Die Bergbahnen Berwang haben durch den Zusammenschluss der Seilbahngesellschaften vor Ort die Grundlagen für eine großangelegte Modernisierung ihrer Infrastruktur geschaffen. GF Gernot Falger hat dem MOUNTAIN MANAGER erzählt, wie man den schwierigen Winter 2020/21 erlebt hat und welche Pläne man hat.

Wie ist der letzte Winter für die Berwang Bergbahnen gelaufen, wie hat das Angebot angesichts Corona ausgesehen?

Der letzte Winter war coronabedingt ein Desaster. Weggefallen sind sicher 95% der Einnahmen im Vergleich mit einem normalen Jahr. Da ein Großteil unserer Tagesgäste aus dem süddeutschen Raum zu uns kommt, haben wir die Grenzen nach Deutschland, die so gut wie dicht waren, und die Corona-Maßnahmen sehr stark gespürt. Es gibt in der Region rund 4.000 Betten, die waren im letzten Winter leer. Vor Ort waren damit nur die Einheimischen. Trotzdem waren die Seilbahnen in den Ferien täglich in Betrieb, in der übrigen Zeit hatten wir Wochenendbetrieb.

Die neue Thanellerbahn verfügt über das automatische Schließbügelsystem von Doppelmayr.

Die neue Thanellerbahn verfügt über das automatische Schließbügelsystem von Doppelmayr.

Wo setzt man im Winterangebot generell die Schwerpunkte, für sportliche Skifahrer – Familien oder ein Mix?

Wir haben ein gemischtes Angebot, also für den sportlichen Skifahrer und für Familien. Insgesamt gibt es 36 Pistenkilometer, die mit 13 Seilbahnen und Liften erschlossen werden. 19 km dieser Abfahrten sind blau markiert, also leichte und flachere Pisten und damit für Familien und Kinder oder auch für Genuss-Skifahrer gedacht. Aber auch der sportliche Skifahrer findet bei uns das richtige Angebot.

Gibt es zum Skifahren zusätzliche Angebote? Welchen Stellenwert haben sie?

Es gibt vor Ort eine Naturrodelbahn, die in der Saison täglich geöffnet ist. An einem Wochentag steht auch Nachtrodeln auf der dann beleuchteten Rodelbahn am Programm. Dazu kann man bei uns das Langlaufen oder auch Winter- und Schneeschuhwandern genießen. Grundsätzlich steht bei uns natürlich der Skilauf im Fokus, der Gast möchte aber durchaus auch Angebote darüber hinaus. Eine solche Nachfrage ist da und wird auch stärker. Deshalb planen wir auch für die Zukunft eine zweite Naturrodelbahn.

Die „Obere Karbahn I“ wurde 2019 gebaut.

Die „Obere Karbahn I“ wurde 2019 gebaut.

Woher kommen die Gäste im Normalfall, gab es Unterschiede in der letzten Sommer- und Wintersaison?

Unsere Übernachtungsgäste kommen in normalen Jahren vorwiegend aus Deutschland und Holland, aber auch Belgien, Luxemburg und Dänemark. Der letzte Winter war natürlich eine Ausnahme mit einer Konzentration auf den heimischen Gast.

Der Sommer 2020 war ein wirklich guter Sommer mit sehr vielen Gästen aus Österreich und den Nachbarländern. Bis Ende September, Anfang Oktober ist die Saison sehr gut gelaufen. Dann wurde Tirol wieder zum Hochrisikogebiet erklärt und die Saison war damit zu Ende.

Wie lange sind Sie GF der Bergbahnen Berwang, wie war Ihr Zugang zur Branche?

Ich bin seit 2010 Geschäftsführer der Bergbahnen Berwang. Gemeinsam mit Florian Singer, der ebenfalls als Geschäftsführer tätig ist, teilen wir die anfallenden Aufgaben. Ich bin quasi neben dem Skilift aufgewachsen, Skifahren hatte vor diesem Hintergrund schon immer einen wichtigen Stellenwert in meinem Leben.

Da macht es mir natürlich auch große Freude, jetzt die Entwicklung der Bergbahnen und die Modernisierungen, die durch den Zusammenschluss der früheren Einzelgesellschaften zur Bergbahnen Berwang GmbH & Co KG möglich werden, mitzugestalten und etwas zu bewegen.

Die Skiarena Berwang bietet ihren Gästen 36 km Pisten in allen Schwierigkeitsgraden.

Die Skiarena Berwang bietet ihren Gästen 36 km Pisten in allen Schwierigkeitsgraden.

„Bergbahnen sind der Motor der Region“

Es sind für die nächsten Jahre eine Reihe an Modernisierungen geplant, was wird gemacht – wie sieht der Zeitplan aus?

