2016 hat die schwedische SkiStar AB die Mehrheit an den St. Johanner Bergbahnen erworben. Seither hat SkiStar St. Johann viel investiert, ein durchdachtes Konzept wurde auf den Weg gebracht. Der MOUNTAIN MANAGER hat Peter Grander, GF SkiStar St. Johann, nach den Zielen und Herausforderungen befragt.

Sie sind seit 1,5 Jahren Geschäftsführer von SkiStar St. Johann, was hat Sie an der Aufgabe gereizt?

Ein Hauptgrund, diese Aufgabe zu übernehmen, war für mich, wieder in die Heimat zurückzukehren und hier zu arbeiten. Ein wesentlicher Aspekt, der mich gereizt hat, war aber auch die spezielle Konstellation der Bergbahngesellschaft, die zu SkiStar gehört. SkiStar ist eine schwedische Unternehmensgruppe, die in den Bereichen Freizeit, Tourismus, Immobilien und Einzelhandel tätig und an der Stockholmer Börse notiert ist. Die Gruppe besitzt und betreibt Ski Resorts in Schweden, Norwegen und mit St. Johann in Tirol auch in Österreich.

Wie war Ihr Zugang zur Bergbahnbranche, was haben Sie vorher gemacht?

Ich habe in Innsbruck am MCI Tourismus und Freizeitwirtschaft studiert. Über die Vermittlung eines Professors bin ich mit der Sparte Tourismusberatung in Kontakt gekommen, genauer mit der conos gmbh, Mag. Arnold Oberacher. Ich habe dort mein Praktikum gemacht und war insgesamt 5 Jahre in Wien. Dort war dann auch mein Einstieg in das Seilbahn-Consulting, wobei ich ursprünglich meinen Schwerpunkt eigentlich auf den Bereich Gastronomie gelegt hatte. In der Folge bin ich dann zu den Gletscherbahnen Kaprun gewechselt und war dort kaufmännischer Assistent vom Vorstand. In dieser Zeit wurden die Maiskogelbahn und die Gletscherbahnen Kaprun fusioniert und die Arbeiten für die Seilbahnverbindung 3K-K-onnection in Angriff genommen, eine recht spannende Zeit.

Was sehen Sie als die wesentlichen Elemente Ihrer Arbeit?

Mein Aufgabengebiet ist ausgesprochen vielseitig. Wir kümmern uns hier nicht nur um die Gäste und die Seilbahnen. Wir haben an die 100 Grundeigentümer und sehr viele Stakeholder, die man informieren und am laufenden halten muss. Dazu ist die Koordination mit SkiStar AB sehr wichtig, entsprechend aufwändig und intensiv. Alle Bereiche in ein stimmiges Gesamtpaket zu bekommen, ist sicher eine große, aber ausgesprochen interessante Aufgabe.

Bei der Bergbahngesellschaft ist SkiStar mit 68 Prozent Haupteigentümer. Welche Vorteile/Synergien/Herausforderungen bringt das mit sich?

Die Vorteile liegen sicher in der Größe der Unternehmensgruppe SkiStar AB, gerade wenn es um den gemeinsamen Einkauf und die Verwirklichung von Projekten geht. Dann ist natürlich auch die Markterschließung eine sehr gute, man kann hier bestehende Märkte nutzen und darauf zurückgreifen. Dazu gibt es interessante Strukturen, die für uns sicher ein Vorteil sind. Ich denke da vor allem an den Non-Stop-Shop, in dem unter skistar.com alles von der Unterkunft über Skipass, Skischule bis zum Skiverleih und den Sportprodukten buchbar ist.

Es gibt natürlich auch viele Herausforderungen, zu denen etwa die unterschiedlichen gesetzlichen Regelungen gehören. Da gibt es immer wieder Erklärungsbedarf. Da SkiStar AB ein börsennotiertes Unternehmen ist, ist auch das Reporting sehr zeitintensiv. Alle Gespräche laufen auf Englisch, sodass man hier wirklich gefordert ist, wenn es um Details geht.

SkiStar St. Johann hat in den letzten Jahren rund 25 Mio. Euro in die Infrastruktur investiert. Foto: SkiStar St. Johann

SkiStar St. Johann hat in den letzten Jahren rund 25 Mio. Euro in die Infrastruktur investiert. Foto: SkiStar St. Johann

„Wir sind auf einem guten Weg“

Wie stellt sich heute das Angebot von SkiStar St. Johann dar, wohin möchte man?

Wir sind auf einem guten Weg. Wir haben zwar noch einige ältere Anlagen, aber hier tut sich etwas. So sind wir gerade bei den Projektierungsarbeiten für den Jodlalmlift. Dabei handelt es sich um einen fixgeklemmten Doppelsessellift, der als wichtiger Verbindungslift durch eine kuppelbare 6er-Sesselbahn ersetzt werden soll.

In den letzten Jahren haben wir rund 25 Mio. Euro in die Beschneiung und den Neubau der Bahnen Eichenhof I & II sowie 2019 den Tauwiesenlift investiert. Grundsätzlich wollen wir unsere Ausrichtung auf Familien weiter stärken. Dabei hilft uns auch unser Maskottchen Valle, der als tollster Schneemann der Welt für die Kinder Akzente setzt. Die Aktivitäten rund um Valle werden von allen 4 Skischulen mitgetragen und bewähren sich gut.

Welches Gästesegment sprechen Sie an, gibt es Unterschiede im Winter im Vergleich zum Sommer?

Ein wesentlicher Unterschied zu den Skidestinationen in Norwegen und Schweden, in denen es nahezu keine Tagesgäste gibt, ist es, dass wir rund 40 % Tages- und 60 % Nächtigungstouristen haben. Bei beiden steht wiederum die Familie im Fokus, und das im Winter und im Sommer.

