Meist sind es die großen Bergbahnunternehmen, die in den Medien präsent sind. Dabei haben auch kleinere Unternehmen eine wichtige Funktion im touristischen Umfeld, die sie durchaus erfolgreich erfüllen. Das Beispiel der Loferer Almbahnen zeigt, wie man sich mit einer exakten Zielgruppendefinition und dem entsprechenden Angebot am Markt behauptet.

Willi Leitinger, Geschäftsführer Bergbahn Lofer GmbH.

MM-FRAGE: „Seit wann sind Sie Geschäftsführer der Bergbahn Lofer GesmbH und was reizt Sie an dieser Aufgabe?“Leitinger: „Ich habe seit 2002 aus der Touristikbranche kommend diese abwechslungsreiche und vielfältige Tätigkeit übernommen. Der Gestaltungsspielraum, die komplexe Thematik eines regionalen Leitbetriebs, die tägliche Arbeit mit Gästen, Betrieben, Institutionen, Grundbesitzern, Mitarbeitern und Entscheidungsträgern sind eine tägliche Herausforderung. Und vor allem, wenn man danach an den Ergebnissen ablesen kann, dass sich der Einsatz gelohnt hat, dann kehrt Zufriedenheit ein.“

Übersichtsplan der Skiregion Lofer.

„Unser kleines Unternehmen steht im Seilbahnen-Benchmark im Mittelfeld“MM-FRAGE: „Geben Sie uns bitte einen kurzen Überblick über die Entwicklung des Unternehmens.”Leitinger: „In den 60er Jahren war der bescheidene Start für die ersten Lifte. Unter Mithilfe der Gemeinden, TVB, Banken und mittlerweile 380 Gesellschaftern aus der Talschaft wurde die Gesellschaft kontinuierlich und unter schwierigen Voraussetzungen weiter entwickelt. Größere Investitionen waren meistens nur mit enormen Klimmzügen, Kapitalaufstockungen und Subventionen von Gemeinden und Land denkbar. Mit mittlerweile ca. 2,8 Mio. Nettoumsatz und einem Cashflow von über 40 % in den letzten Jahren ist unser kleines Unternehmen im Seilbahnen–Benchmark jetzt im Mittelfeld. Die letzte Investition von 4,5 Mio. Euro konnte Dank dieser Entwicklung daher autark ausfinanziert werden.“MM-FRAGE: „Wie sieht Ihr Angebot im Winter aus?“Leitinger: „13 Anlagen, davon 2 Kabinenbahnen, 2 Sesselbahnen und der Rest Schlepp- und Übungslifte verteilen sich auf die 46 km Abfahrten im Gebiet. Die Talstation liegt auf 630 m direkt im Ortszentrum, die höchste Bergstation auf 1 700 m. Eine Höhenloipe und eine 7 km beschneite Talabfahrt runden das Angebot ab. Im März gibt es bei uns außerdem den musikalischen Sonnenskilauf. Dabei kann man bei den Restaurants Live-Musik der anwesenden Musikgruppen hören.“

Eine Familienkarte für Eltern mit ihren Kindern kostet bei der Bergbahn Lofer GesmbH 64 Euro.

MM-FRAGE: „Sie haben sich seit einigen Jahren erfolgreich als Skigebiet für Familien etabliert, warum haben Sie sich für dieses Segment entschieden?“Leitinger: „Die Topographie des Gebiets ist maßgeschneidert für Familien, speziell mit kleinen Kindern. Ich sehe für die kleinen Gebiete die Aufgabe, für den Skinachwuchs attraktive Angebote zu machen, um sie auf die Piste zu bringen. Ansonsten bekommen auch die großen Skigebiete Nachwuchssorgen. Und wir hören es immer wieder von den Gästen, dass unser Skigebiet geradezu prädestiniert ist für dieses Segment.“„Der Fokus Familien hat uns in den letzten 3 Wintern einen Umsatzzuwachs von über 30 % gebracht“MM-FRAGE: „Was macht Sie bei Familien erfolgreich (Karten, Kinderangebote, Packages)?“Leitinger: „Unser Erfolgsprodukt der letzten Jahre ist ein Familienfestpreis bei Tages- und Mehrtageskarten. Z. B. zahlen Eltern und alle eigenen Kinder bis 15 Jahre für eine Tageskarte 64 Euro, wenn sie die Familienzusammengehörigkeit nachweisen. Ähnlich verhält es sich bei Mehrtageskarten. 3 Übungsgebiete und maßgeschneiderte Liftanlagen sowie Wochenpackages runden die Familienangebote ab. Der Focus auf diesen Marketingschwerpunkt hat uns die letzten 3 Winter einen Umsatzzuwachs von über 30% gebracht.“MM-FRAGE: „Woher kommen Ihre Gäste im Winter, wo und wie bewerben Sie diesen Markt?“Leitinger: „Die Aufenthaltsgäste mit einem Anteil von 60 % kommen aus den klassischen Märkten Deutschland, Benelux, Inland und den neuen Ost-Hoffnungsmärkten. Die Tagesgäste, die rund 40 % ausmachen, kommen aus Südbayern und dem Salzburger Zentralraum. Beworben werden die Urlaubsgäste vom TVB Salzburger Saalachtal. Wir kümmern uns mit einer breit angelegten Kampagne mit Schwerpunkt im Printbereich ebenfalls erfolgreich um die Tagesgäste.“

