Die Bergbahnen Sölden haben schon viele Entwicklungen bei der Industrie ausgelöst. Jüngstes Beispiel ist eine Fernbedienung für die Schneeerzeuger via Blue Tooth sowie ein spezieller, großer Schacht für Turmkanonen (160x160x200 cm), der nicht nur gleichzeitig als Fundament dient, sondern auch viel Platz für die Wartung bietet. TechnoAlpin hat sich dieser Ideen angenommen und nach einem halben Jahr Entwicklungszeit Prototypen an 10 Maschinen installiert. Inzwischen wurden alle 130 Türme ausgestattet. Über die Beweggründe hat die MMRedaktion ein Gespräch mit Michael Maier, Betriebsleiter der Skiliftgesellschaft Sölden-Hochsölden, geführt.

Die neue Blue Tooth-Fernbedienung für Schneerzeuger.

„TechnoAlpin hat ursprünglich an eine Fernbedienung mit SMS gedacht. Die Entscheidung fiel aber für Blue Tooth – das ist bekanntlich nichts anderes, als eine Funkverbindung im Gigahertz- Bereich. Die ersten Fernbedienteile waren noch relativ unhandliche Brocken mit der Größe einer abgesetzten Tastatur eines Turmschneeerzeugers. Die serienreife Generation hat aber nur mehr Gewicht und Größe eines Vielfachmessgerätes. Und, was sehr wichtig ist, eine einfache Bedienbarkeit. Display, Tastatur und Menüführung sind ident wie bei der T60, das sichert die Kontinuität. Die Bedienung ist nahezu selbsterklärend wie bei einem Handy. Ausnahmslos alle Funktionen des Schneeerzeugers können, wie bei der örtlichen Tastatur, uneingeschränkt bedient und abgelesen werden. Dadurch müssen sich die Schneimannschaften nicht noch ein Gerät merken. Die Reichweite des Funksignals beträgt etwa 100 Meter.Die Fernbedienungen werden natürlich mittels Akku betrieben und können im Pistengerät mit 12/24V oder an einer Netzsteckdose geladen werden.Wir sind jetzt noch in der Probephase, wir bleiben also quasi in guter Verbindung mit unseren Schneekanonen. Das System läuft vielversprechend, TechnoAlpin arbeitet permanent an Verbesserungen vor Ort in Sölden,“ berichtet Michael Maier.

Michael Maier, Betriebsleiter der Skiliftgesellschaft Sölden-Hochsölden, informierte den MM über die neuesten Entwicklungen. Fotos: BB Sölden

Warum überhaupt eine Fernbedienung?“Technische Beschneiung findet nicht vor dem PC, sondern mit offenem Anorak im Gelände statt, und zwar bei 10 Grad minus und mehr. Da wird der Weg vom Pistengerät oder SkiDoo zum Schneeerzeuger oft zur unvermeidbaren Dusche, die Kleidung wird nass – spätestens beim Einsteigen in die Fahrerkabine. Ich glaube nicht, dass diese äußeren Einflüsse den Arbeitsgeist bis in die Morgenstunden nachhaltig verbessern. Wir fordern von unseren Mitarbeitern bei der Beschneiung vollen Einsatz, es steht viel auf dem Spiel: nämlich ob das Skigebiet überhaupt geöffnet werden kann, oder gar eine Woche früher?Die Erfolge einer wirtschaftlichen Beschneiung resultieren aus dem Zusammenspiel von moderner Technik, und guter alter Kopfarbeit. Wo fehlt noch Schnee, wo reicht es fürs Erste? Geländekenntnisse sind Grundvoraussetzung, sonst wird nicht selten ein weißer Hügel zur braunen, unbrauchbaren Masse. Und der Schnee, der neben der Piste liegt, ist vielerorts verloren, und damit auch das anteilhaft vergeudete, kostbare Wasser aus dem Speicherteich.Was leichter für unsere Mitarbeiter durchführbar ist, wird auch wirklich getan. Natürlich muss die Sache finanziell vertretbar sein, die Effizienz darf bei einem Kostenbrocken wie den Schneeanlagen jedoch keinesfalls vernachlässigt werden. Denn die Errichtungskosten sind ja längst nicht alles.“

