Was macht ein kleines Skigebiet, um für seine Gäste attraktiv zu sein? Wie gelingt es hier, Gäste auch für den Sommer am Berg zu begeistern? Die Steinplatte Aufschließungs Ges.m.b.H & Co.KG hat dem Mountain Manager einen Blick auf Strategien, Pläne und Ambitionen gewährt.

Andreas Brandtner, GF Steinplatte Aufschließungs Ges.m.b.H. & Co.KG. Foto: dwl

MM-FRAGE: „Schon Ihr Vater war Seilbahner. War es für Sie selbstverständlich, in seine Fußstapfen zu treten?“Andreas Brandtner: „Nach meiner abgeschlossenen Schulausbildung und dem Bundesheer bin ich relativ schnell zu Hause in den Betrieb eingestiegen und habe mich dann 2 bis 3 Jahre später auch finanziell beteiligt. Wenn man das Skifahren als so große Leidenschaft erkennt, wie das bei mir der Fall ist, und wenn man die Möglichkeit hat, das Hobby zum Beruf zu machen – dann ist es natürlich nahe liegend, das auch zu tun.“MM-FRAGE: „Wie waren Sie mit der Sommersaison 2008 zufrieden?“Brandtner: „Die Sommersaison 2008 war bei uns bedingt durch den Triassic Park ausgezeichnet, und das obwohl wir den Park durch eine Bauverzögerung erst Anfang August eröffnen konnten.“

Der Triassic Park. Fotos: Steinplatte Aufschließungs Ges.m.b.H. & Co.KG

MM-FRAGE: „Neu zum Sommer 2008 war, wie schon erwähnt, der Triassic Park. Was bietet er und wie ist er bei den Gästen angekommen?“Brandtner: „Wie viele Bergbahnen hatten auch wir das Problem, dass wir eine gute Winterauslastung hatten, aber der Sommer dem Winterumsatz immer nachgehinkt ist. Die Umsatzzahlen im Sommer waren alles andere als gut und wir waren gefordert, uns etwas einfallen zu lassen. Wir haben dann lange diskutiert, schließlich wollten wir nichts kopieren, aber auch nichts Künstliches schaffen. Dann haben wir in der Firma Pronatur einen Ideengeber gefunden, der die Geologie auf der Steinplatte unter die Lupe genommen hat. Dabei hat man bemerkt, dass wir hier mit dem Korallenriff und den Fossilienfunden eine Besonderheit haben, die in Europa ziemlich einzigartig ist. Daraus haben wir ein Thema entwickelt – eine Aufgabe, die nicht einfach war, weil man es in der Geologie mit einer ,toten Materie’ zu tun hat. Eine solche Materie muss natürlich entsprechend aufbereitet werden, wenn man die Besucher wirklich dafür interessieren will. Das Konzept, das wir dann umgesetzt haben, umfasst einen interaktiven Museumsbereich auf 400 m2 und einen Outdoorbereich.Zuerst wird die Urgeschichte beleuchtet, wobei wir Erwachsene und Kinder gleichermaßen ansprechen. Im Freigelände wartet der Triassic Beach, der höchst gelegene Sandstrand der Alpen. Hier kann man sich entspannen oder auch Fossilien suchen und sich überraschen lassen, was man alles findet. Als dritten Teil haben wir einen 3,5 km langen Wanderweg reaktiviert, wobei man sich auf der Strecke an einzelnen Stationen die Geologie vor Ort ansehen kann. Auf diese Weise haben wir eine gute Lösung erarbeitet und ein authentisches Thema für den Berg gefunden.Bei den Gästen kommt das Projekt sehr gut an. So konnten wir unsere Besucherzahlen aus den Vorjahren ab der Eröffnung des Triassic Parks im August vervierfachen. Damit sind unsere Erwartungen übertroffen worden und das spornt uns an, weiterzumachen. Wir werden im nächsten Jahr eine große Aussichtsplattform bauen, die den Nervenkitzel dazu bringt und ein Zuschauermagnet werden soll. Die Ausbaustufen des Parks werden in den nächsten Jahren fortgesetzt, wir werden das Thema mit neuen Ideen interessant halten.“

Im Indoor-Bereich gibt es einen kurzweiligen Überblick zur Geologie der Steinplatte.

„Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht“MM-FRAGE: „Welchen Stellenwert hat der Sommer in Ihrem Unternehmen?“Brandtner: „Der Stellenwert, den der Sommer bisher hatte, war sehr klein und betrug maximal 3 % vom Gesamtergebnis. Da wir nur eine Bahn in Betrieb haben, konnten wir zwar die Kosten decken, aber es war an der Grenze. Mein Ziel ist es, die Umsatzzahlen mit Hilfe der neuen Ideen auf 10 bis 15 % zu steigern. Ich denke auch, dass wir dieses Ziel erreichen, wenn wir die Möglichkeiten ausschöpfen, die unser Projekt Triassic Park bietet.“MM-FRAGE: „Gibt es Investitionen für die kommende Wintersaison?“Brandtner: „Bei den Investitionen haben wir dieses Jahr viel für den Sommer getan. Wie in den letzten Jahren auch wurden für die Wintersaison zusätzlich Adaptierungen an der Schneeanlage in Richtung Automatisation bzw. zusätzliche Schneekanonen durchgeführt. Damit können wir die Beschneiung noch effizienter und in noch kürzerer Zeit durchführen. Insgesamt können wir auf der Steinplatte derzeit 95% der Pisten beschneien.“MM-FRAGE: „Wie sieht Ihr Angebot im Winter aus?“Brandtner: „Von der Betriebsgröße her gehören wir sicher zu den kleineren Destinationen. Dieser Eindruck bestätigt sich auch, wenn ich mir heute die Angebote der Skiwelt oder am Arlberg ansehe. Wir haben in den letzten 30 Jahren allerdings kontinuierlich versucht, aus dieser Not eine Tugend zu machen und konsequent in die Qualität investiert. Auf der Steinplatte gibt es deshalb keinenSchlepplift mehr, wir haben kuppelbare und fix geklemmte Sesselbahnen. Wir sind technisch auf einem sehr hohen Standard. Auch von unseren Gästen wird immer wieder betont, dass etwa die Pistenpflege ausgesprochen gut ist. Dementsprechend haben wir natürlich auf unseren Pistenfahrzeugen eine vergleichsweise hohe Stundenzahl, wir präparieren also genau und viel. Wir sind bemüht, mit einer Superqualität das Manko an Größe auszugleichen.“

„Wir haben einen hohen Anteil an Tagesgästen“MM-FRAGE: „Woher kommen Ihre Gäste im Sommer und im Winter?“Brandtner: „Vom Einzugsgebiet her gibt es im Sommer und im Winter keine großen Unterschiede. Unser Hauptmarkt ist durch die verkehrstechnische Anbindung Bayern. Das wird auch durch den Zustrom der Gäste über die deutsche Winklmoosalm unterstützt. Grundsätzlich haben wir einen hohen Anteil an Tagesgästen, der rund 70 bis 75 % ausmacht. Die Orte in der Region verfügen auch nicht über allzu viele Gästebetten. Neben Bayern kommen auch Gäste aus den umliegenden Orten in Österreich, also z. B. aus den Ferienregionen Pillersee und St. Johann. Speziell im Winter haben wir in jüngster Zeit auch mehr Gäste aus Salzburg und Oberösterreich, die wir entsprechend stark bewerben. Positiv haben sich dabei die fehlenden Grenzkontrollen ausgewirkt und die bessere Verkehrsanbindung. Im Sommer dieses Jahres hatten wir viele Gäste aus dem Bezirk Kitzbühel, die im Winter eher die heimischen Angebote nützen, und natürlich wieder viele Gäste aus Bayern. Gerade aus der Region um den Chiemsee, in der es viel Nebel gibt, weiß man im Herbst die Berge zu schätzen und damit die Möglichkeit, die Sonne zu genießen. Wenn man die Altersstruktur betrachtet, haben wir im Sommer durch den Triassic Park viele Familien und damit auch Kinder dazu gewonnen, das Publikum ist jünger geworden. Beim klassischen Wanderpublikum waren nicht viele Kinder vertreten. Im Winter ist die Steinplatte ein Familienskigebiet. Das Angebot liegt in einem Kessel und ist recht übersichtlich, sodass man sich nicht so leicht aus den Augen verliert. Dazu ist die Region ideal für Skischulen, die häufig den Weg zu uns finden. Für unsere Gäste stehen ausreichend große Parkflächen zur Verfügung. Im Tal finden 1 400 Pkw Platz und 20 Busse, am Berg gibt es weitere 250 Pkw-Stellplätze.“MM-FRAGE: „Sie verfügen sowohl über den ,Skigebietskristall’ als auch über das ,Pisten-Gütesiegel’. Welchen Nutzen haben diese Auszeichnungen?“Brandtner: „Das ,Pisten-Gütesiegel’ wurde von der Landesregierung geschaffen, um einen gewissen Qualitätsstandard zu bieten. Ein solcher Qualitätsstandard ist sicher auch nötig. Ob man aufgrund des ,Pisten- Gütesiegels’ allerdings mehr Gäste anzieht, also einen marketingtechnischen Vorteil hat, möchte ich bei diesem seit Jahren bekannten Instrument eher bezweifeln. Der ,Skigebietskristall’, den wir bekommen haben, freut mich sehr. Es wurden noch nicht allzu viele Betriebe damit ausgezeichnet, umso mehr sind wir stolz darauf, ihn zu haben.“

