Das geplante Heidi Alperlebnis in ‧Tannenboden soll das Wander- und Skigebiet Flumserberg zu einer attraktiven Ganzjahres-Destination vor allem für Familien entwickeln.

Steiner Sarnen Schweiz – Unverwechselbare Erlebniswelten am Berg

Etwa 20 feste Mitarbeiter – darunter Tourismusexperten, Architekten und Designer, Bühnenbildner und Autoren – bilden das Kernteam um Agenturgründer und Inhaber Otto Steiner. Hinzu kommt ein Kreativnetzwerk aus Regisseuren, Historikern, Fotografen, Filmemachern und -ausstattern. „Unsere Hauptaufgabe ist es, Geschichten zu erzählen und attraktiv erlebbar zu machen,“ erklärt Domenico Bergamin, seit gut drei Jahren Projektleiter im Bereich Tourismus.

Originär statt nur originell

Dabei ist es nicht schrille Fiktion, mit der Steiner Sarnen Schweiz für Spannung sorgen will: „Gemeinsam mit unseren Kunden arbeiten wir zunächst das Unverwechselbare an einer Tourismusdestination heraus. Haben wir diese ‚DNA‘ erst einmal isoliert, versuchen wir sie erzählerisch und für Besucher oder Gäste räumlich fassbar in eine besondere Erlebniswelt umzusetzen“, verdeutlicht Bergamin die Herangehensweise. „Nur der einzigartige Charakter einer Destination motiviert Menschen nachhaltig zum Reisen. Selbst aufwändige Technik-Attraktionen sind schnell nur noch ‚More of the same‘ und lassen den Gästestrom ebenso rasch stagnieren, wie die bloße Übernahme scheinbar erfolgreicher Konzepte aus dem regionalen oder nationalen Umfeld.“

Bei der Umsetzung ihrer Projekte folgen die Sarner Kreativen immer klar strukturierten Planungsphasen, in denen rechtliche Rahmenbedingungen, Finanzierungsmöglichkeiten und die Grundlagen für bauliche Realisierungen bzw. betriebliche Konzepte erarbeitet werden. Nach Grob- und Feinkonzeption begleiten die Experten durch die konkrete Bau- bzw. organisatorische Implementierungsphase und kümmern sich auch um mögliche Optimierung im Betrieb. Je nach Maßnahme – kurzfristig realisierbares Marketing-Highlight, thematisch eingebundenes Ergänzungsangebot oder grundlegende Gebietsentwicklungen – können die Projekte wenige Monate oder mehrere Jahre in Anspruch nehmen.

Der lokale Erlebniswert des markanten Leuchtturms an der Rheinquelle soll durch die Platzierung eines authentischen Seeschiffes weiter gesteigert werden.

Der lokale Erlebniswert des markanten Leuchtturms an der Rheinquelle soll durch die Platzierung eines authentischen Seeschiffes weiter gesteigert werden.

Den Bergsommer im Fokus

„Wir sind glühende Verfechter des Sommertourismus am Berg,“ bekennt Domenico Bergamin. Dass man dabei ganzjährig ausgerichtete Angebote favorisiert, überrascht nicht. Langfristig sinkende Skier Days stellen viele klassische Skigebiete zunehmend vor Probleme – gleichzeitig bieten wärmere Sommer und das sich dadurch und aufgrund anderer Faktoren verändernde Freizeit- und Urlaubsverhalten große Chancen für alpine Bergdestinationen.

Allerdings: „Oft wird der Bergsommer noch viel zu stiefmütterlich behandelt,“ so Bergamin mit Hinweis auf die vielerorts verbreitete Schieflage bei saisonalen Infrastruktur-Investitionen. So stehen hinter dem Erfolg der Schweizer Ganzjahres-Topdestinationen Jungfrau, Titlis, Pilatus oder Rigi tatsächlich auch langjährige Sommer-Investitionen im teilweise weit dreistelligen Millionen-Bereich. „Andernorts werden trotz stagnierenden Wintergeschäfts zusätzliche Millionen für eine nochmalige Erweiterung der Beschneiung einfach ‚durchgewunken‘, während Anteilseigner oder Partner über wenige zehntausend Euro oder Franken für einen sommerlich nutzbaren Spielplatz am Berg lange diskutieren.“

Entsprechend behalten die Experten von Steiner Sarnen Schweiz immer auch die Wertschöpfungskette und damit den Interessenausgleich am Berg im Blick. Kennzeichen der ganzheitlichen Konzepte sind so grundsätzlich eine bessere An- oder Einbindung von Gastronomie und Hotellerie durch neue Standorte und Konzepte oder flexiblere Öffnungszeiten und eine höhere Auslastung der Seilbahnen, etwa durch die Anpassung von Streckenbedienung und Fahrzeiten.

