Andreas Eckerstorfer, GF Sternstein Lifte GesmbH: Rahmenbedingungen schaffen, dass sich Gäste wohlfühlen!
Die Sternstein Lifte GesmbH betreibt eine kleine Skidestination im Mühlviertel, in Grenznähe zu Tschechien. Im Zentrum des Angebots steht eine moderne Kombibahn, mit der man für Aufsehen gesorgt hat. Andreas Eckerstorfer, Geschäftsführer der Sternstein Lifte GesmbH, hat dem MOUNTAIN MANAGER sein Erfolgskonzept vorgestellt.
Andreas Eckerstorfer, Geschäftsführer Sternstein Lifte GesmbH. Fotos: Sternstein Lifte GesmbH
MM-Frage: „Geben Sie uns bitte einen kurzen Überblick über die Entwicklung der Sternstein Lifte.“Andreas Eckerstorfer: „Unser Skigebiet besteht seit 1964. Damals wurde im Böhmerwald auf 1 125 m Seehöhe der erste Lift gebaut. In den 80er Jahren wurde dann ein Doppelsessellift errichtet und in den 90er Jahren die Beschneiungsanlage. 2005 waren wir dann damit konfrontiert, den Lift zuzusperren, weil die Konzession ausläuft, oder ein neues Projekt auf den Weg zu bringen. Man hat sich in der Folge für den zweiten Weg entschieden und sich zuerst Gedanken gemacht, welche Kernkompetenzen der Lift haben soll.Unsere geografische Situation ist dadurch gekennzeichnet, dass wir 60 km von Budweis entfernt sind, 30 km von Linz und 20 km von einem der größten Tourismusgebiete in Tschechien, dem Moldaustausee Lipno, wo man über rund 10 000 Gästebetten verfügt. Wir wissen auch, dass die Tschechen ein sport- und skibegeistertes Volk sind. Aufgrund aller Voraussetzungen haben sich dann folgende Kernkompetenzen herauskristallisiert:- Winterangebote für Tagesgäste, speziell Familien aus dem Einzugsgebiet Budweis und Linz,- Winterangebote für Aufenthaltstouristen aus dem Lipno-Raum.Bei der Erneuerung des bestehenden Liftes war ein reiner Sessellift nicht zielführend, weil wir viele Familien, Anfänger und Skikurse haben. Bei einer Seillänge von 1 600 m wäre eine reine Kabinenbahn auch nicht wirklich attraktiv gewesen. Deshalb war die Idee einer Kombibahn naheliegend, die es in Österreich noch nicht so häufig gibt. Parallel dazu wurde massiv in die Beschneiung investiert. Jeder hat uns gesagt, um das Geld bekommen wir anstelle eines Mercedes schon einen Ferrari, aber das brauchen wir auch, damit wir unser Skigebiet wenn nötig in 2 Tagen startklar machen können.“
Luftbild Sternstein
MM-Frage: „Wie sehen Sie die Position des Unternehmens im nationalen und internationalen Umfeld?“Eckerstorfer: „International gesehen, ist unsere Region durch die Nähe zu Tschechien interessant. Von der Größe her muss man realistisch sein. Wir sind nur eine kleine Skiregion, ich sage immer ein „Dorflift auf hohem Niveau“. Aber natürlich nützt uns dabei die Nähe zur Landeshauptstadt Linz mit 250 000 Einwohnern. Die Sternstein Lifte sind die am schnellsten erreichbare Destination, bei der auch ein sportliches Skifahren möglich ist.“MM-Frage: „Wie lange sind Sie Geschäftsführer der Sternstein Lifte, wie war Ihr Einstieg in die Branche?“Eckerstorfer: „Ich bin seit 2005 Geschäftsführer der Sternstein Lifte GesmbH, wobei dieser Bereich eigentlich als Nebenberuf zu sehen ist. Hauptsächlich bin ich Kurdirektor in Bad Leonfelden, also Geschäftsführer des Tourismusverbandes, und zuständig für die Regionalentwicklung und EU-Projekte. Deshalb bin ich auch nicht alleiniger Geschäftsführer, mir zur Seite stehen Dr. Gerhard Zettler und Bürgermeister Alfred Hartl. Ich bin aber für den operativen Bereich zuständig.“
Einstieg ins Skigebiet der Sternstein Lifte GesmbH
