Im Herbst 2005 hat Mag. Andreas Schwab die Geschäftsführung der Kässbohrer Österreich GmbH übernommen. Der Mountain Manager hat sich mit ihm über die Marktsituation in Österreich, seine Ziele und die künftigen Herausforderungen unterhalten.

Mag. Andreas Schwab. Fotos: Kässbohrer

MM-FRAGE: „Sie kommen aus dem Bergbahnbereich und sind seit einem dreiviertel Jahr Geschäftsführer der Kässbohrer Österreich GmbH. Was hat Sie an dieser Aufgabe gereizt?“
Schwab:“Ich habe den Wechsel zu Kässbohrer deshalb vollzogen, weil Kässbohrer für mich die Nummer 1 im Bereich Pistenfahrzeuge in der Welt und in Österreich ist. Das Produkt ist ein herausragendes Qualitätsprodukt. So haben wir bei den Planai-Bahnen Hauser Kaibling auch schon immer auf diese Pistenfahrzeugegesetzt und auf sie vertraut. Nachdem Kässbohrer im vergangenen Sommer über einen Headhunter mit mir Kontakt aufgenommen und angefragt hat, ob ich Interesse an dieser Aufgabe hätte, habe ich nach einigen Gesprächen mit dem Vorstand zugesagt. Besonders gereizt hat mich die Tatsache, dass ich bei meiner Aufgabe nicht auf einen Ort begrenzt bin, sondern in ganz Österreich unterwegs sein kann. Dann natürlich auch die Marktführerschaft von Kässbohrer, das positive Markenimage und natürlich grundsätzlich die neue Herausforderung. Ich komme aus dem Leistungssport und war 9 Jahre im Bergbahnbereich, da hat mich einfach Neues gereizt. Nach einem dreiviertel Jahr kann ich jetzt sagen, dass meine Entscheidung richtig war.“
MM-FRAGE: „Welche Ziele haben Sie sich gesteckt und was möchten Sie in Ihrer Position erreichen?“
Schwab: „Die Konzernzentrale hat zwei Ziele vorgegeben. Zum einen sollen die Marktanteile, die Kässbohrer in Österreich hat, gehalten werden, und zum anderen soll auch die Ertragssituation nicht schlechter werden. Die Österreich-Niederlassung hat im gesamten Kässbohrer-Konzern eine überaus positive Stellung, weil wir gute Erträge einfahren. Diese Ziele decken sich natürlich mit meinen. Es ist fast nicht mehr möglich, die Marktanteile zu steigern. Wenn es uns aber gelingt, am Markt so stark zu bleiben, wie wir die letzten 2 bis 3 Jahre waren, und auch die Ertragssituation auf dem Niveau zu halten, bin ich zufrieden – und auch die Konzernzentrale mit uns.“

Der PistenBully 600 hat auch in Österreich das Zeug zum Verkaufsschlager.

„2005 war eines der ertragreichsten Jahre für Kässbohrer überhaupt“
MM-FRAGE: „Wie war dasGeschäftsjahr 2005 für Kässbohrer Österreich und wie entwickeln sichdie laufenden Agenden?“
Schwab: „2005 war ein sehr erfolgreiches Geschäftsjahr für Kässbohrer, wobei nicht allein die Umsatzsituation ausschlaggebend ist, sondern vor allem die Ertragssituation zählt. 2005 war nämlich eines der ertragreichstenJahre überhaupt. 2006 läuft sehr gut an, so können wir per 30. Juni bereits auf 50 verkaufte Geräte verweisen. Das ist mehr als je zuvor zu diesem Termin. Damit sind wir sehr zufrieden, denn obwohl nur mehr 2 bzw. 3 Marken am Markt sind, ist der Wettbewerbhart.“
MM-FRAGE: „Welche Position hatder PistenBully am österreichischen Markt und was sind die Gründe für den Erfolg?“
Schwab: „Kässbohrer ist in Österreich mit über 50 % Marktanteil eindeutig die Nummer 1. Ausschlaggebenddafür ist das gesamte Paket, das Kässbohrer bietet. Wir verfügen über ein sehr gutes Produkt, das ausgesprochen wirtschaftlich ist. Dazu haben wir in Österreich eine sehr gute Mannschaft. Unsere Kunden schätzen unseren Service und in den Wintermonaten, wenn die Geräte im Einsatz sind, unsere 24-Stunden-Verfügbarkeit von Ersatzteilen und Monteuren. Kässbohrer hat in Kuchl ein Ersatzteillager, mit dem wir ca. 95% Verfügbarkeit bei den Ersatzteilen sicherstellen. Wirbeschäftigen im Winter allein in Österreich 14 bestens geschulte Monteure, die überall dort im Einsatz sind, wo sie gebraucht werden. Unser Außendienst gilt als sehr engagiert. Wir haben in Österreich 4 Außendienstmitarbeiter, die alle bereits mehr als 20 Jahre im Unternehmen sind. Wichtig sind außerdem unser Markenimage, die Zuverlässigkeit und die langjährige Zusammenarbeit mit den Bergbahnunternehmen. Man kennt uns und man weiß, was man von Kässbohrer erwarten kann.“
MM-FRAGE: „Welchen Stellenwert haben gebrauchte Pistenfahrzeuge in Österreich?“
Schwab: „Gebrauchte Pistenfahrzeuge spielen in Österreich eine untergeordneteRolle. Viele Pistengeräte, die wir zurücknehmen, gehen ins Ausland und werden von uns direkt vor allem in osteuropäische Länder verkauft. In Österreich selbst interessieren sich hauptsächlich kleinereSkigebiete, die sich neue Fahrzeuge  nicht leisten können, für gebrauchte Maschinen. Natürlich ist in diesem Zusammenhang auch die Gebrauchtfahrzeug-Show in Laupheim zu nennen, die jedes Jahr im September über die Bühne geht. Hier finden dann zwischen 80 bis 100 Fahrzeuge neue Besitzer.“

