Carezza Dolomites hat in den letzten Jahren viel investiert und sich zu einer modernen Destination mit entsprechendem Angebot entwickelt. Der MOUNTAIN MANAGER hat bei Geschäftsführer Florian Eisath nachgefragt.

Seit wann sind Sie GF des Bergbahnunternehmens „Carezza Dolomites“, wie war Ihr Zugang zur Branche?

Bis zum März 2018 war ich aktiver Weltcup-Skirennläufer, im August habe ich dann die Geschäftsführung von „Carezza Dolomites“ übernommen. Aktiv war ich im Betrieb aber schon seit 2014. Damals war ich dem Ende meiner Karriere schon sehr nahe, weil der sportliche Erfolg ausgeblieben ist. Das war der Grund, warum ich mich im Unternehmen eingebracht und schnell festgestellt habe, dass mich diese Branche sehr interessiert. Das ganze Entwicklungspotenzial, das ich hier gesehen habe, und die Aufgaben haben mich sehr gereizt. Dann hat sich der sportliche Erfolg wiedereingestellt und ich hatte ab 2014 meine erfolgreichsten Jahre im Weltcup. Immer mehr hat sich in den folgenden Jahren aber herauskristallisiert, dass mein Interesse am Business und am Potenzial unserer Destination kontinuierlich gestiegen ist, sodass mein Ehrgeiz hier etwas zu erreichen den Ehrgeiz im Sport übertroffen hat. Deshalb war letztlich die Entscheidung klar, hier zu 100% einzusteigen. Dabei hatte ich immer die volle Unterstützung von meinem Vater, der mir das Unternehmen schließlich übergeben hat.

Die 10er-Kabinenbahn „König Laurin“ erfüllt im Sommer 2021 bei den Beförderungszahlen schon fast das Plansoll ©Maria Gufler

Die 10er-Kabinenbahn „König Laurin“ erfüllt im Sommer 2021 bei den Beförderungszahlen schon fast das Plansoll ©Maria Gufler

Sie waren 15 Jahre im Skirennlauf erfolgreich, was nehmen Sie aus dieser Zeit für Ihre jetzigen Aufgaben mit?

Die Eigenschaften, die man als Spitzensportler mitbringen muss und auf die man aufbaut, kommen mir jetzt als Unternehmer sicher zugute. Es geht darum, sich ganz auf die Aufgaben zu konzentrieren, dann sind das Dranbleiben, das Kämpfen, das Durchhaltevermögen sicher wichtig. Man weiß, man will etwas erreichen und besser werden als die anderen, deshalb muss man sich jeden Tag wieder voll auf die anstehenden Aufgaben konzentrieren. Man darf nie zufrieden sein und muss immer am Ball bleiben. Das ist im Spitzensport wichtig und genauso als Unternehmer.

Wie sehen Sie die Rolle der Bergbahnen als Unternehmen in der Region?

Ich denke, dass die Bergbahnen in Carezza die gleiche Rolle spielen wie in vielen anderen Alpentälern. Sie sind der Motor für den Tourismus. Wir bringen die Gäste auf den Berg zum Skifahren, Wandern und Biken. Darüber hinaus sind die Seilbahnen natürlich auch ein nachhaltiges, umweltfreundliches Verkehrsmittel und das möchten wir als längerfristiges Ziel im Denken der Leute verankern. Immerhin leisten wir hier einen wichtigen Beitrag zur Verringerung des Individualverkehrs in den Dolomiten. Seilbahnen können grundsätzlich gut in ein durchdachtes Verkehrskonzept eingebunden werden, auch dafür möchten wir das Bewusstsein wecken. Das ist natürlich ein schwieriger und langfristiger Prozess – ich denke aber, dass auch in diesem Punkt das Kämpfen und Dranbleiben, das ein Sportler hat, von Nutzen sein kann.

Blick auf die Mittelstation der “König Laurin”. ©Maria Gufler

Blick auf die Mittelstation der “König Laurin”. ©Maria Gufler

„Wir haben unser Bewusstsein für nachhaltige Entscheidungen geschärft“

2019 ist Carezza Dolomites als erstes italienisches Skigebiet dem Klimaneutralitätsbündnis 2025 beigetreten, wie sehen die Ziele aus?

Wir arbeiten bereits seit 2012 am Projekt Klimaskigebiet, damals als Gemeinschaftsprojekt mit der Provinz Bozen, TechnoAlpin und Prinoth. Unser Ziel war es, unser Energiemanagement zu analysieren und zu überarbeiten. Im Zuge dessen haben wir dann auch begonnen, unsere Maschinen und Anlagen zu optimieren und so den CO2-Ausstoß zu verringern. Für diese Aktivitäten sind wir mit dem Arge Alp-Preis 2015 ausgezeichnet worden.

