Die Hohe-Wand-Wiese im 14. Wiener Bezirk Penzing ist einzigartig: Keine andere europäische Großstadt verfügt über eine eigene, sogar FIS homologierte Piste samt Flutlichtanlage und Vollbeschneiung (6 Bächler Lanzen NESSy und 6 Propellermaschinen von IAG (2), LENKO (3) und eine SMI auf Turm). Schon vor 100 Jahren existierte hier ein Skigebiet, seit 1966 befindet es sich im heutigen Zustand (400 m lang, 80 m breit, 102 m Höhendifferenz), wobei damals die Beschneiung mit Arlberg-Jets und Ratnik Hochdruckkanonen erfolgte. Seit Oktober 2011 wird diese für den urbanen Freizeitsport wichtige Anlage von Martin Dolezal, Leiter der Snowsports Academy und Gründer von „I love Snow“, unter dem Namen „High Hills“ zu neuen Höhen geführt!

Martin Dolezal, GF High Hills Wien

MM: „Herr Dolezal, beschreiben Sie zunächst Ihren Werdegang in die Branche der Liftbetreiber sowie Ihre weiteren Funktionen im Wintertourismus?“Dolezal: „Ich habe bereits mit 16 Jahren in einer Skischule gearbeitet, später Sportwissenschaften studiert, aber nicht abgeschlossen, da mich der Ruf der Firma Tyrolia ereilt hat, um dort das Marketing zu übernehmen. Ich war verantwortlich für Produkteinführungen wie z. B. das Tyrolia Langlaufsystem – der Tyrolia Ski war Ende der 80er eigentlich mein ,Baby‘ in Österreich, ehe ich mich im Vertrieb selbständig machte. Seit damals bin ich auch im Skilehrerverband tätig und seit 1998 Obmann des Wiener Ski- und Snowboardlehrerverbandes mit viel internationalem Engagement – bis zur Ausbildung der Skilehrer in der Skihalle in Dubai und Holland. Weiters habe ich 15 Jahre lang die Ausbildung für die Skibindungsmonteure gemacht und damit auch maßgeblich an den Sicherheitsnormen bei den Bindungseinstellungsgeräten mitgewirkt. Hier ist Österreich heute ja führend. Und schließlich habe ich vor 4 Jahren die Initiative, I LOVE SNOW‘ ins Leben gerufen, um die Begeisterung für Wintersport schon bei den Kleinkindern zu wecken (der MM hat in Ausgabe 4/2011 darüber berichtet). 2011 bin ich vom Sportamt der Stadt Wien angesprochen worden, mit dem Verein Snowsports Academy die Nachfolge als Pächter auf der Hohen-Wand-Wiese anzutreten. Diese wiederum hat den Betrieb an die Snowsports Gmbh, die mir gehört, übertragen.“MM: „Schildern Sie kurz die Entwicklungsgeschichte eures kleinen aber feinen Skigebietes.“Dolezal: „Die Skipiste Hohe-Wand-Wiese wurde 1957 von der Wiener Stadtverwaltung angekauft und als Grünland-Erholungsgebiet umgewidmet. Am 1. März 1966 wurde die neue Skipiste samt Beschneiungs- und Flutlichtanlage eröffnet und avancierte binnen weniger Jahre zum bevorzugten Skigebiet der WienerInnen. Seither darf sich die Donaumetropole mit dem Attribut ,Wintersportstadt‘ schmücken. Laut Sportamt Wien handelt es sich bei der Hohen-Wand-Wiese um die älteste Kunstschneepiste Österreichs (FIS-tauglich), die auch mehrmals als Austragungsort zahlreicher Wintersport-Großveranstaltungen im internationalen Rampenlicht stand. Im Februar 1967 wurde hier der erste Parallelslalom der Skigeschichte ausgerichtet, 1986 kamen zum ersten FIS-Weltcup-Parallelslalom mit Flutlicht (mit mehr als 10.000 Zuschauern) sogar Größen wie Marc Girardelli oder Ingemar Stenmark. 2005 wurde die Anlage mit Mitteln der Stadt Wien generalsaniert und das Betriebsgebäude sowie die Sommerrodelbahn errichtet. Heuer wurde am 3. Februar erstmals der attraktive Synchro Ski-Worldcup abgehalten. Dabei mussten Zweierteams – mit dabei u. a. Slalomveteran Thomas Sykora – so schnell und synchron wie möglich eine mit Toren festgelegte Strecke hinter sich bringen.“

