Christoph Bründl, GF von 10 Intersport-Shops in Zell am See und Kaprun sowie Kapruner Tourismusobmann, sorgt mit Sprüchen wie „Wir vermieten keine Skier, sondern Glücksgefühle”, oder „Es wird nicht ausbleiben, dass wir auch in Salzburg zukünftig Skihallen bauen” laufend für frischen Wind in der Branche. Der laut Eigendefinition Innovationsbesessene sieht sein – und eigentlich aller im Tourismus Mitwirkenden – Kerngeschäft im Glücksversprechen an den Gast. Im Jubiläumswinter 06/07 mit dem 50. Gründungstag leistete Bründl einen weiteren Beitrag zur Erlebniskette im Tourismus mit dem Rent Mobil, das den Ski zum Hotelgast bringt. Zusätzlich gibt es kostenlose Skidepots an den wichtigsten Stationen, damit das lästige Schleppen der Skier wegfällt. Solche Service-Offensiven schaffen spürbaren emotionalen Mehrwert!

Interviewpartner Christoph Bründl, Geschäftsführer der gleichnamigen Sportshop-Kette mit 10 Filialen in Kaprun, Zell/See, Ischgl und der Skihalle Wittenburg sowie Tourismusobmann von Kaprun, ist ein Querdenker. Fotos: Bründl

MM-FRAGE: „Wie soll bzw. kann die Zukunft des Wintersport-Tourismus aussehen? Ist Entertainment zu bieten und eine positive Aura ausstrahlen – in der ganzen Erlebniskette des Tourismus – effektiver als über Lösungen für die Klimaproblematik zu diskutieren?”Bründl: „Wintersport wird insbesondere in den Topregionen Österreichs immer mehr ein Thema für die oberen Einkommensschichten. Die Preise für Skitickets, Übernachtungen, Skimiete, Skischule etc. werden noch weiter steigen, und damit wird das Ganze einfach nicht mehr leistbar für untere Einkommensschichten. Betrachtet man die Vielfalt an möglichen Urlaubsangeboten, so müssen wir der Realität ins Auges schauen, dass Wintersport sicherlich eine der teuersten Urlaubsarten ist und bleibt. Ganz entscheidend wird sein, dass die ,Erlebniskette’ wesentlich optimiert, emotionalisiert und geschlossener wird. Wintersport ist für mich nach wie vor viel zu kompliziert und aufwändig. Allein die Informationssammlung und Buchung bei den einzelnen Leistungsträgern ist oft zu mühsam. Ein Kernthema für mich ist der Skibus. Tourismusmanager sollten an den Spitzentagen hin und wieder mit dem Skibus fahren, das Auto am Liftparkplatz abseits parken, das Schleppen der Ausrüstung, das Warten bei der Liftkassa und dann noch das Warten beim Lift oder dann sogar noch die Schlange im SB-Restaurant erleben. Ob das dann Wohlbefinden, Regeneration, Freude und den ersehnten Urlaubsspaß auslöst, inbesondere für die gehobenere Schicht, ist schwer vorstellbar.”MM-FRAGE: „Sie haben kürzlich in einem Interview für die SN die Meinung vertreten, dass auch in den Skiregionen künftig sicher Skihallen entstehen werden und dies auch kommerziell befürwortet. Das hat Staub aufgewirbelt, weil damit Imageprobleme verbunden sind. Wer will seine ,Unfähigkeit’, weiße Pisten zu bieten, für alle sichtbar zugeben und als Ersatz eine künstliche Schnee-Welt hinstellen, die für Flachländer erfunden wurde?”Bründl: „Meine Kernaussage dort war anders. In einer Ganzjahresdestination wie Zell am See – Kaprun, wo der Gast heute fast immer Schnee spüren kann, muß das auch langfristig in Zukunft unbedingt der Fall sein. Wir brauchen hierzu keine kostspieligen Hallengebäude bauen, sondern ganz einfach eine Talpiste überdachen. Das ist sicherlich kein Angebot für das klassische sportliche Skifahren. Es geht hier um ein Angebot für Snowboarder, Kinder-Fun-Parks, Anfänger und insbesondere als Eventlocation. Wesentlich hierbei ist der mögliche Abendbetrieb, die Schlechtwetter-Alternative und natürlich die wahre Schneegarantie.”

Der 14 m hohe Eventtower mit Plasma-Bildschirmen verleiht dem Bründl Hauptshop eine besondere Aura.

