über ­Leasing und Kredite von
Banken und 15 Mio. über ein Beteiligungsdarlehen der Aktionäre. Bei den sehr
gut besuchten öffentlichen Präsentationen des Generationenprojektes „Schlossalm
NEU“ wurde rasch klar, dass großes Interesse in der Bevölkerung an einer ­Beteiligungsmöglichkeit
besteht. Der bei den Beteiligungsdarlehen vorgesehene Mindestbetrag von 10.000
Euro war allerdings vielen Kleinaktionären zu hoch. Um diese mit an Bord zu
holen, wurde eine Bürgerbeteiligung nach dem Alternativfinanzierungs­gesetz
gestartet, das die Möglichkeit bot, sich in Form eines nachrangigen Darlehens –
ab 100 € und bis ­maximal 10.000 € pro Person – zu beteiligen.“

Eine neue Piste ¬(Mitte) wird vom Brandbichl bis zur Mittelstation bzw. zur Talstation der Schlossalmbahn ¬entstehen.

MM: „Man hört, dass sich das Gasteiner
Crowdfunding zur Erfolgsgeschichte gemausert hat. Was ist bisher geschehen und
worauf führen Sie den positiven Verlauf zurück?“
Schafflinger: „Die bei unserer Bürgerbeteiligung
angebotenen 3 Varianten mit Verzinsungen zwischen 4 – 7 % entpuppten sich als
ein ausgesprochenes Erfolgsmodell. Offensichtlich ist es gelungen, Investoren
wie Sportbegeisterte mit einer Kombination aus Darlehensmodell (Zinsen und
Tilgung in Cash) und Belohnungsmodell (Zinsen in Gutscheinen und Tilgung in
Cash) zu überzeugen. Gleich nach Zeichnungsbeginn startete der Run auf die
attraktiv verzinsten Modelle. Die Plattform 1000×1000.at musste nach weniger
als 72 Stunden geschlossen werden, weil die nach dem
Alternativfinanzierungsgesetz maximale Summe von 1,5 Millionen Euro überschritten
wurde. Damit wurden alle Erwartungen bei weitem übertroffen, denn ursprünglich
rechneten wir nur mit 500.000 €. Im Schnitt investierten die 310 Anleger rund
4.800 Euro. Um der Vielzahl der Interessenten, die in der „ersten Runde“ zu spät
gekommen sind, doch noch eine Möglichkeit für eine Beteiligung zu bieten, wurde
eine „zweite Runde“ nach dem Fern- und Auswärtsgeschäftegesetz entwickelt.
Dabei handelt es sich im Wesentlichen um ein Vorverkaufsmodell, wo – wegen der
zeitlich verzögerten Einlösungsmöglichkeit – der Wert der Gutscheine deutlich über
dem einmalig eingezahlten Betrag liegt. Oder anders ausgedrückt: Alle, die bei
diesem Modell mitmachen, können sich über einen Stammkundenrabatt in Höhe von
rund 7 % freuen. Auch dieses Modell hat vorzeitig die von uns gesetzte
Obergrenze von 1,6 Millionen Euro erreicht! Der durchschnittliche
Beteiligungsbetrag lag nicht bei den angenommenen 1.000 € pro Person, sondern über
3.000 €. Abgewickelt wurden beide Modelle über die Plattform 1000×1000.at.
Innerhalb weniger Monate haben sich damit Einheimische und Stammgäste mit einer
in Österreich noch nie dagewesenen Rekordsumme in Höhe von rund 3,1 Millionen €
an der Finanzierung dieses Generationenprojektes beteiligt. Die Gasteiner
Bergbahnen sind das erste Unternehmen mit einem etablierten Geschäftsmodell,
dem über diesen Weg Geld in dieser Größenordnung zur Verfügung gestellt wurde.
Das innovative Finanzierungsmodell hat bereits in eines der Standardwerke der
Fachliteratur Aufnahme gefunden. Im Buch „Finanzmanagement im Tourismus:
Grundlagen und Praxis der Tourismusfinanzierung“ von Manuela Wiesinger und
Martin Schumacher ist es als Praxisbeispiel zu finden.“
MM: „Sehen Sie das Crowdfunding als
taugliche Möglichkeit der Kundenbindung bzw. für Imagesteigerung?“
Schafflinger: „Die neue Bahn wird erst im
Dezember 2018 den Betrieb aufnehmen, aber alle reden jetzt schon sehr positiv
darüber und tragen die Botschaft weiter. Besonders hier und bei den vielen
Medienberichten sieht man den Mehrwert von Crowdfunding für Kommunikation,
Innovation und Kundenbindung. Gerade die Einheimischen und die Stammkunden, die
einen Bezug zur Region, zum Angebot haben, nutzten die Möglichkeit, sich an der
Investition mit attraktiven Zinsen zu beteiligen. Sie sind nicht nur
Investoren, sondern auch Botschafter für das Projekt.“

Die Gasteiner Bergbahnen haben schon mehrmals bewiesen, dass sie innovativ sind: die Hängebrücke am Stubnerkogel war die 1. touristisch inszenierte Brücke.

MM: „Glauben Sie, dass solche Modelle
in der Bergbahnbranche künftig verstärkt aufgegriffen werden?“
Schafflinger: „Ich bin davon überzeugt, dass es für
viele eine sehr gute Möglichkeit wäre, Einheimische und Stammkunden emotional
bei großen Projekten zu beteiligen und damit auch an das Unternehmen zu binden.
Entscheidend ist aber eine passende „Geschichte“ und der richtige Zeitpunkt in
der Kommunikation.“
MM: „Kürzlich habt Ihr die nächste
aufsehenerregende Innovation namens ‚Alpin Ice‘ mit einer Machbarkeitsstudie
eingeleitet. Worum handelt es sich und warum haben Sie sich für diese Idee
entschieden?“
Schafflinger: „Neben der neuen Seilbahn haben wir
auch mögliche Attraktionen am Berg mitüberlegt, um das Bergerlebnis für
Nicht-Skifahrer im unmittelbaren Nahbereich der Bergstation wesentlich zu
verbessern. In den letzten Monaten und Wochen haben sich unsere Überlegungen
auf das Thema „Eislaufen am Berg“ zugespitzt. Eislaufen ist nach dem Skifahren
mit großem Abstand die beliebteste Wintersportart der ­Österreicher. Große Städte
haben das Eislaufen auf temporären Eisbahnen längst entdeckt und erfolgreich
vermarktet. Mit Eiswegen in Panoramalage rund um die Bergstation planen wir ein
neues Bergerlebnis. Eislaufwege mit max. 3 % Steigung sind schneeunabhängig und
auch für Nicht-Skifahrer geeignet. Geplant ist kein klassischer Eislaufplatz,
sondern Eiswege mit Ziel- und Ausgangspunkt bei der Bergstation, die
schrittweise erweiterbar wären und im Endausbau ­eine Länge von bis zu 1,5 km
erreichen könnten.
Mit Nordic Ice Skating gibt es auch
eine neue alpine Bewegungsform. Ähnlich dem Langlauf gleitet der Sportler auf
Kufen mit Stöcken über das Eis. Diese Sportart – in Österreich fast unbekannt –
hat sich in Skandinavien, USA und Kanada längst als kultige Sportart etabliert
und könnte mit dem ALPINE ICE Konzept auch bei uns Fuß fassen. Für Spaziergänger
wäre ein begleitender Winterwanderweg mit herrlichem Bergpanorama oder auch
eine Eisstockbahn vorgesehen. Phantasie birgt diese Idee auch für den
Saisonstart. In Kombination mit der schnellen Beschneibarkeit einer Skiabfahrt
von der Berg- bis zur Talstation könnten wir mit nur einer Seilbahn neben einem
Angebot für Skifahrer auch ein attraktives Angebot für Nicht-Skifahrer bieten.
Auch die gastronomische Versorgung wäre am Berg gesichert. In Verbindung mit
den Thermen und dem Advent sehen wir damit ein Potenzial für die Belebung der
Vorsaison. Wir wollen diese Idee vorantreiben und werden uns bemühen, alle
erforderlichen Bewilligungen zu erreichen.“

Die neue Attraktion „Alpin Ice“ – Panorama-Eislaufen in der Höhe – soll rund um die Bergstation ein einzigartiges Erlebnis auch für Nicht-Skifahrer ermöglichen. Foto: Alpin Ice

MM: „Welche Rolle spielen
Nichtskifahrer in Gastein und wie geht Ihr als Bergbahnen mit diesem Phänomen
konstruktiv um?“
Schafflinger: „Wegen des klassischen Kur- und
Gesundheitsangebotes haben wir auch im Winter rund 30 % Nichtskifahrer im Tal.
Mit entsprechenden Angeboten am Berg können wir auch mit ihnen ein Geschäft
machen. Wir setzen nicht voraus, dass jemand Ski fahren kann, wenn er unsere
Leistungen in Anspruch nehmen will. Viele Gäste nutzen in den Bergen die Möglichkeit
zum Abschalten, zum Entschleunigen, zum Auftanken und zum Kraftholen. Kurz: Zum
Aufladen der eigenen Energie. Sie wollen sich selbst „etwas Gutes“ tun, auch
das Gesundheitsangebot nutzen. Und nebenbei gönnt man sich eben sportliche,
kulinarische und kulturelle Genüsse. Die Seilbahn ist Mittel zum Zweck. Wir
bieten Angebote am Berg und die entsprechende Kulisse: Berge voll schöner
Augenblicke – egal ob Skifahrer oder Nichtskifahrer.“
MM: „Glauben Sie, dass man künftig das
sogenannte Bergerlebnis noch mit weiteren Aspekten anreichern kann und hier
noch Spielraum – im wahrsten Sinne des Wortes – hat?“
Schafflinger: „Das Ende der Fahnenstange ist mit ­Sicherheit
noch nicht erreicht. Wir sind ständig bemüht, die Erwartungen unserer Gäste zu
erfahren und zu verstehen, damit wir auch passende Produkte entwickeln oder
verbessern können. Die Komfortansprüche der Skigäste haben sich grundlegend geändert.
Keiner will heute noch zweimal anstehen und umsteigen, um bis auf den Gipfel zu
kommen. „Non stop to the top“ ist die neue Zielrichtung. Es hat sich viel ­getan
in der Angebotsentwicklung, vor allem in Richtung Erlebnisinszenierung.
Skifahren alleine ist heute zu wenig. Die Kunden sind anspruchsvoller geworden
und erwarten für ihr Geld ein entsprechendes Angebot. Es liegt an uns, Mut für
Neues zu haben und innovative Angebote zu entwickeln. Wer immer nur nachmacht,
was andere vorzeigen, wird nie ganz vorne sein.“
MM: „Welche Bedeutung hat das
Sommergeschäft inzwischen bei Euch? Sind auch hier Erweiterungen geplant?“
Schafflinger: „Der Winter ist und bleibt das
Hauptgeschäft. Der Berg im Sommer gewinnt aber wieder an Attraktivität. Mit der
gezielten Angebotsentwicklung und der unterschiedlichen Positionierung unserer
drei Sommerberge haben wir es in den letzten Jahren geschafft, die
Gasteintritte mehr als zu verdoppeln. Umsatzmäßig liegen wir jetzt bei einem
Anteil des Sommergeschäfts in der Nähe von 10 %. Mittelfristig erscheint uns
ein Anteil von 15 % durchaus realistisch. Das Angebot werden wir schrittweise
erweitern, dabei aber unserer Positionierung treu bleiben.“
MM: „Herr Mag. Schafflinger, wir danken
für das ­Gespräch.“

    
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Christoph Engl, GF BrandTrust: „Vielfalt ist der Tod der Klarheit!“

Wie kann man sich in einem gesättigten Markt behaupten und seine Destination als Marke etablieren? Christoph Engl, GF BrandTrust, geht diesen und anderen Fragen in seinem Buch „Destination Branding: Von der Geografie zur Bedeutung“ auf den Grund und hat dem Mountain Manager wesentliche Aspekte verraten.