Die 400 m lange „High-Hills“ Piste in Wien ist kein Anfängerhang und sogar für den Weltcup-Slalom zugelassen. Fotos: Snowsports Academy

MM: „Worin besteht die Einzigartigkeit der ,Hohe Wand Wiese‘ – und warum wurde der Name 2011 in ,High Hills‘ umbenannt?“Dolezal: „Im Zuge des Pächter-Wechsels 2011 haben wir uns ein Marketingkonzept einfallen lassen, das auch eine Modernisierung des Namens in ,High Hills – Hohe Wand Wiese Wien‘ vorsah, um mehr junge Leute anzusprechen. Denn eines der Probleme, mit denen wir nach wie vor kämpfen, ist, dass Leute unter 35 Jahren dieses Skigebiet nicht kennen oder den Namen ,Hohe Wand‘ mit etwas anderem verwechseln. Mit ,High Hills‘ haben wir doch jetzt eine Bezeichnung geprägt, die eine gewisse Einzigartigkeit hat und ein bisschen zum Schmunzeln anregt, aber damit auch in den Köpfen drinnen bleibt. Um unseren Bekanntheitsgrad zu steigern bzw. das Image zu verändern, setzen wir auf konsequente Pressearbeit aber auch Veranstaltungen und Aktivitäten. In diesem Zusammenhang haben wir zur Saison 2012/13 auch die Sitzplätze in der Gastronomie ,High Hills Stub’n‘ auf 80 verdoppelt. Hier wird übrigens nur frisch gekocht!Das Besondere unseres Skigebietes ist sicherlich die Erreichbarkeit von der Stadt aus. Man kommt vom Zentrum mit öffentlichen Verkehrsmitteln in 35 Minuten zur Piste und selbst vom entferntesten Punkt noch in 55 Minuten – das hat eigenartigerweise nie jemand beworben! Diese Lage ist u. a. ideal für Jugendliche, um für zwei, drei Stunden nach der Schule hierher kommen zu können. Die 400 m lange, 80 m breite FIS homologierte Piste ist komplett beschneibar und beleuchtet, was ja in einer solchen Höhenlage (268 m – 370 m) nicht unbedingt selbstverständlich ist. Angedacht ist weiters noch ein Freestyle-Park samt Förderband oder Seillift. Obendrein existiert eine Skischule sowie ein kompletter Ausrüstungsverleih. Zusammen mit der Gastronomie im Talbereich sind wir auch für Veranstaltungen aller Art die ideale Location, wie die rege Nachfrage beweist. Die Sommerrodelbahn wird z. B. oft stundenweise an ganze Firmenbelegschaften vermietet, die ein Zeitfahren veranstalten, ebenso gibt es Ski- und Zipflbob-Rennen für Vereine bzw. Firmen. Diese Formate kommen in Verbindung mit der Gastronomie und Beleuchtung auch als Abendveranstaltung gut an.“

Beschneiung und Flutlichtanlage machen die „High Hills“ für Städter besonders attraktiv.

