Die Bergbahnen St. Johann/Tirol unterstützen die Bemühungen der Firma Zottl, der Branche mit einer neuartigen Propellermaschine das (trockene =

Interviewpartner DI Dr. Ingo Karl, GF der Bergbahnen St. Johann und Österreichs Fachverbandspräsident, setzte als erster Seilbahner der Alpenrepublik Zottl-Maschinen ein. Foto: Studio

MM-FRAGE: „Ingo, wie kam es zu Deiner Entscheidung für die außergewöhnlichen ZEKMaschinen?”Dr. Karl: „Ich predige bei diversen Besprechungen mit den Zulieferern von Beschneiungsanlagen aber auch bei Seilbahntagungen seit 5 Jahren immer wieder, dass es nicht angehe, dass diese Firmen nur verkaufen und verkaufen, und sich nicht intensiv um (revolutionierende) Forschung und Entwicklung kümmern. Ein neues Gehäuse und niedrigere Aggregate sind keine echten Innovationen, diese müssen vielmehr in den Bereichen Kältetechnologie, Steuerung und Regelung stattfinden. Hier hat sich vor allem ein Südtiroler Hersteller sehr engagiert, aber sonst ist relativ wenig passiert. Es gibt ja sicher eine Vielzahl von Zugängen zur Kältetechnik und hier sollten die Schneemaschinen-Produzenten überprüfen, was für unsere Belange adaptierbar ist. Auf meine Appelle hin ist natürlich jahrelang nichts geschehen, bis ,zufällig’ ein Quereinsteiger in unsere Branche, die niederösterreichische Firma Zottl, einen Schritt in diese Richtung getan hat. So trifft bei der Zottl z. B. die Luft schon in der optimalen Strömung auf das Ventilatorblatt, der Kompressor ist stärker, ohne mehr Energie zu verbrauchen als durchschnittliche Propellermaschinen und viele weitere Kleinigkeiten. Das hat mir gefallen und meine Leute haben nach einem Test im März 2006 bestätigt, dass die Zottl geschnien hat, während aus Propellermaschinen anderer Marken nur Wasser versprüht wurde. Hierauf habe ich mich für eine Zusammenarbeit als Testgebiet zur Verfügung gestellt – das heißt, wir bezahlen für den Einsatz der 5 ZEKMaschinen, können diese aber Ende Februar 2007 zurückgeben, wenn sie unsere Erwartungen bezüglich Leistungen im Grenztemperaturbereich nicht erfüllen. Derzeit (Ende Jänner) geht die Tendenz dazu, sie zu behalten.”

Die neue ZEK147 C von Zottl beim Schneemachen vor der Kulisse von St. Johann am 4. 11. 2006. Foto: Zottl

MM-FRAGE: „Hat die ZEK die in sie gesetzten Erwartungen erfüllt?”Dr. Karl: „Bezüglich der Temperaturen sehr wohl. Die Maschine arbeitet im Grenztemperaturbereich tatsächlich bei -0,5° C Feuchtkugeltemperatur – das will ja was heißen! Wir schneien dabei zwar nicht überaus viel, aber immerhin es funktioniert. Wieviel Schnee wir genau produziert haben, kann ich erst nach Abschluss der Mengenmessungen bekannt geben. Die Maschine hat natürlich noch Kinderkrankheiten, die jetzt vermutlich der Reihe nach beseitigt werden. Für mich ist sie eine reinrassige Testmaschine mit vielversprechenden Zukunftschancen. Früher als wir in St. Johann hat meines Wissens nur die (klimatisch begünstigtere) Reiteralm Schnee produziert. Wir haben vor allem die Senken von Wegkanten bei Pistenquerungen beschnien, die bekanntlich immer sehr viel Maschinenschnee brauchen und einen Betreiber immer sehr aufhalten. Bis knapp vor Weihnachten sind die Senken mit Schnee gefüllt geblieben, so dass wir uns nachher, als die Temperaturen wieder allgemenein Schneeproduktion zuließen, um einiges leichter getan haben. Wir hätten mit 5 Zottl-Maschinen aber niemals eine Piste einschneien können, weil es nie so lange die -0,5° C Feuchtkugel gehabt hat. Es ist jedoch den Leuten im Unterinntal aufgefallen, dass St. Johann schneit, und die Kunde hat sich wie ein Lauffeuer verbreitet – auch bei anderen Schneierfirmen.”MM-FRAGE: „Was sind ihre größten Vorteile bzw. gibt es auch Nachteile, z. B. beim Handling aufgrund des Gewichtes oder bei der komplizierten Steuerung?”Dr. Karl: „Die größten Vorteile sind die um ca. 3° C höheren Feuchtkugeltemperaturen, die einen Schneistart erlauben, bei kaum mehr Energieverbrauch als normale 5-Ring-Maschinen. Die ZEK ist tatsächlich kompliziert in der Steuerung, aber meine Leute haben nach einem halben Tag Einschulung die Sache verstanden. Das Handling mit Pistengeräten ist grundsätzlich an der Grenze. Gewichtsreduktion wäre also wünschenswert, ebenso Vereinfachung der Steuerung. Man sollte Zottl in jedem Fall die Chance für weitere Optimierungen geben.”

MM-FRAGE: „Wie ist der Vergleich zu Deinen anderen Propellermaschinen?”Dr. Karl: „Die anderen Propellermaschinen sind bei -0,5° C Feuchtkugel noch still gestanden, weil wir diese erst bei -3,6° C Feuchtkugel starten können. Die relative Luftfeuchtigkeitbetrug ca. 75 %, das heißt, dass die Lufttemperatur tatsächlich im Plusbereich lag (ca. +0,75° C).MM-FRAGE: „Hat man mit dieser Maschine eine Waffe gegen zu warme Winter gefunden? Liegt hier die Zukunft der Beschneiung?”Dr. Karl: „Ja, sie ist eine Waffe, allerdings eine noch zu teure! Das wird sich aber mit der Serienproduktion ändern. Die Maschine hat das Potenzial, im Niederdrucksektor eine neue Dimension zu eröffnen. Hannes Zottl wird sicher nicht ruhen, bis er eine optimale Variante ausgetüftelt hat. Welche Grenztemperautr-Werte mit diesem Aggregates noch zu erreichen sind, kann ich nicht sagen. Ich glaube, dass dieser Zugang zur Kältetechnik derzeit bei 0° C FKT seine Grenzen hat. Von dort weg sind andere Zugänge vonnöten. Die israelische Firma IDE zeigt uns ja mit einem ,Zufallsprodukt’ vor, wie leicht es ginge – in diesem Fall mit der Vakuum-Technologie. So gesehen hat unsere Branche also noch Pfeile im Köcher in Hinblick auf die Klimaerwärmung. Bei einer raschen Weiterentwicklung der Schneeerzeuger haben die Skigebiete auf alle Fälle Perspektiven. Ich denke, dass technologisch ein Schneien bei +5° C in den nächsten 10 Jahren erreichbar ist.”MM: „Wir danken für das Gespräch.”

Eine Aufnahme vom 21. Dezember 2006. Laut Zottl ist die ZEK die Maschine mit dem geringsten Energieverbrauch per m3 Schnee im Grenzbereich. Foto: Zottl