Die Alpenbahnen Spitzingsee GmbH. errichtet derzeit eine der größten Beschneiungsanlagen Bayerns: 50 Propellermaschinen von LENKO werden in zwei Ausbaustufen die Suttenabfahrt und Teile der Stümpflingabfahrt mit 240 l/s verfügbarem Wasser in 60 Stunden einschneien! Auf diesen Wert hin hat das Ingenieurbüro Klenkhart bei der Gesamtplanung die Schlagkraft ausgelegt. Bemerkenswert ist, dass man am Spitzingsee bisher noch keine Erfahrungen mit der Schneeproduktion hat und sich trotzdem gleich für diese Riesendimension entschied, die faktisch einen Endausbau darstellt.

28 Türme Winchtower liefert LENKO bei der ersten Ausbaustufe nach Spitzingsee. Foto: LENKO

Am Spitzingsee musste vor drei Jahren eine Grundsatzentscheidung getroffen werden: aufhören oder weitermachen. Der international bekannte Urlaubs- und Wintersportort in den Bayerischen Alpen in der Region Schliersee war vor 30Jahren die Winterdestination vor den Toren Münchens schlechthin, zuletzt musste die damalige Betreibergesellschaft jedoch Konkurs anmelden.Es fanden sich schließlich Interessenten, die sich eine positive Weiterführung nach einer intensiven Modernisierung vorstellen konnten. Geschätzter Investitionsbedarf: 10 Millionen Euro. Konkret waren dies die Unternehmensgruppe Schörghuber mit GF Stefan Schörghuber und die Kreissparkasse Miesbach. Die neue Gesellschaft begann sofort mit der Erneuerung des 2er-Sesselliftes Stümpflingbahn in eine kuppelbare 4er-Sesselbahn, ein Jahr später folgte die Suttenbahn, die ebenfalls von einem 2er-Sessellift in eine 4 SBK mit Wetterschutzhaube umgewandelt wurde. Dadurch wurde das Tegernseer Tal an das Skigebiet Spitzingsee angeschlossen, und zwar in 6 Minuten Fahrzeit statt deren 18 wie vorher. An der Talstation wurden die Parkplätze auf 200 verdoppelt und ein Ski-/Boardverleih bzw. –Service errichtet. Ein wichtiger Schritt war im Dezember 2005 auch die Eröffnung der neuen „alten“ Jagahütt’n am Gipfel des Stümpfling, dem 1506 m hohen Hausberg am Spitzingsee. Die 100 Jahre alte Traditionsgaststätte im Blockhausstil mit 130 Innen- und 300 Terrassenplätzen wurde von der Valepp neben die Bergstationen der am Stümpfling zusammentreffenden Sutten- und Stümpflingbahn versetzt und so zu einem zentralen Treffpunkt in der Skiregion aufgewertet. Nach wie vor in Betrieb ist Taubenstein-Kabinenbahn (1700 m) und zwei Schlepplifte. Diese Maßnahmen sollen das nur 70 Kilometer von München entfernte Skigebiet besonders attraktiv für Incentive- und Gruppenreisen machen, wovon auch die umliegenden Hotel- und Gastronomiebetriebe profitieren würden.

Panoramabild Wintersportgebiet Spitzingsee. Foto: Alpenbahnen Spitzingsee

Lärmarme Whisper-Maschinen gefragtDie erste Etappe sieht die Beschneiung der Suttenabfahrt und der Lorapiste vor, nächstes Jahr will man dann noch den unteren Teil der Stümpfling-Abfahrt machen. Für jede Etappe liefert LENKO jeweils 25 Propellermaschinen der Type FA540, davon sind bei der heurigen Etappe drei lärmarme Whisper-Maschinen. Außerdem haben die Alpenbahnen 28 Schneitürme für die 42 Schächte der ersten Etappe bestellt. Der sogenannte 6 m hohe, elektrisch bedienbare LENKO-Winchtower benötigt kein Fundament, kann also direkt auf den Schacht gesetzt werden. Durch den Turm erhöht sich die Schneileistung um ca. 20 %. Neu ist, dass die Schneemaschinennun auch (bei Bedarf) vom Turm aus bedient werden können. Im allgemeinen ist dies jedoch nicht notwendig, da die Anlage vollautomatisch per Funk über das Leitsystem SNOWNet gesteuert wird. Die Schneerzeuger werden von LENKO komplett mit grünen Abdeckhauben geliefert, damit sie problemlos auf denTürmen stehen gelassen werden können. Dies ist aufgrund des geringen Serviceaufwandes erstens kein Problem (ölfreier Kompressor) und zweitensauch aus ökologischer Sicht besser, da man sonst beim Aufstellen im Vorwinterdie Wiesen in Mitleidenschaft sziehen müsste.

