Die Prinoth AG kann neuerlich auf ein sehr erfolgreiches Geschäftsjahr zurückblicken. Vor allem in den Ostmärkten konnte man starke Zuwächse verzeichnen. Die Pluspunkte der Prinoth-Pistenfahrzeugpalette liegen dabei in der Wirtschaftlichkeit, der Qualität und den technischen Features.

Michael Seeber, Präsident des Aufsichtsrates LEITNERGROUP. Fotos: Leitnergroup

MM-FRAGE: „Wie ist das letzte Geschäftsjahr für die Prinoth-Pistenfahrzeuge verlaufen?“
 
Seeber: „Wir können auf ein sehr erfolgreiches Jahr zurückblicken. 2002 konnten wir einen Umsatz von 58 Mio. Euro erreichen, 2003 bereits 73 Mio. und im letzten Geschäftsjahr 82 Millionen. Das ist wiederum eine Rekordbilanz mit einem Marktanteil von 45 % und 445 verkauften Pistenfahrzeugen.“
 
MM-FRAGE: „Auf welchen Märkten konnten sie Zuwächse verzeichnen, wo sehen Sie Wachstumschancen?“
 
Seeber: „Vor allem in den so genannten ,neuen Märkten‘ in Osteuropa und im Fernen Osten konnten wir starke Zuwächse verzeichnen. Gründe dafür gibt es mehrere. So ist zum einen die gesamte Verkaufs- und Servicestruktur qualitativ verbessert und auf viele neue Länder ausgeweitet worden. Wiederum wurden – wie erstmals in 2003 – neue Pistenfahrzeuge statt wie bisher gebrauchte nach China, Korea, Bulgarien, Slowakei, Polen, Tschechien und nach Rumänien verkauft. Zum zweiten bietet Prinoth die weltweit kompletteste Pistenfahrzeug-Palette an. Mitverantwortlich war nicht zuletzt die positive Entwicklung des Tourismussektors. In Osteuropa und im Fernen Osten sehen wir auch die größten Wachstumschancen. Grundsätzlich sind wir jedoch auch im Bereich Gebrauchtmaschinen überaus erfolgreich – ein weiteres Indiz, dass die Kunden die Zuverlässigkeit und Langlebigkeit unserer Produkte schätzen.“
 
MM-FRAGE: „Wo sehen Sie die Pluspunkte der Prinoth-Produktpalette und was macht sie am Markt erfolgreich?“
 
Seeber: „Da ist zum einen die Wirtschaftlichkeit der Modelle, dann Qualität allgemein und Pistenqualität im Speziellen. Pistenqualität ist letztendlich der wichtigste Output eines Pistenfahrzeugs, denn dafür hat es der Kunde ja gekauft. Dazu kommen die technische Überlegenheit der Pistenfahrzeuge allgemein und der Trommelwinde im Speziellen. Die Winde gewinnt ständig an Bedeutung, da sie nicht nur im Steilen, sondern auch zum Verfrachten von Schnee, insbesondere von Kunstschnee, eingesetzt wird. Prinoth hat weltweit 50% und in Europa 60 % Marktanteil bei Windenfahrzeugen. Außerdem verfügen wir über Kundendienst-Servicestellen weltweit. Wo wir verkaufen, kann sich der Kunde auch auf eine Betreuung im After-sale-Service verlassen.“
 
MM-FRAGE: „Vor etwas mehr als einem Jahr wurde der neue Unternehmenssitz in Sterzing/Unterackern seiner Bestimmung übergeben. Welche Vorteile hat die damit realisierte Zentralisierung?“
 
Seeber: „Der Neubau war wegen Platzmangel und stetigem Wachstum notwendig geworden. Der Umzug ins neue Bürogebäude und die Produktionshalle erfolgte 2004. Das Areal ist insgesamt 23 000 m2 groß, wobei die Produktionshalle 5000 m2 und die Bürofläche 1150 m2 einnehmen. Die verschiedenen Abteilungen, die vorher teilweise noch getrennt waren (Gasteig, St. Ulrich), wurden damit unter ein Dach gebracht. Grund für die unterschiedlichen Standorte war die Geschichte der Firmen Prinoth und Leitner. Im Jahr 2000 erfolgte dann die Fusion von Prinoth in Gröden mit der Sparte Pistenfahrzeuge Leitner in Sterzing. Damit wurden praktisch 2 der erfahrensten und am längsten am Markt tätigen Firmen im Bereich Pistenfahrzeuge fusioniert. Prinoth gibt es immerhin seit 1960 und Leitner seit 1969. Der neue Unternehmenssitz bringt u. a. optimierte Prozesse und Abläufe, kurze Wege, verbesserte Kommunikation und auch Generierung von Synergieeffekten durch die Nähe zum Leitner-SFA-Werk mit sich. Durch den zentralisierten Unternehmenssit z mit großzügig ausgelegter Produktionshalle ist es uns möglich, alle Prinoth Fahrzeuge in Sterzing zu produzieren.
Durch die Zentralisierung ist es auch möglich und insbesondere unser Bestreben, den Kundendienst zu optimieren, d. h. noch effizienter zu machen.“
 