Im Verlauf der Arbeiten hat sich unser Bewusstsein für nachhaltige Entscheidungen geschärft. Schon damals hat sich auch gezeigt, dass unsere Kunden und Gäste das Thema gut annehmen und wir damit auch in den Medien auf großes Interesse stoßen.

Um unseren Weg konsequent weiterzuverfolgen, sind wir dann dem Klimaneutralitätsbündnis 2025 beigetreten. Dabei geht es darum, den Unternehmensfußabdruck innerhalb von maximal 12 Jahren auf klimaneutral zu stellen. Dafür wurde gemeinsam mit den Stakeholdern der Region ein Nachhaltigkeitsprozess gestartet, den wir sukzessive umsetzen wollen. Es geht dabei allerdings nicht nur um große Projekte, sondern um nachhaltiges Wirtschaften Schritt für Schritt. Ein Beispiel dafür ist etwa die Speisekarte der Wirte der Region, auf der immer mehr lokale Produkte und Speisen auftauchen werden. Einbezogen sind dann natürlich auch Müllvermeidung, Wegemanagement oder das Lenken der Besucherströme am Berg.

Wie sind Sie mit dieser Sommersaison zufrieden?

Wir sind mit der Sommersaison sehr zufrieden. Der Juni war noch etwas verhalten, der Juli trotz des schlechten Wetters schon sehr ok. Im August haben wir dann wirklich viele Gäste vor Ort gehabt. Gerade mit unserer neuen 10er-Kabinenbahn „König Laurin“ konnten wir die Beförderungszahlen im Vergleich mit den vorherigen Anlagen massiv steigern. Und auch bei den anderen Bahnen konnten wir im Vergleich mit 2019 Zuwächse bei der Beförderung verzeichnen.

Wie sieht das Angebot im Sommer aus? Welchen Stellenwert hat das Biking?

Im Fokus stehen bei uns das Wandern und Biken. Das Bikethema haben wir schon mit dem Bau der Kabinenbahn Welschnofen 2013/14 in Angriff genommen. Unser Biketrail bzw. Flowtrail zwischen der Frommer Alm und Welschnofen war auch mein erstes Projekt, das ich von der Planung bis zur Umsetzung komplett betreut habe. Dadurch sind wir in der Szene bekannter geworden. Um erfolgreich zu sein, muss man dann allerdings auch jedes Jahr etwas Neues bieten, man muss sich weiterentwickeln. Es ist nicht immer einfach, hier neue Wege oder Trails zu finden, die sinnvoll sind und mit denen man auch mit den Grundeigentümern Konsens erzielen kann. Das Bikethema ist aber grundsätzlich ein Wachstumsmarkt, dem man Beachtung schenken sollte – und das nicht nur seitens der Bergbahnen, sondern auch der Tourismusverbände.

Derzeit sind wir dabei, eine biketechnische Verbindung, einen Flowtrail, von der Frommer Alm nach Tiers zu planen, weil dort gerade die neue Pendelbahn gebaut wird. Hier soll es dann ebenfalls ein Bikeangebot für den Sommer geben.

Woher kommen die Gäste im Sommer üblicherweise, gibt es dieses Jahr Unterschiede?

Im Sommer kommen im Juli und August traditionell sehr viele italienische Gäste, im Juni, September und Oktober ist der deutsche, österreichische und Schweizer Gast stark vertreten. Das ist gleichgeblieben. Man merkt aber, dass dieses Jahr mehr Franzosen, Belgier und Spanier zu uns kommen. Der internationale Markt, von dem wir in einem normalen Jahr am Karersee profitieren, ist coronabedingt völlig eingebrochen. Prozentuell ergibt sich bezogen auf die Herkunftsländer dieses Jahr ein Bild von ca. 45 % Italien, 45 % DACH und rund 10 % andere Länder.

2020/21 wurde die 10er-Kabinenbahn „König Laurin“ gebaut, die im Sommer 2021 in Betrieb gegangen ist. Wie kommt sie bei den Gästen an?

Die Kabinenbahn erfüllt im Sommer 2021 bei den Beförderungszahlen schon fast das Soll, mit dem wir im Businessplan kalkuliert haben. Das freut uns natürlich sehr, und das obwohl die Bauarbeiten etwa im Bereich Begrünung noch nicht zur Gänze abgeschlossen sind. Wir sind mit der neuen Bahn im Betrieb sehr zufrieden und das positive Feedback der Gäste zeigt, dass wir hier eine gute Entscheidung getroffen haben.