Domenico Bergamin entwickelt seit drei Jahren touristische Projekte bei Steiner Sarnen Schweiz.

Domenico Bergamin entwickelt seit drei Jahren touristische Projekte bei Steiner Sarnen Schweiz.

Nachhaltigkeit zählt

„Gute Geschichten erzählen sich selbst weiter!“ – diese Aussage erfasst ganz gut die Qualität der Attraktionen oder Erlebniswelten von Steiner Sarnen Schweiz in Sachen Öffentlichkeitswirkung oder langfristiger Entwicklung. Etwa das „Plose-Rad“, das seit 2016 gekonnt die Faszination der Dolomiten-Bergwelt und des Mountainbiking vereint und ganz nebenbei dem Ganzjahresgebiet am Brixener Hausberg anhaltend große Social-Media-Präsenz beschert.

Von Beginn an höchst medienwirksam erwies sich auch der „höchste Leuchtturm der Alpen“, den man 2010 als Nachbau eines historischen Rotterdamer Vorbilds für den Rheinquellort Sedrun initiierte. Wiederkehrende Aktionen, wie die jährliche Benennung Prominenter aus den europäischen Rheinstaaten zum „Leuchtturmwärter des Jahres“, gewährleisten die anhaltende Strahlkraft des Markenzeichens. Bald schon sollen dessen Attraktivität und Wertschöpfung vor Ort durch die Einrichtung einer Erlebniswelt mit angeschlossener maritimer Fischgastronomie in einem eigens aus Rotterdam herantransportierten Seeschiff weiter gesteigert werden. Dies zumindest die Idee. Die Investorensuche läuft…

Seit 2016 transportiert das Plose-Rad Naturerlebnis und Bike-Faszination am Brixener Hausberg.

Seit 2016 transportiert das Plose-Rad Naturerlebnis und Bike-Faszination am Brixener Hausberg.

Mit dem aktuellen Großprojekt „Heidi Alperlebnis“ in Flumserberg soll das traditionelle Ski- und Wandergebiet zur attraktiven Ganzjahresdestination weiterentwickelt werden. Im Bereich des Taleinstiegs Tannenboden ist eine Familien-Erlebniswelt mit aufwändig gestalteten Schauplätzen aus dem weltweit bekannten Roman (Bergdorf, Öhi-Alm, Frankfurter Altstadt, etc.), typischer Gastronomie unter anderem in der bestehenden Alpwirtschaft auf der Molseralp und privat finanziertem Ressort-Hotel geplant. Seit 2015 arbeitet Steiner Sarnen Schweiz im Auftrag des Kantons St. Gallen und der beteiligten Gemeinden an dem Großprojekt mit einem Investitionsvolumen von 26 – 28 Mio. Franken (ohne Hotel). Das Grobkonzept steht, eine kantonale Entwicklungsförderung von ca. 50 Prozent ist zugesagt, jetzt läuft die Suche nach privaten Investoren und Partnern für die bauliche und betriebliche Realisierung.

tb

MM-Info: www.steinersarnen.ch

Prof. Berg

Prof. Dr. Christian Berg, Nachhaltigkeitsexperte – Nachhaltigkeit in den Bergen ist Verantwortung

Prof. Christian Berg ist ein vom Skifahren geprägter deutscher Hochschulprofessor (Uni Clausthal), der sich auf auf vielfältigen Ebenen für Nachhaltigkeit einsetzt. Auf der Österreichischen Seilbahntagung referierte Berg darüber, wie die komplexen Zusammenhänge der Thematik den  Winterport betreffen.

