Die Personenbergung aus Sessel- bzw. Kabinenbahnen gehört zu den gefährlichsten Aufgaben der Flugrettung. Zuverlässiges Material und eine optimale Ausbildung sind deshalb unumgänglich.

Üben am 8er-Sessel mit Bubble in der Station. Fotos: dwl

Die Ausbildung zum Bergungsspezialisten beim ÖAMTC stellt hohe physische und psychische Anforderungen. Nur so wird sichergestellt, dass im Notfall alle Rettungsmaßnahmen reibungslos funktionieren. Ein Modul im Rahmen der umfassenden Schulung, die sowohl theoretisches wie auch praktisches Wissen vermittelt, beschäftigt sich mit der Seilbahnbergung. Sie zählt zu den gefährlichsten Einsätzen im alpinen Raum und wird deshalb in allen Details analysiert, vorbereitet und entsprechend trainiert. Aufgrund veränderter seilbahntechnischer Voraussetzungen hat der ÖAMTC gemeinsam mit PETZL dafür ein neues System entwickelt, das mittlerweile in ganz Österreich angewendet wird. Kernpunkt der Systemumstellung ist der Einsatz von 2 Flugrettern, deren Aufgaben exakt aufeinander abgestimmt wurden. Der MOUNTAIN MANAGER hatte im Oktober in Hintertux Gelegenheit, sich ein Bild von der Ausbildung, der engagierten Mannschaft und dem eingesetzten Material zu machen.

Der Helikopter bringt die Flugretter zum Einsatzort, Ausbilder beobachten die Szene vom Boden aus.

Optimale VorbereitungVom 12. bis zum 14. Oktober trafen sich 12 HCMs (Hems Crew Members) und 6 Ausbilder zum Schulungsmodul VIII „Liftanlagen und Seilbahnen“ am Stützpunkt „Alpin 5“ in Hintertux. Der Stützpunkt, der so wie die Beispiele in St. Anton, Sölden, Lech und Patergassen nur im Winter etrieben wird, wurde 2003 neu errichtet und bietet auf einer Fläche von 400 m2 modernste Gebäudetechnik und alle Einrichtungen, die für einen Helikopterstützpunkt nötig sind.Den Beginn der Ausbildungsmaßnahmen bildete ein Vortrag von Franz Mader, Betriebsleiter der Zillertaler Gletscherbahnen GmbH & Co KG, der die Aufgaben und Zuständigkeiten eines Betriebsleiters  im Ernstfall sowie die technischen Daten der Fahrbetriebsmittel wie Klemmen oder Verriegelungsmechanismus von Kabinen vorstellte. Dann ging es hinauf zum 8er-Sessel Horbergbahn und zur 4 EUB Rastkogelbahn. Am Beispiel des 8er- Sessels wurden in Vorbereitung eines entsprechenden Helikoptereinsatzes am nächsten Tag in der Talstation alle Schritte geübt, die im Falle einer Bergung zu unternehmen sind. Als besondere Herausforderung erwies sich dabei das Absetzen des Retters an sich, der am Sessel für alle folgenden Aufgaben den geeigneten Landungs- bzw. Sicherungspunkt finden muss. Auch die Fixierung eventuell vorhandener Bubbles ist ein wichtiges Kriterium, bevor die Instruktion der Fahrgäste, die Verteilung der Petzl-Bergedreiecke und die Vorbereitung der weiteren Maßnahmen erfolgen können.Einblick in die Bergepraxis gab es dann in der Übung an der Rastkogelbahn. Hier wurden in 2 Umläufen mit Bergrettern besetzte Kabinen auf die Strecke gebracht unddurch Anhalten der Bahn ein Notfall simuliert. 2 Flugretter wurden per Helikopter an einem 10 m langen Seil (Durchmesser 12 mm, Bruchlast 4 300 kg) mit der nötigen Ausrüstung zum Kabinendach verbracht. Einer der Retter leitete in der Folge die Sicherungs- und Rettungsmaßnahmen auf und in der Kabine, während der zweite bereits einen weiteren Flugretter aufnehmen und zum Einsatz bringen konnte. Um hier den Transport der lugretter, des Materials und die anschließende Bergung der Personen schnell und effizient durchführen zu können, bedarf es einer optimalenOrganisation und Einteilung – schließlich muss das Entleeren einer Seilbahn laut Gesetz innerhalb von 4 Stunden abgeschlossen sein.Die einzelnen Bergeschritte wurden auf Video festgehalten, sodass im Anschluss eine genaue Analyse der Maßnahmen erfolgen kann. Nach jedem Einsatz fand eine Mannschaftsbesprechung statt, in der die Erfahrungen und aufgetretene Probleme diskutiert wurden.

1 Flugretter hat sich am Kabinendach gesichert und beginnt seinen Einsatz, der 2. Flugretter wird zum nächsten Bergeschritt geflogen.

Petzl – 30 Jahre ErfahrungAlle eingesetzten Rettungs- und Sicherungsmaterialien (außer dem Bergetau am Helikopter), die man vor Ort zum Einsatz brachte, stammten von Petzl. Das Unternehmen, das auf eine 30-jährige Erfahrung verweisen kann, istspezialisiert auf die Herstellung von persönlicher Schutzausrüstung  gegen Absturz und bietet ein umfangreiches Sortiment an Gurten, Helmen, Verbindungsmitteln, Abseilgeräten, Stirnlampen etc.Bei der Produktion standen von Anfang an sinnvolle Innovationen sowie einfache, intelligente und effektive Lösungen im Blickpunkt, sodass Petzl-Produkte heute für ihre Qualität und Zuverlässigkeit bekannt sind. Gewährleistet wird das durch eine ISO 9001-Zertifizierung sowie eine Reihe von visuellen und individuellen Tests, denen die Produkte unterzogen werden. Seit 1992 ist jedes Stück der persönlichen Schutzausrüstung von Petzl mit einer Nummer gekennzeichnet, sodass jedes Produkt exakt eingeordnet und zurückverfolgt werden kann.Infos: mberger@petzl.at

Die Personen aus der Kabine werden abgeholt, transportiert werden bei einer Rotation maximal 3 Personen + 1 Flugretter.

Kursprogramm:Bergungsspezialist, Modul VIII Liftanlagen und Seilbahnen: ausgebildet wurden 12 HCM (Hems Crew Members)Kursleiter: Franz KröllTrainer: Heli Mittermayr, Peter Lippert,Api Prugger, Markus Amon, Christian HotterPetzl-Material/Auszug:PAW P63M: RiggingplatteANNEAU C40: genähte Rundschlinge aus GurtbandAm’D TRIACT-LOCK (M34SL – M34BL – M34-TL): asymmetrischer Verriegelungskarabiner OK TRIACT-LOCK M33TL: symmetrischer Karabiner mit automatischem VerriegelungssystemBERMUDE C80: Rettungsdreieck ohne Schultergurtbänder für alle GrößenVERTEX® BEST A16: Helm für Höhenarbeit und RettungNAVAHO® BOD FAST C710F0: Mehrzweck-Auffanggurt und HaltegurtWALLSTEP C01: Trittleiter mit 7 StufenGRILLON: VerbindungsmittelASCENSION: SteigklemmeID: Abseilgerät