Ing. Helmut Holzinger (li.), Vorstandsdirektor Hinterstoder-Wurzeralm Bergbahnen AG – Wenn wir unsere Chancen nützen, können wir noch viel leisten!
1999 wurden die Landesbetriebe Hinterstoder Bergbahnen GmbH und Wurzeralmseilbahn GmbH privatisiert. Die Hinterstoder-Wurzeralm Bergbahnen AG hat seitdem viel investiert und noch große Pläne. Vorstandsdirektor Ing. Helmut Holzinger hat dem Mountain Manager Einblick in die Entwicklung gegeben.
Foto: Mandl Hinterstoder
MM: „Wie lange sind Sie Vorstandsdirektor der BB Hinterstoder-Wurzeralm und was ist Ihnen in dieser Funktion wichtig?Holzinger: „Ich bin mit Mai 2013 25 Jahre in Hinterstoder tätig und seit 15 Jahren im Vorstand der Hinterstoder-Wurzeralm Bergbahnen AG. Im Jahr 1999 ist die Privatisierung der damaligen Landesbetriebe Hinterstoder Bergbahnen GmbH und Wurzeralmseilbahn GmbH über die Bühne gegangen, seit dieser Zeit bin ich gemeinsam mit meinem Kollegen Rainer Rohregger (B. o. re.) MBA im Vorstand. Wir beide haben die Verantwortung für die Skiregionen Hinterstoder-Wurzeralm, das Tochterunternehmen Ötscherlifte/Lackenhof, das Hochkar und die Kasbergbahnen/Grünau.Wichtig war mir in all‘ den Jahren beste Qualität und das Arbeiten in einem guten Team. Wir sind eines der größten Seilbahnunternehmungen in Oberösterreich und stellen den Anspruch als Nr. 1 Skiort auch in punkto Qualität und Service, verbunden mit einer sehr guten Erreichbarkeit aus dem Zentralraum Oberösterreichs. Als Leitbetrieb der Pyhrn-Priel-Region sind in unserem Unternehmen 45 Stamm-Mitarbeiter und rund 150 Aushilfen beschäftigt.“MM: „Was charakterisiert die Entwicklung der BB HIWU in den letzten Jahren?“Holzinger: „Die Privatisierung im Jahre 1999 und die damit verbundene gute Eigentümerstruktur haben wesentlich dazu beigetragen, dass wichtige Investitionen auch verwirklicht werden konnten. So wurden in den letzten 15 Jahren rund 50 Millionen Euro in die Infrastruktur, in Komfort- und Qualitätsverbesserungen bei den Liftanlagen sowie in die Bereiche Beschneiung, Pisten und Pistenfahrzeuge sowie Gastronomiebetriebe investiert. Damit haben wir für unsere Zielgruppen in Hinterstoder und auf der Wurzeralm ein sehr gutes Angebot entwickelt, was sich in der Kundenzufriedenheit und der Entwicklung der Stammgästezahlen wiederspiegelt. Auch unsere dritte Destination innerhalb der Hinterstoder-Wurzeralm Bergbahnen AG, der Erlebnisberg Wurbauerkogel, trägt mit seinem Sommerangebot sehr wesentlich zum Unternehmenserfolg bei.“MM: „In der Studie „Skigebiete in Österreich 2012“ hat die Region sehr gut abgeschnitten, was waren die wesentlichen Punkte?“Holzinger: „Wir waren überrascht und haben uns sehr gefreut, dass wir in dieser Studie in einigen Bereichen sehr gut abgeschnitten haben. Die beiden Herren-Weltcuprennen 2010 haben dazu sicherlich beigetragen, welche bei Super-Wetter und Top-Bedingungen durchgeführt werden konnten und medial gut angekommen sind. Die Studie zeigt, dass wir mit Skidestinationen wie Schladming, Flachau oder Zell am See auf einer Ebene liegen und dass ist wirklich sehr erfreulich. Im Vergleich mit früheren Ergebnissen haben wir da in der Kunden-Einschätzung sehr stark aufgeholt.Deutlich geworden ist in den Ergebnissen der Studie auch, dass wir beim Preis-/Leistungsverhältnis unseres Angebots und im Servicebereich sehr gut abgeschnitten haben. Was Service, Dienstleistung und Freundlichkeit betrifft, haben wir uns wirklich sehr bemüht und auch investiert, um den Gästen z. B. mit Förderbändern, Rolltreppen oder Skiwegen den Zutritt ins Skigebiet so angenehm wie möglich zu machen. Und das wurde von den Gästen auch gut angenommen. In Summe sind wir sehr stolz, dass wir in manchen Bereichen der Studie in den oberen 20 % gelandet sind.“
Familien und sportliche Gäste finden bei den HIWU Bergbahnen das passende Angebot. Foto: Hinterstoder-Wurzeralm Bergbahnen AG