Wirtschaftlichkeit, Zuverlässigkeit und ein stimmiges Preis-/Leistungsverhältnis sind die Herausforderungen für den Pistenfahrzeugsektor

„Die Herausforderung der Zukunft liegt in der Wirtschaftlichkeit“
MM-FRAGE: „Bei den letzten Messen wurde die neue PistenBully Generation 600 vorgestellt. Welche Resonanz gibt es in Österreich, wie groß schätzen Sie die Absatzchancen hierzulande ein?“
Schwab: „Die Resonanz ist seit der Vorstellung sehr positiv. Die Weiterentwicklung von der Generation 300 zur Generation 600 war eine sehr intensive, was sich u. a. in einem stärkeren Motor, wesentlichen Verbesserungen im Bereich des Rahmens und im Führerhaus, mehr Komfort für den Fahrer oder auch durch eine optimierte Elektronik ausdrückt.Von allen 2006 verkauften Fahrzeugen beziehen sich ca. 50 % auf den PistenBully 600. Damit haben wir jene Marke erreicht, die wir optimistischerweise erwartet haben. Vor diesem Hintergrund glauben wir, dass der PistenBully 600 der echte Nachfolger des 300er-Modells wird, das über 2 500 Mal gebaut und verkauft wurde. Es könnte daher auch sein, dass die Modellreihe 300 auslaufen wird, eine endgültige Entscheidung darüber ist aber noch nicht gefallen.“
MM-FRAGE: „Wo liegen Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen für den Pistenfahrzeugsektor – in der Leistung, bei ökologischen Features oder in der Preispolitik?“
Schwab: „Die Herausforderung der Zukunft liegt in der Wirtschaftlichkeit des Fahrzeugs. Der Anschaffungspreis, die Betriebskosten, Reparatur und Instandhaltung sowie Verbrauch werden wesentlich. Dazu kommt dann noch der Wiederverkaufswert der Maschine. Die Seilbahnen stehen wie alle Wirtschaftsunternehmen vor der Situation, genau rechnen zu müssen.Der Dieseltreibstoff wird immer teurer, der Stahlpreis geht nach oben. Demgegenüber können aber die Ticketpreise nicht ständigerhöht werden, weil Skifahren ein Massensport ist. Allein die 4-Berge- Skischaukel in Schladming braucht 20 000 bis 23 000 Gäste am Tag, um ausgelastet zu sein. Damit ist der Skisport ein Massensport und man muss die Preise entsprechend gestalten, damit die Masse sich diesen Sport auch weiterhin leisten kann. Natürlich sind die Seilbahnunternehmen gezwungen, die Preise immer wieder anzupassen, weil der Betrieb eines Skigebietes sehr teuer ist – so kommen auch in Zukunft noch enorme Kosten auf die Seilbahnunternehmen zu. In diesem Zusammenhang müssen auch wir unseren Beitrag leisten. Der Erfolg von Kässbohrer wird davon  abhängen, wie wir unsere Maschinenin der höchstmöglichen Qualität für das Seilbahnunternehmen anbieten können. Ich glaube, dass das PS-Leistungsdenken nicht mehr die große Rolle spielen wird. Das Ziel wird sein, mit einem ökonomischen Fahrzeug eine möglichst optimal präparierte Piste zu erreichen.Zuverlässigkeit wird genauso wichtig sein. Skigebiete können es sich nicht mehr leisten, so genannte Ersatzgeräte zu halten. Deshalb müssen Pistenfahrzeuge von Haus aus zuverlässig sein, dazu müssen wir für einen überzeugenden Kundendienst und eine schnellstmögliche Verfügbarkeit von Ersatzteilen sorgen, wenn diese benötigt werden. Der Preis wird sicher immer wieder Thema sein, wobei ein stimmiges Preis-/Leistungsverhältnis sicherwichtiger ist als ein billiger Einkaufspreis und ein teurer Betrieb der Maschine. Hier sind aber die Seilbahnen auf einem guten Weg, ihre Kostenrechnung funktioniert. Erfolgreiche Unternehmen wissen genau, was jedes Pistenfahrzeug in der Saison pro Stunde kostet. Immer wichtiger wird außerdem die Ausbildung der Mechaniker und der Pistengerätefahrer, die einen sehr großen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit des Gerätes haben. So kann ein Pistengerätefahrer pro Stunde 3 bis 4 l Diesel einsparen, wenn er klug, d. h. ökonomisch fährt.“dwl