Bergstation der 6er-Sesselbahn „Family Express“.

MM-FRAGE: „Welchen Stellenwert hat der Sommer für Sie, welches Angebot gibt es?“Leitinger: „Der Sommer spielt mit 3% Umsatzanteil eine untergeordnete Rolle – wir haben eine Kabinenbahn ins Wandergebiet in Betrieb. Zweifelsohne ist dieser Bereich ausbaufähig, davor muss aber noch in den Winter verstärkt investiert werden, um dafür das notwendige Kleingeld zu haben.“MM-FRAGE: „Sprechen Sie im Sommer auch Familien an und woher kommen Ihre Gäste?“Leitinger: „Die Sommerbahn geht direkt zum Ausgangspunkt des Erlebniswanderweges ,Auf die Alm’, der vor 3 Jahren angelegt wurde. Er besteht aus 12 Erlebnisstationen entlang von Wasserfällen und im schattigen Wald. Auf diese Weise wollen wir unseren Gästen auf spielerische und interaktive Weise Informationen über die Region und ihre Natur, also Flora und Fauna vermitteln. Dieser Wanderweg kommt bei Familien auch sehr gut an. Was das Einzugsgebiet der Gäste im Sommer betrifft, entspricht es mit minimalen Abweichungen dem des Winters.“MM-FRAGE: „Welchen Herausforderungen hat sich ein kleineres Skigebiet zu stellen, wo liegen die Probleme – gibt es Vorteile gegenüber den großen?“Leitinger: „Mit den Investitionen halbwegs Schritt zu halten, ist die größte Herausforderung. Die Seilbahn, der Fuhrpark und die Beschneiung kosten gleich viel oder mehr (Mengenrabatt) wie bei großen Gesellschaften. Andererseits wollen oder können sich viele Skifahrer das große, moderne Skigebiet nicht leisten. Auch vom Skikönnen her genügt vielen eine kleinere Einheit. Man zahlt weniger und verzichtet auf den letzten Schrei – das ist ein Vorzug der kleineren Gebiete. Und so denke ich, hat groß und klein seinen Platz und jeder erfüllt eine wichtige Dienstleistung als Leitbetrieb in den Tourismusorten.“

Bobo Kinderland auf der Loferer Alm.