Wie gelingt es, dass möglichst viele Menschen gut leben können, ohne dabei die Zukunft aufs Spiel zu setzen? Und welche Rolle spielt dabei die Wirtschaft? Was können Unternehmen tun, um nachhaltiger zu wirtschaften? Bei der Beschäftigung mit diesen Fragen kommen wir an zwei Tatsachen nicht vorbei: Erstens: Skifahren ist natürlich nicht wirklich gut für die Umwelt. Und zweitens: Wir werden in vielen Bereichen des Wintersports ganz besonders stark vom Klimawandel betroffen sein. Es gibt in Wahrheit keinen Klimaschutz, der sich auswirkt (trotz „Bio“ und aller bisherigen Maßnahmen). Die CO2-Konzentration in der Atmosphäre geht seit Jahren ständig weiter nach oben.

Um effizient handeln zu können, müssen wir zuerst die Komplexität des Themas sehen und uns auf die Zusammenhänge konzentrieren. Nachhaltigkeit kann nur global, langfristig und integrativ betrachtet werden.

Ein Beispiel: In der Lebenszeit meiner Großmutter (wurde fast 104 Jahre…) hat sich die Bevölkerung auf dem Planeten vervierfacht, die Rohstoff-Entnahme hat sich verachtfacht, der Energieverbrauch verzehnfacht. Dass ein Mensch das erleben konnte, wird es nie wieder geben (können). Diese Zahlen deuten daraufhin, dass wir uns in einer ganz entscheidenen Phase der Menschheit befinden. Wir sehen exponentielles Wachstum in fast allen Bereichen. Es kann aber kein unbegrenztes Wachstum geben auf einem begrenzten Planeten, was die Ressourcen und die Energie bzw. auch die Belastbarkeit der Umwelt angeht.

Unser Motto jetzt lautet ja: Take – make- waste! Wir nehmen Ressourcen, verbrauchen sie und entsorgen sie. Diesen Wahnsinn können wir uns auf Dauer nicht leisten. Wir überschreiten die planetaren Belastungsgrenzen. Die Frage ist: Wo ist der Bereich, in dem wir als Menschheit sinnvoll operieren können?

Prof. Berg gab auf der Österreichischen Seilbahntagung als Keynote-Speaker einen Überblick zum Thema „Nachhaltigkeit – Dimensionen, Entwickungen, Relevanz“. ©mak

Prof. Berg gab auf der Österreichischen Seilbahntagung als Keynote-Speaker einen Überblick zum Thema „Nachhaltigkeit – Dimensionen, Entwickungen, Relevanz“. ©mak

Alles zusammen wird sich nicht ausgehen

Eine Folge ist auch, dass die Biodiversität zurückgeht und ein noch größeres Problem als der Klimawandel darstellt. Eine Million Arten sind derzeit vom Aussterben bedroht. Wir bemerken es teilweise gar nicht – im Gegensatz zum Klimawandel. Eine weitere Grenze sind die biochemischen Stoffströme – also wie viel Phosphor und Stickstoff wir in die Umwelt eintragen. Seit 1960 wurde z. B. maßgeblich durch die Landwirtschaft der Eintrag von Stickstoff verdoppelt und von Phosphor verdreifacht. Das führt zu starkem Algenwachstum.

Nun zum Klima: Wir haben uns zwar in Paris auf das 2 Grad-Ziel geeinigt und was jetzt an Ölreserven noch übrig ist, entsprecht etwa den Zwei Grad. Dann haben wir aber noch kein Gramm Kohle und keinen Kubikmeter Gas verbrannt! Alles zusammen wird sich nicht ausgehen…

Außerdem bedeutet z. B. 1 Grad Klimaerwärmung 20 % weniger erneuerbares Wasser und somit schlechtere Lebensbedingungen und mehr Migration.

Wie sieht es mit dem Umweltbewusstsein aus? 90 % der Deutschen kennen den Begriff „Nachhaltigkeit“ und dass er vielerlei Nutzen bringt. Nachhaltigkeit ist ein wachsender Markt, es gibt viele Labels – das ist auch für den Tourismus von Bedeutung. Das Thema ist gut für die Werbung, aber schwer in der Umsetzung. Und die Politik tut sich auch bei der Umsetzung nicht leicht. Z. B. wurde das Ziel der Senkung der Nitratbelastung wiederholt verfehlt und inzwischen auf 2030 verschoben! Ähnliche Probleme haben wir bei den Klimazielen und der Flächenzersiedelung.

Ein paar „kleinere“ Erfolge gibt es auch, aber mit manchmal zweifelhaftem Ergebnis: Wir haben in Deutschland den Willen zur Kreislaufwirtschaft, das Erneuerbare-Energien-Gesetz aber dadurch leider auch Monokulturen für Energiepflanzen wie Raps (12 % in D) – das bewirkt wiederum starken Rückgang an Insekten (75 % Rückgang verglichen mit 1975). Das hat man nicht vorhergesehen!

