Arnold W. Pucher, Bergbahnen Nassfeld Pramollo AG: „Qualität ist ein entscheidendes Kriterium“

1962 ist das Geburtsjahr der Skiregion Nassfeld. Seit damals hat man kontinuierlich in moderne Infrastruktur investiert und die Entwicklung engagiert vorangetrieben. Arnold W. Pucher hat dabei immer wieder mit Pionierleistungen aufhorchen lassen. Der Mountain Manager hat ihn zur Geschichte und Zukunft der Bergbahnen Nassfeld Pramollo AG befragt.

Übersicht Pistenangebot Nassfeld Hermagor

MM: „Welchen Stellenwert hat das Nassfeld im österreichischen Winterangebot?“A. W. Pucher: „Wir sind im südöstlichen Alpenbereich sicher das größte Skigebiet mit dem größten Angebot. Das haben uns auch die Tiroler bei der Eröffnung des Großglockner Resorts bestätigt. Bei der letzten Bewertung und Untersuchung aller Skigebiete in Österreich wurden wir unter die Top-10 gereiht. Was für unsere Gäste aber entscheidend ist und sicher für unser Angebot spricht, ist die Tatsache, dass alle Anlagen im Gebiet schnell und ohne 1 m zu Fuß leicht erreichbar sind. Unsere Gäste brauchen keinen Bus, um sich innerhalb unseres Skigebietes zu bewegen.“MM: „Was waren die wichtigsten Punkte in der Entwicklung?“A. W. Pucher: „Der Aufbau unseres Skigebietes hat 1962 begonnen. Ein entscheidender Schritt dabei war sicher die Entwicklung vom kleinen Skigebiet mit Schleppliften hin zu einer modernen Infrastruktur mit kuppelbaren Sesselbahnen, die wir 1985 in Angriff genommen haben. Der nächste große Sprung war dann die Anbindung ans Tal mit dem „Millennium- Express“, einer 15er-Kabinenbahn, die mit ihren 6,1 km heute noch als die längste Kabinenbahn der Alpen gilt. In nur 17 Minuten werden dabei 1 309 Höhenmeter bewältigt. Das waren für mich sicher die entscheidenden Punkte, mit denen wir mit der Entwicklung der Branche gut mithalten konnten. Wir gehören in Österreich sicher auch zu den ersten Gebieten, die ihre gesamten Pisten beschneibar gemacht haben. Auch das war ein wichtiger Punkt, um für den Gast ein umfassendes Angebot zur Verfügung zu stellen.“

Arnold W. Pucher, Bergbahnen Nassfeld Pramollo AG. Fotos: BB Nassfeld Pramollo AG

MM: „Wie sieht das Angebot heute konkret aus?“A. W. Pucher: „Heute erstreckt sich unser Pistenangebot über drei Täler hinweg. Die Länge der Pisten beträgt rund 110 km. Unsere Liftanlagen sind in der Lage, 44 000 Personen pro Stunde zu befördern. Dazu sorgen über 25 Skihütten, Gasthöfe und Restaurants im Skigebiet für das leibliche Wohl der Gäste. Unser Angebot richtet sich sowohl an Familien, junge Gäste als auch sportliche Skifahrer, da wir über sehr viel freies Gelände verfügen. Blaue Pisten findet man bei uns genauso wie rote und natürlich auch schwarze Pisten für den Könner. Im Gespräch ist derzeit der Anschluss der Skiregion Nassfeld an Italien, an dieser Idee wird intensiv gearbeitet. Natürlich soll dazu auch unser bestehendes Angebot noch mehr auf die Wünsche der Kunden abgestimmt werden, sei es jetzt auf Kinder, Familien oder sportliche Skifahrer.“MM: „Wie wichtig sind Funsportarten und ‚Non-Skiing-Activities’?“A. W. Pucher: „Unsere Stärke ist sicher das klassische Angebot für Skifahrer und Snowboarder. Darüber hinaus haben wir zwar auch einige Loipen, eine Halfpipe und Angebote, um Funsportarten ausprobieren zu können.Unsere Anstrengungen richten sich allerdings zum großen Teil auf den klassischen Wintersportsektor. 95 % der Gäste nutzen dann auch die entsprechenden Angebote, rund 5 % würde ich im Bereich „Funsport“ sehen.“

Der „Millennium-Express“ ist die längste Kabinenbahn der Alpen.

„Erleben, wie sich perfekter Service auswirkt“MM: „Sie haben für diesen Winter als Weltneuheit den ,Nice-Surprise-Skiservice‘ auf den Weg gebracht, wie kommt er an – welche Erfahrungen gibt es?“A. W. Pucher: „Die Idee zum ‚Nice-Surprise-Skiservice“ war, das Vergnügen am Wintersport nochmals zu optimieren. Bisher war der Skiservice für den Wintersportler doch recht kompliziert. Die Skier mussten eingepackt und zur Servicestation gebracht werden, 1 bis 2 Tage später musste man sie dann wieder abholen. Am Nassfeld haben wir den Skiservice jetzt mitten ins Geschehen verlegt. Direkt am Gipfel der Madritsche, neben der Bergstation des Millennium-Express, gibt es im neu gebauten KofelCenter besten Skiservice, der in kürzester Zeit zu ausgesprochen günstigen Tarifen durchgeführt wird. Der Gast fährt direkt mit seinen Skiern zur Servicestation, lässt sie begutachten und entsprechend servicieren. Schon 10 Minuten später ist er wieder auf der Piste und erlebt, wie sich perfekter Service auf seine Sportgeräte auswirkt.Die Idee ist völlig neu und wir machen jetzt die ersten Erfahrungen damit. Diese Saison hatten wir im Dezember und auch im Februar viel Neuschnee, sodass perfekte Kanten nicht vorrangig Thema waren. Dennoch haben unsere Gäste sehr positiv auf das neue Angebot reagiert und es auch angenommen. Inter – essant werden in dieser Hinsicht sicher die nächsten Wochen, wenn im Frühjahr die Pisten härter werden. Grundsätzlich sehen wir aber schon jetzt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Natürlich werden wir das Angebot auch noch entsprechend verbessern, d. h. die Erfahrungen der ersten Saison einbringen. Ein Punkt dabei wird sicherlich die Temperatur der Skier oder Boards sein. Kommt man von der Piste, sind die Wintersportgeräte natürlich ausgesprochen kalt, ein Service ist vor diesem Hintergrund schwierig. Wir sind deshalb schon dabei, für diesen Aspekt eine entsprechende Lösung vorzubereiten.“MM: „Wie sind Sie generell mit der bisherigen Saison zufrieden?“A. W. Pucher: „Die Saison verläuft mehr als zufrieden stellend, obwohl wir Anfang Februar 10 Tage mit schlechtem Wetter hatten. Dafür waren Weihnachten und Neujahr durch den vielen Schnee ausgezeichnet. So ein schneereicher Winter ist einfach gut für all jene, die immer sagen, es gibt keinen richtigen Winter mehr. Es hat immer Winter mit viel Schnee und Winter mit wenig Schnee gegeben. So viel Schnee wie dieses Jahr hatten wir allerdings das letzte Mal vor 30 Jahren. Wir sind also sehr zufrieden mit dem Verlauf der Saison und können höhere Zuwächse verzeichnen, als wir erwartet haben. Die Schlussabrechnung gibt es aber natürlich erst im April.“MM: „Wie wichtig sind am Nassfeld das Zusammenspiel von Hotellerie, Gastronomie und Wintersport, wie funktioniert die Zusammenarbeit?“A. W. Pucher: „Diese Zusammenarbeit ist natürlich ein sehr wichtiger Aspekt, weil entsprechende Packages angeboten werden. In der Karnischen Incoming Gesellschaft sind die Vermieter und Liftbetreiber vertreten, um gemeinsam Marketing und Werbung zu machen. An Geldern, die dafür einbezahlt werden, steuern die Liftbetreiber rund 50 % bei. Das ist ein sehr großer Beitrag, wenn man bedenkt, dass wir am Budget des Gastes nur einen Anteil von 15 bis 20 % haben. Wir sind auch sehr daran interessiert, neue Betten in der Region dazu zu bekommen. Platz wäre sowohl in der Region als auch im Skigebiet selbst.“

110 Pistenkilometer bzw. 280 ha Skipisten bieten beste Voraussetzungen für Wintersport pur.

„Das Sommerangebot ist gerade im Aufbau“MM: „Welchen Stellenwert hat der Sommer, wie sieht das Angebot derzeit aus?“A. W. Pucher: „Wir arbeiten bereits seit einigen Jahren daran, das Angebot im Sommer auszubauen. Unsere Millenniums-Bahn ist auch im Sommer in Betrieb, was natürlich entsprechend Kosten mit sich bringt. Da muss man sich dann schon einiges einfallen lassen für den Gast. So haben wir in den letzten Jahren eine Sommerrodelbahn gebaut und den Aqua Trail ,BergWasser‘ auf den Weg gebracht. Auf diese Weise möchten wir den Gästen ein interessantes Angebot für einen ganztägigen Aufenthalt am Berg gestalten. Dieses Angebot soll für die Zukunft auch noch ausgebaut werden, z. B. im Bereich der Wanderwege. Vielfach sind solche nur für sportliche Wanderer angelegt. Wir glauben aber, dass wir unseren Besuchern gut ausgebaute Wanderwege bieten sollten, die für alle Gäste benutzbar sind. Hier gibt es auch ein INTERREG-Projekt, das wir gemeinsam mit Pontebba umsetzen.Grundsätzlich ist unser Angebot aber erst im Aufbau begriffen und wir wissen, dass wir noch investieren müssen. Das wird noch seine Zeit brauchen.“

Der Bau von kuppelbaren Sesselliften brachte für das Nassfeld einen kräftigen Impuls.

MM: „Gibt es für die Sommersaison Neues, wohin soll sich das Angebot entwickeln?“A. W. Pucher: „Wir haben für den Sommer einige Pläne. Dazu kommen sollen 2009 Angebote fürs Biken. Interessant wird für die Sommersaison dann auch der Aqua Trail ,BergWasser‘, der erst letztes Jahr im September fertig wurde. Der 1,5 km lange Weg auf der Madritsche wird den Gästen jetzt erstmals in der ganzen Saison zur Verfügung stehen. Das Motto dabei lautet: ,spielen – erleben – staunen‘. Plätscherndes Wasser, Spaß auf Trampolinen und Kinder-Spielstationen sollen für ein Naturerlebnis in einer atemberaubenden Bergkulisse sorgen. Hier werden nach der Schneeschmelze noch einige Vollendungsarbeiten durchgeführt werden.In der Folge werden wir uns genau ansehen, was von den Gästen wie gut angenommen wird. Dort werden wir dann noch nachlegen.“MM: „Wie wichtig sind für Sie Veranstaltungen und Events?“A. W. Pucher: „Für das Nassfeld sind Veranstaltung und Events natürlich interessant. So haben wir für Juni 2009 den Zuschlag für eine Veranstaltung von Skoda erhalten. Das Unternehmen wird bei uns über 3 Wochen den neuen SUV Yeti präsentieren. Eingeladen werden dazu die Skoda- Verkäufer aus aller Welt, sodass wir aufgeteilt über die 3 Wochen mit entsprechenden Gästen rechnen dürfen. Der Zuschlag für diese Veranstaltung freut uns natürlich sehr. Darüber hinaus gibt es bei uns kleinere lokale Events wie den Almkirchtag – bei größeren internationalen Veranstaltungen stehen wir aber erst am Anfang.Im internationalen Skirennsport engagieren wir uns nicht, dafür hätten wir auch nicht die richtigen Einrichtungen. Es gibt natürlich die Möglichkeit für Firmen, hier ihre internen Rennen auszutragen, oder für Kinder- oder Jugendgruppen ihre Wettkämpfe durchzuführen – das sind aber klarerweise andere Dimensionen als Weltcuprennen.“

Sommerrodelbahn am Nassfeld.

„Wir haben Gäste aller Altersstufen“MM: „Woher kommen Ihre Gäste im Sommer bzw. Winter, gibt es Unterschiede in Herkunft oder Altersstruktur?“A. W. Pucher: „Jedes Gebiet hat seine Stammkunden. Die bekannten Herkunftsländer im westlichen Europa stellen dabei heute nicht mehr so viele Gäste wie noch in früheren Jahren. Diese Lücken, die hier im Winter entstanden sind, füllen Gäste aus den Oststaaten auf. Wir haben hier am Nassfeld heute eine sehr gemischte Struktur mit Gästen aus Deutschland, Liechtenstein, Italien, Kroatien, Polen, Tschechien etc. Das Öffnen der Grenzen hat uns sehr gut getan.Für den Sommer war lange Jahre das Wandern nicht mehr aktuell, jetzt ändern sich die Trends glücklicherweise wieder. So kommen viele Italiener, aber auch Slowenen und Einheimische. Von der Altersstruktur her merken wir keine großen Unterschiede. Familien mit Schulkindern kommen natürlich hauptsächlich in der Ferienzeit. Grundsätzlich haben wir aber Gäste aller Altersstufen.“MM: „Wie muss sich das Nassfeld weiterentwickeln, um erfolgreich zu bleiben – wo sehen Sie die Herausforderungen?“A. W. Pucher: „Wenn wir in der Lage sind, moderne Skipisten und Aufstiegshilfen zu bieten und unser Angebot auf hohem Niveau aufrecht zu erhalten, dann werden auch weiterhin Gäste zu uns kommen. Qualität ist ein entscheidendes Kriterium. Wenn wir das auch in Zukunft bieten können, werden wir uns als eine Region etablieren, die einiges besser macht als andere. Für die nahe Zukunft haben wir es uns zum Ziel gesetzt, die Pisten breiter und die Schneeanlagen noch schlagkräftiger zu machen, um die natürlichen Schwankungen im Jahresrhythmus auszugleichen. Wenn heute vielerorts nicht mehr vom Winter- oder dem Sommertourismus geredet wird, sondern von einem Ganzjahrestourismus, so möchten wir natürlich auch daran teilhaben und teilnehmen. Grundsätzlich wollen wir weiterhin ganz vorne dabei sein – dazu werden wir auch unseren Beitrag leisten.“ dwl

André Zimmermann, GF PILATUS-Bahnen – Das Erfolgsgeheimnis der rentabelsten Schweizer Bergbahn

André Zimmermann ist seit 2002 Geschäftsführer der PILATUS-Bahnen in der Nähe von Luzern – bekannt durch die steilste Zahnradbahn der Welt (48 %) auf den Kulm (2132 m) –, die bis zu 80 % des Umsatzes im Sommer generiert. Als Quereinsteiger aus der Industrie hat er die Entwicklung des Unternehmens vorangetrieben und vor allem auf einen breiten Gästemix mit attraktiver Angebotspalette abgestellt. Die Strategie des „One Stop Shop“ wird mit den Bergbahnen, der Hotellerie und Gastronomie, dem Merchandising sowie den Freizeitanlagen konsequent umgesetzt.

Die bis heute steilste Zahnradbahn der Welt (48 %) führt über eine Strecke von 4618 m von Alpnachstad auf Pilatus Kulm. Sie wurde 1889 von Ing. Eduard Locher mit zwei sich horizontal drehenden Zahnrädern errichtet.

MM: „Herr Zimmermann, schildern Sie bitte zunächst Ihren Werdegang.“„Ich war von 1999–2002 Direktionsassistent der Pilatus Flugzeugwerke AG in Stans, zuvor Kundendienstleiter bei der Komax AG. Seit 2002 bin ich CEO der Pilatus-Bahnen – also ein Quereinsteiger. Ursprünglich hatte ich eine Ausbildung zum Maschinenmechaniker und Berufspiloten, bildete mich dann weiter zum Dipl. Betriebswirtschafter an der HFW Luzern und zum Executive Master of Business Administration (EMBA) an der Uni Zürich. Weiters fungiere ich als Vizepräsident der Transportunternehmungen Zentralschweiz (TUZ) sowie Regionaler Wirtschaftsbeirat Zentralschweiz der Schweizerischen Nationalbank (SNB).“MM: „Die Pilatus-Bahnen haben sich zur rentabelsten Schweizer Bergbahn entwickelt. Können Sie uns das Erfolgsgeheimnis verraten?“Zimmermann: „Jährlich wird vom renommierten Swiss Equity Magazin ein Ranking der Bergbahnen auf verschiedenen Kennzahlen erhoben. Für die Rentabilität wird der Cashflow in % vom investierten Kapital gerechnet. In diesem Ranking sind wir jeweils auf Platz 1 seit drei Jahren. Nicht nur Hotels und Gastronomie haben zum guten Resultat beigetragen, sondern alle Geschäftsbereiche. Ferner ist auch sehr relevant, dass die letzten Jahre sehr gut gelaufen sind (wirtschaftliches Umfeld) und geprägt waren von jährlichem Wachstum. Es gibt nicht nur einen Erfolgsfaktor. Es sind tatsächlich deren viele, die natürlich unterschiedlich zum guten Geschäftsgang beitragen. Neben der ,one stop shop‘-Strategie ist die Nähe zu den großen Zentren (Luzern, Zug, Zürich und Basel) sehr wichtig. Aber auch der Gästemix mit 52 % Schweizern 28 % Europäern und 20 % Übersee ist optimal für unsere Möglichkeiten, welche sich nicht nur auf dem Berg sondern auch am Berg abspielen.“

Interviewpartner André Zimmermann, Direktor der Pilatus-Bahnen. Fotos: Pilatus-Bahnen

MM: „Wie sehen die wichtigsten Kennzahlen aus?“Zimmermann: „Nach dem Rekordergebnis im Geschäftsjahr 2007 stand das Jahr 2008 voller Herausforderungen. Trotz tiefer Gästezahlen konnten wir den Umsatz nochmals steigern auf 22,6 Mio. Franken. Das Betriebsergebnis konnte ebenfalls um 2,5 % auf Fr. 6,9 Mio. gesteigert werden (30,5 % vom Umsatz). Der Cashflow entwickelte sich auf Fr. 6,49 Mio., das sind 29 % vom Umsatz – der Branchenschnitt liegt bei 26 %. Gemessen am investierten Kapital beträgt der Cashflow 11 % – im Branchenschnitt sind es ca. 5 %. Der Finanzaufwand sind 0 % vom Umsatz – 4 % im Branchenschnitt, der Betriebsaufwand ,nur‘ 23 % gegenüber 36 %.Bei den Bahnfrequenzen war ein Minus von 6 % zu verzeichnen, einen Wert, der immer noch deutlich über dem wichtigen 5-Jahres-Durchschnitt liegt. Hotels und Gastronomie steuern 24 % vom Umsatz bei, das Merchandising 7 % und die Freizeitanlagen 4 %. Der Aktienkurs entwickelte sich ebenfalls positiv und legte 2008 um 11 % zu. Aufgrund dessen hat der Verwaltungsrat beschlossen, der Generalversammlung eine Erhöhung der Dividende von 30 % auf 35 % zu beantragen.“MM: „Alles aus einer Hand am Pilatus – ist das der US-Resortgedanke umgelegt auf schweizerisch?“Zimmermann: „Ja, das kann man so sagen. Es liegt auf der Hand, wenn ich meine Wertschöpfungskette verlängere, dann habe ich die Kontrolle über das Produkt, die Qualität und kann viel schneller und effizienter Einfluss nehmen. In jedem Fall bin ich näher beim Gast und kann auf seine Bedürfnisse optimal reagieren.“

Die Seilbahnbranche in Kennzahlen und Vergleich mit den Pilatus-Bahnen.

