Die Ritten KGmbH hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Positionierung und Produktentwicklung des Ritten unter ein Dach zu bringen und die Dinge gemeinsam vorwärts zu bringen.  Dir. Alex Andreis gibt im Gespräch mit dem Mountain Manager Einblick in die Vorgangsweise und den Status Quo.

Alex Andreis, Direktor Sonnenplateau Ritten Konsortial GmbH.

MM-Frage: „Was ist die Sonnenplateau Ritten Konsortial GmbH, wie lange gibt es sie und wer sind ihre Gesellschafter?“Alex Andreis: „Die Sonnenplateau Ritten Konsortial GmbH wurde im November 2009 gegründet. Es handelt sich um eine Dachgesellschaft, welche den Tourismusverein Ritten, die Rittnerhorn Bergbahnen AG und den Sportverein Ritten verbündet. Die Aufgaben der Sonnenplateau Ritten KGmbH liegen vor allem in der Konsolidierung der Positionierung des Ritten und in der gesamten Produktentwicklung auf allen Ebenen. Momentan ist nur die Position des Direktors in der Dachgesellschaft vorgesehen, in Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern der Partnergesellschaften.“MM-Frage: „Stellen Sie die Gesellschafter und deren Aufgaben bitte kurz vor.“Andreis: „Die Gesellschafter haben unterschiedliche Aufgaben und unterschiedliche Zielgruppen. Der Tourismusverein bemüht sich um Betreuung der Gäste vor Ort (Pflege der Wanderwege, Koordination von touristisch relevanten Veranstaltungen, Mitgliederpflege), die Rittnerhorn Bergbahnen AG ist für das Ski- und Wandergebiet zuständig (Führung der Liftanlagen), während der Sportverein Ritten für die verschiedenen Sportsektionen und deren Mitglieder zuständig ist. Eigentlich genau die Aufgaben, die man sich von diesen Gesellschaften erwartet. Einzig die Idee, das alles unter einem gemeinsamen Dach zu vereinen, ist (zumindest für Südtirol) revolutionär.“MM-Frage: „Was war der Grund/Auslöser dafür, die Sonnenplateau Ritten Konsortial GmbH zu gründen?“Andreis: „Es gibt dazu eine Vielzahl an Gründen. Ein Generations- und Führungswechsel bei allen Partnern war vom Zeitpunkt her der Auslöser. Generell lebte der Ritten vom Ruhm der Zeit, wenig Neues wurde vorangetrieben. ‚Man hat es verschlafen’, wie man so schön sagt. Im Tourismus waren die Nächtigungszahlen am Ritten rückläufig, auch bei den Bergbahnen war die Situation nicht leicht. Dazu kommt, dass eine neue Verbindung von der Landeshauptstadt Bozen zum Ritten geschaffen wurde, mit großen Herausforderungen aber auch großen Chancen (die alte Seilbahn bewegte ca. 200 000 Fahrgäste jährlich, die neue Umlaufbahn kommt auf knapp 1 000 000 Fahrgäste pro Jahr). Diese Umstände haben die Partner dazu bewegt, den Schritt zu wagen und eine Dachgesellschaft zu gründen. Man war sich bewusst, dass im Wettkampf mit anderen Destinationen der gemeinsame Weg die einzige Möglichkeit zur positiven zukünftigen Entwicklung ist.“