In Italien ist die Wintersaison 2020/21 zur Gänze ausgefallen. Was hat das für Ihr Unternehmen bedeutet?

Das war natürlich eine extrem schwierige Situation. Wir haben sehr viel in die Vorbereitung investiert und waren bereit zum Start, der immer wieder verschoben wurde. Irgendwann hat man dann einsehen müssen, dass es keine Wintersaison geben wird. Das heißt, wir sind in die Vorleistung gegangen, hatten Kosten und null Umsatz, und bis dato auch keine Entschädigungszahlung von staatlicher Seite. Jetzt hoffen wir doch sehr stark, dass endlich die Zahlungen vom italienischen Staat eintreffen und wir uns entsprechend auf den Winter vorbereiten können.

Rosadirabike Festival 2019. ©Ivan Goller

Rosadirabike Festival 2019. ©Ivan Goller

„Die Leute wollen raus und etwas erleben“

Mit welchen Erwartungen gehen Sie in die Wintersaison 2021/22?

Ich bin zuversichtlich und optimistisch. Einheimische und Gäste haben Nachholbedarf, was den Winterurlaub betrifft. Die Leute wollen raus und wollen etwas erleben. Interessanterweise, und das bestätigen auch Studien, verfügen viele auch über Geldreserven, weil man im Lockdown nichts ausgeben konnte.

Deshalb bin ich auch überzeugt, dass wir mit unserem Angebot punkten können. Wir haben neben der neuen 10er-Kabinenbahn König Laurin auch den Sessellift Tschein von der Moseralm zum Tschein Berg verlängert und 5 alte Lifte abgetragen. Jetzt haben wir nur noch einen älteren Schlepplift, der auch in den nächsten Jahren ersetzt werden soll. Unser Skigebiet, in dem es viele alte Anlagen gegeben hat, präsentiert sich jetzt neu und modern. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass das unseren Gästen gefallen wird und sich unsere Investitionen als richtig herausstellen.

Welches Angebot hat Carezza Dolomites im Winter?

Der Fokus liegt beim Alpin-Skifahren. Carezza Dolomites ist ein Familienskigebiet, in dem es ein entsprechendes Angebot gibt. Aufgrund der landschaftlichen Gegebenheiten haben wir aber auch für den sportlichen Skifahrer etwas zu bieten. So gibt es 5 schwarze Pisten, die für Anfänger oder weniger geübte Skifahrer mit entsprechend leichteren Pisten umfahren werden können. Im Tiersetal gibt es zum Alpinangebot noch Winterwanderwege, dazu Möglichkeiten zum Schneeschuhwandern.

Gibt es Neues für diesen Winter?

Das Tiersetal, das über rund 1.000 Gästebetten verfügt, hatte bisher keine direkte Anbindung ans Skigebiet. Das wird gerade geändert. Gebaut wird eine 3,7 km lange Pendelbahn, die von St. Zyprian aus zur Frommer Alm ins Skigebiet Carezza Dolomites führt. Die Kabinen werden 60 Personen Platz bieten und sind mit einer Aussichtsplattform ausgestattet. In Betrieb gehen wird die neue Bahn Mitte Januar 2022.

Familienskigebiet Carezza. ©Ivan Goller

Familienskigebiet Carezza. ©Ivan Goller

Was sehen Sie als die wesentlichen Herausforderungen der Zukunft?

Herausfordernd sind sicher die klimatischen Verhältnisse, also die Gegebenheiten im Winter. Um Schneesicherheit bieten zu können, hat man schon bisher in die Beschneiung investiert. Darauf wird man in Zukunft weiterhin großes Augenmerk legen müssen.

Dazu möchten wir das Bewusstsein in den Fokus rücken, dass wir das Skigebiet im Einklang mit der Natur betreiben. Schließlich sollen auch künftige Generationen noch von der Schönheit der Natur profitieren können. In diesem Zusammenhang wollen wir die Qualität steigern und nicht die Quantität in den Blickpunkt rücken. Damit und mit einer entsprechenden Preispolitik muss es gelingen, die Destination wirtschaftlich erfolgreich zu führen.

Großes Potenzial sehe ich in den nächsten Jahren im Sommer, da kann man sich ein zweites stabiles Standbein neben dem Winter aufbauen. Der Sommer ist für das Unternehmen nicht so kostenintensiv, vom Klimawandel kann man hier sogar profitieren. Wenn der Sommer heißer wird, will man auf den Berg. Milde Herbstwetterlagen werden ebenfalls den Aufenthalt in den Bergen begünstigen.

lw