MM-FRAGE: „Kann das als Reaktion auf die Klimaproblematik verstanden werden?”Bründl: „Ich denke, dass die Sonne in den klassischen Saisonwochen oft wichtiger ist, als wieviel Schnee wir haben. Das als Antwort zur leidigen Klimaproblematik.”MM-FRAGE: „Sie stellen als Trend im Skisport ,fun and soft’ fest, also dass nur noch eine Minderheit das Skifahren total sportlich betreibt, die Mehrheit – vor allem die Jungen – aber einfach nur Spaß haben will. Müssen wir uns also auf eine neue Skikultur einstellen, welche das Traditionelle auflöst und nichts mehr mit der Pisten-Stimmung der vergangenen 30 Jahre zu tun hat?”Bründl: „95 % der Europäer fahren nicht oder nicht mehr Ski. Wir beschäftigen uns zuviel nur mit dem klassischen 5% Skimarkt. Wir brauchen neue, kreative und intelligente Produkte für den 95 % Nicht-Skifahrermarkt. Hierzu braucht es innovative Fungeräte, die es dem in der Regel unsportlichen Gast erlauben, vom Berg in das Tal zu gleiten. Und zwar ohne die mühsamen Skischuhe oder den komplizierten und oft auch gefährlichen Skischwung.”

Bründl: „Ein Sportshop soll und kann ein wichtiger Teil in der Erlebniskette im Tourismus sein, wenn er ein revolutionäres Verleihkonzept hat.”

MM-FRAGE: „Intersport Bründl leistet da ja bereits seine Beiträge mit ,Don’t carry, we care’ und der jüngsten Idee des RENT MOBIL, um dem Skifahren seine ,Kompliziertheit’ zu nehmen. Welche Philosophie steckt hinter den rollenden Shops?”Bründl: „Wir wollen mit unseren Shops insbesondere bei den Stationen doch einen wesentlichen Beitrag zur Entstressung und dadurch mehr Wohlbefinden leisten. Das Skimaterial muß in Zukunft am Abend an der Station bleiben. Das mühsame Schleppen muss ein Ende haben. Die Skimiete wird in den nächsten Jahren sicherlich weiter steigen, weil es für den Kunden bequemer, sicherer und auch wirtschaftlicher ist. Die Flächen an den Stationen sind jedoch begrenzt. Deshalb haben wir mit dem Rent Mobil eine doch sehr innovative Lösung gefunden, wo der Gast vor dem Hotel sein Material wählt und dieses am nächsten Tag in der Station in einem Depotkasten erwartet. Das ist spürbarer emotionaler Mehrwert, insbesondere für die gehobene Gästeschicht.”MM-FRAGE: „Gibt es auf diesem Sektor noch weitere Möglichkeiten?”Bründl: „Wir arbeiten derzeit an der Entwicklung einer innovativen Depotlösung im Freien. Wir müssen jedem Gast die Möglichkeit bieten, dass insbesondere sein Skimaterial an der Station übernachtet. Die Kapazitäten in den Stationsgebäuden sind begrenzt und meistens von einer hektischen Atmosphäre geprägt.”

Jüngster Coup des innovationsbesessenen Bründl ist das Rent Mobil für Ski-Equipment, das dem Gast bis zum Hotel entgegen kommt (Design Carvatech und Storz). Foto: Carvatech

MM-FRAGE: „Wenn wir soviel in Komfort investieren, werden wir aber ein Publikum brauchen, das diesen bezahlen will/kann. Wird es künftig also nur noch einige wenige Premium-Skigebiete geben und als Gegengewicht ein paar ,Diskont-Skigebiete’?”Bründl: „Wintersport in einer Qualität, wie wir ihn in Zell am See-Kaprun und insbesondere in Ischgl bieten, spricht höhere Einkommensschichten an. Mit Billigangeboten werden wir nicht mehr weiterkommen, da wurde zuviel investiert. Wir müssen uns also konsequent weiter in Richtung Premium-Skigebiet entwickeln. Nicht jeder wird sich diese Art von Urlaub leisten können. Diskont-Skigebiete werden künftig vor allem in Tschechien, Slowakei, Bulgarien und Rumänien für neue Massen entstehen. Diese liefern u. a. den Nachwuchs für uns, denn irgendwann will jeder dieser jungen Skifahrer ein Premium-Skigebiet erleben. Noch einen für mich ganz wichtigen Gedanken zum Thema Hardware versus Software möchte ich aussprechen. Ich beobachte sehr intensiv, mit welcher Geschwindigkeit, Mut und Entschlossenheit die Bergbahnen ihre neuen Liftprojekte in Millionenhöhe entscheiden. Dafür gibt es auch sehr professionelle innovative Lieferanten. Wenn es um Software-Projekte wie Mitarbeiterentwicklung, Marketing, Werbung, Infoservice, Leitsysteme etc. geht, durch dies es zur wirklichenspürbaren Kundenverblüffung kommt, fehlt bei diesen kostenmäßig wesentlich kleineren Investitionen jegliche Aufgeschlossenheit, Mut und Entschlossenheit. Ich bin überzeugt, dass die Software der wesentliche ,Differenzierungsfaktor’ der Zukunft sein wird, und dass dieser Faktor auch nicht von vielen so leicht kopierbar und professionell umsetzbar ist.MM: „Herr Bründl, wir danken für das Gespräch.”