Plan zum künftigen Familiengelände am Ritten. Fotos: Sonnen¬plateau Ritten KGmbH

„In der Struktur liegen die nächsten Herausforderungen“MM-Frage: „Wie sehen die Strukturen in der Gesellschaft aus, wie wird sie finanziert?“Andreis: „Die Sonnenplateau Ritten wird von den drei Partnerstrukturen finanziert. Dazu kommen weitere Beiträge von der Gemeinde Ritten für gezielte Projekte. Doch genau in der gesellschaftlichen Struktur liegen die Schwierigkeiten und die nächsten Herausforderungen. Bisher hat man über eine gemeinsame Positionierung nachgedacht und Projekte der Partnergesellschaften unter einem Dach vereint. Nun gilt es, die Struktur selber neu zu überdenken.“MM-Frage: „Wie sieht Ihr beruflicher Werdegang aus?“Andreis: „Studiert habe ich eigentlich Architektur. Allerdings war ich während des Studiums für mehrere Jahre als Trainer der Italienischen Snowboard Nationalmannschaft tätig, und habe anschließend einen Master in Sportmarketing absolviert. Ab dem Jahre 2006 konnte ich dann bei Südtirol Marketing im Bereich der Regionalentwicklung arbeiten und konnte auch den Ritten betreuen. So gesehen waren dies beste Voraussetzungen für die jetzige Tätigkeit, da es allgemein um Tourismus, Bergbahnen, Sport und Freizeitaktivitäten geht.“

Natur und touristisches Angebot sollen harmonisch abgestimmt werden.

MM-Frage: „Was reizt Sie an Ihrer Aufgabe als Direktor der Gesellschaft und was ist Ihnen dabei wichtig?“Andreis: „Der größte Reiz war das Neue. Sowohl an etwas zu arbeiten, das in Südtirol und im Alpenraum einzigartig ist, als auch eine Gesellschaft in ihrem Werdegang von Beginn an zu führen. Die kontinuierliche Zusammenarbeit mit den Partnern, an den Projekten wie an der Weiterentwicklung der Gesellschaft, sind für mich die wichtigsten Punkte.“MM-Frage: „Welche Aufgaben/Ziele hat sich die Sonnenplateau Konsortial GmbH gesetzt und was erwartet man sich?“Andreis: „Unser Ziel ist es, den Ritten zum attraktivsten Lebensraum in Südtirol zu machen. Dies gilt für Einheimische, für Südtiroler Tagesgäste und für Urlaubsgäste aus dem In- und Ausland. Um das zu erreichen, arbeiten wir kontinuierlich und in mehreren Arbeitsgruppen an Projekten wie ‚Bestes Wintergebiet für Einsteiger und Familien’ oder ‚Sanfte Mobilität’. Die Erwartungen dabei sind sehr unterschiedlich, denn es kommt darauf an, von welchem Standpunkt aus man es sieht. Die Gemeinde Ritten erwartet sich Umsetzungen, welche im öffentlichen Interesse und auf die lokale Bevölkerung zugeschnitten sind. Bei den Gesellschaftspartnern hingegen sind eine Steigerung der Auslastung und der Wertschöpfung die ersten Ziele. Wir erwarten uns mehr Qualität, und dies würde alle bisher genannten Punkte vereinen.“

Auf den Ritten führt eine moderne 3S-Bahn, die Leitner gebaut hat.

„Ein Pluspunkt ist die Einzigartigkeit“MM-Frage: „Aus welchem Pool an Pluspunkten/Vorzügen/Voraussetzungen kann man schöpfen?“Andreis: „Wie bereits erwähnt, ist ein großer Pluspunkt die Tatsache, dass es der Ritten ‚verschlafen’ hat. In Zusammenhang mit dem Trend der Zeit ist das wiederum die beste Voraussetzung, um passende Projekte in einem intakten Umfeld zu ermöglichen. Beispielsweise ist der Ritten stark von der Landwirtschaft geprägt. Das ermöglicht es uns, traditionelle Produkte wie die Rittner Kloatze (getrocknete Birnen) neu zu erfinden und zu vermarkten.Ein weiterer Pluspunkt ist die Einzigartigkeit. Der Ritten hat mehrere Infrastrukturen und Attraktionen wie die Nähe zur Landeshauptstadt Bozen, die Rittner Schmalspurbahn oder die Erdpyramiden, die uns von anderen Destinationen klar unterscheiden. Es gilt, Produkte im Rahmen der Positionierung zu schaffen, um diese Einzigartigkeit erlebbar zu machen.“