Christoph Engl, GF BrandTrust, Foto: BrandTrust

MM: „Der Wettbewerb im Tourismus ist
gerade in den letzten Jahren immer härter geworden, das Angebot immer größer –
wie kann es gelingen, sich in einem solchen Umfeld erfolgreich zu
positionieren?“
Christoph Engl: „Der Tourismus erlebt im Moment
etwas, was schon in vielen Branchen vor sich geht, und zwar den Übergang von
ungesättigten in gesättigte Märkte. Das ist eine neue Situation, mit der wir im
Tourismus noch nicht viel Erfahrung gemacht haben. Wir kommen aus einer
Wirtschaftssituation, wo quantitatives Wachstum nötig war, weil die Nachfrage
immer größer war als das Angebot. In letzter Zeit erleben wir aber immer
deutlicher, dass das Angebot schneller wächst als die Nachfrage. Wir müssen
also dringend lernen, wie man in gesättigten Märkten agiert. Letztlich gibt es
nur eine Möglichkeit, wie man mit den Anforderungen umgeht: Wir müssen in der
Bedeutung wachsen und nicht in der Quantität. Menschen werden in Zukunft verstärkt
zu Produkten und Dienstleistungen greifen, die im Wettbewerb für sie eine höhere
Bedeutung haben. Es geht nicht um die schönere Oberfläche oder ein neues
Produkt, sondern um die höhere Bedeutung, weil sie mehr Sinn macht und besser
auf die eigenen Bedürfnisse abgestimmt ist.“
MM: „Was ist der Unterschied zwischen
einem Produkt und einer Marke?“
Engl: „Ein Produkt oder eine
Dienstleistung stiftet primär Kundennutzen. Man muss erkennen, wie das Produkt
hilft oder ein Problem löst. Nehmen wir als Beispiel eine Papiertüte und eine
Tasche von Louis Vuitton. Beide haben zwei Henkel und das gleiche Fassungsvermögen,
ihr Nutzen ist also identisch. Die Tasche von Louis Vuitton hat aber eine gänzlich
andere Bedeutung, sie steht nämlich nicht nur für den Nutzen, sondern auch für
einen ganz bestimmten Wert. Genauso ist es mit einer Marke. Hier geht es um die
Bedeutung und danach wird der Wert bemessen.
Wenn man das auf Destinationen
umlegt, so bedeutet das, dass alle einen geographischen Namen haben, durch den
sie gefunden werden können. Zur Marke wird man aber erst dann, wenn man in den
Köpfen der Kunden eine emotionale Bedeutung erreicht. Die Geographie steht dann
nicht mehr im Fokus. Es spielt keine Rolle, wo die Destination exakt ist, weil
für den Kunden nur wichtig ist, dass er genau dahin will.“
MM: „Ein wesentlicher Faktor sind
demnach Emotionen, die man mit einer Marke verbindet?“
Engl: „Emotionen sind oft nur die Oberfläche.
Die eigentliche Frage ist aber, was die Marke an Ursache oder Sinn bedient.
Wenn man sich einen Eisberg vorstellt, sind 3/10 über Wasser und 7/10 unter
Wasser. Der Eisberg ist zwar sichtbar, aber sein größter Teil ist es nicht. Ähnlich
ist es bei Marken. Emotionen sind jene Elemente, die man sieht – die Grundlage
bilden allerdings die Werte, welche eine Marke bedient und denen man glaubt.
Daraus entsteht Identifikation.
Im Tourismus genügt es nicht,
einfach nur große Werbebudgets einzusetzen, um bekannt zu sein. Niemand wählt
eine Destination, nur weil sie bekannt ist. Jemand wählt eine Destination, weil
ihre Bedeutung über Spitzenleistungen hinter einer Marke definiert sind, weil
man sich fokussiert hat und die Botschaft so verdichtet ist, dass sie schnell
als relevant erfasst werden kann.“
MM: „Wie hat sich das Wertesystem der
Kunden verändert, wodurch ist es heute gekennzeichnet?“
Engl: „In der Maslowschen Bedürfnispyramide
ist verdeutlicht, dass nach der Befriedigung der Grundbedürfnisse die Frage
nach der Sinnstiftung des eigenen Tuns immer wichtiger wird. Unternehmen, Orte
oder Destinationen, die nicht verdeutlichen können, warum sie das tun, was sie
tun – die nur an der Oberfläche informieren und nicht in die Tiefe gehen,
werden diesem Bedürfnis nicht gerecht werden können. Es geht also nicht primär
darum, wie in einem Hotel die Zimmer ausgestattet sind oder wie groß der
Wellnessbereich ist, sondern um die Fragen, warum passt das Hotel zu mir. Damit
erreicht man beim Kunden Identifikation. Es wird also nicht mehr die Leistung
abgerufen, sondern Identifikation, die Bedeutung dahinter. Ich behaupte in
meinem Buch und beweise das auch, dass sich Reiseziele zu Reisemotiven wandeln.
Man fährt nicht in eine Region der Region wegen, sondern weil man dafür ein
Motiv hat. Kein Mensch braucht in einer Welt der überbordenden Informationen
noch mehr Informationen über einen Tourismusort. Gebraucht wird hingegen eine
Selektion der Information, idealerweise mit Empfehlungscharakter.“
MM: „Wie kann es gelingen, die
Aufmerksamkeit der Kunden für eine Marke zu erregen?“
Engl: „Jede Destination muss eine ­Antwort
auf die Frage suchen, welche Motivation man mit ihrem Angebot ­bedient. Was ist
das Reisemotiv für die Region, für das Hotel etc.? Es geht nicht darum
aufzuzeigen, was man alles hat oder besser macht als andere Anbieter. Man muss
sich überlegen, welche Motivation, welche Sinnerfahrung man bei den Gästen
bedienen will.“

Kinderschneealm in Serfaus, Foto: Tirol Werbung/Robert Pupeter

MM: „Ist es möglich, die Wahrnehmung zu
steuern?“
Engl: „Die Steuerung der Wahrnehmung ist möglich
und nötig. Dies beginnt mit der Antwort auf die Frage nach dem Reisemotiv.
Warum kommen die Gäste und wofür steht die Destina­tion? Genau diese Aspekte müssen
durch Leistungen dargestellt und in den Fokus der Wahrnehmung gerückt werden.
Dabei geht es nicht nur um visuelles ‚Oberflächenmanagement’, sondern darum
Strategien zu finden, mit denen der zentrale Wert, den eine Destination oder
ein Hotel ausmacht, so verdichtet werden kann, dass er von anderen eindeutig
wahrgenommen wird. Und wo sich Kunden und Gäste mit den Werten einer
Destination oder eines Hotels identifizieren, entsteht Anziehungskraft. So wird
nicht der Preis zum alleinigen Entscheidungskriterium. Preiskampf ade!“
MM: „Wie vielfältig muss ein Angebot
sein, um für Kunden interessant zu sein?“
Engl: „Vielfalt ist der Tod der Klarheit.
Viele Destinationen versuchen, auf das ohnehin schon breit gefächerte Angebot
noch viele zusätzliche Angebotselemente draufzupacken, um dann endgültig in der
Mittelmäßigkeit zu landen. Marken sind dann in ihrem Angebot wertvoll, wenn es
gelingt, den Moment der Kaufentscheidung über Verdichtung, Reduktion und
Konzentration zu definieren. Es geht darum, sich auf die Elemente zu
fokussieren, die helfen, als Reisemotiv erkannt zu werden. Je vielfältiger sich
eine Destination präsentiert, desto undeutlicher wird sie wahrgenommen. Nehmen
wir das Beispiel Serfaus-Fiss-Ladis. Das Motiv, dorthin zu fahren, ist
eindeutig jenes, das Beste für seine Familie zu finden. Das schließt natürlich
nicht aus, dass es dann vor Ort auch eine schöne Modeboutique für Frauen und Männer
gibt oder beste Restaurants für einen wunderbaren Abend zu zweit. Allerdings
sind diese Angebote nicht die Attraktivitätstreiber für diese Region, die sich
mutig an ihrer Familienkompetenz erkennen lässt.“
MM: „Wie kommt man über das Mittelmaß
hinaus?“
Engl: „Über das Mittelmaß kommt man hinaus, wenn man die DNA seiner ­Marke kennt. Auf den Mensch bezogen geht es
darum, das zu tun, womit man sich identifizieren kann und was man mit
Leidenschaft macht. Die beste Schulbildung und Ausbildung nutzt nichts, wenn
man nicht hinter dem steht, was man macht. Und genauso ist es im Tourismus. Es
geht darum, sich auf das zu fokussieren, was man kann und wofür man steht und
nicht alles anzubieten, nur weil es gerade modern oder neu ist. Tut man das
nicht, dann entstehen zu viele ‚Auch-Produkte’ (haben wir auch!) und zu wenige ‚Nur-Produkte’
(haben nur wir!). Deswegen wird man gekauft. Niemand will mehr Durchschnitt.“
MM: „Welche Anforderungen werden bei
der Etablierung und der Pflege einer Marke an die Organisation gestellt?“
Engl: „Es braucht Lust auf neues Denken,
es braucht den Mut, eingefahrene Wege im Marketing zu verlassen – Wege, die
viele Jahre erfolgreich waren, aber jetzt durch die Veränderungen in der
Gesellschaft nicht mehr zielführend sind. Entscheidend ist weniger, was man neu
oder anders machen soll, sondern wie man das ‚next level’, die nächste
Entwicklungsstufe, erreicht. Als Marke zu denken heißt, sich zu überlegen, was
Kunden für das, was man bietet, bezahlen würden. Es geht nicht darum, alles
billiger zu machen, weil man glaubt, dann wird man für Kunden attraktiv.
BrandTrust gibt seinen Kunden häufig den Rat, ihr Unternehmen einmal mit
anderen Augen anzusehen, um das ­Level zu erreichen, in dem sich die Kunden
oftmals schon befinden. Es gilt für eine Destination, für ein Hotel, für ein
Unternehmen, für sein Angebot die richtigen Kunden zu finden, die für den Wert
der Marke auch bereit sind, den richtigen Preis zu zahlen. Und es geht um die
richtigen Mitarbeiter, die genau zum Unternehmen passen, um diesen Wert auch
vermitteln zu können.“ dwl

Foto: BrandTrust

„Es wird nicht mehr die Leistung abgerufen, sondern die Bedeutung dahinter!“ÜBER CHRISTOPH ENGLChristoph Engl ist Rechtswissenschaftler mit ungewöhnlicher Laufbahn: zunächst Mitarbeiter bei verschiedenen Arbeitgeberverbänden Südtirols, dann Direktor des 5.000 Mitglieder starken Hoteliers- und Gastwirteverbandes der Region. Von 2001 bis 2013 war er als Direktor der Südtirol Marketing AG aktiv. Hier war er maßgeblich für die Entwicklung der Dachmarke Südtirol verantwortlich. Heute ist Christoph Engl Geschäftsführer bei BrandTrust (www.brand-trust.de), einem führenden Managementberatungsunternehmen für wirksame Marken, gefragter Referent und Kolumnist.Sein Buch „Destination Branding: Von der Geografie zur Bedeutung“ ist in der UVK Verlagsgesellschaft ¬erschienen. ISBN 978–3867647250, 312 Seiten, Preis EUR 44,00.

Igor Marzola, GF Skigebiet Piz Sella-Val Gardena: „Wir müssen darauf achten, unseren Kunden immer etwas Neues zu bieten!“

Am Piz Sella wird auch dieses Jahr wieder in die Modernisierung der Infrastruktur investiert. Igor Marzola, Vizepräsident des Verwaltungsrates der Piz Sella AG, hat dem MOUNTAIN MANAGER über seine Pläne erzählt.

Foto: dwl

MM: „Seit wann gibt es das Skigebiet Piz Sella, wie hat es sich entwickelt?“Marzola: „Das Skigebiet Piz Sella gibt es seit den 50er-Jahren. Zuerst war da nur ein Einzelsessellift. Das Angebot ist gut angenommen worden, der Skihang hat in den folgenden Jahren immer mehr Gäste angezogen. Das Skigebiet hat sich dann langsam weiterentwickelt, sodass 1963 eine weitere Seilbahn gebaut wurde. 1970 wurde dann in Gröden die Alpine Skiweltmeisterschaft ausgetragen, und das war der Startschuss für den folgenden raschen Ausbau des Skigebietes.“MM: „Welche Rolle spielt die Comici-Hütte?“Marzola: „Für unser Skigebiet spielt die Comici-Hütte auf 2.154 m Seehöhe natürlich eine wichtige Rolle. Eröffnet wurde der Hüttenbetrieb 1955 von meinem Vater. Zum Wintersport gehört es einfach dazu, einzukehren und gut zu essen. Viele Gäste planen ihre Runden heute auch so, dass sie zu Mittag bei uns hier sein können. Die Comici-Hütte ist bekannt für ihren Wein und den guten Fisch aus der eigenen Fischzucht. Das ist ein auffälliger Kontrast zum übrigen Angebot, und das zieht Gäste an.“

Die Comici Hütte einst…

MM: „War es für Sie immer klar, im Bergbahnbereich arbeiten zu wollen?Marzola: „Es war eigentlich klar, dass ich hier arbeiten werde. Man wächst mit dem Betrieb auf und ist von Anfang an dabei, das hat mir immer gefallen. Deshalb habe ich nach der Matura auch gleich hier zu arbeiten begonnen.“MM: „Was ist Ihnen in Ihrer Funktion/Arbeit wichtig?Marzola: „Es ist wichtig, dass die Arbeit Spaß macht. Man muss einfach mit Leidenschaft dabei sein. Natürlich braucht es auch Mitarbeiter, auf die man sich verlassen kann. Gerade im Winter muss man Vollgas geben und das klappt nur, wenn man Freude hat an dem, was man tut. Dann schaut man auch nicht auf die Zeit, die man dafür einsetzt.“

… und jetzt.

