Die Schweizer Bergbahnen reagieren mit aktivem Energiemanagement auf die Veränderungen im Energiemarkt und die wachsenden Qualitäts- und Leistungs – anforderungen der Gäste. Die auf der D-A-CH Tagung präsentierte Studie „Energiemanagement Bergbahnen“ von Seilbahnen Schweiz (SBS) und grischconsulta ermittelt ein Energie-Einsparungs – potenzial von rund 15 %. Allerdings benötigen die Schweizer Bergbahnen jährlich „nur“ ähnlich viel Strom wie die Hotel- und Gastrobetriebe in Zürch, nämlich 183 GWh. Und sie verursachen nur einen geringen Teil der gesamten CO2-Emissionen eines Skiurlaubs!

Dr. Ing. Roland Zegg, Geschäftsführer von grischconsulta, präsentierte am 21. 10. dem Fachpublikum die neue Studie „Energiemanagement Bergbahnen“. Foto: mak

Der Schweizer Seilbahnverband hat 2009 – unterstützt von Innotour (seco) – grischconsulta aus Chur mit der Erarbeitung der umfangreichen Studie zum Energiemanagement beauftragt. Die nun vorliegende internationale Pionierarbeit bringt, abgeleitet aus den Studienergebnissen, konkrete Handlungsanleitungen für die unternehmerische Praxis. Sie hilft den Verantwortlichen, die Sensibilität zum Thema Energie und Energie-Image in der Seilbahnbranche zu erhöhen und versachlicht die Diskussion um Energie- und Emissionsfragen bei touristischen Aktivitäten.Skifahren verbraucht weniger Strom als WellnessDer gesamte Strombedarf der Schweizer Bergbahnen von rund 183 GWh pro Jahr wird zu 55 % von den Transportanlagen, zu 32 % von der technischen Beschneiung und zu 13 % für weitere Dienstleistungen inkl. Gastronomie im Gebiet benötigt. Der Strombedarf entspricht rund 0,27 %, also weniger als 3 Promille des in der Schweiz produzierten Stroms, dabei ist der Strombedarf pro Arbeitsplatz mit 33 MWh ungefähr gleich hoch wie in der Nahrungsmittelbranche. Der Stromverbrauch pro Besucher und Skitag ist dabei mit 5,3 kWh um einiges geringer als beispielsweise bei einem Besuch in einer Therme oder einem Hallenbad.

Der Stromverbrauch der Schweizer Bergbahnen im Vergleich. Insgesamt benötigt die Bergbahnbranche nur 0,27 % des in der Schweiz hergestellten Stroms. Grafiken: grischconsulta (3)

Wintersportferien verursachen geringe CO2-EmissionenDie Untersuchung des Treibhausgas-Ausstoßes von vier unterschiedlichen Bergbahnen in den Schweizer Alpen zeigt, dass der Qualitätsstandard, die Topografie und der Ausbau einen großen Einfluss auf die Höhe der Treibhausgas-Emissionen haben. Die Emissionen pro Ferienaufenthalt sind aber in erster Linie von der Wahl des Verkehrsmittels, der Länge des Anreiseweges und der Art der Unterkunft abhängig. Die Emissionen der Bergbahnen haben dabei nur einen geringen Anteil. Im Vergleich zu anderen Ferienszenarien wie z. B. Kreuzfahrt, Badeoder Tauchferien sind die Emissionen von Wintersportferien wesentlich geringer.Lawinenverbauungen als SolarkraftwerkeSchon heute sind die Bergregionen das Energiezentrum der Schweiz (Wasser-, Sonnen- und Windenergie). Es gibt dabei verschiedene Möglichkeiten, wie Bergbahnen selbst Energie produzieren können. Besonders geeignet sind die bessere Nutzung von Abwärme, Photovoltaik, Geo- und Solarthermie. Lawinenverbauungen an Südhängen, auch ohne Pisten, eignen sich hervorragend für ertragsstarke Solarkraftwerke. Beschneiungsanlagen können in Umkehrfunktion auch als Wasserkraftwerke betrieben werden. Die erforderlichen Infrastrukturen wie Speicherseen, Druckleitungen und Pumpstationen sind in den meisten Fällen vorhanden. Was in der Schweiz noch Planungscharakter hat, ist in Österreich vorbildhaft bereits Realität.

Stromverbrauch pro Ersteintritt resp. Besucher im Vergleich. Die Bergbahnenn sind auf Augenhöhe mit einem Thermalbad oder Sportstadion.

Energiemanagement als Strategie und WerbeargumentBerechnungen haben gezeigt, dass bei Bergbahnunternehmen und Skibzw. Ausflugsgebieten mit aktivem Energiemanagement Reduktionen des Energieverbrauchs und der -kosten von bis zu 15 % möglich sind. Das Management von Lastspitzen verspricht ein großes Kostensenkungspotenzial. Doch auch bereits mit einfacher umsetzbaren, rein organisatorischen Maßnahmen sind substanzielle Einsparungen möglich. Die Autoren empfehlen, das Thema Energiemanagement als festen Bestandteil in die Unternehmensstrategie aufzunehmen. Wichtig sind klare organisatorische Regelungen von Verantwortlichkeiten und regelmäßiges Controlling. Das darf auch kommuniziert werden, denn Energie ist auch ein Marketing-Thema. Kunden sind heute bereit, für umweltfreundliche Produkte mehr zu bezahlen, weil sie damit einen zusätzlichen ideellen Wert erhalten. Wichtig ist die Glaubwürdigkeit solcher Maßnahmen, die durch Zertifizierungen von neutralen Stellen erhöht werden kann.Was bringt und was kostet Energiemanagement?Die Energiekosten sind heute – nach den Personalkosten – der zweitgrößte Kostenblock bei den meisten Bergbahnunternehmen. Ein aktives Energiemanagement kann Einsparungen bei den Energiekosten von bis zu 15 % bewirken. Man muss dabei zwischen rein organisatorischen Maßnahmen ohne Investitionsfolgen und Schritten, die Investitionen mit sich bringen, unterscheiden. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist es sinnvoll, zuerst Maßnahmen umzusetzen, welche große Wirkung für die jeweilige Unternehmung haben. Die notwendige Aufbereitung von zusätzlichen Daten kann auch für das betriebswirtschaftliche Controlling eingesetzt werden.

Treibhausgas-Emissionen verschiedener Ferienszenarien ab Bern. Badeferien und Kreuzfahrten schneiden schlechter ab. Co2-Treiber sind die An- und Abreise.

Ist Maschinenschnee energetisch zu verantworten?Roland Zegg: „Es ist klar, dass durch technisch erzeugten Schnee der Strombedarf einer Bergbahn steigt. Man darf aber nicht vergessen, dass sich die Energieeffizienz in diesem Bereich in den letzten Jahren rasant verbessert hat. Der Energiebedarf pro Arbeitsplatz der Bergbahnen in ist vergleichbar mit demjenigen in der Nahrungsmittelbranche, welche aber kaum Arbeitsplätze in peripheren Berggebieten sichert. Betrachtet man den Strombedarf durch die Beschneiung im Vergleich mit Verbrauchssteigerungen bspw. bei einem Angebotsausbau der SBB oder der Swisscom, so scheint die alljährliche Kritik unverhältnismäßig. Der Strombedarf aller Schweizer Bergbahnen entspricht weniger als 45 % von jenem der Swisscom.