Dreiköpfiges Fachgremium sieht weitreichende Möglichkeiten, mehr Klimaschutz und mehr Nachhaltigkeit im Wintertourismus zu etablieren. Biodiversität auf Skipisten ist ein wichtiger Ansatz.

Snow Space Salzburg in Flachau, Wagrain und St. Johann/Alpendorf stellte am 21. Juni auf der Haibenalm seinen Beirat für Umwelt, Klima und Biodiversität vor. Das Gremium werde maximalen Einfluss auf die für Ökologie und Klimarelevanz relevanten Entscheidungen im Skigebiet haben, bekräftigte der Vorstandsvorsitzende der Snow Space Salzburg Bergbahnen AG, Ing. Wolfgang Hettegger. Vorsitzende des Beirates ist Dr. Ulrike Pröbstl-Haider, Universitätsprofessorin für Landschaftsentwicklung an der Universität für Bodenkultur in Wien, die sich seit Jahrzehnten mit dem Thema Skitourismus und Naturraum beschäftigt. Die beiden weiteren Mitglieder sind der Experte für Vegetationstechnik und Begrünungen im Alpenraum, Univ.-Prof. em. Dr. Florin Florineth, der bis zu seiner Emeritierung ebenfalls an der BOKU lehrte, sowie Prof. Dr. Thomas Bausch, Leiter des Alpenforschungsinstitutes in Seeshaupt (Bayern) und Direktor des Kompetenzzentrums Tourismus und Mobilität an der Freien Universität Bozen. Er ist Experte für Destinationsmanagement und beschäftigt sich auch mit dem Zusammenhang zwischen Klimawandel und der Entwicklung von Skigebieten. Das Team hat seine Arbeit bereits aufgenommen. Die Pistenflächen in Flachau und St. Johann/Alpendorf wurden kartografiert, um eine wissenschaftliche Basis für die Verbesserung der Biodiversität zu erhalten. Diese Untersuchung wird nächstes Jahr in Wagrain abgeschlossen.

Wolfgang Hettegger hob die strategische Bedeutung des Beirats für sein Unternehmen hervor. „Wir wollen unser Skigebiet hin zur maximalen Nachhaltigkeit entwickeln. Experten, die mit der Kenntnis unserer Branche, aber mit dem Blick von außen ihre Kompetenzen einbringen, sind dabei eine große Hilfe. Sie unterstützen uns, die richtigen Zukunftsentscheidungen zu treffen“, betonte Hettegger. Der Beirat bündle Know-how und Erfahrung in einem Ausmaß, das man derzeit kaum übertreffen könne. Er sehe das Expertenteam mit vollem Elan bei der Arbeit und sei bereit, sich dieser Auseinandersetzung zu stellen und im Sinne des Beirates zu entscheiden, wo immer dies möglich sei.

Beiträge zur Klimaneutralität und biologischen Vielfalt realistisch

Ulrike Pröbstl-Haider, die auch Mitherausgeberin des vom Klima- und Energiefonds unterstützten Reports „Tourismus und Klimawandel“ ist, wies darauf hin, dass Wintersportdestinationen zugleich Verursacher und Betroffene des Klimawandels sind. Deshalb sei es auch nachvollziehbar, dass gerade die Seilbahnen ein besonderes Interesse daran haben, ihre Emissionen zu senken und zu einem Vorreiter im Tourismus zu werden. Ein 0-Emissions-Skitag vor Ort könne von den Seilbahnunternehmen erreicht werden. Pröbstl erinnerte daran, dass 80 Prozent der CO2-Emissionen beim Sommer- und Winterurlaub in Österreich durch An- und Abreise verursacht werden. Die Reisenden könnten durch die Wahl ihres Reisemittels Verantwortungsbewusstsein für den Klimaschutz zeigen. Der Beirat werde dabei beraten, wie mehr klimaschonendes Reiseverhalten ausgelöst werden kann. Snow Space Salzburg habe durch Kooperationen mit den ÖBB und durch das regionale Skibusnetz für eine autofreie Mobilität während des Urlaubs erste Anreize gesetzt. Die notwendige Verhaltensänderung sei allerdings ein längerfristiger Prozess.

