2014 wurde in Annaberg nach zähem Ringen die neue Donnerkogelbahn gebaut. Der MOUNTAIN MANAGER hat Barbara Kronreif, GF der Dachstein West GmbH, über das Angebot in der Region und die Ziele der neuen Gesellschaft befragt.

Barbara Kronreif, GF Dachstein West GmbH. Foto: dwl

MM: „Wie lange gibt es die Dachstein West GmbH und mit welchem Ziel wurde sie gegründet?“Barbara Kronreif: „Die Dachstein West GmbH gibt es seit 2013. Die Gründung dieser Gesellschaft war deshalb notwendig, weil für ein Investitionspaket in Höhe von 26 Mio. Euro die Gewährung einer Landesförderung und -beteiligung in Höhe von insgesamt 7 Mio. Euro davon abhängig gemacht wurde. Die Betriebe Russbacher Skilift GesmbH & Co KG und Annaberger Zwieselalmbahnen GesmbH & Co KG mussten also fusioniert werden. Diese Fusion ist mittlerweile auch zur Gänze abgeschlossen.“MM: „Wie sieht die Struktur der neuen Gesellschaft aus?“Kronreif: „Die Geschäftsführung der Dachstein West GmbH wurde mir anvertraut. Im Gegensatz zu den früheren Bergbahnbetrieben gibt es in der neuen Gesellschaft nur noch wenige Gesellschafter. Das sind die Russbacher Skilift Gesellschaft, die Gemeinde Annaberg und der Tourismusverband Annaberg. Die Fusion der früheren Bergbahnunternehmen vorzubereiten, war nicht einfach. Da hat es eine Menge Überzeugungsarbeit gebraucht, weil die Gesellschaften und ihre Gesellschafter sehr unterschiedlich aufgestellt waren. Wir hoffen jetzt aber alle, dass wir die Herausforderungen meistern werden, die auf uns zukommen.“MM: „Wie lange sind Sie in der Bergbahnbranche und was hat Sie veranlasst, in diesem Bereich aktiv zu sein?“Kronreif: „In der Branche bin ich wirklich lange. Mein Vater gehörte zu den Gründern der Russbacher Skilifte und war vor mir dort Geschäftsführer. Wenn ich nachrechne, bin ich sicher seit 35 Jahren in der Branche, früher allerdings nicht hauptberuflich. Seit 1980 gibt es die Skiregion Dachstein West, zuerst mit Russbach und Gosau, 1982 ist Annaberg dazu gestoßen. Im Laufe der Zeit wurden die Aufgaben immer mehr, ich bin in die Funktion hineingewachsen. Ich war auch immer sehr technisch interessiert, wahrscheinlich auch deshalb, weil mein Vater eine Autowerkstatt hatte und ich mich sehr früh mit Technik beschäftigt habe. Deshalb waren die technischen Anforderungen in meinem Beruf auch kein Problem.“

Die neue Donnerkogelbahn in Annaberg. Foto: Dachstein West GmbH

„Jeder Mitarbeiter soll wissen, wie wichtig sein Beitrag ist“MM: „Was ist Ihnen in Ihrer Funktion besonders wichtig, worauf legen Sie Wert?“Kronreif: „Ich lege großen Wert darauf, dass wir unter den Skiregionspartnern ein gutes Gesprächs- und Arbeitsklima haben. Nur gemeinsam können wir die heutigen und künftigen Herausforderungen erfolgreich angehen. Innerbetrieblich ist es mir auch wichtig, dass ein gutes Betriebsklima herrscht und jeder Mitarbeiter weiß, wie wichtig sein Beitrag ist. Nur wenn es einem Mitarbeiter bewusst ist, dass er ein wichtiger Teil des gesamten Unternehmens ist, ist er motiviert und identifiziert sich zu 100?% mit seiner Arbeit. Das heißt auch, dass man bei Problemen unserer Mitarbeiter weiterhilft. Es gibt bei uns übrigens auch einen Kinderclub, den unsere Mitarbeiter in der Saison für ihre Kinder gratis nutzen können. Das gibt es zwar nur im Winter, aber trotzdem ist das eine gute Sache, die wir schon lange anbieten.“MM: „Neu für diese Wintersaison ist die Donnerkogelbahn. Stellen Sie das Projekt bitte kurz vor.“Kronreif: „Die Konzession für den früheren Doppelsessellift ist im Frühjahr abgelaufen. Wir hätten massiv investieren müssen, um eine neue Bewilligung für diesen Lift zu bekommen. Natürlich hat es dazu Überlegungen gegeben, es wäre aber trotz allem ein Doppelsessellift geblieben. Und ein solcher ist heute als Einstieg in ein Skigebiet nicht mehr zeitgemäß. Da es in Annaberg viele Gästebetten und auch ein hohes Gästeaufkommen gibt, waren andere Überlegungen erforderlich. Deshalb haben wir uns für eine 8er-Kabinenbahn entschieden. Der Auftrag für die Bahn ging an Doppelmayr, die Kabinen hat Carvatech geliefert.“ (vgl. S. 42 f.)