Baustelle Hauptpumpstation an der neuen Beschneiungsanlage Suttenabfahrt. Foto: DI Weiler/Klenkhart

Nur 60 Stunden EinschneizeitDie Einschneizeit wurde wie eingangs erwähnt auf 60 Stunden ausgelegt – ein Wert, der eine schlagkräftige Anlage bedingte. Verständlich, da in diesen Höhenlagen zwischen 1 100–1 500 m jede verfügbare Zeit optimal genutzt werden muss und viel im Grenztemperaturbereich gearbeitet werden wird. Nach der zweiten Ausbaustufe wird man es am Spitzingsee also mit einer der größten Anlagen in Bayern zu tun haben. Man hat hier keine „Salamitaktik“praktiziert, sondern die Anlage sofort für den Endausbau konzipiert.Die Ausschreibung, Oberbauaufsicht und Behördeneinreichung wurde von DI Christian Weiler, Ingenieurbüro Klenkhart, abgewickelt.  Keine leichte Aufgabe für die bewährtenPlaner, die Auflagen für die Umweltverträglichkeit zu bewältigen. Man musste Verzögerungen bei der Bewilligung hinnehmen.Von den in Frage kommenden drei Schneemaschinenanbieternbekam schließlich LENKO den Zuschlag. Als Begründung gab Geschäftsführer Peter Lorenz neben demguten Preis-Leistungsverhältnis die Tatsache an, dass der angebotene Schacht Turmlösungen zuließ, ohne dass Fundamente nötig sind. Weiters war auch die Whisper-Maschine ausschlaggebend, die wegen des Lärmgutachtens gebraucht wird und bei LENKO den Vorteil hat, dass man diese Maschine aufgrund ihrer zwei Drehzahlbereiche auch wie eine „normale“ Maschine einsetzen kann. Folglich muss keine weitere Maschinentype gekauft werden, wie es bei den Mitbewerbern der Fall gewesen wäre, um diese Schneemenge zu erreichen.

Die Interviewpartner beim MM-Lokalaugenschein (v. l. n. r.): Günther Praxmarer (LENKO Austria), Michael Manthei (LENKO Deutschland), Peter Lorenz (Technischer GF Alpenbahnen Spitzingsee) und BL Stefan Heiß.

Wenig Verstellarbeit durch große BestückungFür die Firma LENKO ist dieser Auftrag einschönes Referenzprojekt. Selbstverständlich wird man die neu aufgestellte Schneimannschaft bei ihren ersten Schneierfahrungen tatkräftig unterstützen. „Wobei einem ja die Automatik bereits viel Arbeit abnimmt“, bemerkt LENKO-Austria Geschäftsführer Günther Praxmarer. „Auch das Beispiel Oberjoch zeigt, dass man auf Anhieb viel Erfolg haben kann. Außerdemergibt sich bei dieser großen Bestückung relativ wenig Verstellarbeit.“Von der Initiative in Spitzingsee profitiert übrigens auch Deutschlands größter Skipass- und Bergbahnverbund mit 75 Bahnen und Liften, die „Alpen Plus Partner“, zu denen auch noch der Skizirkus Brauneck-Wegscheid in Lenggries, die Wallbergbahn in Rottach-Egern/Tegernsee, das Skiparadies Sudelfeld in Bayrischzell/Oberaudorf sowie das Skizentrum Zahmer Kaiser in Walchsee-Durchholzen/Tirol gehören. Der seit 2002 bestehende Kartenverbundsetzt auf moderate Kartenpreise und die schnellere Erreichbarkeit für den Großraum München bzw. Rosenheim. Angesichts der hohen Spritpreise heutzutage kein unwichtiges Argument für viele Familien.mak