„Der Ausbildungsbereich hat einen hohen Stellenwert“MM-Frage: „Was ist Ihnen in dieser Position besonders wichtig?“Eckerstorfer: „Ich lege Wert auf zufriedene Kunden und zufriedene Mitarbeiter. Wenn unsere Dienstnehmer zufrieden sind und das nach außen tragen, spüren das auch unsere Kunden. Und natürlich muss auch das Angebot stimmen.“MM-Frage: „Welches Angebot haben Sie im Winter?“Eckerstorfer: „Wir haben drei Abfahrten mit jeweils rund 2 000 m Länge, die durch eine Hauptbahn, unsere neue Kombibahn, erschlossen werden. Dazu bietet die Skiregion auch einen Slalomhang, der für Wettkämpfe durchaus attraktiv ist. Für Kinder gibt es ein Kinderland, das mit 176 m Länge über einen der längsten Zauberteppiche in Österreich verfügt. Grundsätzlich hat bei uns der Ausbildungsbereich einen hohen Stellenwert. In den kleineren Skidestinationen lernt man das Skifahren und findet Freude am Sport, sodass man dann auch in die größeren Destinationen fährt. Für die Menschen in der Umgebung sind wir ein Skigebiet, das schnell erreichbar ist und wo man auch einmal nur 2 oder 3 Stunden Ski fahren kann.“MM-Frage: „Wie wichtig ist dabei der Non-Skiing-Bereich?“Eckerstorfer: „Dieser Bereich ist nicht unwesentlich. Da wir ein Familienskigebiet sind, gibt es auch immer wieder Familienmitglieder, die nicht Ski fahren wollen. Hier sind wir bemüht, Alternativen anbieten zu können. Wenn jemand aus der Familie nicht Ski fährt, soll er bei uns trotzdem einen schönen Tag haben.“MM-Frage: „Welche Gäste sprechen Sie an, woher kommen Ihre Gäste?“Eckerstorfer: Bei unseren Gästen handelt es sich um Tagesgäste aus dem Nahbereich, also wie schon erwähnt aus Linz, Budweis und der Tourismusregion Moldaustausee Lipno. Bad Leonfelden hat zwar rund 1 000 Gästebetten, wobei rund 650 Betten der 4-Stern-Kategorie zuzurechnen sind. Grundsätzlich sind wir aber ein Kurort mit Wellnessangeboten. Das Ski fahren ist bei diesen Gästen im Winter ein Zusatzangebot, das bei Bedarf genutzt wird, genauso wie z. B. das Golf spielen im Sommer.“
Mit der neuen Kombibahn hat man für Aufsehen gesorgt
MM-Frage: „Sie haben in den letzten Jahren viel investiert. Wie sind Sie mit der Resonanz zufrieden, was steht noch an?“Eckerstorfer: „Investitionen sind immer ein großes Risiko, auch wenn man einen guten Finanzierungsplan hat. Wie sich ein Projekt letztendlich wirklich entwickelt, weiß man erst dann, wenn es losgeht. Wir sind in der glücklichen Lage, uns über sehr große Zuwächse freuen zu können. Auch im letzten Winter, der nicht unbedingt viel Schnee gebracht hat, konnten wir unseren Umsatz halten. Die Resonanz ist also sehr gut. Viel gebracht hat uns dabei sicher unsere Kombibahn, mit der unterschiedliche Interessen gleichzeitig und wirtschaftlich mit einer einzigen Anlage abgedeckt werden können. Wir haben zwar noch einen zusätzlichen, alten Schlepplift – der wird aber wirklich nur an Hochfrequenztagen in Betrieb genommen.In nächster Zeit stehen noch Optimierungsarbeiten an, wir haben z. B. im Bereich der Pisten noch einiges verbessert. Überlegt wird auch der Bau einer Flutlichtanlage oder der Kauf weiterer Fahrbetriebsmittel, um die Transportkapazität der Bahn zu optimieren. Geplant sind weiters Arbeiten am Parkplatz, damit wir auch hier optimale Bedingungen haben.“MM-Frage: „Wie sind Sie mit der letzten Saison zufrieden?“Eckerstorfer: „Gerade in der letzten Saison haben wir gesehen, dass unsere Investition in die Beschneiungsanlage optimal war. Es hat in der Saison einmal über 14 Tage geregnet und wir hatten trotzdem jeden Tag eine super Piste. Das kann man nur dann anbieten, wenn man entsprechende Geräte zur Verfügung hat. Das war sehr energie- und personalaufwändig, aber wir hatten keine Umsatzrückgänge im Vergleich mit der Saison davor, in der wir weit über dem Plansoll gelegen sind.“MM-Frage: „Gibt es ein Sommerangebot? Wenn ja, welchen Stellenwert hat es und gibt es Neues?“Eckerstorfer: „Die Kombibahn ist im Sommer nicht in Betrieb. Aufgesperrt wird nur zu speziellen Events oder Veranstaltungen. Wir haben z. B. zweimal eine Golf-Downhill-Trophy durchgeführt, da wurde die Bahn benutzt. Aber ansonsten gibt es keinen Sommerbetrieb.“