MM: „Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie im Winter/im Sommer?“Marzola: „Im Winter sind alle Lifte in Betrieb, da haben wir zwischen 40 und 45 Mitarbeiter. Die gleiche Anzahl an Mitarbeitern haben wir dann insgesamt auch bei den Hütten bzw. den 2 Restaurants und unserem Hotel. Im Sommer haben wir nur einen Lift geöffnet, da beschäftigen wir dann natürlich weniger Leute. Im Sommer kommen wir so auf 15 Mitarbeiter.“MM: „Wie sieht das Angebot im Skigebiet Piz Sella im Winter aus, welche Besonderheiten gibt es?“Marzola: „Im Winter ist das ganze Angebot aufs Skifahren ausgerichtet. Das möchten wir unseren Gästen mit den Liften, den bestens präparierten Pisten und gemütlichen Hütten zum Erlebnis machen. Das Besondere an unserem Angebot ist sicher, dass es bei uns viele einfache und breite Pisten für Familien und Anfänger gibt. Dazu haben wir einen Snow- und Funpark, der direkt am Fuß des Langkofels, also direkt an der Sellaronda, liegt.“MM: „Welche Bedeutung haben die Weltcup-Rennen für Ihr Skigebiet, wie wichtig sind Events generell?“Marzola: „Wir haben das Glück, dass das Weltcuprennen in Gröden immer zum Beginn der Saison stattfindet, und das ist immer um den 20. Dezember herum. Hier ist das Interesse vieler Fernsehstationen auf uns gerichtet, es gibt viele Bilder und viele Zuseher. Das ist für uns natürlich sehr gut, weil die Medien eine Menge an Informationen transportieren. Man weiß dann, dass man hier als Skigast willkommen ist.Events sind bei uns aber generell wichtig, weil sie uns helfen, unsere Botschaften zu transportieren und weil sie natürlich Aufmerksamkeit erregen. Sie sind damit ein wichtiger Teil unserer Marketingstrategie.“

Für die Wintersaison 2015/16 wurde eine moderne 6er-Sesselbahn errichtet.

„Es ist wichtig, dass die Arbeit Spaß macht!“MM: „Welche Gäste sprechen Sie an, aus welchen Regionen kommen die Gäste?“Marzola: „Gröden ist ein großes Gebiet, das eigentlich alle Anforderungen abdeckt. So spricht die Sellaronda etwa sportliche Gäste an. Unsere Gäste am Piz Sella sind 90 % Touristen und 10 % Einheimische. Unter den Touristen sind viele Familien und Kinder und auch die sportlichen Skifahrer. Auch junge sportliche Freaks sind hier zahlreich vertreten. Wenn man sich das Einzugsgebiet ansieht, kommen unsere Gäste zu 60 % aus Italien, 30 % aus Deutschland und 10 % aus dem Osten, also Polen, Russen etc. Der österreichische Gast ist hier nicht so zahlreich vertreten, hat eher marginale Bedeutung.“MM: „Was ist neu für die kommende Wintersaison?“Marzola: „Wir bauen gerade an einer neuen 8er-Sesselbahn. Die ‚Gran Paradiso’ am Piz Sella wird als erste 8er-Sesselbahn Italiens über eine Sitzheizung verfügen. Da die Trasse der neuen Bahn ¬etwas länger sein wird als die des Vorgängerlifts hat man ab dem heurigen Winter auch eine direkte Anbindung an die Sellaronda. Außerdem hat die neue Bahn auch optisch etwas zu bieten. Die Sitze werden eine blau-schwarze Lederpolsterung haben, die Wetterschutzhauben sind blau eingefärbt. Das wird natürlich ein besonderes Highlight im Angebot werden.“

Das Skigebiet Piz Sella bietet bestens präparierte Pisten vor einem beeindruckenden Panorama.

„Gröden ist ein großes Gebiet, das alle Anforderungen abdeckt!“MM: „Im Skigebiet Piz Sella arbeitet man von Beginn an mit LEITNER ¬ropeways, warum ist das so? Welche Erfahrungen verbinden?“Marzola: „Wir arbeiten seit Anfang an mit LEITNER, weil es sich um ein einheimisches Unternehmen handelt. Es ist uns wichtig, einheimische Unternehmen zu unterstützen, auch weil dort viele Freunde beschäftigt sind. Es gibt nur mehr zwei große Anbieter, bei denen die Qualität aber gleichermaßen sehr gut ist. Die Zusammenarbeit mit -LEITNER hat in all den Jahren auch wirklich gut funktioniert, wir sind sehr zufrieden.“MM: „Wie sieht das Angebot im Sommer aus?“Marzola: „Im Sommer war bisher hauptsächlich das Wandern Thema. Deshalb hatten wir auch immer nur einen Lift offen. Die neue 8er-Sesselbahn, die wir gerade bauen, wollen wir künftig auch im Sommer offen haben. Wir werden in Zukunft auch auf den neuen Trend Mountainbiking setzen und planen dazu einen Bikepark. Am Parkplatz im Tal soll die Basis angelegt werden, vom Berg führen dann die einzelnen Trails ins Tal. Wir wollen damit unseren Gästen auch im Sommer mehr bieten als bisher. Die Gäste können heute aus einem großen Angebot in den einzelnen Gebieten wählen, da darf man nicht zurückfallen.“MM: „Gibt es Unterschiede in der Gästestruktur im Sommer und im Winter?“Marzola: „Es gibt sehr wohl Unterschiede im Sommer und im Winter. Im Winter bewegen wir uns mit unserem Angebot im gehobenen Preissegment, wir ziehen damit zahlungskräftiges Publikum an. Im Sommer ist unser Angebot noch nicht im Premiumsektor angesiedelt, deshalb sind auch unsere Preise moderater. Wir sprechen also im Sommer sicher ein breiteres Gästesegment an als im Winter.“MM: „Worin sehen Sie die größten ¬Herausforderungen für die nächsten ¬Jahre?“Marzola: „Wir müssen darauf achten, unseren Kunden immer wieder etwas Neues zu bieten. Da dürfen wir in unserem Bemühen nicht nachlassen. Die Gäste sind verwöhnt und fragen auch genau nach, ob es etwas Neues gibt. Natürlich können wir nicht jedes Jahr große Summen investieren, deshalb müssen wir sehr genau überlegen, was wir anbieten und wie wir unser Angebot auch mit kleineren Schritten interessant halten. Dazu müssen wir natürlich autentisch bleiben, wir müssen im Einklang mit der Natur arbeiten und dürfen andere Ideen nicht kopieren.“dwl

    
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Mag. Herbert Kaufmann, GF Dornbirner Seilbahn GmbH: Wachstumspotenzial durch neue Impulse

Die Dornbirner Seilbahn GmbH hat ein breit gefächertes Angebot für ihre Gäste. Der MOUNTAIN MANAGER hat nachgefragt, wie es gelingt, alles unter einen Hut zu bringen und den unterschiedlichen Anforderungen gerecht zu werden.

Foto: dwl

MM: „Welche Destinationen/Bergbahnen umfasst die Dornbirner Seilbahn GmbH?“Mag. Herbert Kaufmann: „Die Dornbirner Seilbahn GmbH hat drei ¬Betriebsstätten. Das sind die Karrenseilbahn auf den Dornbirner Hausberg ¬Karren, das Bergdorf Ebnit im Gemeinde¬gebiet von Dornbirn und das klassische Naherholungsgebiet Bödele, wo wir ¬einen fixgeklemmten 4er-Sessellift und einige Übungslifte betreiben.“MM: „Wie lange gibt es das Unternehmen, wie hat es sich entwickelt?“Kaufmann: „Die Dornbirner Seilbahn GmbH wurde 1950 gegründet. Damals wurde mit dem Skibetrieb am Bödele gestartet, d. h. der Skibetrieb war die Grundlage der Gesellschaft. Erst einige Jahre später, nämlich 1956, wurde die Karrenseilbahn gebaut. Die Anlage im Ebnit gibt es seit 1968, sie wurde aber in der Anfangszeit vom örtlichen Tourismusverein geführt. Erst später wurde Ebnit dann in die Gesellschaft eingegliedert. Das Unternehmen hat ganzjährig ca. 15 Mitarbeiter, je nachdem welche Projektschwerpunkte wir bearbeiten. In der Wintersaison sind es dann bis zu 35 Mitarbeiter, die wir beschäftigen.Die Dornbirner Seilbahn GmbH hat außerdem 500 Gesellschafter, wobei die Stadt Dornbirn die meisten Anteile, nämlich knapp 52 %, hält. Die breite Verankerung ist für uns sehr wichtig, weil die Verbindung zur lokalen Bevölkerung dadurch sehr gut ist, sodass an den Belangen der Bahn auch großes Interesse besteht.MM: „Welche Schwerpunkte setzt man in den einzelnen Bereichen?“Kaufmann: „Das Bödele ist das klassisch vorgelagerte Familienskigebiet mit dem Aufgabenschwerpunkt, mit kurzen Wegen zum Skifahren zu kommen und eine Ausbildung zum Skifahren zu ermöglichen. Ebnit hat Dorfcharakter, was durch das Angebot im Feriendorf verstärkt wird. Der Lift hier wäre ohne das Feriendorf nicht möglich, das Feriendorf ohne Lift auch nicht – so entsteht eine wechselseitige Symbiose, die von Einheimischen und Gästen gleichermaßen geschätzt wird. Die Karrenseilbahn ist eine klassische Sommerbergbahn, die allerdings auch im Winter in Betrieb ist. Das Spezielle an der Karrenbahn ist, dass sie im Zweischichtbetrieb gefahren wird, weil wir wochentags bis 23 Uhr fahren, am Freitag und Samstag sogar bis 24 Uhr. Für unsere Gäste hat die Karrenseilbahn einige Vorteile: Sie liegt direkt in der Nähe zum Dornbirner Zentrum, und man hat von der Bergstation einen besonderen Ausblick, der bis zum Bodensee und in die Schweiz reicht und er ist auch Ausgangspunkt für ein breit verzweigtes Wandernetz. Der Karren gilt außerdem als größtes Sportgerät Dornbirns – Fitness gehört also genauso zur Thematik wie der Genuss, den man durch das Angebot im Panoramarestaurant erleben kann.“

Die Karrenseilbahn ¬gehört zu den „Aus¬gezeichneten Österr. Sommerbahnen“. Fotos: Dornbirner Seilbahn GmbH

MM: „Wie lange sind Sie Geschäftsführer der Dornbirner Seilbahn GmbH, wie war Ihr Zugang zur Seilbahnbranche?“Kaufmann: „Ich bin seit 2003 Geschäftsführer der Dornbirner Seilbahn GmbH. Zwei Jahre zuvor habe ich im Unternehmen im Bereich Marketing bei der Karrenseilbahn begonnen, ich komme also aus dem Marketingbereich. Dann hat sich die Möglichkeit geboten, in die Geschäftsführung einzusteigen. Seit 2006 bin ich alleiniger Geschäftsführer.“MM: „Was sehen Sie als die großen Herausforderungen in Ihrer Aufgabe?“Kaufmann: „Die große Herausforderung ist, die Betriebsstätten so attraktiv zu machen und zu halten, dass wir den wirtschaftlichen Erfolg sicherstellen können. Z. B. ist es für uns im Skigebiet Bödele eine Herausforderung den Anschluss an die Branchentrends nicht zu verlieren, im Bewusstsein nicht in der Dimension investieren zu können, wie es andere Ski- und Freizeitbetriebe tun.Unsere Anlagen stehen auf ca. 1.100 m und wir haben keine Beschneiungsanlage. Eine solche wäre für uns wirtschaftlich nicht tragbar, dazu wären die Voraussetzungen vor Ort auch nicht günstig. Es ist hier natürlich nicht so einfach, das Angebot so zu gestalten, dass die Gäste immer wiederkommen. Der Karren gibt uns als Ganzjahresbetrieb die eine oder andere kreative Variante mehr und ist in diesem Punkt reicher an Facetten, sodass wir auch ein entsprechendes Angebot bereitstellen können.“MM: „Die Dornbirner Seilbahn GmbH verfügt über die Auszeichnung ¬‚ÖKOPROFIT ®’. Was ist das genau, was macht man?“Kaufmann: „ÖKOPROFIT ® ist ein Umweltmanagementsystem und Gütesiegel, mit dem Land Vorarlberger als Träger der Initiative. Es soll im betrieblichen Alltag aufzeigen, wo Möglichkeiten bestehen, ökologisch sinnvoll zu handeln und entsprechende Maßnahmen zu setzen. Das soll dann für die Umwelt genauso Vorteile bringen wie für die Effizienz und letztendlich die wirtschaftliche Situation. Wir sind da seit Jahren dabei. Wie in vielen dieser Systeme gibt es Bewertungskriterien, die immer wieder überprüft werden, sodass wir ständig auf aktuellem Stand sind. Wir bekommen Tipps und Ratschläge, was wir noch verbessern können, um in den unterschiedlichen Bereichen bestmöglich aufgestellt zu sein. Für uns ist ÖKOPROFIT® auch ein Qualitätskriterium.“

Neu im Sommer 2016 ist die „Karrenkante“.

