Anfang Dezember wurde das Großglockner Resort eröffnet, das mit seinem Angebot in Osttirol Maßstäbe setzt. Der Mountain Manager hat mit Heinz Schultz über seine Ambitionen, seine Ziele und die Vorzüge eines Familienunternehmens gesprochen.

Heinz Schultz. Foto: dwl

MM-FRAGE: „Was reizt Sie an Ihrer Aufgabe als „Bergbahner“ – war es immer Ihr Ziel in dieser Branche zu arbeiten?“H. Schultz: „Wir sind ein Familienunternehmen, mein Vater ist als Seilbahnpionier (Zillertal/Osttirol/ Kärnten) mit seinen Visionen vorausgegangen. Ich bin schon früh im Geschehen dabei gewesen und konnte die Betriebe von Anfang an entsprechendmitgestalten. Deshalb ist der Beruf „Seilbahner“ schon immer logisch gewesen – er ist eine gute Möglichkeit zu gestalten.“MM-FRAGE: „Sie leiten die Unternehmensgruppe Schultz gemeinsam mit Ihrer SchwesterMartha.Welche Aufgaben hat sie und wo liegen die Stärken Ihres Familienunternehmens?“H. Schultz: „Meine Schwester und ich haben eine super Zusammenarbeit und ergänzen einander sehr gut. Sie ist für das Marketing, das gesamte Incoming, also auch für unsere Reisebüros, zuständig und erfüllt diese Aufgaben wirklich gut. Mein Bereich ist die Geschäftsführung bzw. die kaufmännische Leitung der Bergbahnen, dazu kommen die Immobilien und derWohnbau. Vor diesem Hintergrund können wir die Stärken eines Familienunternehmens auch gut ausleben. Wir stimmen uns ab, besprechen alles und können dann die anfallenden Aufgaben flott angehen. Auf diese Weise sind wir in der Lage, uns rasch und intensiv mit Märkten zu beschäftigen und auf Trends zureagieren. Das wollen wir in Zukunft auch weiterhin so machen, weil wir darin eine der Stärken unseres Unternehmens sehen. Es ist doch vielfach so, dass Seilbahnunternehmen die Themenführerschaft in einer Region bzw. Winterdestination einnehmen – gerade was Themen und Trends, aber auch die Werbelinie angeht.“

Erste 8er-Sesselbahn mit Sitzheizung undWetterschutzhauben im Zillertal. Fotos: Ski OptimalHochzillertal.