Die Qualität der Pisten wird von den Gästen gelobt.

MM-FRAGE: „Wie wichtig sind Veranstaltungen in Ihrer Region?“Brandtner: „Die Veranstaltungen sind bei uns in letzter Zeit weniger geworden. Wenn ich mir die Entwicklung der Skiopenings ansehe, die immer häufiger stattfinden, fällt mir auf, dass man sie nicht mehr so gut vermarkten kann. Wenn man im Eventbereich etwas bieten möchte, muss man professionell an die Sache herangehen, so wie Ischgl das macht oder auch Sölden. Hier stehen auch entsprechende finanzielle Mittel zur Verfügung. Als kleine Ferienregion oder als kleines Skigebiet haben wir nicht so viel Geld, das wir dafür einsetzen können.Grundsätzlich sehe ich auch Veranstaltungen, wenn sie nicht direkt dem Skifahrer nutzen, eher als Aufgabe der Ferienregion.“MM-FRAGE: „Was für ein kulinarisches Angebot haben Sie?“Brandtner: „Auf der Steinplatte gibt es die Stallenalm, eine Hütte mit Bedienung. Dort wird der Gast gut bewirtet und mit einem entsprechenden Angebot verwöhnt. Ein Besuch ist sicher empfehlenswert. Auch im Bereich der Talstation gibt es mit dem ,Zardinis’ ein Après-Ski-Lokal, das sich sehen lassen kann. Außen präsentiert man sich mit einer modernen Architektur, im Inneren findet man das Ambiente eines richtigen Tiroler Dorfes mit dem passenden Angebot.“

Die Aufstiegsanlagen in Waidring bieten modernen Standard.