Weiters könnten Seilbahngesellschaften die biologische Vielfalt der Skigebiete positiv beeinflussen, erläuterte Pröbstl. Forschungsarbeiten würden zeigen, dass sich mit speziellem Fachwissen und durch weniger Nutzungsdruck die Artenvielfalt steigern lasse. Pröbstl vertritt die Auffassung, dass selbst auf baulich veränderten Pisten durch geeignetes Sommermanagement biologisch wertvolle Flächen entstehen könnten. Die vegetationskundliche Kartierung des Skigebietes schaffe die wissenschaftlichen Grundlagen, um nun erste Versuchsflächen mit blumen- und kräuterreichen Saaten anzulegen. Man habe weiters damit begonnen, die Beschäftigten der Seilbahn zu schulen, und diskutiere mit den Grundbesitzern die Vorteile eines veränderten Sommermanagements.

Klimaneutralität, biologische Vielfalt und Veränderungen beim Gästeverhalten seien, so Pröbstl, die drei Säulen für die Arbeit des Beirats. Dieser wolle proaktiv Handlungsfelder aufzeigen und Veränderungsprozesse fachlich begleiten. Die Expertin wies darauf hin, dass im Gebirge aufgrund der Höhenlage rasche Erfolge nicht möglich seien, sondern nur konsequente Entwicklung zum Erfolg führe.

Artenreiche Vegetation auf Pisten erhöht die Biodiversität in Skigebieten

Der Experte für Vegetationstechnik und Begrünungen in alpinen Räumen Prof. Florin Florineth machte keinen Hehl daraus, dass die begonnene Kartierung der Pflanzengemeinschaften im Skigebiet und die Ortsbesichtigung Handlungsbedarf aufzeigen. Ziel sei es, für jeden Standort ein geeignetes Management festzulegen, das neben der zweimaligen Mahd auch die Kombination von Mahd und Beweidung vorsehe. Darüber hinaus möchte Florineth die Vielfalt durch die Verwendung von speziellen kräuter- und blumenreichen Saatmischungen stärken. Der Experte regt auch an, die Flachdächer der Seilbahnstationen und Maschinenhallen zu begrünen, sofern diese nicht für die Energiegewinnung im Gebiet verwendet werden. Der biologische Umbau der genutzten Flächen müsse von Schulungen begleitet werden, um die Veränderungen mittel- und langfristig abzusichern.

Angebot muss sich den Rahmenbedingungen anpassen

Der Tourismusexperte Prof. Thomas Bausch betonte, dass Klimaneutralität und Nachhaltigkeit bei den Gästen der Wintersportgebiete an Bedeutung gewinnen. In Zukunft würden von den Seilbahnen, den Hotels und der Gastronomie mehr Nachhaltigkeit sowie Engagement beim Klimaschutz und der klimaschonenden Mobilität am Urlaubsort verlangt. Der Tourismus könne sich dieser Entwicklung, die mittlerweile alle Branchen herausfordere, nicht entziehen. Auch wenn die Gäste derzeit noch diffuse Bilder von Nachhaltigkeit und Klimaschutz im Urlaub hätten, seien die Erwartungen hoch. Vielfach werde Greenwashing durch Marketing vermutet. Glaubwürdiges, klimaschonendes Wirtschaften werde sich deshalb rasant zu einem Wettbewerbsfaktor entwickeln.

Dies sei gerade für den Wintertourismus von Bedeutung. Dessen Zielgruppe, die noch stark von den Babyboomern bestimmt ist, verändere sich bereits, so Bausch. Zum Beispiel werde die Anzahl jener deutschen Haushalte kleiner, die Ski fahren und sich einen einwöchigen Winterurlaub in den Alpen leisten. Heute reise bereits die Hälfte der Deutschen zwischen November und März in Warmwasserdestinationen, ein Viertel ziehe es in die Alpen. Wer jetzt konsequent und glaubwürdig mit Klimaneutralität und Nachhaltigkeit agiere, könne Gäste zurückgewinnen. Denn im Winter seien Flugreisen und Kreuzschifffahrten in warme Regionen besonders klimabelastend.

 

Über Snow Space Salzburg

Das Skigebiet Snow Space Salzburg in Flachau, Wagrain und St. Johann bietet seinen Gästen 120 Pistenkilometer, 45 leistungsstarke und komfortable Seilbahnanlagen sowie 100 Prozent Schneegarantie in der gesamten Wintersaison. Die Seilbahngesellschaften beschäftigen 300 Mitarbeiter in 25 Berufen (Jahresdurchschnitt). Seit der Anbindung der Skigebiete Flachauwinkl/Kleinarl und Flachauwinkel/Zauchensee eröffnen sich den Wintersportlern mehr als 200 zusammenhängende Pistenkilometer.