Seit einigen Monaten ist im Verbund Skirama Kronplatz mit DDr. Andrea Del Frari ein neuer Direktor im Amt. Der Mountain Manager hat das zum Anlass genommen, um Ambitionen und Ziele der starken Südtiroler Destination zu hinterfragen.

Moderne Aufstiegsanlagen sorgen für Komfort am Kronplatz.

MM: „Wie lange üben Sie Ihre jetzige Funktion aus?“
Del Frari: „Ich bin mittlerweile seit gut 4 Jahren im Skirama Kronplatz, dem Verbund der Betreiber der Aufstiegsanlagen am Kronplatz, tätig. Als Direktor seit 01. Oktober 2009.“
MM: „Wie war Ihr bisheriger beruflicher Werdegang?“
Del Frari: „Nach dem Abschluss meines Wirtschaftsstudiums an der Universität in Verona hat mein beruflicher Werdegang beim Italien Hauptsitz des Konzerns Lafarge Roofing (Produktion von Dachsystemen) begonnen. Verantwortlich war ich damals für das operative Marketing. Gruppenintern wurde ich dann in das Headquarter der Gruppe nach Oberursel/ Frankfurt am Main befördert, um nach einem Jahr wiederum in den italienischen Sitz in Kiens/Südtirol in den Verkauf zu wechseln. Da mich der Bereich Tourismus als gebürtigen Südtiroler und begeisterten Skifahrer immer schon inter – essierte, begann ich mein Zweitstudium an der Freien Universität Bozen an der Fakultät für Tourismusmanagement. Gleichzeitig bewarb ich mich für eine offene Position im Skirama Kronplatz und bekam diese auch. Somit hatte ich wirklich die Möglichkeit, das an der Uni Gelernte, auch in die Praxis umzusetzen.“
MM: „Wie definieren Sie die Bedeutung / das Image des Skiberges Kronplatz in Italien und in Europa?“
Del Frari: „Der Skiberg Kronplatz ist der treibende Wirtschaftsmotor in unserer Ferienregion; ohne ihn wäre das Pustertal heute nicht so hervorragend entwickelt und strukturiert – weder aus touristischer Sicht, also als Destination, noch gesellschaftlich und sozial. Das ganze Tal profitiert in direkter oder indirekter Weise von unserem Skiberg.Der Kronplatz hat als Nicht-Gletscherskigebiet eine der längsten Wintersaisonen in den Alpen, welche von Ende November bis Ende April dauert. Pro Jahr zählen wir ca. 1,6 Mio. Skitage, was auch ungefähr den Nächtigungen entspricht. Multiplizieren wir diese Skitage mit den durchschnittlichen Ausgaben von ca. 144 Euro pro Tag, ergibt sich eine direkte Wertschöpfung von 230 Mio. Euro. Aus diesem Grund positioniert sich der Kronplatz heute nicht nur in Italien, aber sehr wohl auch in Europa als eines der führenden Skigebiete.“