Berg: „Alleine der Verbrauch unserer Ölreserven würde 2° C Erwärmung bringen.“

Berg: „Alleine der Verbrauch unserer Ölreserven würde 2° C Erwärmung bringen.“

Wie geht es weiter und was ist zu tun?

Zum Einen: Not macht erfinderisch, das brauchen wir jetzt! Wenn wir annehmen, dass es in Zukunft weniger Schnee gibt und wärmer wird, dann müssen wir uns heute schon darauf einstellen. Die Alpenkonvention z. B. ist ja eine Vereinbarung der Alpenländer und hat das Ziel, ein grünes Wirtschaften im Alpenraum zu erreichen. Es wird also eine Balance zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und Natur angestrebt.

Es wird so oder so um mindestens 2 Grad wärmer – auch mit Klimaschutz!

Der Wintersport ist doppelt betroffen vom Klimawandel. Einerseits durch die ökologischen Belastungen wie den Verbrauch von Wasser, Energie und Ressourcen, durch die Stoffeinträge wegen starkem Tourismus sowie durch Landnutzungsänderungen und Gefährdung der Biodiversität. Gleichzeitig macht der Klimawandel Skifahren in niedrigen Höhen (unter 1.800 m) schwerer und könnte ab 2050 unmöglich werden – selbst mit maschineller Beschneiung. Ein Ausweichen in höhere Regionen ist nur begrenzt möglich. Ebenfalls schwer vorhersehbar ist, wie die Touristen dazu stehen werden.

Also letztlich haben wir einen Zielkonflikt zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und Umwelt.

Manche Bergbahnunternehmen wie die Schmittenhöhebahn in Zell/See gehen bereits seit Jahren den Weg, sich als umweltfreundlich zu positionieren. 2.v.l. Vorstand Dr Erich Egger. 3.v.l. Ing. Hannes Mayer (Bereichsleiter Technik). ©Schmittenhöhebahn

Manche Bergbahnunternehmen wie die Schmittenhöhebahn in Zell/See gehen bereits seit Jahren den Weg, sich als umweltfreundlich zu positionieren. 2.v.l. Vorstand Dr Erich Egger. 3.v.l. Ing. Hannes Mayer (Bereichsleiter Technik). ©Schmittenhöhebahn

Die Anfahrt ist das Problem beim ökologischen Fußabdruck

Das Skifahren selber ist bei dem ganzen Szenario nur ein Aspekt und was den ökologischen Fußabdruck anbelangt nicht das Schlimmste, sondern die Anfahrt.  Provokant gefragt: Was würde passieren, wenn wir heute alle Lifte schließen? Eventuell würden 40 % der Touristen in die Nachbarländer gehen. Dann ist noch nicht viel gewonnen. Oder es sagen 20 -30 %, ich setze mich in den Flieger in Richtung Kanada. Dadurch würde das Ganze noch viel schlimmer werden! Das soll kein Freifahrtschein für uns sein, sondern soll heißen: wir müssen Lösungen mit Augenmaß anstreben.

In Österreich haben wir ja schon einen sehr guten Anteil der erneuerbaren Energie (Spitzenreiter in der EU). Man könnte darüber nachdenken, ob sich vielleicht der österreichische Seilbahnverband zu 100 % erneuerbarer Energie bekennt! Und daraus eine Marke macht nach dem Motto: Wenn Sie nach Österreich zum Urlauben kommen, dann haben sie 100 % erneuerbaren Strom, einen öffentlichen Nahverkehr, der integriert ist, vielleicht dazu einschlägige Aktionen mit der Hotellerie. Man kann und muss hier sehr viel mehr tun – es ist auch ziemlich attraktiv für die Gäste. Ja, sanfter Urlaub ist ein wachsender Markt! Die Gruppe Alpine Pearls hat sich diesem Segment schon länger verschrieben.

Alle Umweltverbände wie WWF sind extrem kritisch, was das Skifahren angeht, aber es gibt einige Tipps, auf die umweltfreundlich zuzugehen. Umweltfreundlich anreisen, auf den Pisten bleiben – Stichwort Aufklärung, Stichwort Abgrenzung, möglichst nachhaltige Skigebiete wählen, fragen, ob die Liftbetreiber regenerative Energien nutzen. Sich möglichst als umweltfreundlich positionieren.