„Wir haben im Preis-/Leistungsverhältnis und im Servicebereich sehr gut abgeschnitten“MM: „Welche Schlüsse ziehen Sie daraus für Ihre Arbeit?“Holzinger: „Wir haben die Mittel, die uns zur Verfügung gestanden sind und stehen, sehr gut eingesetzt und damit die Kundennachfrage wirklich steigern können. Als Leitbetrieb der Pyhrn-Priel-Region haben wir auch volkswirtschaftlich eine große Verantwortung, der wir uns stellen. Wir wissen, das zwei Drittel der Bevölkerung hier vom Tourismus lebt und dass viel von uns von einer positiven Weiterentwicklung abhängt. Vor allem die Jugend braucht wieder Zukunftsperspektiven. Wir haben wirklich gute Chancen mit unserer geografischen Lage zum Zentralraum OÖ, NÖ und dem riesigen Markt im Osten. Wir sind auf einem guten Weg und wenn wir unsere Chancen nützen, dann können wir noch viel leisten und unsere Region gemäß unseres Masterplanes zur touristischen Standortsicherung gestalten und vorwärts bringen.“MM: „Welche Vorteile/Zusatznutzen bietet die Präsenz im Ski-Weltcup?“Holzinger: „Mit dem Weltcup ist es gelungen, bekannt zu werden und ein positives, sportliches Image zu bekommen und zu transportieren. Die Bilder, die hinausgegangen sind, waren spektakulär – blauer Himmel, die Rennstrecke, die Zuschauer – das passt sehr gut zu unserer Sportregion. Ich sehe das als Wettbewerbsvorteil, da viele Gäste und Familien natürlich auch die weltcup-erprobten Pisten einmal ausprobieren möchten. Der mediale Wert einer solchen Veranstaltung ist beträchtlich. Seit wenigen Tagen wissen wir übrigens, dass der Weltcup im März 2016 wieder bei uns Station machen wird!“
Eröffnung der 10er Kabinenbahn „Hirschkogel“ im Januar 2013. Foto: Haijes
MM: „Wie sind Sie mit der letzten Wintersaison zufrieden?“Holzinger: „Die Bilanz für das letzte Wirtschaftsjahr ist noch nicht fertig. Soweit kann man aber sagen, dass wir einen sehr, sehr guten Winter mit einem ausgezeichneten Start gehabt haben. Wir hatten eine kurze Schneiphase und dann einen sehr kalten und schneereichen Winter. Ab Anfang Dezember konnten wir bereits bei hervorragenden Bedingungen starten. Der Winter selbst hatte wenig Stillstandstage, wenig Wetterkapriolen und war stabil von den Temperaturen her gesehen. Wir hatten eine gute Schneelage, leider weniger Sonnentage, aber in Summe war die Saison verbunden mit dem frühen Ostertermin sehr erfolgreich. Die Gäste sind temperaturbedingt bis Ende März sehr gerne Ski fahren gegangen. In Summe liegen wir bei 10 % Plus an Skierdays zum Vorjahr!“MM: „Sie sind auch Vorsitzender der Fachvertretung der Seilbahnen Oberösterreichs, wie sieht die Sache in Oberösterreich aus?“Holzinger: „Die Rückmeldungen vieler Kollegen haben gezeigt, dass wir in Oberösterreich im Durchschnitt auch von einem Plus von 10 % sprechen können. Natürlich gibt es Ausreißer – im negativen, aber auch positiven Sinn. Am Hochkar konnte sogar ein Plus von 15 % verzeichnet werden. Grundsätzlich hatten wir in Oberösterreich eine wirklich gute Saison.“MM: „Wie hat sich die neue ,Hirschkogelbahn‘ entwickelt?“Holzinger: „Die Investition in die 10 EUB Hirschkogelbahn war wichtig und die Bahn wurde von den Gästen sehr gut angenommen. Für mich war einer der schönsten Tage die Eröffnung im Januar. Wir haben mit dem Bau frühzeitig begonnen, der Bauverlauf war positiv, das Wetter im Herbst war gut und Ende November konnte die Bahn abgenommen werden. Die neue Qualität, die wir mit der Bahn für unsere Gäste geschaffen haben, die Sicherheit und das Plus an Komfort haben sich sehr positiv bemerkbar gemacht. Dazu konnte der Höss-Express, so wie geplant, gut entlastet werden – das war auch ein großes Ziel, das wir mit der 10 EUB erreichen wollten. Auch die anfänglichen Bedenken hinsichtlich einer Kabinenbahn mitten im Skigebiet und Thematik des Abschnallens der Ski haben sich nicht bestätigt. Die Rückmeldungen waren durchwegs positiv. Ich möchte mich in diesem Zusammenhang auch bei unseren Eigentümern bedanken, dass wir diese Investition von rund 8,5 Mio. Euro im letzten Jahr tätigen konnten.“