DDr. Andrea Del Frari, Direktor Skirama Kronplatz. Fotos: Skirama Kronplatz

„Kronplatz ist die Quelle, aus der Top Athleten entspringen“
MM: „Worin sehen Sie Ihre Hauptaufgabe, was liegt Ihnen in Ihrer Funktion besonders am Herzen?“
Del Frari: „Die besondere Herausforderung meiner Position ist es, die Kommunikationsstrategien richtig zu positionieren, damit alle an einem Strang ziehen.In der Marktbearbeitung ergibt sich die Kommunikation aus einer Summe von Aktivitäten von Seiten der SMG (Südtirol Marketing Gesellschaft), des Tourismusverbandes, der Hotelbetriebe und eben auch des Skirama Kronplatz. Dieses Puzzle kann nur funktionieren, wenn jede Institution seinen Platz erkennt und einnimmt – eben eine integrierte Kommunikation, an der viele Institutionen beteiligt sind.
MM: „Welche Angebote/Anlagen sind für die Wintersaison 2009/10 neu dazugekommen?“
Del Frari: Der kuppelbare Sessellift Marchner wurde durch eine sehr moderne Kabinenbahn ersetzt. Neu ist nicht nur die Trasse, sondern eine Weltneuheit sind die Kabinen, welche Platz für 10 Personen haben und über beheizte Ledersitze verfügen. Die Skifahrerflüsse zeigen, dass diese neue Kabinenbahn sehr gut von den Gästen angenommen wird.Eine Neuheit ist auch der Wiederaufbau der Kabinenbahn Cianross in St. Vigil in Enneberg. Die dazugehörige Piste „Cianross“ ist mit Flutlicht ausgestattet und jeden Dienstag und Donnerstag können sich die Gäste auch abends, von 20–22 Uhr auf den Pisten austoben.Der Snowpark wurde aufgrund seines Erfolges in dieser Wintersaison weiter ausgebaut. Die 120 000 Kubikmeter verarbeiteter Schnee ermöglichen das Realisieren eines super  Snowparks mit 4 lines – nicht nur für Profis, sondern auch für Anfänger.“

Blick auf das umfassende Angebot von oben.

MM: „Was ist das Kronplatz ,Ski-Team‘, welche Ambitionen hat man?“
Del Frari: „Das Kronplatz SkiTeam ist ein Leistungszentrum, um den Nachwuchssportlern aus der Ferienregion das Ski fahren als Leistungssport zu ermöglichen. Seit Jahren ist der Kronplatz die Quelle, aus der Top Athleten wie Manfred und Manuela Mögg, Alexander Ploner, Johanna Schnarf, Lucia Recchia und Christoph Innerhofer entspringen. All diese Athleten waren auch in Vancouver am Start.“
MM: „Sie führen im Internet eine Umfrage zur Servicequalität durch und verfügen über ein Gästebuch. Welche Resonanz haben Sie, was schätzen die Gäste – welche Aufgaben / Zielsetzungen ergeben sich daraus?“
Del Frari: „Kundenzufriedenheitsanalysen aber auch Kundenbedarfsanalysen haben am Kronplatz einen sehr hohen Stellenwert. Wir versuchen, unser Angebot auf die Bedürfnisse unserer Kunden anzupassen. Die Ergebnisse aus diesen Analysen sind für uns immer sehr positiv und zeigen, dass wir unser Produkt in die rich tige Richtung entwickeln. Ein Aspekt, den unsere Kunden sehr schätzen, ist die Pistenpflege und genau deshalb versuchen wir im Bereich Beschneiung/Pistenpräparierung immer einen Schritt voraus zu sein.“
MM: „Seit wann gibt es den Kids Safety Park und was ist Ihnen dabei wichtig?“
Del Frari: „Die Sicherheit spielt am Kronplatz eine sehr wichtige Rolle. Wir haben Projekte mit den Grundschulen rund um unseren Skiberg laufen, um die Verhaltensregeln auf den Skipisten bereits in der Schule zu vermitteln. Eine wichtige Investition ist eben der Kids Safety Park. Es handelt sich hier um einen didaktischen Park, wo Kinder spielerisch die Verhaltensregeln erlernen, welche möglicherweise bereits in der Schule vermittelt wurden. Somit schaffen wir es, bereits den Kindern die sichere Ausübung dieser Sportart zu vermitteln.“

Auf bestens präparierte Pisten wird großer Wert gelegt.