Auch die Seilbahnbetreiber hätten eventuell die Chance, neue Geschäftsfelder zu erschließen. Es gibt alleine 2 deutsche Städte (Köln, Bremen), die darüber nachdenken, Seilbahnen aufgrund der Vorteile in der Stadt zu benutzen.

Fazit: Es ist höchste Zeit, sich der Nachhaltigkeit zu stellen – auch weil wir doppelt Leidtragende sind. Es braucht eine Ökologisierung der Wirtschaft und wir müssen langfristig auch über alternative Angebote am Berg nachdenken. Die Kosten des Wirtschaftens dürfen nicht mehr ausgelagert werden auf die Umwelt, auf die Zukunft und auf andere. Die Art und Weise, wie wir gegenwärtig wirtschaften, zerstört unsere Lebensgrundlagen! Der Wirtschaft muss ein angemessener Rahmen gesetzt werden – und das kann langfristig nur global erfolgen.

Mag. Karl Weber

Mag. Karl Weber, GF Annaberger Lifte – Wir haben unsere Nische gefunden

Mag.Karl Weber hat als Quereinsteiger 2012 die Geschäftsführung der Annaberger Lifte in Niederösterreich übernommen. Seither hat sich eine beeindruckende Entwicklung vollzogen, die nun im Ausbau zur Ganzjahresdestination gipfelt.

Herr Mag. Weber, wie war Ihr Werdegang in die Seilbahnbranche, seit wann sind Sie GF und welche Funktionen bekleiden Sie eventuell sonst noch?

Weber: Seilbahntechnisch war ich eigentlich ein Quereinsteiger, als ich 2012 die Geschäftsführung der Annaberger Lifte übernommen habe. Meine Voraussetzungen waren ein abgeschlossenes Studium der Betriebswirtschaft, dreizehnjährige Selbstständigkeit in einer Tourismusgastronomie, jahrelange Erfahrung als staatlich geprüfter Skilehrer, sehr gute Vernetzung in und die Verbundenheit zur Region.

Zur Vertiefung in die Materie Seilbahn habe ich das fünfsemestrige, berufsbegleitende Masterstudium „Seilbahnen – Engineering & Management“ an der FH Vorarlberg besucht und heuer erfolgreich abgeschlossen.

Neben meiner Tätigkeit als GF der Annaberger Lifte bin ich Sprecher der ARGE Tourismusentwicklung Annaberg, BIN-Koordinator für das Bergerlebniszentrum Annaberg (BIN = Bergerlebnis in Niederösterreich), Mitglied des Projektentscheidungsgremiums der Leader Region Mostviertel-Mitte, Vorstandsmitglied im Naturpark Ötscher-Tormäuer und Ausbildungsleiter der Bergrettung Mitterbach.

Seit Ihrem Engagement hat sich die Destination gut entwickelt. Schildern Sie die wichtigsten Stationen, Herausforderungen und die wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung.“

Weber: Als ich im September 2012 zu den Annaberger Lifte gekommen bin, begann gerade die Umsetzung des ersten massiven Ausbaues der Beschneiung, mit der es erstmals möglich war, binnen 72 Stunden einen Großteil des Skigebietes mit Maschinenschnee zu beschneien. Die Pumpleistung wurde von 30l/s auf 120l/s erhöht. Im darauffolgenden Winter gab es dann auch erstmals eine Ski- und Boardercross-Strecke, den „Anna-Park“ am Annaberg. Ebenso haben wir zu dieser Zeit das Kinderland, unser sogenanntes „Anna-Land“ neu aufgestellt und um eine lustige und gemütliche Pausenhütte erweitert.

2014 wurde von meinen Eigentümervertretern ein neues JUFA-Hotel entwickelt und als Ski-in/Ski-out Hotel mit 208 Betten direkt im Einstiegsbereich in unser Skigebiet gebaut. Dies ermöglichte eine gewisse Grundauslastung der Lifte auch in den ruhigeren Zeiten.

