Mag. Daniel Berchthaller, GF Reiteralm Bergbahnen GmbH & Co KG: „Wir stecken den Kopf nicht in den Schnee!“
Wie sieht das Angebot für die Skifahrer in diesem fordernden Winter aus, welche Erwartungen hat man an den kommenden Sommer und wie stellt man sich den Herausforderungen? Der MOUNTAIN MANAGER hat bei Mag. Daniel Berchthaller, GF Reiteralm Bergbahnen GmbH, nachgefragt.
Welches Angebot haben Sie in diesem Winter?
Wir stellen den Gästen unser volles Angebot zur Verfügung, alle Pisten sind auch beschneit. Der Unterschied zu früheren Jahren ist natürlich, dass man jetzt sehr viel mehr Platz hat. Die Stimmung unter den Skifahrern, die das Angebot nutzen, ist jedenfalls sehr gut. Und wir hoffen immer noch, dass es die Coronazahlen diesen Winter doch noch erlauben werden, dass man auch das Angebot mit Hotellerie und Gastronomie nutzen können wird.
Wie haben Sie sich auf die Wintersaison 2020/21 vorbereitet, wie gehen Ihre Gäste mit den Sicherheitsvorschriften um – wie ist die Akzeptanz?
Die Vorbereitungen haben bei uns eigentlich schon am 15. März 2020 begonnen, also mit dem Datum der Betriebsschließung letztes Jahr wegen Corona. Da haben wir begonnen, uns auf die Sommersaison vorzubereiten und uns sukzessive auf die neuen Gegebenheiten einzustellen. Hier haben wir auch die Gemeinschaft 4 Berge Skischaukel und Ski Amadé sehr zu schätzen gelernt, weil eine gute Abstimmung untereinander und ein einheitliches Auftreten sichergestellt werden konnte.
Der Sommerbetrieb war dann schon ein wichtiger Test, wie alles mit den Schutzmaßnahmen funktioniert und wie Gäste das annehmen, mit dem Mund-Nasenschutz umgehen etc. Unsere Erfahrungen waren sehr positiv, wobei das Gästeaufkommen im Sommer natürlich immer geringer ist als normalerweise im Winter. Wir haben aber in dieser Zeit gelernt und dementsprechende Erfahrungen gemacht, flexibel mit den Gegebenheiten umzugehen.
Der Winterbetrieb hat dann bei uns mit dem Trainingsbeginn für die Wintersportler begonnen, am 17./18. Dezember sind dann die neuen Betriebsvoraussetzungen mit Fahrgastbeschränkungen, FFP2-Masken etc. bekannt geworden und wir haben auch dank unseres Covid-Beauftragten flexibel reagieren können, sodass dann ein Betrieb ab 24. Dezember möglich war.
Unsere Gäste halten sich sehr diszipliniert an die Vorgaben, das funktioniert sehr gut. Wir hatten im Vorfeld noch selber 20.000 FFP2-Masken geordert, weil wir nicht wussten, wie die Skifahrer da ausgerüstet sind. Es war aber schon mit Betriebsbeginn so, dass die meisten der Gäste tatsächlich von Anfang an top ausgerüstet waren. Natürlich haben wir gerade in den Anstellbereichen Mitarbeiter positioniert, die auf die Einhaltung der Maßnahmen achten, das hilft schon enorm. Grundsätzlich sind die Skifahrer aber froh, dass sie Skifahren und das Angebot nützen dürfen.
Wie sieht das Einzugsgebiet der Gäste in diesem Winter im Vergleich mit einem normalen Jahr aus?
Sehr positiv ist für uns sicher, dass wir als Trainingsgebiet für die Sportelite eine gewisse Grundauslastung haben. Dazu gibt es bei uns traditionell viele Tagesgäste aus der Umgebung und allen Teilen der Steiermark, aus Oberösterreich und aus Salzburg, aus allen Gauen bis hin zur Stadt Salzburg. Aus diesen Regionen können wir auch jetzt Gäste verzeichnen. Gerade in der Weihnachtszeit haben wir aber auch gesehen, dass vermehrt Gäste aus weiter entfernten Teilen Österreichs gekommen sind, aus Niederösterreich etwa.
Was uns natürlich fehlt, sind Skifahrer aus den angrenzenden bayerischen Bezirken. Da macht sich einfach die Reiseproblematik durch Corona bemerkbar.
„Wir nehmen die Herausforderungen an“
Welche Erwartungen haben Sie (noch) an diese Saison?
