Am 29. Januar 2008 ließ die umbrische Hauptstadt Perugia mit einem spektakulären Infrastrukturprojekt aufhorchen. In Anwesenheit zahlreicher prominenter Gäste wurde die weltweit erste MiniMetro von LEITNER TECHNOLOGIES in Betrieb gestellt.

Die MiniMetro wird sowohl oberals auch unterirdisch geführt. Fotos: LEITNER TECHNOLOGIES

Der 29. Januar wird in Perugia traditionell als Tag des Schutzpatrons Santo Costanzo gefeiert. 2008 nutzte die Stadt diesen Termin zur Eröffnung einer Innovation, auf die man bereits gespannt gewartet hatte. Tausende Einheimische und Gäste ließen sich den denkwürdigen Augenblick dann auch nicht entgehen und fanden sich schon am frühen Vormittag in „Pian di Massiano“ ein, um das neue Verkehrssystem MiniMetro begeistert zu feiern und der Eröffnung beizuwohnen.Die MiniMetro, die von „Pian di Massiano“ über 5 Stationen direkt ins historische Zentrum der Stadt führt, wird von den Stadtplanern in Perugia als vollkommen innovatives und revolutionäres System gesehen, mit dem man die urbane Verkehrsproblematik lösen will. Gerade die Straßen im Zentrum, die oftmals eng und kurvenreich sind und Geduld bzw. Geschick der Auto- und Busfahrer fordern, sollen mit ihrer Hilfe entlastet und verkehrsberuhigt werden. Dabei standen von Beginn an Ökonomie und Ökologie im Blickpunkt.

Stararchitekt Jean Nouvel gab den Stationen das charakteristische Design.

Perugias Bürgermeister Renato Locchi zeigte sich in seinen Eröffnungsworten begeistert über die MiniMetro, mit deren Hilfe man eine Neuordnung der Mobilität in Angriff genommen habe. Die MiniMetro eröffne der Bevölkerung völlig neue Möglichkeiten und ergänze die bereits vorhandene Infrastruktur optimal. Auch Italiens Verkehrsminister Alessandro Bianchi bezeichnete die MiniMetro als revolutionär neues System, mit dem Perugia in Italien eine Vorreiterrolle übernommen habe. Pasquale Pasquini, Präsident der Betreibergesellschaft „Minimetro S.p.a.“ freute sich, dass die MiniMetro nach rund 5 Jahren Bauzeit nun in Betrieb gehen könne. Schon seit langem hätten die Gemeindevertreter von Perugia die Notwendigkeit erkannt, das städtische Verkehrswesen zu reorganisieren, wobei man ganz bewusst auf die Suche nach alternativen Verkehrsmitteln gegangen sei, die effizient den besonderen Bedürfnissen der antiken Stadt gerecht würden. Schließlich hätte man dafür die MiniMetro von LEITNER TECHNOLOGIES ausgewählt.Für Michael Seeber, Präsident LEITNER TECHNOLOGIES, ist das System MiniMetro eine ideale Lösung, die immer gravierender werdende Verkehrsproblematik in den Städten zu lösen. Er sieht für dieses System, das sowohl ober- als auch unterirdisch geführt werden könne, weltweit großes Potenzial.

