Die Hohenbogenbahn im Bayerischen Wald gehört sicher nicht zu den größten Bergbahnunternehmen Deutschlands. Dennoch hat sie im Angebot der Region einen ungemein hohen Stellenwert. Dabei wurde sogar die Umkehr von einer „Sommerbahn“ zur „Winterbahn“bewerkstelligt.

Blick auf die Talstation der Hohenbogenbahn.

MM-FRAGE: „Welchen Stellenwert hat das ,Sport + Freizeit-Zentrum Hoher Bogen‘- im touristischen Angebot der Region?“Müller: „Die Hohenbogenbahn wurde zu einem wichtigen touristischen Motor für die ganze Region. Seit dem Bau im Jahr 1972 nahm die Region um den Hohenbogen einen erheblichen Aufschwung, etwa jeder 10. Arbeitsplatz im Oberen Bayerischen Wald hängt mittlerweile vom Tourismus ab.“MM-FRAGE: „Wie sehen Sie Ihre Position als Bergbahnunternehmen im Mittelgebirge im Vergleich mit Anbietern in Hochgebirgsregionen?“Müller: „Im Hochgebirge überwiegt mit Sicherheit der Wintersport, in den Mittelgebirgen reicht das allein nicht aus. Hier ist das Ganzjahresangebot sehr wichtig. Deshalb sind wir auch immer bemüht, das Angebot für den Sommer attraktiv zu halten und immer wieder in den Sommer zu investieren. So gesehen, unterscheiden wir uns sicher vom Hochgebirge, wo der Winter sehr lange dauert und durch die Höhenlage auch beständiger ist. Eine umfassende Gästebefragung hat außerdem ergeben, dass unsere Gäste neben dem attraktiven Ganzjahresangebot und den familienfreundlichen Preisen vor allem die gute Erreichbarkeit schätzen. Durch den Bau der Beschneiungsanlage im Jahr 2000 konnte auch die Schneesicherheit erheblich verbessert werden, was dem gesamten Tourismus in der Region zugute kommt.“

Markus Müller, GF Hohenbogenbahn. Fotos: Hohenbogenbahn

MM-FRAGE: „Ist für Sie der Sommer oder der Winter Hauptumsatzträger?“Müller: „Bis Ende der 90er Jahre wurden im Sommer zwischen 60 und 70 Prozent der Umsätze erlöst, seit dem Bau der Beschneiungsanlage hat sich das Verhältnis umgekehrt.“ „Rekordsaison mit 100 Tagen Skibetrieb am Stück“MM-FRAGE: „Wie waren Sie mit der letzten Wintersaison zufrieden?“Müller: „Mit 100 Tagen Skibetrieb am Stück war es eine Rekordsaison. Obwohl das Vorjahr schon sehr gut war, konnten wir im Winter 2005/ 2006 nochmals ein Plus von 20% erzielen. Dieses Ergebnis resultiert sicher aus einer Kombination vieler Faktoren, der guten Schneelage, den Investitionen etc.“

Die breiten Pisten eignen sich gut für Familien.

MM-FRAGE: „Welche Gäste sprechen Sie im Winter an, welches Einzugsgebiet haben Sie?“Müller: „Neben den Gästen aus Ostbayern konnte durch die Nähe zur Tschechischen Republik (5 km vom nächsten Grenzübergang) und gezielte Marketingaktivitätenzwischenzeitlich der Anteil der tschechischen Gäste auf annähernd 30% gesteigert werden.Unsere Gäste kommen aus dem Bayerischen Wald, der Oberpfalz sowie aus Böhmen,aus dem Umkreis Regensburg, Amberg, Weiden, Pilsen bis Prag.“MM-FRAGE: „Welche Attraktionen bieten Sie im Winter und wie wichtig sind dabei Non-Skiing-Aktivitäten?“Müller: „Wir haben im Skigebiet 6 km Pisten, von denen ca.1,5 km beschneit werden. Damit haben wir vor allem bei Familien einen sehr guten Ruf. Außerdem verfügen wir mit fast 2 km Länge über die längste Abfahrt im Bayerischen Wald und grundsätzlich über breite Pisten, sodass sich auch Carver sehr wohl fühlen. Bei den ,Non-Skiing-Aktivitäten‘ werden besonders gut unsere Naturrodelbahnen mit1.200 m und 700 m Länge angenommen. Der Start ist bequem mit der Sesselbahn zu erreichen. Dazu kann man bei uns im Winter auch ausgezeichnet Wandern und ein gutes Gastronomieangebot nutzen.“

Mit Schlepplift und Gras-Kart geht es rasch nach oben.