MM: „Welche Positionierung strebt Ihr mit eurem Slogan ‚Von der City auf die Piste?‘ an und wie wird sie konkret mit Leben erfüllt?“Dolezal: „Wir ziehen diesen Slogan konsequent durch, weil er unsere spezielle, einzigartige Position aufgreift. Wir sind für das urbane Publikum am leichtesten erreichbar und notfalls kann man sogar mit dem Taxi nachhause fahren. Aber man muss es kommunizieren – und dabei helfen uns die inzwischen aufgebauten guten Kontakte zu den Medien sehr! Was wir konkret dafür tun ist u. a. Schwerpunktabende anzubieten. Am Mittwoch gibt es ,Dinner & Ski‘, am Donnerstag ,After Work Skiing‘, am Freitag ,Freestyle Night“ und am Samstag ,Apres Ski Night‘.MM: „Welche Rolle spielt dabei die Flutlichtanlage, gibt es einen Trend zum Afterwork-Skiing und wie sind hier die Zukunftsaussichten?“Dolezal: „Grundsätzlich sollte die Beleuchtung für unsere Positionierung eine wichtige Rolle spielen, jedoch hinkt das Abendangebot noch von den Besucherzahlen her gesehen nach – weil eben die Bekanntheit fehlt. Deshalb haben wir für Donnerstag das 3 Stunden-Ticket ,After Work Skiing‘ ab 17.30 – 21 Uhr aufgelegt – wahlweise inkl. Abendessen um insgesamt 25 €, um einen Trend zu generieren. Manche Skigebiete wie der Semmering profitieren traditionell stark vom Abendgeschäft dank der Nähe zu Wien. Wenn unser Angebot einmal so im Bewusstsein der Bevölkerung präsent ist, dann wird es sicher ähnlich positive Auswirkungen haben. Die Nachtpiste hat für mich auf jeden Fall das meiste Potenzial in der Zukunft. Deswegen haben wir ja auch die Gastronomie ausgebaut, die bekanntlich beim Nachtskilauf eine wichtige Rolle spielt. An den Tagen mit Flutlichtbetrieb (Mittwoch bis Samstag) wird durchgängig von 9 – 21 Uhr gefahren, es gibt keine Präparierpause wie andernorts. Am Sonntag und Montag steht die Piste abends exklusiv für Firmen bzw. Veranstaltungen zur Verfügung und am Dienstag für Skiclubs.“

Schlepplift-Talstation (vorne) mit Betriebsgebäude.

MM: „Was beinhaltet das Angebot ,Dinner & Ski?'“Dolezal: „Dieses Paket um 35 € ist auf 16 Personen beschränkt (Voranmeldung notwendig) und beinhaltet ein 3 Stunden-Ticket ab 17:30 Uhr, Begrüßungsgetränk sowie ein exklusives Dinner ab 20 Uhr in der High Hills Lounge. Meiner Meinung nach müsste dieses neuartige Angebot perfekt zur Stadtbevölkerung passen. Die Leute gehen gerne Abendessen, warum kann man das nicht gleich mit Skifahren verbinden?Eine weitere Neuheit ist der ,Gold Club‘ für die stark frequentierten Wochenenden. Dabei räumen wir bis zu 8 Leuten pro Stunde die Möglichkeit ein, sich einen Zugang direkt vorne beim Lift ohne Anstellen zu kaufen. Das kostet 16 € für 1,5 Stunden statt für 3 Stunden. In den USA bzw. Freizeitparks kennt man die Idee als ,Fast Lane‘. Beim Sommerrodeln haben wir bereits sehr gute Erfahrungen damit gemacht.“

Die Gastronomie „High-Hills Stub’n“ im Tal wurde letzten Herbst ausgebaut.

MM: „Sie haben festgestellt, dass in den letzten Jahren immer weniger skiaffine Wiener unter 35 Jahren zum innerstädtischen Mini-Skigebiet kommen. Woran liegt das und was wollen Sie dagegen unternehmen?“Dolezal: „Einerseits ist im städtischen Bereich die Skimüdigkeit sehr groß, andererseits haben wir viele Migranten, die von ihrer Kultur her keinen direkten Zugang zum Schnee haben. Um diese müssen wir uns kümmern und den Zugang vereinfachen. Zu uns kommen inzwischen sogar Touristen, die Wien besuchen und im Zuge dessen auch einmal Skifahren ausprobieren wollen und Ausrüstung samt Skilehrer mieten – auf den High Hills. Auch diesbezüglich habe ich mir ein Package einfallen lassen: VIP-Skiing. Dabei werden die Leute vom Hotel mit der Limousine oder dem Taxi abgeholt, dann bei uns ausgerüstet und zwei bis drei Stunden von einem Skilehrer betreut. Anschließend wird ein Essen serviert und nach vier, fünf Stunden chauffiert die Limousine die Gäste wieder ins Hotel. Bei diesem Package peilen wir eine Kooperation mit einem Reisebüro an. Besonders arabische Gäste springen auf solche Angebote auf.“

Das Skigebiet „High Hills“ lebt die „I love Snow“-Philosophie ihres Gründers Martin Dolezal.

