Die Erfolgsgeschichte der Zillertal Arena hat vor 8 Jahren begonnen und war Vorbild für eine Reihe anderer Projekte. Franz Hörl, GF Skiliftzentrum Gerlos, Bürgermeister und Nationalratsabgeordneter, war einer der Initiatoren des Projekts. Er fasst für den MOUNTAIN MANAGER den Status Quo zusammen und wirft einen Blick auf die anstehenden Herausforderungen.

Franz Hörl. Foto: B. Mayr-Siegl

MM-FRAGE: „Vor rund 8 Jahren wurde die Zillertal Arena ins Leben gerufen, sie waren daran maßgeblich beteiligt. Wie hat sich dieser Zusammenschluss entwickelt, wurden die Erwartungen erfüllt?“Franz Hörl:„Die Zillertal Arena kann man mit Recht als die Erfolgsstory der letzten 10 Jahre bezeichnen. Für die beteiligten Gemeinden hat sie rund 250 000 bis 300 000 Nächtigungen mehr gebracht, also eine Steigerung um rund 30 %. Dazu hat die Zillertal Arena bis heute eine stetige Aufwärtsentwicklung gezeigt, und das nicht nur in schneereichen, sondern auch den schneeärmeren Wintern. Ohne diesen Zusammenschluss hätten wir einen solchen Trend sicher nicht gehabt, die Entwicklung wäre meiner Meinung nach gegenteilig verlaufen, wir wären auf die Nächtigungen der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts zurückgefallen! Seit der Gründung der Arena haben die Bergbahnen in den beteiligten Gemeinden Zell, Gerlos, Wald-Königsleiten und in weiterer Folge auch Krimml rund 80 Mio. Euro in den Seilbahnbereich investiert. Durch den Erfolg der ,Wilden Krimml’, der unsere eigenen Erwartungen übertroffen hat, hat die Entwicklung auch im Zillertal generell Impulse bekommen. So konnten vor dem Hintergrund unserer Erfolge die weiteren talinternen Zusammenschlüsse der Mitbewerber wie Hochzillertal/Hochfügen/Mayrhofen sicher schneller umgesetzt und starre Strukturen aufgelöst werden. Insgesamt wurden seither im Zillertal 250 Mio. Euro durch die Seilbahnen investiert. Das hat für den Gast im Zillertal natürlich enorme Vorteile gebracht. Der Komfort, die Schneesicherheit und die gesamte Infrastruktur wurden aufgewertet, der Anschluss an die moderne Skiwelt geschafft. Ich denke, dass sich das Zillertal heute mit dem Angebot der großen Skigebiete Arlberg oder Ischgl durchaus messen kann. Die Zillertal Arena hat für diese Entwicklung sicher einen Beschleunigungsfaktor beigesteuert.“MM-FRAGE: „Was kennzeichnet die Zillertal Arena bzw. was zeichnet sie aus?“Hörl: „Mit dem Zusammenschluss zur Zillertal Arena haben wir damals auch unsere Tourismusvereine in eine Werbegemeinschaft unter Federführung der Bergbahnen zusammengeführt. Schließlich kamen schon damals rund 75 % des Werbeetats von den Bergbahnen. Aus diesem Grund schien uns auch ein gemeinsames Auftreten nach außen sinnvoll. Davon profitieren wir heute. Von der Produktseite her zeichnet sich die Zillertal Arena durch ein tolles Angebot für Familien und Kinder aus, in das auch entsprechend investiert wird. Ergänzt wird diese Schiene mit Angeboten für die Jugend, für Jugend- und Schülergruppen. Diesen Bereich fördern wir massiv. Dazu wollen wir Spaß und Freude am und im Schnee vermitteln. Ein Beispiel dazu ist ,Schnee Juchhee’. Unter diesem Motto bringen wir Musikgruppen und unsere Musiktradition in den Schnee. Zumindest jeden zweiten Wintertag soll auf einer Skihütte aufgespielt werden.“

