Symposium: TourismusForumAlpenregionen als Plattform für die Energiewende
Das 19. TourismusForum Alpenregionen (TFA) vom 23.–25. März 2009 in Pontresina (CH) war ein großartiger Erfolg für den Veranstalter Grischconsulta und die 150 Teilnehmer. Aus dem Motto „Rethinking Power – umdenken, umsetzen oder untergehen“ heraus hat sich die Veranstaltungzu einem eigentlichen „Energiegipfel“ und Think Tank für erneuerbare Energien im Tourismus entwickelt.
Dr. Roland Zegg, Inhaber des Veranstalters Grischconsulta aus Chur, konnte 150 Teilnehmer zum 19. TFA in Pontresina begrüßen. Foto: mak
Unter dem Titel „rethinking power“ sind am 19. TFA Tourismusunternehmer, Energie-Experten, Stromproduzenten, Solarpioniere und Vertreter der Zulieferindustrie von Bergbahnen, Hotellerie und Solarund Windkraftanlagen drei Tage zu Fachvorträgen und einem intensiven Erfahrungsaustausch zusammen gekommen. Der drastische Anstieg des Ölpreises auf über 140 Dollar im letzten Herbst und die Diskussion um steigende Strompreise hat bewusst gemacht, wie auch die Tourismuswirtschaft zum Spielball von fremdbestimmten Energiekonzernen und -kartellen wird.Die Tourismuswirtschaft läuft Gefahr, in eine Energiefalle zu geraten, weil steigende Gästeansprüche einen höheren Energiebedarf verursachen und gleichzeitig die Energiepreise steigen. Diese Brisanz und die Abhängigkeit der Tourismusbranche von fossilen Energien sind in ihrem vollen Ausmaß deutlich geworden.
Bei einem kontroversen Podium moderiert vom TV-Journalisten Stephan Klapproth und mit den Teilnehmern Kurt Bobst (Rätia Energie), Roland Zegg (grischconsulta), Christen Baumann (Zermatt Bergbahnen) und Hansjürg Leibundgut (ETH Zürich) sind die unterschiedlichen Sichtweisen von Energieexperten, -produzenten und innovativen Unternehmern offensichtlich geworden. Foto: grischconsulta
Mit überholten Vorurteilen aufgeräumtDas TFA hat eindrücklich aufgezeigt, dass Windenergie, Solaranlagen und Erdwärme sowie Beschneiungsanlagen als Kleinkraftwerke heute bereits im deutschsprachigen Alpenraum einwandfrei funktionieren und absolut marktfähig sind. In der Diskussion mit internationalen Experten und Forschern wurde mit überholten Vorurteilen radikal aufgeräumt. Die neuen Technologien sind nicht nur störungsfrei im Betrieb, sondern auch in immer kürzerer Zeit amortisiert. Außerdem ziehen sie in den Hotels, in den Skigebieten, bei Bergbahnen und Tourismusgemeinden neue umwelt- und klimasensible Gäste an und erreichen eine große Medienwirkung. Unübersehbar ist der positive Imagetransfer von umweltschonenden Technologien auf die nachhaltig operierenden Unternehmen und Destinationen.Trotz Widerständen – vor allem von politischer Seite – haben sich Vorreiter, die von ihrer Idee überzeugt waren, durchgesetzt. Für eine flächendeckende Anwendung bestehen die Probleme einzig mit der Einspeisevergütung, die von der Schweizer Politik begrenzt wird. In den umliegenden Alpenländern fällt diese Einspeisung viel großzügiger aus. Damit wird eine sinnvolle Entwicklung in der Schweiz behindert und es entstehen Wettbewerbsnachteile. Interessanterweise hat sich gezeigt, dass es die linken, grünen und grünliberalenParteien sind, welche um die Aufhebung der Kreditlimits für Einspeisevergütungen kämpfen, während die Vertreter der Wirtschaftsparteien diese Wirtschaftsförderung behindern.
Am 3. Forumstag wurden 3 Exkursionen zu Praxisbeispielen angeboten, darunter die Corvatsch Gipfeltour mit „Bauen auf 3 300 m“, „Kostenoptimierung durch moderne Schneisysteme“, „Co2 arme Dieseltechnologie für Pistenmaschinen“, „Speicherseen als Kraftwerke“ und „Windenergie“.
Viele Pionierbetriebe in der UmsetzungsphaseAm diesjährigen TFA wurden viele Pionierbetriebe – hidden Champions – vorgestellt, die neue und alternative Energiequellen nutzen und damit Ressourcen schonen. Das Hotel Europa in Champèr/St. Moritz, das Hotel Saratz in Pontresina, die Energiegemeinden im Freiamt/ Schwarzwald, das Skigebiet Salzstiegl und die Rauriser Bergbahnen in Österreich beweisen eindrücklich, dass die Energie-Wende im Tourismus eingesetzt hat. Eigene Windkraftwerke, Solarpanels in den südlichen Hängen der Skigebiete oder Beschneiungsanlagen als Kleinkraftwerke können zum Teil viel mehr Strom erzeugen, als die jeweiligen Tourismusanlagen im ganzen Jahr verbrauchen. Dazu gibt es gute Beispiele im benachbarten Ausland – und die rechnen sich dort auch finanziell. Am Tourismusforum hat sich gezeigt, dass vor dem Hintergrund der Diskussionen um die haushälterische Energienutzung, die Klimaveränderung und die aktuelle Wirtschaftskrise sich für den Tourismus im Alpenraum die hervorragende Chance bieten könnte, sich im weltweiten Wettbewerb als nachhaltig zu positionieren, und das im umfassenden Sinn.
Friedl Kaltenegger (l.) von den Salzstiegl Bergbahnen (A) referierte über „Windenergie: die Bergbahn mit eigenem Kraftwerk.“ Foto: grischconsulta
Was tun?„Was soll der Unternehmer also jetzt in der Wirtschaftskrise tun?“, stellte Dr. Roland Zegg, GF der Grischconsulta die Gretchenfrage. „Was er immer getan hat: den Gürtel enger schnallen und die Ärmel aufkrempeln und kreativ werden! Wir stehen am Anfang einer Energierevolution. Wir müssen das Thema neu anfassen. Edison sagte damals auch nicht: Ich perfektioniere die Kerze, sondern ich mache etwas völlig anderes. Herausgekommen ist bekanntlich die Glühbirne. Das ist dann ein Paradigmenwechsel.“