In Berwang war schon vor dem Zusammenschluss der Liftgesellschaften zur Bergbahnen Berwang GmbH & Co KG klar, dass Modernisierungen in die Infrastruktur notwendig sind, wenn wir unser Angebot attraktiver machen wollen. Erst mit dem Zusammenschluss 2016/17 wurden dann die Grundlagen geschaffen, hier aktiv werden zu können. Entwickelt wurde dann gemeinsam mit Klenkhart & Partner ein maßgeschneidertes Konzept, von dem wichtige Teile bereits umgesetzt wurden.

So haben wir 2019 die 1. Sektion der „Obere Karbahn“ gebaut sowie im Bereich der Talstation das „B-Activ-Center“. 2020 wurde der untere Teil des Thaneller-Schleppliftes durch eine kindersichere 6er-Sesselbahn ersetzt – Kabinenbahn und Sesselbahn sind Doppelmayr-Anlagen des Typs D-Line. Folgen werden dann noch die 2. Sektion der „Obere Karbahn“, ein Restaurant an der Mittelstation und eine Beschneiungsanlage für die Pisten der Panoramabahn Rastkopf.

Wenn sich die Situation durch Corona bessert und sich die Lage im kommenden Winter hoffentlich wieder normalisiert, dann können wir wieder planen, wann es weitergehen kann. Letztes Jahr haben wir die Bauarbeiten zur 6er-Sesselbahn trotz Corona durchgezogen. Leider hat sich der letzte Winter dann ganz anders entwickelt als wir gehofft hatten.

Welche Bedeutung hat die Skiarena Berwang im Tourismusangebot der Region?

Die Bergbahnen sind der Motor der Region, das muss man ganz deutlich sagen. Es war das Ziel der letzten Jahre, die Seilbahnbetriebe zu einer Gesellschaft zusammenzuführen und zu investieren. Damit verbunden war dann auch die Hoffnung, dass die Beherbergungsbetriebe der Region nachziehen, sodass wir ein stimmiges und hochwertiges Angebot haben. Wie sich die Situation hier in den nächsten Monaten entwickeln wird, muss man abwarten – Corona ist nicht vorbei, die Auswirkungen werden wir vermutlich noch länger spüren.

Im Sommer locken Bergroller-Touren.

Im Sommer locken Bergroller-Touren.

Wie sieht das Angebot im Sommer aus?

Wir haben im Sommer die Almkopfbahn, eine 8er-Kabinenbahn, in Betrieb und die Sonnalmbahn, eine 4er-Sesselbahn, die von Berwang aus auf die Hochalm führt. Themen für den Sommer sind sicher das Wandern, der Aussichtsberg Almkopf mit einem wunderschönen Blick auf die Zugspitze bis ins Flachland ins Allgäu. Dazu haben wir ein tolles Angebot für Bergroller-Fahrten – eine 10 km Panoramaabfahrt auf Schotter- und Asphaltwegen. Dazu eignet sich unsere Region auch sehr gut zum Biken, ob Downhill oder für Biketouren. Und auch Gleitschirmfliegen ist bei uns Thema.

Sehen Sie im Sommer noch Entwicklungspotenzial?

Unser Sommerangebot ist sicher noch ausbaufähig. Wir haben auch vor, in den Sommer zu investieren, weil wir hier noch Potenzial sehen, das wir nutzen wollen.

Welche Erwartungen haben Sie an den diesjährigen Sommer?

Wir setzen natürlich große Hoffnungen in den Sommer. Wie es aussieht, wird auch das Reisen wieder leichter, sodass Gäste aus den Nachbarländern wiederkommen können. Wir hoffen, dass viele Gäste das Angebot in der Umgebung nutzen und nicht in die Ferne fliegen. Wir haben uns viele Gedanken zur Sicherheit unserer Gäste gemacht und uns gut vorbereitet. Jetzt freuen wir uns schon darauf, wenn wir wieder viele Gäste begrüßen dürfen.

Für alle Bikefans locken Downhill-Fahrten und Biketouren.

Für alle Bikefans locken Downhill-Fahrten und Biketouren.

Worin sehen Sie kurzfristig/mittelfristig die größten Herausforderungen für die Skiarena Berwang?

Natürlich wollen wir die Herausforderungen durch Corona gut meistern, das ist aber sicher ein Ziel, das alle Unternehmen im Moment verfolgen. Darüber hinaus möchten wir konkurrenzfähig bleiben und unser Angebot so ausrichten und präsentieren, dass wir am Tourismusmarkt erfolgreich mithalten können und am Ball bleiben.

lw