Die heuer bereits zum 9. Mal veranstaltete Schneiakademie versammelte ein internationales Publikum in Retz (NÖ). Thomas Jürs, GF vom Hauptsponsor Wintertechnik Engineering, konnte ca. 60 Gäste aus Deutschland, USA, Kanada, Bosnien, Armenien – und natürlich Österreich – begrüßen. Das dichte Programm mit allen erdenklichen Aspekten der technischen Beschneiung bzw. des Pistenmanagements wurde wieder von Dr. Hans Peter Heitzinger, Wirtschaftsministerium, moderiert.

Sepp Moser, Schneimeister der Skilifte Lech, stellte den alle 5 Jahre bei der Schlegelkopfbahn stattfindenden Schneitest vor. Fotos: mak

Schwerpunkte der 9. Auflage der Schneiakademie waren einerseits die Pistensicherheit – hierzu referierten Mag. Jörg Schröttner vom Verkehrsministerium und Dr. Christoph Haidlen, CHG-Rechtsanwälte Innsbruck – andererseits interessante Praxisbeispiele wie das Engagement von SMI in Sotchi bezüglich der olympischen Winterspiele 2014 durch Präsident Joe VanderKelen oder die Präsentation der Damülser Bergbahnen durch BL Markus Simma zum Thema „Investitionen und Nebengeräusche“ und last but not least Fachvorträge über die aktuelle Klimaentwicklung, neue Vorhersagemodelle und neue Schneitechnologien (z.B. Dendrite Generator. BOKU Wien). Den Abschluss des abwechslungsreichen Programmes mit 14 Beiträgen bildete eine Doppelconférence von RA Dr. Gottfried Forsthuber und DI Thomas Forsthuber zur aktuellen Thematik: „Wiederverleihung von wasserrechtlichen Bewilligungen aus technischer und juridischer Sicht.“Im Folgenden konzentrieren wir uns auf die markantesten Aussagen.

Der Schneitest in LechDer Lecher Schneimeister Sepp Moser eröffnete den Reigen der Referate mit der Vorstellung des alle 5 Jahre stattfindenden Schneitestes bei der Schlegelkopfbahn der Skilifte Lech. Der letzte Test wurde in Patronanz von Mountain Manager im Jänner 2009 über 3 Tage lang durchgeführt, alle Ergebnisse wurden hinterher im MM publiziert. Generell sind die Hersteller und auch die Medien stark interessiert an derartigen Materialprüfungen, um unabhängig von Firmen-Prospekten an Daten zu kommen, meinte Moser. Abgesehen vom Schneitest lassen manche Hersteller auch ihre neuen Maschinen in Lech prüfen. Für durchaus interessant als Unterstützung beim Schneemachen hielt Moser das Additiv Snomax und Aktivatoren wie das SnowPlus von Löhnert. Auch der Umgang mit der Bodenwärme ist ein Thema, da ein Warten auf das Gefrieren so wie früher nicht mehr drinnen sei.

Alois Schmidhuber von GIFAS steuerte auf der Schneiakademie zwei Vorträge bei.

Zwei Fachbeiträge von GIFASAlois Schmidhuber von GIFAS steuerte gleich zwei Vorträge bei: zum einen über „LED, das Licht der Zukunft“ und zum anderen über „Periodische Überprüfungen von Arbeitsmitteln sowie Fakten zu Elektranten und Feldleitungen.“ Es gibt eine Verordnung der EU-Kommission, die weniger effiziente Lampen verbietet (bei Glühbirnen sind 5% Licht und 95% Abwärme). LED ist das effizienteste Leuchtmittel am Markt, extrem robust, erschütterungsunempfindlich, mit einer Lebensdauer bis zu 50000 h und praktisch wartungsfrei. Außerdem ist LED gut für nachtaktive Insekten und Zugvögel. Die Amortisationszeit beträgt nur 3–5 Jahre obwohl LED noch relativ teuer ist. Das Leuchtmittel ist fast überall einsetzbar: auf Loipen, Trassenbeleuchtungen, Quads, Pistenraupen, Schneeerzeugern, Skidoos, Parkplätzen, Tal- und Bergstationen oder Arbeitsplatzbeleuchtungen. Sogar die Skihalle in Neuss wurde mit LED ausgestattet, um die Farbe des Schnees optisch ansprechend zur Geltung zu bringen.Zur Prüfung aller Arbeitsmittel, die mit elektrischer Spannung zu tun haben – einmal jährlich oder nach Instandsetzung, hat GIFAS den Prüfkoffer Easy Check entwickelt. Mit diesem Alukoffer erübrigt sich sogar ein Laptop, die Prüfung gestaltet sich einfach und schnell. Easy Check ist auch mit der Betriebsleiter-Software verknüpfbar (Mountain Office) und erstellt ein Prüfprotokoll.In puncto Feldleitungen und Elektranten meinte Schmidhuber, dass dieser Bereich in der Praxis immer etwas stiefmütterlich behandelt werde. Es gelte Vorschriften bzw. Empfehlungen wie Verlegungstiefe, Zugbeanspruchung max. 25 kN, Bettung und Schutz, Leerverrohrung etc. zu beachten. Für Elektranten sind außerdem spezielle Gehäuse notwendig.