Krimml X-Press Talstation auf 2 405 m – von oben gesehen. Foto: TV Zell-Gerlos

„Gemeinsam kann man mehr erreichen als ein Skigebiet allein“MM-FRAGE: „Was bringt das Skiliftzentrum Gerlos in den Zusammenschluss ein?“Hörl: „Unsere tolle Skiübungswiese mitten im Ortszentrum! Auf dem Berg einen neuen Funpark, den wir mit ca. 30000 m3 Schnee jede Saison neu errichten und damit ein Megaangebot für Snowboarder schaffen. Damit sind wir gemeinsam mit Mayrhofen jetzt sicherlich führend im Tal. Diesen Funpark betreiben wir gemeinsam mit dem Snowboard Pro-Shop ,Hot Zone’ der auch das notwendige Know-how einbringt und perfekte Ausrüstung anbietet. Auch für dieses und nächstes Jahr stehen wieder Investitionen an. Wir sind also bemüht, unser Skigebiet attraktiv zu halten und tragen damit einen guten Teil dazu bei, dass die Zillertal Arenaüber ein durchdachtes Angebot in Bezug auf Familien mit Kindern, Jugendlichen und Spaß in der Natur verfügt.“MM-FRAGE: „Wie hat sich das Projekt Zillertal Arena konkret auf die Skilifte Gerlos ausgewirkt?“Hörl: „Ich war von Anfang an der Meinung, dass man gemeinsam mehr erreichen kann als ein Skigebiet allein. Das hat sich auch bewiesen. Gerlos für sich genommen war nur ein relativ kleines Skigebiet, wobei ich schon 1984/85 die Anbindung an Königsleiten gesucht habe, um zu wachsen. Die Zillertal Arena war dann eigentlich eine logische Konsequenz. In der Folge wurden die einzelnen Skigebiete mit dem Bau einiger weniger Anlagen zur Skiarena verbunden, optimiert und kundenfreundlicher gestaltet. Aus einem Fleckerlteppich an Skigebieten wurde ein großes Areal mit dem entsprechenden Angebot gemacht. Wennman sich rückblickend die vielen Höhen und Tiefen in Erinnerung ruft, die wir mit dem Skiliftzentrum Gerlos überstanden haben, kann man heute sicher sagen, dass wir uns auch kaufmännisch in stillerem Gewässer bewegen.“

Nena „Open Air“ in der Zillertal Arena.

MM-FRAGE: „Wie sehen Winter- und Sommerangebot der BB Gerlos aus?“Hörl: „Im Winter konzentrieren wir uns mit dem Wintersport auf Familien mit Kindern und Jugendliche. Für sie versuchen wir, ein möglichst vielfältiges Angebot auf die Beine zu stellen. Die ursprüngliche Stärke von Gerlos pflegen wir natürlich auch weiter. So stellen wir den Tourengehern ein Tourengebiet zur Verfügung, auch wenn wenig Schnee ist. Dazu hat Gerlos zum Alpinski- und Snowboard-Angebot auch eine Langlaufloipe, die wir immer wieder ausgebaut und verbessert haben, sowie ein sehr schönes Wanderareal. Auf diese Weise finden Familien mit Mitgliedern jeder Altersstufe ein Angebot, das sie individuell für sich nutzen können und die passende Betreuung. Auch die Nachtschwärmer kommen bei uns nicht zu kurz. Im Sommer setzen wir auf Berg-Wellness und Wandern. Wir haben einen Reitbetrieb im Ort und bieten Möglichkeiten zum Mountainbiken, Canyoning, Klettern im Hochseilgarten und Rafting. Auch im Sommer versuchen wir also, das Beste aus unseren Möglichkeiten zu machen. Die Hotellerie investiert in letzter Zeit ebenfalls sehr viel in den Sommer, sodass wir auch auf diesem Sektor gute Qualität bieten können.“MM-FRAGE: „Welche Gäste sprechen Sie jeweils an, gibt es Unterschiede?“Hörl: „Im Winter kommen rund 35 % der Gäste aus Deutschland, 45 % aus Holland. Die weiteren 20 % verteilen sich auf Schweizer, Österreicher, Dänen, Russen, Gäste aus osteuropäischen Ländern und Großbritannien. Im Sommer kommt der Großteil der Gäste ebenfalls aus Deutschland und Holland, weil wir dort einen sehr guten Ruf haben. Steigend ist die Anzahl der Gäste, die aus den jüngsten EUBeitrittsländern kommen.“

Nordic Walking auf der Rosenalm.