„Qualität statt Quantität ist die große Herausforderung“
MM: „Sie haben ein breit gefächertes Angebot um den Wintersport herum – welche Vorteile ergeben sich?“
Del Frari: „Unsere Gäste sind keine Gewohnheitstiere und sind immer auf der Suche nach etwas Neuem. Aus diesem Grund ist es wichtig, neben dem Ski fahren auch noch weitere Angebote/Produkte zu entwickeln. Oft sind es aber Nischenprodukte, da im Winter das Ski fahren immer noch das Wichtigste ist – und noch lange bleiben wird. Zu erwähnen ist, dass die Zusatzangebote mit der Entfernung zum Skiberg zunehmen. Je weiter ich mich entferne, desto wichtiger werden alternative Sportarten/Produkte.“
MM: „Wie sind Sie mit der laufenden Saison zufrieden, spüren Sie die schwierige Wirtschaftslage?“
Del Frari: „Die schwierige Wirtschaftslage bekommen auch wir am Kronplatz zu spüren. Die Gäste werden immer sparsamer. Obwohl wir bis jetzt in der Ferienregion mehr Nächtigungen im Vergleich zum Vorjahr registriert haben, sind die Skifahrer am Skiberg leicht zurückgegangen. Das heißt, dass die Gäste nicht mehr einen Wochenskipass kaufen, sondern dass gerade beim Skipass der Sparstift angesetzt wird und der eine oder andere Tag Pause bewusst eingelegt wird.Was uns mehr Sorgen bereitet, ist das Steigen der Kosten für die technische Beschneiung. Man muss bedenken, dass diese Kosten vor 20 Jahren gleich Null waren und mittlerweile einen der größten Kostenfaktoren darstellen.“

Biking gehört im Sommer zu den Attraktionen am Kronplatz. Foto: Atelier Busche

MM: „Welche Bedeutung hat der Sommer für den Kronplatz, hat sich seine Bedeutung in den letzten Jahren verändert und welche Ziele streben Sie an?“
Del Frari: „Als ausgesprochenes Wandergebiet generiert die Ferienregion Kronplatz im Sommer ungefähr gleich viele Nächtigungen wie im Winter. Somit hat der Sommer bei uns einen ebenso hohen Stellenwert wie der Winter. Der Skiberg Kronplatz ist von Ende Juni bis Anfang Oktober geöffnet und bietet mit 2 neuen Panoramawegen ein sehr tolles Wanderangebot.Die Herausforderung für den Sommer ist, neben der Auslastung der Betriebe, auch die Wertschöpfung zu erhöhen, denn diese liegt durchschnittlich 20 % unter der Wertschöpfung des Winters.“
MM: „Wie lange gibt es RSS Feedes, wie kommt es an? Welche Bedeutung spielt in Ihrem Angebot das Internet generell?“
Del Frari: „RSS Feeds sind ein tolles Instrument für Journalisten, um über Neuheiten in der Ferienregion immer automatisch informiert zu werden.Generell muss man sagen, dass das Internet für uns mittlerweile das wichtigste Instrument ist, um Informationen jeglicher Art mitzuteilen. Besonders bei der Auswahl der Skigebiete spielen Webcams, Schneeberichte und Pistenstatus eine sehr wichtige Rolle. Weiters ist zu erwähnen, dass neben dem Internet das Web 2.0 eine immer wichtigere Rolle einnimmt, denn es eröffnet neue Wege der Kommunikation. Wer kann es sich heutzutage schon leisten, auf Facebook nicht präsent zu sein?“
MM: „Wie soll sich der Kronplatz in den nächsten Jahren entwickeln, welche Ambitionen haben Sie?“
Del Frari: „Qualität statt Quantität ist sicherlich die große Herausforderung. Unser Hauptaugenmerk liegt darin, nicht immer mehr, schneller und größer zu werden, sondern langfristige Trends zu erkennen, schnell zu reagieren und sich den Kundenbedürfnissen anzupassen. Nur so können sich Skigebiete auch in Zukunft etablieren. Eine immer wichtigere Rolle wird die Erreichbarkeit der Skigebiete darstellen. Um neue Kunden zu erreichen, muss ich neue, wahrscheinlich entferntere Märkte bearbeiten. Hierbei spielt eine schnelle und bequeme Erreichbarkeit eine wichtige Rolle.“ dwl