Seilbahnen in Österreich, Deutschland und der Schweiz packen nachhaltige Zukunft an
Im Rahmen der D-A-CH-Seilbahntagung 2022 in Innsbruck betonten die obersten Seilbahnvertreter aus Österreich, Deutschland und der Schweiz die enorme Verantwortung der Branche in den touristischen und alpinen Regionen. Besonders die Corona-Pandemie und die aktuellen Themen Energiekrise, Teuerung und Einsparungsappelle hätten gezeigt, wie schnell und effektiv die Unternehmen auf sich verändernde Rahmenbedingungen reagieren können.
Gerade in der wirtschaftlich aktuell angespannten Zeit ist es Auftrag für Seilbahnunternehmen, mit ihrer Tätigkeit den Wohlstand, vor allem in ländlichen Regionen, sicherzustellen. Denn neben den unmittelbar bei den Seilbahnen angestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sorgt die Branche für eine große Zahl an weiteren Beschäftigungseffekten, die über alle Wirtschaftssektoren hinweg ausstrahlen. Für Hans Wicki, Präsident Seilbahnen Schweiz, ist daher klar: „Bergbahnunternehmungen sind die Wirtschaftsmotoren in den Berggebieten. Sie generieren Arbeitsplätze und bieten damit eine Perspektive für die Region. Ein Franken Umsatz für die Bergbahn bedeutet sechs Franken Umsatz für die Destination. Damit die Unternehmen weiterhin erfolgreich wirtschaften können, brauchen sie den nötigen Handlungsspielraum. Deshalb ist es wichtig, dass wir bei Umwelt- und Raumplanungsfragen die gute Balance zwischen dem Schutz-und-Nutz-Gedanken finden. Wir benötigen nachhaltige Lösungen im Umgang mit der Natur und im Umgang mit der Region.“
Die österreichischen Seilbahnen haben sich in einem umfangreichen Strategieprozess intensiv mit allen drei Dimensionen der Nachhaltigkeit auseinandergesetzt. Derzeit steht vor allem die ökologische Komponente im Sinne eines nachhaltigen Ressourcenverbrauchs im Zentrum der öffentlichen Diskussion. „Unter dem Titel des Energiesparens sind wir gefordert, entsprechende Antworten zu finden. Wir arbeiten daher intensiv mit Experten zusammen, um weitere Potenziale zu eruieren“, so Franz Hörl, Obmann des Fachverbandes der Seilbahnen in der Wirtschaftskammer Österreich. So wird aktuell an einem einheitlichen CO2-Fußabdruckrechner für die Branche gearbeitet. Mit diesem Tool soll es möglich sein, den eigenen CO2-Fußabdruck professionell zu monitoren, sowie weitere Einsparungspotenziale zu identifizieren und dementsprechende Maßnahmen zu setzen. Der Branche war eine ehrliche transparente Darstellung nach außen immer wichtig, weshalb dieses System auch eine Grundlage für die gesamte Branchenkommunikation darstellt.
Positiv fällt auf, dass aufgrund der vorausblickenden Investitionen in den vergangenen Jahren die österreichischen Seilbahnen ihren Energieverbrauch gemessen an der Förderkapazität bereits um 20 Prozent senken konnten. Trotz hoher Energieeffizienz möchte die Branche weiterhin alle Möglichkeiten prüfen, den Energiebedarf – ohne Einschränkung des Angebots – zu reduzieren. „Was viele vergessen: Unsere Seilbahnen werden beinahe zu 100 Prozent mit heimischem Ökostrom betrieben, fossile Energieträger gehören bis auf wenige Ausnahmen der Vergangenheit an“, betont Hörl.
Die Seilbahnen sind nicht nur in Sachen nachhaltiger Energiegewinnung Vorreiter, sondern widmen sich verstärkt auch dem Thema Mobilität, um künftig mehr alternative An- und Abreisemöglichkeiten für die Gäste gemeinsam mit Mobilitätspartnern anbieten zu können. Diese Aufgaben sind für Hörl die einzige Antwort darauf, sich als Branche fit für die Zukunft zu machen, Vertrauen zu schaffen und somit an Reputation zu gewinnen. Das sei notwendig, um der Rolle der Seilbahnen auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten verlässlich nachkommen zu können. Diese liegt für Matthias Stauch, Präsident des Verbands Deutscher Seilbahnen, vor allem auch darin, einen wichtigen Beitrag zur Schaffung einer lebenswerten und inklusiven Arbeits- und Freizeitwelt in vielen Regionen zu leisten. „Seilbahnen bieten vielfältige Arbeitsplätze in unterschiedlichsten Bereichen für jeden. So werden Abwanderung und tägliches Pendeln verhindert, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtert, sowie das soziale Leben gefördert. „Mit uns werden aus strukturschwachen Gebieten starke und lebenswerte Arbeits- und Wohnorte. Arbeiten, wo andere Urlaub machen – das ist unser Motto“, so Stauch.
Diese Vor-Ort-Arbeitsplätze sind jedoch durch den herrschenden Fachkräftemangel stark gefährdet, laut ifo-Institut waren bereits im Juli 2022 fast 50 % der deutschen Unternehmen dadurch beeinträchtigt. Die Corona-Jahre haben die Situation noch einmal dramatisch verschärft. Um hier den Nachwuchs zu sichern, bilden die Seilbahnen seit geraumer Zeit Mitarbeiter aus. So bieten sie einerseits der jungen Generation eine attraktive berufliche Perspektive in ihrer Heimat und verhindern andererseits ein Abwandern von zukünftigen qualifizierten Arbeitnehmern aus den Regionen.
Um dem Fachkräftemangel entgegenzutreten ist jedoch mehr Unterstützung seitens der Politik notwendig, nach wie vor behindern zahlreiche behördliche und bürokratische Hürden die Unternehmen. Matthias Stauch fordert: „Die Politik muss endlich unsere Leistung als attraktiver Arbeitgeber im Tourismus anerkennen, indem sie uns dabei vollumfänglich und engagiert mit pragmatischen Lösungen unterstützt.“
Er betont zudem, dass die Seilbahnen größten Wert auf Inklusion legen und hier mit weitreichenden Maßnahmen an einer stetigen Verbesserung arbeiten.
Hans Wicki, Franz Hörl und Matthias Stauch sind sich einig, dass die Nachhaltigkeit für die Branche zentral ist und dass sie den Weg gemeinsam beschreiten müssen. Inspiration für nachhaltige Lösungen erhalten die Seilbahnvertreter bei der D-A-CH Tagung beim Blick über den Tellerrand in andere Regionen und andere Branchen.