Der Zauberteppich im Kinderland hat die beachtliche Länge von 176 m
„Alle Betriebe, die sich spezialisieren, funktionieren!“MM-Frage: „Sind Sommeraktivitäten in Zukunft geplant oder ist das für Sie kein Thema?“Eckerstorfer: „Man hat verschiedene Konzepte überlegt. Für die Bergbahnen besteht aufgrund der geologischen Situation aber keine Notwendigkeit, im Sommer aufzusperren. Um wirklich rentabel arbeiten zu können, würde man ein Produkt brauchen, das den Betrieb der Bahn wirtschaftlich macht. Beim Bau der Kombibahn war es uns ein Anliegen, eine Aufstiegsanlage zu haben, die wirklich neu ist, für Aufsehen sorgt und nicht gleich wieder unmodern ist, nur weil wir einen wirtschaftlichen Kompromiss eingehen müssen. Ein Sommerangebot müsste ein Premiumangebot sein und das haben wir bisher noch nicht gefunden.“MM-Frage: „Sind Sie mit dem Angebot am gastronomischen Sektor bzw. bei der Übernachtung in der Region zufrieden?“Eckerstorfer: „Unsere höchsten Nächtigungszahlen lagen bis vor kurzem bei 70 000, jetzt hatten wir rund 115 000. Bad Leonfelden verfügt über 1 000 Gästebetten bei einer Einwohnerzahl von 4 081. Das ist eine sehr gute Struktur, wobei hinzukommt, dass wir ein großes Angebot im gehobenen Segment haben. In meiner Funktion als Geschäftsführer im Tourismusverband war es mir immer ein Anliegen, keinen Massenbetrieb zu haben, sondern Qualität zu bieten. Hier sind wir im Moment so gut aufgestellt, wie bislang noch nie.Was die Gastronomie betrifft, gibt es einen Strukturwandel, weil Familienbetriebe immer weniger werden. Wie in vielen anderen Gebieten ist es eine große Herausforderung, eine Gastronomie mit entsprechender Wertschöpfung zu haben. Alle Betriebe, die sich spezialisieren und wirklich Premiumqualität anbieten – und das können durchaus auch einfache Gerichte sein – funktionieren. Alle Betriebe, die sich irgendwo im Mittelfeld bewegen, brechen weg. Deshalb sinkt zwar die Anzahl der Gastronomiebetriebe, aber die Qualität ist da. Die Spezialisierung ist im Steigen begriffen, egal in welchem Segment man sich bewegt. Unser Angebot reicht vom Würstlstand über die Jausenstation bis zum Haubenkoch, da gibt es überall Top-Produkte, die Qualität ist da und dort lohnt sich die Arbeit auch vom wirtschaftlichen Standpunkt aus gesehen.Erwähnen möchte ich auch, dass es im Mühlviertel eine hohe Dichte an biologisch produzierenden Betrieben gibt und auch das findet sich in immer größerem Ausmaß in der Hotellerie und Gastronomie wieder.“MM-Frage: „Wo sehen Sie die größten Herausforderungen auf sich zukommen?“Eckerstorfer: „Der wirtschaftliche Druck ist trotz unserer ausgezeichneten Umsätze sehr groß. Bei solchen Investitionen, wie wir sie getätigt haben, geht man fast immer bis ans Limit. Wenn man heute 2 oder 3 schlechte Saisonen hat, hat man automatisch Liquiditätsprobleme. Die Herausforderung wird also sein, die Motivation bei den Leuten zum Skifahren hoch zu halten und ein gutes Angebot zu haben, mit dem sie zufrieden sind. Das bezieht sich in unserem Fall vor allem auch auf die Kinder, die vielfach Entscheidungsträger sind, wo man hinfährt. Wenn es gefallen hat, wollen sie wiederkommen.Um das zu erreichen, braucht man motivierte Mitarbeiter mit einer entsprechenden Ausbildung und man muss das Angebot auch richtig kommunizieren. Das Wetter kann man nicht beeinflussen. Wenn es, so wie zu Weihnachten, passt, ist es Glück. Man kann aber die Rahmenbedingungen schaffen, dass sich die Gäste wohlfühlen und einen schönen Tag bei uns erleben. Das wird die Herausforderung auch in Zukunft bleiben.“ dwl