MM: „Beim Erfolgsfaktor Marketing & Business-Modell führen Sie 4 Themen an. Wie werden diese Themen gespielt, ergänzen sie einander?“Zimmermann: „Einerseits achten wir auf einen sehr guten Gästemix (siehe oben) und andererseits arbeiten wir in vier Themenwelten:1. Natur & Erlebnis: (klassisches Ausflugserlebnis mit der Bahn(en) – steilste Zahnradbahn der Welt),2. Fun & Action: (Freizeiterlebnisse für jung und alt auf unseren verschiedensten Anlagen, beim Wandern, Schlitteln, etc.), diese Aktivitäten finden bewusst auf den Zwischenstationen am Berg statt.3. Private & Business: Bankett und Seminarveranstaltungen auf dem Pilatus für Firmen, Vereine, Private etc.4. Genuss & Sterne: Übernachen und Genießen in unseren Hotels und Gastronomie, weg von der Hektik in einem entschleunigten Umfeld auf dem Berg. Mit diesen vier Themenwelten können wir eine sehr breite Gästebasis ansprechen und bearbeiten. Und die verschiedenen Themen ergänzen sich hervorragend. Es gibt einen eigentlichen Multiplikationseffekt.“

Geschichte der Pilatus-Bahnen.

MM: „Wie funktioniert die Kombination mit Hotellerie, Gastronomie, Events, Merchandising etc.“Zimmermann: „Grundsätzlich sind wir in vier Geschäftsbereiche gegliedert: Bergbahnen, Hotel und Gastronomie, Freizeitanlagen und Merchandising. Unsere Strategie ,alles aus einer Hand‘ zielt nun darauf ab, dass der Gast einen Kontakt hat für alle Leistungen und wir auf jede Leistung, welche am Berg erbracht wird, die volle Kontrolle haben. Somit ist es uns möglich, ohne mühselige Verhandlungen mit Dritten voll auf den Gast einzugehen und die gesamte Wertschöpfung bleibt im Unternehmen. Ein wichtiger Aspekt ist die Tatsache, dass sich die einzelnen Geschäftsbereiche respektive deren Leistungen in anderen Bereichen multiplizieren. Das heißt, dass ein Gast, welcher die Freizeitanlagen nutzt, mit der Bahn anreist und in unseren Gastronomiebetrieben isst oder übernachtet.“MM: „Was kann man sich unter dem Erfolgsfaktor ,Mitarbeiter – Kultur‘ vorstellen?“Zimmermann: „Wir sind ein ,People Business‘, somit sind unsere Mitarbeitenden ein entscheidender Erfolgsfaktor. Sie sind die Gastgeber. Wir pflegen einen Umgang im Unternehmen, welche dieses Thema unterstützt. Wir tun viel für die Mitarbeitenden und investieren in spezifische Schulung – wir haben einen eigenen ,Pilatus Codex‘ gemeinsam erarbeitet.“MM: „Wie habt ihr das Sommergeschäft aufgebaut, wie wird es angenommen, und gibt es auch im Winter Geschäft?“Zimmermann: „Der Pilatus war immer primär im Sommergeschäft tätig. Wir haben vor Jahren diese Positionierung noch weiter ausgebaut. Am Pilatus gibt es heute keinen Skibetrieb mehr – das haben wir aufgegeben. Es existieren viele gute und attraktive Skiorte in der Zentralschweiz und wir hätten massiv investieren müssen und das in ungünstigen Höhenlagen (500 m–1 400 Meter). So haben wir einerseits das Winterangebot konzentriert auf Schlittenbetrieb (auf den alten Skipisten – 9km), Winterwandern und ,oben blau unten grau‘-Aktivitäten.Ca. 80 % des Umsatzes wird von Mai bis Oktober erwirtschaftet. In der Hochsaison arbeiten rund 150 Mitarbeiter in unserem Unternehmen. Im vergangenen Jahr zählten wir insgesamt 560 000 Ersteintritte, davon fuhren 365 000 Gäste bis auf den Pilatus. Gar nichts halte ich von den ,Gratis Bergbahnangeboten‘ im Sommer. Anstatt ins Angebot zu investieren, wird die Leistung der Bergbahnen ,verschenkt‘ – wahrlich keine unternehmerische Leistung, schon fast eine Kapitulation.“

Die Bergres taurants sind wesentlicher Bestandteil des Gesamterfolges der Pialtus-Bahnen. Im Bild das Kulm-Restaurant auf 2 132 m Höhe.

MM: „Ihr habt den größten Seilpark der Zentralschweiz. Seilgärten liegen immer mehr im Trend. Aus welchem Motiv habt ihr euch damals dafür entschieden und wie kommt er an?“Zimmermann: „Wir wollten bewusst das Angebot im Freizeitbereich (Fun & Action) ausbauen. So haben wir im Jahr 2005 den Pilatus Seilpark realisiert. Es scheint, dass wir die richtige Nase für einen Trend hatten, denn im Moment schießen neue Parks aus dem Boden. Für uns war das eine sehr gute Entscheidung, da mit der Lage des Parks eine optimale Multiplikation auf Bahn und Gastro erzielt werden kann. Geplant hat den Park das Ing. Büro Bolliger in Chur.MM: „Was hat die Fusion gebracht?“Zimmermann: „Die Gesellschaften (Pilatus-Bahn und Kriensereggbahn) waren seit jeher unter einheitlicher Führung. Im Jahr 2000 wurden die Gesellschaften auch rechtlich zusammengeführt. Die Pilatusbahn- Gesellschaft wurde 1886 gegründet und 1889 ging die steilste Zahnradbahn in Betrieb. 1954 kam die Gondelbahn ab Kriens dazu und 1956 die Luftseilbahn. Ab dann war der Berg von beiden Seiten erschlossen. Bis heute ist die Zahnradbahn nur im Sommer (Mai–Nov.) in Betrieb. Die Fusion war auch ein deutliches Zeichen nach außen und die Abläufe (nur noch ein Verwaltungsrat) wurden vereinfacht. Heute sind wir eine Aktiengesellschaft.“MM: „Wie sehen die Entwicklungsperspektiven aus?“Zimmermann: „Die Pilatus-Bahnen sind ein kerngesundes Unternehmen. Es baut auf verschiedensten Erfolgspotentialen auf, welche gute Perspektiven ergeben. Über die nächsten Jahre stehen große Investitionen an. Einerseits wollen wir auf dem Berg in die Hotel- und Gastronomieinfrastruktur investieren und andererseits in neue Bahnanlagen – immer mit dem Fokus Qualität! Wir arbeiten permanent an der Weiterentwicklung der einzelnen Standorte und Angebote. So haben wir im vergangenen Jahr eine eigene Kinder-CD entwickelt, die das Thema Drache inszeniert und die kleinen und zukünftigen Gäste früh zu Fans macht. Die Verbesserung der Qualität der Dienstleistung ist ein kontinuierlicher Prozess. Wir müssen ständig in unsere Mitarbeiter und Angebote investieren. Der Gast kann sehr wohl unterscheiden, wo er was zu einem fairen Preis bekommt.“

Auf den Pilatus lockt auch der größte Seilpark der Zentralschweiz mit 10 Parcours verschiedener Schwierigkeitsgrade.

MM: „Wie geht ihr mit der Krise um – oder gibt es gar keine?“Zimmermann: „Wir beobachten sehr genau, was rund um uns herum abläuft. Wir haben das Marketingbudget für 2009 erhöht (!) und lancieren in der Schweiz neue Kampagnen direkt oder mit Partnern. Rund 52 % unserer Gäste kommen aus der Schweiz. In den Fernmärkten sind wir aktiv wie bisher und pflegen unsere Partner und Touroperators. 28 % der Gäste kommen aus unseren europäischen Quellmärkten und 20 % aus Übersee.Wir achten insbesondere darauf, dass wir unsere Hausaufgaben erledigen und all das positiv beeinflussen, was wir beeinflussen können. Krise, Wechselkurs und Wetter sind wir ausgeliefert. Was wir eher mit Sorge beobachten, ist die Entwicklung rund um die Schweinegrippe. Das könnte uns härter treffen als die Finanzkrise… Mit den ersten vier Monaten vom neuen Jahr sind wir zufrieden. Aber wie gesagt die Hauptsaisonmonate stehen uns noch bevor.“MM: „Herr Zimmermann, wir danken für das Gespräch.“

Heinz Schultz, Ski Optimal Hochzillertal: Qualität hat Priorität

Anfang Dezember wurde das Großglockner Resort eröffnet, das mit seinem Angebot in Osttirol Maßstäbe setzt. Der Mountain Manager hat mit Heinz Schultz über seine Ambitionen, seine Ziele und die Vorzüge eines Familienunternehmens gesprochen.

Heinz Schultz. Foto: dwl

MM-FRAGE: „Was reizt Sie an Ihrer Aufgabe als „Bergbahner“ – war es immer Ihr Ziel in dieser Branche zu arbeiten?“H. Schultz: „Wir sind ein Familienunternehmen, mein Vater ist als Seilbahnpionier (Zillertal/Osttirol/ Kärnten) mit seinen Visionen vorausgegangen. Ich bin schon früh im Geschehen dabei gewesen und konnte die Betriebe von Anfang an entsprechendmitgestalten. Deshalb ist der Beruf „Seilbahner“ schon immer logisch gewesen – er ist eine gute Möglichkeit zu gestalten.“MM-FRAGE: „Sie leiten die Unternehmensgruppe Schultz gemeinsam mit Ihrer SchwesterMartha.Welche Aufgaben hat sie und wo liegen die Stärken Ihres Familienunternehmens?“H. Schultz: „Meine Schwester und ich haben eine super Zusammenarbeit und ergänzen einander sehr gut. Sie ist für das Marketing, das gesamte Incoming, also auch für unsere Reisebüros, zuständig und erfüllt diese Aufgaben wirklich gut. Mein Bereich ist die Geschäftsführung bzw. die kaufmännische Leitung der Bergbahnen, dazu kommen die Immobilien und derWohnbau. Vor diesem Hintergrund können wir die Stärken eines Familienunternehmens auch gut ausleben. Wir stimmen uns ab, besprechen alles und können dann die anfallenden Aufgaben flott angehen. Auf diese Weise sind wir in der Lage, uns rasch und intensiv mit Märkten zu beschäftigen und auf Trends zureagieren. Das wollen wir in Zukunft auch weiterhin so machen, weil wir darin eine der Stärken unseres Unternehmens sehen. Es ist doch vielfach so, dass Seilbahnunternehmen die Themenführerschaft in einer Region bzw. Winterdestination einnehmen – gerade was Themen und Trends, aber auch die Werbelinie angeht.“

Erste 8er-Sesselbahn mit Sitzheizung undWetterschutzhauben im Zillertal. Fotos: Ski OptimalHochzillertal.

„Unsere Unternehmen sind auf Familien ausgerichtet“MM-FRAGE: „Der Aufgabenbereich Bergbahn umfasst das SkizentrumHochzillertal, die Mölltaler Gletscherbahnen, die Ankogel Gebirgsbahnen, die Hochpustertaler Bergbahnen sowie neu das Großglockner Resort Kals-Matrei. Welche Konzepte verfolgen Sie in den einzelnen Destinationen, wie weit ist man mit der Umsetzung?“H. Schultz: „Mein Vater hat zuerst das Wohnbauunternehmen Schultz gegründet und dann als Geschäftsführer die Entwicklung der Spieljochbahn Fügen wesentlich beeinflusst. Er gründete die Bergbahnen Hochzillertal im Jahr 1978, die anderen Bergbahnen sind dann nach und nach dazugekommen. Alle unsere Unternehmen sind grundsätzlich auf Familien ausgerichtet, deshalb stellen wir auch die Familien in den Mittelpunkt unserer Bemühungen. Die Mölltaler Gletscherbahnen haben darüber hinaus noch eine starke sportliche Komponente. Die Ausrichtung auf Familien haben wir aber nicht nur auf das Angebot der Bergbahnen begrenzt, auch die Hotels und die Gastronomie haben ihr Angebot auf Familien abgestimmt.“MM-FRAGE: „2008 wird das Großglockner Resort/Kals-Matrei Realität. Geben Sie unseren Lesern bitte einen kurzen Überblick über die Entwicklung.“H. Schultz: „Das Matreier Goldried Skigebiet haben wir Mitte der 90er Jahre mehrheitlich erworben und dort dann die Kabinenbahn Goldried errichtet. Die Anbindung Matrei-Kals war damals in der Region schon seit längerem Thema. Ende 2006 habe ich dann das Skigebiet Kals übernommen, wobei ich damals schon das Großskigebiet Kals/Matrei im Sinn gehabt habe. Wir haben dann 3 Jahre daran gearbeitet, diese Skiverbindung mit der entsprechenden Qualität umzusetzen. Am 8. Dezember ist es jetzt so weit, da starten wir mit dem Großglockner Resort offiziell – mit 12. Dezember sind dann alle Lifte in Betrieb. Das Großglockner Resort soll in Osttirol Maßstäbe setzen, und das sowohl in der Qualität als auch in der Größe.“MM-FRAGE: „Welches Angebot wartet im neuen Resort auf die Gäste?“H. Schultz: „Das Angebot ist auf Familien ausgerichtet. Wir haben bei den Bahnen ein hohes Qualitätsniveau, genauso bei der Gastronomie und den Sportgeschäften. Der Sinn des Resortdenkens ist es, möglichst alle Bereicheunter einer Ideologie abzudecken. Für die Zukunft wollen wir noch die Anzahl der Gästebetten erhöhen und ein Chaletdorf errichten. Ähnlich wie in den amerikanischen Resorts wollen wir dem Gast dann ein vollständiges Angebot vom Sportgeschäft über die Gastronomie bis hin zum Hotel und dem Skigebiet zur Verfügung stellen.Das Skigebiet selber umfasst jetzt über 110 km Pisten, die zu 90 % beschneit werden können. Dazu gibt es Sesselbahnen mit Wetterschutzhauben und Sitzheizung, 3 beschneite Talabfahrten und Pisten, deren Länge über 10 km beträgt. Das ergibt für Osttirol eine völlig neue Dimension beim Skifahren. Als weitere Attraktion haben wir am Berg einen „Adlerhorst“ gebaut, von demman eine spektakuläre Aussicht auf 63 Dreitausender hat.“

Skizentrum Hochpustertal – Sillian.

„Bei den Mitarbeitern sind uns Qualität und eine gute Ausbildung wichtig“MM-FRAGE: „Was wurde investiert, welche Anlagen modernisiert und was steht in den kommenden Jahren noch an?“H. Schultz: „Speziell für dieses Jahr wurde noch die Kabinenbahn realisiert, die über zwei Sektionen führt, dazu die große Beschneiungsanlage Kals und der Verbindungsweg zwischen bestehendem und neuem Skigebiet Kals. Nächstes Jahr werden die Investitionen finalisiert. Das heißt, es wird noch ein Speicherteich gebaut werden und eine kuppelbare 6er-Sesselbahn mit Bubbles und Sitzheizung. Damit sind die Investitionen abgerundet und wir können dann ebenfalls im nächsten Jahr mit dem Bau des Chaletdorfes mit rund 500 Gästebetten starten. Dafür haben wir ein ausgesprochen interessantes Konzept entwickelt, für das es hierzulande noch nichts Vergleichbares gibt. Das heißt, wir gehen wirklich eigeneWege, wobei ich jetzt noch keine Details nennen möchte.“MM-FRAGE: „Wie ist der aktuelle Stand der Dinge bei den Plänen für die Skischaukel Sillian/Sexten?“H. Schultz: „Grundsätzlich bin ich kein Befürworter der Skischaukel Sillian/Sexten. Wir möchten das Sillianer Skigebiet ausbauen und erweitern, auch in Richtung Südtiroler Grenze.“

Moderne Aufstiegsanlagen kennzeichnen das Großglockner Resort/Kals-Matrei.