Die Skiregion Dachstein West wurde für ihr Angebot rund um Familien ausgezeichnet. OÖ Tourismus/Erber

MM: „Was bedeuten der Bau der Mittelstation beim Panoramajet auf Gosauer Seite und der Bau der Donnerkogelbahn in Annaberg für die Region, gibt es weitere Pläne?“Kronreif: „Die beiden Doppelsessellifte, die in Gosau durch den 8er Ponoramajet ersetzt wurden, hatten eine Mittelstation. Der Panoramajet später nicht mehr. Es hat sich dann herausgestellt, dass eine solche aber wirklich wichtig wäre. Deshalb sind wir jetzt sehr froh, dass es nach den Bauarbeiten 2014 wieder eine Zwischenstation gibt. Das ist eine deutliche Komfortverbesserung für den Gast. Und auch unsere neue Donnerkogelbahn bietet mehr Komfort und macht den Einstieg ins Skigebiet einfacher und leichter.Natürlich gibt es auch schon weitere Ideen. Als nächstes planen wir mit unserem oberösterreichischen Partner den Bau eines Speicherteiches, da laufen im Moment die Planungsarbeiten und Genehmigungsverfahren. Wir wollen im Bereich der Beschneiung einfach noch besser werden. Dazu planen wir eine 6er-Sesselbahn, mit der wir einen bestehenden 35 Jahre alten Schlepplift ersetzen wollen. Das soll einen weiteren Schub in Richtung Komfort bringen.“MM: „2014 wurde die Skiregion Dachstein West vom Testportal skiresort.de ausgezeichnet. In welchen Bereichen konnte man punkten?“Kronreif: „Wir wurden von skiresort.de getestet und haben in den Bereichen ‚Familien‘ und ‚Hütten‘ die Höchstpunkte bekommen. Wir sind auch sehr stolz auf unsere besonderen Hütten, weil es sich dabei um kleine, urige Hütten handelt. In anderen Destinationen wurde sehr viel einheitlich gemacht und in Selbstbedienung umgestaltet. Unsere 16 Hütten sind nicht so groß, dafür aber ursprünglich.Was die Familien betrifft, so gibt es bei uns in jedem Ort im Skigebiet auch Angebote für Kinder. Außerdem sind wir aufgrund unserer Topografie mit Pisten bis zu einer Höhenlage von 1?500 m sicher prädestiniert für Familien und Kinder. Unser Areal ist nicht schroff und nicht felsig, unsere Pisten sind breit und bieten Familien viel Komfort.“MM: „Welche Rolle spielen Events im Angebot?“Kronreif: „Wir diskutieren viel über Events, die es bei uns eher im Sommer gibt als im Winter. Da wir im Winter viele Familien bei uns zu Gast haben, wären ausgefallene Musikdarbietungen oder Konzerte eher unpassend. Wir setzen auf Kinder- und Familienevents, bei denen jeder mitmachen kann. Wir haben z.?B. zweimal in der Saison eine Woche, in der Kinder einen Gratis-Skikurs besuchen können, die Kinder-Liftkarte kostenlos ist oder auch das Bett für die Kleinen. Das kommt sehr gut an, da kann man in unserem Fall sicher besser punkten.“

Auch im Sommer ist das Angebot am Hornspitz auf Familien ausgerichtet. Foto: Dachstein West GmbH