Die Fernbedienung arbeitet mit einer Funkverbindung im Gigahertz-Bereich

Billig ist es erst unter`m Strich …Nun zur zweiten Entwicklung, den Großschächten. Sölden hat sich bei der Schneeanlage Rotkogl für eine Vollbestückung mit Türmen entschieden und zusammen mit TechnoAlpin sehr viel „Hirnschmalz“ in die Entwicklung neuartiger Lösungen gesteckt. Dazu Maier weiter: „Ein Element ist der bewusst große Unterflurschacht (160x 160×200 cm), der einmal ausreichend Platz für Wartungsarbeiten bietet, und andererseits gleichzeitig das Fundament für den Turm darstellt. So muss kein extra Turmfundament mehr betoniert werden. Dies stellt in steilem Gelände – nicht zuletzt finanziell – einen großen Vorteil dar. Ein separates Fundament für den 3,5 m hohen Turm ist nicht gerade billig, oft sind für das Betonieren Helikopter erforderlich.Die Kabel und Schläuche müssen dann in den daneben stehenden Hydromatenschacht verlegt werden… Solche Fehler passieren leider häufig schon bei der Ausschreibung, vor dem Bau der Schneeanlage. Im Ausschreibungstext für die Schneeerzeuger sind meist die Hydrantenschächte enthalten. Weil man in diesem (wie in jedem) Punkt sparen will, werden diese möglichst klein gehalten. Parallel dazu werden die Fundamente für die daneben stehenden Türme bei den Baumeisterarbeiten ausgeschrieben. Zählt man die Preise für den (kleinen) Hydrantenschacht und das Fundament des Turmes jedoch erst einmal zusammen, kommt ein wesentlich höherer Preis für das Gesamtpaket heraus, als bei unserer großen, selbsttragenden Schachtversion!Baukastenlösung für verschiedene TypenIm oberen Teil bei unserer Schachtversion ist die gesamte Technik fix fertig vorinstalliert. Dieser braucht nur mehr auf den unteren Schachtring gehoben und angeschlossen werden. Speziell beim Bau von Schneeanlagen größeren Umfanges fällt dadurch ein erheblicher Teil der Endmontage im Feld weg. Weiters haben wir für die Schachtinstallation eine Baukastenlösung für die Typen Turm, Turm-Kombi, Oberflur und Unterflur entwickelt. Jeden dieser Typen können wir mit geringem Aufwand in eine jeweils andere Type umbauen, wenn uns künftige Schneierfahrungen eines Besseren belehren sollten. So sind wir mehr als flexibel, und haben eine sehr effiziente Lösung. Obwohl wir die leistungsstärkste Propellermaschine von TechnoAlpin angekauft haben, wurden 27 Hydranten als Ausführung Turm – Kombi errichtet, also mit einem zusätzlichen Hydromaten für einen mobilen Schneeerzeuger ausgestattet. Bei dieser Vollausstattung bleibt auch in unserem Schacht nicht mehr viel Platz übrig…“

Muster eines neuen, von TechnoAlpin gefertigten Turmschachtes (Variante Kombi), der zugleich als Fundament dient.

Das beste Schlafmittel für TouristikerAbschließend formuliert Michael Maier ein Fazit: „Schneeanlagen werden heute für eine immer kürzere Einschneizeit gebaut. Die Zeit selbst spielt eine immer größere Rolle. Die Schneitemperaturen werden zunehmend unverlässlicher. Nebenbei machen sehr kalte Perioden die Beschneiung aufgrund der wesentlich größeren Schneeproduktion erheblich wirtschaftlicher, der Energieverbrauch ist bei Propellermaschinen über den gesamten Temperaturbereich, bei dem Beschneiung überhaupt möglich ist, konstant. Unsere Mitarbeiter müssen bei immer größer werdenden Schneeanlagen auf z. B.wechselnde Windverhältnisse reagieren. Wirtschaftliche Beschneiung resultiert aus dem Zusammenspiel von moderner Technik, und guter alter Kopfarbeit. Dann ist eine Schneeanlage wirklich das, was von einem unserer Geschäftsführer immer behauptet wird: Das beste Schlafmittel für Touristiker.“

    
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