Die Bergbahnen am Brauneck, Wallberg und Spitzingsee haben ein sehr unterschiedliches Angebot, das entsprechend gefördert und ausgebaut wird. GF Peter Lorenz stellt im Gespräch mit demMountain Manager die Besonderheiten der Bahnen vor und zeigt Wege in die Zukunft auf.

Peter Lorenz, GF Brauneck- und Wallbergbahnen GmbH/AlpenbahnenSpitzingsee GmbH. Foto: dwl

MM-FRAGE: „Die Brauneckbahn feierte 2007 ihr 50-jähriges^Bestehen, schildern Sie bitte kurz die Entwicklung.“„Im November vor 50 Jahren ging die Brauneckbahn in Betrieb. Ziel war es damals, eine Bergbahn für Wanderer, Skifahrer, aber vor allem auch für die Hüttenwirte zu bauen. Damals mussten nämlich noch große Mengen an Material für die Wirte nach oben transportiert werden, da viele Hütten am Brauneck bewirtschaftet sind. Der Materialtransport hat sich später im Sommer mit dem Bau der Forststraße über Wegscheid erübrigt, im Winter ist die Bahn dafür aber auch heute noch von großem Nutzen. Früher war es ein Anliegen, die Bahn möglichst direkt mit dem öffentlichen Verkehr zu verbinden. Aus diesem Grund wollte man die Talstation ursprünglich sogar drüber der Isar bauen, Einwände von Grundstücksbesitzern haben das aber unmöglich gemacht. Die Talstation wurde dann gleich nach der Isar, also 300 bis 400 m vom heutigen Standpunkt entfernt gebaut. Bedingt durch den Individualverkehr hat sich dieser Standort in der Folge allerdings als nicht mehr so gut erwiesen, sodass man die Talstation 1980 am heutigen Platz neu gebaut hat.Die Bahn selber war von Anfang an eine Zweiseilumlaufbahn, die im Laufe der Jahre immer wieder modernisiert wurde. Die Förderleistung wurde erhöht, die Kabinen erneuert. Mit dem Bahntyp sind wir bis heute sehr zufrieden, weil es im oberen Bereich ein Spannfeld gibt, das windanfällig ist. 2001 hat man eine neue Bergstation errichtet, auf der ein Panoramarestaurant als Zusatz zum Hüttenangebot gebaut wurde. Da die Brauneckbahn mittlerweile auch eine Nachtfahrgenehmigung hat, finden dort nicht nur tagsüber, sondern auch am Abend Veranstaltungen statt.“MM-FRAGE: „Welches Angebot hat die Brauneckbahn heute im Winter?“Lorenz: „Das Brauneck war eigentlich schon immer ein Skiberg. Es existieren Fotos aus der Zeit, in der es die Bahn noch nicht gegeben hat. Da hatte sich vom Bahnhof her eine lange Schlange an Fußgängern gebildet, die ihre Skier am Rücken tragen und auf den Berg spazieren. Nach dem Bau der Kabinenbahn wurden dann im Skigebiet auch zusätzliche Lifte gebaut, sowohl von unserer Gesellschaft als auch von anderen, zum Teil privaten Betreibern. Heute verfügen wir im gesamten Skigebiet mit 34 km Pisten neben der Kabinenbahn über einen 4er-Sessellift, einen 3er-Sessellift, einen 2er-Sessellift und 14 Schlepplifte.Der Zugang zum Skigebiet kann aber nicht nur über die Brauneck- Kabinenbahn erfolgen, sondern auch von Wegscheid aus über einen langen Schlepplift und einen 4er-Sessellift. Die Mehrheit unserer Kunden kommt zu uns, um Ski zu fahren. Die Entwicklung zum Snowboarden haben wir natürlich auch miterlebt, doch hielt sich hier der Andrang in Grenzen. Ein anderer Liftbetreiber, der im Skigebiet einen Zweiersessellift und 2 Schlepplifte betreibt, will jetzt aber eine entsprechende Szene aufbauen und ein Angebot an Boxen, Rails etc. entwickeln. An Gästen haben wir hier viele Familien und natürlich auch viele Kinder, weil wir hier und auch in Wegscheid sanfte Hänge haben, die zum Skifahren-Lernen optimal sind. Wir haben auch sehr gute Kinderskischulen, das KinderSchneeLand ,Villa Lustig’ und einen ,Kids Park’ mit einem entsprechenden Angebot. Wenn man heute Skifahrer in München nach ihren Anfängen fragt, bekommt man meistens zur Antwort, dass sie es am Brauneck gelernt haben. Im oberen Bereich unseres Skigebiets haben wir dann aber auch sehr anspruchsvolle Pisten, sodass auch für Fortgeschrittene und Könner ein Angebot vorhanden ist. UnsereStärken sind die Nähe zu München und die vielen bewirtschafteten Hütten, die zum Rasten einladen.“