Rechtsanwalt Dr. Christoph Haidlen referierte über die „Neueste Rechtssprechung bei den Pistensicherungspflichten“.

Der Dendrite-GeneratorIm Anschluss stellte DI Michael Bacher von der BoKu Wien den sogenannten „Dendrite-Generator“ vor. Dabei handelt es sich um eine neu Art, Schnee aus trockenen hexagonalen Kristallen zu erzeugen, und zwar in einer „künstlichen Wolke“. Dazu muss man 5–10 µ M große Eiskeime im Kältelabor wachsen lassen und wenn sie groß genug sind, werden sie in einem Luftstrom auf das Feld ausgeblasen. Die Schneedichte beträgt nur 250 kg/m3 (Pulverschnee) und ist daher speziell für Tiefschneepisten oder den Landebereich im Funpark geeignet. Durch die Produktionsart ergibt sich eine Einsparung von Wasser und Energie von 40%–60% je m3. Ab Okt. 2012 sind erste Tests im Gelände unter realen Bedingungen geplant. Ziel ist eine Schneeproduktion von 10 m3/h. Die Wirtschaftliche Verwertung der Technologie ist derzeit allerdings noch hypothetisch. Es gibt einen nicht näher genannten Industriepartner.

Mag. Jörg Schröttner von der Seilbahnbehörde widmete sich dem neuen Lawinenerlass sowie der „Problematik der Tourengeher“.

Neues aus der RechtssprechungDen nächsten Tag eröffnete Rechtsanwalt Christoph Haidlen über die „Neueste Rechtssprechung bei den Pistensicherungspflichten“. Mit dem Kauf der Liftkarte entsteht ein Beförderungsvertrag, der eine Haftung nach einem Unfall „beim Betrieb“ der Anlage einschließt. Man unterscheidet grundsätzlich zwischen typischen und atypischen Gefahrenquellen. Der freie Skiraum gehört nicht zu den abzusichernden Flächen. Es muss nur gekennzeichnet sein, wo der Pistenbereich endet. Es gibt außerdem eine „vorvertragliche Haftung“ wie z.B. den Parkplatzbereich. Dort halten sich in der Regel die Leute auf, die eine Karte kaufen wollen, daher fällt er unter die Sicherungspflicht. Beschneiungsanlagen zählen zu den typischen Gefahrenquellen (Sichtbehinderung, Schneehügel, unterschiedliche Schneebeschaffenheit). Zum Thema „ Abendabfahrten“ bemerkte Haidlen, dass außerhalb der Betriebszeiten kein organisierter Skiraum bestehe, jedoch müssten Absicherungsmaßnahmen beim Präparieren getroffen werden (Seilwinde). Nach Betriebsschluss existiere nur noch Wegehalter-Verantwortung. Bezüglich Rennstrecken gelte eine „erhöhte Sorgfaltspflicht“.Gefahrenquellen kennt man übrigens auch beim Sommerbetrieb (Sommerrodelbahnen etc.)In Folge widmete sich Mag. Jörg Schröttner (BMVIT) von der Seilbahnbehörde der „Sicherung der Seilbahnen und Skipisten anhand des neuen Lawinenerlasses“ sowie der „Problematik der Pistentourengeher. Der jüngste Lawinenerlass ist noch brandneu, nämlich erst am 12. 9. In Kraft getreten. Der Unterschied zwischen Neuanlagen und Ergänzungsanlagen wurde aufgehoben. Man geht als Grundlage von einem 150 jährigen Bemessungsereignis für ein Risiko aus, ansonsten müssten jeweils ständige Schutz-Einrichtungen gebaut werden. Man unterscheidet allgemein zwischen Anlagen- und Betriebssicherheit. Nur die Hauptskipiste wird künftig noch in die Beurteilung einbezogen. Neu ist auch, dass ein Lawinenkonzept erstellt werden muss.Bezüglich Tourengeher-Problematik sagte Schröttner, dass die Leute die Pisten benützen dürfen, außer der Erhalter untersagt dies nicht ausdrücklich. Es besteht ein Gemeingebrauch, der aber nicht unentgeltlich erfolgen muss (Pistenmaut). Vor atypischen Gefahren muss immer gesichert werden. Aufsteigende Tourengeher selbst stellen jedoch keine atypische Gefahr dar.