MM-FRAGE: „Gibt es Ambitionen zum Erwerb der Bergbahnen St. Jakob/Defereggental?“H. Schultz: „Wenn man damit auf mich zukommt, werden wir darüber reden.“MM-FRAGE: „Wie viele Mitarbeiter haben Sie im Winter, wie viele im Sommer? Worauf legen Sie bei Ihren MitarbeiternWert?“H. Schultz: „In der gesamten Gruppe beschäftigen wir ganzjährig rund 450 Mitarbeiter, im Winter sind es 700. In diesem Bereich sind wir stetig amWachsen.Wichtig bei denMitarbeitern sind uns die Qualität und eine gute Ausbildung, wobei ich sagen muss, dass wir sehr gute Mitarbeiter haben. Das ist auch unsere Stärke.“

Die Qualität der Pisten wird von den Gästen gelobt.

„Wir gehören mittlerweile zu den Baufirmen, die am meisten Seilbahnen errichtet haben“MM-FRAGE: „Wie wichtig ist Ihnen das Sommergeschäft – wo sehen Sie in Ihren Betrieben Handlungsbedarf?“H. Schultz: „Das Sommergeschäft wird immer wichtiger, wobei es in den einzelnen Destinationen sicher noch Bereiche gibt, wo wir stärker werden müssen. Speziell in Osttirol müssen wird uns noch einiges überlegen und Investitionen tätigen. Einzelne Projekte sind aber auch schon im Entstehen. Dazu wollen wir imZillertal einen 18-Loch-Golfplatz errichten, um den Sommer noch attraktiver zu machen. Das Sommergeschäft sehe ich grundsätzlich als noch ausbaufähig an.“MM-FRAGE: „Welche Herausforderungen sehen Sie in den nächsten Jahren auf Ihre Destinationen zukommen?“H. Schultz: „Wir wollen auf alle Fälle die Qualität unserer Mitarbeiter auf dem hohen Niveau halten, das wir jetzt schon haben. Die Dienstleistung soll noch weiter optimiert werden, damit wir noch spezieller und intensiver auf die Wünsche der Kunden eingehen können. Das betrifft auch die Gastronomie, wobei wir mit der Kristallhütte sicher ein Vorzeigeprojekt haben, das Qualitätsstandards setzt. Auch was das Incoming betrifft, gehen wir neue Wege. Meine Schwester ist dabei wirklich innovativ und hat eine Reihe neuer und ganz interessanter Ideen.“

Blick auf die Ankogelbahn II.

MM-FRAGE: „Ihre Familie ist auch im Baubereich aktiv.Welche Synergien ergeben sich dabei für Ihre Skidestinationen?“H. Schultz: „Bei den Mitarbeitern ergeben sich wenige Synergien. Die Mitarbeiter im Bausektor sind ausgesprochene Spezialisten und fast ganzjährig in diesem Bereich beschäftigt. Synergien ergeben sich dadurch nur beim Bauen und im Bauablauf, den wir generell mit eigenen Mitarbeitern durchführen. Ich denke, wir gehören mittlerweile zu denBaufirmen, die am meisten Seilbahnen errichtet haben. Dadurch lassen sich optimale Abläufe und eine hohe Qualität erreichen, was uns bei vielen Investitionen auch den Rücken stärkt.“MM-FRAGE: „Welche Projekte stehen zur Realisierung an?“H. Schultz: „Wir haben einige Projekte in Planung, einzelne werden auch schon realisiert. Aktiv sind wir derzeit eigentlich in allen Skigebieten. Ich möchte aus diesem Pool aber keine Einzelbeispiele herausgreifen. Grundsätzlich sind wir hier recht dynamisch und wollen auch nicht langsamer werden.“MM-FRAGE: „Welche Ziele haben Sie sich für die nächsten Jahre gesteckt?“H. Schultz: „Wir wollen weiterhin in die Qualität unserer Skigebiete und unserer Mitarbeiter investieren. Unser Ziel ist es, möglichst zufriedene Gäste zu haben, die gerne wiederkommen. Natürlich ist es uns auch ein Anliegen, weiter zu wachsen. Ein Unternehmen, das nicht mehr wächst, stirbt. Dabei ist es uns aber wichtig, vernünftig und organisch zu wachsen – dann werden wir auch in Zukunft erfolgreich sein.“ dwl

Rudi Lapper jun., Skischule Kirchberg Mehr Transparenz durch den QUALITY AWARD

Die 195 Tiroler Skischulen genießen weltweit einen hervorragenden Ruf. Bei der jährlichen Vollversammlung des TSLV wurde erstmals das Gütesiegel „Quality Award – Snowsport Tirol 2008“ u. a. an die Skischule Kirchberg übergeben. Bewertet und überprüft wurden dabei z. B. die Betriebsorganisation und deren Ablaufeffizienz inkl. Mitarbeiterschulung, das Ausbildungsumfeld für Gäste und die Sicherheitsmaßnahmen, das Kinderland etc. Dieser weitgefächerte Forderungskatalog wird laufend von den fachlichen Gremien u. a. Tirol Werbung überprüft bzw. soll eine weitere Qualitätssteigerung im Skischulbereich bewirken. Das folgende Interview wurde mit dem „ausgezeichneten“ Skischulleiter Rudi Lapper jun. von Hans F. Popp geführt.

Interviewpartner Rudi Lapper jun., Skischulleiter von Kirchberg in Tirol. Fotos: SS Kirchberg

MM: „Schildern Sie bitte Ihren Ihr beruflichen Werdegang bis zum Kirchberger Skischulleiter im Zeitraffer.“Lapper: „Der klassische Einstieg erfolgte über den Skisport ,als Renn- und Kaderläufer‘. Nach meiner staatlichen Skilehrerausbildung wurde ich 1992–1995 vom österreichischen Skipapst Prof. Hoppichler an das Bundessportheim St. Christoph am Arlberg, als Ausbilder für Diplomskilehrer verpflichtet. Durch diese Verpflichtung konnte ich beim INTER – SKI-Kongress 1991 in St. Anton und 1995 in NOZAWAONSEN ( Japan), als aktives Mitglied der österreichischen Demonstratorengruppe, die damalige aktuelle Skilehrtechnik präsentieren. Es folgte danach über 15 Jahre eine Ära als Skidemonstrator in Japan. Seit 1995 bin ich Leiter der nun mit dem ,AWARD‘ ausgezeichneten Skischule in Kirchberg/ Tirol. Um mein Fachwissen und internationale Erfahrung an die auszubildenden Schneesportlehrer weiterzugeben, habe ich das Angebot des Tiroler Skilehrerverbandes als Ausbildungsleiter vor einigen Jahren angenommen.“MM: „War die Award-Verleihung eine besondere Auszeichnung für ihre Skischule?“Lapper: „Nicht nur für die Skischule, sondern auch für alle unsere Mitarbeiter und den Skischulpartnern. Speziell die Mitarbeiter werden jetzt noch mehr Spaß daran haben, ihrenSchützlingen das Carven beizubringen. Der Quality-Award ist also eine Bestätigung dafür, dass wir uns an den bisher vorgegebenen und gelebten Qualitätskriterien weiterhin orientieren werden.“MM: „Welche Skischulbereiche waren von der Qualitätskontrolle betroffen?“Lapper: „Es wurden alle vorgegebenen internen und externen Skischulbereiche überprüft. Zu den internen Bereichen zählte der Kundenkontakt, die Büroorganisation, Skischulumfeld, Mitarbeiterinformation, Notfallmanagement, etc. Die gleichen strengen Kriterien wurden auch bei den Partnern der Skischule im externen Bereich gefordert. Schwerpunkte waren dabei u. a. die Kinderskischule mit ihren speziellen kindergerechten Skigelände, der allgemeinen Mittagsbetreuung, Kindertransport und den von der Skischule organisierten Partys für diese Altersgruppe.“

Logo des „Quality Award“, dem neue Qualitätsgütesiegel für Tiroler Skischulen.

MM: „Wie erkennt nun der Skischulgast eine zertifizierte Tiroler Skischule?“Lapper: „Signifikant dabei ist das neu geschaffenen Logo, dass auch als Markenplattform dient. Der Gast erkennt dieses Qualitätsgütesiegel sofort auf der Homepage, im Skischuleingangsbereich etc. und kann sich darauf verlassen, dass diese Skischule den hohen Ansprüchen einer strengen Qualitätskontrolle gerecht wurde.“MM: „Gibt es einen Vorteil für die Skischulgäste durch das Qualitätssiegel?“Lapper: „Dem Skischulgast wird noch mehr Transparenz bei der Auswahl der Skischule angeboten. Das komplette und überprüfte Leistungsspektrum einer Skischule steht somit dem Gast zur Verfügung. Er kann nun wesentlich leichter entscheiden, welche angebotenen Leistungen er für sich selbst wählt oder welche Leistungen er weiter empfiehlt. Dabei kann es sich um Leistungen im Behindertensport handeln, oder für eine ganze Gruppe, wie dem 50 PLUS –Bereich.“

Rudi Lapper war früher nach der staatl. Skilehrerausbildung Renn- und Kaderläufer sowie Skidemonstrator in Japan. Heute fungiert er u. a. auch als Ausbildungsleiter des Tiroler Skilehrerverbandes.

MM: „Wurden die Qualitätskriterien von den Skilehrern mitgetragen?“Lapper: „Selbstverständlich! Zufriedene Mitarbeiter sind das wertvollste Gut in einem Unternehmen. Umso mehr wir unsere Mitarbeiter in den bestehenden Qualitätsprozess einbinden, umso größer ist die messbare Gästezufriedenheit. Wir legen daher besonderen Wert auf eine funktionierende interne Kommunikation, wobei jeder Skilehrer seine Ideen konstruktiv einbringen kann oder die unserer Gäste. Die Rückmeldung unserer Gäste – über aufgelegte Fragebögen – werden analysiertund geben Aufschluss darüber, wie Skilehrer, das Skischulumfeld, etc sich positiv oder negativ präsentiert.“MM: „Hat der Qualitätscheck ein Verbesserungspotential in der Skischule aufgezeigt?“Lapper: „Betriebsblindheit ist ein Faktor, der in jedem Betrieb einmal Einzug hält. Selbstverständlich wirkt eine Qualitätsprüfung wie ein Spiegel, der dem Unternehmen vorgehalten wird. Dann erst erkennt man die Lücken zwischen dem Unternehmen und dem Skischulgast. Dazu ein einfaches Beispiel aus der Quality-Auswertung: Seit Jahren beschäftigt unsere Skischule einen eigenen Skilehrer für die Videoanalyse. Dieser „Kameraskilehrer“ ist während der Unterrichtszeit auf den Pisten unterwegs, um die ausgewählten Skigruppen live zu erfassen. Diese Videoanalyse der Skischulgäste und der fachliche Skilehrerkommentar dazu bilden danach eine Einheit und soll so den Lerneffekt der Gäste verstärken – eine Serviceleistung unserer Skischule, die bisher nicht beworben wurde. Durch die Qualitätsprüfung erfolgt jetzt ein Hinweis auf dieses kostenlose Zusatzservice.“MM: „Werden für die kommende Saison neue Dienstleistungen angeboten?“Lapper: „Es gibt kein perfektes Unternehmen für Dienstleistungen – auch wir sind dies nicht. Wir versuchen aber immer gerne Anregungen in unsere Konzepte einzubinden. Derzeit ist sicher die 50 PLUS -Generation, Wieder- Einsteiger und abgestimmte Frauenkurse in der Skischule ein Thema. In enger Kooperation mit den Hoteliers, der Bergbahn und uns lassen sich sicher neue und kreative Geschäftsfelder eröffnen – zum Vorteil aller. Sicher ist jedoch, dass 50PLUSKursevon uns nächste Saison extra  angeboten und als Schwerpunktthema beworben werden.“

Die Skischule Kirchberg ist auch für ihr „No Handicap-Service“, – die Leistungen im Behindertensport – bekannt.

MM: „Ist die Präsentation der Skischule in den elektronischen Medien ein ,Marketing-Plus‘?“Lapper: „Unsere Homepage wird ständig erneuert und den Geschäftsfeldern angepasst. Wir wollen noch näher an den Gast mit unserem Informationsangebot. Durch diesen Zertifizierungsprozess werden bisher nicht genützte Skischulressourcen wiederentdeckt und angesprochen. Dazu zählt sicher unser „no Handicapservice“ mit geprüften SchneesportlehrerInnen, oder die Aktivitäten der Skischule im Verband der Tourismuswirtschaft. Dabei wollen wir den sportlichen Stellenwert der Skischule durch Vorführungen herausheben wie z. B. bei der Neujahrsparty oder der Happy Skinight auf unserer Skiwiese. Kurze Videosequenzen sollen für Gäste auf der Homepage bereitgestellt und als Marketing-Plus verstanden werden. Auch unsere Partner wie z. B. die Tirolwerbung und der Tiroler Skilehrerverband, Bergbahnen, Tourismusverband, uvm. sind ein wesentlicher Eckpfeiler in unserer elektronischen Vernetzung ganz frei nach dem Motto: Sie erreichen uns überall!“MM: „Schwerpunkte der Skischule in der Saison 2008/2009?“Lapper: „Die aufgezeigten Verbesserungsmöglichkeiten wollen wir schon in dieser Saison beginnen ,abzuarbeiten‘. Verbesserungsmöglichkeiten sind aber auch wesentlicher Punkt in der Mitarbeitermotivation. Sie sollen jetzt verstärkt in diesen Chance- Prozess eingebunden werden bzw. sich zur Qualitätssicherung einbringen.“MM: „Die Zukunft des „Quality Award-Snowsport Tirol“?Lapper: „Eine Zukunftsweisende Idee für den Skischulgast und die Skischulen. Viele Tiroler Skischulen werden die Gunst der Stunde nutzen und ihren Betrieb ebenfalls einer strengen Qualitätsüberprüfung unterziehen. Der Gast hat so ein weiteres Kriterium bei der Wahl seines Urlaubstandortes und seiner persönlichen Skischule.“MM: „Herr Lapper, wir danken für dieses Interview und nochmals Glückwünsche zum Quality-Award.“

DI Arch. Bibiane Hromas, pla’tou Plattform für Architektur im Tourismus: Architektur macht Gäste

Bibiane Hromas, Vorstandsvorsitzende von pla’tou, der Plattform Architektur im Tourismus, und Lehrbeauftragte an der TU Wien hat im Auftrag des Wirtschaftsministeriums und Vorarlberg Tourismus die Grundlagenstudie „Architektur macht Gäste“ verfasst. Hier wurde der Zusammenhang zwischen Architektur und Wirtschaftlichkeit bewiesen. Hromas wurde auch von Congress & Messe Innsbruck zu einem Impulsreferat während der FAFGA 08 eingeladen, um über (Gastro)Architektur am Berg zu sprechen. Mountain Manager gibt hier ihre wesentlichen Statements wieder.

Bibiane Hromas, Vorstandsvorsitzende von pla’tou, der Plattform Architektur im Tourismus, verfasste die Studie „Architekturmacht Gäste“. Foto:mak

Das Erlebnis Architektur„Wenn wir über Architektur sprechen, geht es immer auch um das Erlebnis. Wir müssen unseren Gästen ein Erlebnis bieten. Und Architektur tut das immer, Architektur kommuniziert immer eine Idee. Bis vor kurzem ging es darum, die technischen Leistungen auch herauszustellen. Die Menschen sind in der Lage, die Natur zu bezwingen, wir können jeden Berg bebauen und besteigen und bereisen. Die Technik wird zelebriert. Auf der anderen Seite gibt es eine Gastronomie, die sehr rückwärts gewandt ist und eine sehr rustikale Nostalgie inszeniert. Die sich an einer Bäuerlichkeit orientiert, die es ja eigentlich schon lange in dieser Form nicht mehr gibt. Die Frage ist, ob das in der Zukunft noch wünschenswert ist? Es geht nicht darum, etwas Altes abzureißen oder vollkommen umzustellen. Aber wenn man vor der Frage steht, neu zu bauen, dann glaube ich muss eine andere Erlebnisqualität in Zukunft in den Vordergrund gestellt werden. Gerade um die Ansprüche der neuen Gästegruppen der postmodernen Gesellschaft zu erfüllen.

Beispiel Addis Abeba{r} in Galtür: die urban-apine Skihütte ist ein Statement moderner Architektur an der Piste. Foto: Albrecht Schnabel

Tourismusarchitektur folgt dem WandelLaut Trendforschern wie Matthias Horx vollzieht sich derzeit eine Wende von der ,Spaßgesellschaft zur Sinngesellschaft’. Die Tourismusarchitektur folgt diesem Wandel. Ganz neue Zielgruppierungen stellen sich nun in der postmodernen Gesellschaft aus sozialen Milieus zusammen, die oft auch als LOHAS bezeichnet werden. Sie pflegen einen Lifestyle of Health and Sustainability. Das heißt, Werte wie Ökologie, Gesundheit, Selfness rangieren sehr hoch im Erleben und den Ansprüchen. Es geht ihnen um eine ausgeglichene Work-Life-Balance, um natürliche und gesunde Ernährung etc.Wenn man das Wertesystem dieser Zielgruppe anschaut, dann sieht man, dass da Themen und Ansprüche vereint sind, die bisher eigentlich als unvereinbar angesehen worden sind. In den 70er-Jahren gab es den Konsum-Boykott, das hat sich gewandelt zu den Yuppies in den 80ern, die sehr selbstbestimmt gesagt haben: ich konsumiere, daher bin ich. Und das Ganze wandelt sich jetzt wieder in ein strategisches, ökologisch ausgerichtetes Konsumverhalten. Also Geld und Ressourcen umweltbewusst einzusetzen. Das heißt, soziale ökologische Verantwortung wird bei den neuen Zielgruppen durchaus mit Genuss gleichgesetzt! Und Design, Ambiente, Umgebung, Natur wird zusehends nachgefragt. Das gehört einfach dazu für diese neuen Werte bei unseren Gästen und sollte daher in dieser Form auch berücksichtigt werden. Also wir müssen die Technik nicht mehr so zelebrieren und wir können durchaus mit zeitgemäßer Gestaltung brillieren.