Das Brauneck war schon immer Anziehungspunkt für Skifahrer. Fotos: Brauneck- und Wallbergbahnen GmbH

„Viele Investitionen wurden zugunsten der Beschneiung zurückgestellt“MM-FRAGE: „Wie wichtig sind dabei Alternativen zum Skifahren (Gastronomie, Wandern etc.) bzw. Events und Veranstaltungen?“Lorenz: „Winter-Wandern kann man in unserer Region sehr gut, das wird für Gäste auch immer interessanter. Wir werden uns deshalb überlegen, einen ausgewiesenen Winter- Wanderweg zu etablieren. Das ist aber noch eine Idee für die Zukunft. Es gibt natürlich Überlegungen und Vorstellungen, auch den Nicht-Skifahrer stärker im Angebot zu berücksichtigen. Gerade im Frühjahr ist unsere Gaststätte bei der Bergstation immer einen Besuch wert. Man kann gut essen, die Sonne genießen und das Treiben auf der Piste beobachten. An Veranstaltungen sind die Skirennen vom Skiclub Lenggries ein Begriff. Viele der deutschen Skirennläufer wie Hilde Gerg, Martina Ertl, Michaela Gerg-Leitner oder Traudl Treichl kommen vom Skiclub Lenggries. Der Skiclub hat eine eigene beschneitePiste und einen eigenen Lift, wo regionale und Europacup-Rennen über die Bühne gehen. Wir hatten sogar schon 2 Weltcup-Rennen, etwa den FIS-Herren-Weltcup-Slalom 1980, die bei uns abgehalten wurden. Darüber hinaus gibt es Rennen, die von Firmen durchgeführt werden. Die Trennung der Pisten vom Skiclub und jener der Brauneckbahnen hat sich dabei sehr gut bewährt. Unsere Gäste können auf diese Weise die Liftkarten ohne Einschränkungen nützen und bei Interesse nebenan bei den Rennen dabei sein.“MM-FRAGE: „Gibt es Neuerungen für die kommende Saison?“Lorenz: „Für diesen Winter hat man viele Investitionen zugunsten der Beschneiung zurückgestellt, weil man für Winter mit wenig Schnee gerüstet sein will. Deshalb haben wir uns im Januar entschlossen, die vorhandeneBeschneiungsanlage auszubauen  und zu vergrößern. Für diesen Zweck wurde ein Konzept erstellt, das auch künftige Erweiterungsmöglichkeiten einschließt, sodass wir in einigen Jahren, etwa bis 2010/2011 in der Lage sind, das ganze Gebiet zu beschneien. Die Investitionen für diesen Winter, die sich auf den oberen Teil der Weltcupabfahrt beziehen, betragen 2,2 Mio. Euro. Die Schnee-Erzeuger kommen on Lenko, für die Planung zeichnete Klenkhart verantwortlich. Dazu haben wir den bestehenden Beschneiungsteich, der ein Fassungsvermögen zwischen 6 000 und 7000 m3 hatte, auf 16000 m3 vergrößert. Wenn wir dann, wie vorgesehen, auch in den nächsten Jahren noch erweitern, werden wir einen zusätzlichen Beschneiungsteich brauchen. Das vorhandene Gesamtkonzept versetzt uns aber schon jetzt in die Lage, bei der Dimensionierung entsprechend vorausschauend zu arbeiten.“

Die Zweiseilumlaufbahn auf das Brauneck feierte 2007 ihr 50-jähriges Bestehen.

MM-FRAGE: „Was bietet die Brauneckbahn im Sommer?“Lorenz: „Wir sind in Lenggries nicht nur eine Wanderregion, sondern verfügen z. B. über gute Möglichkeiten zum Gleitschirm-Fliegen. Gleich neben der Bergbahn gibt es eine Flugschule, in der man sich das nötige Wissen zum Paragliden und Drachenfliegen erwerben kann. An guten Flugtagen kommen wir durchaus auf 200 bis 300 Starts. Natürlich ist das Wandern für uns aber ein wichtiges Thema. Wenn man mit der Brauneckbahn nach oben fährt, hat man ein sehr gutes Angebot für längere und kürzere Touren wie z. B. den Panorama-Weg, den Kleinen Brauneck-Höhenweg, die Große Höhenwanderung, den Alpenwanderung-Rundweg oder die Benediktenwand. Auf der Stie-Alm hat man die Möglichkeit eine Schaukäserei zu besuchen, dazu wird viel für Kinder getan. So lädt man Schulklassen ein, die dann das Leben auf einer Alm kennen lernen und z. B. selber Brot backen können. Man versucht also mit vielen kleinen Ideen, den Berg interessant zu machen. Die beste Zeit dafür ist im Herbst, Ende August, September und Oktober, wobei uns die Nähe zu München zugute kommt. Man ist in relativ kurzer Zeit hier und kann dann bei einem Tagesausflug noch viel unternehmen.“