Die Eröffnung der MiniMetro bot Gelegenheit zu einer Reihe von Gesprächen…

Neues System, viele VorteileAls Betreiber des neuen Verkehrssystems, dessen Strecke unter dem Namen „linea rossa“ schon ein Begriff ist, fungiert die „Minimetro S.p.a.“ 70 % der Anteile werden von der Stadt Perugia gehalten, 30 % teilen sich die Metrò Perugia S.c.a.r.l., die APM SPA, Umbria Domani S.c.a.r.l, SIPA SPA und die LEITNER SPA. Investiert wurden insgesamt rund 90 Mio. Euro, eine Amortisation soll in 12 Jahren erfolgen.Die neue MiniMetro von LEITNER TECHNOLOGIES bringt dem urbanen Personentransport in Perugia eine Reihe von Pluspunkten. Sie wird als PPP-Modell geführt, ist umweltfreundlich, emissionsarm, spart Energie und ist im Vergleich mit anderen Verkehrsmitteln leise. Sie ist speziell für kurze bis mittlere Wegstrecken und damit für den urbanen Einsatz geeignet. Dazu erfolgt der Betrieb vollautomatisch, die Betriebskosten werden gering gehalten.In technischer Hinsicht ist das System MiniMetro eine Umlaufbahn. Grundsätzlich bietet LEITNER TECHNOLOGIES das System in 2 Varianten an: die fixgeklemmte Version und die automatisch kuppelbare Variante, wie sie in Perugia realisiert wurde. Die fixgeklemmte Version wird auf einem Gleis mit Ausweichstelle geführt oder auf zweigleisigen Fahrstrecken. Dabei sind die Wagen an einem Zugseil festgeklemmt, das für die Beschleunigung und das Abbremsen sorgt und in den Stationen den Haltevorgang lenkt. Die automatisch kuppelbare MiniMetro benötigt eine zweigleisige Strecke und kann beliebig viele Zwischenstationen aufweisen. Die seilgezogenen Fahrzeuge werden mit Hilfe von Gummirädern auf Schienen geführt und erreichen eine Geschwindigkeit von 7 m/s. In den Stationen werden sie vom Seil abgekoppelt und verzögert. In der Endstation wird die Fahrtrichtung mit Hilfe einer drehbaren Plattform gewechselt.Im Gegensatz zur fixgeklemmten Version, die mit einem Hauptantrieb das Auskommen findet, benötigt die automatische kuppelbare MiniMetro für jeden Streckenabschnitt einen Hauptantrieb und ein Spannsystem. Der Hauptantrieb besteht dabei aus 2 parallel geschalteten Motoren, von denen jeder auch allein die Anlage als Reserveaggregat in Betrieb halten kann. Die Streckenführung in Perugia startet am Stadtrand in der Station Pian di Massiano und führt über die Stationen Via Cortonese, Madonna Alta, Fontivegge, Case Bruciate, Cupa bis zum Terminal Pincetto. Die Gesamtlänge der zweigleisigen Strecke beträgt 3 015 m, wobei 1 915 m oberirdisch bzw. auf Überführungen liegen. 500 m der Strecke werden in einem künstlich angelegten Tunnel geführt, 400 m in einem natürlichen Tunnel. Der Höhenunterschied, der auf der Strecke überwunden wird, beträgt 161,1 m. Zum Einsatz kommen insgesamt 25 Fahrbetriebsmittel, die jeweils 50 Fahrgästen Platz bieten. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 7 m/s, also rund 25 km/h. Auf diese Weise ergibt sich eine maximale Beförderungskapazität von 3 000 P/h je Fahrtrichtung. DieWartezeit zwischen den Abfahrten der Kabinen beträgt 60 Sekunden.

Michael Seeber, LEITNER TECHNOLOGIES, und Verkehrsminister Alessandro Bianchi.

Unverkennbares DesignFür die Stationen und das Design der „linea rossa“ wurde der bekannte Pariser Architekt Jean Nouvel engagiert. Ihm ist es gelungen, Modernität und historische Ansprüche zu verbinden und dem gesamten Projekt einen ganz speziellen Ausdruck zu verleihen. Die Stationen sind geräumig, dabei aber funktionell. Von außen erscheint die Struktur leicht und transparent, von innen wird die Verbindung zur Umgebung gesucht, sodass eine direkte Eingliederung in den städtebaulichen Kontext sichtbar wird.dwl

Michael und Anton Seeber, LEITNER TECHNOLOGIES, mit Architekt Jean Nouvel (li).

Technische Daten MiniMetro® PerugiaGesamtlänge der zweigleisigen Strecke: 3 015 mIm Hochbau oder auf Überführungen: 1 915 mIn künstlich angelegtem Tunnel: 500 mIn natürlichem Tunnel: 400 mDurch Gräben: 200 mGesamter Höhenunterschied: 161,1 mAnzahl der Haltestellen: 7Anzahl der Fahrbetriebsmittel: 25Förderkapazität pro Wagen: 50 PHöchstgeschwindigkeit: 7 m/s (ca. 25 km/h)Elektrische Gesamtleistung: 1 100 kWMax. Förderkapazität je Richtung: ca. 3 000 P/hWartezeiten zwischen Abfahrten: 60 s.