Beispiel Panorama-Plattform „Top Mountain Star“ in Hochgurgl zum Thema: „Das Gefühl der Weite, am Gipfel die Bergwelt zu überschauen.“ Foto: TVB Sölden

Natur erleben lassen, ohne sie auszubeutenIch glaube, dass in Zukunft Themen nachgefragt werden, die den Menschen, den Besucher, den Gast mit der Natur in Einklang bringen, ihn Natur erleben lassen, ohne sie aber auszubeuten oder unterjochen zu müssen. Das Teilhaben im Einklang mit der Natur ist ganz sicher ein wesentliches Thema für die LOHAS und in Zukunft daher ein Erfolgsfaktor.Dazu gibt es schon Beispiele über Assoziationsketten. Womit kann man ein Gebäude verbinden? Wie kann man die vorhandenen Naturressourcen oder poetische bzw. archetypische Ideen der Menschen zum Mythos Berg in Architektur umsetzen? Das wäre z. B. die Kette ,Berge– Abendrot–Schnee’. Daraus wurde das Addis Abeba{r} in Galtür, eine interessante, stylistische Skihütte von den Ventira-Architekten, die Après Ski in modernem Ambiente auf 1 700 m bietet. Hier hat man sich auf den Spagat zwischen alpin und urban eingelassen (vgl. Kasten).Eine andere Kette ist das Thema Fels–Holz. Es führte z. B. zu einem Entwurf für die Olperer Hütte für Bergsteiger in den Zillertaler Alpen;Das Thema ,Der Mensch in der Luft, freies Bewegen unter dem Himmel auf dem Gipfel’, assoziiert man, wenn man auf einem sogenannten Skywalk steht (z. B. die 3 Plattformen der Ötztaler Gletscherbahnen in Sölden etc.) und durch den Glasboden auch nach unten schauen kann. Ein origineller Einfall, die Menschen einerseits mit dem Gefühl von Unsicherheit in der Höhe und andererseits doch sicher stehen und hinunter schauen zu können, zu konfrontieren. Das macht Erlebnisqualität aus.Oder das Thema Gletscher–Eis. Dies ist z. B. bei den Stationen der Hungerburgbahn in Innsbruck von der Architektin Zaha Hadid deutlich zu sehen. Wie die Gletscher sozusagen in die Stadt hineingreifen.Oder das Gefühl, am Berggipfel die Bergwelt zu überschauen, wie es die Panorama-Plattform Top Mountain Star in Hochgurgl auslöst.Sprungschanze Berg Isel (ebenfalls Zahid) hat etwas von einem Dinosaurier, der in der Landschaft steht. Ein wunderschöner Landmark, der in aller Welt bekannt ist und geschätzt wird! Und als solches stark eine geschichtenorientierte Architektur ausdrückt (story telling).“

Blick auf die Bar in Addis Abeba{r} und den Innenbereich aus Lärchenholz. Foto: Albrecht Schnabel

Rentiert sich die Investition in gute zeitgenössische Architektur?In einem hohen Maß, wie DI Bibiane Hromas bestätigte: Für 88 % der befragten Betreiber und Eigentümer hat sich die Investition in anspruchsvolle Architektur insgesamt rentiert. Mehr als die Hälfte der Befragten (51 %) gab an, dass ihre wirtschaftlichen Kennzahlen über dem Branchendurchschnitt liegen. Nur bei 7% liegen sie darunter.Bringt neue Architektur neue Gäste?Auch diesen Aspekt bestätigt die Studie. Zeitgenössische Architektur erschließt neue, einkommensstarke Gästegruppen. Zeitgenössische Architektur ist außerdem – wie 80 % der Befragten bestätigten – ein wichtiger Marketingfaktor. Sie gibt der Marke Profil und erweist sich als deutlicher Vorteil in der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit. Für 97 % der Befragten hat sich die Erwartung der Differenzierung von Wettbewerbern erfüllt, für 95 % die Erwartung, nun für neue Gästeschichten attraktiv zu sein.Das Beispiel Addis Abeba{r}Das fast mediterran wirkende Après Skibar-Restaurant Addis Abeba{ r} mit insgesamt 170 Sitzplätzen liegt auf der Schipiste zwischen der Alpkogelbahn und der Birkhahnbahn in Galtür. Die Terrasse und damit der Zugang öffnet sich zur Piste hin. Es gibt eine offene Terrasse mit Holzpaneelen und eine windgeschützte Terrasse. Der Grundgedanke beim Entwurf war der Schneekristall. Die vorgehängten Fensterboxen fokussieren die überwältigende Landschaft von Außen nach Innen und sind so dimensioniert, dass man in ihnen Platz nehmen kann.„Für die monolithische Wirkung haben wir eine perlweiße Plattenfassade zum Einsatz gebracht, die sich auch übers Dach zieht. Die Fensterboxen in der Fassade und die Oberlichtboxen am Dach sind mit Kupfer verkleidet, um einen Kontrast der ,herauswachsenden’ Volumen zu erreichen. Im Gastraum dominieren Lärchenholz, dunkle MDF-Platten und rostroter Filz neben dem in erdigem Braun gehaltenen Holzofen“, verrät DI Wolfgang Juen von der Ventira Architekten Gmbh (St. Gallen) – ein gebürtiger Paznauner.Zur Optimierung des Energiehaushaltes wurde die Gebäudeoberfläche im Verhältnis zum umschlossenen Raum möglichst gering gehalten. Zugleich wurde die Gebäudehülle in hoher Qualität ausgeführt. Durch die große speicherwirksame Masse werden im Winter Wärmegewinne gemacht. Diese große Masse verhindert im Sommer gleichzeitig eine Überhitzung. Addis Abeba{r} ist eine Lounge-Interpretation des Themas Skihütte, das den Spagat urban–alpin bewusst aufgreift und sich gänzlich distanziert von den Klischees der althergebrachten Hüttenromantik. Trotzdem wärmt das Innenleben dieser Skihütte mit Lärchenholz, rostrotem Filz und einem rustikalen Holzofen. Und schließlich: Auch das Küchenkonzept ist hochklassig und zeitgemäß.

Andreas Brandtner, GF Steinplatte Aufschließungs Ges.m.b.H. & Co.KG.: Wenn wir zum Wohle unserer Kunden arbeiten, wird Skifahren interessant bleiben

Was macht ein kleines Skigebiet, um für seine Gäste attraktiv zu sein? Wie gelingt es hier, Gäste auch für den Sommer am Berg zu begeistern? Die Steinplatte Aufschließungs Ges.m.b.H & Co.KG hat dem Mountain Manager einen Blick auf Strategien, Pläne und Ambitionen gewährt.

Andreas Brandtner, GF Steinplatte Aufschließungs Ges.m.b.H. & Co.KG. Foto: dwl

MM-FRAGE: „Schon Ihr Vater war Seilbahner. War es für Sie selbstverständlich, in seine Fußstapfen zu treten?“Andreas Brandtner: „Nach meiner abgeschlossenen Schulausbildung und dem Bundesheer bin ich relativ schnell zu Hause in den Betrieb eingestiegen und habe mich dann 2 bis 3 Jahre später auch finanziell beteiligt. Wenn man das Skifahren als so große Leidenschaft erkennt, wie das bei mir der Fall ist, und wenn man die Möglichkeit hat, das Hobby zum Beruf zu machen – dann ist es natürlich nahe liegend, das auch zu tun.“MM-FRAGE: „Wie waren Sie mit der Sommersaison 2008 zufrieden?“Brandtner: „Die Sommersaison 2008 war bei uns bedingt durch den Triassic Park ausgezeichnet, und das obwohl wir den Park durch eine Bauverzögerung erst Anfang August eröffnen konnten.“

Der Triassic Park. Fotos: Steinplatte Aufschließungs Ges.m.b.H. & Co.KG

MM-FRAGE: „Neu zum Sommer 2008 war, wie schon erwähnt, der Triassic Park. Was bietet er und wie ist er bei den Gästen angekommen?“Brandtner: „Wie viele Bergbahnen hatten auch wir das Problem, dass wir eine gute Winterauslastung hatten, aber der Sommer dem Winterumsatz immer nachgehinkt ist. Die Umsatzzahlen im Sommer waren alles andere als gut und wir waren gefordert, uns etwas einfallen zu lassen. Wir haben dann lange diskutiert, schließlich wollten wir nichts kopieren, aber auch nichts Künstliches schaffen. Dann haben wir in der Firma Pronatur einen Ideengeber gefunden, der die Geologie auf der Steinplatte unter die Lupe genommen hat. Dabei hat man bemerkt, dass wir hier mit dem Korallenriff und den Fossilienfunden eine Besonderheit haben, die in Europa ziemlich einzigartig ist. Daraus haben wir ein Thema entwickelt – eine Aufgabe, die nicht einfach war, weil man es in der Geologie mit einer ,toten Materie’ zu tun hat. Eine solche Materie muss natürlich entsprechend aufbereitet werden, wenn man die Besucher wirklich dafür interessieren will. Das Konzept, das wir dann umgesetzt haben, umfasst einen interaktiven Museumsbereich auf 400 m2 und einen Outdoorbereich.Zuerst wird die Urgeschichte beleuchtet, wobei wir Erwachsene und Kinder gleichermaßen ansprechen. Im Freigelände wartet der Triassic Beach, der höchst gelegene Sandstrand der Alpen. Hier kann man sich entspannen oder auch Fossilien suchen und sich überraschen lassen, was man alles findet. Als dritten Teil haben wir einen 3,5 km langen Wanderweg reaktiviert, wobei man sich auf der Strecke an einzelnen Stationen die Geologie vor Ort ansehen kann. Auf diese Weise haben wir eine gute Lösung erarbeitet und ein authentisches Thema für den Berg gefunden.Bei den Gästen kommt das Projekt sehr gut an. So konnten wir unsere Besucherzahlen aus den Vorjahren ab der Eröffnung des Triassic Parks im August vervierfachen. Damit sind unsere Erwartungen übertroffen worden und das spornt uns an, weiterzumachen. Wir werden im nächsten Jahr eine große Aussichtsplattform bauen, die den Nervenkitzel dazu bringt und ein Zuschauermagnet werden soll. Die Ausbaustufen des Parks werden in den nächsten Jahren fortgesetzt, wir werden das Thema mit neuen Ideen interessant halten.“

Im Indoor-Bereich gibt es einen kurzweiligen Überblick zur Geologie der Steinplatte.

„Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht“MM-FRAGE: „Welchen Stellenwert hat der Sommer in Ihrem Unternehmen?“Brandtner: „Der Stellenwert, den der Sommer bisher hatte, war sehr klein und betrug maximal 3 % vom Gesamtergebnis. Da wir nur eine Bahn in Betrieb haben, konnten wir zwar die Kosten decken, aber es war an der Grenze. Mein Ziel ist es, die Umsatzzahlen mit Hilfe der neuen Ideen auf 10 bis 15 % zu steigern. Ich denke auch, dass wir dieses Ziel erreichen, wenn wir die Möglichkeiten ausschöpfen, die unser Projekt Triassic Park bietet.“MM-FRAGE: „Gibt es Investitionen für die kommende Wintersaison?“Brandtner: „Bei den Investitionen haben wir dieses Jahr viel für den Sommer getan. Wie in den letzten Jahren auch wurden für die Wintersaison zusätzlich Adaptierungen an der Schneeanlage in Richtung Automatisation bzw. zusätzliche Schneekanonen durchgeführt. Damit können wir die Beschneiung noch effizienter und in noch kürzerer Zeit durchführen. Insgesamt können wir auf der Steinplatte derzeit 95% der Pisten beschneien.“MM-FRAGE: „Wie sieht Ihr Angebot im Winter aus?“Brandtner: „Von der Betriebsgröße her gehören wir sicher zu den kleineren Destinationen. Dieser Eindruck bestätigt sich auch, wenn ich mir heute die Angebote der Skiwelt oder am Arlberg ansehe. Wir haben in den letzten 30 Jahren allerdings kontinuierlich versucht, aus dieser Not eine Tugend zu machen und konsequent in die Qualität investiert. Auf der Steinplatte gibt es deshalb keinenSchlepplift mehr, wir haben kuppelbare und fix geklemmte Sesselbahnen. Wir sind technisch auf einem sehr hohen Standard. Auch von unseren Gästen wird immer wieder betont, dass etwa die Pistenpflege ausgesprochen gut ist. Dementsprechend haben wir natürlich auf unseren Pistenfahrzeugen eine vergleichsweise hohe Stundenzahl, wir präparieren also genau und viel. Wir sind bemüht, mit einer Superqualität das Manko an Größe auszugleichen.“

„Wir haben einen hohen Anteil an Tagesgästen“MM-FRAGE: „Woher kommen Ihre Gäste im Sommer und im Winter?“Brandtner: „Vom Einzugsgebiet her gibt es im Sommer und im Winter keine großen Unterschiede. Unser Hauptmarkt ist durch die verkehrstechnische Anbindung Bayern. Das wird auch durch den Zustrom der Gäste über die deutsche Winklmoosalm unterstützt. Grundsätzlich haben wir einen hohen Anteil an Tagesgästen, der rund 70 bis 75 % ausmacht. Die Orte in der Region verfügen auch nicht über allzu viele Gästebetten. Neben Bayern kommen auch Gäste aus den umliegenden Orten in Österreich, also z. B. aus den Ferienregionen Pillersee und St. Johann. Speziell im Winter haben wir in jüngster Zeit auch mehr Gäste aus Salzburg und Oberösterreich, die wir entsprechend stark bewerben. Positiv haben sich dabei die fehlenden Grenzkontrollen ausgewirkt und die bessere Verkehrsanbindung. Im Sommer dieses Jahres hatten wir viele Gäste aus dem Bezirk Kitzbühel, die im Winter eher die heimischen Angebote nützen, und natürlich wieder viele Gäste aus Bayern. Gerade aus der Region um den Chiemsee, in der es viel Nebel gibt, weiß man im Herbst die Berge zu schätzen und damit die Möglichkeit, die Sonne zu genießen. Wenn man die Altersstruktur betrachtet, haben wir im Sommer durch den Triassic Park viele Familien und damit auch Kinder dazu gewonnen, das Publikum ist jünger geworden. Beim klassischen Wanderpublikum waren nicht viele Kinder vertreten. Im Winter ist die Steinplatte ein Familienskigebiet. Das Angebot liegt in einem Kessel und ist recht übersichtlich, sodass man sich nicht so leicht aus den Augen verliert. Dazu ist die Region ideal für Skischulen, die häufig den Weg zu uns finden. Für unsere Gäste stehen ausreichend große Parkflächen zur Verfügung. Im Tal finden 1 400 Pkw Platz und 20 Busse, am Berg gibt es weitere 250 Pkw-Stellplätze.“MM-FRAGE: „Sie verfügen sowohl über den ,Skigebietskristall’ als auch über das ,Pisten-Gütesiegel’. Welchen Nutzen haben diese Auszeichnungen?“Brandtner: „Das ,Pisten-Gütesiegel’ wurde von der Landesregierung geschaffen, um einen gewissen Qualitätsstandard zu bieten. Ein solcher Qualitätsstandard ist sicher auch nötig. Ob man aufgrund des ,Pisten- Gütesiegels’ allerdings mehr Gäste anzieht, also einen marketingtechnischen Vorteil hat, möchte ich bei diesem seit Jahren bekannten Instrument eher bezweifeln. Der ,Skigebietskristall’, den wir bekommen haben, freut mich sehr. Es wurden noch nicht allzu viele Betriebe damit ausgezeichnet, umso mehr sind wir stolz darauf, ihn zu haben.“

Die Qualität der Pisten wird von den Gästen gelobt.

MM-FRAGE: „Wie wichtig sind Veranstaltungen in Ihrer Region?“Brandtner: „Die Veranstaltungen sind bei uns in letzter Zeit weniger geworden. Wenn ich mir die Entwicklung der Skiopenings ansehe, die immer häufiger stattfinden, fällt mir auf, dass man sie nicht mehr so gut vermarkten kann. Wenn man im Eventbereich etwas bieten möchte, muss man professionell an die Sache herangehen, so wie Ischgl das macht oder auch Sölden. Hier stehen auch entsprechende finanzielle Mittel zur Verfügung. Als kleine Ferienregion oder als kleines Skigebiet haben wir nicht so viel Geld, das wir dafür einsetzen können.Grundsätzlich sehe ich auch Veranstaltungen, wenn sie nicht direkt dem Skifahrer nutzen, eher als Aufgabe der Ferienregion.“MM-FRAGE: „Was für ein kulinarisches Angebot haben Sie?“Brandtner: „Auf der Steinplatte gibt es die Stallenalm, eine Hütte mit Bedienung. Dort wird der Gast gut bewirtet und mit einem entsprechenden Angebot verwöhnt. Ein Besuch ist sicher empfehlenswert. Auch im Bereich der Talstation gibt es mit dem ,Zardinis’ ein Après-Ski-Lokal, das sich sehen lassen kann. Außen präsentiert man sich mit einer modernen Architektur, im Inneren findet man das Ambiente eines richtigen Tiroler Dorfes mit dem passenden Angebot.“

Die Aufstiegsanlagen in Waidring bieten modernen Standard.