MM: „Welche Neuerungen/Neuheiten gibt es im Skigebiet Bödele?“Kaufmann: „In der vergangenen Saison haben wir eine kleine, feine Tellerliftanlage neu gebaut. Das war keine Erweiterung im Skigebiet, sondern ein zusätzliches Angebot. Der Tellerlift stellt einen Übergang vom klassischen Übungslift zur 4er-Sesselbahn dar. Für dieses Jahr möchten wir unseren Parkplatz neu ordnen und vergrößern, damit die Fläche optimal genutzt werden kann und unsere Besucher ein Mehr an Komfort erhalten. Die Bauarbeiten dazu starten in den nächsten Wochen. Damit in Zusammenhang steht ein Projekt mit dem Landesstraßen-Bauamt, damit auch die Verkehrssicherheit erhöht wird. Das soll 2017 folgen. Darüber hinaus würden wir gerne den Einstieg ins Skigebiet verbessern.“MM: „Welche Gäste spricht man hier an, woher kommen die Besucher?“Kaufmann: „Unsere Gäste stammen hauptsächlich aus dem direkt regionalen Raum und grenznahen Ausland. Der Anteil an Nächtigungsgästen ist mit 1 bis 2 Prozent marginal. Bödele ist ein klassisch vorgelagertes Skigebiet, liegt auf Schwarzenberger Gemeindegebiet und profitiert von der Nähe zur Stadt Dornbirn. Man kann hier schnell am Nachmittag noch zum Skifahren kommen, die Ticketpreise sind ent-sprechend gestaffelt. Die Tagesgäste kommen aber nicht nur aus Dornbirn und Umgebung, sondern aus dem ganzen Raum Bodensee und Rheintal, also auch aus Süddeutschland und aus der Schweiz. Der Anteil der Schweizer Gäste macht rund 10 % aus, Tendenz leicht steigend.“MM: „Wie ist für Sie die Wintersaison 2015/16 gelaufen?“Kaufmann: „Die Saison war nicht einfach. Wir hatten als Start im November beste Schneebedingungen, also eine Schneehöhe von rund 1 m am Bödele. Da waren wir sehr zuversichtlich, dass wir bis Weihnachten gut durchkommen. Dem war aber dann nicht so. Wir hatten eine sehr starke Fönwetterlage, sodass der Schnee letztlich nicht weggetaut ist, sondern tatsächlich „verblasen“ wurde. Nach diesem kurzen Start konnten wir aufgrund der Wetterlage dann leider erst Anfang Jänner wieder in Betrieb gehen, und das können wir als Tagesskigebiet leider nicht mehr aufholen. Wenn man sich die Schneesituation vom Bödele über die letzten 10 Jahre hinweg beobachtet, hatten wir ‚glücklicherweise‘ nur 1 Saison, welche komplett ausgefallen ist. Ansonsten konnten wir immer, wenn auch des Öfteren verspätet, öffnen. Der Saisonbeginn ist allerdings jedes Jahr mit Herzklopfen verbunden. Unser Skigebiet hat dabei glücklicherweise den Vorteil, dass das Gelände nicht felsig ist. Wir können also, wenn die Temperatur passt, schon mit einigen Zentimetern an Schnee in den Winterbetrieb starten.“MM: „Die Karrenseilbahn gehört zu den ‚Ausgezeichneten Österreichischen Sommerbergbahnen‘ – welche Themenkategorie hat man gewählt, wie sieht das Angebot aus?“Kaufmann: „Wir waren eine der ersten Bahnen, die bei den ‚Ausgezeichneten Österreichischen Sommerbergbahnen’ dabei waren und haben den Genussberg gewählt, weil wir unseren Fokus auf das Panoramarestaurant gelegt haben. Das findet auch großen Anklang, ob das persönliche Feierlichkeiten, Firmenkundenveranstaltungen oder gesellschaftliche Anlässe sind. Die Struktur, die wir hier am Berg anbieten, verbunden mit den langen Betriebszeiten der Bahn, verhilft uns sicher zu einer Sonderstellung in Europa. Das Thema ‚Aussichtsberg’ könnte für uns in Zukunft ebenfalls noch in Betracht kommen, im Moment konzentrieren wir uns aber auf den Genussberg.“MM: „Was ist neu im Sommer 2016?“Kaufmann: „Wir haben bei der Karrenseilbahn an der Bergstation bauliche Veränderungen vorgenommen. So wurden die bestehenden Metallzäune durch Glaselemente ersetzt, sodass die Aussicht im Gastgarten noch besser geworden ist. Dazu wurde dieses Jahr die ‚Karrenkante’ in Betrieb genommen. Das kommt genau richtig zu den runden Jubiläen, die wir feiern, nämlich 60 Jahre Karrenseilbahn und 20 Jahre Karrenseilbahn-Neu. Die ‚Karren-Kante‘ ist die erste Aussichtsplattform in Vorarlberg. Sie ragt unter dem Panoramarestaurant zwölf Meter hinaus, endet direkt über der Felskante. Quasi ‚im Nichts stehend‘ sind die Besucher den Launen der Natur wie Regen, Sonne und Schnee ausgesetzt und können atem- und gefühlsberaubende Ausblicke genießen.Wenn man ganz außen steht, kann man dann am Selfie-Point noch ein Foto machen und sich dieses dann auf der Homepage holen und z. B. auf Facebook hochladen oder es sich sogar vor Ort ausdrucken lassen.“

Das Skigebiet Bödele zieht viele Tagesgäste aus dem Großraum Dornbirn an.

MM: „Welches Angebot hat die Karrenseilbahn im Winter?“Kaufmann: „Auch im Winter ist die Karrenseilbahn täglich in Betrieb. Wir starten allerdings eine Stunde später als im Sommer. An Themen stehen im Winter wie im Sommer Kulinarik, Fitness und Ausblick im Fokus.“MM: „Das Bergdorf Ebnit stellt sein Angebot unter den Slogan ‚Ebnit erleben’. Was erwartet die Besucher?“Kaufmann: „In Ebnit gibt es ein gut durchdachtes Paket, das eine Fülle an Möglichkeiten bietet. Im Winter steht das kleine Familien-Skigebiet im Zentrum, im Sommer gibt es zahlreiche Outdoor-Aktivitäten wie Hochseilgarten, Schluchtenfox-Parcours, Canyoning, Slackline-Parcours, Bruderbach-Abenteuertouren, Bogen- und Balanceparcours, geführte Wanderungen und Reiten. Der besondere Einstieg ins Bergdorf Ebnit ist die wildromantische Anfahrt, das gibt schon das erste Aha-Erlebnis.“MM: „Wie sehen hier die Gästestruktur und das Einzugsgebiet der Besucher aus?“Kaufmann: „In Ebnit sind die Gäste bunt gemischt, wobei das Angebot auf Kleingruppen ausgelegt ist. Es geht z. B. um Teambuilding, gemeinsame Ausflüge und Firmenevents. Dafür ist das Einzugsgebiet vielfältig – die Gäste kommen nicht nur aus Dornbirn, sondern auch aus dem Rheintal, dem Raum Bodensee oder der Schweiz.“MM: „In welchen Bereichen sehen Sie Wachstumspotenzial, wie sehen Sie die künftige Entwicklung am Karren, im Bergdorf Ebnit und für das Skigebiet Bödele?“Kaufmann: „Natürlich erhoffen wir uns durch die neuen Impulse und durch die Investitionen für den Karren Wachstumspotenzial. Wir hatten hier auch schon in den letzten Jahren eine sehr erfreuliche Entwicklung und glauben, noch zulegen zu können. Das Angebot am Bödele ist natürlich sehr stark schneeabhängig – ich denke aber, dass wir auch hier durch gezielte Aktionen unser Stammpublikum binden und neue Kunden gewinnen können. Das Bergdorf Ebnit wird auch weiterhin eine kleine, feine Destination bleiben. Hier ist man durch die Infrastruktur nicht für ein Massenangebot ausgerichtet. Wir hoffen aber auch hier, dass wir durch entsprechende Maßnahmen die Umwegrentabilität steigern können.“ dwl

Das Bergdorf Ebnit ist auf Kleingruppen ausgerichtet.

MM: „Wird es noch Ausbauten der Attraktionen geben und wie sieht überhaupt das langfristige Ziel des Freizeit- und Sportzentrums Mehliskopf aus?“Kern: „Ich bin grundsätzlich immer auf der Suche nach neuen Ideen und wir haben auch noch Erweiterungsmöglichkeiten. Etwa für eine Überschlag-Schaukel („Kiiking“) oder einen Ganzjahres Rodelhang für Tubing sowie einen Flow-Trail für Mountainbiking. Als Beirat des Vereins der Nationalpark-Region e.V. spreche ich für die Skiliftbetreiber an der Schwarzwaldhochstraße bzw. die touristischen Leistungsträger insgesamt und plädiere da für Entwicklungsmöglichkeiten. Es ist zu wenig, nur den Bestand zu schützen. Wenn keine Entwicklung für ortsansässige Betriebe möglich ist, haben diese in Wahrheit keine Zukunft. Wir müssen der technischen Entwicklung folgen dürfen und das ein oder andere auch neu machen dürfen.Unser Ziel ist, dass am Mehliskopf eine notwendige Symbiose von Naturschutz und Bewegung entsteht. Die Menschen suchen heute ja beides. Der bewegungsorientierte Outdoor-Bereich ist ein Zukunftsmarkt, den wir am Mehliskopf das ganze Jahr über bedienen möchten. Dabei versuchen wir auch, die Wetterabhängigkeit etwas abzufedern.“MM: „Was waren die größten Herausforderungen für Sie – die UVP Verfahren, die Klimaveränderung, die Aufbringungen von Finanzmitteln, ein verändertes Marketing oder…?“Kern: „Genau genommen von allem etwas. Man braucht Fremdmittel für die Investitionen und sollte für die Rückzahlung positiv bilanzieren, obwohl das alles entscheidende Weihnachtsgeschäft immer öfter ausfällt… Wenn man erst im Jänner starten kann, bringt die Saison schon Verluste. Durch die Einführung der Sommerattraktionen zielte ich darauf ab, wenigstens mit einer ausgeglichenen ,0′ in den Winter zu gehen. Durchschnittlich können wir mit 55 Betriebstagen im Winter rechnen, die Bandbreite schwankt jedoch von 20 bis 120 Betriebstagen. Wir setzen jetzt mehr auf Fixtermine bei den Gästen in Form von Eventtagen. Da kommen Firmen mit 150 und mehr Gästen und absolvieren ein Ganztagesprogramm mit allen unseren o. e. Angebotsbausteinen plus Wandern, Teamtraining, Teambuilding, Bogenschießen und Geo-Caching. Für Schlechtwetter steht auch Indoor-Klettern zur Verfügung. Das Motto ist: Bewegungsorientierter Sport im Freien bringt’s.“

    
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Andreas Kern, GF Freizeit- & Sportzentrum Mehliskopf (D) – Vom Kleinskigebiet im Schwarzwald zum Outdoor Ganzjahresbetrieb

Das Freizeit- & Sportzentrum Mehliskopf bietet seit 1972 eine der längsten Pisten im Nord-Schwarzwald: über 900 Abfahrtsmeter mit 36° Gefälle auf dem 1 009 m hoch gelegenen Mehliskopf direkt an der Schwarzwaldhochstraße. In dem familienfreundlichen Naherholungsgebiet von Baden Baden fühlen sich nicht nur Anfänger, sondern ganz oben auch hochalpine Ski- u. Snowboarder wohl. Um wirtschaftlich überleben zu können, hat sich die Destination seit 2001 sukzessive in Richtung Outdoor-Ganzjahresbetrieb weiter entwickelt. GF Andreas Kern sprach mit dem MM über die Herausforderungen der „Kleinen Skigebiete“ und seine Strategie.