„Wir haben den Weg der klassischen Seilbahnarchitektur bewusst verlassen“MM-FRAGE: „Auch Ihre Talstation setzt in der architektonischen Ausgestaltung Maßstäbe, und war schon bei der Eröffnung der Kabinenbahn im Gespräch. Warum haben Sie sich dafür entschieden?“Brandtner: „Wir haben damals beim Neubau den Weg der klassischen Seilbahnarchitektur bewusst verlassen. Wir hatten das Glück, einen Architekten zu finden, der für den Standort eine neue Idee entwickelt hat, die wir dann umgesetzt haben. Ich glaube, dass der Bau sehr gelungen ist, und dass das Gebäude auch in Zukunft herzeigbar sein wird. Die Trends in der Seilbahnarchitektur haben sich in den letzten Jahren generell stark verändert, so setzt man im Moment vielfach auf kantige Formen, auf Beton, Stahl und Glas bei den Materialien. Ich denke, dass unsereTalstation in ihrer augenfälligen Form zeitlos ist und ein gutes Beispiel für moderne Seilbahnarchitektur.MM-FRAGE: „Wie sieht es mit den Plänen für eine bessere grenzüberschreitende Anbindung Steinplatte/Winklmoosalm aus?“Brandtner:„Die Zubringung der Wintergäst auf die Winklmoosalm erfolgt derzeit von deutscher Seite aus mit Bussen. Für uns ist das der Zeit entsprechend eine unbefriedigende Situation. Uns ist es ein Anliegen, diese Gäste, die dann auch auf die Steinplatte kommen, möglichst komfortabel ins Skigebiet zu bringen. Aus diesem Grund beschäftigen wir uns mit dem Projekt einer Zubringerbahn auf die Winklmoosalm auch schon seit 10 Jahren, wobei wir immer wieder mit Widerstand zu kämpfen hatten. Es hat sich gezeigt, dass es in Deutschland wesentlich schwieriger ist, eine Seilbahn zu bauen als in Österreich. Aufgegeben haben wir das Projekt aber trotzdem nicht. Wir wollten den Marktanteil auf der deutschen Seite nicht aus den Augen verlieren. Mittlerweile sind wir mit der Planung schon sehr weit, d. h. alle Verträge mit den Grundbesitzern sind abgeschlossen. Mit Ende Oktober können wir das Projekt dann beim Landratsamt einbringen. Dann stellt sich natürlich die Frage, wie lange der Behördenweg dauert. In Österreich können wir das abschätzen, in Deutschland ist es schwieriger.Wir hoffen aber auf eine Zustimmung der Behörden im Laufe des Winters. Wenn sich alles so entwickelt wie geplant, könnten wir im nächsten Jahr mit dem Bau einer 8er-Kabinenbahn mit einer Förderleistung von 2 500 P/h und einer Länge von 3 200 m beginnen. Die übrige Infrastruktur wie z. B. Parkplätze wäre vorhanden.“MM-FRAGE: „Welche Vorteile ergeben sich dadurch, wo liegen Probleme bzw. würde sich das Angebot auf der Winklmoosalm ändern müssen?“Brandtner: „Die Gäste nützen die Verbindung Winklmoosalm-Steinplatte und umgekehrt jetzt auch schon. Es geht im Prinzip um eine Qualitätsverbesserung, der Ersatz der Skibusse muss mit einer Kabinenbahn erfolgen. Das Zubringerproblem verstärkt sich nämlich im Frühjahr, wenn die Talabfahrt nicht mehr befahrbar ist. Dann müssen die Gäste von der Winklmoosalm nämlich auch wieder mit Bussen abtransportiert werden. Wir haben auf der Steinplatte einen hohen technischen Komfort, der gerne genutzt wird. Da der Anteil der Gäste, die von Deutschland aus zu uns kommt, aber immerhin 35% beträgt, müssen wir etwas tun, damit dieser Anteil erhalten werden kann. Das heißt, dass wir auch von der deutschen Seite aus Komfort bieten müssen.Die Winklmoosalm selber ist ein klassisches Anfänger-Skigebiet mit einem flachen und einem mittelsteilen Hang. Deshalb findet man hier hauptsächlich Skischulen und Anfänger. All jene, die schon besser Ski fahren, kommen auf die Steinplatte. Diese Konstellation funktioniert recht gut, da müsste sich nichts ändern.“MM-FRAGE: „Wie sehen Sie die Zukunft der Steinplatte, wo liegen die Herausforderungen?“Brandtner: „Wir sind in den letzten 30 Jahren unseren Weg konsequent gegangen und haben sinnvoll in die Qualität investiert. Wenn wir auch weiterhin vernünftig agieren und zum Wohle unserer Kunden arbeiten, wird das Skifahren in nächster Zukunft sicher interessant bleiben und leistbar sein. Ich gehe davon aus, dass unsere Kunden aufgrund unserer Schneesicherheit auch weiterhin zu uns kommen. Aus diesem Grund sehe ich der Zukunft auch positiv entgegen.“ dwl