„Wir haben den Weg der klassischen Seilbahnarchitektur bewusst verlassen“MM-FRAGE: „Auch Ihre Talstation setzt in der architektonischen Ausgestaltung Maßstäbe, und war schon bei der Eröffnung der Kabinenbahn im Gespräch. Warum haben Sie sich dafür entschieden?“Brandtner: „Wir haben damals beim Neubau den Weg der klassischen Seilbahnarchitektur bewusst verlassen. Wir hatten das Glück, einen Architekten zu finden, der für den Standort eine neue Idee entwickelt hat, die wir dann umgesetzt haben. Ich glaube, dass der Bau sehr gelungen ist, und dass das Gebäude auch in Zukunft herzeigbar sein wird. Die Trends in der Seilbahnarchitektur haben sich in den letzten Jahren generell stark verändert, so setzt man im Moment vielfach auf kantige Formen, auf Beton, Stahl und Glas bei den Materialien. Ich denke, dass unsereTalstation in ihrer augenfälligen Form zeitlos ist und ein gutes Beispiel für moderne Seilbahnarchitektur.MM-FRAGE: „Wie sieht es mit den Plänen für eine bessere grenzüberschreitende Anbindung Steinplatte/Winklmoosalm aus?“Brandtner:„Die Zubringung der Wintergäst auf die Winklmoosalm erfolgt derzeit von deutscher Seite aus mit Bussen. Für uns ist das der Zeit entsprechend eine unbefriedigende Situation. Uns ist es ein Anliegen, diese Gäste, die dann auch auf die Steinplatte kommen, möglichst komfortabel ins Skigebiet zu bringen. Aus diesem Grund beschäftigen wir uns mit dem Projekt einer Zubringerbahn auf die Winklmoosalm auch schon seit 10 Jahren, wobei wir immer wieder mit Widerstand zu kämpfen hatten. Es hat sich gezeigt, dass es in Deutschland wesentlich schwieriger ist, eine Seilbahn zu bauen als in Österreich. Aufgegeben haben wir das Projekt aber trotzdem nicht. Wir wollten den Marktanteil auf der deutschen Seite nicht aus den Augen verlieren. Mittlerweile sind wir mit der Planung schon sehr weit, d. h. alle Verträge mit den Grundbesitzern sind abgeschlossen. Mit Ende Oktober können wir das Projekt dann beim Landratsamt einbringen. Dann stellt sich natürlich die Frage, wie lange der Behördenweg dauert. In Österreich können wir das abschätzen, in Deutschland ist es schwieriger.Wir hoffen aber auf eine Zustimmung der Behörden im Laufe des Winters. Wenn sich alles so entwickelt wie geplant, könnten wir im nächsten Jahr mit dem Bau einer 8er-Kabinenbahn mit einer Förderleistung von 2 500 P/h und einer Länge von 3 200 m beginnen. Die übrige Infrastruktur wie z. B. Parkplätze wäre vorhanden.“MM-FRAGE: „Welche Vorteile ergeben sich dadurch, wo liegen Probleme bzw. würde sich das Angebot auf der Winklmoosalm ändern müssen?“Brandtner: „Die Gäste nützen die Verbindung Winklmoosalm-Steinplatte und umgekehrt jetzt auch schon. Es geht im Prinzip um eine Qualitätsverbesserung, der Ersatz der Skibusse muss mit einer Kabinenbahn erfolgen. Das Zubringerproblem verstärkt sich nämlich im Frühjahr, wenn die Talabfahrt nicht mehr befahrbar ist. Dann müssen die Gäste von der Winklmoosalm nämlich auch wieder mit Bussen abtransportiert werden. Wir haben auf der Steinplatte einen hohen technischen Komfort, der gerne genutzt wird. Da der Anteil der Gäste, die von Deutschland aus zu uns kommt, aber immerhin 35% beträgt, müssen wir etwas tun, damit dieser Anteil erhalten werden kann. Das heißt, dass wir auch von der deutschen Seite aus Komfort bieten müssen.Die Winklmoosalm selber ist ein klassisches Anfänger-Skigebiet mit einem flachen und einem mittelsteilen Hang. Deshalb findet man hier hauptsächlich Skischulen und Anfänger. All jene, die schon besser Ski fahren, kommen auf die Steinplatte. Diese Konstellation funktioniert recht gut, da müsste sich nichts ändern.“MM-FRAGE: „Wie sehen Sie die Zukunft der Steinplatte, wo liegen die Herausforderungen?“Brandtner: „Wir sind in den letzten 30 Jahren unseren Weg konsequent gegangen und haben sinnvoll in die Qualität investiert. Wenn wir auch weiterhin vernünftig agieren und zum Wohle unserer Kunden arbeiten, wird das Skifahren in nächster Zukunft sicher interessant bleiben und leistbar sein. Ich gehe davon aus, dass unsere Kunden aufgrund unserer Schneesicherheit auch weiterhin zu uns kommen. Aus diesem Grund sehe ich der Zukunft auch positiv entgegen.“ dwl

Franz Hörl, GF Skiliftzentrum Gerlos, Bgm. Gmd. Gerlos, Abgeordneter Nationalrat: „Tourismus braucht Luft und Raum zur Entwicklung“

Die Erfolgsgeschichte der Zillertal Arena hat vor 8 Jahren begonnen und war Vorbild für eine Reihe anderer Projekte. Franz Hörl, GF Skiliftzentrum Gerlos, Bürgermeister und Nationalratsabgeordneter, war einer der Initiatoren des Projekts. Er fasst für den MOUNTAIN MANAGER den Status Quo zusammen und wirft einen Blick auf die anstehenden Herausforderungen.

Franz Hörl. Foto: B. Mayr-Siegl

MM-FRAGE: „Vor rund 8 Jahren wurde die Zillertal Arena ins Leben gerufen, sie waren daran maßgeblich beteiligt. Wie hat sich dieser Zusammenschluss entwickelt, wurden die Erwartungen erfüllt?“Franz Hörl:„Die Zillertal Arena kann man mit Recht als die Erfolgsstory der letzten 10 Jahre bezeichnen. Für die beteiligten Gemeinden hat sie rund 250 000 bis 300 000 Nächtigungen mehr gebracht, also eine Steigerung um rund 30 %. Dazu hat die Zillertal Arena bis heute eine stetige Aufwärtsentwicklung gezeigt, und das nicht nur in schneereichen, sondern auch den schneeärmeren Wintern. Ohne diesen Zusammenschluss hätten wir einen solchen Trend sicher nicht gehabt, die Entwicklung wäre meiner Meinung nach gegenteilig verlaufen, wir wären auf die Nächtigungen der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts zurückgefallen! Seit der Gründung der Arena haben die Bergbahnen in den beteiligten Gemeinden Zell, Gerlos, Wald-Königsleiten und in weiterer Folge auch Krimml rund 80 Mio. Euro in den Seilbahnbereich investiert. Durch den Erfolg der ,Wilden Krimml’, der unsere eigenen Erwartungen übertroffen hat, hat die Entwicklung auch im Zillertal generell Impulse bekommen. So konnten vor dem Hintergrund unserer Erfolge die weiteren talinternen Zusammenschlüsse der Mitbewerber wie Hochzillertal/Hochfügen/Mayrhofen sicher schneller umgesetzt und starre Strukturen aufgelöst werden. Insgesamt wurden seither im Zillertal 250 Mio. Euro durch die Seilbahnen investiert. Das hat für den Gast im Zillertal natürlich enorme Vorteile gebracht. Der Komfort, die Schneesicherheit und die gesamte Infrastruktur wurden aufgewertet, der Anschluss an die moderne Skiwelt geschafft. Ich denke, dass sich das Zillertal heute mit dem Angebot der großen Skigebiete Arlberg oder Ischgl durchaus messen kann. Die Zillertal Arena hat für diese Entwicklung sicher einen Beschleunigungsfaktor beigesteuert.“MM-FRAGE: „Was kennzeichnet die Zillertal Arena bzw. was zeichnet sie aus?“Hörl: „Mit dem Zusammenschluss zur Zillertal Arena haben wir damals auch unsere Tourismusvereine in eine Werbegemeinschaft unter Federführung der Bergbahnen zusammengeführt. Schließlich kamen schon damals rund 75 % des Werbeetats von den Bergbahnen. Aus diesem Grund schien uns auch ein gemeinsames Auftreten nach außen sinnvoll. Davon profitieren wir heute. Von der Produktseite her zeichnet sich die Zillertal Arena durch ein tolles Angebot für Familien und Kinder aus, in das auch entsprechend investiert wird. Ergänzt wird diese Schiene mit Angeboten für die Jugend, für Jugend- und Schülergruppen. Diesen Bereich fördern wir massiv. Dazu wollen wir Spaß und Freude am und im Schnee vermitteln. Ein Beispiel dazu ist ,Schnee Juchhee’. Unter diesem Motto bringen wir Musikgruppen und unsere Musiktradition in den Schnee. Zumindest jeden zweiten Wintertag soll auf einer Skihütte aufgespielt werden.“

Krimml X-Press Talstation auf 2 405 m – von oben gesehen. Foto: TV Zell-Gerlos

„Gemeinsam kann man mehr erreichen als ein Skigebiet allein“MM-FRAGE: „Was bringt das Skiliftzentrum Gerlos in den Zusammenschluss ein?“Hörl: „Unsere tolle Skiübungswiese mitten im Ortszentrum! Auf dem Berg einen neuen Funpark, den wir mit ca. 30000 m3 Schnee jede Saison neu errichten und damit ein Megaangebot für Snowboarder schaffen. Damit sind wir gemeinsam mit Mayrhofen jetzt sicherlich führend im Tal. Diesen Funpark betreiben wir gemeinsam mit dem Snowboard Pro-Shop ,Hot Zone’ der auch das notwendige Know-how einbringt und perfekte Ausrüstung anbietet. Auch für dieses und nächstes Jahr stehen wieder Investitionen an. Wir sind also bemüht, unser Skigebiet attraktiv zu halten und tragen damit einen guten Teil dazu bei, dass die Zillertal Arenaüber ein durchdachtes Angebot in Bezug auf Familien mit Kindern, Jugendlichen und Spaß in der Natur verfügt.“MM-FRAGE: „Wie hat sich das Projekt Zillertal Arena konkret auf die Skilifte Gerlos ausgewirkt?“Hörl: „Ich war von Anfang an der Meinung, dass man gemeinsam mehr erreichen kann als ein Skigebiet allein. Das hat sich auch bewiesen. Gerlos für sich genommen war nur ein relativ kleines Skigebiet, wobei ich schon 1984/85 die Anbindung an Königsleiten gesucht habe, um zu wachsen. Die Zillertal Arena war dann eigentlich eine logische Konsequenz. In der Folge wurden die einzelnen Skigebiete mit dem Bau einiger weniger Anlagen zur Skiarena verbunden, optimiert und kundenfreundlicher gestaltet. Aus einem Fleckerlteppich an Skigebieten wurde ein großes Areal mit dem entsprechenden Angebot gemacht. Wennman sich rückblickend die vielen Höhen und Tiefen in Erinnerung ruft, die wir mit dem Skiliftzentrum Gerlos überstanden haben, kann man heute sicher sagen, dass wir uns auch kaufmännisch in stillerem Gewässer bewegen.“

Nena „Open Air“ in der Zillertal Arena.

MM-FRAGE: „Wie sehen Winter- und Sommerangebot der BB Gerlos aus?“Hörl: „Im Winter konzentrieren wir uns mit dem Wintersport auf Familien mit Kindern und Jugendliche. Für sie versuchen wir, ein möglichst vielfältiges Angebot auf die Beine zu stellen. Die ursprüngliche Stärke von Gerlos pflegen wir natürlich auch weiter. So stellen wir den Tourengehern ein Tourengebiet zur Verfügung, auch wenn wenig Schnee ist. Dazu hat Gerlos zum Alpinski- und Snowboard-Angebot auch eine Langlaufloipe, die wir immer wieder ausgebaut und verbessert haben, sowie ein sehr schönes Wanderareal. Auf diese Weise finden Familien mit Mitgliedern jeder Altersstufe ein Angebot, das sie individuell für sich nutzen können und die passende Betreuung. Auch die Nachtschwärmer kommen bei uns nicht zu kurz. Im Sommer setzen wir auf Berg-Wellness und Wandern. Wir haben einen Reitbetrieb im Ort und bieten Möglichkeiten zum Mountainbiken, Canyoning, Klettern im Hochseilgarten und Rafting. Auch im Sommer versuchen wir also, das Beste aus unseren Möglichkeiten zu machen. Die Hotellerie investiert in letzter Zeit ebenfalls sehr viel in den Sommer, sodass wir auch auf diesem Sektor gute Qualität bieten können.“MM-FRAGE: „Welche Gäste sprechen Sie jeweils an, gibt es Unterschiede?“Hörl: „Im Winter kommen rund 35 % der Gäste aus Deutschland, 45 % aus Holland. Die weiteren 20 % verteilen sich auf Schweizer, Österreicher, Dänen, Russen, Gäste aus osteuropäischen Ländern und Großbritannien. Im Sommer kommt der Großteil der Gäste ebenfalls aus Deutschland und Holland, weil wir dort einen sehr guten Ruf haben. Steigend ist die Anzahl der Gäste, die aus den jüngsten EUBeitrittsländern kommen.“

Nordic Walking auf der Rosenalm.

„Wir wollen uns nicht nur auf ein oder zwei große Events konzentrieren“MM-FRAGE: „Welchen Stellenwert hat der Sommer im Skiliftzentrum Gerlos und in der touristischen Region – sehen Sie hier noch Handlungsbedarf?“Hörl: „Der Sommer bringt bei uns im Ort rund ein Drittel des Jahresumsatzes, der Winter zwei Drittel. Natürlich ist der Winter unsere Basis, die wir ständig weiterentwickeln müssen. Unsere verstärkten Bemühungen setzen wir aber in den Sommer, wobei wir hier sicherlich noch einiges an Investitionen zu tätigen haben. Anfänge sind schon gemacht, so hat die Gemeinde das Anlegen von Wanderwegen und Mountainbikestrecken gefördert. Ein interessantes Projekt bietet sich auf 2 000 m Seehöhe. Hier könnte man zwischen Ißkogel und der Rosenalm rund ums Kreuzjoch ein 30 km langes bestehendes landwirtschaftliches Wegenetz zum Mountainbiken nutzbar machen. Das wäre dann natürlich ein besonders attraktives Angebot.“MM-FRAGE: „Welchen Stellenwert haben Events/Veranstaltungen im Gesamtangebot, worauf legen Sie dabei Wert?“Hörl: „Events haben bei uns einen hohen Stellenwert, wobei wir uns nicht auf ein oder zwei große Events konzentrieren. Wir wollen nicht nur einmal zu Beginn, zur Mitte oder zum Schluss der Saison eine Veranstaltung haben, sondern dem Gast flächendeckend etwas bieten. Deshalb gibt es ,Schnee Juchhee’ und verteilt in der Saison immer wieder unterschiedliche Events. Wir legen aber Wert darauf, dass diese zur Region passen und wir uns damit identifizieren können.“MM-FRAGE: „Welche Investitionen stehen in nächster Zeit an, wird es für die nächste Saison Neuerungen geben?“Hörl: „Wir investieren heuer für den kommenden Winter rund 2,5 Mio. Euro. Der Großteil davon entfällt auf die Beschneiung, wir bauen aber auch ein neues Kinderrestaurant. Dazu soll der Übungsbereich mit einem Förderband ausgerüstet werden, sodass wir auch in diesem Sektor mit den Spitzenangeboten in der Branche Schritt halten können. Heuer baut Zell am Ziller eine Kabinenbahn. Wir in Gerlos ersetzen nächstes Jahr den Vierersessellift Falschbach durch eine moderne Kabinenbahn. Da wir bei der Beschneiung mittlerweile recht gut aufgestellt sind, werden sich die Investitionen mittelfristig also wieder auf den Seilbahnbereich konzentrieren. Der Komfort wird sich mit Bubbles, beheizten Kabinenbahnen etc. weiter erhöhen. Vielleicht wird es auch zu geringfügigen Erweiterungen im Skigebiet kommen, wobei Erweiterungen nicht unser Hauptziel sind – vorrangig geht es um Optimierung, Qualität, Abrundung und größtmöglichen Komfort.“

In der Zillertal Arena gibt es 232 km Bikestrecken.