Andreas Kern, GF Freizeit- & Sportzentrum Mehliskopf (D)

MM: „Herr Kern, schildern Sie bitte zunächst Ihren (unkonventionellen) Werdegang in die Seilbahnbranche.“Andreas Kern: „Mein Patenonkel DI Werner Krämer, ein Bauunternehmer, hat 1970 die Initiative zur Gründung einer Gesellschaft für einen Skibetrieb am Mehliskopf ergriffen. 8 Gesellschafter zeichneten Stammeinlagen, darunter u. a. die Gemeinden Bühl und Forbach. Ich bin von Beruf Rechtsanwalt, spezialisiert auf Genehmigungsrecht für Stein- und Erdenindustrien. Als 2000 ein komplexes Genehmigungsverfahren zur Errichtung der Alpine Coaster Ganzjahresbobbahn erforderlich wurde, wurde mir die Geschäftsführung der Mehliskopf-Lifte übertragen. Es war ein Planfeststellungsverfahren mit einer UVP (Umweltverträglichkeitsprüfung) und integrierten Verträglichkeitsprüfung auf den Schutzzweck und Erhaltungsziel eines Vogelschutzgebiets notwendig. Wir liegen am Rande eines Naturschutzgebietes, des Nationalparks Schwarzwald, des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord und eben einem damals in Ausruf befindlichen potenziellen europäischen Vogelschutzgebietes. Es stellte sich heraus, dass unser Vorhaben letztlich dem Naturschutz nicht widerspricht. Später habe Ich dann auch die Gesellschafteranteile von Werner Krämer übernommen.“

Das Skigebiet am Mehliskopf im Schwarzwald (D). Fotos: Freizeit- und Sportzenrum Mehliskopf

MM: „Skizzieren Sie kurz die Eckdaten sowie die Geschichte Eures Skigebietes im Schwarzwald von den Anfängen in den 70er Jahren bis zum heutigen Status.“Kern: „Bereits um 1900 hat es hier eine Gemarkungsschneise gegeben, auf welcher die Leute hochgelaufen und anschließend mit Skiern abgefahren sind. Diese Schneise hat man breiter schlagen lassen und 1971 die ersten beiden Schlepplifte 1 + 2 installiert. 1973 folgten im unteren (leichteren) Abschnitt der Lift 3 und 1978 noch der Lift 4. Insgesamt stehen auf 16 ha Fläche drei Pistenkilometer zur Verfügung, der Höhenunterschied beträgt 175 m (von 1 007 m auf 832 m). Unser Skigebiet eignet sich sowohl für Anfänger als auch Fortgeschrittene sowie Cracks. An unserem ca. 70 m langen Seillift können „blutige Anfänger“ sicheres Stehen auf Skiern u. Snowboards erlernen. Wird das „Stehenbleiben“ auf den Brettern während des Bergauftransports beherrscht, kann an unseren Lift 3 (ca. 350 m Länge) gewechselt werden. Von hier aus kann das Bergabfahren im flachen Gelände geübt werden. Die Bergabstrecke von Lift 4 (ca. 400 m Länge) enthält zu Beginn eine kurze steilere Strecke u. läuft über den Hang 3 flach aus. Die ca. 900 m langen Lifte 1 u. 2 führen in Folge bis auf 1 000 m Höhe hinauf und bieten bis zu 36 Grad Gefälle.Aufgrund der relativ niedrigen Höhenlage von unter 1 000 m waren wir frühzeitig gezwungen, Schneemaschinen zur Flächenbeschneiung einzusetzen. Der Startschuss fiel hier 1986 mit einer Anlage von Dr. Wechsler und drei SUFAG-Doppelaufbauten auf Pistenbully sowie 1 LENKO. Vor 30 Jahren gehörten wir zu den ersten Betrieben, die sich dieser Hilfsmaßnahme bedienten! Inzwischen wurde die Flotte auf 5 neuere Demaclenko, 3 SUFAG, 2 Bächler-Lanzen und Visualisierung modernisiert. Je nach Wetterbedingungen können bis zu ca. 100 m3 Wasser pro Stunde zu Schnee verblasen werden. In der Saison erzeugen wir bis zu 50000 m3 Schnee. Mit zwei Pistenbullys (PB 300 und PB 300 W) präparieren wir nachts die Abfahrtspisten.Allerdings trug sich trotz der maschinellen Beschneiung das Wintergeschäft am Mehliskopf in den 90ern wirtschaftlich nicht mehr allein. Deshalb haben wir uns zur Jahrtausendwende entschieden, auch ein schneeunabhängiges Angebot zu schaffen, um sukzessive ein Ganzjahresbetrieb zu werden.“

Die Ganzjahres Bobbahn von Wiegand wurde 2013 erweitert.

MM: „Mit dem Ganzjahres-Bob ist es dann 2001 mit dem schneeunabhängigen Angebot losgegangen. Warum hat man sich gerade dafür entschieden?“Kern: „Die milder werdenden Winter bzw. schwierigen Wetterlagen seit Ende der 80-ziger Jahre haben kein auskömmliches Ergebnis trotz Beschneiungstechnologie mehr ermöglicht. Wir haben uns daher im Jahr 2001 zur Errichtung einer ganzjahresbetriebenen, schienengeführten Allwetter-Bobbahn, einem Alpine Coaster von Wiegand, entschlossen und uns wie o.e. einem UVP-Verfahren gestellt. Diese Bobbahn wurde im Jahr 2013 um 30% auf 1300 m Gesamtlänge verlängert. Eine Einrichtung wie das Sportzentrum am Mehliskopf hat nur eine Zukunft, wenn neue Attraktionen dazukommen. Die Gemarkungsgemeinde Forbach und Bühl begleitet unsere Investitionen von Anfang an positiv, zumal sie den Mehliskopf als touristisches Markenzeichen betrachtet, das es zu unterstützen gilt. Die Entscheidung für den Alpine Coaster war wirtschaftlich richtig, um vom reinen Saison-Betrieb wegzukommen. Trotzdem waren und sind nicht unbedeutende Winterumsätze nötig, um zumindest ein ausgeglichenes Ergebnis erzielen zu können!“MM: „Warum hat es 2013 noch eine Erweiterung der Ganzjahres-Bobbahn gegeben und was charakterisiert die Anlage?“Kern: „Durch die Erweiterung wurde die Anlage deutlich spannender und damit wieder attraktiever. Der Mehliskopf-Bob weist heute neben 12 Steilkurven, 8 Wasserübergängen, 5 Tunneldurchfahrten und einen 360° Kreisel auch mehrere Jumps (vertikale Kurven) auf. Die Schlitten sind für zwei Personen, hintereinander sitzend, konstituiert. Während der Fahrt sind die Passagiere mit Sicherheits-Gurten angeschnallt. Bei Regen ist die Bahn deutlich schneller. Damit die Gäste auch dann noch ungetrübten Fahrspaß erleben können, halten wir für sie Regenhauben bereit. Durch die Ständerbauweise ist auch ein Winterbetrieb möglich.“

Seit Frühjar 2009 gibt es eine Strecke für DownhillCarts. Foto: Achim Meurer/Schwarzwald Plus GmbH

MM: „Welche Investitionen haben nach der Bobbahn dazu beigetragen, den Mehliskopf zum Ganzjahresbetrieb weiter zu entwickeln?“Kern: „Um die Gäste ganztägig beschäftigen zu können, war ein größeres Angebot nötig. Zuerst wurde 2002 die bestehende Zelt-Gastronomie durch einen Gastronomiepavillon mit einer Holz-Glaskonstruktion ersetzt und 2003 dazu die Außenanlage, Freiterrassen und ein Kinderspielplatz erstellt. Die Schwankungsbreite der schwer kalkulierbaren Winterumsätze zwangen uns dann zur Prüfung und Aufnahme weiterer unterjähriger Attraktionen. Ein im Jahr 2004 erarbeitetes Konzept zur Entwicklung des Mehliskopf mündete in einen vorhabensbezogenen Bebauungsplan für das Gesamtgelände, der 2006 rechtskräftig wurde. Auch in diesem Verfahren wurde erneut eine UVP samt integrierter Verträglichkeitsprüfung auf den Schutzzweck und das Erhaltungsziel des Vogelschutzgebietes notwendig. Das Verfahren kam zum Ergebnis, dass die Umweltverträglichkeit mit den sensiblen Schwarzwald-Höhen gegeben ist. Erneut (nach 2001) wurden durch eine touristische Nutzung auf vorbelasteten Flächen angrenzende sensible Naturschutzflächen durch Ausgleichsmaßnahmen aufgewertet! Konkret bedeutete dies grünes Licht für den 1. Bauabschnitt des Abenteuerklettergartens. Dieser ist als touristisch orientierter Klettergarten derart gestaltet, dass jede Person ab 6 Jahren, die nicht an einer Krankheit, einer psychischen oder physischen Beeinträchtigung leidet, die Welt aus Tauen, Balken, Brücken, Netzen und Seilbahnen entdecken kann. Derzeit werden insgesamt 7 Parcoure in verschiedenen Schwierigkeitsstufen angeboten. Am Boden des Abenteuerklettergartens ist ein Info-Pfad entstanden, der auf die sensible Umwelt der Schwarzwaldhöhen und weitere Attraktionen der Region hinweist. Damals wurde auch ein Abenteuerwaldspielplatz mit Wasserspiellandschaft, Baumhaus, Tarzan-Brücke, Wendelrutsche, Seilbahn und Kletterwurzeln miterstellt.Im Frühjahr 2009 ist zwischen den Liften auf dem Hauptgelände eine Downhill-Strecke angelegt worden, so dass man mit dreirädrigen Spezialfahrzeugen, sogenannten Downhill-Carts, mit Lift Nr. 4 ca. 400 m bergauf befördert wird um anschließend auf einer vorgegebenen Downhill-Strecke ca. 600 m schwerkraftbeschleunigt bergab zu sausen. Die großen, schräg gestellten Reifen der 13 Bullcarts garantieren dabei gute Geländegängigkeit bei größtmöglichem Fahrspaß. Scheibenbremsen sorgen für gute Verzögerung und ein sicheres Fahrgefühl. Die Downhill-Anlage ist so wie das Bungee-Trampolin zwar eine notwendige Ergänzung, aber kein wirkliches Profitcenter.“

Eine der ersten Maßnahmen war die Errichtung einer zeitgemäßen Gastronomie.

