In Anwesenheit hochrangiger Vertreter aus Politik und Wirtschaft wurden Anfang Februar 2007 die neuen Nordkettenbahnen offiziell eröffnet. Damit nimmt ein erster Teil des Gesamtkonzeptes zur Hungerburgbahn/ Nordkettenbahnen Neu Gestalt an.

(V. l.): Michael Seeber, Präsident LEITNER TECHNOLOGIES, Hilde Zach, Martin Leitner und Hans Peter Haselsteiner beim Eintreffen auf dem Hafelekar. Foto: LEITNER

Nachdem die Sektion I der Nordkettenbahnen von der Hungerburg (871 m) auf die Seegrube (1 911 m) bereits am 22. Dezember ihrer Bestimmung übergeben worden war, folgte Anfang 2007 auch der Abschnitt II zum Hafelekar (2 274 m). Die Gästeliste zur Eröffnungsfeier beider Sektionen am 1. Februar war lang und eindrucksvoll. So waren u. a. Landeshauptmann DDr. Herwig van Staa, Innsbrucks Bürgermeisterin Hilde Zach mit ihren Stellvertretern DI Eugen Sprenger und Dr. Christoph Platzgummer gekommen, dazu STRABAG-Chef Dr. Hans-Peter Haselsteiner mit Vorstandsdirektor DI Roland Jurecka, STRABAG-Projektleiter DI Herwig Schwarz, Michael Seeber und Martin Leitner für den Südtiroler Seilbahnhersteller LEITNER, Tourismusverbandsobmann Dr. Hubert Klingan, IKB-Vorstandsvorsitzender Dr. Elmar Schmid, IVB-Direktor DI Martin Baltes sowie Thomas Schroll, Geschäftsführer der Nordpark Errichtungs- und Betriebs GmbH. In ihren Ansprachen wurde unisono die Bedeutung des Projektes für die  tadt und den Tourismus hervorgehoben. So betonte etwa Landeshauptmann DDr. Herwig van Staa, dass eigentlich nie eine wirkliche Alternative zu diesem Projekt vorhanden gewesen wäre und dass die Alpenkonventionsstadt Innsbruck auch die Aufgabe habe, sich mit den Problemen der Umwelt auseinander zu setzen und die Menschen dafür zu sensibilisieren. STRABAG-Projektleiter DI Herwig Schwarz dankte Bürgermeisterin Hilde Zach für ihr Engagement und hob die Rekordbauzeit, die neueste Seilbahntechnik und die künftig rasche und sichere Erreichbarkeit des Nordparks hervor. Michael Seeber, Aufsichtsratspräsident von LEITNER Technologies, bezeichnete die Nordkettenbahnen als Gesamt- Tiroler-Werk, mit dem Innsbruck gemeinsam mit privaten Unternehmen ein zukunftsweisendes Projekt verwirklicht habe, das im Hinblick, wie Public-Private-Partnership in die Tat umgesetzt werden könne, auch für Südtirol beispielgebend sei. Umrahmt wurde der Festakt von der Musikkapelle und der Schützenkompanie Mühlau, die Segnung erfolgte durch Bischof Dr. Manfred Scheuer und Superintendentin Luise Müller.

Die Carvatech-Kabinen sind komfortabel und entsprechen den modernsten Sicherheitsanforderungen. Foto: Nordkettenbahn GmbH

Das VorzeigeprojektDie neuen Nordkettenbahnen sind Teil des Großprojektes Hungerburgbahn/ Nordkettenbahnen Neu, das auch die Anbindung der Nordkette an das zentral gelegene Kongresshaus vorsieht. Für diesen Abschnitt realisiert LEITNER eine Standseilbahn, die über das Löwenhaus und den Alpenzoo bis zur Hungerburg führt. Für die notwendigen architektonischen Lösungen konnte Stararchitekt Zaha Hadid gewonnen werden. Mit einer Fertigstellung der Bahn wird im Spätherbst 2007 gerechnet.Finanziert und gebaut wird das Projekt im Rahmen eines Private Public Partnership Models zwischen der Innsbrucker Nordkettenbahnen GmbH als Tochter der Stadt Innsbruck, STRABAG und LEITNER, womit erstmals in Österreich im Seilbahn- und Schienenbereich ein derartiges Projekt verwirklicht wird. Die LEITNER GmbH als Österreich-Tochter der Südtiroler LEITNER TECHNOLOGIES hat sich dazu mit 49 % an der Nordpark Errichtungs- und Betriebs GmbH beteiligt. Die Gesamtkosten für das Projekt betragen 50,6 Mio. Euro, wobei 37,1 Mio. Euro aus öffentlichen Mitteln aufgebracht werden. Zum Betrieb der Bahnen wurde ein touristisches Konzept erstellt, das Einheimische, Gäste und die Wirtschaft gleichermaßen ansprechen soll: „Auf der Grundlage der aktuellen Trend- und Marktentwicklung (z. B. Sehnsucht nach emotionalen Erlebnissen und Originalität/Echtheit, Gesundheitstrend, emotionale und authentische Inszenierung) wurde in Einklang mit der derzeitigen Positionierung der bestehenden Bahn bzw. des Nordparks und der Stadt Innsbruck (Alpenstadt, Sport, Kultur, Natur) die Kernbotschaft „Alpine Emotion“ für die zukünftige Positionierung erarbeitet.“