Der Speicherteich auf der Höss zieht im Sommer viele Besucher an. Foto: Hinterstoder-Wurzeralm Bergbahnen AG
„Sicherheit und das Plus an Komfort haben sich sehr positiv bemerkbar gemacht“MM: „Die BB HIWU haben in der letzten Saison Tickets über ausgewählte BP-Tankstellen und Mobi-Tick verkauft. Wie hat sich das bewährt, welche Erfahrungen haben Sie gemacht?“Holzinger: „Diese Aktionen sind Bestandteil unseres Serviceangebots und tragen zur Kundenzufriedenheit bei. Jeder Kunde konnte bei den entsprechenden BP-Tankstellen im Vorfeld Karten kaufen. Wir haben das jetzt das 3. Mal gemacht und deutlich gesehen, wie die Nachfrage nach oben geht und wie gut es angenommen wird. An starken Tagen mit 5 000 oder 6 000 Tagesgästen ist das wirklich eine Entlastung. Unsere zweite Idee ,Mobi-Tick‘, bei der Mitarbeiterinnen mit einer Art Bauchladen‘ direkt beim Auto schon den Erwerb von Karten anbieten und den Gästen Wege und Wartezeiten ersparen, hat uns gute Rückmeldungen gebracht. Weiters haben wir uns heuer entschlossen, auch einen Ticketautomat anzuschaffen, der im Verlauf der Saison immer häufiger genutzt wurde. Wir denken, dass wir damit auf einem guten Weg sind, Wartezeiten bei Kassen zu vermeiden. Wir sind sicher einen guten Schritt weitergekommen.“MM: „Wird es für den Winter 2013/14 auch Neuerungen geben?“Holzinger: „Da wir im letzten Jahr 8,5 Mio. Euro investiert haben, werden wir die Investitionstätigkeit für die kommende Saison etwas zurücknehmen müssen. Langfristig haben wir noch größere Pläne im Auge, im Moment sind die üblichen Ersatzinvestitionen, etwa ein bis zwei neue Pistengeräte oder ein größeres Skidepot in Hinterstoder in der Talstation vorrangig.“MM: „Wie steht es um das Projekt einer Verbindung Höss – Wurzeralm?“Holzinger: „Vor 5 Jahren hat man ein solches Projekt nicht mehr für möglich gehalten, ein schneereicher Winter hat uns dann aber gezeigt, dass es eine Variante gäbe, mit der man aber viel zu früh in die Medien gegangen ist. Aus der folgenden Diskussion hat sich dann ein Masterplan für die Pyhrn-Priel-Region entwickelt, an dem die Gemeinden, alpinen Vereine, Skiclubs und Touristiker mitgearbeitet haben. Wir haben uns dafür fast ein Jahr Zeit genommen und Ideen ausgearbeitet, wie man touristisch im Sommer und Winter vorankommen könnte. Im Masterplan zur touristischen Standortsicherung unserer Region wurden 6 Starterprojekte definiert und an deren Abarbeitung arbeiten wir zurzeit. Ein Starterprojekt hat die Verbindung Vorderstoder nach Hinterstoder zum Inhalt, das zweite Starterprojekt ist die Absicherung der Wurzer-alm. Man kann die Wurzeralm nicht für sich allein stehen lassen. Wir wissen, dass Skigebietszusammenschlüsse eine Region enorm voranbringen. Wenn wir also Vorderstoder mit Hinterstoder verbinden, ist auch eine Lösung für das nur wenige Kilometer entfernte Skigebiet Wurzeralm notwendig. Daher war es für uns wichtig, mit allen in der Region zu sprechen und gemeinsam nach einer für alle tragbaren Lösung zu suchen. Die Starterprojekte 1 und 2 sind jetzt in einer Machbarkeitsstudie gelandet, in der alle relevanten Fragen zum Naturschutz, Verkehr, Lärm, Forst, Jagd, Grundeigentümer etc. von Experten beurteilt werden und am Ende eine ,Stop‘ oder ,Go‘-Entscheidung vorliegen soll. Wir sind zuversichtlich, dass diese Prüfungen bis Ende 2013 abgeschlossen sind.“MM: „Wie sieht Ihr Sommerprogramm aus und welche Rolle spielt dabei der Wurbauerkogel?