„Wir sind ökologisch nur so gut, weil wir wirtschaftlich so stark sind“MM-FRAGE: „Das Zillertal hat in letzter Zeit mit der Aktion ,5 Sterne für Regionen’ Aufmerksamkeit erregt. Welchen Nutzen sehen Sie dabei für das Zillertal?“Hörl: „Ich bin gemeinsam mit unserem Planungsverbandsobmann Josef Geisler einer der Initiatoren der ,5 Sterne für Regionen’. Ausgangsbasis für dieses Projekt waren Zahlen und Daten, die wir im Zillertal zur Verfügung haben und uns belegen, dass wir auch in punkto Ökologie den Vergleich nicht scheuen müssen. Als Idee hinter dem Projekt ,5 Sterne für Regionen’ steht, diese Spitzenergebnisse als Qualitätsmerkmal zu nutzen und uns in Bezug auf die Nachhaltigkeit mit anderen Anbietern und Regionen zu vergleichen. Ein solcher Vergleich würde dann sicher zu unserem Vorteil ausfallen. ,5 Sterne für Regionen’ ist ein Arbeitstitel, den wir von der Hotellerie übernommen haben. Es geht aber nicht um eine Kategorisierung ,5 Sterne’ oder ,4 Sterne’, sondern um den Beweis, dass wir trotz Tourismus in einer völlig intakten Umwelt leben. Natürlich gibt es noch Verbesserungspotenzial wie z. B. bei der Verkehrsinfrastruktur, das ist uns bewusst. Wir wollen aber trotzdem eine Diskussion über das Thema Nachhaltigkeit anregen, zusätzlich zu Umsätzen und Nächtigungszahlen.“MM-FRAGE: „Wie soll nachhaltiges Wirtschaften im Alpenraum aussehen?“Hörl: „Beim nachhaltigen Wirtschaften geht es darum, Ökologie, Ökonomie und soziale Sichtweisen in Einklang zu bringen. Das umfasst die Themen Wasser und Klima genauso wie Energie, Verkehr, kulturelle Identität, Wirtschaft und Raumordnung. Die nachhaltige Entwicklung soll letztendlich eine Region für ihre Bewohner und Gäste attraktiv und wettbewerbsfähig machen bzw. erhalten.“MM-FRAGE: „Wie weit ist man damit im Zillertal, wo liegen die Herausforderungen?“Hörl: „In den letzten Jahren haben uns Umweltschützer oft vorgeworfen, die Bergbahnen wären Umweltsünder und Zerstörer. Gefühlsmäßig haben wir immer gewusst, dass diese Anschuldigungen nicht stimmen. Mittlerweile haben wir entsprechendes Datenmaterial zur Verfügung, das uns bestätigt, dass wir z. B. über reinstes Wasser verfügen und fast alle Gewässer Trinkwasserqualität haben. Auch was den Energiesektor, also z. B. Kraftwerke, Biomasseanlagen etc. betrifft, sind wir führend. Mit unseren Zahlen können wir nun tatsächlich nachweisen, dass wir in Bezug auf Nachhaltigkeit im Spitzenfeld angesiedeltsind, und das trotzdem wir nach Wien die am stärksten touristisch genutzte Region in Österreich sind. Mein Credo lautet, dass wir ökologisch nur so gut sind, weil wir wirtschaftlich so stark sind. Will man ein Restaurant auf 2 000 m Seehöhe an den Kanal anschließen oder Kanäle bauen, braucht es Förderungen und einen entsprechenden wirtschaftlichen Hintergrund. Wir brauchen wirtschaftlich starke Regionen, weil man nur dann auch in die Umwelt investieren kann. Wir Zillertaler behaupten von uns, dass wir hier schon viel geleistet haben. Ich denke auch, dass sich ein entsprechendes Denken schon in den Köpfen der Menschen festgesetzt hat. Der Tourismus ist sicher die einzige Wirtschaftsform, die in den Tälern für eine Wohlstandsverteilung sorgt, allerdings vor dem Problem, dass es Saisonspitzen gibt und Zeiten, in denen wenig los ist. Das ist sicher eine Herausforderung. Ganzjahrestourismus wird vielleicht nicht überall möglich sein, aber man muss danach trachten, die Aktivitäten über das Jahr zu verteilen. Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch eine Schulung der Unternehmer und Mitarbeiter, damit wir über erstklassiges Potenzial verfügen – das ist umso wichtiger, als es in unserem Tal viele kleine und mittelgroße Unternehmen gibt.“MM-FRAGE: „Welche Herausforderungen sehen Sie in naher Zukunft auf die Zillertal Arena bzw. das Skiliftzentrum Gerlos im Besonderen zukommen? Was ist wichtig, um auf Erfolgskurs zu bleiben?“Hörl: „Wichtig ist, dass dem Tourismus und allen anderen Wirtschaftsformen genug Raum und Luft zur Entwicklung gegeben wird. Im Tourismus ist man ständig im Konflikt mit dem Naturschutz, aber auch selbst ernannten Naturschützern. Hier gilt es, eine vernünftige Weiterentwicklung zuzulassen. Der zweite wesentliche Faktor ist das so genannte Humankapital. Auch hier müssen Grundlagen geschaffen und weiterentwickelt werden, damit im Tourismus einigermaßen attraktive Arbeitsplätze geboten werden können. Grundsätzlich sind Wirtschaftlichkeit, Umweltschutz und der Arbeitsmarkt die großen Herausforderungen der Zukunft. dwl

Arthur Moser, GF Hauser Kaibling Seilbahn- und Liftges.m.b.H. & Co KG: „Am Saisonanfang kann man Gäste noch begeistern!“

Die Skidestination Hauser Kaibling gilt als Einstieg in die 4-Berge-Skischaukel. Ihr Geschäftsführer Arthur Moser ist erst seit Juli im Amt, kennt das Unternehmen aber von der Pike auf. Unter dem Motto „raus aus dem Auto, rein in die Skischuhe und rauf den Gipfel“ bietet man Winterspaß auf höchstem Niveau.

Arthur Moser, Geschäftsführer der Hauser Kaibling Seilbahn- und Liftges.m.b.H. & Co KG. Fotos: BB Hauser Kaibling

MM-FRAGE: „Seit wann sind Sie GF der Bergbahnen Hauser Kaibling, was reizt Sie an der Schneebranche?“A. Moser: „Mit der Schneebranche bin ich bereits seit meiner Kindheit eng verbunden, da ich am Fuße des Hauser Kaiblings aufwuchs und mein Vater selbst einen kleinen Skilift am Berg hatte. In das Unternehmen trat ich bereits 1999 als Marketingassistent ein, 3 Jahre später wurde ich mit der Marketingleitung betraut und mit 1. Mai des vergangenen Jahres zum Prokuristen bestellt. Nach 3 Monaten alsinterimistischer Geschäftsführer wurde mir am 1. Juli 2008 von der steiermärkischen Landesregierung offiziell die Leitung des Unternehmens übertragen.Der Hauser Kaibling genießt schon jetzt bei Einheimischen und Gästen einen sehr guten Ruf, trotzdem hat der Berg noch genügend Potenzial, um ihn Schritt für Schritt an die Spitze der österreichischen Winterdestinationen heranzuführen. Darin liegt auch der Reiz meiner Aufgabe, verbundenmit den Herausforderungen und den ständigen Weiterentwicklungen in der Branche, immer am Puls der Zeit zu sein.“MM-FRAGE: „Wie sehen Sie die Stellung Ihres Skigebietes im österreichischen Umfeld und im Rahmen der 4-Berge-Skischaukel?“A. Moser: „Wie schon gesagt, steckt im HauserKaibling noch einiges an Potenzial, auch wenn er bereits jetzt als Ersteinstieg im Osten in die Schladminger 4-Berge-Skischaukel und Ski amadé gut positioniert ist. Die Reiteralm im Westen, der Hauser Kaibling im Osten und dazwischen die Planai mit der Hochwurzen – in Summe das absolut Beste, was die Steiermark zu bieten hat, wobei wir auch im österreichischen Vergleich im Vorderfeld liegen. Selbstverständlich kommt uns dabei auch der international hervorragende Ruf von Schladming und damit der Planai zugute. Durch einige Großinvestitionen, vor allem in modernste Beschneiungsanlagen, neue Seilbahnanlagen und eine großzügige Verbreiterung der Pisten hat der Hauser Kaibling in den vergangenen Jahren aber enorm aufgeholt. Die günstige Verkehrsanbindung direkt an der Ennstal Bundesstraße und eine Parkplatzgarantie von mehr als 2 000 Pkw in unmittelbarer Nähe der Talstation werden künftig von noch größerer Bedeutung sein, der wir jetzt Rechnung tragen.“

Die moderne 8er Kabinenbahn wurde 2000 von Doppelmayr gebaut.

„Wir wollen uns auch im Sommer stark positionieren“MM-FRAGE: „Welche Bedeutung hat der Bergsommer und was bieten Sie in dieser Jahreszeit?“A. Moser: „Wir haben eine Pendelbahn, die Tauernbahn, in Betrieb. Sie geht direkt im Ort von rund 750 m Seehöhe weg und führt auf 1 800 m. Die Bedeutung des Bergsommers nimmt bei uns immer mehr zu. Wir haben seit letztem Jahr die Sommer Card, die in der gesamten Region von ca. 150 000 Gästen genutzt wird. Die Sommer Card gibt es im Scheckkartenformat, wobei sie nicht käuflich erworben werden kann. Jeder Gast, der bei einem Partnerbetrieb nächtigt, bekommt für diese Zeit automatisch die Sommer Card. Damit verbunden sind viele Inklusivleistungen, angefangen über den Eintritt ins Schwimmbad, in Museen bis hin zu den Seilbahnen auf den Dachstein, die Planai oder auf den Hauser Kaibling. Diese Angebote kann der Gast nutzen, ohne zusätzlich bezahlen zu müssen. Seit Einführung der Card 2007 können wir eine stark steigende Tendenz und auch eine starke Belebung am Hauser Kaibling verzeichnen. So konnten wir etwa die Beförderungszahlen verdoppeln.Grundsätzlich wollen wir uns am Hauser Kaibling auch im Sommer stark positionieren. Dazu gibt es 3 große Projekte:- das Almlammprojekt, das wir im nächsten Jahr mit einem Schaf-Lehrpfad ergänzen wollen,- die Helikopter-Downhill-Golf-Trophy und- eine dritte Idee, die aber erst zu gegebener Zeit präsentiert werden soll.Mit diesen Events wollen wir künftig den Sommer noch attraktiver machen.“MM-FRAGE: „Was versteht man unter dem ,Almlammprojekt’“?A. Moser: „Dieses Projekt liegt mir besonders am Herzen, weil für uns ein Wirtschaften im Einklang mit der Natur sehr wichtig ist. Bei diesem Projekt wurden mehr als 700 Schafe auf den Hauser Kaibling getrieben, die von einem professionellen Schäfer mit seinen ausgebildeten Hunden behirtet werden. Abgesehen davon, dass sich die Tiere am Berg sehr wohl fühlen, bieten Futter und Umgebung die besten Voraussetzungen für die Produktion von Almlämmern, die dann über das Ennstaler Schafbauernzentrum vermarktet werden. Auch für uns als Bergbahnunternehmen bringt dieses Projekt Vorteile. Da neben den Almflächen auch die Pistenflächen am Hauser Kaibling beweidet werden, sorgen die Schafe für eine äußerst ökologische Pistenpflege. Der Einsatz von schweren Maschinen und Geräten kann so wesentlich verringert werden. Außerdem erhalten wir durch die Schafe gleichzeitig eine Düngung der Flächen. Wir haben in den letzten Jahren viele Pistenflächen dazugebaut. Gerade in Zeiten, in denen es viel regnet, ist es wichtig, dass der Boden gut befestigt ist. Die Schafe haben etwa im Vergleich mit Rindern genau die richtige Gewichtsklasse, um das zu garantieren, ohne die Grasnabe zu beschädigen. Neben den ökologischen Vorteilen sind die Schafe natürlich auch eine touristische Attraktion. So haben wir etwa im Sommer ein Almlamm-Fest gefeiert, an dem 3000 Gäste teilgenommen haben. Dabei gab es ein interessantes Rahmenprogramm, kulinarische Schaf-Spezialitäten und Vorführungen der Arbeitsweise von Schäfer und Hirtenhunden.“

Schneekanonenparade vor der Talstation.

MM-FRAGE: „Im September findet die 1. Helikopter-Downhill-Golf-Trophy statt. Was wird dabei geboten?“A. Moser: „Dabei handelt es sich um ein einzigartiges Projekt, das erst vor wenigen Monaten ins Leben gerufen wurde. Bei der 1. Helikopter- Downhill-Golf-Trophy am Hauser Kaibling spielen die Teilnehmer dort, wo sich im Winter die Skistars des internationalen Skizirkus ins Tal stürzen, nämlich auf der Krummholz-Weltcupstrecke, die eigens für die Golf-Trophy zu einem einzigartigen 18-Loch-Golfplatz umgewandelt wird. Der Aufstieg zum 1. Abschlag erfolgt bequem per Helikopter, der Abstieg dann zu Fuß. Es wird maximal 100 Starter geben und 18 Spielbahnen. Dazu gibt es 3 Skihütten, die extra für dieses Event aufsperren. Das Besondere daran ist, dass die Golfspieler dabei auch kulinarisch verwöhnt werden etwa mit einer Spanferkelgrillerei, Kaffe und Kuchen etc. Die Kombination von Helikopter, Natur und Golf mit Kulinarik wird als Erlebnis inszeniert, das einzigartig in Österreich ist. Auf dieser Schiene wollen wir uns im Sommer in Zukunft etablieren.“MM-FRAGE: „Worauf legen Sie bei Ihren Events Wert, welches Kundensegment sprechen Sie an?“A. Moser: „Wir sind Austragungsort von Damen-Ski-Weltcup-Rennen. Um den Bekanntheitsgrad vom Hauser Kaibling zu erhöhen, finden bei uns immer wieder Trainingseinheiten verschiedenster Mannschaften statt, wie etwa dem ÖSV, der deutschen oder norwegischen Nationalmannschaft. Da wir aber auch abseits der sportlichen Veranstaltungen bekannter werden wollen, bewerben wir den Skiberg über Events und außergewöhnliche Persönlichkeiten. Hier reicht das Spektrum über VIP-Heli-Ski, die neue Helikopter-Downhill-Golf-Trophy bis hin zu Live-Konzerten, mit denen wir die Jugend und Familien mit Kindern gut ansprechen können. Mittlerweile haben wir uns im Segment der Live-Konzerte gut etabliert. Immerhin waren schon Künstler wie Juli, Christina Stürmer, Nena, die Sportfreunde Stiller und Sunrise Avenue Gast am Hauser Kaibling. Schon jetzt bekommen wir immer wieder Anfragen, wer denn beim 4. Open-Air zum Saisonfinale am 4. April 2009 auf der Bühne stehen wird. Wir versuchen also auch hier, neue Wege einzuschlagen und ein großes Spektrum abzudecken.“MM-FRAGE: „Woher kommen Ihre Gäste im Sommer bzw. im Winter, gibt es Unterschiede im Einzugsgebiet, der Altersstruktur etc?“Moser: „Von der Altersstruktur her findet man bei uns ein gemischtes Publikum, beginnend bei den ganz jungen Gästen von 2 bis 3 Jahren aufwärts. Ich persönlich hatte auch schon die Gelegenheit, einen 95-jährigen Gast kennen zu lernen. Am Hauser Kaibling haben wir somit für jedes Alter und jedes Können ein gutes Angebot. Bei den Nächtigungsgästen im Winter haben wir einen sehr hohen Österreicheranteil von 41,5 %. 31,2 % der Gäste kommen aus Deutschland und 12,9 % aus Ost- und Zentraleuropa. Die Benelux-Länder steuern einen Anteil von 5 % bei. Bei den Sommernächtigungen haben wir 46,9 % Österreicher, 37 % aus Deutschland sowie 3,1 % aus Ostund Zentraleuropa. Hier gibt es noch ein großes Potenzial im Vergleich Winter und Sommer. Wichtig für den Hauser Kaibling sind auch die Tagesgäste mit dem Einzugsgebiet Oberösterreich und Steiermark. Hier ist vor allem der Raum Linz/Wels/Steyr und auch Graz bzw. Graz Umgebung sehr gut vertreten. Man fährt durch den Ausbau der Pyhrn-Autobahn mittlerweile von Linz nicht viel länger als von Graz zum Hauser Kaibling.Dabei kommen uns auch die großen Parkflächen zugute, auf denen Busse und Pkw gleichermaßen Platz finden.“MM-FRAGE: „Sie haben in den letzten Jahren viel in die Beschneiung investiert. Nennen Sie bitte wesentliche Eckdaten, was steht noch zur Realisierung an?“

Sender am Hauser Kaibling.

„Wir wollen so bald wie möglich in die Saison starten“Moser:„Die gesamte Beschneiungsanlage am Hauser Kaibling wurde in den letzten 3 Jahren um 15 Mio. Euro komplett erneuert und ausgebaut, das heißt, das komplette Leitungsnetz, alle Pumpstationen, Teiche und Schneekanonen wurden erneuert. In Summe haben wir jetzt am Hauser Kaibling 130 Schnee-Erzeuger, davon sind 66 mobil, 57 auf fixen 4,5 m hohen Türmen und 7 auf 10 m langen Schwenkarmen. Wir können am Hauser Kaibling 9000 m3 Schnee pro Stunde erzeugen.Wenn alle Schneekanonen durchgehend in Betrieb sind, so können wir in 24 Stunden 22000 Lkw-Fuhren Schnee herstellen. Auch wenn in Zukunft die Temperaturen milder werden, wird es immer Phasen geben, in denen sich das Thermometer 3 Tage hindurch unter dem Gefrierpunkt bewegt. Genau diese 72 Stunden genügen dann, um eine Grundbeschneiung, also eine Schneedecke von 40 cm, vom Gipfel bis ins Tal zu produzieren. Alle Schneekanonen sind außerdem via Handy oder PC steuerbar, zudem regeln sie ihren Output je nach Temperatur selbstständig.Wir haben uns hier am gesamten Skiberg für den Komplettanbieter Technoalpin entschieden. Voraussetzung für die Beschneiung ist natürlich Wasser. In unserem Fall stammt es aus Speicherteichen am Berg mit einer Gesamtkapazität von knappen 200000 m3. Weiters können wir zurzeit 70 Sekundenliter Wasser aus der Enns entnehmen, wobei nächstes Jahr der Endausbau geplant ist, sodass uns dann 130 Sekundenliter zur Verfügung stehen. Um das kostbare Nass zum Einsatzort zu transportieren, haben wir ein 27 km langes Leitungsnetz, dazu gibt es 5 Pumpstationen im Tal, bei der Mittelstation und am Berg, die sich auf dem neuesten Stand der Technik befinden. Insgesamt haben wir 100 ha Pisten, die wir zu 95 % beschneien können.Dieses Jahr wurde der letzte Abschnitt des Beschneiungsprojektes realisiert. Wir haben 3 km Leitungen verlegt, eine neue Pumpstation gebaut, 4 ha Pisten verbreitert und den Speicherteich „Schwarze Lacke“ mit 70000 m3 Speicherkapazität komplett saniert und erweitert. Hier sind wir gerade mit der Fertigstellung beschäftigt. Der Teich wird am 19./20. September mit Wasser gefüllt, was ungefähr 11 bis 12 Tage dauert. Dann ist unsere Anlage „scharf gestellt“ und wir sind bereit. Ab Mitte Oktober müssen wir damit rechnen, jeden Tag mit der Beschneiung zu beginnen. Wir wollen schließlich so bald wie möglich in die Saison starten.“

Das Nena-Livekonzert lockte viele begeisterte Zuschauer auf den Hauser Kaibling.

