Der Ausbau erneuerbarer Energien hat – insbesondere auf Grund der Klimawandelthematik – in den  letzten Jahren stark zugenommen. Neben ökonomischen Faktoren bei der Errichtung der Anlagen, stellt sich für einen Seilbahnbetrieb vor allem auch die Frage nach der Außenwirkung auf Gäste und Medien. Diesbezüglich hat die Universität für Bodenkultur Wien, Institut für Landschaftsentwicklung, Erholungs- und Naturschutzplanung eine breit angelegte Befragung in vier großen österreichischen Skigebieten durchgeführt.

Österreichs Seilbahnpräsident Franz Hörl (1. v. l.:) hat in seinem Skigebiet schon vor 4 Jahren einen „Solarmover“ installiert. Im Vergleich zur Schweiz positionieren sich die österreichischen Bergbahnen jedoch noch sehr zurückhaltend beim Einsatz Erneuerbarer Energien. Foto: TVB Zillertal

Laut den Verantwortlichen dieser Studie – DI Dr. Alexandra Jiricka, DI Boris Salak und DI Dr. Thomas Schauppenlehner – stellten sich grundsätzlich folgende Fragen:Entstehen durch den Einsatz Erneuerbarer Energien Wettbewerbsvorteile? Steigt der Imagewert, wenn der erhöhte Energieeinsatz für die Beschneiung (teilweise) aus „grüner Energie“ gewonnen werden kann? Wie ist die Akzeptanz der notwendigen technischen Anlagen bei den Gästen? Was muss ich als Destination beachten, die sich auch vermehrt im Sommer positionieren will? Welche Möglichkeiten bestehen bei Neuprojekten, die zu erwartende Reaktion der Touristinnen und Touristen abzuschätzen? Bei der Umfrage selbst wurde sowohl der Stellenwert von erneuerbaren Energien bei der Destinationsentscheidung als auch die differenzierte Akzeptanz verschiedener Produktionsmöglichkeiten und der dazugehörigen Anlagen bei über 2000 Gästen abgefragt.Die verschiedenen Möglichkeiten der Energiegewinnung wurden dabei von den Befragten unter drei Gesichtspunkten bewertet: Auswirkungen auf die Umwelt, beeinträchtigende Emissionen, sowie Auswirkungen auf das Landschaftsbild. Bei den Formulierungen wurde darauf geachtet, neutrale bzw. möglichst positive Beschreibungen der jeweiligen Energiequellen zu charakterisieren. Die Energiequellen repräsentieren die in den alpinen Gebieten derzeit eingesetzten Möglichkeiten.

Akzeptanz Erneuerbarer Energiequellen in Wintersportgebieten.

Unterschied zwischen Sommer- und WintergästenBei den Wintergästen spielt der Einsatz Erneuerbarer Energien erwartungsgemäß eine untergeordnete Rolle bei der Buchungsentscheidung. Wie in anderen Studien erhoben, sind für die Touristen bei der Auswahl des Skigebietes die Qualität der Pisten, die Schneesicherheit und das Preis-Leistungsverhältnis besonders wichtig. Ebenfalls noch von hoher Bedeutung sind die Lage, die Atmosphäre und Größe des Skigebiets, aber auch die landschaftliche Schönheit. Explizit nach der Präferenz von Gebieten mit oder ohne erneuerbaren Energien gefragt, sprechen sich knapp die Hälfte der befragten Wintergäste für den Einsatz erneuerbarer Energien aus, nochmals vierzig Prozent sind unentschlossen und nur zehn Prozent dagegen. Wenn man die Sommergäste betrachtet, zeigt sich, dass für sie die Landschaft und deren Erhalt (von knapp 80 % als sehr wichtig bewertet) zusammen mit der Atmosphäre im Gebiet die bedeutendsten Kriterien zur Destinationswahl sind, während die Preissensibilität signifikant geringer ist als beim Wintergast. Auch Verbesserungen im Umweltmanagement, um negative Einflüsse auf Natur und Umwelt zu reduzieren, werden als sehr relevant bewertet. Hohe Zustimmung herrscht bei der Frage nach der Wertschätzung der Erzeugung erneuerbarer Energien im Skigebiet bzw. in der Bergregion. Rund 90 % der Gäste beurteilen den Einsatz Erneuerbarer Energien, die in der Region gewonnen werden als „sehr gut“ oder „gut“. Höhere Akzeptanz bei JüngerenDie Bewertung verschiedener Energiequellen im Detail ergibt nur wenige Unterschiede zwischen Sommer- und Wintergästen. In bestehende Infrastruktur integrierte Energieträger werden signifikant besser beurteilt als freistehende Anlagen. So werden z. B. Solarpaneele auf bzw. an Gebäuden gegenüber freistehenden Anlagen bevorzugt. Ebenso wird Stromgewinnung aus Wasserkraft über Beschneiungsanlagen und bestehende Speicherseen im Vergleich mit anderen Energiequellen gut akzeptiert. Dies zeigt, dass sich Bemühungen, wie die verbesserte optische Einbettung von Speicherseen in die Landschaft, lohnen. Insgesamt wird Windkraft sowohl in kleiner kompakter Form, als auch als freistehende große Anlage vergleichsweise schlecht beurteilt (vgl. Grafik 1). Die Befragung in den vier Gebieten macht aber auch deutlich, dass es sowohl bei den Altersgruppen als auch bei den Nationalitäten (es nahmen Gäste aus Deutschland, Schweiz, Niederlande, Skandinavien und in kleinerer Zahl auch anderen Ländern teil) deutliche Unterschiede gibt. Jüngere Winter- und Sommergäste zeigen generell eine höhere Akzeptanz und beurteilen mögliche Auswirkungen weniger kritisch. Es scheint darüber hinaus, dass die Diskussion im Heimatland die Entscheidung beeinflusst – so sind v. a. deutsche Gäste sehr kritisch gegenüber Windkraft eingestellt, während österreichische Gäste Energieerzeugung aus Wasserkraft negativer bewerten. Bei den bereits in der Region vorherrschenden Anlagen zur Energieerzeugung ist die Akzeptanz vergleichsweise hoch. Ebenso legen Gäste, die sich längere Zeit bzw. mehrsaisonal in der Region aufhalten bzw. öfters in die Region kommen auf den Einsatz erneuerbarer Energien mehr Wert, als jene die zum ersten Mal die Destination gewählt haben. Für die Kundenbindung könnte der sorgsame Einsatz erneuerbarer Energien deswegen einen Vorteil bedeuten.