Eine der tiefgreifendsten Entscheidungen war die Restrukturierung der Annaberger Lifte im Jahr 2016. Der Skigebietsteil „Pfarrboden“ war nicht mehr wirtschaftlich zu führen und musste daher stillgelegt werden, wodurch das Skigebiet auch den direkten Anschluss an den Ortskern Annaberg verloren hatte. Im Gegenzug wurde der Skigebietsteil „Reidl“ um die „Mathias-Zdarsky-Piste“ erweitert und für den Rennlauf optimiert.

In den Jahren 2017/18 haben wir auf 1.300m Seehöhe im Bereich Hennesteck einen neuen Beschneiungsteich mit einem Volumen von 50.000m³ errichtet. Somit stehen nun in Summe rund 70.000m³ an Speichervolumen zur Verfügung. Im Zuge dessen wurde auch das Schnei-Leitsystem verbessert, zusätzliche Schneekanonen angeschafft und die Pumpleistung auf 240l/s verdoppelt, was eine massive Verbesserung der Beschneiungssituation bedeutet. Der Beschneiungsteich Hennesteck wurde so angelegt, dass er auch für einen Sommerbetrieb genutzt werden kann.

Ebenfalls 2017 haben wir mit der ARGE Tourismusentwicklung Annaberg den Mini-Bikepark im Bereich des Liftareals gebaut und eröffnet. Dieser ist ein frei zugängliches Mountainbike-Trainingsareal mit Pumptrack, Skillstrack, Flowline und Skillsline. Die Anlage ist für alle Könnensstufen gedacht, für Kinder und Erwachsene, vom Laufrad bis zum Profibike, um Fahrgefühl, Gleichgewicht und das Mountainbiken im Gelände zu trainieren.

Der 2017/18 angelegte Speicherteich Hennesteck kann auch für den Sommerbetrieb genutzt werden. ©Fred Lindmoser

Der 2017/18 angelegte Speicherteich Hennesteck kann auch für den Sommerbetrieb genutzt werden. ©Fred Lindmoser

Welches Ergebnis brachte die letzte Wintersaison? Haben sich die Investitionen gelohnt?

Weber: Die letzte Wintersaison brachte ein Rekordergebnis für die Annaberger Lifte mit rund 100.000 Ersteintritten. Daraus ist eindeutig ersichtlich, dass sich die Investitionen und Bemühungen gelohnt haben. Speziell der in den letzten Wintern immer weiter entwickelte „Anna-Park“ hat mittlerweile drei Areale und wurde zum wahren Publikumsmagneten.

Welche Pläne zum Ausbau der Infrastruktur gibt es noch?

Weber: Aktuell setzen wir als erstes Skigebiet in Österreich das visionäre System eines Self-Service-Stores für Ticketverkauf und Kundenbindung um, welches auch für CRM und Dynamic Pricing genutzt wird. Der Winterbetrieb läuft sehr gut. Hier ist es unser Ziel, die vorhandenen Attraktionen bestmöglich und in bewährter Qualität dem Gast zur Verfügung zu stellen.

Der Sommerbetrieb ist eine neue Herausforderung für uns. Hier gibt es aber auch bereits Pläne in den Schubladen, die nur mehr darauf warten, umgesetzt zu werden. Die Hauptzielgruppe wird hier, ebenso wie im Winter, auf Familien gerichtet sein. Mit der neuen 1,3 km langen ‚Zipline Annaberg‘ wollen wir als Ganzjahresdestination reüssieren. Im Oktober findet dazu ein Soft-Opening mit „Probebetrieb“ statt, richtig durchstarten werden wir ab Mai 2020 mit einer großen Eröffnungsfeier.

Der Funpark „Anna Park“ mit den Bereichen „Family“, „Waveride“und „Funcross“ hat das Gebiet stark aufgewertet. ©Annaberger Lifte

Der Funpark „Anna Park“ mit den Bereichen „Family“, „Waveride“und „Funcross“ hat das Gebiet stark aufgewertet. ©Annaberger Lifte

Was sind Eure Stärken? Wie können / sollen sich kleinere Bergbahnunternehmen in niedrigeren Lagen angesichts der Klimaänderung positionieren?

Weber: Winterurlaub mit der Familie in Niederösterreich verbringen heißt kleiner Preis, aber großer Komfort, was Angebot und Leistung angehen. Auch unser Skigebiet Annaberg bietet beste Familien-Infrastruktur: Kinderskikurse, acht Lifte, auf denen Kinder bis sechs Jahre gratis fahren, Anna-Park, sowie Anna-Land und nicht zuletzt faire Urlaubsangebote. Und abseits der Piste sorgen die Winterwanderwege und Pferdekutschenfahrten für unvergessliche Erlebnisse.

