Dipl.-Ing. Andreas Brandner kennt die Seilbahnbranche seit über 20 Jahren und hat in dieser Zeit viele Bergbahnunternehmen beim Bau ihrer Anlagen betreut. Im Gespräch mit dem MOUNTAIN MANAGER gibt er Einblicke in die Vielseitigkeit seiner Aufgaben und die damit verbundenen Problemstellungen.

Bei der Galzigbahn war Dipl.-Ing. Andreas Brandner u. a. zuständig für die Tragwerksplanung der Stationen. Foto: Arlberger Bergbahnen

MM-FRAGE: „Wie lange arbeiten Sie im Seilbahnbereich, wie hat sich das Anforderungsprofil an Ihr Planungsbüro in dieser Zeit verändert?“Andreas Brandner: „Ich arbeite seit Gründung meines Büros im Jahr 1987 nunmehr bereits über 20 Jahre auf dem Seilbahnsektor, wobei folgende Felder abgedeckt werden – Planung (Hochbauten, Tragwerksplanung = Statik, Geotechnik), örtliche Bauaufsicht und sukzessive der neuen Gesetzeslage angepasst BauKG, Sicherheitsberichte und Sicherheitsanalysen, Brandschutz, §20 Person, Mediation. Als Nebenlinie wird weiters im Bereich Beschneiung an Speicherteichen gearbeitet. Das Anforderungsprofil hat sich in den letzten Jahren auf Grund der doch gestiegenen Anforderungen aus dem Gesetz und den Normenänderungen, speziell beim Übergang auf europäische Normen, immer mehr erweitert. Dabei muss gesagt werden, dass sich durch diesen Übergang die Vielfalt an Normen und Vorschriften doch etwas verringert hat, auch wenn einheitliche Bestimmungen und deren Umsetzung in der letzten Konsequenz noch immer auf sich warten lassen.“„Kunden kommen insbesondere bei problematischen Fällen“MM-FRAGE: „Nennen Sie bitte einige der maßgeblichen Arbeiten der letzten Jahre und Ihren Beitrag.“Brandner: Im Laufe meiner 20-jährigen Tätigkeit ist es mir gelungen z. B. der Firma Leitner in den späten 80er Jahren den Wiedereinstieg mit ihren kuppelbaren Anlagen in Österreich zu bewerkstelligen, weiters wurden von uns die beiden Seilbahnen auf der EXPO 2000 in Hannover geplant, die Neuanlagen für die WM 2001 in St. Anton am Arlberg und als letztes großes Highlight die Galzigbahn. Bei der Hungerburgbahn und Nordkettenbahn in Innsbruck wurden die geotechnischen Probleme von unserem Büro gelöst. Die bearbeiteten Felder bei der Galzigbahn umfassten die Tragwerksplanung der Stationen und Streckenbauwerke, die Spezialgründungen und die gesamte Projektabwicklung.“MM-FRAGE: „Was macht Ihre Arbeit für den Kunden wichtig, mit welchen Erwartungen und unter welchen Bedingungen wendet man sich an Sie?“Brandner: „Auf Grund meiner doch langjährigen und guten Kontakte zu den zuständigen Stellen im Ministerium und den Ländern sowie des Vertrauens, das ich mir im Lauf der Jahre erarbeiten konnte, kommen Kunden insbesondere bei problematischen Fällen zu mir und werden von mir persönlich betreut und beraten. Dabei ist das oberste Gebot die Offenheit allen Beteiligten gegenüber und der Versuch, einen von allen getragenen Konsens bei neuen Projekten zu finden.“

Beim Bau der Nordkettenbahn setzte man sich mit geotechnischen Problemen auseinander. Foto: Nordkettenbahn GmbH

„Die Realisierung neuer Projekte wird bereits im Anfangsstadium bedeutend aufwendiger und zeitraubender“MM-FRAGE: „Wie schwierig ist es heute, Technik und Natur in Einklang zu bringen, wo liegen die schwierigsten Hürden – Umweltschutz, Bürokratie, Hightech?“Brandner: „Es war von Beginn meiner Tätigkeit an ein Ziel, Natur und Technik zu verbinden und möglichst schonend und unter Einsatz innovativer Ideen und Lösungen bei Planung und Ausführung für den Kunden die technisch und wirtschaftlich beste Lösung zu finden. Durch Gesetzesänderungen und teilweise auch durch mangelnde Kommunikation wird die Realisierung neuer Projekte bereits im Anfangsstadium bedeutend aufwendiger und zeitraubender, doch ist es bei guter Vorbereitung und einem entsprechenden Vorlauf des Projektes doch möglich, die Ziele und Wünsche der Kunden zu realisieren. Hier geht mein Appell an die Seilbahnbranche, doch etwas mehr mit Blick in die Zukunft zu agieren und nicht Adhoc-Entscheidungen und Wünsche übers Knie zu brechen. Es sind zwar immer wieder durch teilweise fast übermenschlichen Einsatz der ausführenden Firmen Realisierungen innerhalb weniger Monate möglich, doch geht dies ohne Zweifel auf Kosten der Qualität. Umweltschutz ist aus meiner Sicht ein unverzichtbarer Teil eines jeden Seilbahnprojektes, der bei guter Planung und Einbindung aller Verantwortlichen zu erfüllen ist.Die Einführung des Seilbahngesetzes 2003 hat in meinen Augen insofern zu einer Vergrößerung der Bürokratie geführt, als die Kunden bis zur Einführung des Gesetzes gewohnt waren, dass Behördenvertreter Planungsarbeit erfüllen, was nunmehr wegfällt. Bei weniger Kostendruck auf der Planerseite, die zu den gleichen Honoraren wie vor dem Gesetz mehr Leistungen erbringen müssen, wären jedoch auch bessere Planungsleistungen möglich und damit würde der bürokratische Aufwand, der sich  derzeit aus der Unzufriedenheit der Behörden über dieses Faktum ergibt, wieder geringer werden. Es wären jedenfalls die Kunden sicher gut beraten, auf die Qualität der Planer und nicht nur auf deren Kosten zu achten, da dies oft zu kurz greift.Was Hightech betrifft, möchte ich festhalten, dass es dabei immer wichtiger wird, alle Beteiligten – Kunden, Planer, Hersteller – zusammen zu spannen und alle Aspekte einfließen zu lassen, da nur ein intensives Zusammenwirken aller zu weiteren innovativen Lösungen führen kann.“MM-FRAGE: „An welchen Aufgaben arbeiten Sie im Moment?“Brandner: „Derzeit wird an der Verbesserung und Erweiterung der Beschneiung auf der Stubner Seite des Arlbergs gearbeitet, zudem beginnen die Überlegungen und Studien zur Erneuerung der Rendlbahn in St. Anton. Des Weiteren laufen derzeit mehrere Projekte im Bereich Geotechnik – Böschungs- und Felssicherungen für große Infrastrukturprojekte, bei denen österreichisches Planungs-Know-how gefragt war, sowie Materialseilbahnprojekte im Ausland – Rumänien, Indien, Süditalien.“ dwl