MM: „Wird es noch Ausbauten der Attraktionen geben und wie sieht überhaupt das langfristige Ziel des Freizeit- und Sportzentrums Mehliskopf aus?“Kern: „Ich bin grundsätzlich immer auf der Suche nach neuen Ideen und wir haben auch noch Erweiterungsmöglichkeiten. Etwa für eine Überschlag-Schaukel („Kiiking“) oder einen Ganzjahres Rodelhang für Tubing sowie einen Flow-Trail für Mountainbiking. Als Beirat des Vereins der Nationalpark-Region e.V. spreche ich für die Skiliftbetreiber an der Schwarzwaldhochstraße bzw. die touristischen Leistungsträger insgesamt und plädiere da für Entwicklungsmöglichkeiten. Es ist zu wenig, nur den Bestand zu schützen. Wenn keine Entwicklung für ortsansässige Betriebe möglich ist, haben diese in Wahrheit keine Zukunft. Wir müssen der technischen Entwicklung folgen dürfen und das ein oder andere auch neu machen dürfen.Unser Ziel ist, dass am Mehliskopf eine notwendige Symbiose von Naturschutz und Bewegung entsteht. Die Menschen suchen heute ja beides. Der bewegungsorientierte Outdoor-Bereich ist ein Zukunftsmarkt, den wir am Mehliskopf das ganze Jahr über bedienen möchten. Dabei versuchen wir auch, die Wetterabhängigkeit etwas abzufedern.“MM: „Was waren die größten Herausforderungen für Sie – die UVP Verfahren, die Klimaveränderung, die Aufbringungen von Finanzmitteln, ein verändertes Marketing oder…?“Kern: „Genau genommen von allem etwas. Man braucht Fremdmittel für die Investitionen und sollte für die Rückzahlung positiv bilanzieren, obwohl das alles entscheidende Weihnachtsgeschäft immer öfter ausfällt… Wenn man erst im Jänner starten kann, bringt die Saison schon Verluste. Durch die Einführung der Sommerattraktionen zielte ich darauf ab, wenigstens mit einer ausgeglichenen ,0′ in den Winter zu gehen. Durchschnittlich können wir mit 55 Betriebstagen im Winter rechnen, die Bandbreite schwankt jedoch von 20 bis 120 Betriebstagen. Wir setzen jetzt mehr auf Fixtermine bei den Gästen in Form von Eventtagen. Da kommen Firmen mit 150 und mehr Gästen und absolvieren ein Ganztagesprogramm mit allen unseren o. e. Angebotsbausteinen plus Wandern, Teamtraining, Teambuilding, Bogenschießen und Geo-Caching. Für Schlechtwetter steht auch Indoor-Klettern zur Verfügung. Das Motto ist: Bewegungsorientierter Sport im Freien bringt’s.“

Ein touristisch orientierter Klettergarten wurde im Jahr 2006 realisiert.

MM: „Wie ist Eure Positionierung grundsätzlich angelegt – als Anfängergebiet oder für jeden etwas? Welches Einzugsgebiet und welche Frequenzen habt Ihr?“Kern: „Viele fangen bei uns im Kindesalter mit dem Skifahren an und können sich auch bei uns zum Fortgeschrittenen weiterentwickeln. Später frequentieren sie häufig auch große und hochalpine Skigebiete – insofern verstehen wir uns durchaus als ‚Breeder‘-Destination für den Skisport-Nachwuchs allgemein. Für Jugendliche bieten wir auch, in Zusammenarbeit mit ThePinStipes e.V. den größten Snowpark im nördlichen Schwarzwald mit abwechslungsreichen und sich ändernden Obstacles.Skibetrieb ermöglichen wir mittels Flutlicht bis 22 Uhr, damit auch die Berufstätigen unter der Woche kommen können. Unser Einzugsgebiet umfasst ca. 3 Millionen Einwohner bis hinunter nach Frankfurt, Darmstadt, Saarland Pfalz und teilweise Stuttgart, wenn die Schwäbische Alb keinen Betrieb hat. Im Süden Straßburg, Offenburg bzw. das Elsaß.Über das gesamte Jahr verzeichnen wir ca. 200 000 Gäste, davon kommen im Winter je nach Bedingungen 10 000 bis 100 000. Mit der Bobbahn schaffen wir ca. 270 Betriebstage und 150 000 Bewegungen, mit dem Kletterpark ca. 150 Betriebstage und 13 000 Gäste.Ohne Komplettangebot samt Skischule, Verleih und Shop sowie Gastronomie plus Ganzjahresattraktionen könnten wir sicher nicht mehr überleben.“MM: „Haben Sie auch eine Vision für die fernere Zukunft am Mehliskopf?“Kern: „Ja, würde man z. B. ganz oben einen Aussichtsturm bauen, damit der Gast das einzigartige 360° Panorama bis in die Rheinebene, Vogesen, Pfälzerwald, Odenwald, Schwäbische Alb und Nationalpark Schwarzwald in vollen Zügen genießen kann, dann hätten wir nicht nur eine regional/nationale Attraktion hier, sogar eine Weltattraktion! Als Aufstiegshilfe dazu könnte man sich einen 4er-Sessellift vorstellen. Allerdings müsste die Finanzierung mithilfe der öffentlichen Hand geschehen, denn wir selbst müssen uns jetzt erst einmal konsolidieren.“

Energiemanagement ist für jede Bergbahn eine Notwendigkeit

Die Zermatt Bergbahnen AG hat seit der Fusionierung 2002 einen schwierigen, aber erfolgreichen Weg zurückgelegt und bilanziert hervorragend. Die Bemühungen wurden letztes Jahr mit dem 1. Platz beim Award „Best Ski Resort“ belohnt. Die ZBAG steht aber auch für vorbildliches ökologisches Engagement und wurde mehrmals dafür prämiert – Stichwort Bergrestaurant Glacier Paradise. CEO Markus Hasler sprach mit dem MM über Strategien und Zukunftsaspekte á la welthöchste 3 S-Bahn!

Markus Hasler, CEO Zermatt Bergbahnen AG

MM: „Herr Hasler, schildern Sie bitte zunächst Ihren Werdegang in die Bergbahnbranche bis zur jetzigen Position sowie alle relevanten Funktionen im touristischen Bereich und/oder Seilbahnwesen.“Markus Hasler: „Studium der Mathematik und Physik, anschließend Fachvorstand Mathematik und Informatik an einer Mittelschule in Graubünden, ab 1999 bis 2010 Direktor der Bergbahnen Brigels-Waltensburg-Andiast AG sowie Direktor der regionalen Tourismusorganisation. Gemeindepräsident, Kantonsrat und diverse Verwaltungsratsmandate bei Kraftwerksgesellschaften in Graubünden. Ab 2008 bis 2010 Vorstandsmitglied der Surselva Tourismus AG. Seit 2011 CEO der Zermatt Bergbahnen AG und Vize-Präsident von Zermatt Tourismus.“MM: „Bei der fusionierten Zermatt Bergbahnen AG hat sich nach wirtschaftlich schweren Jahren seit einiger Zeit ein Aufwärtstrend eingestellt. Wie ist dieser Relaunch gelungen, welche Maßnahmen wurden getroffen?“Hasler: „Die Zermatt Bergbahnen sind nach der Fusion im Februar 2002 sehr erfolgreich in die Zukunft gestartet. Innerhalb weniger Jahre wurden 300 Mio. CHF in die Infrastruktur investiert, Erträge und finanzielle Kennzahlen erreichten Spitzenwerte. Die Geschäftsjahre 2010/11 und 2011/12 waren zum Teil etwas beeinflusst von den ungünstigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen (Finanzkrise, Wechselkursproblematik). Trotzdem haben die Zermatt Bergbahnen AG die Vorwärtsstrategie weiter geführt. Zudem sind das Marketing und die Salesaktivitäten, nicht zuletzt auf den asiatischen Märkten, verstärkt worden, was zu steigenden Umsätzen im Ausflugstourismus geführt hat. Der Sommerumsatz wuchs in den letzten Jahren stetig. Wichtig war dabei auch, dass nicht nur Bahnen gebaut worden sind, sondern auch in die Inszenierung und Angebotsgestaltung investiert worden ist. So stehen von 2002 bis heute über 400 Mio. kumulierte Investitionen in den Büchern.“MM: „Wie sieht die aktuelle Situation nach der Bilanz des Geschäftsjahres 2014/15 aus? Hat sich der starke Frankenkurs in irgendeiner Form negativ auf Euch ausgewirkt?“Hasler: „Das Geschäftsjahr 2014/15 war vor allem durch unvorteilhafte meteorologische Bedingungen beeinflusst. Weite Teile des Sommers 2014 waren kühl und nass, der Winter 14/15 brachte sehr wenige Schönwetterphasen. Der Start in den Winter war exzellent. Im Gegensatz zum ganzen Alpenbogen verfügte Zermatt bereits im November 14 über beste Schneeverhältnisse. Am 28. 11. wurden sämtliche Pisten und Anlagen in Betrieb genommen. Diese Situation bescherte den Zermatt Bergbahnen bis Ende Dezember 14 absolute Rekordergebnisse.Der Umsatz bewegt sich wieder nahe an den Rekordergebnissen vor 2010. Die Kennzahlen des Betriebes konnten dank einem umfassenden Kostenmanagement verbessert werden. In der Rechnung 14/15 wird eine EBIDTA von 48,2 % und ein Cashflow von 41,9 % ausgewiesen – absolute Spitzenwerte in der Branche.Es ist aktuell noch sehr schwierig festzustellen, wie und ob sich der starke Frankenkurs auf die Geschäftsentwicklung auswirkt. Wir haben in den vergangenen Jahren im Sommer wie im Winter kontinuierlich an Gästen aus Deutschland verloren. Im Winter konnten die Verluste durch eine Zunahme von CH-Gästen sowie einer Steigerung der Besucherzahlen aus Skandinavien und Nordamerika substituiert werden. Im Sommer registrieren wir ergänzend interessante Wachstumszahlen auf den asiatischen Märkten. Das Sommergeschäft nimmt laufend an Bedeutung zu. Heute sind wir bereits bei 25 % des Umsatzes!“

Das Matterhorn ski paradise hat voriges Jahr den 1. Platz beim internationalen Award „Best Ski Resort“ gewonnen. Das verpflichtet für die Zukunft!

MM: „Das Matterhorn ski paradise hat voriges Jahr den 1. Platz beim internationalen Award ,Best Ski Resort‘ gewonnen. Worauf führen Sie diesen Erfolg zurück und was bedeutet er Ihnen?“Hasler: „Im Rahmen dieser Umfrage haben die Gäste das jeweilige Skiressort beurteilt. Somit basieren die Resultate nicht auf der Meinung von selbsternannten ,Experten‘ oder ,Skigebiets-Testern‘. Dies ist, so glaube ich, der zentrale Punkt.Die erzielten, sehr guten Resultate für das „Matterhorn ski paradise“ sind in erster Linie eine Auszeichnung für die Mitarbeiter unserer Unternehmung aber auch für unsere Partner in Italien.Es ist jedoch wichtig festzuhalten, dass auch sämtliche Leistungsträger der Destination Zermatt einen großen Anteil am Erfolg für sich in Anspruch nehmen können. Nur wenn das gesamte Angebot von A-Z den Gast überzeugt, sind solche Bewertungen möglich. Fällt zum Beispiel das Frühstück im Hotel nicht nach den Erwartungen des Gastes aus, so hat das Angebot am Berg in der Folge auch bei besten Bedingungen einen schweren Stand, den Gast überzeugen zu können.Eine Auszeichnung bringt auch Verpflichtungen. Wir sind also gefordert, den hohen Qualitätsstandard unserer Leistungen zu pflegen und weiter auszubauen. Eine große Herausforderung für sämtliche Mitarbeiter der Zermatt Bergbahnen AG aber auch für die übrigen Leistungsträger der Destination.“MM: „Wo liegen die besonderen Stärken Eurer Unternehmung und wie positioniert Ihr Euch? Hat sich hier in letzter Zeit etwas verändert?“ Hasler: „Für den Winter gilt: Schneesport auf höchsten Niveau, – leading price & leading quality – . Unser in den Alpen am höchsten gelegenes Skigebiet bietet lange, abwechslungsreiche Abfahrten und Freeride-Gelegenheiten inmitten von 38 Gipfeln von über 4 000 müM und modernste Transportanlagen. Einen wichtigen USP stellt die Internationalität des Skigebietes dar. Abfahrten mit mehr als 2 300 m Höhendifferenz enden nicht nur in Zermatt sondern auch in Valtounenche und Cervinia im Aostatal. Ein weiterer zentraler Punkt sind für Zermatt die über 120 Hotels sowie über 50 Pistenrestaurants, die an der Piste Gourmet-Erlebnisse auf höchstem Niveau anbieten.Den größten Wandel hat die Unternehmung betreffend Sommergeschäft erfahren. Neben 365 Tage Skisport im Jahr haben die Zermatt Bergbahnen begonnen, aktiv die Märkte in Asien zu bearbeiten. Neben Jungfraujoch, Pilatus, Titlis und Gornergrat hat sich das ,Matterhorn glacierparadise‘ zu einem stark frequentierten Ausflugsziel entwickelt. Jährlich steigt der Sommeranteil am Umsatz und beträgt wie o. e. heute 25 %.“

Das Erlebnisrestaurant Glacier Paradise auf fast 4 000 m hat den Europäischen Solarpreis gewonnen und ist vor allem bei Asiaten sehr gefragt.