MM-FRAGE: „Welche Auswirkungen hat die Etablierung der LEITNERGROUP auf die Aufgabenverteilung bei Prinoth?“
 
Seeber: „2003 erfolgte die Vereinigung der einzelnen Kompetenzbereiche unter der Dachmarke LEITNERGROUP. Bei den Pistenfahrzeugen, die in einer eigenen Gesellschaft, der Prinoth AG geführt werden, fungiert seither Dr. Werner Amort als Präsident des Verwaltungsrates. Er genießt in dieser Funktion mein volles Vertrauen und ist damit auch oberster Ansprechpartner für alle Belange im Bereich der Pistenfahrzeuge. Wäre er im Moment nicht im Ausland, würde auch er dieses Gespräch jetzt mit Ihnen führen.“
 
MM-FRAGE: „Vor einigen Jahren war ein Ausbau bzw. eventuell auch eine Verlegung des Standortes Zirl im Gespräch, sind solche Pläne noch aktuell?“
 
Seeber: „Eine Verlegung des Standortes Zirl aus dem Großraum Innsbruck weg ist nicht im Gespräch. Wir denken über einen Ausbau nach, jedoch müssen dabei die Rahmenbedingungen stimmen. Nicht selten begegnen wir Hürden vielfältiger, auch bürokratischer und politischer Art, wenn wir einen Standort erweitern wollen.“

Das Paradefahrzeug in der Prinoth-Produktpalette: der Leitwolf.

MM-FRAGE: „In Österreich wurde vor wenigen Wochen das 1. erdgasbetriebene Pistenfahrzeug vorgestellt. Welchen Stellenwert räumen sie solchen Alternativen ein?“
 
Seeber: „Mit Wasserstoff betriebene Pistenfahrzeuge können sicher die Zukunft sein. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass die Automobilbranche hier Vorreiter sein wird. Eine derartige Entwicklung wird aller Voraussicht nach nicht von einem Sektor ausgehen, welcher gemessen am Gesamtfahrzeugmarkt einen winzigen Teil ausmacht. Prinoth ist dabei, die Entwicklungen in diese Richtung genau zu beobachten und wird als Technologieführer baldmöglichst auch die entsprechenden Maßnahmen setzen. Schließlich hat LEITNERGROUP in den letzten Jahren durch die Entwicklung des Direktantriebs im Seilbahnbereich und auch des getriebefreien Windgenerators bewiesen, sehr wohl in der Entwicklung von zukunftsweisenden Technologien in der Verringerung von Energieverbrauch bzw. Erzeugung von umweltfreundlichen Energien einen entscheidenden Beitrag zu leisten.“
 
MM-FRAGE: „Wo liegen Ihrer Meinung nach die Herausforderungen in der technischen Weiterentwicklung der Pistenfahrzeuge, z.B. Wirtschaftlichkeit, noch mehr Leistung?“
 
Seeber: „Ein wesentlicher Punkt ist sicherlich die Wirtschaftlichkeit. Hinsichtlich Wirtschaftlichkeit sind die Prinoth Pistenfahrzeuge bereits führend. Zusatzgeräte wie Fräse und Winde nehmen immer mehr Leistung ab, so dass schwächer motorisierte Pistenfahrzeuge ständig an der Leistungsgrenze fahren, auf Deutsch ausgedrückt ,Vollgas‘. Wie es jeder vom Auto kennt, ist das nicht mehr wirtschaftlich. In unserer Produktpalette sind 2 Pistenfahrzeuge mit 430 PS, die noch über eine gehörige Leistungsreserve verfügen. Eine Reihe von Skigebieten verfügt mittlerweile über automatische ,Fahrterfassungs-Systeme‘, wie z. B. durch GPS, die genau feststellen, wie wirtschaftlich welcher Fahrer mit welchen Pistenfahrzeugen ist. Die Ergebnisse aus diesen Auswertungen sprechen eine klare Sprache: Prinoth Pistenfahrzeuge mit ihrer stärkeren Motorisierung sind wirtschaftlicher. Unverständlicherweise gibt es immer noch Skigebiete, die den Verbrauch bei Pistenfahrzeugen pro Stunde und nicht pro Hektar präparierter Fläche rechnen.  Nur ein Verbrauch pro Flächeneinheit kann die Wirtschaftlichkeit eines Pistenfahrzeuges darstellen. Im Moment liegen wir deshalb mit der Leistung genau im richtigen Bereich, also den derzeitigen Anforderungen entsprechend. Diesbezüglich hängt aber sehr viel von der weiteren Entwicklung z. B. von Zusatzgeräten ab, welche vielleicht zusätzlich oder mehr Leistung aufnehmen. Ist dies der Fall, könnte der Einsatz von Maschinen mit noch höherer Leistung sinnvoll bzw. sogar notwendig werden.“dwl