Die Wallbergbahn ist ganzjährig in Betrieb.

„Wir haben im Sommer und im Winter viele Tagestouristen“MM-FRAGE: „Welche Gäste sprechen Sie an?“Lorenz: „An den Wochenenden kommen sehr viele Familien. Für sie haben wir Familienkarten, bei denen es für die Kinder Vergünstigungen gibt. Die Familienzieht es nicht nur auf den Berg, auch in unmittelbarer Nähe zur Talstation der Brauneckbahn gibt es ein umfassendes Angebot. So haben wir bei der „Alten Mulistation“, einer guten Gastwirtschaft, einen schönen undgut ausgerüsteten Kinderspielplatz. Ebenfalls in der Nähe befindensich eine Falknerei und ein Kletterhochseilgarten, die für Gäste viel Interessantes bieten. Das Angebot in der Umgebung nimmt uns keine Gäste, sondern bringt eine bunte Vielfalt, von der alle Anbieter profitieren.Für junge Leute sind außerdem der Mountainbike-Funpark und die Bullcart-Piste interessant. Die Felsengruppen bei der Stie-Alm eignen sich für Kletterkurse oder geführte Klettertouren für Sportkletterer, ein Klettergarten bietet beste Möglichkeiten zum Trainieren.Das Gros der Gäste sind aber Familien und ältere Leute, die unsere Region zu schätzen wissen. Was das Einzugsgebiet der Gäste betrifft, profitieren wir, wie schon erwähnt, von der Nähe zu München. Natürlich haben wir auch Gäste aus Lenggries,Bad Tölz, Wolfratshausen, Holzkirchen, Ebersberg, Freising bis nach Augsburg.Grundsätzlich haben wir im Sommer und im Winter sehr viele Tagestouristen. Im Winter sind rund 80 % unserer Gäste Tagesgäste, 20 % sind Urlauber, die länger in der Region bleiben.“MM-FRAGE: „Sie sind neben der Brauneckbahn auch für die Geschicke der Wallbergbahnen und Spitzingsee verantwortlich. Wie sieht das konkret aus?“Lorenz: „Ich bin bei allen Bahnen Geschäftsführer. Die Wallbergbahnwurde bis vor 4 Jahren als eigene Gesellschaft geführt, dann erfolgte die Fusionierung mit den Brauneckbahnen. Der Name des Unternehmens lautet jetzt ,Brauneck- und Wallbergbahnen GmbH’. Dann ist da noch die Alpenbahnen Spitzingsee GmbH, die als eigenständiges Unternehmen geführt wird.“MM-FRAGE: „Wodurch ist das Angebot der Wallbergbahn und der Alpenbahnen Spitzingsee gekennzeichnet?“Lorenz: „Die Wallbergbahnen hatten in früherenJahren mit der Kabinenbahn, einem Sessellift und Schleppliften einen guten Winterbetrieb mit entsprechenden Abfahrten. Die steilen Pisten waren aber nicht für die Masse der Skifahrer geeignet, eine Präparierung sehr schwierig. Vor 10 Jahren wurden die Lifte eingestellt, nur die Kabinenbahn wurde weiter betrieben. Der Umsatz hat sich dann schwerpunktmäßig auf den Sommer verlagert. Es gibt dort wie bei uns viele Gleitschirmflieger und viele Gäste, die das Panorama genießen oder wandern. Es werden auch viele Filme am Wallberg gedreht. 2001 wurde dann eine präparierte Winterrodelbahn gebaut, in die man sehr viel Ehrgeiz gesteckt hat. An guten Wintertagen kann man dort bis zu 2 000 Gäste begrüßen. Wenn es viel schneit, kommen die Freaks zu uns zum Tiefschneefahren auf der ehemaligen berüchtigten Talabfahrt, die nun nicht mehr präpariert wird. Ist die Rodelstrecke offen, kommen die Rodelfahrer. Bei einem guten Winter verteilt sich der Umsatz jetzt zu 60 % auf den Sommer, zu 40 % auf den Winter. Im letzten Jahr haben wir 20% im Winter erwirtschaftet, 80% im Sommer. Die Aufstiegsanlagen Spitzingsee gingen 2002 in Konkurs und wurden dann von der Unternehmensgruppe Schörghuber und der Kreissparkasse Miesbach übernommen, die Alpenbahnen Spitzingsee GmbH wurde gegründet. In der Folge hat man viel investiert, bis heute sind das rund 15 Mio. Euro. So wurdenzwei alte Zweiersessellifte, die ,Stümpflingbahn’ und die ,Suttenbahn’, durch kuppelbare 4er-Sesselbahnen ersetzt, eine Vollbeschneiungbeider Abfahrten wurde gebaut, Pisten moderat verbreitert und die Parkplätze erweitert. Gemeinsam mit der Kabinenbahn ,Taubenstein’,die auch im Sommer genutzt wird, hat man jetzt ein gutes Angebot für die Gäste. Umsatzmäßig liegt der Schwerpunkt im Winter, der Spitzingsee war schließlich von jeher bekannt als ,Schneeloch’.“  