MM: „Die ZBAG engagiert sich seit Jahren auch im Bereich Umwelt & Nachhaltigkeit vorbildlich und hat sowohl den Europäischen Solarpreis 2010 als auch den Begrünerpreis 2013 gewonnen. Nennen Sie uns bitte Eure wichtigsten Maßnahmen und warum man diese Strategie gewählt hat?“Hasler: „Nach der Fusion der vier ehemaligen Bergbahnunternehmungen zu den Zermatt Bergbahnen AG im Jahre 2002 entstanden aufgrund von diversen ökologischen Altlasten und einem ehrgeizigen Ausbauplan diverse Auseinandersetzungen mit Umweltverbänden. Parallel zu einem Inventar der Altlasten entstand ein Maßnahmenplan für ein ökologisch nachhaltiges Skigebiet. Dabei wurden in Zusammenarbeit mit den Umweltverbänden und Umweltfachleuten Themen wie regenerierbare Energien, Wildschutz, Schutz der Flora und Landschaftsschutz berücksichtigt. So wurde das Gebäude mit Restaurant auf dem Kl. Matterhorn, auf fast 4 000 müM im Minergie P-Standard gebaut. An weiteren Gebäude wurde Photovoltaik- und Thermosolare-Anlagen installiert. Für die Wiederbegrünung von Schadflächen wurde auf der Basis der ortstypischen Flora aufwendig Saatgut gezüchtet, mit dessen Einsatz es gelungen ist, auf ehemals geschädigten Flächen sogar wieder geschützte Pflanzen anzusiedeln. Die Kosten für das ökologische Engagement der Zermatt Bergbahnen belaufen sich auf 250 000 bis 500 000 CHF pro Jahr.Heute anerkennen auch die Umweltorganisationen die Anstrengungen unserer Unternehmung als vorbildlich. Die Zusammenarbeit ist hart in der Sache aber lösungsorientiert.“MM: „Sie haben zum Auftakt der Veranstaltungsreihe BERG-UMWELT 2014 einen Vortrag zum Thema ,Umweltfreundliches Engagement und Kommunikation – Erfahrungen der ZBAG‘ gehalten. Was war die Quintessenz Ihrer Ausführungen?“Hasler: „Die Quintessenz war aufzeigen zu können, dass eine Unternehmung in relativ kurzer Zeit über 400 Mio. CHF am Berg investieren kann und trotzdem die ökologische Nachhaltigkeit nicht vernachlässigen muss – was sogar zu einer vertieften Zusammenarbeit mit Umweltorganisationen führen kann. Weiters ging es auch darum aufzuzeigen, dass nachhaltiges Handeln nicht nur Kosten verursacht, sondern auch ökonomisch interessant sein kann. Bemerkenswert ist aber auch, dass das Gebäude auf dem Kl. Matterhorn, das den Schweizerischen und Europäischen Solarpreis 2013 gewonnen hat, vor allem auf den asiatischen Märkten viel Beachtung und Nachfrage erfahren hat.MM: „Ist es Ihrer Erfahrung nach möglich, sich als Bergbahnunternehmen gegenüber den Gästen nachhaltig zu positionieren? Ist es nicht sogar ein Gebot der Stunde, alle umweltschonenden Maßnahmen zu ergreifen, um als modernes Skigebiet weiterhin glaubwürdig zu sein?“Hasler: „Die Gäste für ein nachhaltiges Skigebiet zu sensibilisieren, ist schwierig. Die Wintergäste suchen in erster Linie das perfekte Skigebiet in einer bezaubernden Bergwelt, verbunden mit Erlebnis und Genuss. Ich habe oftmals das Gefühl, dass die Frage nach dem Aufwand für die Bereitstellung des Angebotes und dem damit verbundenen ökologische Impact zweitrangig ist oder gar nicht interessiert. Offen wurde mir bis heute von Gästen noch nicht kommuniziert, dass die Skigebietswahl mit Hinblick auf den ,ökologischen Fußabdruck der Unternehmung‘ gewählt worden sei.Trotz aller Schwierigkeiten – wo möglich, kommunizieren wir unsere Strategie ,des nachhaltigen Skigebietes‘ und verfolgen diese auch in Zukunft konsequent weiter.Grundsätzlich sollte es ein Primat der Wirtschaft und des privaten Handelns sein, mit den Ressourcen und der Umwelt soweit wie möglich schonend umzugehen. Dies gilt auch für Skigebietsbetreiber. Aber solche Strategien haben auch ihren Preis. Wie viel sich die einzelnen Unternehmungen leisten können, bedarf immer wieder eines wirtschaftlichen Abwägens. Etwa so wie die Hausfrau beim Einkaufen: Sie greift auch nicht immer in die Bio-Salatkiste. Da sind die Kosten höher.“MM: „Gibt es auch Fehler, die man in diesem Zusammenhang nicht machen sollte – etwa falsche Versprechungen oder PR-Gags statt echter, erlebbarer Nachhaltigkeit etc.?“Hasler: „Es gibt immer wieder Beispiele, wo die Gesetze der Physik zu Gunsten von ,grünen Argumenten‘ nicht so genau genommen werden. Ich begreife es bis heute nicht, wie man überall von einem Solar¬skilift (Solarenergie betriebener Skilift) sprechen kann, obwohl jeder mit nur fundamentalen physikalischen Kenntnissen feststellen kann, dass die gewonnene Energie für den Antrieb überhaupt nicht ausreicht. Die benötigte elektrische Leistung lässt grüßen. Wenn ich die im Sommer gewonnene Energie dazuzähle, dann funktioniert es jedoch wenigstens auf dem Papier. Ich würde mich hüten, unsere solare Energieproduktion übers Jahr zusammenzuzählen und zu kommunizieren, dass die Zermatt Bergbahnen eine Sesselbahn mit Solarenergie betreiben. Das wäre reine Augenauswischerei und ein ökologisches Feigenblatt, welches schnell welken kann.“

Visualiserung des Projektes „Welthöchste 3S-Bahn“ (Leitner), die auf den Winter 2018/19 in Betrieb gehen soll.

MM: „Welches Potenzial sehen Sie für die Seilbahnbranche in punkto Energiemanagement sowie alternative Energieerzeugung?“Hasler: „Energiemanagement ist für jede Bergbahn eine Notwendigkeit. Hier kann Geld gespart werden. Durch den Einsatz von Motorenmanagement-Überwachung, wie sie für alle Fahrzeuge (98) der Zermatt Bergbahnen eingesetzt werden, konnten auf einen Schlag 15 % Treibstoffeinsparungen erzielt werden. Es bedarf jedoch einer dauernden Begleitung und Weiterbildung der Mitarbeiter im Umgang mit diesem Thema. Auch die Bereiche Beschneiung und Bahnanlagen haben ein großes Potenzial. Was z. B. durch den Ersatz von älteren Schneilanzentypen durch neue Produkte an Energie eingespart werden kann, ist beachtlich. Aber immer wieder muss bei allem Potenzial zu Einsparungen die Frage der Wirtschaftlichkeit gestellt werden.Wir werden auch an neuen Gebäuden Photovoltaik- und Solarthermische-Anlagen erstellen, bei Photo-voltaikanlagen vorzugsweise in Zusammenarbeit mit Partnern aus der Energiewirtschaft. So können wir das Risiko betreffend Erstellung und Betrieb der Anlage sowie der Abnahmepreise für die Energie an die Profis ,auslagern‘. Bergbahnunternehmungen sollten die Realisierung solcher Energieerzeugungsanlagen überall, wo es auf Grund der Lage und der wirtschaftlichen Analyse möglich ist, ins Auge fassen. MM: „Wie sehen die nächsten Projekte der ZBAG aus, was sollen sie bewirken – vor allem die Realisierung der welthöchsten 3 S-Bahn zum Winter 2018/19?“Hasler: „Im laufenden Sommer wie auch im Sommer 2016 bauen wir je eine Sesselbahn als Ersatz von bestehenden Anlagen. Zusätzlich beginnen wir im Frühjahr 2016 mit der Realisierung der 3S-Anlage auf das Kl. Matterhorn. Dadurch soll einerseits die Transportinfrastruktur für den Wintergast weiterhin auf dem neuesten Stand gehalten, andererseits mit der 3S-Anlage die internationale Verbindung im Skigebiet gestärkt und eine Redundanz bei den Bahnsystemen vom Tal bis auf fast 4 000 müM erreicht werden. Neben einem verbesserten Komfort und einer erhöhten Erlebnisqualität bietet die neue 3S-Anlage den Ausflugstouristen die Möglichkeit, während 365 Tagen im Jahr den Gipfel zu erreichen, was bisher, gerade in den wichtigen Frühjahrswochen, aufgrund der notwendigen Revisionsarbeiten nicht möglich war. 100 % Verfügbarkeit – auf den Märkten ein nicht zu unterschätzendes Kriterium.Bereits heute sind wir mit dem Folgeprojekt beschäftigt. Ziel ist es, die italienische Grenze auf Testa Grigia und somit unsere italienischen Partner mittels Bau einer Pendelbahn an das Kl. Matterhorn anzubinden. Das Resultat wäre das höchst mögliche ,alpine crossing‘ auf den in Asien sehr beliebten zweiwöchigen Europa-Reisen zwischen Mailand und Paris anbieten zu können.Zusammenfassend: Wir wollen unsere Position als eines der weltweit führenden Wintersportgebiete halten und zugleich die positive Entwicklung als gefragte Ausflugsdestination und somit vor allem das Sommergeschäft weiter pushen!“MM: „Abschließende Frage: Welcher Zukunft geht Ihrer Meinung nach der Schweizer Skitourismus entgegen? Sehen Sie einen Verdrängungswettbewerb und wie ist hier die ZBAG aufgestellt?“Hasler: „Aktuell wie auch zukünftig wird sich die Situation wohl eher schwierig präsentieren. Gut positionierte Gebiete werden sicher auch in Zukunft erfolgreich bestehen können. Dass dabei ,groߑ nicht automatisch ,gleich erfolgreich‘ gilt, ist aus meiner Sicht selbstverständlich. Ein Verdrängungswettbewerb läuft eigentlich schon lange, nur wird dieser durch verschiedene politische Fördermodelle auf diversen Verwaltungsstufen (Gemeinde, Kanton, Bund) stark gedämpft, wenn nicht sogar unterdrückt.Geradezu grobfahrlässig sind ,Subventionssünden‘, wie sie aktuell in Andermatt-Swissalps umgesetzt werden. Die Entwicklung von solchen neuen Großskigebieten in einem stagnierenden oder leicht rückläufigen Markt verheißt für mittlere und kleinere Skigebiete nichts Gutes. Ich bin überzeugt, nicht Laax, Verbier, das Engadin, die Jungfrauregion oder Zermatt werden dies spüren, sondern die in den Voralpen gelegenen Skigebiete an den jeweiligen Zufahrtswegen, die meist vom Tagestourismus leben. Denn soll das neue Skigebiet rentabel betrieben werden können, benötigt es eine enorme Zahl von Tagestouristen. Das Problem des Verdrängungswettbewerbes wird vom Bund und den Kantonen auf die Gemeindeebene delegiert, wo die Mittel für Wirtschaftsförderung beschränkt sind.Die Zermatt Bergbahnen verfügen über eine breit gefächerte und vor allem betreffend Märkte stark diversifizierte Gästestruktur. Zusammen mit einer starken Basis in den Bereichen Hotels, Ferienwohnungen, Restauration und weiteren Leistungsträgern wird Zermatt auch in einem wettbewerbspolitisch schwierigeren Umfeld erfolgreich bestehen können.“

Klaus Exenberger, GF Bergbahnen Ellmau-Going – Entwicklung zum ?Drei-Saisonen-Betrieb forcieren

In Ellmau wird diesen Sommer auf Hochtouren gebaut. Die Standseilbahn „Hartkaiser“ wird ??durch eine 10er-Kabinenbahn ersetzt. Der MOUNTAIN MANAGER hat das zum Anlass genommen, ?um mit Bergbahnchef Klaus Exenberger über seine Pläne und Erwartungen zu sprechen.

Winterpanorama Hartkaiserbahn.