“Holzinger: „Der Sommer ist mittlerweile ein wichtiger Umsatzbringer. Wir haben im Sommer 3 Standorte in Betrieb. Die größten Bereiche sind der Wurbauerkogel als Erlebnisberg und die Wurzeralm als Wandergebiet. In Hinterstoder gibt es die Möglichkeit, mit 2 Bahnen bequem bis auf 2 000 m Höhe zu gelangen. Insgesamt haben wir im Sommer 5 Aufstiegsanlagen in Betrieb, wobei wir im Sommer rund 10 % unseres Gesamtumsatzes machen. Mit der Pyhrn-Priel-Erlebniscard haben wir ebenfalls einen wichtigen Schritt für die Belebung des Bergsommers gesetzt. So konnten wir die Frequenzen fast verdreifachen, seit wir diese Card eingeführt haben.Neu inszenierte Wanderwege, wie der Rundwanderweg auf der Wurzeralm ,2 Millionen Jahre in 2 Stunden‘ oder die Wanderwege in Hinterstoder rund um unseren Speicherteich mit herrlichen Aussichtspunkten auf 2 000 m werden von den Gästen sehr gut angenommen. Dazu kommt, wie bereits geschildert, unserer Erlebnisberg Wurbauerkogel mit Sommerrodelbahn, Alpine Coaster, Panoramaturm, Downhill-Strecke und einem Bogen-Parcours mit vielen Stationen, die einen Besuch für Familien, Vereine oder Schulklassen zum Erlebnis machen.“
Wandern ist auf der Wurzeralm sehr beliebt. Foto: OÖT/Erber
„Der Sommer ist ein wichtiger Umsatzbringer“MM: „Gibt es Neuerungen für den Sommer 2013?“Holzinger: „Unser Highlight ist natürlich immer die Nacht der Bergfeuer am 29. Juni. Da konnten wir im letzten Jahr schon über 1 600 Besucher begrüßen. Um 22 Uhr werden die Bergfeuer entzündet, vorher gibt es ein abwechslungsreiches Abendprogramm mit Musikgruppen aus der Region. Große Neuerungen sind für 2013/2014 nicht geplant, da wir im Winter 2012/13 sehr viel investiert haben.“MM: „Was sehen Sie in den kommenden Jahren als die größten Herausforderungen für Ihre Skidestinationen?“Holzinger: „Die Umsetzung unseres Masterplans steht im Mittelpunkt. Als Leitbetrieb haben wir die Verantwortung für die positive Entwicklung in der Region, wobei wir der demografischen Entwicklung (Landflucht) entgegenwirken müssen. Es ist ein Ziel, die Jugend in der Region zu halten und jeder sollte die Chance erkennen, etwa im Beherbergungs- und Hotelbereich, dass sich Investitionen rechnen. Die Wertschöpfung ist bei Dauergästen etwa doppelt so hoch wie beim Tagesgast. Wir haben rund 5 000 Gästebetten und wollen mit unserem Masterplan wieder bis 7 000 Betten erreichen.Chancen sehe ich auch in unserer ,Vereinigten Bergbahnengruppe‘ selbst, in der mittlerweile 10 Unternehmen zusammengeschlossen sind. Mit der Familie Schröcksnadel haben wir eine Eigentümerfamilie, die sehr innovativ denkt und seit Jahren in verschiedene Destinationen mit Entwicklungschancen investiert. Dabei haben wir die Möglichkeit, Synergien zu nutzen und eine positive Entwicklung in den Regionen zu erwirken.“MM: „Betrachten wir die Situation in Oberösterreich generell, welche Herausforderungen sehen Sie da?“Holzinger: „Wir haben in Oberösterreich 15 größere Seilbahnunternehmen und 20 kleinere Unternehmen, die ihren Weg sehr erfolgreich gehen und auch investiert haben. Dazu gibt es 30 bis 40 Schleppliftbetreiber, die als Nahversorger über ganz Oberösterreich verteilt sind. Dabei sind 3 bis 4 Betriebe, bei denen Übergaben bevorstehen, Nachfolgefragen zu klären sind oder man viel investieren müsste, damit sie weiterbestehen können. Hier könnte es zu Betriebsstilllegungen kommen. Im Großen und Ganzen hat sich die Situation aber gut und stabil entwickelt, so dass wir zuversichtlich sind. Ich bin auch sehr stolz auf meine Plattform ,Schule & Schneesport‘, auf der ich ein Netzwerk zwischen Seilbahnwirtschaft, Landesschulrat, Schulen und dem Tourismus ins Leben gerufen habe, damit es leistbare Skikurse für einen Tag oder auch eine Woche gibt. Ein Ziel dabei ist auch, Schüler mit Migrationshintergrund zum Skifahren zu bringen. Unsere Jugend soll wieder Spaß am Wintersport haben!“ dwl