Bergstation des kuppelbaren 4er-Sessels „Stümpflingbahn“.

„Die Unternehmen geben Impulse für die Region und stärken den Tourismus in Bayern“MM-FRAGE: „Welche gemeinsamen Ziele verfolgen die Bergbahnunternehmen?Lorenz: „Die Brauneck- und Wallbergbahnen GmbH und die Alpenbahnen Spitzingsee GmbH werden als eigenständige Unternehmen geführt, aber natürlich gibt es Synergien.Man kann sich mit Fahrzeugen und Know-how aushelfen, sodass man beweglich ist und auf diese Weise Geld sparen kann.Grundsätzlich möchte man mit den Unternehmen Impulse für die Region geben und den Tourismus in Bayern stärken. Dazu verfügt die Unternehmensgruppe Schörghuber über Hotels in den jeweiligen Regionen, sodass sich auch zwischen den Bergbahnen und den Übernachtungsbetrieben gute Synergien ergeben.Die Unternehmensziele werden für die einzelnen Gesellschaften separat definiert, weil sie so unterschiedlich sind. So will man für die Brauneckbahnen mit Sommer- und Winterprogramm in weiterer Folge den Sommer stärken.In Spitzingsee mit dem Schwerpunkt Winter ist der große Modernisierungsschub nahezu abgeschlossen, hier stehen noch kleinere Investitionen etwa im Bereich der Gebäude an. Hier wird man in den nächsten Jahren aber vermehrt darübernachdenken, wie man den Sommer attraktiver machen kann. Bei den Wallbergbahnen stehen Verbesserungen bei der Rodelbahn im Raum, die Visionen und Ideen gehen hier in Richtung Beschneiung.“MM-FRAGE: „Wo sehen Sie die Vorteile von Kooperationen zwischen Bergbahnunternehmen?“Lorenz: „Natürlich gibt es zwischen Bergbahnen, die eng zusammenarbeiten, Synergien im Austausch von Personal, Maschinen und Knowhow. Ein weiterer Vorteil sind Kartenverbünde untereinander oder gemeinsam mit anderen. Die Brauneck-, Wallberg- und Spitzingsee- Bahnen sind gemeinsam mit dem Ski-Paradies Sudelfeld und dem Skizentrum Zahmer Kaiser inTirol Partner im Verbund AlpenPlus, den es mittlerweile seit 5 Jahren gibt. Dieser Skipass- und Bergbahnverbund mit seinen SommerundWinterangeboten hat sich zu einem wichtigen Faktor im bayerischen Touristikangebot entwickelt.“MM-FRAGE: „Was sind für Sie die größten Herausforderungen der nächsten Zeit?“Lorenz: „Die größte Herausforderung sind in den nächsten Jahren sicherlich Winter mit wenig Schnee. Solche Winter hat es zwar auch in der Vergangenheit immer wieder gegeben, aber die Intervalle scheinen kürzer zu werden. Die Klimaerwärmung ist unbestritten da und muss in die Konzepte eingebaut werden. Der Sommer wird wichtiger, die Angebote müssen darauf abgestimmt werden. Natürlich wird der Winter Thema bleiben, Investitionen in Beschneiung und Anlagen sind deshalb nach wie vor gerechtfertigt. Der Gast will aber auch inschneearmen Wintern unterhalten  werden, darauf müssen wir uns vorbereiten.“ dwl