MM-FRAGE: „Auch im Bereich der Aufstiegsanlagen setzen Sie auf modernste Technik. Welche Anlagen umfasst das Angebot, was ist Ihnen in diesem Segment wichtig und stehen Neuerungen am Programm?“Moser: „Dank zahlreicher Großinvestitionen präsentiert sich der Hauser Kaibling am aktuellsten Stand der Technik. Wir haben am gesamten Berg 11 Aufstiegsanlagen, davon 1 8er- Kabinenbahn aus dem Jahr 2000 von Doppelmayr und eine Pendelbahn. Dann gibt es eine kuppelbare 6er-Sesselbahn mit Wetterschutzhauben und 4 kuppelbare 4er-Sesselbahnen ebenfalls mit Wetterschutzhauben. Wie man aus diesem Angebot sieht, ist uns der Komfort der Gäste sehr wichtig. Wartezeiten gehören damit am Hauser Kaibling der Vergangenheit an. Zusätzlich verfügen wir über 4 Schlepplifte. Einer von ihnen führt auf über 2 000 m Seehöhe und damit zu einem der höchsten Punkte in unserem Skigebiet. Von hier aus kann man auch in unberührte Pisten wie Buckelpiste oder Tiefschneehänge einfahren. Das ist ein Geheimtipp für Genießer und hat sich sehr gut entwickelt.Da wir in den letzten Jahren viel in die Beschneiung investiert haben, werden die nächsten Investitionen sicher in Infrastrukturmaßnahmen wie z. B. den Parkplatz und dann wieder in Aufstiegsanlagen erfolgen. Hier geht die Tendenz in Richtung 6er-Sesselbahnen mit Wetterschutzhauben – ob beheizte oder nicht beheizte Sessel, muss man sich dann im Detail ansehen.“MM-FRAGE: „Die Infrastruktur Ihres Unternehmens ist auf Top-Niveau, wie sieht es mit dem Umfeld z. B. Hotels, Verkehrsanbindung aus? Sind Sie zufrieden, gibt es Handlungsbedarf?“Moser: „Hier gibt es auf jeden Fall Handlungsbedarf, wobei der Ausbau der Ennstal Bundesstraße sicher oberste Priorität hat. Für den Gast hat es große Bedeutung, dass er schnell und bequem in die Region kommt. Leider hat sich das Thema Straßenbau im Ennstal zu einer unendlichen Geschichte entwickelt, wird doch bereits mehr als 3 Jahrzehnte über eine Lösung diskutiert, ohne einen Schritt vorwärts gekommen zu sein. Durch den Zuschlag zur Ski-WM 2013 für Schladming hoffen wir aber, dass endlich Bewegung in die Angelegenheit kommt. Darüber hinaus wird sich natürlich auch der Hauser Kaibling, vor allem der Talstationsbereich, weiterentwickeln. Einige Projekte sind auch schon geplant, aber noch nicht 100%ig ausgereift – Hotels, Infrastruktur Restaurants etc.“„Die gesamte Entwicklung muss im Einklang mit der Natur erfolgen“MM-FRAGE: „Welchen Stellenwert hat das gastronomische Angebot, was darf man in der Region Hauser Kaibling erwarten?“Moser: „Wir sind sehr stolz auf unser kulinarisches Angebot am Berg und können dabei auf eine 100-jährige Tradition bei den Skihütten verweisen. Für mich ist aber der wichtigste Punkt die Qualität und der Service unserer 14 Skihütten. Bei uns, und das möchte ich betonen, gibt es ausschließlich Bedienung in allen 14 Hütten und keine Selbstbedienung. Wir legen einfach großen Wert auf besten Service für den Gast. Wer bei uns Tages- und Wochengast ist, kommt deshalb auch in Kontakt mit den Mitarbeitern oder dem Hüttenwirt selbst. Die persönliche Note zeichnet den Hauser Kaibling aus und hat uns schon in der Vergangenheit viel gebracht. Bei unseren 14 Skihütten findet man von der urigen Skihütte mit 100 Jahren Tradition bis hin zum modernen Salettl alles, was dieser Bereich zu bieten hat. Wir haben ein breites Spektrum, und das zeichnet unseren Skiberg aus.“MM-FRAGE: „Sind Trendsportangebote für Ihr Unternehmen wichtig?“Moser: „Slopestyle und Freeride-Skiing werden immer populärer. Die Zielgruppe dabei umfasst die 6- bis 30-Jährigen, die eine Alternative zum klassischen Skifahren und Snowboarden suchen. Der Hauser Kaibling bemüht sich auch hier, in Zukunft entsprechende Angebote zu schaffen und die steigende Nachfrage zu befriedigen. Für die Wintersaison 2009/10 wollen wir mit einem Slopestyle-Park der Nachfrage gerecht werden. Wenn man sich allerdings in diesem Bereich engagiert, muss man natürlich ein entsprechend perfektes Angebot haben, das von A bis Z stimmt. Trendsportarten sind grundsätzlich immer mehr im Kommen. Das sieht man auch im Sportgeschäft in der Talstation am Hauser Kaibling. Viele Jugendliche tendieren heute zum Slopestyle oder zum Freeriden, der klassische Skisport oder das Snowboarden geht in diesem Segment eher zurück.“MM-FRAGE: „Wo sehen Sie in den nächsten Jahren Herausforderungen auf die Branche generell zukommen und auf Ihre Destination im Besonderen?“Moser: „Ein ganz wichtiger Punkt ist die Beschneiung, weil sie einfach das Um und Auf für ein Skigebiet ist. Man kann die beste Infrastruktur und die modernsten Aufstiegsanlagen haben, ohne Schnee kann man sein Angebot nicht präsentieren. Der Trend geht sicher dahin, seine Pisten in kurzer Zeit fertig zu haben. Aus diesem Grund haben wir in den letzten Jahren auch sehr viel in die Beschneiung investiert. Ein wichtiges Ziel ist es deshalb auch für mich, zu den ersten Nicht-Gletscher-Skigebieten in Österreich zu zählen, wo man bereits im November Ski fahren kann – vorausgesetzt natürlich, die Witterungsverhältnisse passen. Ich sehe hier noch großes Potenzial, weil man gerade am Anfang der Saison die Gäste noch begeistern kann oder auch neue Gäste gewinnen.Besonders wichtig ist mir aber auch die Entwicklung abseits der Skipisten. Wir haben moderne Aufstiegsanlagen, eine Beschneiung und eine stimmige Infrastruktur am Berg – aber auch der Talbereich, der Ort und die Umgebung müssen mitspielen. Hier gibt es bei uns in Richtung Hotels, Restaurants, Freizeiteinrichtungen schon einige interessante Projekte. Die gesamte Entwicklung muss im Einklang mit der Natur erfolgen. Nur dann werden wir auch weiterhin erfolgreich sein. dwl

Mit dem Almlammprojekt geht man am Hauser Kaibling neue Wege.

Daten & Fakten Hauser KaiblingHöhenlage: 750–2 015 m SeehöheBeförderungsanlagen: 11 (1 8 EUB, 1 Pendelbahn, 1 kuppelbare 6er-Sesselbahn mit Wetterschutzhauben, 4 kuppelbare 4er-Sesselbahnen, 4 Schlepplifte)Gesamtförderleistung: 16000 P/hGesamtbeförderung 2007/08: 4700000 PersonenBeschäftigte: Winter 90, Sommer 35Pisten: 37 kmPistenanzahl: 14Längste Abfahrt: FIS-Abfahrt 7 kmPistenfläche: 100 haParkplätze: 2000 Pkw-Parkplätze, 150 Bus-Parkplätze, 40000 m2 befestigte ParkplätzeSkihütten: 14 ausschließlich mit BedienungSchneeerzeugung: auf 95 % der gesamten PistenSchneekanonen: 130 Stk.

Mag. Arnold Oberacher, Con.os Tourismus Consulting – Erfolgreich ist nur das Einzigartige

Das Thema Bergsommer genießt in der Seilbahnbranche steigende Aufmerksamkeit. Mag. Arnold Oberacher, ehemals Consulent bei der Edinger Tourismusberatung und inzwischen Geschäftsführer bzw. Partner der Firma Con.os.Tourismus Consulting, berät und betreut seit dem Start 1999 die Initiative „Sommerbahnen“ des Fachverbandes der Österreichischen Seilbahnen sowie die Tiroler Sommerbahnen und diverse Bergbahnen direkt. Con.os unterstützt die Bahnen z. B. dabei, das grundsätzliche Konzept zu definieren, die relevanten Themen herauszufiltern und die geeignetsten Flächen auszuwählen bzw. die betriebswirtschaftlich sinnvolle Projektdimension abzustecken und auf ihre Machbarkeit zu prüfen. Grund genug für den Mountain Manager, Herrn Mag. Oberacher um eine Expertise zu bitten.

Interviewpartner Mag. Arnold Oberacher ist Geschäftsführer & Partner der Firma con.os tourismus. consulting gmbh oberacher, schumacher & partner in Wien, vielen bekannt als langjähriger Mitarbeiter der Edinger Tourismusberatung. Fotos: conos

MM-FRAGE: „Wie und wohin entwickelt sich die Bergsommerszene seit Jahren?“Oberacher: „Von der Einstellung ,Wir müssen halt der Gemeinde/Region zu Liebe auch im Sommer fahren – aber Geschäft ist es kaum?’ sind wir heute – einige Jahre und viele engagierte Ideen und Konzepte später – bei der Erkenntnis angelangt, dass der Sommer ein ,Geschäft’ sein kann. Von den ersten Spielplätzen und Elementen kommen wir immer mehr zu runden und schlüssigen Gesamtkonzepten. Vom Verkauf einer ,Berg- und Talfahrt’ kommen immer mehr Betriebe auch im Sommer zum Verkauf von ,Erlebnis-Zeit bzw. Erlebnis-Tagen’ – und damit einer viel besseren Preis-Leistungs-Wahrnehmung beim Kunden, denn 14,– Euro für eine Berg- und Talfahrt ist nicht gerade günstig, für einen ganzen Tag ,Abenteuer’ aber fast ein Schnäppchen, denn so viel kosten eineinhalb Stunden Kino auch! Vom Sommer-Konzept kommen wir außerdem immer öfter auch zu ,Ganzjahres-Konzepten’: Die Sommeransätze sind oft geniale Impulse und Ideengeber auch für Winter-Projekte mit denen man sich unterscheiden kann.“MM-FRAGE: „Worauf kommt es bei erfolgreichen Umsetzungen an?“Oberacher: „Aus meiner Sicht vielleicht mit den 6 Todsünden für ein Bergsommer-Konzept am besten beschreibbar:1.) Zu wenig breit angelegt: d. h. für eine Nischenzielgruppe entwickelt, die vielleicht noch dazu derzeit noch nicht in der Region ist (z. B. Trendsportarten, etc.). Ein gutes Konzept muss die ,Türen’ für möglichst viele Zielgruppen öffnen.2.) Kopieren statt Innovieren: Kopien sind immer schlechter als das Original: Wir haben jetzt schon das x-te …-Wasser – aber nur ein ,Original’ .3.) ,Patchwork’ statt roter Faden: Das wahllose Aneinanderreichen von Stationen, Geräten und Effekten wird zum Fleckerlteppich; Erfolgreich sind die Konzepte mit einem Thema und einer Story; Wenn der Gast nicht mehr zur Bergbahn XY sondern zum Thema (z. B. Hexenwasser, Alpinolino, Berg Kodok, Holzfällerland, etc.) fährt, ist das geschafft.4.) Keine Entwicklungs-Möglichkeiten vorgesehen: Sowohl inhaltlich als auch räumlich sollte man bereits am Beginn wissen, was und wo man sich weiterentwickeln könnte.5.) Konzept von außen: Keines der erfolgreichen Konzepte wurde nur von einem externen Konzeptionisten entwickelt – vielmehr wurden sie (oftmals unter Anleitung eines Themen- und Branchenkenners) gemeinsam mit jenen entwickelt, die damit arbeiten, leben und es verkaufen müssen. Und in den meisten Fällen entstand dann auch nach anfänglicher Skepsis bei Bergbahn-Mitarbeitern oftmals eine tolle Eigendynamik, welche diese Sommer-Konzepte noch heute jährlich weiterentwickelt (z. B. ,Coolster Berg Salzburgs’ am Kitzsteinhorn).6.) Trend- oder Allerweltsthema: Erfolgreich ist, was speziell ist und letztlich eine Besonderheit, Spezialität oder Einzigartigkeit des jeweiligen Berges authentisch hervorhebt (und nicht was jederzeit auch überall anders stehen könnte).“

Beispiel für ,Spaß & Sport – Kombination’ (Geschicklichkeits-Station im Alpinolino – Bergbahn Westendorf).

MM-FRAGE: „Hat das Sommergeschäft in den Alpen eine Chance, eine namhafte Größe zu werden?“Oberacher: „Betriebswirtschaftlich brauchen wir uns nichts vormachen – für eine klassische Winterbahn wird der Sommer immer nur ein (vergleichsweise) bescheidener Umsatzanteil sein. Aber er hat das Potenzial:- ordentliche Frequenzen für einen Berg zu stimulieren,- die nötigen Investitionen meist deutlich schneller zu rentabilisieren als die meisten Winter-Investitionen,- ertragswirtschaftlich positive Deckungsbeiträge für den Gesamtbetrieb zu liefern,- und sich damit als eigenständiges Profit-Center einer Bergbahn zu etablieren. Regional- und Volkswirtschaftlich bieten aber gerade die Sommerbahnen für die Alpen die Chance:- DIE Einzigartigkeit der Alpen – nämlich die Berge und alles rund um sie herum – besonders aufzubereiten und zu zelebrieren und dann einfach, bequem und unterhaltsam mit einer Bergbahn zugänglich zu machen (nicht die Bahn ist dabei die Attraktion, sondern die Besonderheit, zu der mich die Bahn möglichst einfach bringt);- Damit ein Alleinstellungsmerkmal, Verkaufsargument und letztlich einen möglichen Wettbewerbsvorteil der Berge gegenüber anderen Destinationen herauszuarbeiten und zu verstärken.“

Beispiel für eine einfache ,Panorama-Inszenierung durch Focus-Station’ (Ahorn – Bergbahn Mayrhofen).

MM-FRAGE: „Welche Erfahrungen haben Sie selbst gemacht? Welche Themen sind im Kommen und wie gehen Sie mit den Interessenten/Kunden vor?“Oberacher: „Für die Vorgangsweise gibt es kein Patentrezept, weil die Rahmenbedingungen bei fast jedem Berg anders sind, aber sehr oft machen wir es wie folgt:1.) Sensibilisierung möglichst vieler Partner, Verantworlicher, Mitarbeiter und Touristiker rund um eine Bergbahn zum Sommer im Rahmen eines Impulsvortages (Thema: Warum sollen wir eigentlich im Sommer was tun?)2.) Animation der (dann hoffentlich) Interessierten, gemeinsam eine ,Fact Finding Mission’ (Exkursion) zu Kollegen und Umsetzungsbeispielen zu machen;3.) Recherche und Erhebung:- auf welches Einzugs- und Zielgruppenpotenzial (z. B. Sommergäste in der Region) zurückgegriffen werden kann,- welche räumlichen Flächen und Varianten es gibt (Gelände, Grundstückseigentümer, etc.),- welche Themen- und Ideenansätze schon vorhanden sind;4.) Ausarbeitung eines Ideen-Grob-Konzeptes bzw. von Konzept-Varianten;5.) Durchsprache und gemeinsame Entwicklung eines Rohkonzepts in einer Arbeitsklausur mit einer Arbeitsgruppe der Bergbahn;6.) Gemeinsame Festlegung, wer dann die Detailplanungen und Detailkonzeptionen macht. Hier kann angefangen von den Mitarbeitern der Bahn über professionelle Inszenatoren und Szenographen bis hin zu Architekten und Landschaftsplanern dann oft ein buntes Planungs- und Umsetzungsteam entstehen.“

Beispiel für die Thematisierung von klassischen Spielgeräten (,Kaiserland’ – Bergbahn Scheffau).