Anwendungsmöglichkeiten unterschiedlicher landschaftsorientierter 3D-Visualisierungstechniken. Fotos: Schauppenlehner, Salak (2)

Visualisierungen geplanter Vorhaben einsetzenUm bei konkreten Vorhaben die Resonanz der Gäste besser abschätzen zu können, werden neben Befragungen auch Visualisierungen geplanter Vorhaben durchgeführt. Derzeit wird der Einsatz interaktiver 3D-Visualisierungstechniken im Rahmen des Projektes „TransWind“ an der Universität für Bodenkultur untersucht (www.transwind.boku.ac.at). In interaktiven 3D-Modellen können Testpersonen an frei wählbare Standorte „wandern“ und so erfahren ob und in welcher Weise das Landschaftsbild beeinträchtigt wird. Für die Bergbahnen könnte hier z. B. eine Fahrt mit der Seilbahn, sowie das Erleben nach dem Ausstieg bei der Bergstation simuliert werden. Ebenso können Blickwinkel von wichtigen Ruhe- und Erholungsplätzen sowie Hütten und Aussichtspunkte erlebbar werden. Um den Immersionsgrad zu erhöhen, bietet sich der Einsatz von Virtual Reality Brillen (VR), die den Betrachter von der Außenwelt weitgehend abkoppeln können und so ein tieferes „Eindringen“ in das Modell erlauben (vgl. Grafik 2). Damit sind freie Spaziergänge (hoher technischer Aufwand) oder vordefinierte Fahrten durch die Destination simulierbar, bei der je nach Kopfbewegung die verschiedenen Blickwinkel auf die veränderte Landschaft erlebbar sind. Augmented RealityEine weitere jedoch noch sehr junge Technologie sind Simulationen mit Hilfe von „Augmented Reality“ (AR) in Verbindung mit geolokalisierten Modellen. Bei AR-Anwendungen muss lediglich das darzustellende Projekt (z. B. Windräder, Solarpanele, etc.) modelliert werden, die Umgebungsinformationen (die Landschaft selbst) werden über das Videobild des Kameramoduls integriert. Die genaue Lage der 3D Objekte wird mit Hilfe des GPS-Moduls im Mobiltelefon ermittelt. Vor allem dieser im Vergleich zu anderen Techniken geringere Modellierungsaufwand aber auch die hohe Flexibilität in der Anwendung durch Smartphones und Tablets verbunden mit dem hohen Immersionsgrad offenbaren wesentliche Potenziale für zukünftige Anwendungen. Zuvor müssen jedoch noch technische Herausforderungen wie z. B. Displayauflösung und Rechenkapazität der Smartphones (VR), GPS-Genauigkeit, die Verdeckung der Landschaft durch das Modell (AR) gelöst werden.Während sich in der Schweiz einige Destinationen ganz bewusst mit dem Einsatz erneuerbarer Energien positionieren – wie etwa St. Moritz mit dem Projekt „Clean Energy“ oder Zermatt mit seinem solarbetriebenen Restaurant am Berg – sind die österreichischen Bergbahnen noch sehr zurückhaltend. Proaktive Kommunikation kann jedoch sowohl helfen Wettbewerbsvorteile zu nutzen, als auch die Akzeptanz zu erhöhen.