„Wir sind gut gefahren mit unserer autonomen Preispolitik“MM-FRAGE: „Welche Erwartungen haben Sie an die Zukunft, streben Sie Kooperationen an?“Leitinger: „Im Blickpunkt stehen der kontinuierliche Ausbau des Skigebiets, Serviceverbesserung sowie Investments in Richtung Beschneiung und Komfortverbesserung. Mit den ähnlich strukturierten Skigebieten Rauris und Werfenweng haben wir eine gegenseitige Akzeptanz der Saisonkarten. Wir sind bisher ganz gut gefahren mit der autonomen Preispolitik einer kleineren Gesellschaft. Langfristig ist der Zusammenschluss mit der Waidringer Steinplatte sicher eine Option. Vorher haben wir aber noch sehr viele Hausaufgaben zu erledigen.“MM-FRAGE: „Wie geht es Ihnen in diesem Winter, welche Probleme wirft er auf?“Leitinger: „Dieser Winter zeigt uns die Grenzen in Richtung Schneesicherheit auf. Nach den 3 letzten Wintern mit viel Naturschnee haben wir im Weihnachtsgeschäft sicherlich empfindliche Einbußen hinnehmen müssen. Deshalb ist der Focus in diesem Jahr auf die höhere Schlagkraft der Beschneiungsanlagen ausgerichtet.“MM-FRAGE: „Sie haben Ihren modernen 6er-Sessel ,Family-Express’ mit Leasing finanziert. Was war ausschlaggebend für diese Entscheidung?“Leitinger: „Im letzten Winter haben wir diese moderne Anlage mit Bubbles und Sitzheizung gebaut, die von den Gästen natürlich bestens angenommen wird. Die Entscheidung in Richtung Leasing wurde durch die Investitionszuwachsprämie, eine gute Leasingkondition unseres Finanzierungspartners sowie die kurze Laufzeit von 12 Jahren unterstützt.“MM-FRAGE: „Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?“Leitinger: „Gegenüber einer klassischen Kreditfinanzierung gibt es bilanztechnische Vorteile (BASEL II), weil der Eigentümer der Anlage der Leasinggeber ist. Es erhöht sich in der Gewinn- und Verlustrechnung der Betriebsaufwand durch die jährliche Leasingrate. Dafür mindern sich aber die Darlehensverpflichtungen. Im Prinzip muss aber ein Kredit genauso bedient werden wie eine Leasingverpflichtung. Man muss sich jede Investition separat anschauen – in unserem Fall hat’s gepasst.“MM-FRAGE: „Stehen für die nächsten Jahre größere Investitionen an – wenn ja, welche?“Leitinger: „Der erwähnte Ausbau der vorhandenen Beschneiung in Richtung Schlagkraft sowie eine neue Beschneiungsanlage im Skigebiet habenPriorität. Es folgt eine größere Parkplatzerweiterung und der Neubau unseres Hauptzubringers, der mittlerweile 30 Jahre alten Kabinenbahn vom Ortszentrum, steht mittelfristig an.“dwl

Blick auf die Loferer Alm Bahn II.

Geschichte der Bergbahn Lofer GesmbH1960/61 In diesen Jahren wurde durch den damaligen Bürgermeister und späteren Aufsichtsratsvorsitzenden Josef Färbinger sowie einigen Loferer Bürgern, die Loferer Skilift GesmbH gegründet.1960/61 Als erster Lift wurde der Postalmlift gebaut. Es folgten die Doppelsesselbahn Loferer Alm-Bahn I sowie der Nachbaralmlift.1970 wurde die nunmehrige Bergbahn Lofer GesmbH gegründet. Diese Gesellschaft besteht derzeit aus 384 Gesellschaftern, die überwiegend aus Lofer stammen.1973 wurde von der Bergbahn Lofer auf der Loferer Alm der Loferer Alm- und Schönbichllift von der Rotter KG erworben. Beide Lifte wurden umgebaut und1974 mit dem Schönbichl Ostlift ergänzt.1975 erfolgte der Bau der Loferer Alm Bahn II (Doppelsesselbahn).1976 Bau des Grubhörndlliftes.1982 Umbau der Doppelsesselbahn/Loferer Alm-Bahn I auf eine 4er Kabinenbahn.1990 Umbau des Schönbichlschleppliftes auf eine 4er Sesselbahn.1993 Bau Kinderlandlift Tal.1996 Die Doppelsesselbahn – Loferer Alm-Bahn II wurde durch eine neue moderne 6er Kabinenbahn ersetzt.1997 2 neue komfortable Kinderlifte – Sumsi Kinderskilifte, ersetzen den alten Kinderlift auf der Loferer Alm.1999 Einbau eines komplett neuen Kartensystems – Hands free.1999 wurde mit dem Bau einer Abfahrtsbeschneiung begonnen.2000 2. Teil Abfahrtsbeschneiung.2000 Neubau Loderbichl Tellerlift (Nachbaralm).2001 Bau des Speicherteiches.2001 Wenalift.2005 6er-Sesselbahn – „Family Express” wird gebaut, sie ersetzt Alm- und Ostlift.2006 „Family Express” bekommt Wetterschutzhauben und Sitzheizung.