Trendforscher Harald Gatterer sprach beim Journalistenseminar in St. Anton über „Glokalisierung“, Mobilität, Wertewandel und ein ganzheitliches Lebensgefühl.

Wie die großen gesellschaftlichen Trendwellen die Freizeitkultur teils radikal verändern und gewohnte Angebotsstrukturen alt aussehen lassen, war Thema eines der Referate im Rahmen des Journalistenseminars der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in St. Anton am Arlberg.Nach Ansicht von Tourismusforscher Harald Gatterer (Zukunftsinstitut Matthias Horx) werde es in der Zukunftsgesellschaft wichtig sein, im Urlaub „bei sich selbst anzukommen und nicht etwa im Hotel“. Damit trete ein gravierender Wandel ein: Nicht mehr die Region, der Ort oder das Hotel werden die Reise bestimmen, sondern der Wunsch, „sich selbst zu begegnen“. Für den Tourismus bedeutet dies, die Sehnsüchte und Rollenbilder der Menschen sehr konkret zu erahnen, um letztlich eine „Zutrittstür“ zum Individuum zu erhalten. Die Suche nach dem Besonderen mache gerade dem Tourismus immer noch zu schaffen. Wege aus dem „Einheitsbrei“ seien jedoch bereits ersichtlich.Die vom Vortragenden angesprochenen „großen Trendwellen der Zukunft“ reichen von der „Glokalisierung“ (Globalisierung bei gleichzeitiger Lokalisierung) bis hin zum ganzheitlichen Gesundheitsdenken (Gatterer: „Wellness alleine ist da künftig zu wenig“). In der „glokalisierten Welt“ sei keine Destination so weit weg, als dass man sie nicht erobern könnte. Andererseits rücke die nahe Umgebung wieder in den Fokus: „Je einfacher das Wegfahren, desto spannender wird die eigene Heimat“. Den Takt angeben werde künftig die neue Lebensstil-Gruppe der „kulturell Kreativen“. Ein Leben zwischen Natur und Genuss, Technik und Umweltschutz mache sich quer durch alle Altersschichten breit.Die Altersgruppe „50 plus“ avanciert vom Marketing-Einfall zur Realität. Die Branche müsse sich auf eine veränderte Welt einstellen, in der die „Alten“ tatsächlich in der Überzahl sind (und sich selbst ganz vehement nicht als alt bezeichnet sehen wollen). Die stetig steigende Mobilität verändere auch die Reise-Mentalität: Lieber öfter kurz mal weg als einmal lang auf Urlaub. Der Wertewandel („Werte werden wieder sexy“) komme nicht mehr von einer „Großmacht wie Staat oder Kirche“, sondern aus der Sehnsucht der Menschen nach Orientierung. So entstehe eine Gesellschaft, in der jeder einzelne auch vom anderen klare Werte einfordert. „Spürbare Werte sind ein Schlüsselfaktor im Tourismus der Zukunft“, fasste Gatterer zusammen.