Die Münchner Sportartikelmesse ISPO erlebte vom 4. bis 7. Februar die größte Auflage aller Zeiten: erstmals auf dem gesamten Gelände mit 180 000 qm Fläche in 17 Hallen und 64 000 Besuchern (+ 5% gegenüber 2006). Trotz der unbefriedigenden Schneesituation bestätigen diese Rekordzahlen das ungebrochene Interesse des Fachhandels an neuen Trends und konzentrierter Vorbereitung der kommenden Wintersaison.

Winter-ISPO 07, Hauptportal Messe München: trotz eines bis dato schwierigen Wintergeschäftes gab es einen Rekordbesuch und positive Stimmung. Foto: Messe München

Das Fazit von Manfred Wutzlhofer, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe München GmbH: „Die Stimmung auf der Messe war trotz der schwierigen Wintersaison positiv. Die Hersteller haben sich mit vielen Neuheiten auf die Messe vorbereitet und die Fachbesucher waren an den neuen Trends, Produkten und Kollektionen sehr interessiert. Besonders die neue Innovationsfläche mit Wearable Technologies (tragbare Elektronik in der Mode), ispo Best Ager sowie ispo Award-Gewinnern und Nachwuchsprojekten fand sehr guten Zuspruch. Die ispo-Veranstalter engagieren sich seit Jahren sehr stark im Marken- und Trendscouting und so wurden auch in diesem Winter wieder 50 Auszeichnungen für Produktinnovationen von Fashion-, Hartwaren- und Footwear-Anbietern sowie Designern vergeben. Einige Beispiele seien hier angeführt:

Der Speedrider der Südtiroler Firma Jochum & Nesler, wurde zum Brand-New-Gesamtsieger gekürt. Die neue Sportart ist eine Mischung aus Skifahren oder Snowboarden und Paragliden. Foto: J & S

Beispielhafte Preisträger- BrandNew-Gesamtsieger wurdediesmal das italienische Unternehmen Jochum & Nesler mit dem für hohe Geschwindigkeiten ausgelegten „Speedrider” – ein Mixprodukt aus Gleit- und Fallschirm, mit dem Skifahrer und Snowboarder unzulängliches Gelände künftig einfach überfliegen (!) können. Dank des exzellent duchdachten Brems- und Steuersystems haben sie jederzeit die Möglichkeit, ihr temporeiches Flugmanöver zu beenden und auf die Piste zurückzukehren.- Headzone aus Australien wurde für den „Headgear” ausgezeichnet– einen multifunktionalen Trainingshelm mit eingebautem CBFunk-System, der vor allem das Erlernen von Sportarten, bei denen zwischen Trainer und Schüler naturgemäß eine größere räumliche Distanz liegt, deutlich erleichtert. So können Skifahrer, Snowboarder, Kiter und Surfer die Tipps ihrer Coaches synchron statt im Nachhinein erfahren. In den Augen der Jury stellt die Kombination aus funktionaler Lehrausstattung und zusätzlicher Sicherheit eine längst überfällige Erfindung mit großem Potenzial.- Der weltgrößte Snowboardhersteller Burton bekam den 1. Preis im Boardsports-Award für sein X8-Board, dessen innovative E.S.T.-Technologie eine völlig neuartige Verbindung zwischen Board und Bindung schafft. Das Geheimnis liegt in der verstellbaren, maximal gedämpften Platte, die neben einer besseren Kontrolle und mehr Präzision auch die frühzeitige Abfederung störender Stoßeinwirkungen und Vibrationen garantiert. Die steife Baseplate herkömmlicher Bindungen konnte dies bisher nicht leisten.- Im Bereich Accessoires prämierte die Jury eine von Quiksilver eingereichte topmodische Mütze mit sogenannter d30-Technologie, die im Falle eines Sturzes schmerzhafte Schläge und Stöße abfedert. Im Gegensatz zum Helm ist das aus intelligenten Molekülen bestehende d30-Material extrem leicht und elastisch. Beim Aufprall verhärtet es sich jedoch blitzschnell und schützt damit den Sportler vor Verletzungen. Nach dem Aufprall lösen sich die blockierten Moleküle wieder voneinander, die Mütze erhält ihre flexible Form zurück.- Der ISPO Outdoor-Award im Bereich Technik ging an die ABS Peter Aschauer GmbH. Ihre ABS Vario Line präsentiert sich als anwenderfreundliche Evolution des bewährten Lawinenairbagsystems. Durch die Verschiebung des Sicherheitskonzeptes in das Rückensystem des Gepäckstücks erhält der Träger die Möglichkeit, über ein Reißverschlusssystem Rucksackgrößen unterschiedlicher Packvolumina schnell und komfortabel anzudocken. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass das Sicherheitssystem lediglich einmal angeschafft werden muss.- Beim 5. European Ski Award lieferte im Bereich Hardware Alpy Skies mit dem Ski Enduro den überzeugendsten Beitrag. Die Skikollektion des Schweizer Herstellers zeichnet sich durch einen erheblichen Gewichtsvorteil gegenüber herkömmlichen Produkten aus und eignet sich sowohl für Tourengeher als auch Freerider.- In der Kategorie Bindung entschied sich die Jury für die Race-Bindung „Duke” von Marker, welche den Bedürfnissen der wachsenden Zielgruppe der Freerider entgegenkommt. Extreme Stabilität, maximale Kraftübertragung, uneingeschränkte Gehfunktion und ein auch für extreme Anforderungen ausgelegter Sicherheitsbereich zählen zu den wichtigsten Eigenschaften dieser neuen Freeride-Bindung.- Sympatex erhielt den Preis in der Rubrik Textilien für das Produktionsverfahren Reflexion III, bei dem die Membrane nach der Plasmabehandlung mit Aluminium bedampft werden. Der Effekt: eine optimale Wärmereflektion bei gleichzeitig hoher Strapazierfähigkeit.- Den Preis für den besten Skischuh erhielt in diesem Jahr Atomic für „Hawx”. Das innovative Skischuhkonzept steht für bessere Fahreigenschaften und einen spürbaren Komfortgewinn. Neben der beweglichen Schale im Vorfußbereich sorgen optisch markierte Flexzonen für eine größere Beweglichkeit des Fußes sowie eine deutliche Vibrationsreduktion auf der Piste. Weiters wurde der Neigungswinkel verringert, was einen aufrechten, natürlichen Stand ermöglicht. Dies schont die Gelenke und spart viel Kraft.