MM: „Können also auch ‚Kleine‘ aufzeigen, wenn sie zielgruppengerechte Qualität bieten und wie wichtig sind sie als ‚Breeder‘ für die Großen?“Dolezal: „Meine Meinung ist: der Tod des Skifahrens in Österreich kommt durch den Tod der Kleinskilifte in den Ortschaften zustande. Plötzlich können die Kinder nicht mehr so wie früher zu Fuß zum Lift gehen und das nächste Skigebiet ist bereits zu weit weg, um es ohne mobile Eltern erreichen zu können. Daher fehlt von der Basis her die große Menge an Skifahrern, auch am Land draußen. Natürlich bewirkt unser Kleinskigebiet eine Förderung des Skisports allgemein. Gerade in einer Stadt wie Wien, wo diese Aktivität immer mehr abnimmt, ist dieser Faktor unbezahlbar – nicht zuletzt auch wegen der regelmäßigen medialen Berichterstattung darüber. Das ist gelebtes ,I love Snow‘ im Endeffekt und es gibt meines Erachtens fast kein besseres Vorzeigeprojekt, wie zusätzlich der Skilauf für die ganze Branche gefördert werden kann, als die High Hills in Wien. Es wird sozusagen im ,Wasserkopf Österreichs‘ der Gusto aufs Skifahren hochgehalten und viele wechseln dann später vielleicht ins Zillertal. Umgekehrt würde der Strom in die Berge eines Tages abreißen, wenn die einheimische Bevölkerung mit dem Thema Skifahren und Schnee nichts mehr anfangen kann.“MM: „Die Zukunft der Branche hängt ja großteils vom Nachwuchs ab. Was muss man Ihrer Meinung nach tun, um Kinder und Jugendliche wieder mehr für den Wintersport zu begeistern und wie setzen Sie ihre Philosophie um?“Dolezal: „Man muss bei der Bewusstseinsbildung sehr früh beginnen, nicht erst bei den 12-Jährigen, sondern schon im Kindergartenalter. Wenn ich bis zum 12. Jahr nur höre, Schnee ist kalt, Schnee ist grauslich und gefährlich etc., dann werde ich die Kinder nicht zum Skifahren bringen. Das ist der Grundgedanke von ,I love Snow‘: Ich muss den Schnee selber positiv besetzen. Man sieht, was passiert, wenn man kleinen Kindern einen Schneehaufen vorsetzt – sie spielen sofort damit. Das ist bereits eine Abenteuer- und Erlebniswelt für die Kinder, ein Naturspielzeug. Und haben sie erst einmal Spaß gehabt mit Schnee, werden sie vermutlich auch irgendwann einmal zum Skifahren kommen. Und so gewinnt man auch Kinder mit Migrationshintergrund. Ich habe in China und Dubai in den Skihallen erlebt, wie positiv auch diese Kinder auf Schnee reagieren, obwohl sie kulturell eigentlich keinen Zugang hätten. Wir haben immerhin 35 % Migrationsanteil in Wien (!) und sollten diese Leute bewusst zum Schnee und in Folge zum Wintersport bringen.“

Eine 512 m lange Brandauer-Sommerrodelbahn aus dem Jahr 2005 erlaubt die Ganzjahresnutzung der Anlage.

MM: „Wie soll und kann sich Euer Ski- bzw. Naherholungsgebiet weiter entwickeln?“Dolezal: „Durch die 2005 eröffnete Sommerrodelbahn (System Brandauer) ist eine Ganzjahresnutzung für die Hohe Wand-Wiese erreicht worden, was für die Gesamtauslastung der Anlage unbedingt notwendig war. Als langfristige Vision schwebt mir vor, den eines Tages kaputten Schlepplift durch eine um 200 m längere Sesselbahn zu ersetzen. Dadurch verlängert sich zum einen die Piste, zum anderen könnte man oben eine Aussichtswarte errichten sowie einen Bike Park anlegen. Ebenso angedacht ist, den Kinderbereich neu zu platzieren und mit einer beschneibaren Plastik-Piste sowie Tubing zu ergänzen. Dann ist es nicht ausgeschlossen, dass Kinder z. B. am 3. November in Wien Ski fahren – was für eine Schlagzeile! Wo hat man das sonst noch in Europa?“