„Unsere Unternehmen sind auf Familien ausgerichtet“MM-FRAGE: „Der Aufgabenbereich Bergbahn umfasst das SkizentrumHochzillertal, die Mölltaler Gletscherbahnen, die Ankogel Gebirgsbahnen, die Hochpustertaler Bergbahnen sowie neu das Großglockner Resort Kals-Matrei. Welche Konzepte verfolgen Sie in den einzelnen Destinationen, wie weit ist man mit der Umsetzung?“H. Schultz: „Mein Vater hat zuerst das Wohnbauunternehmen Schultz gegründet und dann als Geschäftsführer die Entwicklung der Spieljochbahn Fügen wesentlich beeinflusst. Er gründete die Bergbahnen Hochzillertal im Jahr 1978, die anderen Bergbahnen sind dann nach und nach dazugekommen. Alle unsere Unternehmen sind grundsätzlich auf Familien ausgerichtet, deshalb stellen wir auch die Familien in den Mittelpunkt unserer Bemühungen. Die Mölltaler Gletscherbahnen haben darüber hinaus noch eine starke sportliche Komponente. Die Ausrichtung auf Familien haben wir aber nicht nur auf das Angebot der Bergbahnen begrenzt, auch die Hotels und die Gastronomie haben ihr Angebot auf Familien abgestimmt.“MM-FRAGE: „2008 wird das Großglockner Resort/Kals-Matrei Realität. Geben Sie unseren Lesern bitte einen kurzen Überblick über die Entwicklung.“H. Schultz: „Das Matreier Goldried Skigebiet haben wir Mitte der 90er Jahre mehrheitlich erworben und dort dann die Kabinenbahn Goldried errichtet. Die Anbindung Matrei-Kals war damals in der Region schon seit längerem Thema. Ende 2006 habe ich dann das Skigebiet Kals übernommen, wobei ich damals schon das Großskigebiet Kals/Matrei im Sinn gehabt habe. Wir haben dann 3 Jahre daran gearbeitet, diese Skiverbindung mit der entsprechenden Qualität umzusetzen. Am 8. Dezember ist es jetzt so weit, da starten wir mit dem Großglockner Resort offiziell – mit 12. Dezember sind dann alle Lifte in Betrieb. Das Großglockner Resort soll in Osttirol Maßstäbe setzen, und das sowohl in der Qualität als auch in der Größe.“MM-FRAGE: „Welches Angebot wartet im neuen Resort auf die Gäste?“H. Schultz: „Das Angebot ist auf Familien ausgerichtet. Wir haben bei den Bahnen ein hohes Qualitätsniveau, genauso bei der Gastronomie und den Sportgeschäften. Der Sinn des Resortdenkens ist es, möglichst alle Bereicheunter einer Ideologie abzudecken. Für die Zukunft wollen wir noch die Anzahl der Gästebetten erhöhen und ein Chaletdorf errichten. Ähnlich wie in den amerikanischen Resorts wollen wir dem Gast dann ein vollständiges Angebot vom Sportgeschäft über die Gastronomie bis hin zum Hotel und dem Skigebiet zur Verfügung stellen.Das Skigebiet selber umfasst jetzt über 110 km Pisten, die zu 90 % beschneit werden können. Dazu gibt es Sesselbahnen mit Wetterschutzhauben und Sitzheizung, 3 beschneite Talabfahrten und Pisten, deren Länge über 10 km beträgt. Das ergibt für Osttirol eine völlig neue Dimension beim Skifahren. Als weitere Attraktion haben wir am Berg einen „Adlerhorst“ gebaut, von demman eine spektakuläre Aussicht auf 63 Dreitausender hat.“

Skizentrum Hochpustertal – Sillian.

„Bei den Mitarbeitern sind uns Qualität und eine gute Ausbildung wichtig“MM-FRAGE: „Was wurde investiert, welche Anlagen modernisiert und was steht in den kommenden Jahren noch an?“H. Schultz: „Speziell für dieses Jahr wurde noch die Kabinenbahn realisiert, die über zwei Sektionen führt, dazu die große Beschneiungsanlage Kals und der Verbindungsweg zwischen bestehendem und neuem Skigebiet Kals. Nächstes Jahr werden die Investitionen finalisiert. Das heißt, es wird noch ein Speicherteich gebaut werden und eine kuppelbare 6er-Sesselbahn mit Bubbles und Sitzheizung. Damit sind die Investitionen abgerundet und wir können dann ebenfalls im nächsten Jahr mit dem Bau des Chaletdorfes mit rund 500 Gästebetten starten. Dafür haben wir ein ausgesprochen interessantes Konzept entwickelt, für das es hierzulande noch nichts Vergleichbares gibt. Das heißt, wir gehen wirklich eigeneWege, wobei ich jetzt noch keine Details nennen möchte.“MM-FRAGE: „Wie ist der aktuelle Stand der Dinge bei den Plänen für die Skischaukel Sillian/Sexten?“H. Schultz: „Grundsätzlich bin ich kein Befürworter der Skischaukel Sillian/Sexten. Wir möchten das Sillianer Skigebiet ausbauen und erweitern, auch in Richtung Südtiroler Grenze.“

Moderne Aufstiegsanlagen kennzeichnen das Großglockner Resort/Kals-Matrei.