Der ISPO Outdoor-Award im Bereich Technik ging an die ABS Peter Aschauer GmbH. mit der Vario Line, einer anwenderfreundlichen Evolution des bewährten Lawinenairbagsystems. Foto: Messe München

Best Ager – neues Umsatzpotenzial durch spezifische ProdukteWie Siegfried Höhne, GF des Bundesverbandes der Deutschen Sportartikel-Industrie e.V. bemerkte, ist in allen Altersgruppen und Bevölkerungsschichten das Gesundheitsbewusstsein sowie der Drang zur sportlichen Betätigung einzeln oder in Gruppen nach wie vor ein fester Bestandteil der Freizeitbeschäftigung. Allerdings werden sich die Schwerpunkte in den Sortimenten ändern, „weil uns die Altersstruktur der Gesellschaft zwingt, dass wir uns mehr mit den „Best Agers” auseinandersetzen und entsprechende Produkte für diese Zielgruppe anbieten. Die aktive 50+-Generation will alle Lebensräume uneingeschränkt nutzen. Dazu muss man sich mit Schlagworten wie Komfort, Bequemlichkeit, Benutzerfreundlichkeit, Service, Beratung, Sicherheit und Design auseinandersetzen. Es lohnt sich, denn diese Altersgruppe hat ein monatlich frei verfügbares Einkommen von 350,– €, was einer überdurchschnittlichen Kaufkraft entspricht. Schon jetzt kommt in Deutschland die Hälfte aller Konsumausgaben aus der Gruppe der Über-50-Jährigen.” Auch diesem Trend trug die ISPO Rechnung mit der 140 qm großen Plattform „Best Ager” in der Innovations-Halle A2” Rechnung.

Der Skischuh Hawkx von ATOMIC wurde beim 5. European Ski Award der ISPO als Gewinner ausgezeichnet. Neben der beweglichen Schale im Vorfußbereich sorgen optisch markierte Flexzonen für eine größere Beweglichkeit des Fußes. Foto: Messe München

Trends Alpinski – Innovationen trotzen SchneemangelDie ISPO präsentierte traditionellerweise das weltweit breiteste Angebot an neuen Skiern, das sich ständig weiter ausdifferenziert. Dabei zeichneten sich gleich mehrere Trends ab: Vorreiter werden wieder die Gewinner der aktuellen Saison sein, Allmountain, vielseitige Multicondition-Skier, Ladyund Freerideskier. Trends in der Taillierung gehen zu mehr Breite, die Radien werden weniger aggressiv bei zunehmend mehr Mittelbreiten. Deutlich wurde die Tendenz wieder hin zu mehr Länge. Der Tourenmarkt wächst weiter und profitiert von Alpinskifahrern. In der kommenden Saison wird die Nachfrage nach kurzen Einsteigerski steigen, nach allgemeiner Breitbandig- und Fehlerverzeihbarkeit. Auch das Angebot an Freeride-Ski und – Bindungen nimmt zu. So fahren Freerider also oft keine „breiten Bretter” mehr, die nur für die fetten Powdertage taugen – sondern auch solche, mit denen kleinere Radien ebenso fahrbar sind.