„Wir wollen uns nicht nur auf ein oder zwei große Events konzentrieren“MM-FRAGE: „Welchen Stellenwert hat der Sommer im Skiliftzentrum Gerlos und in der touristischen Region – sehen Sie hier noch Handlungsbedarf?“Hörl: „Der Sommer bringt bei uns im Ort rund ein Drittel des Jahresumsatzes, der Winter zwei Drittel. Natürlich ist der Winter unsere Basis, die wir ständig weiterentwickeln müssen. Unsere verstärkten Bemühungen setzen wir aber in den Sommer, wobei wir hier sicherlich noch einiges an Investitionen zu tätigen haben. Anfänge sind schon gemacht, so hat die Gemeinde das Anlegen von Wanderwegen und Mountainbikestrecken gefördert. Ein interessantes Projekt bietet sich auf 2 000 m Seehöhe. Hier könnte man zwischen Ißkogel und der Rosenalm rund ums Kreuzjoch ein 30 km langes bestehendes landwirtschaftliches Wegenetz zum Mountainbiken nutzbar machen. Das wäre dann natürlich ein besonders attraktives Angebot.“MM-FRAGE: „Welchen Stellenwert haben Events/Veranstaltungen im Gesamtangebot, worauf legen Sie dabei Wert?“Hörl: „Events haben bei uns einen hohen Stellenwert, wobei wir uns nicht auf ein oder zwei große Events konzentrieren. Wir wollen nicht nur einmal zu Beginn, zur Mitte oder zum Schluss der Saison eine Veranstaltung haben, sondern dem Gast flächendeckend etwas bieten. Deshalb gibt es ,Schnee Juchhee’ und verteilt in der Saison immer wieder unterschiedliche Events. Wir legen aber Wert darauf, dass diese zur Region passen und wir uns damit identifizieren können.“MM-FRAGE: „Welche Investitionen stehen in nächster Zeit an, wird es für die nächste Saison Neuerungen geben?“Hörl: „Wir investieren heuer für den kommenden Winter rund 2,5 Mio. Euro. Der Großteil davon entfällt auf die Beschneiung, wir bauen aber auch ein neues Kinderrestaurant. Dazu soll der Übungsbereich mit einem Förderband ausgerüstet werden, sodass wir auch in diesem Sektor mit den Spitzenangeboten in der Branche Schritt halten können. Heuer baut Zell am Ziller eine Kabinenbahn. Wir in Gerlos ersetzen nächstes Jahr den Vierersessellift Falschbach durch eine moderne Kabinenbahn. Da wir bei der Beschneiung mittlerweile recht gut aufgestellt sind, werden sich die Investitionen mittelfristig also wieder auf den Seilbahnbereich konzentrieren. Der Komfort wird sich mit Bubbles, beheizten Kabinenbahnen etc. weiter erhöhen. Vielleicht wird es auch zu geringfügigen Erweiterungen im Skigebiet kommen, wobei Erweiterungen nicht unser Hauptziel sind – vorrangig geht es um Optimierung, Qualität, Abrundung und größtmöglichen Komfort.“

In der Zillertal Arena gibt es 232 km Bikestrecken.