Hauptantrieb der Nordkettenbahn Sektion I. Foto: dwl

Architektur und TechnikDie EU-weite Ausschreibungsbekanntmachung für das Gesamtprojekt erfolgte im September 2003, der Vertragsabschluss im Juni 2004. Der Fachbeirat erteilte seine Genehmigung im September 2004, der Gemeinderat im Dezember 2004. Die Einreichpläne wurden im Mai 2005 fertig gestellt.Die Bauarbeiten zur Nordkettenbahn wurden Anfang Mai 2006 in Angriff genommen und schon 8 Monate später abgeschlossen. Beim Seilbahnsystem wurde das Prinzip Pendelbahn beibehalten, da die Stationsbauten von Franz Baumann unter Denkmalschutz stehen und ein Systemwechsel aus diesem Grund nicht machbar war. Die Pendelbahn wird in 2 Sektionen geführt. Für die Sektion I auf die Seegrube sind zwei geräumige Kabinen von Carvatech mit einem Fassungsvermögen von jeweils 95 Personen + 1 Wagenbegleiter im Einsatz. Bei einer Nennfahrgeschwindigkeit von 10 m/s können damit bis zu 800 P/h und Richtung transportiert werden. Der Antrieb wurde am Berg platziert, die Spanneinrichtung im Tal.Für die Sektion II wurde eine Carvatech-Kabine mit einem Fassungsvermögen von 69 Fahrgästen und einem Wagenbegleiter in Dienst gestellt. Die Fahrgeschwindigkeit beträgt 7 m/s, die kürzeste Fahrzeit damit 3,2 min. Die maximale Förderleistung beträgt 622 P/h. Der Antrieb für diese Sektion wurde in der Station Seegrube positioniert, wobei die Motornennleistung für den Hauptantrieb 310 kW beträgt. Die Tragseil-Festabspannung und die Abspannung der Zugseile wurden am Berg positioniert.Die besondere Herausforderung für die Technik lag darin, alle Komponenten für die moderne Bahn in die vorhandene Architektur zu integrieren. Hier waren in allen Bereichen umsichtige Planung, exakte Organisation und viel Fingerspitzengefühl in der Ausführung gefragt. Alle 3 Stationsgebäude von Franz Baumann wurden mit modernster Sicherheitstechnik ausgestattet und dabei komplett renoviert, ohne das historische Ambiente zu beeinträchtigen. Durch die sensible Durchführung der Maßnahmen ist es sogar gelungen, die historisch wertvolle Architektur hervorzuheben,die von Kennern als zu ihrer Zeit „besonders radikale Neuformulierung des Bauens in den Bergen“ tituliert wird. Die größten Umbauarbeiten fanden in der Station Seegrube statt, in der sich auch das Restaurant Seegrube mit einem Selbstbedienungs- und einem Servicebereich befindet. So wurde hier die Küche nach Norden vergrößert, die Abfertigungshalle im Süden erweitert. Die Zubauten heben sich von der ursprünglichen Baumann-Architektur ab, bleiben aber durch ihre Ausführung stilistisch im Hintergrund, sodass sich ein harmonischer Gesamteindruck ergibt.Der Regelbetrieb der Nordkettenbahn beginnt in der Wintersaison täglich um 8.30, die letzte Talfahrt gibt es um 17.30. Die einzelnen Fahrten finden im 15-Minuten-Takt statt. An den Freitagen sind Nachtfahrten von 18 bis 23.30 Uhr eingeplant. dwl

Einfahrt in die Station Hungerburg im renovierten Baumann-Stil. Foto: LEITNER

Bauausführende Firmen:
Seilbahnbau: LEITNER
Elektrotechnik: LEITNER
Generalunternehmer: STRABAG AG
Generalplaner: ILF Beratende Ingenieure ZT GmbH
Sicherheitsberichte: DI Sehnal / DI Schupfer
Architektur Nordkettenbahnen: Schlögl & Süß
Seile: Fatzer
Kabinen: Carvatech
Technische Daten:
 
PB Nordkette I
PB Nordkette II
Talstation:
871 m
1 911 m
Bergstation:
1 911 m
2 274 m
Höhenunterschied:
1 040 m
363 m
Antrieb:
1 rillig Berg
1 rillig Tal
Spanneinrichtung:
Tal
Berg
Geneigte Länge:
2 873 m
764 m
Fahrgeschwindigkeit:
10 m/s
7 m/s
Max. Förderleistung:
800 P/h
622 P/h
Anzahl Fahrbetriebsmittel:
2
1
Fassungsvermögen/Fahrzeug:
95 +1
69 +1
Antriebsleistung Hauptantrieb:
2 x 380 kW
310 kW
Anzahl Streckenstützen:
4
0
Tragseildurchmesser:
64 mm
64 mm
Oberes Zugseil Durchmesser:
30 mm
30 mm
Unteres Zugseil Durchmesser:
25 mm
25 mm