Wir üben uns in Zweckoptimismus und nehmen die Herausforderungen an. Wir wollen den Kopf nicht in den Sand oder besser in den Schnee stecken, sondern hoffen, dass es in den nächsten Wochen doch noch dazukommt, dass Hotellerie und Gastronomie aufsperren. Natürlich sehen wir uns auch in der Pflicht unseren Saisonkartenbesitzern gegenüber. Grundsätzlich wollen wir positiv bleiben und positiv denken. Deshalb wird es auch in den Energieferien ein gutes Angebot für unsere Gäste geben.
Die Reiteralm Bergbahnen sind Teil der 4 Berge Skischaukel – welche Vorteile bringt dieser Zusammenschluss generell/und jetzt zu Corona-Zeiten?
Die Reiteralm Bergbahnen GmbH ist das größte private Bergbahnunternehmen der Steiermark und wurde am 21. März 1971 gegründet. Dieses Jahr gibt es bei uns also ein 50-Jahr-Jubiläum, das dieses Jahr aber sicher anders gefeiert wird als es in einem normalen Jahr der Fall wäre. Gemeinsam mit Hauser Kaibling, Planai und Hochwurzen, die mehrheitlich in Besitz des Landes Steiermark sind, bilden wir die 4 Berge Skischaukel.
Die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut, darauf sind wir auch sehr stolz. Unser gemeinsames Anliegen ist es, das Angebot, das bereits jetzt auf einem sehr hohen Niveau ist, ständig weiter zu verbessern. Wir treten nach außen hin gemeinsam auf und setzen entsprechende Marketingaktivitäten. So haben wir letztes Jahr etwa eine einheitliche Beschilderung in der Region umgesetzt.
Synergien werden grundsätzlich überall dort genutzt, wo es sinnvoll ist. Das hat uns jetzt in Corona-Zeiten natürlich auch geholfen, weil wir Maßnahmen gemeinsam erarbeiten und umsetzen konnten.
Seit wann sind Sie GF des Bergbahnunternehmens, wie war Ihr Zugang zur Bergbahnbranche?
Ich bin schon immer sehr gerne Ski gefahren und habe auf der Reiteralm meinen ersten Schulskikurs gemacht. Die Verbindung zur Region war also schon sehr früh da. Vor 10 Jahren bin ich dann nach Forstau gezogen, sodass auch die räumliche Nähe vorhanden war.
Beruflich habe ich eine betriebswirtschaftliche Ausrichtung gewählt mit den Schwerpunkten Finanz, Organisation und Personal. Nach unterschiedlichen Stationen im Bereich Steuerberatung und Industrie war ich für Voglauer tätig. Im Februar 2017 habe ich dann die Geschäftsführung der Reiteralm Bergbahnen GmbH & Co KG übernommen. Meine Tätigkeit ist ausgesprochen abwechslungsreich, weil sie viele Bereiche umfasst. Besonders interessant sind die Entwicklungsmöglichkeiten und die Visionen, die man auf den Weg bringen kann. So haben wir z. B. viele Pläne für die Fageralm, die wir in den nächsten Jahren umsetzen wollen.
Wie sehen Sie die Rolle der Bergbahnen als Unternehmen in der Region?
Wir sind in der Region die Wertschöpfungstreiber. Das wird durch Corona sicher in Zukunft noch eine größere Herausforderung als es in der Vergangenheit war. Wir haben 60 Mitarbeiter, die ganzjährig bei uns beschäftigt sind, und im Winter rund 130 bis 140 Mitarbeiter. Zwischen der Bergbahn und den Betrieben der Hotellerie und Gastronomie gibt es naturgemäß eine enge Verbindung. Wenn die Bergbahnen fahren, dann gibt das wesentliche Impulse für den Tourismus und alle involvierten Unternehmen.
Wie sieht das Angebot im Sommer aus?
Im Sommer haben wir uns in den letzten 3 bis 4 Jahren sehr stark weiterentwickelt und 3 Schwerpunkte erarbeitet.
Der erste Punkt unseres Angebots ist das Wandern, ob das jetzt z. B. eine Wanderung zum Reiteralm-See, zum Spiegelsee oder die Reiteralmrunde ist – wir haben für unsere Gäste ein Wanderangebot für jede Altersstufe und jeden Schwierigkeitsgrad.