MM: „Diesen Sommer wird die Standseilbahn Hartkaiser durch eine moderne 10er-Kabinenbahn ersetzt. Warum hat man sich für einen Systemwechsel entschieden?“Klaus Exenberger: „Wir haben uns im Vorfeld genau damit beschäftigt, wie man bei unserer Standseilbahn die Frequenz erhöhen bzw. die Wartezeit für unsere Besucher reduzieren könnte. Dafür haben wir verschiedene Expertisen eingeholt und bei verschiedenen Firmen angefragt. Schließlich sind wir zum Schluss gekommen, dass bei dieser Technik der Spielraum beschränkt ist. Deshalb haben wir begonnen, uns neu zu orientieren und nach modernen Alternativen zu suchen. Dabei haben wir festgestellt, dass für unsere Zwecke eine 10er-Kabinenbahn generell besser geeignet ist, um sowohl hinsichtlich Qualität als auch Quantität entsprechende Verbesserungen zu erreichen. Eine solche Entscheidung war letztendlich nötig, um den Anforderungen des Marktes, also den Kundenwünschen Rechnung zu tragen.“MM: „Was erwarten Sie sich von der neuen Bahn?Exenberger: „Wir erwarten uns von der Bahn natürlich Impulse für unser Skigebiet. Mit der neuen 10er-Kabinenbahn möchten wir dem Gast einfach mehr Komfort bieten, also genau das, was heute erwartet wird. Dazu haben wir hier eine sehr schöne Talabfahrt, die nicht mehr so viel benutzt worden ist, weil es bei der Standseilbahn immer wieder zu Wartezeiten gekommen ist. Wir hoffen deshalb, dass unsere Talabfahrt mit der neuen 10er-Kabinenbahn für Wiederholungsfahrten wieder besser angenommen wird und für unsere Gäste ein Mehrwert entsteht.“MM: „Es soll bei dieser Bahn auch eine Mittelstation gebaut werden. Worin liegen die Vorteile?“Exenberger: „Für uns ist die Mittelstation in rund 1?000 m Seehöhe sehr wichtig. Uns steht damit quasi eine ‚zweite Bahn‘ zur Verfügung. Durch die Platzierung der Mittelstation in dieser Höhe können wir die Talabfahrt im Winter bzw. die Wanderwege im Sommer sehr gut ins Konzept einbinden. Wer im Winter nicht jedes Mal ins Tal fahren möchte, kann in der Mittelstation zusteigen und gleich wieder auf den Berg hinauf. Wir haben in den letzten Jahren außerdem ?gesehen, dass die Schneequalität in Lagen ab 900 ?bis 1?000 m meistens wesentlich besser ist als im Tal, sodass wir unseren Gästen hier beste Bedingungen bieten können. Die Kabinenbahn ist auch hinsichtlich unseres Zwei-Saisonen-Betriebes wichtig, weil wir sie natürlich auch für den Sommer nutzen. Wenn Wanderer, speziell unsere älteren Gäste, nicht mehr den ganzen Weg zu Fuß zurücklegen möchten, hat man mit der Mittelstation eine gute Gelegenheit, einen Teil der Strecke oder auch den ganzen Weg kraftsparend zurückzulegen.“

Fotos: Bergbahnen Ellmau-Going

MM: „Wie sieht der Bauplan aus?“Exenberger: „Wir haben am 7. April mit den Abbrucharbeiten begonnen. Natürlich war es eine logistische Herausforderung 960 t Stahl abzutransportieren und einer Wiederverwertung zuzuführen. Auch die Gebäude der Tal-, Mittel- und der Bergstation wurden zur Gänze abgerissen und das Material, wo möglich, recycelt. Derzeit sind die neue Mittelstation und die Strecke baumeisterseitig fertig, die Stützen werden in der KW 26 mit Helikopterunterstützung aufgestellt. Die Bergstation ist im Moment von den Bauarbeiten gesehen zur Hälfte und die Talstation zu einem Drittel fertig. Wir liegen mit den Arbeiten gut in der Zeit, die Firmen arbeiten sehr fleißig und engagiert. Unser Ziel ist es dann, in der KW 46 bzw. 47 die seilbahnrechtliche Abnahme durchzuführen und Ende November den Betrieb aufzunehmen, wenn es die Schneelage erlaubt.“MM: „Die frühere Hartkaiserbahn hat die Abwärme im Triebwerksraum für die Beheizung der Bergstation genützt, wird es bei der neuen Bahn Ähnliches geben?“Exenberger: „Wir haben wieder etwas Ähnliches geplant, genau gleich wird es nicht sein. Bei der alten Bahn war der Antrieb in einem kleinen geschlossenen Raum platziert, sodass wir relativ viel Abwärme nutzen konnten. Jetzt sind die Räumlichkeiten größer und offener. Dazu kommt, dass die modernen Motoren nicht mehr so viel Wärme abgeben wie früher. Trotzdem werden wir die anfallende Abwärme auch in Zukunft wieder nutzen und in den Kreislauf einbringen. Wir rechnen aber damit, dass wir rund ein Drittel weniger Abwärme zur Verfügung haben werden als bisher.“

6er-Sessel „Almbahn“.

„Ohne ,Ellmis Zauberwelt‘ wäre der Sommerbetrieb so nicht möglich“MM: „Wie lange sind Sie Geschäftsführer der Bergbahnen Ellmau-Going, was ist Ihnen in Ihrer Position wichtig?“Exenberger: „Ich bin Quereinsteiger in diese Branche und jetzt seit 10 Jahren dabei. Bergbahnunternehmen sind Dienstleister und mir ist es wichtig, dass sich das Unternehmen auch so präsentiert. Der Gast soll merken, dass wir uns um ihn bemühen. Natürlich wollen wir in allen Bereichen Top-Qualität bieten und mit Freundlichkeit überzeugen. Wir sehen uns als Bergbahnunternehmen aber auch als Motor in der Region, um Impulse und Akzente zu setzten und bei vielen Dingen eine Vorreiterrolle zu übernehmen.“MM: „Woher kommen Ihre Gäste im Sommer bzw. Winter, wie sieht die Gästestruktur aus?“Exenberger: „Im Sommer kommen unsere Gäste zu 70?% aus Deutschland, dann natürlich aus der Schweiz, den Benelux-Ländern, Großbritannien und in letzter Zeit vermehrt aus Österreich. Was das Wandern betrifft, haben wir in der Region Möglichkeiten zum Klettern genauso wie sehr schöne Wanderwege in rund 1.500 m Seehöhe. Wie man weiß, ist die Bewegung gerade in dieser Höhe stressfrei und sehr gesund. Vom Mai bis Juli kommen bei uns viele Gäste aus der Altersstufe 60+, in der Ferienzeit sind es dann viele Familien. Im Herbst verschiebt sich die Gästestruktur bei den Wanderern wieder in Richtung Singles, Sportler und ältere Gäste.Im Winter kommt der Großteil unserer Gäste, also sicher 75?% aus Deutschland, gefolgt von den Benelux-Ländern, der Schweiz und Großbritannien. Der österreichische Gast kommt auch im Winter zu uns, aber nicht in dem Ausmaß, wie wir es gerne hätten. Wir sind in Ellmau bekannt als Drehort für den ,Bergdoktor‘ und haben eine gute Hotellerie. Vor diesem Hintergrund kommen im Winter nur rund 65 bis 68?% der Gäste zum Skifahren. Ansonsten wird z.?B. gewandert oder es werden die Möglichkeiten zum Ski-Langlaufen genutzt.“MM: „Welche Erwartungen haben Sie in die diesjährige Sommersaison?“Exenberger: „Unsere Erwartungen an den Sommer sind dieses Jahr nicht hoch, weil uns durch die Bauarbeiten keine Bahn zur Verfügung steht. Wir werden aber sehr wohl ‚Ellmis Zauberwelt‘ offen halten und auch das Bergrestaurant ist für die Wanderer offen. Auf diese Weise wollen wir die Kontinuität im Angebot sicherstellen. Wir erzielen normalerweise rund 25?% unseres Umsatzes im Sommer, das wird dieses Jahr natürlich nicht der Fall sein.“MM: „Gibt es Neuerungen/Ergänzungen im Angebot für die nächsten Saisonen?“Exenberger: „Dieses Jahr haben wir im Sommer nichts Neues geplant, nächstes Jahr wird es aber sicher wieder Neuerungen geben. Für ‚Ellmis Zauberwelt‘ bringen wir schrittweise immer wieder Neues ein, weil wir den Berg einfach interessant halten wollen. An den Winter haben wir für die Saison 2015/16 natürlich schon entsprechende Erwartungen durch unsere neue Bahn. In der Talstation wird es einen modernen Shop mit einer Fläche von 1?200 m2 geben, dazu ein Ski-Depot. Dieses Angebot ist meiner Meinung nach ein wichtiger Aspekt, um dem Gast größtmöglichen Komfort zu bieten, alles so einfach wie möglich zu haben und ihn dadurch in der Region zu halten. Wichtig ist uns auch eine Ganztagesbetreuung für Kleinkinder, wo sich die Kleinen so richtig wohl fühlen und die Eltern zwischendurch mal reinsehen können. Am Berg wird es in diesem Zusammenhang z.?B. auch ein Kinderrestaurant geben. Dieser Bereich ist mir auch deshalb sehr wichtig, weil Kinder die Gäste von morgen sind. Wo es dem Kind gefallen hat, fährt es auch als Erwachsener wieder hin. Ähnlich wie ‚Ellmis Zauberwelt‘ im Sommer möchten wir die Figur in Zukunft auch für den Winter weiterentwickeln, sodass wir am Berg ein zusätzliches Angebot bekommen. In der Bergstation wird es außerdem ein weiteres Ski-Depot geben und eine Infozentrale für den Gast.“

Die neue Hartkaiserbahn wird eine 10er-Kabinenbahn.

„Der Gast soll merken, dass wir uns um ?ihn bemühen“MM: „Wie bewährt sich ‚Ellmis Zauberwelt‘ generell?“Exenberger: „Ellmis Zauberwelt ist ein Top-Thema für die ganze Region geworden. Auch im Vergleich mit dem Top-Player, dem ‚Hexenwasser Söll“ können wir gut mithalten. Wichtig ist es natürlich, immer wieder Neues zu bieten, damit man für die Gäste interessant bleibt. Ohne ‚Ellmis Zauberwelt‘ wäre der Sommerbetrieb in der jetzigen Weise sicher nicht möglich.“MM: „Die Bergbahn Ellmau-Going ist eine ,Ausgezeichnete Österr. Sommerbahn‘. Wie lange sind Sie dabei, wie sind Ihre Erfahrungen mit dieser Angebotsschiene?“Exenberger: „Wir sind seit 2007 eine ‚Ausgezeichnete Österreichische Sommerbahn‘. Das ist sicher eine sehr gute Einrichtung, die sich für uns sehr gut bewährt hat. Die Vermarktung funktioniert ausgezeichnet, weil man auch in den Medien immer wieder entsprechend präsent ist. Und durch die Qualitätskriterien ist man auch immer wieder angehalten, aktiv zu sein und sein Angebot zu pflegen und zu erneuern.“

Mit Ellmis Zauberwelt wird der Sommer für die Gäste attraktiv.

MM: „Welchen Stellenwert haben Events und das kulinarische Angebot?“Exenberger: „Events sind für uns nicht so wichtig. Wir haben keine großen Veranstaltungssäle – wenn wir Events planen würden, müsste das in der freien Natur sein. Und da ist unser Wetter nicht so stabil, dass man langfristig planen könnte. Außerdem fehlen uns für große Events schlicht die finanziellen Mittel. Umso wichtiger ist uns aber das kulinarische Angebot, und das sowohl im Sommer als auch im Winter. Hier hat sich in den letzten Jahren auch sehr viel getan, hinsichtlich der Quantität der Gäste und natürlich auch der Qualität im Angebot.“MM: „Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für Ihr Unternehmen?“Exenberger: „Die größte Herausforderung der nächsten Jahre wird sicherlich darin bestehen, uns zu einem Drei-Saisonen-Betrieb zu entwickeln. Neben dem Winter wollen wir im Sommer noch stärker werden und auch im Herbst sehe ich noch großes Potenzial, das wir für uns gewinnen möchten. Den Anteil der Skifahrer im Winter generell zu steigern, ist meiner Meinung nach nicht möglich. Der Kuchen wird nicht größer werden. Unser Anliegen ist es aber, unseren Anteil noch etwas auszubauen. Das wollen wir durch ein entsprechendes Angebot, Qualität, Freundlichkeit und Sauberkeit erreichen – und natürlich durch ein stimmiges Preis-/Leistungsverhältnis, auch dieser Bereich muss passen.“?dwl

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MOUNTAINMANAGER hat sich in 50 Jahren als die internationale Fachzeitschrift für bergtouristisches Management und Alpintechnik an führender Position etabliert. Die kompetentesten Fachjournalisten der Branche mit Sitz in den drei zentralen Alpenländern Österreich, Schweiz und Deutschland sind für den MOUNTAINMANAGER tätig.
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