Annaberg ist ein klassisches Familienskigebiet und sieht sich neben der Ferienregion vor allem auch als „Nahversorger“ für den Großraum Bratislava/Wien/St. Pölten – nah genug für einen Tagesausflug.

Winter heißt in Zukunft nicht mehr automatisch, dass der Gast jeden Tag auf der Piste zu finden ist. Der Klimawandel ist unbestritten und fordert von den Bergbahnen Anpassungsstrategien. Diese können technischer und nicht-technischer Natur sein. Schneesicherheit (mittels technischer Beschneiung) wird mittlerweile vorausgesetzt. Mit Diversifikation im Wintertourismus und zusätzlicher Ausrichtung auf vier-saisonalen Tourismus können bzw. müssen von den Bergbahnen neue Geschäftsfelder besetzt werden. Speziell die kleineren Skigebiete können hier Nischen finden, die außerdem ihren familiären und damit übersichtlichen Charakter ebenso betonen müssen, wie die besondere Freundlichkeit ihrer Mitarbeiter.

Wesentlich für einen wirtschaftlich nachhaltigen Betrieb eines Skigebietes ist die Ausrichtung auf ein wettbewerbsfähiges Angebot. Für Anpassungen müssen vielfach völlig neue Wege eingeschlagen werden. Es bedarf individueller und maßgeschneiderter Alternativkonzepte. Welche Anpassungsstrategien erfolgversprechend sind, kann pauschal nicht festgestellt werden. Diese sind individuell für jede Destination zu definieren. Eine echte Alternative zum Massenphänomen Skifahren konnte allerdings bis dato noch nicht gefunden werden.

Die Konkurrenz der Skigebiete und des Skifahrens liegt per se nicht im Alpenraum, sondern in den Fern-, Städte- und Thermendestinationen.

Ebenfalls sehr gut angenommen wird der Mini-Bikepark.

Ebenfalls sehr gut angenommen wird der Mini-Bikepark.

Was können  Sie uns zu den Attraktionen „Anna-Park Familiy“ und „Anna-Park Cross“ sagen. Die sind ja noch relativ jung. Wie wurden sie angenommen?

Weber: Der „Anna-Park Family“ ist der Funpark für die ersten Freestyle-Versuche, optimal auf kleine Freestyler und jeden abgestimmt, der seine ersten Slides und Jumps wagen möchte. Der „Anna-Park FunCross“ sorgt für Action mit Steilkurven, Schneewellen und Sprüngen. Auf einer Länge von 800 Metern finden Anfänger und Profis zwei verschiedenen Lines: nach einem gemeinsamen Startbereich und einigen Schneewellen und zwei Steilkurven teilt sich die Strecke in eine „Easyline“ und eine „Sportline“. Die blaue Easyline geht über Wellen und Steilkurven, einen Boost Kicker und einen kleinen Sprung über eine Funbox. Am Ende wartet „Slopy“, eine gepolsterte Figur der man vor dem Abschwingen ein „High Five“ geben kann. Die rote Sportline geht rasanter über größere Schneewellen und Steilkurven zu zwei 6 Meter-Kickern und einen 8 Meter-Zielsprung. Diese Strecke wird auch für Skicross- und Snowboardcross-Rennen genutzt und kann zu diesem Zweck verlängert werden. Durch die geteilte Streckenführung bleibt auch bei Rennbetrieb die Easyline für den Tagesgast befahrbar. Neu hinzu gekommen ist im Winter 2018/19 der „Anna-Park Waveride“ im Bereich des Tellerliftes, eine riesige Wellenbahn, bei der Tempo und Geschicklichkeit geschult werden können.

Die neue 4er ZIP-Line leitet mit Probebetrieb im Oktober den Weg zur Ganzjahresdestination in Annaberg ein. © ecoplus

Die neue 4er ZIP-Line leitet mit Probebetrieb im Oktober den Weg zur Ganzjahresdestination in Annaberg ein. © ecoplus

Wo soll die Reise Eures Natur- & Erlebnisberges künftig hingehen?