Die Erdpyramiden zählen zu den Attraktionen am Ritten. Foto: Frieder Blickle

MM-Frage: „Wie wird festgesetzt, was realisiert wird bzw. in welcher Reihenfolge?“Andreis: „Bei den Projekten gibt es eigentlich keine zeitliche Rangordnung. Über 50 Bürger arbeiten freiwillig daran und die Umsetzung erfolgt mehr oder weniger parallel. Einzig die Größe der Projekte und die benötigten Geldmittel führen dazu, dass manche Umsetzungen schneller als andere erfolgen.Abgesehen davon ist derzeit die Gesellschaft selber die wichtigste Baustelle. Denn seit Beginn sind alle Partnerstrukturen, trotz einer schriftlichen Vereinbarung, voneinander unabhängig. Das hat zur Folge, dass auf gesellschaftlicher Ebene viele Tätigkeiten unkoordiniert ablaufen und es keine direkten Eingriffsmöglichkeiten gibt (z. B. bei der Wirtschaftsberatung, welche nicht einheitlich ist, oder bei der Preiskalkulation der Bergbahnen). Um dies zu verbessern, peilen wir eine Neustrukturierung der Sonnenplateau Ritten KGmbH und der Partnerstrukturen an.“MM-Frage: „Wie sieht die zeitliche Planung aus?“Andreis: „Was die Neustrukturierung der Gesellschaften betrifft, so sollte diese so bald als möglich erfolgen und so schnell wie möglich umgesetzt werden. Als Wunschtermin für den Start sehen wir den 1. Jänner 2012, und idealerweise sollte das Ergebnis nach einem halben Jahr feststehen.Die Projekte hingegen werden laufend abgewickelt.“MM-Frage: „Holen Sie sich das Know-how einer Beratungsgesellschaft? Wenn ja, welcher und welche Erwartungen hat man?“Andreis: „Die gesamte Markenlogik wurde seinerzeit von Brandlogic (Innsbruck) ausgearbeitet, und es war bisher die notwendige Basis für erfolgreiche zwei Jahre. Wenn es nun um die Neustrukturierung/Zusammenführung der Partner geht, so wird der Auftrag möglicherweise an Grischconsulta (Chur) vergeben. Eine Entscheidung dazu wird in Kürze getroffen. Wir sehen in Roland Zegg und seinem Team den richtigen Berater für diese Aufgabe. Die Erwartungen sind recht einfach: Es soll eine Situation mit einer oder mehreren Gesellschaften geschaffen werden, welche ein langfristiges und koordiniertes Arbeiten ermöglicht. Ich sehe darin die einzige Lösung für eine positive Zukunft am Ritten.“

Sportliche Besucher finden am Ritten viele Möglichkeiten, aktiv zu sein.

MM-Frage: „Wie ist der Status Quo im Moment?“Andreis: „Man ist sich der Notwendigkeit dieser ‚Bürounion’ bewusst, dennoch ist die Aufgabe sehr schwierig. Schließlich geht es darum, an den Partnergesellschaften, inklusive der Dachgesellschaft selber, zu feilen und diese zu verbessern. Die größte Schwierigkeit ist es, in diesem Prozess nicht an die eigene Gesellschaft zu denken, und das ist nicht leicht.“MM-Frage: „Wie sehen die nächsten Schritte aus?“Andreis: „In den nächsten Tagen wird über die Vergabe des Auftrages zur ‚Bürounion’ entschieden. Gleichzeitig peilen wir eine Finanzierung über ein EU-Förderprogramm an, was die Realisierung um einiges erleichtern würde.Da schon mehrmals von der Positionierung gesprochen wurde, möchte ich mit unserem Leitsatz abschließen: ‚Das Sonnenplateau Ritten ist der Kraftplatz in Südtirol, an dem Erholungssuchende körperliche, geistige und soziale Aktivität finden’. dwl