Fischer liegt nun auch im Bereich Alpin im Trend aufgrund der jahrelangen Innovationskraft und Produktpflege. Im Bild die RX-Serie für Skifahrer auf hohem sportlichen Niveau, die Tempo lieben, in 2 Kategorien: RX Heat und RX Fire. Erstrerer ein All-Mountain-Ski für weite Schwünge, letzterer ein radikales Fun-Gerät für enge Radien. Eine neue Flow- Flex-Bindung haben beide. Foto: mak

Neues KäuferverhaltenEin weiteres interessantes Endverbraucher-Kaufverhalten ist eine zielgruppenorientierte Spezialisierung in die entsprechenden Riding Styles. So bekommt die stetig wachsende Zielgruppe der Allmountain- Fahrer und Back Country Rider neue Ski, die optimale Stabilität und Kantengriff bieten, aber zugleich sehr weich und geschmeidig zu fahren sind. Für die Zielgruppe Freeride und Freestyle wiederum stellt der Ski nicht nur ein Sportgerät dar, sondern zunehmend auch eine Möglichkeit zum Ausdruck eines individuellen Lifestyles. Hier werden vermehrt Ski mit ausdrucksstarken Designs angeboten. Daneben wächst der Bedarf, einen echten Allrounder zu fahren, der viele Riding Styles abdeckt. Eine Nachfrage, die Multicondition-Skiern ein starkes Potential bescheren und mit einer Vielzahl an neuen Skiern abgedeckt wird. Jetzt schon zu sehen ist, dass sich die Polarisierung auch im Handel weiter fortsetzt: Von Preisdiscountern bis hin zu „Ski Boutiques“. Dabei ist ein steigender Trend hin zu jenen kleinen Spezialisten zu beobachten, bei denen der Käufer mehr bekommt als nur Ski: Nämlich Beratung, Feeling, Exklusivität, Zugehörigkeit zu seiner Zielgruppe. Denn zunehmend mehr Kunden legen Wert auf eine individuelle Beratung der persönlichen Bedürfnisse.

Großer Andrang herrschte beim schon traditionellen Wintersteiger-Branchentreff, der diesmal mit^4 Interviews aufgewertet wurde. Foto: mak

Innovationsfeld Lady-SkierFrauen werden als sportliche Fahrerinnen noch ernster als bisher genommen: Statt mit Unisex-Ski berücksichtigt die Industrie den unterschiedlichen Körperschwerpunkt, den völlig anderen Fahrstil und das insgesamt kleinere Kraftreservoir der Frauen. Techniken werden verbessert, man legt klar einen Focus auf Sicherheit und geringeres Gewicht. Völkl schickt dafür etwa die neue Aircoat Hollow Glass Technology mit röhrenähnlichen Hohlglasfasern für eine deutliche Gewichtsreduzierung ins Rennen. Beliebt sind zudem weichere Skikerne bzw. geringer dimensionierte Verstärkungs- und Gurtmaterialien, um eine Durchbiegung der Ski und einen gleichmäßigeren Kantengriff zu erleichtern. Mehr Damenmodelle wird es nun auch in den spezielleren Kategorien geben, wie etwa Freeride, Park and Pipe bis Touren (u. a. K2, G3, Dynastar, Silvretta).