MM-FRAGE: „Welche Fehler soll man vermeiden?“Oberacher: „Von vornherein zu glauben, es funktioniere nur mit viel Geld. Aus meiner Sicht langt es, für den Start ,das Kapital für eine Pistenraupe einmal in den Sommer zu stecken’, um etwas zu bewegen – vorausgesetzt man investiert dieses Geld eben in Innovationen und neue Ideen und nicht in einen Abklatsch oder eine Kopie.“MM-FRAGE: „Wie kann man die Wetterabhängigkeit reduzieren?“Oberacher: „Ich meine, dass ohne ein ,Bergsommer- Konzept’ die Wetterabhängigkeit am größten ist – denn dann fahre ich nur auf den Berg, wenn’s schön ist! Mit jedem Bergsommer-Konzept reduziere ich die Wetter-Abhängigkeit schon ein wenig, denn wenn sich der Gast vorgenommen hat, ein interessantes ,Berg-Angebot’ jetzt ,endlich mal’ zu besuchen, kann ihn oft auch schlechter werdendes Wetter nicht davon abhalten. Dennoch kann man die Wetterabhängigkeit durch einige Maßnahmen noch weiter reduzieren wie z. B. u Inclusive-Konzepte (wie in Aros, Serfaus-Fiss-Ladis oder Schladming), wo es auch bei schlechtem Wetter spannend ist, auf den Berg zu fahren und Kaffee zu trinken; u Schlechtwetter-Bespielungen wie z. B. das ,Schwebende Kaffeehaus’ n der Ahorn-Bahn (Bergbahn Mayrhofen); u Nutzung von Indoor Flächen am Berg (oft stehen Ski-Verleihs, Ski-Depots, etc. im Sommer leer und könnten mit wenig Aufwand zu Indoor-Welten am Berg verwandelt werden).“

Beispiel ein ,Schlechtwetter-Angebot’: das ,schwebende Kaffeehaus’ am Ahorn in Mayrhofen.

MM-FRAGE: „An welchen Projekten arbeitet ihr gerade?“Oberacher: „Wir arbeiten gerade an der laufenden Betreuung der ,Österreichischen Sommerbahnen’ d. h. wir führen die ,Qualitäts-Zertifizierungen’ von Neuen und ,Nach-Zertifizierungen’ der bestehenden Mitglieder dieser mittlerweile 43 Bergbahnen umfassenden Kooperation durch. Weiters arbeiten wir an der Etablierung einiger Bergsommer-Marketing-Kooperationen wie z. B. in der Ski-Welt Wilder Kaiser-Brixental, Ski Amadè oder in Kärnten und schließlich an einigen Bergsommer-Neuentwicklungen (dazu darf ich leider nicht zu viel verraten). Und wir betreuen regelmäßig einige Sommer-Bergbahnen bei ihrer kontinuierlichen Weiterentwicklung wie z. B. das ,Alpinolino’ in Westendorf, den Schöckl, etc..MM: „Herr Mag. Oberacher, wir danken für das Gespräch.“

Stefan Wirbser, Bürgermeister Feldberg & Vorsitzender Liftverbund Feldberg: „Wir wollen kein Wettrüsten, aber durch pfiffige, ganzjährige Angebote überzeugen“

Der Feldberg ist das Vorzeigeskigebiet in Baden Württemberg und nimmt auch im gesamtdeutschen Vergleich eine Topposition ein. Für den kommunalen Betrieb hat Bürgermeister Stefan Wirbser die Entwicklung der Skiregion, die Herausforderungen der Zukunft und die Ambitionen der Betreiber Revue passieren lassen.

Stefan Wirbser, Bürgermeister von Feldberg und Vorsitzender des Liftverbundes Feldberg. Fotos: Liftverbund Feldberg

MM-FRAGE: „Wie waren Sie mit der letzten Wintersaison zufrieden?“Wirbser: „Der Winter 2007/2008 verlief außerordentlich gut. Wir hatten durchgehenden Winterbetrieb vom 10. November 2007 bis zum 13. April 2008. 156 Betriebstage sind fast identisch mit dem Rekordwinter 2005/2006. Es wurden 440000 Kunden gezählt, was zu einem Winterumsatz von 6,3 Mio. Euro führte. Das sonnige Winterwetter während der Weihnachts- und Faschingsferien vervollständigte einen sehr erfreulichen Winter. Fazit: Hervorragende Saison, einziger ,Wermutstropfen’: die Anlagen unter 1 100 Meter litten unter Schneemangel, soweit keine Beschneiungsanlagen vorhanden sind!“MM-FRAGE: „Welches Angebot hat der Feldberg im Winter?“Wirbser: „Am Feldberg gibt es insgesamt 17 Beförderungsanlagen, die 40 km Piste erschließen. 1/3 davon wird beschneit. Aushängeschild ist die Weltcuppiste, auf der letztmals im Jahr 2000 der alpine Skiweltcup mit Hermann Maier als Sieger stattfand. Ansonsten zeichnen wir uns als Familien- und Snowboardergebiet aus, mit Funpark und Boardercross, wo im letzten Jahr Deutsche Meisterschaften stattfanden. Acht konzessionierte Ski-, Renn- und Snowboardschulen sorgen für ein professionelles Erlernen unseres Schneesportangebots. Bei sonnigem Wetter besticht der Feldberg durch seine einzigartige Alpensicht. Vom Mont Blanc bis zur Zugspitze reiht sich die Alpenkette in freier Sicht nach Süden auf.“

Lift- und Pistenplan am Feldberg.

MM-FRAGE: „Wie lange gibt es die Skidestination Feldberg?“Wirbser: „Der Feldberg ist das älteste Skigebiet Mitteleuropas. Bereits 1891 bestieg der Franzose Dr. Pilet den Feldberg auf Skiern, die er aus seinen Norwegenreisen mitbrachte.Der älteste Ski-Club 1892 Todtnau wurde übrigens am Feldberg gegründet. Erste Hochphasen erlebte der Wintertourismus um die Jahrhundertwende. Durch die Bahnerschließung von Freiburg aus, strömten bereits damals Tausende im Winter auf den Feldberg. 1900 wurden die ersten Deutschen Skimeisterschaften ausgetragen. In den 20er und 30er Jahren war der Skilauf mit den ersten Skiliften bereits Massentourismus. Der älteste Skilift der Welt wurde übrigens im nahe gelegenen Schollach im Jahr 1908 erbaut. Er wurde durch ein Mühlrad mit Wasser angetrieben! Nach dem II. Weltkrieg wurde mit der Lifterschließung in der heutigen Form begonnen. Seit ca. 1990 werden die Anlagen laufend modernisiert und sukzessive durch kuppelbare Sesselbahnen ersetzt und mit Beschneiungsanlagen ergänzt.“MM-FRAGE: „Bei Ihnen sind im Winter so genannte Infoscouts im Einsatz. Seit wann gibt es sie, welche Aufgaben haben sie und wie hat sich das bewährt?“Wirbser: „Die Infoscouts gibt es seit dem Jahr 2003. Sie sind unsere ,gelben Engel’ im Skigebiet, informieren unsere Gäste, holen bei Unfällen die Bergwacht, putzen auch den Kids die Nase, helfen mit einem Pflaster aus oder zeigen den Weg zur nächsten Apres-Ski-Hütte. Sie sind einfach für das Wohlergehen unserer Gäste zuständig. Mit ihren leuchtgelben Skianzügen halten sie sich den ganzen Winter im Skigebiet auf und sind erster Ansprechpartner. Unterstützt wird das ganze durch die Stiftung ,Sicherheit im Skisport’ des Deutschen Skiverbandes.“

Seit den 90er Jahren werden die Aufstiegsanlagen sukzessive modernisiert, im Bild ein moderner kuppelbarer 6er-Sessel.

„Unser Saisonskipass gilt auch in der Skihalle in Dubai!“MM-FRAGE: „Sind Sie Mitglied in einem Kartenverbund, wenn ja – in welchem? Welche Vorteile haben Sie dadurch?“Wirbser: „Wir haben mehrere Kartenverbünde. Neben unserem Kerngebiet am Feldberg, gilt unser Skipass an weiteren 12 Anlagen der Nachbarorte. Daneben gibt es einen Verbund für Saisonkarten mit dem gesamten Bregenzer Wald sowie mit einigen Schweizer Skigebieten. Wir profitieren natürlich gegenseitig von diesen Angeboten. Unser Einzugsgebiet überschneidet sich. Vor allem Ski-Clubs und der Nachwuchsrennsport profitieren. Übrigens gilt unser Saisonskipass auch in der Skihalle in Dubai!“

Sonne, Schnee und Unterhaltung am Berg.

MM-FRAGE: „Welche Bedeutung hat der Feldberg als Skidestination in der Region, wie sieht die Zusammenarbeit mit dem Tourismusverband aus?“Wirbser: „Der Feldberg ist das Skigebiet in Baden-Württemberg. Innerhalb Deutschlands sind wir drittgrößter Anbieter in diesem Bereich. Da wir das einzige größere zusammenhängende Skigebiet in unserer Region sind, und dazu regelmäßig zwischen 110–150 Tage Skibetrieb anbieten können, haben wir praktisch eine Monopolstellung. Innerhalb von zwei Autostunden leben 15 Mio. Menschen. Das unterstreicht unsere Bedeutung als Tagesskigebiet. An Spitzentagen besuchen uns ca. 15 000 Skifahrer und Snowboarder. Unsere Gäste sind ca. 2/3 Tagesbesucher, 1/3 sind Urlauber. Da unsere Liftgesellschaften kommunale Betriebe sind, ist Kooperation mit Tourismusorganisationen nicht notwendig. Vom Marketing über die Urlaubsbuchung bis zum Skipassverkauf ist bei uns alles in einer Hand!“

Im Sommer gehören Mountainbiken und Wandern zum Angebot der Region.

MM-FRAGE: „Wie sehen Sie die Position Ihrer Destination im Vergleich mit Skiregionen in den Alpen?“Wirbser: „Wir konkurrieren mit mittelgroßen Alpenskigebieten. Da wir leichte Preisvorteile haben und verkehrstechnisch bestens erschlossen sind, können wir uns gut behaupten. Von Vorteil ist unser vielfältiges Angebot außerhalb von Winter und Schnee. Innerhalb einer Stunde Autofahrt sind von uns aus zu erreichen: Basel, Freiburg oder Straßburg, sowie der Kaiserstuhl als wärmste Gegend Deutschlands mit seinem hervorragenden Weinanbaugebiet, oder die Thermalbäder im Markgräflerland lassen südländisches Flair aufkommen und bieten Abwechslung im Skiurlaub – drei Tage schlechtes Wetter sind also kein Problem! Unser Haupteinzugsgebiet reicht von der Nordschweiz bis in den Frankfurter Raum und das Saarland. Wir haben auch zahlreiche Winterurlauber aus den Benelux-Staaten und natürlich aus ganz Deutschland. Interessanterweise steigen die Gästezahlen aus Frankreich!“

Im Sommer gehören Mountainbiken und Wandern zum Angebot der Region.

„Im Winter ist die Gästestruktur jünger“MM-FRAGE: „Welche Bedeutung hat das Sommergeschäft und was bietet der Feldberg?“Wirbser: „Hier muss man unterscheiden. Für die Bergbahnen ist der Winter natürlich das Hauptgeschäft. Hinsichtlich der Tagesbesucher und der Übernachtungsgäste halten sich Sommer und Winter in der Waage, mit steigender Wintertendenz. Die Wertschöpfung aus dem Wintertourismus ist allerdings bedeutend höher. Im Sommer bietet unser größtes Naturschutzgebiet des Landes mit subalpiner Fauna und Flora sowie das einzigartige Mountainbike- und Wandergebiet mit seinen Einkehrmöglichkeiten in den bewirtschafteten Almhütten ein Alleinstellungsmerkmal im Schwarzwald. Dazu kommen Wassersportangebote im benachbarten Titisee und Schluchsee und in Hinterzarten kann man den weltbesten Skispringern beim Sommertraining zuschauen. Der Bodensee, der Rheinfall in Schaffhausen oder Deutschlands größter Freizeitpark, der Europapark, sind in einer Autostunde erreichbar. Alle Gäste fahren übrigens im ganzen Schwarzwald mit Bus und Bahn kostenlos!“MM-FRAGE: „Welche Gäste sprechen Sie im Winter an, welche im Sommer?“Wirbser: „Im Winter ist die Gästestruktur jünger. Vor allem Familien zieht es zu uns. Im Sommer sind es die aktiven Erholungssuchenden und eher ältere Menschen, die im Schwarzwald Urlaub machen. Unsere Gäste kommen hauptsächlich aus Baden-Württemberg, 80 % sind Deutsche, der Rest aus dem europäischen Ausland.“

Fasnet Spaß für Gäste und Einheimische.

MM-FRAGE: „Sind in nächster Zeit Investitionen geplant (Sommer/Winter)?“Wirbser:
„Wir wollen den Winter noch schneesicherer machen. Das Ziel ist die
Komplettbeschneiung unseres Skigebiets, so wie der komplette Austausch
der restlichen Schlepplifte durch Sesselbahnen. Dazu wollen wir die
Parksituation verbessern. Für 2009 ist der Bau eines Parkdecks für 1
300 PKW derzeit im Genehmigungsverfahren. Ferner kämpfen wir seit
Jahren wieder um einen alpinen Skiweltcup. Vier Wettbewerbe haben wir
bereits durchgeführt. Wir wollen wieder zeigen, dass man auch in
Mittelgebirgen auf Spitzenniveau alpin Skifahren kann – schließlich
hießen die bisherigen Sieger Ingemar Stenmark, Pirmin Zurbriggen,
Rainer Schönfelder und eben Hermann Maier. Nur die Besten ihrer Zeit
haben bei uns gewonnen!“MM-FRAGE: „Sehen Sie in den nächsten
Jahren Probleme aufgrund des Klimawandels – Skidestination um 1 500 m
wären davon zuerst betroffen, wie man hört?“Wirbser: „Das Klima
des Feldbergs ist vergleichbar mit Nordalpenregionen um 2000 m. Da wir
die höchste Erhebung nördlich der Alpen sind, bescheren uns die
Tiefdruckgebiete über Skandinavien und dem Nordatlantik reichlich
Schnee. Während der Schwarzwald bis in die 80er Jahre des letzten
Jahrtausends bis auf Lagen um 800 m schneesicher war, hat sich das
ganze auf ca. 1 100 m nach oben geschoben. Unser Skigebiet liegt
zwischen 1100 und knapp 1 500 m. Ich denke, dass mit dem Ausbau der
Beschneiung das Wintergeschäft für die nächsten 25 Jahre eher zunehmen
wird. Dies wird uns auch durch wissenschaftliche Studien der
Universität Freiburg und der Deutschen Sporthochschule fundiert
bestätigt. Was nach 2040 sein wird, weiß niemand! Ich persönlich glaube
jedenfalls an die Zukunft des Feldbergwinters. Alternativen haben wir
ohnehin keine, jedenfalls nicht solche mit denen man Geld zum Überleben
verdienen kann.“„Vorrang hat der strukturelle Ausbau von Qualität“MM-FRAGE:
„Wie wollen Sie den Feldberg in der Zukunft positionieren, was soll
noch ausgebaut – stärker positioniert und vermarktet werden?“Wirbser:
„Wir setzen in der Zukunft noch konsequenter auf unser
Alleinstellungsmerkmal als größtes und schneesicherstes Skigebiet im
Schwarzwald. Vorrang hat dabei der strukturelle Ausbau von Qualität.
Neuerschließungen wollen und brauchen wir nicht. Wir brauchen in ganz
Deutschland allerdings eine stärkere Wintertourismuslobby. Deutschlands
Wintersportler sind über alle Disziplinen gesehen, weltweit die Besten.
Das kommt ja nicht von ungefähr und wäre ohne Wintersportinfrastruktur
im eigenen Land nicht möglich. Dies muss man der deutschen
Öffentlichkeit auch unter touristischen Aspekten deutlicher machen. Die
beschlossene Bewerbung Münchens für die Olympischen Winterspiele 2018
müssen wir daher nutzen, um Deutschland als Wintersportland zu
positionieren. Eine bessere Chance gibt es nicht!“MM-FRAGE:
„Welche Themen werden für die deutschen Seilbahnunternehmen Ihrer
Meinung nach in den nächsten Jahren im Vordergrund stehen, um
erfolgreich zu sein?“Wirbser: „Deutschlands Seilbahnen stehen
unter enormem Konkurrenzdruck mit den anderen Alpenländern. Dort ist
die Lobby für Berg- und Wintertourismus einfach größer. Entsprechend
einfacher haben es unsere Mitbewerber. Andererseits haben wir den
Vorteil, nicht so ,winterlastig’ zu sein und oftmals viel größere
Einzugsgebiete im Tagestourismus zu haben. Das Erfolgsgeheimnis wird
wohl unter dem Motto ,klein aber fein’ zu finden sein. Wir können kein
Wettrüsten aufnehmen, aber durch pfiffige und neuartige ganzjährige
Angebote die Nische füllen. Die Technik darf nicht im Vordergrund
stehen, sondern der Mensch! Wir müssen uns die Frage stellen, was
suchen die Menschen in den Bergen, ja auf den Bergen? Diese Träume zu
erkennen und zu erfüllen, wird das Erfolgsgeheimnis sein.
Funktionierende und sichere Seilbahnen sind Grundvoraussetzung, wir
müssen uns künftig um die Nutzer unserer Anlagen stärker kümmern!
Alleinstellungsmerkmale helfen: Vom Feldberg aus sieht man nirgends die
gesamte Alpenkette besser, Fellhorn und Nebelhorn in Oberstdorf sind
ohnehin Klassiker, im Sauerland bietet Willingen einen spektakulären
Kletterturm am Berg, der Arber lockt mit seiner rauen Wildheit und auf
dem Fichtelberg im Erzgebirge schaut man auf Deutschlands
höchstgelegene Stadt. Die Präsentation des EM-Aufgebots unserer
Fußballer auf der Zugspitze war übrigens marketingtechnisch betrachtet
ein Volltreffer. Dort wo ,Deutschlands Lieblinge’ hin wollen, will
schließlich jeder hin – nach oben!“ dwl

Über MOUNTAINMANAGER

MOUNTAINMANAGER hat sich in 50 Jahren als die internationale Fachzeitschrift für bergtouristisches Management und Alpintechnik an führender Position etabliert. Die kompetentesten Fachjournalisten der Branche mit Sitz in den drei zentralen Alpenländern Österreich, Schweiz und Deutschland sind für den MOUNTAINMANAGER tätig.
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