Es gibt auch Gäste aus Skandinavien, die zu uns kommen – da gibt es aber sicher noch Spielraum nach oben. In diesem Zusammenhang ist es natürlich eine Herausforderung, die Channel-Managementsysteme der einzelnen Anbieter so zu vernetzen, dass man direkt zugreifen kann und Kontingente dann direkt freigeschalten werden können. Hier gibt es im Moment einen Testlauf, an diesem Punkt wird gearbeitet.

SkiStar St. Johann hat sein Angebot auf Familien ausgerichtet. Foto: Mirja Geh

SkiStar St. Johann hat sein Angebot auf Familien ausgerichtet. Foto: Mirja Geh

Im Oktober hat die Bergbahn Anteile am Tauwiesenlift in Oberndorf übernommen. Welche Erwartungen hat man/welche Pläne gibt es?

Der Tauwiesenlift ist ein kleiner Verbindungslift, der privat geführt wurde. Nachdem der Betreiber diesen Lift, der schon in die Jahre gekommen war, nicht mehr weiterführen wollte, haben die Gemeinde Oberndorf, der Tourismusverband Kitzbüheler Alpen/St. Johann und wir uns entschlossen, hier aktiv zu werden. Mit Hilfe eines Kooperationsprojektes wurde der bestehende, veraltete Schlepplift 2019 durch einen modernen Tellerlift von Doppelmayr ersetzt, installiert wurde auch eine Trassenbeleuchtung. Die Kosten wurden gedrittelt. Auf diese Weise möchte man Einheimischen und Gästen ein attraktives Skianfängergelände bieten, das leicht zugänglich ist.

Seit diesem Winter gibt es ein Pistentouren-Ticket? Warum hat man sich dazu entschlossen, wie wird das durchgeführt?

Wir haben in St. Johann sehr viele Pistentourengeher, der Trend zum Pistentourengehen hält auch nach wie vor an. SkiStar St. Johann ist es darum gegangen, ein Leitsystem auf den Weg zu bringen, das ein möglichst konfliktfreies Miteinander von Skifahrern und Pistengehern möglich macht. Grundsätzlich muss man sagen, dass mit dem Tourengeher keine Wertschöpfung zu lukrieren ist – im Gegenteil, wenn er mit dem Pkw kommt, nimmt er dem zahlenden Skifahrer Platz weg. Deshalb haben wir in diesem Winter das Pistentouren-Ticket eingeführt und drei Aufstiegsrouten definiert, die entsprechend beschildert sind. Auf diese Weise möchten wir sowohl den Skifahrern als auch den Pistentourengehern gerecht werden und ein Nebeneinander möglich machen. In Summe sind wir bis jetzt zufrieden, wie das Angebot angelaufen ist und wie es angenommen wird. Das muss sich alles natürlich noch einspielen – ich glaube aber, dass wir so auf dem richtigen Weg sind.

Der Sommer ist nicht mehr wegzudenken aus unserem Angebot

Welchen Stellenwert hat der Sommer im Angebot, wie sind Sie mit der Entwicklung zufrieden?

Mit dem Sommer generieren wir rund 20 % unseres Umsatzes. In Zahlen ausgedrückt heißt das, dass wir im Sommer durchschnittlich 75.000 Gäste am Berg begrüßen dürfen. Der Sommer ist damit nicht mehr wegzudenken aus unserem Angebot. Für das Unternehmen bedeutet ein erfolgreicher Sommer aber nicht nur ein Plus an Umsatz, sondern auch dass wir attraktive Ganzjahresarbeitsplätze zur Verfügung stellen können.

Ich denke, dass wir hier auf einem sehr guten Weg sind. Wir haben sehr schöne Wanderwege in allen Schwierigkeitsgraden, einen Klettersteig auf das Kitzbüheler Horn und einen Single-Trail, der ins Tal führt. Unser Angebot umfasst außerdem eine Mountaincart-Strecke und einen Waldseilkletterpark. SkiStar St. Johann verfügt über das Gütesiegel der „Besten Österreichischen Sommer-Bergbahnen“, wobei Action und Erholung am Berg im Mittelpunkt stehen. Durch unser vielfältiges Angebot haben wir die Auszeichnung als „Abenteuer-Berg“ erhalten.

Der Hochseilgarten wird im Sommer gut angenommen. Foto: Mirja Geh

Der Hochseilgarten wird im Sommer gut angenommen. Foto: Mirja Geh

Welche Investitionen stehen für den Sommer/Winter an?

Die Projektierung für den Ersatz des Doppelsesselliftes „Jodlalm“ durch eine moderne 6er-Sesselbahn ist im Laufen. Für den Sommer sind wir gerade dabei, für den Tauwiesenlift ein kleines Trailangebot zu erarbeiten. Da sind wir im Moment ebenfalls in der Projektierungsphase. Dazu steht im Sommer der Folientausch bei einem Speicherteich am Programm. Bei diesem Teich handelt es sich um den ersten Speicherteich Österreichs, der vor mittlerweile 30 Jahren gebaut wurde.

Was sehen Sie als die großen Aufgaben/Herausforderungen der Zukunft in der Positionierung der Bahn im touristischen Umfeld?

Wir müssen uns fokussieren. Der Schwerpunkt liegt bei uns auf der Familie und Konzepte um diesen Schwerpunkt müssen wir konsequent weiterverfolgen. Dazu stehen die „soft facts“, also unsere Dienstleistungsqualität, im Blickpunkt. Dienstleistung wird für die Zukunft sicher noch wichtiger werden, als sie es jetzt schon ist.

lw