Blick auf die jüngste Maschinengeneration von Montana: Challenge, Diamond und die ganz neue Saphir. Foto: mak

Kinderskier mit mehr TechnologieJetzt bekommen auch Kinder Technologien der „Großen“. Blizzard bringt etwa das neue, komplett integrierte IQ Junior System, eine völlige Integration von Bindung und Ski ohne jegliche Zusatzverbindungselemente und 30 Prozent Gewichtsersparnis. Sie macht die Konstruktion des Kinderskis damit wesentlich dünner – meist sind Kinderski viel zu steif – sorgt damit für eine weiche Durchbiegung und Biegelinie und einen besseren Fahrkomfort. Dass die beste Performance auch erschwinglich sein muss, weiß Head und packt in einige Kinderski der Worldcup-Serie jede Menge Know-how. Eine integrierte Junior Railflex Base Bindung kann dabei mit dem Junior mitwachsen, ohne die Bindung neu bohren zu müssen.Skimode noch stylischer und funktionellerBei den neuen Winteroutfits für die Piste 07/08 lassen sich folgende Trends erkennen:- Das Angebot von Snowwear, Pistencouture und Hightech wächst.- Streetwear-Look auf der Piste mit Naturmaterialien, Nadelstreifen, Rock und Popart.- Spannende Mischung aus Extremsport und goldglänzenden Highlights.- Komfort wird auf Leistung getunt.

Reichmann & Sohn lud zur feierlichen „Enthüllung“ der neuen Belagtuning-Maschinen der PROFI-Linie PROFI S 350, PROFI S 200 und PROFI B 350. Foto: mak

Starkes Engagement der Skiservice-AnbieterDie großen Drei im Bereich Ski-/Boardservice sind mit ihren regelmäßigen Innovationen eine Bereicherung für jede ISPO. Marktführer Wintersteiger zeigte sein komplettes Produktprogramm auf 650 qm Fläche und präsentierte 3 Neuheiten: den Belagreparaturautomat Basejet zum Ausbessern von Kratzern im Belag und die automatische Servicestation „Tunejet” zum Kantenschleifen, Belagstrukturieren und Wachsen. Außerdem bietet Wintersteiger nun dem Fachhandel eine komplette Tuning Tools-Linie für den Wiederverkauf am POS an. Dabei handelt es sich um praktische Handwerkzeuge für den Endverbraucher, um die Sportgeräte zwischen den Services in Top-Zustandzu halten.Neben den Neuheiten ist auch der Branchentreff am ersten Messetag bei Wintersteiger nicht mehr wegzudenken. Bei der heurigen 4. Auflage dieses Events sprachen VIPs aus der Sportbranche wie Christoph Bründl, GF der Intersport-Bründl-Gruppe, Peter Egger, GF Intersport Rent-Network Jungfrauregion oder Kurt Ladstätter, Präsident Rent a Sport Italia, über ihre erfolgreichen Geschäftsmodelle.Montana stellte die neue Maschinengeneration mit Diamond, neuer Saphir und noch leistungsstärkerer Challenge sowie das neue Baukastensystem „Abs Plus” für Mobilar im Verleih aus. Der Service-Roboter Saphir ist für die mittelgroße Werkstatt mit bis zu 40 Paar Ski/Stunde bei 4 Steinkontakten konzipiert. Es können die unterschiedlichsten Strukturen in den Belag geschliffen werden, 30 voreingestellte Programme stehen zur Verfügung. Die Einund Ausgabeposition für den Bediener ist bewusst an der selben Stelle platziert, um einen effizienten Ablauf mit geringen Arbeitswegen zu gewährleisten (weitere Infos vgl. MM 1/07). Neu bei allen Montana-Serienmaschinen der jüngsten Generation ist das Radial Tuning (Option), bei dem die Kante im Schaufel- und Endbereich stärker getunt wird, um den Ski noch drehfreudiger zu machen und insbesondere den Kantengriff unter der Bindung noch zu verbessern.Reichmann & Sohn rückte die neuen Belagtuning-Maschinen der PROFI-Linie PROFI S 350, PROFI S 200 und PROFI B 350 in den Mittelpunkt seines Messeauftrittes.Sie sollen den Service-Experten im Handling, der Schleifqualität und Rentabilität überzeugen. Die österreichische Boarder Cross-Nationalmannschaft vertraut bereits seit diesem Winter dem neuen, noch präziseren Reichmann- Belagtuning für leichtes und kraftsparendes Gleiten. Denn neben dem perfekten Kantentuning gehört die richtige und präzise Belagstruktur zu den entscheidenden Faktoren. Innerhalb weniger Augenblicke sind per modernster Touchpanel-Steuerung diese Strukturen veränderbar und für die Kunden optimiert.Zur Markteinführung zelebrierte Stefan Reichmann gegen Ende des ersten Messetages eine „Enthüllung” der neuen PROFI mit Sektempfang für Kunden bzw. Journalisten und gab u. a. die technischen Highlights wie z. B. die automatische Anpressdruckverteilung für stark taillierte Ski und Boards zum Besten. So erhält jeder Quadratzentimeter Belag die gleiche Strukturpräzision. mak/orf