„Es wäre wichtig, eine bessere Bettenstruktur zu bekommen“MM: „Wie sieht Ihre Gästestruktur aus, aus welchen Regionen kommen die Besucher?“Kronreif: „Die Skiregion Dachstein West hat traditionell viele Österreicher, z. B. aus Nieder- und Oberösterreich, aber natürlich auch aus Salzburg. An der zweiten Stelle sind Gäste aus Deutschland, dann folgen Gäste aus Tschechien und den Niederlanden. Damit Urlauber aus Tschechien kommen, haben wir von Anfang an viel investiert und uns z. B. in Prag sehr stark präsentiert. Das hat sich wirklich bezahlt gemacht. Dazu kommt, dass man in Teilen Tschechiens den Dachstein sieht, also gibt es eine direkte Verbindung zu uns her. Deshalb haben wir uns dort wirklich gut positionieren können. Dass viele Niederländer zu uns kommen, liegt sicher an der Bettenstruktur. Es gibt z.?B. ein großes Urlauberdorf in Obertraun und Annaberg, das von holländischen Investoren gebaut und auch von Holländern betrieben wird. Das ist sehr gut für uns.“MM: „Wie sind Sie mit der Entwicklung der Besucherfrequenz zufrieden?“Kronreif: „Da muss man zwischen dem Tages- und dem Wochengast unterscheiden. Tagesgäste kommen aus Salzburg, Oberösterreich und Bayern. Die Anzahl der Tagesgäste ist rückläufig, da ist man natürlich sehr stark vom Wetter abhängig. Es gibt auch einen verstärkten Trend zum Tourengehen auf den Pisten. Da sind wir bemüht, Lösungen zu finden, die allen Anliegen gerecht werden. Aber das ist naturgemäß schwierig. Bei den Wochengästen wäre es für uns wichtig, in der Region eine bessere Bettenstruktur zu bekommen.“

Für Wanderer gibt es Routen in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Foto: Dachstein West GmbH

MM: „Welche Angebote gibt es im Sommer?“Kronreif: „Wir haben in den letzten Jahren stetig investiert, um auch hier ein gutes Angebot zu haben. Es zeigt sich in der letzten Zeit vermehrt, dass der Berg im Sommer wieder attraktiver wird. Es gibt Zuwächse, aber man muss auch etwas bieten können. Wie im Winter haben wir uns auch im Sommer auf Kinder spezialisiert. Wir haben am Berg z.?B. den so genannten, Ameisensee‘, und die Thematik ,Ameisen‘ haben wir dann auch für Kinder aufbereitet. Das kommt sehr gut an. Zuviel Animation am Berg lehnen wir aber ab. Der Berg soll schon Berg bleiben.“MM: „Sind für den Sommer 2015 Neuerungen geplant?“Kronreif: „Für den Sommer 2015 müssen wir in ?Annaberg die Donnerkogelbahn natürlich etwas in Szene setzen. Dabei ist es uns ein Anliegen, das Angebot etwas anders zu gestalten als in Russbach. Es soll eine Ergänzung werden, keine Konkurrenz. Durch die unterschiedliche Topografie ergeben sich auch bei den Wanderwegen in Annaberg andere Ansätze als in Russbach. Das wollen wir herausarbeiten. Dazu gibt es an der Bergstation der Donnerkogelbahn eine ausgesprochen attraktive, neue Hütte. Da wollen wir ein stimmiges Angebot herausarbeiten.“MM: „Wo sehen Sie für die Region Dachstein West die größten Herausforderungen für die Zukunft?“Kronreif: „Die größten Herausforderungen sehe ich in der Gästestruktur. Die Anzahl der Tagesgäste ist, wie schon erwähnt, rückläufig, bei den Gästebetten sind wir noch nicht da, wo wir sein wollen. Die Infrastruktur könnte gut mehr Gäste vertragen. Wir bemühen uns deshalb sehr, weitere Gästebetten zu bekommen. In Gosau entsteht im Moment ein sehr schönes Projekt, das weitere 500 Betten bringt. Wir stehen in Russbach bei mehreren Projekten am Anfang. Das wird aber noch dauern. Das ist sicher die größte Herausforderung der Zukunft. Wir wollen und können beim Standard der Bergbahnen im Vergleich mit anderen Gebieten mithalten und wollen unsere Wirtschaftlichkeit mit Hilfe einer entsprechenden Bettenstruktur verbessern.“ dwl