Dazu haben wir ein umfangreiches Bikeangebot umgesetzt. Uns geht es dabei nicht ums Downhill-Fahren, sondern um Bike Trails am Berg. An der Talstation vom Preunegg Jet, mit dem wir die Biker nach oben bringen, haben wir ein Bike Center mit einem großen Angebot. Am Berg angekommen gibt es naturnahe Mountainbike Trails für Kinder und Erwachsene, die hier Trails in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden nutzen können. Das Bikeangebot wurde in den letzten Jahren sehr gut angenommen, hier sehen wir auch noch Potenzial für die Zukunft.
Der 3. Schwerpunkt richtet sich an Familien und Kinder. Neben einem Kinderwagen-Rundweg, dem „Windel-Wagerl-Weg“, gibt es eine Kinder-Erlebniswelt, zu der z. B. mit dem Reiteralm XL-Jump ein Riesentrampolin gehört, ein Spielplatz, das Gondel-Abenteuer mit verschiedenen Spielen oder der Familienthemenweg „Stille Wasser“ mit Wasserspielplätzen.
„Wir werden Herausforderungen meistern“
Wie waren Sie mit dem letzten Sommer zufrieden, welche Erwartungen haben Sie an den Sommer 2021?
Im Sommer hat man das Bedürfnis der Gäste gespürt, sich draußen zu bewegen. Man hat das zu schätzen gewusst, was es vor der Haustüre in punkto Natur gibt. Vor diesem Hintergrund waren wir mit dem Sommer 2020 sehr zufrieden, wir hatten sehr viele Gäste am Berg. Die Gäste haben sich an die Sicherheitsmaßnahmen gehalten, es ist alles sehr geordnet abgelaufen.
Ob wir dieses Jahr an das Ergebnis vom Sommer 2020 herankommen, wird sich zeigen – es wird aber schwer werden. Natürlich hoffen wir, dass sich die Situation im Sommer in Bezug auf Corona dann schon gebessert hat und sich Reisefreiheit wieder nutzen lässt. Wir hoffen natürlich, dass zufriedene Besucher wiederkommen werden und auch Gäste aus den Nachbarländern wie Deutschland, Polen, Tschechien oder der Slowakei wieder reisen können.
Sie haben 2020 die Schoberbahn neu gebaut. Was war für Sie ausschlaggebend, diese Investition trotz der schwierigen Rahmenbedingungen durchzuziehen – welche zusätzlichen Herausforderungen gab es durch Corona?
Es ist eigentlich nie zur Debatte gestanden, dass wir das Bauvorhaben verschieben. Die Einreichung war im Dezember 2019, im Juni 2020 war die Bauverhandlung. Hintergrund für den Bau der Schoberbahn war, dass wir neben den roten und schwarzen Pisten im östlichen Bereich der Reiteralm unseren Gästen auch leichtere Pisten zur Verfügung stellen wollten, und das konnten wir mithilfe der Schoberbahn umsetzen. Dazu war das Thema Schneesicherheit ein wichtiges Argument für den Bau der Schoberbahn, die Pisten zwischen 1.600 und 1.800 m Seehöhe erschließt. Gebaut wurde schließlich mit der 6er-Sesselbahn D-Line ein Premiumprodukt von Doppelmayr, die als Wiederholerbahn ausgelegt ist.
Natürlich war Corona eine Herausforderung. Wir haben mit allen Beteiligten ein Konzept erarbeitet, damit die Sicherheit der Arbeitskräfte vor Ort gewährleistet und nur die Anzahl an Mitarbeitern vor Ort ist, die auch wirklich gebraucht wird. Bei der Vergabe der Bauarbeiten haben wir großen Wert daraufgelegt, dass ortsansässige Unternehmen Arbeit haben und die Wertschöpfung vor Ort bleibt.
Was sehen Sie als die wesentlichen Herausforderungen der Zukunft?
Unabhängig von allen Maßnahmen rund um Corona ist es uns grundsätzlich ein Anliegen, uns ständig weiter zu entwickeln. Stillstand wäre das Schlimmste in einem Unternehmen. Weiterentwicklung bezieht sich dabei auf die Organisation im Unternehmen genauso wie auf alles, was wir für die Gäste anbieten und umsetzen wollen. Im Fokus dabei stehen Qualität und Dienstleistung, damit sich unsere Gäste wohlfühlen und immer wiederkommen. In Summe sehe ich uns für alle Aufgaben gut gerüstet – die Herausforderungen sind sicher vielfältig, wir werden sie aber meistern.
lw