Zukunftsforscher Horst Opaschowski von der Universität Hamburg kommt zu dem Schluss, dass in Zukunft der stille Bergsee ohne Rundum-Veranstaltung zum Tourismus-Event werden könnte. Er sieht das Ende der Event-Manie kommen, was den Überlegungen eines nachhaltigen Tourismus durchaus förderlich sei.

Im Rahmen der europäischen Fachkonferenz „Umweltfreundlich Reisen in Europa“ hielt Horst Opaschowski einen Vortrag über“Zukunftsperspektiven umweltfreundlicher Mobilität in Freizeit und Tourismus“. Dass die Menschen aufhören mobil zu sein, glaubt der Forscher nicht. „Der homo sapiens war nämlich mobil, ehe er sesshaft wurde“, so Opaschowski, „Mobilität gilt als menschliches Urbedürfnis“. Der Mensch könne auf Dauer nicht untätig in seinen eigenen vier Wänden verweilen. Daran ändere auch der Komfort in der eigenen Wohnung nichts. „Es ist sogar erwiesen, dass Menschen mit bequemeren Wohnungen noch mehr dazu neigen mobil zu sein.“ Allerdings sieht der Experte auch das Ende der „Event-Manie“ kommen.Die Angst etwas zu verpassen, sorge für die massenhafte Ausbreitung der Freizeitmobilität. Dies sei das Ergebnis von Befragungen. „Alle Versuche, die Spontaneität des mobilen Menschen mit rationalen und verkehrsrechtlichen Mitteln einzuschränken, sind bisher nicht gelungen, weil sie den Gefühls- und Erlebniswert des Unterwegsseins außer acht gelassen haben“, urteilt Opaschowski. Ein gleichwertiges Pendant zum Wegfahren gebe es offensichtlich nicht. Der Begriff „sanftes Reisen“, der von Robert Jungk 1980 ins Leben gerufen wurde, sei eine Paradoxie des Anliegens. „Auch der sanfte Reisende zerstört, was er sucht – indem er es findet. Um Natur und Umwelt zu erhalten, sind nicht Auto und Reisen abzuschaffen. Zu überdenken sei der Automatismus der gewohnheitsmäßigen Mobilität. „Die umweltbewusste Devise für die Freizeitmobilität der Zukunft kann nur lauten, weniger zu fahren.“ Eine konsensfähige Begriffserklärung des mittlerweile neu definierten Terminus „Nachhaltiger Tourismus“ kann nur darin bestehen, langfristig ökologisch tragbar, wirtschaftlich machbar und ethisch und sozial gerecht zu werden. Als ersten Lösungsansatz sieht der Wissenschaftler die Förderung und den Ausbau sanfter Freizeittechnologien, die zu einer Reduzierung des Autoverkehrs führen soll. Weiters müsste der Freizeit- und Ferienverkehr entzerrt werden, um temporäre Überlastungen von Natur und Landschaft zu vermeiden. Ein weiterer Lösungsansatz sei eine Flexibilisierung von Ferienregelungen. „Aus ökologischer Sicht müsste der Zeitraum der Schulferien so verlängert werden, dass ein einziger rollierender Frühjahrs-Sommer-Herbst-Ferienblock zwischen April und September/Oktober entsteht.“Von den Slogans, die Zukunftsszenarien wie „Telekommunikation statt Automobilität“ und „Datenhighway statt Autobahn“ prognostiziert haben, hält Opaschowski wenig. „Die Rechnung wird hier ohne die menschliche Psychologie gemacht, denn virtuelle Mobilität kann Ortswechsel und Fortbewegung nur ergänzen, nie ersetzen.“