Weber: Die Herausforderungen für die Zukunft kleiner Skigebiete sind mannigfaltig. Für Annaberg wird es heißen, den hohen Qualitätsstandard des Winterbetriebes erhalten und den Ganzjahresbetrieb auf- bzw. auszubauen. Die Eröffnung der neuen Zipline fordert naturgemäß auch entsprechende Infrastrukturadaptierungen.

Das Bergerlebnis soll für den Gast noch intensiver erlebbar werden, wozu es bereits einige neue Konzepte gibt. Ein respektvoller Umgang mit der Natur kann hier spielend erlebt und erlernt werden. Die Fahrt mit der neuen Zipline bildet den actionreichen Abschluss eines gemeinsamen Familienausfluges.

Ausgabe 6/2019

MAGAZIN

  • Editorial
  • Inhalt
  • Impressum

ÖKOLOGIE

  • Meinung: Prof. Dr. Christian Berg, Nachhaltigkeitsexperte:„Nachhaltigkeit in den Bergen ist Verantwortung“
  • Bergbahn AG Kitzbühel/LEITNER ropeways: Nie gegen die Natur
  • Studie Schmittenhöhebahn AG: Ergebnisse sollen zum Umdenken anregen
  • „Barrierefreiheit“ bei der Gasteiner Bergbahnen AG
  • Lieco: Qualität macht den Unterschied im Klimawandel
  • Mapo Schmierstofftechnik GmbH: Umweltfreundliche Schmierstoffe mit Syngis-Technologie
  • Photovoltaik Gerlos
  • Leoganger Bergbahnen GesmbH: Partner der Initiative „Salzburg 2050“

Bergsommer (3)

  • Radfahren trifft den Zeitgeist
  • Allegra Trails expandiert nach Innsbruck
  • Monsterroller: XXL Fahrspaß belebt das Sommergeschäft
  • hochkant GmbH schafft Alleinstellungsmerkmal am Ofterschwanger Horn
  • Naturerlebnis Nebelstein authentisch inszeniert
  • Sunkid: Wiedersehen mit Widi und seinen Freunden
  • Mit Liftpictures weiter auf Erfolgskurs
  • Steiner Sarnen Schweiz: Unverwechselbare Erlebniswelten am Berg

NEUE BAHNEN

  • DOPPELMAYR/GARAVENTA: Komfortschub durch die neue Rotkogelbahn
  • SNOW SPACE Salzburg: Leuchtturmprojekt für die ganze Region
  • DOPPELMAYR/GARAVENTA: Neue 8 SBK in Lofer
  • LEITNER ropeways: Massive Qualitätssteigerung durch CD6C „Glocknerblick“

MARKETING & MANAGEMENT

  • EMMA® von Alturos Destinations ermöglicht individualisiertes Dialogmarketing
  • Salzburger Seilbahntagung: Investieren ist Pflicht
  • MM-Interview: Mag. Karl Weber, GF Annaberger Lifte:„Wir haben unsere Nische gefunden“
  • Doppelmayr Holding SE: Rekordumsatz im Geschäftsjahr 2018/19
  • Val Cenis wählt Liftopia für dynamische Preisgestaltung
  • Bergbahnen Filzmoos GmbH: Neuer Eigentümer, neue Pläne

TECHNIK & WIRTSCHAFT

PISTENMANAGEMENT

  • Die neue 6-Band-Kombi-Plus-Kette von PistenBully
  • Prinoth: Technologieführer und Experte in Sachen Digitalisierung
  • Bacher Harald Gmbh: Service und Einsatz – first class!
  • Kässbohrer: Verstärkung für das PRO ACADEMY-Team
  • PowerGIS: Pistenmanagement ist nicht gleich Pistenmanagement

BESCHNEIUNG

  • Effiziente Entkalkung mit Vitaltron
  • DEMACLENKO: Die blaue Erfolgsgeschichte geht weiter
  • Klenkhart: BB Lenggries modernisiert nun auch Finstermünzkessel
  • TechnoAlpin: Jackpot bei den Olympischen Winterspielen 2022
  • MND erweitert Sonderlösung am Hintertuxer Gletscher

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Über MOUNTAINMANAGER

MOUNTAINMANAGER hat sich in 50 Jahren als die internationale Fachzeitschrift für bergtouristisches Management und Alpintechnik an führender Position etabliert. Die kompetentesten Fachjournalisten der Branche mit Sitz in den drei zentralen Alpenländern Österreich, Schweiz und Deutschland sind für den MOUNTAINMANAGER tätig.
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