Patrice Malo präsentierte das kanadische Skigebiet Mont Tremblant (Quebec).

Sotchi, Mont Tremblant und DamülsJoe VanderKelen, Präsident SMI Snowmakers, präsentierte das SMI-Engagement in Sotchi (880 m – 1970 m): über 400 Schneemaschinen (hauptsächlich PoleCat, aber auch Lanzen) werden platziert, 90% davon an fixen Stellen, und 3 Pumpstationen mit 14 Pumpen errichtet, die Investition beträgt 100 Mio. Dollar. Insgesamt werden 22 km Piste mit 90 ha Fläche angelegt, 310000 m3 Wasser werden zum Schneemachen zur Verfügung stehen. Duktus wird die Rohre liefern, außerdem werden drei 3 S Bahnen installiert und Hotels für 15000 Betten gebaut. Für die Auftragsvergabe war ein Konzept, das im Einklang mit der Natur abgewickelt werden kann, entscheidend.Eine Präsentation über das kanadische Skigebiet Mont Tremblant (Quebec) brachte Patrice Malo den Zuhörern mit. Das wie 5 weitere Resorts zur Intrawest Gruppe gehörende Skigebiet zieht 700000 Skifahrer/Jahr an und hat seit 1991 eine Milliarde Dollar in die sehr erfolgreiche Entwicklung zum Ganzjahresgebiet inkl. Golf, See und Biking Trails investiert. Dem Gast bieten sich 95 Pisten, die zu 71% (188 ha) mittels 1029 Lanzen und 505 l/s Pumpleistung beschneit werden.Anschließend gab BL Markus Simma Einblicke in das Vorarlberger Skigebiet Damüls, das seit 2010 mit Mellau verbunden ist. Mit 60 Schneeerzeugern wird 584000 m3 Schnee produziert, wobei die stark steigenden Betriebskosten eine ebenso große Herausforderung darstellen wie die Unfallprävention, neue Sportarten und das Finden guter Mitarbeiter in ausreichender Zahl.

Betriebsleiter Markus Simma gab Einblicke in die Herausforderungen der Damülser Bergbahnen.

Aus der alpinen WetterkücheAuch dem Themenbereich „Klimawandel“ waren zwei Vorträge auf der Schneiakademie gewidmet. Dr. Marc Olefs (ZAMG) präsentierte ein „Update aus der alpinen Wetterküche“. Seit 2004 werde ein leicht fallender Trend der Lufttemperaturen festgestellt und seit 1989 ein Trend zu niedrigeren Luftdrücken. Es trat eine Entkopplung von Luftdruck und Temperatur ein. Daher habe sich die atmosphärische Zirkulation verändert, es gebe immer weniger Mittelmeer-Tiefs, so Olefs. Weiters habe die Erwärmung in den Alpen zuletzt leicht abgenommen, der Grund dafür ist allerdings noch ungeklärt.Stefan Eisenbach (UBIMET – bekannt durch Unwetterzentrale) stellte neue Vorhersagetechnologien in der Meteorologie und Wetterstationen für Skigebiete vor. Durch die heutige große Rechenleistung der Modelle sind ziemlich exakte Prognosen möglich. Manche Skigebiete betreiben eigene Wetterstationen, damit diese Daten in das UBIMET-Systeme eingebunden werden können, müssen sie WMO-Standard erfüllen, verriet Eisenbach. Neu sind jetzt Laserschneepegel, die auf 1 cm genau messen, und ein Niederschlagsmonitor. Übrigens werden jetzt auch vom Privatfernsehen ATV Wetterkameras angeboten.mak