„Wir sind ökologisch nur so gut, weil wir wirtschaftlich so stark sind“MM-FRAGE: „Das Zillertal hat in letzter Zeit mit der Aktion ,5 Sterne für Regionen’ Aufmerksamkeit erregt. Welchen Nutzen sehen Sie dabei für das Zillertal?“Hörl: „Ich bin gemeinsam mit unserem Planungsverbandsobmann Josef Geisler einer der Initiatoren der ,5 Sterne für Regionen’. Ausgangsbasis für dieses Projekt waren Zahlen und Daten, die wir im Zillertal zur Verfügung haben und uns belegen, dass wir auch in punkto Ökologie den Vergleich nicht scheuen müssen. Als Idee hinter dem Projekt ,5 Sterne für Regionen’ steht, diese Spitzenergebnisse als Qualitätsmerkmal zu nutzen und uns in Bezug auf die Nachhaltigkeit mit anderen Anbietern und Regionen zu vergleichen. Ein solcher Vergleich würde dann sicher zu unserem Vorteil ausfallen. ,5 Sterne für Regionen’ ist ein Arbeitstitel, den wir von der Hotellerie übernommen haben. Es geht aber nicht um eine Kategorisierung ,5 Sterne’ oder ,4 Sterne’, sondern um den Beweis, dass wir trotz Tourismus in einer völlig intakten Umwelt leben. Natürlich gibt es noch Verbesserungspotenzial wie z. B. bei der Verkehrsinfrastruktur, das ist uns bewusst. Wir wollen aber trotzdem eine Diskussion über das Thema Nachhaltigkeit anregen, zusätzlich zu Umsätzen und Nächtigungszahlen.“MM-FRAGE: „Wie soll nachhaltiges Wirtschaften im Alpenraum aussehen?“Hörl: „Beim nachhaltigen Wirtschaften geht es darum, Ökologie, Ökonomie und soziale Sichtweisen in Einklang zu bringen. Das umfasst die Themen Wasser und Klima genauso wie Energie, Verkehr, kulturelle Identität, Wirtschaft und Raumordnung. Die nachhaltige Entwicklung soll letztendlich eine Region für ihre Bewohner und Gäste attraktiv und wettbewerbsfähig machen bzw. erhalten.“MM-FRAGE: „Wie weit ist man damit im Zillertal, wo liegen die Herausforderungen?“Hörl: „In den letzten Jahren haben uns Umweltschützer oft vorgeworfen, die Bergbahnen wären Umweltsünder und Zerstörer. Gefühlsmäßig haben wir immer gewusst, dass diese Anschuldigungen nicht stimmen. Mittlerweile haben wir entsprechendes Datenmaterial zur Verfügung, das uns bestätigt, dass wir z. B. über reinstes Wasser verfügen und fast alle Gewässer Trinkwasserqualität haben. Auch was den Energiesektor, also z. B. Kraftwerke, Biomasseanlagen etc. betrifft, sind wir führend. Mit unseren Zahlen können wir nun tatsächlich nachweisen, dass wir in Bezug auf Nachhaltigkeit im Spitzenfeld angesiedeltsind, und das trotzdem wir nach Wien die am stärksten touristisch genutzte Region in Österreich sind. Mein Credo lautet, dass wir ökologisch nur so gut sind, weil wir wirtschaftlich so stark sind. Will man ein Restaurant auf 2 000 m Seehöhe an den Kanal anschließen oder Kanäle bauen, braucht es Förderungen und einen entsprechenden wirtschaftlichen Hintergrund. Wir brauchen wirtschaftlich starke Regionen, weil man nur dann auch in die Umwelt investieren kann. Wir Zillertaler behaupten von uns, dass wir hier schon viel geleistet haben. Ich denke auch, dass sich ein entsprechendes Denken schon in den Köpfen der Menschen festgesetzt hat. Der Tourismus ist sicher die einzige Wirtschaftsform, die in den Tälern für eine Wohlstandsverteilung sorgt, allerdings vor dem Problem, dass es Saisonspitzen gibt und Zeiten, in denen wenig los ist. Das ist sicher eine Herausforderung. Ganzjahrestourismus wird vielleicht nicht überall möglich sein, aber man muss danach trachten, die Aktivitäten über das Jahr zu verteilen. Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch eine Schulung der Unternehmer und Mitarbeiter, damit wir über erstklassiges Potenzial verfügen – das ist umso wichtiger, als es in unserem Tal viele kleine und mittelgroße Unternehmen gibt.“MM-FRAGE: „Welche Herausforderungen sehen Sie in naher Zukunft auf die Zillertal Arena bzw. das Skiliftzentrum Gerlos im Besonderen zukommen? Was ist wichtig, um auf Erfolgskurs zu bleiben?“Hörl: „Wichtig ist, dass dem Tourismus und allen anderen Wirtschaftsformen genug Raum und Luft zur Entwicklung gegeben wird. Im Tourismus ist man ständig im Konflikt mit dem Naturschutz, aber auch selbst ernannten Naturschützern. Hier gilt es, eine vernünftige Weiterentwicklung zuzulassen. Der zweite wesentliche Faktor ist das so genannte Humankapital. Auch hier müssen Grundlagen geschaffen und weiterentwickelt werden, damit im Tourismus einigermaßen attraktive Arbeitsplätze geboten werden können. Grundsätzlich sind Wirtschaftlichkeit, Umweltschutz und der Arbeitsmarkt die großen Herausforderungen der Zukunft. dwl