MM-FRAGE: „Gibt es Ambitionen zum Erwerb der Bergbahnen St. Jakob/Defereggental?“H. Schultz: „Wenn man damit auf mich zukommt, werden wir darüber reden.“MM-FRAGE: „Wie viele Mitarbeiter haben Sie im Winter, wie viele im Sommer? Worauf legen Sie bei Ihren MitarbeiternWert?“H. Schultz: „In der gesamten Gruppe beschäftigen wir ganzjährig rund 450 Mitarbeiter, im Winter sind es 700. In diesem Bereich sind wir stetig amWachsen.Wichtig bei denMitarbeitern sind uns die Qualität und eine gute Ausbildung, wobei ich sagen muss, dass wir sehr gute Mitarbeiter haben. Das ist auch unsere Stärke.“

Die Qualität der Pisten wird von den Gästen gelobt.

„Wir gehören mittlerweile zu den Baufirmen, die am meisten Seilbahnen errichtet haben“MM-FRAGE: „Wie wichtig ist Ihnen das Sommergeschäft – wo sehen Sie in Ihren Betrieben Handlungsbedarf?“H. Schultz: „Das Sommergeschäft wird immer wichtiger, wobei es in den einzelnen Destinationen sicher noch Bereiche gibt, wo wir stärker werden müssen. Speziell in Osttirol müssen wird uns noch einiges überlegen und Investitionen tätigen. Einzelne Projekte sind aber auch schon im Entstehen. Dazu wollen wir imZillertal einen 18-Loch-Golfplatz errichten, um den Sommer noch attraktiver zu machen. Das Sommergeschäft sehe ich grundsätzlich als noch ausbaufähig an.“MM-FRAGE: „Welche Herausforderungen sehen Sie in den nächsten Jahren auf Ihre Destinationen zukommen?“H. Schultz: „Wir wollen auf alle Fälle die Qualität unserer Mitarbeiter auf dem hohen Niveau halten, das wir jetzt schon haben. Die Dienstleistung soll noch weiter optimiert werden, damit wir noch spezieller und intensiver auf die Wünsche der Kunden eingehen können. Das betrifft auch die Gastronomie, wobei wir mit der Kristallhütte sicher ein Vorzeigeprojekt haben, das Qualitätsstandards setzt. Auch was das Incoming betrifft, gehen wir neue Wege. Meine Schwester ist dabei wirklich innovativ und hat eine Reihe neuer und ganz interessanter Ideen.“

Blick auf die Ankogelbahn II.

MM-FRAGE: „Ihre Familie ist auch im Baubereich aktiv.Welche Synergien ergeben sich dabei für Ihre Skidestinationen?“H. Schultz: „Bei den Mitarbeitern ergeben sich wenige Synergien. Die Mitarbeiter im Bausektor sind ausgesprochene Spezialisten und fast ganzjährig in diesem Bereich beschäftigt. Synergien ergeben sich dadurch nur beim Bauen und im Bauablauf, den wir generell mit eigenen Mitarbeitern durchführen. Ich denke, wir gehören mittlerweile zu denBaufirmen, die am meisten Seilbahnen errichtet haben. Dadurch lassen sich optimale Abläufe und eine hohe Qualität erreichen, was uns bei vielen Investitionen auch den Rücken stärkt.“MM-FRAGE: „Welche Projekte stehen zur Realisierung an?“H. Schultz: „Wir haben einige Projekte in Planung, einzelne werden auch schon realisiert. Aktiv sind wir derzeit eigentlich in allen Skigebieten. Ich möchte aus diesem Pool aber keine Einzelbeispiele herausgreifen. Grundsätzlich sind wir hier recht dynamisch und wollen auch nicht langsamer werden.“MM-FRAGE: „Welche Ziele haben Sie sich für die nächsten Jahre gesteckt?“H. Schultz: „Wir wollen weiterhin in die Qualität unserer Skigebiete und unserer Mitarbeiter investieren. Unser Ziel ist es, möglichst zufriedene Gäste zu haben, die gerne wiederkommen. Natürlich ist es uns auch ein Anliegen, weiter zu wachsen. Ein Unternehmen, das nicht mehr wächst, stirbt. Dabei ist es uns aber wichtig, vernünftig und organisch zu wachsen – dann werden wir auch in Zukunft erfolgreich sein.“ dwl