„Events als Form der Kundenbindung sind wichtig“MM-FRAGE: „2005 war der ,Dance on snow‘ wieder ein großer Erfolg. Was genau bieten Sie hier an und wie wichtig sind Events generell?“Müller: „Die Veranstaltung einen Tag vor Silvester hat zwischenzeitlich Kult-Charakter, jährlich kommen um die 4000 Gäste. Nach dem Fackellauf mit Formationsfahren der örtlichen Skischulen gibt es eine Open-Air-Party an der Talstation mit einer namhaften Band sowie zum Abschluss ein großes Feuerwerk. Diese Form der Kundenbindungsaktivität erscheint uns wichtig, wir bieten übers Jahr verteilt mehrere solcher Veranstaltungen in unterschiedlicher Form an.“MM-FRAGE: „2005 wurde die Gras-Kart-Bahn eröffnet, welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?“Müller: „Sehr gute Erfahrungen, da damit vor allem für Jugendliche und junge Erwachsene ein attraktives Zusatzangebot geschaffen wurde. Ursprünglich sind wir durch Medien auf diese Möglichkeit aufmerksam geworden, wobei das Gerät der Herstellerfirma unter dem Namen ,Bullracer‘ bekannt ist. Diesen Namen haben wird dann dem Einsatz entsprechend in Gras-Kart abgeändert. Dieser Begriff passt auch gut zum so genannten ,sanften Tourismus‘, da ein Fahren mit den Gras-Karts keinen Lärm macht.“

Eine Fahrt mit der Sommerrodelbahn gehört zu den Attraktionen der Region.

MM-FRAGE: „Am 13. April startet die Sommersaison. Gibt es Neuigkeiten für 2006?“Müller: „Nachdem wir im vergangenenJahr sehr gute Erfahrungen mit dem Gras-Kart-Fahren am Schlepplift gemacht haben, wollen wir dieses Angebot heuer ausbauen. Dazu sollen grundsätzlich noch mehr Gras-Karts eingesetzt werden. Außerdem wurde das Gras-Kart-Fahren in der 1. Saison, also in der Versuchssaison, nur am Wochenendeangeboten – das wollen wir jetzt auf die ganze Zeit ausdehnen. Wir überlegen auch, wie man den Transport der Gras-Karts mit der Sesselbahn kombinieren kann. Damit soll es in Zukunft möglich werden, die Gras-Karts nicht nur mit dem Schlepplift zu transportieren, sondern auch mit dem Sessellift. Hier laufen Gespräche mit Doppelmayr und dem TÜV.“MM-FRAGE: „Neben der Sommerrodelbahn gibt es auch ein besonderes Angebot rund ums Skaten. Wie sieht es genau aus?“Müller: „Wir haben im Bereich der Talstation eine 400-Meter-Skaterbahn als Rundkurs, einen Inline-Hockey- Platz sowie eine Abfahrtspiste mit knapp 400 Metern Länge asphaltiert, deren Start mit dem Schlepplift erreicht werden kann. Das Gelände wird gerne von Einheimischen und Feriengästen angenommen und eignet sich hervorragend für Veranstaltungen und überregional bedeutende Wettbewerbe.“
 
MM-FRAGE: „Haben Sie im Sommer die gleiche Gästestruktur wie im Winter oder gibt es Unterschiede?“Müller: „Attraktiv ist unsere Region im Sommer und im Winter gleichermaßen für Familien, aber das Einzugsgebiet ist unterschiedlich. Im Winter kommen rund 30% unserer Gäste aus Tschechien und einem nördlichen bis westlichen Einzugsradius, also Richtung Regensburg und Richtung Oberpfalz. Im Sommer hingegen kommen unsere Gäste vermehrt aus dem Süden, was sich auch aus unserer Position an der Nahtstelle zwischen Oberpfalz und dem Bayerischen Wald erklärt. Unser Ziel ist es jetzt, auch für den Sommer noch Gäste aus Tschechien zu gewinnen, hier ist noch einiges an Potenzial vorhanden.““Online-Befragung bringt gute Anregungen“MM-FRAGE: „Sie befragen Ihre Kunden im Internet nach Ihrer Meinung. Welche Erfahrungen machen Sie damit, welche Anregungen erhalten Sie?“Müller: „Durch die Online-Befragung haben wir im vergangenen Winter mehrere hundert Rückmeldungen bekommen, die unsere Gäste in aller Ruhe von zuhause aus machen können. So ist eine detailliertere Information möglich als mit einer personalintensiven Befragung vor Ort. Die Befragung brachte viel Lob und auch gute Anregungen, die wir in der kommenden Saison umsetzen werden – Verbesserung Fahrpreissystem, überregionale Beschilderung usw.“MM-FRAGE: „Wo liegen die nächsten Herausforderungen für Ihr Unternehmen?“Müller: „Im Mittelpunkt steht die Modernisierung der Bergbahn als Kernstück unseres Unternehmens. Neben dem erwähnten Ausbau des Gras-Kart-Angebotes wollen wir mit dem Bau einer neuen Skipiste sowie mit der Erweiterung der Beschneiungs- und Flutlichtanlage das Angebot bereits zur nächsten Wintersaison deutlich verbessern.“ dwl
 
Attraktionen Sport + Freizeit-Zentrum Hoher BogenLängste Doppelsesselbahn d. Bayerischen WaldesLänge: 1358 mHöhenunterschied: 393 mFahrzeit: ca.15 min.Gras-Kart-FahrenGras-Kart (alias Bullracer): TÜV-geprüftes Dreirad in massiver Bauweise mit hydraulischen Scheibenbremsen, Liftbügelaufnahme und Qualitätsrahmen, die Fahrt geht über eine gepflegte AbfahrtstrasseSommerrodelbahnLänge: 750 m16 SteilkurvenSkate- + FunparkFitnessbahn mit ca. 400 m LängeSpeed-Bahn mit 400 m LängeInline-SlalomStreet-Hockey-Platz: 20 x 40 mSkater-LiftWasserrutsche „Nautic-Jet“Pendelbahn „Butterfly“Mini-Seilbahn „Sky-Dive“Großer Kinderspielplatz